Mit diesen schlichten Worten faßte Hermann Hesse die Zielsetzung des 1907 in München gegründeten Werkbundes zusammen, dessen Wirkung für die Herausbildung einer modernen Formgestaltung in Deutschland nicht zu unterschätzen ist. Die 24 Gründungsmitglieder setzen sich zu gleichen Teilen aus Künstlern und Firmen zusammen.
Unter den Künstlern dominierten die Architekten, u. a. Paul Schultze-Naumburg und Peter Behrens, die oft auch als Hochschullehrer und Gestalter tätig waren. Bei den Firmen finden sich so bekannte Namen wie der Diederichs Verlag und die Deutschen Werkstätten aus Hellerau. Zu den frühen Mitgliedern gehörten auch Politiker wie Friedrich Naumann und Schriftsteller wie Harry Graf Kessler.
Theodor Heuss hat die Gründung des Werkbundes rückblickend als »eine der großartigsten und fruchtbarsten Leistungen der neuen deutschen Geistesgeschichte« bezeichnet. Es ging dem Werkbund bei seiner Arbeit um nicht weniger als einen ästhetischen Konsens, der erzieherisch auf den Menschen wirken und sich in allen Gegenständen des alltäglichen Bedarfs niederschlagen sollte.
In den Worten der damaligen Zeit hieß das »Veredelung der gewerblichen Arbeit im Zusammenwirken von Kunst, Industrie und Handwerk, durch Erziehung, Propaganda und geschlossene Stellungnahme zu einschlägigen Fragen«. Erreicht werden sollte dieses Ziel durch Ausstellungen und vor allem Publikationen, mit denen die Ideen unters Volk gebracht wurden.
Daher verstand sich der Werkbund vor allem als Institution der Vernetzung, als Interessenvertretung und als Forum des Austauschs. Über den ästhetischen Konsens wurde, nicht zuletzt vor dem Hintergrund historischer Ereignisse, im Werkbund lebhaft debattiert. Es galt dabei, Widersprüche zwischen Kommerz und Kultur, zwischen Schöpfertum und Rationalität, zwischen Zweck und Form sowie zwischen Typenbildung und Individualität auszugleichen, was immer nur für den Moment gelingen konnte.
Diese Debatten hat sich der Architekturhistoriker Werner Oechslin (* 1944) in seinem Buch vorgenommen. Wer erwartet, darin etwas zur Geschichte und den praktischen Folgen des Werkbundes zu erfahren, wird enttäuscht sein. Oechslin setzt beim Leser die Kenntnis dieser Dinge voraus. Sein Buch könnte man daher mit viel Wohlwollen als eine »Ideengeschichte« des Werkbundes bezeichnen, die sich nahezu ausschließlich auf die zahlreichen Streitschriften stützt, die seinerzeit um das Thema »moderne Formgestaltung« kreisten.
Erschwert wird die Lektüre dadurch, daß Oechslin einleitend zwar richtig bemerkt, daß die Geschichte dieser Ideen »kraus« sei, es ihm aber auch nicht richtig gelingen will, in dieses Durcheinander wenigstens eine thesenartige Ordnung zu bringen. Offensichtlich hat ihn das Beispiel Walter Gropius, der rückblickend die Geschichte des Werkbundes auf sich selbst zulaufen ließ, so sehr verschreckt, daß er von jeglichem linearen Entwicklungsschema abgerückt ist.
Wer sich für die Geistesgeschichte des 20. Jahrhunderts interessiert, wird trotzdem einigen Gewinn aus dem Buch ziehen, da Oechslin fast ausschließlich aus den Quellen schöpft.
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Werner Oechslin: Werkbundzeit. Kunst, Politik und Kommerz im Widerstreit, München: Carl Hanser Verlag 2021. 335 S., 28 €
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