Das klingt beispielsweise so: »Auch wir Widerständler haben den Untergang vor Augen – die Neubesiedlung des asiatischen Ausläufers Europa mit braunen, die Sanktionen des Islams fürchtenden Standardmenschen in Milliardenzahl. Und wir sagen nein.« Angefügt wird hier der durchaus passend okkupierte Klassiker »No pasarán!« Bezüglich des gezielt herbeigeführten Verlorengehens von Gegebenheiten wie Ort, Herkunft und Sprache meint er: »Kein Opfer ist groß genug, keine Vergeltung angemessen, um den Mächten der Entgrenzung diesen Verlust heimzuzahlen.« Oder es heißt: »Dafür, daß unser Tun und Lassen nicht beliebig austauschbar sei, lohnt jedes Opfer.«
Böckelmann gibt vierteljährlich die »vogelfreie Schrift« Tumult heraus. Bei den vorliegenden Texten handelt es sich um fünfzehn seiner Editorials, die zwischen Ende 2015 und Mitte 2020 erschienen sind. Kriterium für die Auswahl sei gewesen, daß »deren Befunde sich noch nicht herumgesprochen haben«, wie er in einem einleitenden Vorwort resigniert-euphemistisch formuliert, in einer Zeit, in der »die öffentliche Meinung in Schicksalsfragen auf Einheitslinie gebracht wird«.
Thematisiert werden (politische) Realitätsverweigerung und Gleichgültigkeit in allen Bedeutungsfacetten, etwa, daß sich »Netzbürger selbst gleichgültig geworden sind«, oder: »In der Demonstration puren Gutseins gipfelt vollendete Gleichgültigkeit.« Ebenso Gleichsetzungen, Vereinheitlichungen, so auch von geographischen Räumen, der ungehinderte Zuzug (»Völkerfußwanderung 2015?«), die absichtsvoll übersehene Islamisierung, liberaler Tugendterror, Hypermoral, Entgrenzungen, angefangen von denen des Staates bis hin zu denen der Geschlechter; der Bedarf an »simuliertem Nationalsozialismus« zur Aufrechterhaltung einer Agenda oder »europäische Werte« und »Wiedergutmachung« einer gern übernommenen historischen Schuld als handlungsleitende, reale Gegebenheiten dominierende Leitlinien. Grundsätzliches sei außer Kraft gesetzt: etwa, »politisch zu handeln, schließt nämlich ein, den gemeinsam herausgebildeten Willen nicht rechtfertigen zu müssen«. Die »deutsche Regierung schreckt vor deutscher Politik zurück«.
Der Tumult-Herausgeber formuliert einprägsam. So sei »für die Orientierung jedes Zuwanderers« die Wertschätzung des Eigenen unabdingbar, er bezeichnet es als »souveräne Intoleranz«. Die im virtuellen Zeitalter unentschlossen Ausharrenden sind ihm »Wirklichkeitsanwärter«, und das »Migrationsgeschehen« sei sprachlich schon in den 1990er Jahren »in einem Gehäuse aus Gesinnungsstahl bewältigt« worden. »Die Erfahrung floß a priori und fließt bis heute in bereitstehende Deutungsbehälter. Es müßte viel, sehr viel geschehen, damit sie bersten.«
Der »Historikerstreit« Mitte der 1980er Jahre sei der letzte Kampf innerhalb der »großen ideologischen Richtungskämpfe um deutsche Sonderwege und Neuorientierung« gewesen, danach habe sich »in den Debatten ein stiller Konsens« ausgebildet. Auch aufgrund eigener Erfahrungen empfiehlt Böckelmann »Keine Selbstrechtfertigung!« – sofern Etiketten wie »nationalistisch« oder »rechtspopulistisch« angeheftet werden. Und keine »Abgrenzerei«, denn diese sei »stets verhohlene Kumpanei mit dem Machthaber«.
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Frank Böckelmann: Erkenne die Lage! Expeditionen ins Verdrängte, Dresden: edition buchhaus loschwitz 2021. 162 S., 19 €
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