Frank Böckelmann: Erkenne die Lage!

von Erik Lommatzsch --

Oft schließt Frank Böckelmann seine Texte, die er unter dem interpunktionsverstärkten Titel Erkenne die Lage! vorgelegt hat, nach analysierenden Beschreibungen verheerender, aktueller Zustände mit wuchtigen, zum Durchhalten oder gar zur Gegenwehr motivierenden Sätzen ab.

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Das klingt bei­spiels­wei­se so: »Auch wir Wider­ständ­ler haben den Unter­gang vor Augen – die Neu­be­sied­lung des asia­ti­schen Aus­läu­fers Euro­pa mit brau­nen, die Sank­tio­nen des Islams fürch­ten­den Stan­dard­men­schen in Mil­li­ar­den­zahl. Und wir sagen nein.« Ange­fügt wird hier der durch­aus pas­send okku­pier­te Klas­si­ker »No pas­arán!« Bezüg­lich des gezielt her­bei­ge­führ­ten Ver­lo­ren­ge­hens von Gege­ben­hei­ten wie Ort, Her­kunft und Spra­che meint er: »Kein Opfer ist groß genug, kei­ne Ver­gel­tung ange­mes­sen, um den Mäch­ten der Ent­gren­zung die­sen Ver­lust heim­zu­zah­len.« Oder es heißt: »Dafür, daß unser Tun und Las­sen nicht belie­big aus­tausch­bar sei, lohnt jedes Opfer.«

Böckel­mann gibt vier­tel­jähr­lich die »vogel­freie Schrift« Tumult her­aus. Bei den vor­lie­gen­den Tex­ten han­delt es sich um fünf­zehn sei­ner Edi­to­ri­als, die zwi­schen Ende 2015 und Mit­te 2020 erschie­nen sind. Kri­te­ri­um für die Aus­wahl sei gewe­sen, daß »deren Befun­de sich noch nicht her­um­ge­spro­chen haben«, wie er in einem ein­lei­ten­den Vor­wort resi­gniert-euphe­mis­tisch for­mu­liert, in einer Zeit, in der »die öffent­li­che Mei­nung in Schick­sals­fra­gen auf Ein­heits­li­nie gebracht wird«.

The­ma­ti­siert wer­den (poli­ti­sche) Rea­li­täts­ver­wei­ge­rung und Gleich­gül­tig­keit in allen ­Bedeu­tungs­fa­cet­ten, etwa, daß sich »Netz­bür­ger selbst gleich­gül­tig gewor­den sind«, oder: »In der Demons­tra­ti­on puren Gut­seins gip­felt voll­ende­te Gleich­gül­tig­keit.« Eben­so Gleich­set­zun­gen, Ver­ein­heit­li­chun­gen, so auch von geo­gra­phi­schen Räu­men, der unge­hin­der­te Zuzug (»Völ­ker­fuß­wan­de­rung 2015?«), die absichts­voll über­se­he­ne Isla­mi­sie­rung, libe­ra­ler Tugend­ter­ror, Hyper­mo­ral, Ent­gren­zun­gen, ange­fan­gen von denen des Staa­tes bis hin zu denen der Geschlech­ter; der Bedarf an »simu­lier­tem Natio­nal­so­zia­lis­mus« zur Auf­recht­erhal­tung einer Agen­da oder »euro­päi­sche Wer­te« und »Wie­der­gut­ma­chung« einer gern über­nom­me­nen his­to­ri­schen Schuld als hand­lungs­lei­ten­de, rea­le Gege­ben­hei­ten domi­nie­ren­de Leit­li­ni­en. Grund­sätz­li­ches sei außer Kraft gesetzt: etwa, »poli­tisch zu han­deln, schließt näm­lich ein, den gemein­sam her­aus­ge­bil­de­ten Wil­len nicht recht­fer­ti­gen zu müs­sen«. Die »deut­sche Regie­rung schreckt vor deut­scher Poli­tik zurück«.

Der Tumult-Her­aus­ge­ber for­mu­liert ein­präg­sam. So sei »für die Ori­en­tie­rung jedes Zuwan­de­rers« die Wert­schät­zung des Eige­nen unab­ding­bar, er bezeich­net es als »sou­ve­rä­ne Into­le­ranz«. Die im vir­tu­el­len Zeit­al­ter unent­schlos­sen Aus­har­ren­den sind ihm »Wirk­lich­keits­an­wär­ter«, und das »Migra­ti­ons­ge­sche­hen« sei sprach­lich schon in den 1990er Jah­ren »in einem Gehäu­se aus Gesin­nungs­stahl bewäl­tigt« wor­den. »Die Erfah­rung floß a prio­ri und fließt bis heu­te in bereit­ste­hen­de Deu­tungs­be­häl­ter. Es müß­te viel, sehr viel gesche­hen, damit sie bersten.«

Der »His­to­ri­ker­streit« Mit­te der 1980er Jah­re sei der letz­te Kampf inner­halb der »gro­ßen ideo­lo­gi­schen Rich­tungs­kämp­fe um deut­sche Son­der­we­ge und Neu­ori­en­tie­rung« gewe­sen, danach habe sich »in den Debat­ten ein stil­ler Kon­sens« aus­ge­bil­det. Auch auf­grund eige­ner Erfah­run­gen emp­fiehlt Böckel­mann »Kei­ne Selbst­recht­fer­ti­gung!« – sofern Eti­ket­ten wie »natio­na­lis­tisch« oder »rechts­po­pu­lis­tisch« ange­hef­tet wer­den. Und kei­ne »Abgren­ze­rei«, denn die­se sei »stets ver­hoh­le­ne Kum­pa­nei mit dem Machthaber«.

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Frank Böckel­mann: Erken­ne die Lage! Expe­di­tio­nen ins Ver­dräng­te, Dres­den: edi­ti­on buch­haus losch­witz 2021. 162 S., 19 €

 

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