Jedem konservativen, rechten Europakonzept geht diese Feststellung voraus. Ob man nun der Idee eines Europas der Vaterländer, der Reichsidee oder einem zentralistischen Paneuropäismus anhängt, sie alle vereint die Ablehnung des aus der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EKGS) sowie der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) hervorgegangenen Staatenverbunds der mittlerweile 27 europäische Staaten umfaßt.
Der EU fehle das Gespür dafür, die kulturelle Eigenart des Kontinents zu bewahren und den europäischen Sonderweg in sich zu kanalisieren. Vielmehr betreibe der in Brüssel konzentrierte Bürokratenwasserkopf das genaue Gegenteil, indem es ihm qua des Ziels seiner Vorgängerinstitutionen zuallererst um die wirtschaftliche Prosperität ginge und er durch aggressive Liberalisierungspolitik ebenjene Eigenart einebnete und auszulöschen suchte.
Ungeachtet dessen sitzen europäische Rechtsparteien im Europäischen Parlament und bewegen sich auf den Fluren der Institution, die mancher von ihnen am liebsten beseitigen möchte: ein Widerspruch, die Chance zur Reformation durch die Einsickerung der eigenen Europakonzepte oder doch eher Korrumpierung durch Teilhabe?
Dr. Maximilian Krah, AfD-MdEP, und Björn Höcke, AfD-Landeschef und Fraktionsvorsitzender in Thüringen, gehen diesen Fragen in Krahs Medienformat »Dresdener Gespräche« nach und suchen nach einem positiven Gegenentwurf zur aktuellen Union.
Hier das sehenswerte Gespräch:
Ein Schritt vor der EU-Kritik steht die Parteienkritik, insofern als sich im EU-Parlament der Parteienstaat auf übernationaler Ebene ausgehend von den einzelnen Mitgliedstatten konstituiert. Die Probleme der Parteiendemokratie setzen sich demzufolge in Brüssel fort oder werden dort sogar noch auf die Spitze getrieben.
Gleichwohl existiert das Dilemma, daß jegliche Ablehnung parteilichen Engagements im Parteienstaat die Exklusion und Ausschaltung der eigenen politischen Interessen zur Folge hat. Auf der zurückliegenden Winterakademie des Instituts für Staatspolitik (IfS) in Schnellroda nahm man den 10jährigen Geburtstag der erfolgreichsten bundesrepublikanischen Parteineugründung nach den Grünen, der AfD, zum Anlaß, diesem Dilemma auf den Grund zu gehen und das Projekt »AfD« auf seine Erfolge und Mißerfolge abzuklopfen.
Sollte es der Partei um alles oder nur um etwas gehen?
IfS-Leiter Dr. Erik Lehnert sieht diese Frage im Gründungsmythos der Partei begründet und definiert darauf aufbauend ihren Auftrag:
Die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift Sezession verdichtet die Vorträge der Akademie. Das Themenheft zu »10 Jahre AfD« erhalten Sie direkt hier, bei Antaios.
Indes hat die andere erfolgreiche deutsche Parteienneugründung neben der AfD, die Grünen, Zeit ihrer Existenz mehrere Häutungen erlebt. Unter anderem wurden aus Turnschuhträgern im Plenarsaal Anzugträger in Ministerien, aus Frieden Krieg im Balkan und aus romantischem Naturschutz technokratische Energiewende um jeden Preis.
Die neueste Stufe erklimmt die Partei mit der Sonnenblume im Logo gerade im Kontext der Wehrpolitik, insofern als der Beteiligung am Nato-Einsatz 1999 mit Bauchschmerzen im Hinblick auf den Krieg in der Ukraine einer Kriegsbegeisterung ohne Grenzen gewichen ist.
Sebastian Friedrich, linksradikaler Publizist und ehemaliger Redakteur der aus der kommunistischen Arbeiterkampf hervorgegangen Zeitschrift analyse & kritik – Zeitung für linke Debatte und Praxis, sieht in einem Artikel für den Freitag den Grund für diese neue Begeisterung der Grünen in ihrem zur Unbedingtheit neigenden Moralismus:
Der unbedingte Moralismus führt zu jener Kriegsbegeisterung, die ein Jahr nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine eher noch zuzunehmen scheint, in der Kampfpanzerlieferungen mit süßen Leopard-Emojis und mit lustigen Videos im Leopardenoberteil gefordert werden. Kaum ist das Ziel erreicht, werden sofort Rufe nach Kampfjets laut, gar Bodentruppen sind im Gespräch.
Friedrichs linke Perspektive auf dieses grüne Phänomen lesen Sie hier in voller Länge:
Majestyk
Jeder Mensch mit freiheitlich demokratischer Gesinnung, der halbwegs bei Verstand ist muß die EU zwangsläufig ablehnen. Die EU ist eine Technokratie und ein wesentlicher Schritt zu einem Regime der Manager, was im Grunde nichts anderes ist als Kommunismus gemischt mit Freihandel. Der Bevormundungsapparat, die Staatstiefe und die staatliche Kontrolle von Produktionsmitteln sind eine natürliche Folge eines Projekts, bei dem alle teilnehmenden Staaten auf Souveränität verzichtet haben. Die einen weil sie mußten, die anderen weil sie scharf waren auf deutsches Geld.