Netzfundstücke (150) – Sonderweg, Auftrag, Krieg

Europa ist nicht die Europäische Union.

Jedem kon­ser­va­ti­ven, rech­ten Euro­pa­kon­zept geht die­se Fest­stel­lung vor­aus. Ob man nun der Idee eines Euro­pas der Vater­län­der, der Reichs­idee oder einem zen­tra­lis­ti­schen Pan­eu­ro­päis­mus anhängt, sie alle ver­eint die Ableh­nung des aus der Euro­päi­schen Gemein­schaft für Koh­le und Stahl (EKGS) sowie der Euro­päi­schen Wirt­schafts­ge­mein­schaft (EWG) her­vor­ge­gan­ge­nen Staa­ten­ver­bunds der mitt­ler­wei­le 27 euro­päi­sche Staa­ten umfaßt.

Der EU feh­le das Gespür dafür, die kul­tu­rel­le Eigen­art des Kon­ti­nents zu bewah­ren und den euro­päi­schen Son­der­weg in sich zu kana­li­sie­ren. Viel­mehr betrei­be der in Brüs­sel kon­zen­trier­te Büro­kra­ten­was­ser­kopf das genaue Gegen­teil, indem es ihm qua des Ziels sei­ner Vor­gän­ger­insti­tu­tio­nen zual­ler­erst um die wirt­schaft­li­che Pro­spe­ri­tät gin­ge und er durch aggres­si­ve Libe­ra­li­sie­rungs­po­li­tik eben­je­ne Eigen­art ein­eb­ne­te und aus­zu­lö­schen suchte.

Unge­ach­tet des­sen sit­zen euro­päi­sche Rechts­par­tei­en im Euro­päi­schen Par­la­ment und bewe­gen sich auf den Flu­ren der Insti­tu­ti­on, die man­cher von ihnen am liebs­ten besei­ti­gen möch­te: ein Wider­spruch, die Chan­ce zur Refor­ma­ti­on durch die Ein­si­cke­rung der eige­nen Euro­pa­kon­zep­te oder doch eher Kor­rum­pie­rung durch Teilhabe?

Dr. Maxi­mi­li­an Krah, AfD-MdEP, und Björn Höcke, AfD-Lan­des­chef und Frak­ti­ons­vor­sit­zen­der in Thü­rin­gen, gehen die­sen Fra­gen in Krahs Medi­en­for­mat »Dres­de­ner Gesprä­che« nach und suchen nach einem posi­ti­ven Gegen­ent­wurf zur aktu­el­len Union.

Hier das sehens­wer­te Gespräch:


Ein Schritt vor der EU-Kri­tik steht die Par­tei­en­kri­tik, inso­fern als sich im EU-Par­la­ment der Par­tei­en­staat auf über­na­tio­na­ler Ebe­ne aus­ge­hend von den ein­zel­nen Mit­glied­stat­ten kon­sti­tu­iert. Die Pro­ble­me der Par­tei­en­de­mo­kra­tie set­zen sich dem­zu­fol­ge in Brüs­sel fort oder wer­den dort sogar noch auf die Spit­ze getrieben.

Gleich­wohl exis­tiert das Dilem­ma, daß jeg­li­che Ableh­nung par­tei­li­chen Enga­ge­ments im Par­tei­en­staat die Exklu­si­on und Aus­schal­tung der eige­nen poli­ti­schen Inter­es­sen zur Fol­ge hat. Auf der zurück­lie­gen­den Win­ter­aka­de­mie des Insti­tuts für Staats­po­li­tik (IfS) in Schnell­ro­da nahm man den 10jährigen Geburts­tag der erfolg­reichs­ten bun­des­re­pu­bli­ka­ni­schen Par­tei­neu­grün­dung nach den Grü­nen, der AfD, zum Anlaß, die­sem Dilem­ma auf den Grund zu gehen und das Pro­jekt »AfD« auf sei­ne Erfol­ge und Mißer­fol­ge abzuklopfen.

Soll­te es der Par­tei um alles oder nur um etwas gehen?

IfS-Lei­ter Dr. Erik Leh­nert sieht die­se Fra­ge im Grün­dungs­my­thos der Par­tei begrün­det und defi­niert dar­auf auf­bau­end ihren Auftrag:

Die aktu­el­le Aus­ga­be der Zeit­schrift Sezes­si­on ver­dich­tet die Vor­trä­ge der Aka­de­mie. Das The­men­heft zu »10 Jah­re AfD« erhal­ten Sie direkt hier, bei Antaios.


Indes hat die ande­re erfolg­rei­che deut­sche Par­tei­en­neu­grün­dung neben der AfD, die Grü­nen, Zeit ihrer Exis­tenz meh­re­re Häu­tun­gen erlebt. Unter ande­rem wur­den aus Turn­schuh­trä­gern im Ple­nar­saal Anzug­trä­ger in Minis­te­ri­en, aus Frie­den Krieg im Bal­kan und aus roman­ti­schem Natur­schutz tech­no­kra­ti­sche Ener­gie­wen­de um jeden Preis.

Die neu­es­te Stu­fe erklimmt die Par­tei mit der Son­nen­blu­me im Logo gera­de im Kon­text der Wehr­po­li­tik, inso­fern als der Betei­li­gung am Nato-Ein­satz 1999 mit Bauch­schmer­zen im Hin­blick auf den Krieg in der Ukrai­ne einer Kriegs­be­geis­te­rung ohne Gren­zen gewi­chen ist.

Sebas­ti­an Fried­rich, links­ra­di­ka­ler Publi­zist und ehe­ma­li­ger Redak­teur der aus der kom­mu­nis­ti­schen Arbei­ter­kampf her­vor­ge­gan­gen Zeit­schrift ana­ly­se & kri­tik – Zei­tung für lin­ke Debat­te und Pra­xis, sieht in einem Arti­kel für den Frei­tag den Grund für die­se neue Begeis­te­rung der Grü­nen in ihrem zur Unbe­dingt­heit nei­gen­den Moralismus:

Der unbe­ding­te Mora­lis­mus führt zu jener Kriegs­be­geis­te­rung, die ein Jahr nach dem Über­fall Russ­lands auf die Ukrai­ne eher noch zuzu­neh­men scheint, in der Kampf­pan­zer­lie­fe­run­gen mit süßen Leo­pard-Emo­jis und mit lus­ti­gen Vide­os im Leo­par­den­ober­teil gefor­dert wer­den. Kaum ist das Ziel erreicht, wer­den sofort Rufe nach Kampf­jets laut, gar Boden­trup­pen sind im Gespräch.

Fried­richs lin­ke Per­spek­ti­ve auf die­ses grü­ne Phä­no­men lesen Sie hier in vol­ler Länge:

MORALISMUS: WARUM GRÜNE KRIEGSBEGEISTERTER SIND ALS DIE CSU

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Kommentare (20)

Majestyk

12. Februar 2023 02:09

Jeder Mensch mit freiheitlich demokratischer Gesinnung, der halbwegs bei Verstand ist muß die EU zwangsläufig ablehnen. Die EU ist eine Technokratie und ein wesentlicher Schritt zu einem Regime der Manager, was im Grunde nichts anderes ist als Kommunismus gemischt mit Freihandel. Der Bevormundungsapparat, die Staatstiefe und die staatliche Kontrolle von Produktionsmitteln sind eine natürliche Folge eines Projekts, bei dem alle teilnehmenden Staaten auf Souveränität verzichtet haben. Die einen weil sie mußten, die anderen weil sie scharf waren auf deutsches Geld.

Monacensis

12. Februar 2023 11:42

Die Wandlung der Grünen von der "Friedenspartei" zur Kriegspartei ist nur scheinbar paradox. Solange es gegen den Kommunismus ging, war man lieber rot als tot. Hierzu hat die - vorsichtig formuliert - verständnisvolle Haltung vieler Grüner der ersten Generation zum Kommunismus viel beigetragen.
Geht es aber darum, eine noch verhältnismäßig unberührte (im Sinne von "diversity" und Amerikanisierung) Kultur Europas, die zudem über einen bedeutenden souveränen Staat verfügt, kulturell und staatlich zu liquidieren, marschieren Grüne an vorderster Front.
Und phänemonolgisch stand etwa dem "Schlaffi" Hofreiter schon eh und je Pflasterstrand-Joschka gegenüber.

RMH

12. Februar 2023 11:53

Zu den Netzfundstücken rund um das Thema EU möchte ich ein recht aktuell veröffentliches Interview mit G. Verheugen hinzufügen:
https://www.berliner-zeitung.de/politik-gesellschaft/guenter-verheugen-willentlich-und-wissentlich-eine-linie-ueberschritten-li.316010
Grundsätzlich wird ein Band, die Klammer namens EU am Ende dann doch nicht so lose sein können, wie B.H. das nennt. Um in der multipolaren Welt am Ende echter Player zu sein, darf in der EU nicht nur Frankreich Atomwaffen haben (so kann man das aus Verheugens Äußerung zum atomaren Schutzschirm durchaus heraus lesen).
Die Grünen sind von allen Parteien die größte Gefahr für den Weltfrieden, erkennbar an den deutlich zurückhaltenderen Sozialdemokraten, über nach wie vor ebensolchen Teilen der Union und wenn die FDP die Büttenrednerin Strack-Zimmermann nicht langsam einfängt, dann wird sie sich den Platz der Welftfreidensgefährder mit den Grünen teilen.

Majestyk

12. Februar 2023 14:21

@Monacensis:
Die Wandlung der Grünen könnte man auch anders deuten. Im Kalten Krieg noch ein Projekt die Jugend weg von den Roten zu lotsen und denen ein anderes Empörungsforum anzubieten, nach dem angeblichen Ende des Kalten Krieges, als auch in den USA ein Marsch durch die Institutionen vollzogen war, ein Werkzeug um die Bürokratiegesellschaft zu vollenden und gleichzeitig ein eventuell wieder aufmüpfigeres Deutschland zu entkernen und dessen Deindustrialisierung unter einem moralinsauren Deckmantel voranzutreiben.

Allnichts

12. Februar 2023 14:42

Die Grünen, Strack-Zimmermann usw. sind diejenigen, die öffentlich das einfordern, was zur Verteidigung der Ukraine nun einmal notwendig ist. Bisher konnte noch niemand ein gleichermassen wirksames und realistisches, aber weniger problematisches Konzept vorlegen, das ist ja nicht grundlos so. Die SPD ohne antreibende Koalitionspartner hätte ein noch zögerlicheres Programm gefahren, Scholz bekommt jetzt schon recht viel Zuspruch in russischen Kreisen und wird in westlichen mit Skepsis betrachtet.Putin hat in der Ukraine bestimmte Ziele, will diese kriegerisch durchsetzen, ist nicht verhandlungsbereit. Will man das ukrainische Volk und die Ukraine nicht ausliefern, gibt es schlichtweg keine Alternativen zu massiven Maßnahmen gegen Russland und die bisherigen haben offensichtlich nicht ausgereicht. Dazu kommt die übergeordnete Frage, welche Politik die Wahrscheinlichkeit für weitere solcher Kriege am stärksten verringern kann. In dieser Situation gibt es vielleicht einfach keine zufriedenstellende Lösung und auch keinen möglichen Makler. Irgendwann wird eine Seite am Ende sein und aufgeben.Ich warte auf die Kundgebung in zwei Wochen. Jedem, der dort mitmacht oder damit sympathisiert, sei gesagt, dass er sich im Falle eines Angriffes auf ihn niemals wehren soll, das verlängert nur den Kampf. Einfach ergeben und schauen, was passiert, vielleicht hat man ja Glück. Auch sollte anderen, die verprügelt werden, niemals geholfen werden, das eskaliert nur.

Allnichts

12. Februar 2023 15:57

Zusatz, bevor es jemand in den falschen Hals bekommt: Im letzten Absatz ging es um grundsätzliche Einstellungen, um fragwürdige Ratschläge an andere, nicht um mögliche konkrete Situationen im Zusammenhang mit der Demonstration oder ähnliches. Im Ernstfall würden sich die meisten verteidigen, vermutlich auch ihr Land und hoffentlich erst recht andere. Die auch von rechter Seite oft geäusserten Empfehlungen an die Ukraine, aufzugeben, sich zu ergeben, sind nicht selten heuchlerisch.
Jedenfalls wird es sehr interessant werden, zu sehen, wer sich dort mit wem zusammentut. Auf den Einfall, in der zeitlichen Nähe zum Jahrestag eines Angriffskrieges eine Grossdemonstration mit dem Angreifer nützenden Forderungen abzuhalten, muss man erst einmal kommen.

Laurenz

12. Februar 2023 15:59

Man kann den Artikel leichte Ungenauigkeit vorwerfen. Gegen die EWG konnte man zwar Einwände haben, aber schlecht war sie nicht, auch wenn ihrer Struktur eine linke Idee in der Währungspolitik zugrunde liegt. Historisch verpaßte man die Chance, eine Europäische Föderation zu gründen, so ganz ohne teures Parlament. In einer Föderation hätte man sich auf wesentliche Eckpfeiler, wie Verteidigung, Sicherheits- & Außenpolitik, Güternormen etc. im gegenseitigen Einvernehmen einigen können. Auch Hilfen zugunsten schwächerer Staaten hätten auf bilateraler Ebene viele Transaktionskosten eingespart. Was der EU fehlt, ist die demokratische Legitimation. Auch bei einer nationalen Wahl sind Wählerstimmen leicht ungleich gewichtet, je nach Einwohnerzahl des Wahlkreises. Aber bei der Wahl zum Europa-Parlament ist das ganze nicht mehr tragbar. Das Stimmgewicht eines Maltesers bringt das 15fache eines Deutschen auf die Waage, das reinste nationalistische Stände-Europa. Auch die Abstimmung nach Köpfen bei der EZB ist völlig untragbar. Entweder müssen das die Abstimmungen nach Einwohnerzahl im Proporz erfolgen, oder nach eingelegtem Eigenkapital, wie Gold.

brueckenbauer

12. Februar 2023 16:45

Die Prognose, dass "Moralismus" bzw. "Hypermoral" nicht zum Frieden führen, sondern zu einem radikalisierten Krieg, gehört zu den genialsten Entdeckungen von Carl Schmitt. Allmählich spricht sich diese Entdeckung auch bei den Friedensfreunden rum: Schon neulich habe ich eine Antikriegs-Stellungnahme vorgefunden, die ausdrücklich den "Moralismus" kritisiert.

RMH

12. Februar 2023 19:53

"gehört zu den genialsten Entdeckungen von Carl Schmitt."
Carl Schmitt hat das nicht entdeckt, er erinnert vielmehr an die bestehende abendländische Tradition der Kriegshege und an die europäischen Tradition des Völkerrechts, von Alberico Gentili über Hugo Grotius und wie sie alle hießen. So wie ich Schmitt - unter anderem in "Nomos der Erde" oder auch in "Das internationalrechtliche Verbrechen des Angriffskrieges und der Grundsatz »Nullum crimen, nulla poena sine lege«" - verstanden habe, weißt er eben gerade darauf hin, dass in Demokratien, wie den USA, die Bevölkerung über moralisierende Kriegsgründe hin erst mobilisiert und ihr damit eine Rechtfertigung präsentiert werden muss, während der "Souverän" europäisch-abendländischer Tradition eben souverän über Krieg oder Frieden entscheidet. Diesen dann aber auch ohne moralistischen Rigorismus zu beenden hat und besetzte Teritorien entsprechend nach den dortigen Regeln zu verwalten hat. Wenn sich alle an das Kriegs- und Völkerrecht, wie es in Europa bis 1919 gegolten hat, halten würden, gäbe es evtl. zwar öfter Kriege und Grenzverschiebungen, aber einen Krieg zu verlieren bedeutet dann aber kein "vae victis" und unter Besatzung zu leben wäre auch kein Drama. Konkret praktiziert diese Tradition heute keiner mehr, Russland auch nicht, deswegen kann man der Ukraine auch nicht empfehlen, sich zu ergeben, da hat @Allnichts recht.
PS: Heft 1 der Sezession kann man nicht oft genug anempfehlen (findet man hier im Archiv).

Laurenz

12. Februar 2023 20:45

@Allnichts
Die Grünen, Strack-Zimmermann usw. sind diejenigen, die öffentlich das einfordern, was zur Verteidigung der Ukraine nun einmal notwendig ist. Putin hat in der Ukraine bestimmte Ziele, will diese kriegerisch durchsetzen, ist nicht verhandlungsbereit.
Der ehemalige israelische Ministerpräsident Bennentt formulierte eindeutig, daß von ihm im letzten Frühjahr initiierte Friedensverhandlungen kurz vor dem Abschluß standen & von Britannien, wie den USA verhindert wurden.
https://mronline.org/2023/02/07/former-israeli-pm-bennett-says-u-s-blocked-his-attempts-at-a-russia-ukraine-peace-deal/
https://www.businessinsider.com/israel-bennett-walks-back-claim-west-blocked-ukraine-russia-peace-deal-2023-2
https://youtu.be/O10svZJ2Fps
 

MarkusMagnus

12. Februar 2023 22:41

Ich glaube das der Schreiber "Allnichts" die Situation verkennt. Sie müssen sich die Dinge was Russland betrifft seit dem Jahr 2000 ansehen. Die Heiligsprechung der Zarenfamilie, 3 Tage vorher der Untergang der Kursk (Ich behaupte einen Zusammenhang), die Verjagung der Globhomo-Medienoligarchen Beresowski und Gussinski, die Rede von Putin im Bundestag, das Exempel an Chodorowski, die Ausschaltung von Nemzov (hat Putin und seiner Familie in Codesprache Schicksal von erstgenannter Familie angedroht), der Rausschmiss eines Operleiters der Werke von Wagner geschändet hat...ich kann 1 und 1 zusammenzählen.
 

Le Chasseur

12. Februar 2023 23:52

@Allnichts.
"Will man das ukrainische Volk und die Ukraine nicht ausliefern, gibt es schlichtweg keine Alternativen zu massiven Maßnahmen gegen Russland und die bisherigen haben offensichtlich nicht ausgereicht."

Es gibt kein ukrainisches Volk, nur eine ukrainische Bevölkerung.
Es ist im Interesse des deutschen Volkes, ein gutes Verhältnis zu Russland zu haben. Deswegen müsste sich eine deutsche Regierung, wenn sie souverän wäre und sich ihrem Amtseid verpflichtet fühlte, aus diesem Krieg heraushalten und höchstens an beide Seiten appellieren, an den Verhandlungstisch zurückzukehren (an dem man ja bereits saß, bevor die City of London Selenskyj angewiesen hat, die Verhandlungen abzubrechen).

RMH

13. Februar 2023 10:15

@Le Chasseur,
Ihre Argumentation, es gebe kein ukrainisches Volk sondern nur eine ukrainische Bevölkerung lässt ihre nachfolgenden Ausführung in ihrem Beitrag schief aussehen. Wenn es nur eine ukrainische Bevölkerung gibt, dann gibt es im Vielvölkerstaat Russland erst recht nur eine russische Bevölkerung (und kein russisches Volk) und in Deutschland dann mittlerweile ebenso nur noch eine deutsche Bevölkerung. Was soll solch eine Argumentation, die das, was das bundesdeutsche Establishment sich wünscht, auf einem anderen Blatt wiederkäut? 

Allnichts

13. Februar 2023 10:52

1/2
Laurenz:
Bennett beschreibt in dem Video, wie er nach dem Angriff Russlands auf Selenskyjs Anfrage hin als Vermittler tätig wurde und daher sowohl mit Russland als auch der Ukraine sprach, welche beide Bereitschaft zu Kompromissen gezeigt hätten. Dazu waren andere Parteien über alle Schritte informiert, USA usw.
Bennett befürchtete schon früh ein Ereignis im Kriegsgeschehen selbst, das so schwerwiegend sein würde, dass es die Gespräche unmöglich macht, und dieses wurde in den ersten Apriltagen mit Butscha dann auch bekannt, woraufhin die Gespräche ein Ende fanden. In der maschinellen Übersetzung auf Youtube wird von "blocked" gesprochen, von Sprachkundigen wird bspw. von "broke off" und "stopped trying" gesprochen, bezogen auf die Ukraine oder westliche Seite.
Bennett fand das in dem Moment falsch, hat aber im Nachhinein mehrmals gesagt, dass er nicht weiss, was die richtige Entscheidung gewesen wäre, auch nicht, ob ein Deal überhaupt zustande gekommen oder erstrebenswert gewesen wäre. Davon, dass irgendwelche Verhandlungen kurz vor dem Abschluss standen, war nirgendwo die Rede.

MARCEL

13. Februar 2023 11:14

Pazifisten gehören zu den aggressivsten Menschen, da sie ihre eigenen aggressiven Seiten verdrängen und von ihnen überrascht bzw. hinweggeschwemmt werden (und jeder Moralist verdrängt etwas). Das macht sie zum Risiko.
Im 21. Jahrhundert wird man jedenfalls noch stärkere Nerven brauchen als im 20. - wenig beruhigend!
 (P.S. Neuerdings erfährt selbst der "Pazifist" Gandhi eine wenig schmeichelhafte Neu-Bewertung, nicht nur in Indien)

Allnichts

13. Februar 2023 11:57

2/2
Sie sollten die Texte, auf die Sie verweisen, auch mal lesen, der Artikel vom Business Insider handelt nämlich von genau der Art der verzerrten Darstellung, die u.a. Sie hier wieder an den Tag gelegt haben. Überhaupt ist es auffällig, dass jemandem wie Bennett auf einmal blind geglaubt wird, sobald er nur erzählt, was ins eigene Weltbild passt.

Le Chasseur

13. Februar 2023 12:02

@RMH
Der entscheidende Satz meines Beitrags ist, dass es im ureigensten Interesse Deutschlands ist, gute Beziehungen zu Russland zu haben. Es liegt aber ebenfalls im deutschen Interesse, dass die kriegerischen Handlungen in der Ukraine sofort aufhören. Deswegen hätte Deutschland alles unternehmen müssen, um auf beide Seite einzuwirken, ihren Konflikt am Verhandlungstisch beizulegen. Laurenz hat ja auch darauf hingewiesen, dass es bereits Verhandlungen gab, die vom Westen dann sabotiert wurden. Aber den Ukrainern jetzt Kampfpanzer zu liefern, dass ist wirklich das dümmste, was Deutschland machen konnte.

RMH

13. Februar 2023 13:52

@Le Chasseur,
Den Hauptpunkt ihres Beitrages habe ich wohl erkannt, umso mehr wunderte mich der Einleitungssatz, der mit dem Rest nicht harmoniert.

Lumi

13. Februar 2023 14:08

@RMH um 10:15
Wenn es nur eine ukrainische Bevölkerung gibt, dann gibt es im Vielvölkerstaat Russland erst recht nur eine russische Bevölkerung (und kein russisches Volk) und in Deutschland dann mittlerweile ebenso nur noch eine deutsche Bevölkerung.
Daran sieht man aber, daß Sie sich in diesen Ländern offenbar gar nicht auskennen. Denn sonst wüßten Sie natürlich, daß es im Russischen zwei Adjektive für "russisch" gibt, nämlich "russkij" und "rossijskij", also russisch und rußländisch. Ersteres ist ethnisch russisch, letzteres ist staatlich russisch.
Für Deutschland könnte man das auch langsam mal einführen. Denn ich finde es blöd, als "Bio-Deutscher" bezeichnet zu werden, weil mich das an die "Grünen" erinnert. Wir Deutsche haben einfach immer mehr Deutschländer im Land. Und damit meine ich nicht die Würstchen.

Le Chasseur

13. Februar 2023 14:35

@RMH
"Den Hauptpunkt ihres Beitrages habe ich wohl erkannt, umso mehr wunderte mich der Einleitungssatz, der mit dem Rest nicht harmoniert."
Wieso? Nur weil meiner Meinung nach nicht von einem ukrainischen Volk gesprochen werden kann, bedeutet das im Umkehrschluss doch nicht, dass es kein deutsches Volk gibt?

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