Unmittelbar erschloß sich mir, was das bedeutete – „Super-Markt“: Präsenz einer Überfülle an Waren, von Backwerk, Fleisch- und Wurstbergen über alle Früchte der Welt bis zu Hightech-Artikeln, für uns unüberschaubar, aber offenbar hier dauerverfügbar vorhanden, die Regale morgens so überbordend gefüllt wie abends und wie jeden Tag in jedem Jahr, permanente preisregulierte Allgegenwart von allem.
Diogenes: „Wie viele Dinge gibt es doch, die ich nicht brauche!“ Aber irgendwer, viele, viele bedürfen ihrer wohl und meinen das Zeug nötig zu haben.
Mag sein, daß der Mensch – der „Bundesbürger“ – sich das nur so wünschen konnte und daß wir Ostler es uns nun ebenso wünschen wollten – als Höhepunkt der Menschheitsentwicklung vom darbenden Jäger und Sammler über den um sein Brot ringenden Bauern und durch die Jahrzehnte der pauperisierten Proletarier genau hierher in dieses grell ausgeleuchtete Schlaraffenland mit seinen vakuumverschweißten Schinken und all den sterilisierten Joghurts und Puddings, noch dazu in unüberschaubarer Vielfalt der Sorten und Marken.
Und tatsächlich: Bei aller Reizüberflutung fühlten sich meine DDR-Landleute wie gesegnet.
Hatte Niklas Luhmann nicht so trefflich den Sozialismus vom Kapitalismus unterschieden, indem er meinte, hier stünden Waren nach den Menschen, dort aber die Menschen nach den Waren an? Die Bundesrepublik – ein Westpaket, das wir aufreißen konnten, wenn wir erst das Geld dazu hatten. Für viele ein irres Erlebnis.
Ja, wir kannten das aus der Werbung, und wir wußten, daß die adipösen Amerikaner noch viel größere Einkaufswagen ihre straßenlangen Supermarkt-Regale entlangschoben, um dort zentnerschwer aller Welt Waren zu laden, aber nun, als wir, hundert Westmark wohlverwahrt in der Tasche, damit direkt konfrontiert waren, erlebten wir nicht nur einen Kulturschock, wie es so banal hieß, wir erkannten, ohne es zunächst auf den Begriff bringen zu können, sofort, was dieses Westland zusammenhielt – mehr als Freiheit, Demokratie und Menschenrechte nämlich der Konsum im Kingsize-Format.
Und sicherlich war ich nicht der einzige, der empfand:
Wenn das so läuft, wenn der Welt bzw. der Natur über einen solchen Tonnagen-Stoffwechsel die Ressourcen permanent abgezapft und wegverdaut werden – Mal abgesehen vom dazu erforderlichen Weltverkehr! – und wenn das nicht nur akzeptiert, sondern als selbstverständlich, ja als Glück, Heil und Segen empfunden wird, dann kann das nicht gutgehen, und zwar für den Menschen nicht, der auf seine Eigenschaft als Endverbraucher geschrumpft wird, erst recht aber nicht für die Bodenschätze, die Biosphäre und die Mitgeschöpfe.
Vor einer solchen Lebensart des Turbo-Verbrauchens warnten nicht nur die alten Religionen, Mythen und Märchen und ein wesentlicher Teil der Philosophie, sondern gleichfalls die elementare Erziehung der einfachen Leute kraft gesunden Menschenverstandes. Hier aber im Westen schien das normal: Pack den Wagen so voll wie nur möglich, nimm, was du kaufen kannst. Im Osten galt man als unverschämt gierig, wenn man an der Fleischtheke mehr als drei, vier Koteletts verlangte; hier war man Traumkunde, wenn man gleich zwanzig forderte.
Sichtlich hingen in diesem perfektionierten Prinzip West alle mit drin, die feisten Bürger ebenso wie ihre sich alternativ und ökologisch gebende Nachkommenschaft. Ultragrüne sind heut eben nicht mit dem SUV, sondern mit Lastenrädern unterwegs, ihrem bevorzugten Vehikel für Shopping-Touren. Das hier war der Tempel, dem sie alle dienten und der sie seinerseits zum Dienst zwang, der SUPER-MARKT. Welch treffender Begriff.
Zu dem, was in Regalen zu sehen war und billig-nuttig um Aufmerksamkeit buhlte, kam all das andere, das Jetten durch die Welt, die Pauschalreisen mit ihren All-inclusive-Freßbuffets in der Hotellerie des Südens, üppig dank niedriger Personalkosten, das Diktat des Automobils als angeblich stärkstes Symbol von Freiheit und Status und nicht zuletzt die selbst im edlen Gewand präsente Degeneriertheit vieler Menschen, die bei oberflächlichem Chic selbst aussahen wie straff in Kunstdarm gepreßtes mürbes Mortadella-Fleisch.
Die Demokratie und die Sozial- und Rechtsstaatlichkeit des Discounter-Staates wurden als exzellentes Ergebnis der Geschichte betont. Man hört das übersatte Aufstoßen dabei mit: Wohlstand statt Sozialismus! Darin sollte der immense Gewinn für uns, die allzu schlanken Kinder des Mangels, liegen, genau danach sollten wir Entrechteten und Bevormundeten im Osten so wacker verlangt haben.
Wir begriffen, daß Freiheit, Recht und Demokratie, die als ethische Vollendung der Geschichte gepriesen wurden, zuallererst die politischen Mechanismen waren, die den XXL-Verbrauch utilitaristisch-ökonomisch regelten. Demokratie also als „Herrschaft der bloßen Zahl“, als „abstrakte Egalität“, als „Nivellement“, wie sie von Ernst Troeltsch aufgefaßt wurde.
Würde, Menschen- und Freiheitsrechte waren die Etiketten, die von der Politik auf den Wanst dieser Verbrauchsgesellschaft gepflastert wurden, die sich im Konsumieren selbst verbrauchte.
Daß sie dabei selbstgerecht und selbstgefällig war, hatten wir vor der sogenannten Wende gewußt, insofern zu erleben war, wie der Westen über den Osten sprach – nicht nur wegen der politischen Differenz der Systeme, in der wir in den Augen der angeblich freien Welt eine politische unterentwickelte Art von Nichtdemokraten darstellten, sondern in Abschätzigkeit auch gegenüber unserem vermeintlich materiell so armseligen Dasein als Kleinstverbraucher.
Wir waren ab 1990 Beitrittsgebiet. Wir kamen als deutsche Wirtschaftsmigranten. Im Sommer waren die Westbotschaften in Prag und Warschau unser Lampedusa und Lesbos gewesen. Zum einen waren wir, zur Dankbarkeit verpflichtet, dem wirtschaftlich viel stärkeren Teil des einstigen Vaterlandes kraft Abstimmerei beigetreten, zum anderen aber überhaupt erstmals direkt in den Weltmarkt mit einbezogen. Mit allen Chancen und Risiken.
Und um den Preis, daß unser kleineres, viel schwächeres Land mit dem, was es gerade so noch zu bieten hatte und was als verdammt wenig galt, unter den Hammer kam. Treuhänderisch, wie es hieß. Wir hatten einzusehen: Das war zwingend so und nur so nötig, wenn wir als Deutsche jetzt nach westdeutschem Wohlstandsprinzip mitmachen wollten.
Und das wollten wir ja wohl. Anders: Der geschichtliche Verlierer hat sich nun mal auszuliefern und vor allem nicht so zimperlich anzustellen. Wir hatten ja erlebt: Was in der DDR und im Ostblock – aus welchen historischen Ursachen heraus auch immer – so versucht worden war, das lief nun mal nicht, das war vielmehr mit Unrecht, Stasi, Mauer und Stacheldraht und Hunderttausenden Russen im Land verbunden; aber hier im Westen lief es beeindruckend, und der Erfolg gab dem Prinzip doch augenfällig recht. Und statt trauriger Russen gab’s verdammt coole Amerikaner, Briten, Franzosen und Kanadier im Land.
Wir wurden übernommen, unsere zerfallenden Innenstädte rettete das Kapital der Immobilienwirtschaft, der Lebensstandard glich sich an, der Horizont wurde global geweitet. Fast gleichzeitig begannen der massenhafte Einsatz der Personalcomputer und dann deren Vernetzung, die schließlich die ganze Welt einfing. Ist schon ein Sozialismus mit Internet kaum vorstellbar, so erst recht keiner mit Amazon und Zalando.
Kollateralschäden:
Die Geburtenrate in Ostdeutschland brach sofort ein, das Leben in unseren irgendwie kibbuz-ähnlichen LPG-Dörfern erstarb in wenigen Jahren, es entvölkerten sich ganze Landstriche, und vor allem brach die für die Freiheit notwendige Individualisierung einst bewährte Bindungen auf, so daß wir in zehn Jahren nahezu vollständig vereinzelt und entsolidarisiert lebten, uns aber um so mehr auf die Versachlichungen und Verrechtlichungen im „stählernen Gehäuse“ (Max Weber) des Rationalen verlassen mußten.
Die Plattenbaugebiete, in denen die jungen DDR-Familien gewohnt hatten, wandelten sich zu Alters- und Migrantenbezirken, und außerhalb der Städte wurde es ganz still im Osten, denn das Leben auf dem Lande erstarb. Aber wir suggerierten uns, daß es letztlich allen besser ging. Materiell. Wie Helmut Kohl versprochen hatte. Nur war mit den blühenden Landschaften so ein kaltes Schweigen eingezogen, und jeder lebte in seinem mit Baumarkt-Material aufgebesserten Domizil für sich.
Nach den Insekten starben in den Monokulturen und ausgeputzten Landschaften die Singvögel weg. Ökologisch sah es tatsächlich nach dem Ende der Geschichte aus. Früher, im anderen Vaterland, kam es noch ganz wesentlich auf die Ergebnisse der Ernten an; jetzt war dank Weltmarkt immer alles vorhanden. Mehr als genug! Den vielfältigen Arten- und Sortenreichtum hatte Biomasse abgelöst. Überhaupt galt: Quantität stets vor Qualität.
Zum Philosophieren blieb keine Zeit; wir hingen mit drin: Mitgefangen, mitgehangen! Die SED-Folgepartei PDS verwaltete noch politfolkloristisch den demografischen DDR-Restbestand, der pointierende Schwätzer Gregor Gysi wurde dabei zum kleinen Volkstribun der kleinen Ostler und streichelte deren Seele, bis er mit ihnen wegalterte. Ein sympathisch wirkender geistreicher Maulheld. Als er ein einziges Mal echte Verantwortung zu übernehmen hatte, als Berliner Wirtschaftssenator, bemerkte er, daß das nichts für ihn war und korrigierte diesen Fehler sogleich, um wieder frei lamentieren und ironisieren zu können. Vorbei.
Eigenartig nur, wie die Westgesellschaft dreißig Jahre nach dem Zugewinn des Ostens selbst von einer Art politischen Depression erfaßt wurde und die Grundlagen der eigenen wirtschaftlichen und Sozialerfolge beargwöhnte.
Plötzlich galt die Leistungsgesellschaft, in die sich vorher jeder mit Mumm hineinzuzwingen hatte („Lehrjahre sind keine Herrenjahre!“), als nicht mehr zumutbar und zu selektiv, das Zurückbleiben der Schwächeren als Diskriminierung und die Ausbeutung der Weltressourcen als ethisch verwerflich. Immer weniger ging es um die kapitalistische Basis, sondern um deren Kompensation durch einen quasisozialistischen Überbau und eine umverteilende Transfer-Gesellschaft.
Der kunterbunte Warenfetischismus wurde verdächtig, das Auto, ja sogar die früher lebenserhaltende Kuh avancierten zu gefährlichen Klimakillern, der auf fossiler oder gar atomarer Grundlage produzierende Energiesektor galt als schlimmes Teufelswerk. Und mit der Umwertung all dieser Werte wurden gleichzeitig die gesamte Geschichte und das vertraute Selbstverständnis umgeworfen wie mißliebig gewordene Denkmale. Den Reichtum aber wollte man behalten; man wollte nur besser nicht mehr wissen, woher er rührte.
Was ihn im Westen ganz entscheidend begründet hatte, der harte leistungsorientierte Kapitalismus der tatsachenorientierten Unternehmer, der Naturwissenschaftler von Weltruf und der findigen Ingenieure, erst recht der Kolonialismus, der damit angeblich verbundene Rassismus, die Ausbeutung der Arbeit und der Kahlschlag der Biosphäre, jahrzehntelang mit stolzen Symbolen verklärt, galten nun als historische Verbrechen, und es sollte mit „Fair Trade“, „Mehr Bio!“, Veganismus und vor allem allumfassender Gerechtigkeit und Inklusion gegengesteuert werden, möglichst innovativ und mit der ganzen endlich gesundenden Welt im „Team“.
So weltvorbildlich sich der Westen etwa sechzig Jahre lang dargestellt hatte, so schuldig sollte er sich jetzt fühlen.
Vergessen schien, welche Aufstiegsmöglichkeiten es einst für den leistungswilligen Selbstüberwinder gab, gerade wenn er als bislang Unterprivilegierter sich von der Dynamik angespornt fühlte. Nein, man sollte sich nichts mehr erst verdienen müssen, sondern per se das Notwendige zugereicht bekommen, weil es einem, so die politische Konstruktion, von vornherein doch zustand. Transfergesellschaft. Es reichte neuerdings, „Bedarfe“ anzumelden, selbst wenn man nichts leisten konnte oder wollte. Jedem kam Würde zu, gerade dem Faulpelz.
Der „Wokeismus“ betrieb diese vermeintliche Revolution mit sektenartigem Fanatismus, überformte Kultur und Sprache mit seiner Ideologie, und sogleich schlossen sich die Weltregierungen ihm an. Überall schien ein schlechtes Gewissen aufgebrochen wie eine jahrhundertalte Lebenslüge. Nicht allein der deutsche Nationalsozialismus galt jetzt als staatsterroristisch, er leitete sich eher her als perverse Folge eines Prinzips, das neuerdings als schon viel langfristiger und grundsätzlich als verwerflich identifiziert wurde, schon von der Industrialisierung und der Herrschaft des weißen Mannes her.
Nur noch wer farbig war oder aus dem geschundenen Süden kam, konnte als genuin gut gelten und durfte sich daher alle Forderungen an uns Schuldige erlauben.
Die Botschaft der Erweckten: Von Anfang an hatten Mensch und Menschheit in ihren Grundorientierungen auf Leistung, Überwindung von Gegnern und Konkurrenten und den damit verbundenen Unterscheidungen, als „Diskriminierungen“, falsch gelegen, und genau das galt es jetzt konsequent und final zu korrigieren. Richtete man dem Menschen nur menschenwürdige Umstände ein, würde er endlich gut.
Zur Heilung sollte die Welt nurmehr als Eine-Welt, als bunte, vielfältige und diverse Welt gelten, ja, es sollte künftig immer bunter, vielfältiger, diverser, also immer weltoffener und damit endlich, endlich und immerdar gerechter und sowieso noch demokratischer werden, weshalb es die Politik eben um der Gerechtigkeit willen angezeigt fand, die Geschundenen und Benachteiligten des „globalen Südens“ zur Teilhabe einzuladen, sie als wertvolle Fachkräfte aufzufassen oder mindestens heranzubilden, war doch für ihre Not und das Versagen ihrer Staaten eindeutig der jahrhundertelange europäische Irrweg im Sinne einer nicht anders als durch selbstlose Flüchtlingshilfe auszugleichenden Schuld verantwortlich.
Keine Mohren-Apotheken oder gar Negerküsse mehr zulassen, und die Benin-Bronzen umgehend nach Afrika zurück, auch wenn es sich dabei um das Blutmetall afrikanischer Sklavenhändler handelte, was Baerbock und Roth so nicht gleich zu überblicken vermochten.
Mehr noch, die Migranten, denen man auf dem Mittelmeer quasi rettungsschwimmend entgegenkommen sollte und denen die Grenzen offenstehen mußten, bereicherten unsere Kultur entscheidend mit ihrer vielfältigen Identität, während wir uns der unseren gefälligst zu schämen hatten und Sühne – Mea culpa, mea culpa, mea maxima culpa! – so dringlich wie verspätet geboten war, indem wir es vermieden, Deutschland als Nation zu verstehen.
Noch mehr als der gesamte Westen war Deutschland, so die eindringliche Dauerpropaganda, durch Schuld, Schuld, Schuld erledigt. Wer diesem dümmlichen Pauschalurteil widersprach und Differenzierungen forderte, war ein Ewiggestriger und suchte nach einer Heimat, die es besser nicht mehr geben sollte, weil sie sich als schädlich, ja furchtbar erwiesen hatte.
Aber:
Die Regale sind trotz Umweltbewußtsein und neuer Ganzheitlichkeit, trotz Bio-Siegeln und Kreislaufwirtschaft, trotz Lieferkettengesetz und ethischer Läuterungen noch üppiger bestückt, die Technik ist noch faszinierender, die Entfremdung wuchs im Informationszeitalter, das jeden mit jedem vernetzt und alles Weltwissen „teilt“, ins Unermeßliche, und letztlich wurde im vollem Bewußtsein, mit dem Klima die Welt retten zu müssen, 2022 glatt noch mehr Kohle verbrannt als je zuvor.
Verbraucherzuwächse: Die afrikanische Bevölkerung wird von derzeit 1,4 Milliarden auf 2,5 Milliarden im Jahr 2050 wachsen; bis 2100 werden 4,7 Milliarden in Afrika leben. Nur wie und mit welchen Folgen, wenn allein der karge Wüstenstaat Niger, der Mitte des 20. Jahrhunderts nur 2,5 Millionen Menschen zählte, jetzt 25 Millionen Einwohner hat und bis zum Ende des Jahrhunderts minimal 165 Millionen? Der Staat Niger jedenfalls wird sie nicht ernähren.
Gemeinsam mit uns schieben jetzt bereits Millionen migrantischer Mitbürger die Einkaufswagen die langen Supermarktregale entlang, zwangsbeglückt zudem von Demokratie, Recht und Freiheit, die ihnen wenig bedeuten, solange nur die Zuteilungen stimmen.
Nein, die Welt wird nicht zu retten sein, die Natur, so wie wir sie vor dreißig, vierzig Jahren noch kannten, schon gar nicht. Im Gegenteil. Auch grüne Innovationen greifen tief in Ressourcen, Natur und Umwelt ein. Eine tatsächliche Wende wäre nur denkbar über Verzicht, Demut und Reduzierungen. Die aber sind nicht nur den grün-woken Hedonisten so unmöglich wie den sozialdemokratischen Profishoppern, sondern generell eine anthropologische Unmöglichkeit, die nur in Zeiten von Not und Mangel überwunden wurde. Zudem stehen Beschränkungen der Wachstumslogik von Markt und Finanzwirtschaft entgegen.
Alain de Benoist wendet ein:
„Wir müssen erkennen, daß wir nicht aus der aktuellen Krise herauskommen, indem wir uns allein auf technologische Innovationen verlassen. (…) Der Vorherrschaft der Wirtschaft ein Ende zu setzen, bedeutet, der Vorstellung ein Ende zu setzen, daß man alles kaufen und verkaufen kann. Es bedeutet, der Profitlogik, der Kapitalakkumulation, dem Wahnsinn der Rendite, dem Kult der Effizienz um jeden Preis, dem Warenfetischismus und der Zinsaxiomatik ein Ende zu setzen. (…) Niemand kann dauerhaft auf Kredit von nicht erneuerbarem Kapital leben.“
Und die untergegangene DDR, aus der wir damals mit unseren Stoffbeuteln in der Hand schüchtern den Markt der Discounter beitraten? Hätte genauso gehandelt wie der Westen, hätte ebenso verbraucht und verschlissen, würde ihr nur das große Besteck dafür zur Verfügung gestanden haben.
Daß sie darüber nicht verfügte, sicherte uns das vergessene Erlebnis von Maß und Beschränkung, das uns als letzte Generation glücklicherweise prägte. Der Kalte Krieg hatte einen eigenwilligen Stagnationsraum geboten, eine vorübergehende Reservation für das einfache Leben.
Ein gebuertiger Hesse
Möchte man von Osten her mal wieder etwas reintreten in den "wohlstandsverwöhnten" und "abgefüllten" Supermarkt-Bauch des alten BRD-Westens? Ist man denn immer noch so NACHTRAGEND, weil es nur drüben all das Zeugs gab, das man nun (in der uns alle aktuell langsam einfangenden Not) als allzu überflüssig, fett machend und von den GÄNZLICH falschen Besatzern reingeleitet betrachten mag? Warum möchte ich, wenn ich derartige Klagen lese, mir am liebsten ein Snickers einpfeifen, was ich ansonsten niemals täte?
Leute, mehr als 30 Jahre leben wir nun Land an Land, aber offenbar müssen wir nochmal (oder ein erstes Mal überhaupt, gründlich) reden.
Ein gebürtiger Hesse, glücklich in Brandenburg hausend