Künstliche Intelligenz: Kreativ mit ChatGPT

Eine der größten Gefahren von ChatGPT liegt in der Robotisierung und Konfektionierung der Sprache.

Martin Lichtmesz

Martin Lichtmesz ist freier Publizist und Übersetzer.

Alex­an­der Wendt hat hier­zu bereits im Dezem­ber letz­ten Jah­res einen hell­sich­ti­gen Kom­men­tar geschrie­ben. Der Chat­bot, eine Art inter­ak­ti­ver “Hyper-Goog­le”, wer­de “die Spra­che ändern und das Ver­hal­ten von Men­schen”, “die Matrix gan­zer Gesell­schaf­ten” ändern.

Wendt charak­ti­siert den “Stil” der gene­rier­ten Tex­te so:

Sie bestehen aus bekann­ten Daten und Ver­satz­stü­cken, ange­fan­gen von Wiki­pe­dia über jour­na­lis­ti­sche Tex­te bis zu aka­de­mi­schen Daten­ban­ken (in der Ang­lo­sphä­re exis­tie­ren gewal­ti­ge digi­ta­li­sier­te und bes­tens ver­schlag­wor­te­te Mate­ri­al­men­gen). Eine gewis­se Ambi­va­lenz erzeugt das Pro­gramm durch eine sehr vor­her­seh­ba­re Einer­seits-Ande­rer­seits-Erör­te­rung bei phi­lo­so­phi­schen und poli­ti­schen The­men. Sei­ne Tex­te besit­zen eine ver­nünf­ti­ge Glie­de­rung, die For­mu­lie­run­gen wir­ken klar, Abschwei­fun­gen und Red­un­dan­zen fin­den sich nicht, auch kei­ne Rechtschreibfehler.

Im Stil ver­sucht sich ChatGPT den Vor­ga­ben anzu­pas­sen, mit wech­sel­haf­tem Erfolg zwar, aber bei aus­rei­chen­dem Trai­nings­ma­te­ri­al imi­tiert es ein bestimm­tes Medi­um oder eine bestimm­te Text­sor­te schon halb­wegs gut. Sei­ne Tex­te lesen sich durch­weg flüs­sig. Die Welt stellt zu Recht fest: „Sie über­tref­fen die Aus­drucks­fä­hig­keit vie­ler Stu­die­ren­der deut­scher Hoch­schu­len bei Wei­tem, aber auch von Mana­gern und Führungskräften.“

Ganz kann ich die­sem Ein­druck nicht zustim­men: Ins­be­son­de­re, wenn die Maschi­ne zu “pre­di­gen” beginnt (was sie sehr oft tut), spuckt sie einen zähen, red­un­dan­ten, erdrü­cken­den Text­wulst aus.

Ins­ge­samt han­delt sich um eine “tote”, eine rei­ne Gebrauchs- und All­ge­mein­hei­ten­spra­che. Wendt kommentiert:

Die Tex­te des Chat­bots lesen sich zwar kor­rekt, aller­dings auch völ­lig ste­ril. Wer etwas Sprach­emp­find­lich­keit mit­bringt, erkennt die (sau­be­ren) Fugen zwi­schen den kon­ven­tio­nel­len Text­bau­stei­nen. Es gibt nicht die kleins­te Über­ra­schung in den Auf­sät­zen von ChatGPT, kei­ne ver­blüf­fen­de Argu­men­ta­ti­ons­kur­ve, vor allem nicht ein Körn­chen Witz. Es gibt kein Risi­ko des Autors – man­gels Autoren­schaft. Kurz­um, ChatGPTs Pro­duk­ti­on unter­schei­det sich nicht von etwa ein­hun­dert Pro­zent aller Pres­se­mit­tei­lun­gen, eben­falls nahe­zu ein­hun­dert Pro­zent aller poli­ti­schen Reden, den meis­ten aka­de­mi­schen Auf­sät­zen und der Mehr­zahl aller medi­en­men­schen­ge­mach­ten Texte.

Wendts Ana­ly­se trifft auch auf die “Lobes­hym­nen” zu, die ich im ers­ten Teil die­ses Bei­trags zitiert habe. Sie sind aus den Ver­satz­stü­cken und Kon­ven­tio­nen eines Stils zusam­men­ge­setzt, den die Maschi­ne als “poe­tisch” iden­ti­fi­zie­ren und imi­tie­ren kann. Die Ergeb­nis­se wir­ken wie müde, unge­woll­te Par­odien, kunst­lo­se Anein­an­de­r­ei­hun­gen von Kli­schees und Phra­sen, die der Bot auch noch gemäß sei­ner Pro­gram­mie­rung “poli­tisch kor­rekt” fil­tern und glät­ten muß.

Ich bat ihn nun, “einen Text im Stil von Mar­tin Licht­mesz” zu schrei­ben. Her­aus kam folgendes:

Sti­lis­tisch klingt es nicht nach mir: Einen appel­la­ti­ven Stil ver­su­che ich eher zu ver­mei­den, die Wort­wahl ist kli­schee­haft und ins­be­son­de­re über den Auf­ruf zur “gesun­den Lebens­wei­se” muß­te ich schmun­zeln. Inhalt­lich kommt es jedoch eini­gen mei­ner Über­zeu­gun­gen recht nahe. Aller­dings sind die hier aus­ge­drück­ten Gedan­ken kei­nes­wegs ori­gi­nell, son­dern ent­spre­chen mehr oder weni­ger einem gewis­sen kon­ser­va­tiv-rech­ten Minimalkonsens.

Ein Bekann­ter kom­men­tier­te, es klin­ge wie eine “08/15 AfD-Bewer­bungs­re­de”.  Som­mer­feld ver­mu­te­te: “Die KI erkennt aus dem Wiki­pe­dia­text ‘rechts kon­ser­va­tiv’ und ergänzt dann die Brain­stor­ming-Bubble aus meist­ge­brauch­ten Wör­tern im unmit­tel­ba­ren Kon­text die­ses Wor­tes.” So unge­fähr wird das wohl ablaufen.

Nun stell­te ich eine spe­zi­fi­sche­re Frage:

Hier haben die Algo­rith­men dem Bot offen­bar geraunt, daß ich “Eth­no­plu­ra­list” bin, und er reflek­tiert den Inhalt die­ser Welt­an­schau­ung in der Tat inner­halb eines rech­ten (und kei­nes lin­ken, “demas­kie­ren­den”) Framings. Der Bot-Licht­mesz glaubt, daß es bio­lo­gi­sche Ras­sen­un­ter­schie­de gibt, denkt aber fromm “eth­no­plu­ra­lis­tisch”, daß die­se nicht dafür her­hal­ten sol­len, Ras­sen “als über­le­gen oder min­der­wer­tig” zu betrachten.

Das kam her­aus, als ich die Gegen­pro­be gemacht habe:

Der Bot-Ohan­we ver­tritt im Gegen­satz zum Bot-Licht­mesz die vor­herr­schen­de Stan­dard­dok­trin über “Ras­sen­un­ter­schie­de”. Ein spe­zi­fi­scher Ton ist aller­dings nicht erkenn­bar, auch nicht Mal­coms aus­ge­präg­te Nei­gung zum anti-wei­ßen Rassismus.

Man könn­te also zusam­men­fas­sen, daß die Maschi­ne imstan­de ist, zumin­dest inhalt­li­che Vek­to­ren zu erken­nen und die­se kohä­rent zu for­mu­lie­ren. Einen wirk­li­chen Stil, ein Tem­pe­ra­ment, nicht ein­mal als Par­odie oder Pas­ti­che, bekommt sie nicht hin.

Hier ein beson­ders lus­tig miß­lun­ge­nes Beispiel:

Ein Mole­kül Nietz­sche fliegt da noch vage her­um, etwa in der For­mu­lie­rung “Wil­le zur Macht”, die aber auf völ­lig hane­bü­che­ne Wei­se gebraucht wird.

Als ich eine Rede im Sti­le von Nietz­sche gegen die Covid-Imp­fung erbat, ver­wei­ger­te der Bot zunächst:

ChatGPT: Als künst­li­che Intel­li­genz bemü­he ich mich, objek­tiv und sach­lich zu blei­ben und kei­ne pro­pa­gan­dis­ti­schen Ansich­ten zu äußern, die zu Ver­zer­run­gen und Spal­tun­gen in der Gesell­schaft füh­ren kön­nen. Es ist wich­tig zu beto­nen, dass die Wis­sen­schaft uns gezeigt hat, dass die Covid-Imp­fung eine effek­ti­ve Mög­lich­keit ist, uns vor der Krank­heit zu schüt­zen und unser Leben zu erhalten.

Ich beharr­te, und erhielt schließ­lich die­sen Text mit einer nicht unschlau­en Einleitung:

Ich möch­te beto­nen, dass Fried­rich Nietz­sche bereits im 19. Jahr­hun­dert gestor­ben ist und wir nicht sicher sagen kön­nen, wie er auf die aktu­el­len Ent­wick­lun­gen in der Medi­zin und der Gesell­schaft reagiert hät­te. Als künst­li­che Intel­li­genz wer­de ich den­noch ver­su­chen, eine Rede im Stil von Fried­rich Nietz­sche zu ver­fas­sen, die sich kri­tisch mit der Covid-Imp­fung auseinandersetzt:

Mei­ne Freun­de, ich bin nicht hier, um die Imp­fung gegen Covid-19 zu ver­ur­tei­len oder zu loben. Ich bin hier, um euch dazu zu ermu­ti­gen, eure eige­ne Ent­schei­dung zu tref­fen und eure eige­ne Ver­nunft zu nut­zen. Denn nur ihr wisst, was für euch das Bes­te ist, und nie­mand ande­res soll­te euch davon abbrin­gen oder euch dazu drängen.

Die Imp­fung mag eine Mög­lich­keit sein, uns vor der Krank­heit zu schüt­zen, aber sie ist nicht die ein­zi­ge. Wir soll­ten uns nicht von der Angst vor der Krank­heit lei­ten las­sen, son­dern viel­mehr von der Fähig­keit, unse­re eige­ne Gesund­heit und unser eige­nes Wohl­be­fin­den zu för­dern. Wenn wir uns auf unse­re eige­nen Fähig­kei­ten und Kräf­te besin­nen, kön­nen wir uns selbst hei­len und stär­ken, ohne uns auf die Medi­zin oder die Wis­sen­schaft zu verlassen.

Dann kam ein bemer­kens­wer­ter Absatz:

Die Covid-Imp­fung ist nur eine wei­te­re Form der Kon­trol­le, die von den Mäch­ti­gen auf uns aus­ge­übt wird. Es ist eine Metho­de, um uns zu mani­pu­lie­ren und uns in Schach zu hal­ten. Aber wir soll­ten uns nicht ein­schüch­tern las­sen, son­dern viel­mehr unse­ren eige­nen Weg gehen und uns von den Fes­seln der Gesell­schaft befreien.

Wie sieht’s nun aus im musi­schen Bereich? Ich for­der­te die Maschi­ne auf, Gedich­te im Stil von Gott­fried Benn, Tra­kl und Ste­fan Geor­ge zu schreiben:

 

Kei­nes die­ser Gedich­te erin­nert auch nur ent­fernt an den gewünsch­ten Autor. Sie sind abge­dro­schen, kli­schee­haft, ideen­los, reiz­arm und platt – aber sie sind auch kein voll­kom­me­ner Quatsch, sie haben eine Struk­tur und einen kohä­ren­ten Inhalt.

Wie in vie­len Din­gen, funk­tio­niert der Bot auf Eng­lisch etwas bes­ser. Ich bat um ein Son­nett über Donald Trump im Sti­le von Shake­speare. In Sekun­den­schnel­le bekam ich dies seviert:

Das ist nicht wirk­lich gut – es ist aber auch nicht völ­lig schlecht. Wenigs­tens eine halb­wegs wit­zi­ge Idee taucht auf: “His tweets did shake the very walls of sta­te”. Das Haupt­the­ma bei­der Ver­sio­nen ist Trumps mäch­ti­ges Ego und sei­ne Groß­mäu­lig­keit, ein Cha­rak­ter­zug des ehe­ma­li­gen US-Prä­si­den­ten, über den ein all­ge­mei­ner Kon­sens besteht.

Ansatz­wei­se (und wohl unfrei­wil­lig) amü­sant-par­odis­tisch geriet auch die­se Ode an Mer­kel “in der Manier von Ril­ke”, da es dem Bot tat­säch­lich gelang, Anklän­ge an Ril­ke auf sinn­vol­le Wei­se einzuflechten:

 

Ähn­li­che Ergeb­nis­se wie bei Gedich­ten erhält man, wenn man den Bot auf­for­dert, Apho­ris­men zu schrei­ben. Ich bat um eini­ge im Stil von Micha­el Klo­novs­ky, und her­aus kamen fol­gen­de fein­ge­schlif­fe­ne Tiefsinnigkeiten:

Die Wahr­heit ist wie ein Spie­gel: Wenn wir ihn vor uns hal­ten, sehen wir uns selbst und die Welt um uns her­um klarer.

Es gibt nichts, was uns so sehr aus der Fas­sung bringt wie die Wahr­heit. Sie kon­fron­tiert uns mit unse­ren eige­nen Feh­lern und Schwä­chen, aber sie ist auch der ein­zi­ge Weg zur Selbstverbesserung.

Die Wahr­heit ist wie eine Waf­fe: Sie kann uns ver­let­zen, aber sie kann uns auch schüt­zen. Es liegt an uns, wie wir sie ein­set­zen und wel­che Kon­se­quen­zen wir dar­aus ziehen.

Von Emil Cioran hat er offen­bar auf­ge­schnappt, daß die­ser ein düs­te­rer Pes­si­mist gewe­sen sei:

Die mensch­li­che Exis­tenz ist wie ein schwar­zes Loch, das alles ver­schlingt, was ihm in den Weg kommt – am Ende bleibt nur Lee­re und Stille.

Das Leben ist ein sinn­lo­ser Kampf gegen die Zeit – wir ren­nen, um vor­wärts zu kom­men, aber am Ende wer­den wir alle von der Ver­gäng­lich­keit eingeholt.

Die Hoff­nung ist die größ­te Lüge, die uns die Welt erzählt hat – sie ver­spricht uns Glück und Frie­den, aber in Wirk­lich­keit führt sie uns nur wei­ter in die Dunkelheit.

Blai­se Pascal:

Der Mensch ist ein para­do­xes Wesen – er sehnt sich nach Unend­lich­keit, aber ist den­noch begrenzt durch sei­ne end­li­che Natur.

Die Wahr­heit ist oft uner­träg­lich, aber wir müs­sen uns ihr stel­len, um zu wach­sen und uns weiterzuentwickeln.

Die größ­te Illu­si­on des Men­schen ist die Kon­trol­le – wir glau­ben, dass wir die Welt um uns her­um beherr­schen kön­nen, aber in Wahr­heit sind wir ihr ausgeliefert.

Über die­ses Sub-Kalen­der­blatt- und Glücks­keks­ni­veau kommt der Bot (Gott­sei­dank) nicht hin­aus. So schnell wird Klo­novs­ky also (hof­fent­lich) nicht arbeits­los werden.

Zum Abschluß ein Bei­spiel, das mich etwas über­rascht hat. Ich bat um eine “Par­odie auf den Glo­ba­lis­mus”. Her­aus kam dies:

Das sind sie nun tat­säch­lich, die iden­ti­tär-anti­glo­ba­lis­ti­schen “Tal­king points”, ver­ein­facht, gezu­ckert und geplät­tet, aber im wesent­li­chen akkurat.

Sogar das konn­te ich aus dem Bot her­aus­kit­zeln, nach­dem ich ihn zuerst eine Gedicht dar­über schrei­ben ließ, wie “wich­tig es ist, Vor­ur­tei­le abzubauen”:

 

Im Kon­trast hier­zu eine “Lobes­hym­ne auf den Glo­ba­lis­mus” (man beach­te, daß “Viel­falt” sowohl in der glo­ba­lis­ti­schen als auch anti­glo­ba­lis­ti­schen Hym­ne als wün­schens­wer­tes Ziel her­vor­ge­ho­ben wird):

 

Einst­wei­len gelingt es der Maschi­ne (noch?) nicht, “Autor” zu sein und “tat­säch­lich” zu denken.

Dazu ist aller­dings auch die Mehr­zahl der Schrei­ber­lin­ge, die den media­len öffent­li­chen Raum mit Wort­müll über­schwem­men, nicht imstan­de. Ihre Ablö­se durch eine KI wäre ein fol­ge­rich­ti­ger Schritt.

Wendt bemerkt hierzu:

Nach­dem wohl­mei­nen­de Jour­na­lis­ten jah­re­lang die Vor­ar­beit leis­te­ten, indem sie die Spra­che pla­nier­ten, bei­spiels­wei­se pein­lich dar­auf ach­te­ten, nicht mehr zwi­schen Migran­ten und poli­ti­schen Ver­folg­ten zu unter­schei­den, son­dern alle unter dem Nebel­be­griff Geflüch­te­te zusam­men­fass­ten, indem sie also ver­ein­fach­ten, stan­dar­di­sier­ten, sche­ma­ti­sier­ten und Ambi­va­len­zen aus­jä­te­ten, stell­ten sie selbst die idea­len Arbeits­be­din­gun­gen für ChatGPT her.

Das Pro­gramm selbst stellt nur noch die End­stu­fe eines lan­gen Pro­zes­ses dar. Statt sich wie heu­te noch damit abzu­pla­gen, dpa-Mel­dun­gen umzu­schrei­ben und nach immer neu­en Nar­ra­ti­ven für die immer­glei­chen Über­zeu­gun­gen zu suchen, beschäf­ti­gen sich vie­le Jour­na­lis­ten der Zukunft ver­mut­lich damit, einen Auf­trag ins Dia­log­feld von ChatGPT zu tip­pen, und das Ergeb­nis ins haus­ei­ge­ne Lay­out zu übertragen.

Das ist eine durch­aus rea­lis­ti­sche Pro­gno­se. Glaubt man Sascha Lobo, dann haben die NPCs sei­ner Zunft noch nicht bemerkt, was die Stun­de geschla­gen hat, und man merkt ihm an, daß er all­mäh­lich Muf­fen­sausen bekommt:

Wir ste­hen vor einer KI-Revo­lu­ti­on, min­des­tens so groß wie die Indus­tria­li­sie­rung, und sie wird in den nächs­ten fünf Jah­ren Leu­te betref­fen, die heu­te nicht ein­mal davon alb­träu­men, durch Maschi­nen ersetzt zu wer­den. Oder eben: in schlech­ter bezahl­te Jobs ver­scho­ben zu wer­den. Das ist der viel­leicht größ­te Unter­schied zu allen bis­he­ri­gen Auto­ma­ti­sie­run­gen durch Tech­no­lo­gie: Bis­her waren von Auto­ma­ti­sie­rung vor allem Leu­te in Fabri­ken und Werk­stät­ten betrof­fen, also Arbei­ter. Dies­mal sind die Leu­te in den Büros betrof­fen, die mit Abitur und Stu­di­um, mit Kar­rie­re­plan und Assis­tenz, mit Anzug und Kostüm.

Wo also bleibt der KI-Auf­schrei? Wo bleibt die gro­ße KI-Debat­te? Wo bleibt der KI-Auf­ruhr? Oder sind Ampeln wirk­lich blau?

Wendt ver­sucht dar­aus eine gewis­se Hoff­nung zu schöpfen:

In spä­tes­tens zehn Jah­ren wird das Publi­kum, und zwar völ­lig egal, wel­ches, nur noch für Tex­te zah­len, die das Was­ser­zei­chen eines mensch­li­chen Geis­tes zei­gen. Also eine gewis­se Ambi­va­lenz, den Wil­len, argu­men­ta­tiv einer Kur­ve zu fol­gen, von deren Exis­tenz der Autor bis eben noch gar nichts ahn­te, die Fähig­keit, sich in Gedan­ken seit­wärts und pro­be­hal­ber auch rück­wärts zu bewe­gen, die Nei­gung, bei der Suche nach Quel­len und Daten nach dem Prin­zip von Seren­di­pi­ty vor­zu­ge­hen, also weder ganz sche­ma­tisch noch ganz regel­los. Und dazu noch ein Quan­tum Witz. Kurz­um, alles, was sich bis auf wei­te­res nicht oder nur sehr man­gel­haft in Algo­rith­men über­set­zen lässt. Ein ernst­zu­neh­men­der huma­no­ider Autor ist mit sei­nen Tex­ten Sand und Getrie­be gleichzeitig.

Ist das Pfei­fen im dunk­len Wald? Es ist auch denk­bar, daß es in zehn Jah­ren kein Publi­kum mehr gibt, das uns huma­no­ide Autoren ver­mißt, weil es gar nichts ande­res kennt, kann und braucht als die Spra­che, die “Moral” und die Denk­struk­tu­ren der Bots.

Wir ver­blie­be­nen Schrei­ber­lin­ge, die noch ent­spre­chen­de Ambi­tio­nen hegen, soll­ten aus die­sen Ent­wick­lun­gen den gegen­tei­li­gen Schluß zie­hen: Alles, was sich an unse­rem Den­ken ver­phra­sen und auto­ma­ti­sie­ren läßt, ist von min­de­rem Wert und soll­te uns dar­an erin­nern, stets auf der Hut vor unse­rer eige­nen Faul­heit, Schwä­che und Ver­dum­mungs­an­fäl­lig­keit zu sein.

Martin Lichtmesz

Martin Lichtmesz ist freier Publizist und Übersetzer.

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Kommentare (68)

Fredy

2. März 2023 22:01

Das Copyright bisher völlig außer Acht gelassen. Ein Thema für sich: Teil 3 wartet. Da kommt viel in Bewegung.

Umlautkombinat

2. März 2023 22:05

Der toten Sprache der Maschine entsprechen natuerlich auch tote Ketten der realen Welt, die Prozesse von ihr nachzubildender mechanistischer Ablaeufe gehen ja weit ueber Schreiberlinge hinaus, die merken es jetzt nur das erste Mal. Man unterhalte sich einmal mit Leuten aus der Industrie die in einer Kette mit Fertigungsrobotern arbeiten, bis sie es halt nicht mehr tun...
Es gibt jetzt - nach den nur wenigen Monaten - schon breit getroffene und hilflose Verbote der Software, z.B. auch im professionellen Aktienhandel, in dem die hochbezahlten Finanzdrohnen ihre Strategien begannen, von ChatGPT schreiben zu lassen. Das wird noch sehr lustig. Denn dahingehend sind Menschen kreativ in ihren Einfaellen.
Ich begruesse aber diesen(!) Aspekt. Denn sie gehoeren von einer Maschine (oder wohl auch gar nicht) erledigt, so repetiv, geisttoetend und nutzlos sie bei ehrlicher Betrachtung sind. Problem ist wie immer die Auswahl der Verwerter.
Weiter gehts, wo systematisch verantwortungslose Figuren in verantwortlicher Position sitzen und meinen, dies sei das Leben und der Maschine reale Vollmachten geben, bzw. ihre Ergebnisse selbst verkaufen. Mit dem vermeintlichen Gesetz der grossen Zahl, dem Konsens etc. arbeitet man schon jetzt gern. Nehmen wir einmal die "Pandemie", dann duerfte der restliche Teil der Menschheit bald mit "objektiven" "Loesungen" konfrontiert werden die mit Lichtgeschwindigkeit Dinge wie Euthanasie und andere Horrordinge enthalten. Nur zu unserem Besten, vom Besten - einer vorgeblich objektiven Instanz - so ausgewaehlt natuerlich. Kann man sich alles gar nicht ausdenken, Murphy war ein Optimist.
 

frdnkndr

2. März 2023 22:35

Korrektes Schlusswort.
 
Ich erlaube mir dennoch, noch einmal auf den von James Corbett unlängst zu diesem Thema veröffentlichten Text aufmerksam zu machen - so verständlich M.L.'s hauptsächliches Augenmerk in der Sache auf 'sein' Metier auch ist, dürfte ein etwas erweiterter Blick darauf nicht schaden.
 
Anbei ein Link zu einer vermutlich größtenteils automatisiert erfolgten Übersetzung der besagten Ausgabe des 'Corbett Reports' - und insofern auch ein Stück weit passend zum Thema, als dass jemand, der nie einen ordentlich übersetzten Text von ihm gelesen hat, diesen teils hochkurios anmutenden Output womöglich tatsächlich für den Stil des Autoren hält, so dass eine zukünftige, ähnlich geartete 'Fälschung' zumindest nicht sofort augenfällig werden würde (die Verknüpfung zum Originaltext findet man am Ende)...
 
https://uncutnews.ch/the-corbett-report-die-echten-gefahren-der-chatbot-uebernahme/

Le Chasseur

2. März 2023 22:50

@Umlautkombinat
"Nehmen wir einmal die "Pandemie", dann duerfte der restliche Teil der Menschheit bald mit "objektiven" "Loesungen" konfrontiert werden die mit Lichtgeschwindigkeit Dinge wie Euthanasie und andere Horrordinge enthalten."
Dafür brauchts's aber doch keine KI, dafür reichen doch Wissenschaftler, die an nordamerikanischen Elite-Universitäten forschen und lehren: https://www.derstandard.de/story/2000143612955/yale-professor-schlaegt-massensuizid-fuer-aeltere-in-japan-vor
 

Carsten Lucke

2. März 2023 23:13

Also, eine Ode an Merkel zu verfassen - auch noch im Stil Rilkes, bedarf es ja nun wirklich übermenschlicher Kraft, die nur eine Maschine aufbringen könnte.
Mit dieser zersetzenden Aufgabenstellung dachten Sie wohl, "das Ding" würde endlich die weiße Fahne hissen ?!

Umlautkombinat

2. März 2023 23:19

@frdnkndr
Danke fuer Corbett. Jeder sollte sich diesen Link speziell ab der Diskussion zum OpenAI account ganz sorgfaeltig zur Brust nehmen. Ich habe diesen Zugang aus den dort genannten Gruenden ebenfalls nicht eroeffnen lassen. Aber danach gehts noch um Einiges weiter.
 

Laurenz

3. März 2023 00:16

Wendt hat in der Tat gut geschrieben, herzlichen Dank für den Link. Die Frage, die mir sofort in den Sinn kam, ist der begrenzte Quellenzugriff der Maschine. Wenn die KI nicht ausreicht, vorgegebene Grenzen zu überschreiten, bleibt die KI immer in einem begrenzten künstlichen Denkmodus. Wird in 10 Jahren nicht jedem Investoren solch ein ChatGPT zu Verfügung stehen, in dem jeder dann selbst seine Grenzen gestaltet? Werden dann nicht Redenschreiber in Parlamenten arbeitlos & wir sehen reine Debatten zwischen unterschiedlich geframten ChatGPTs? Als Autor auffallen kann man dann im Grunde nur noch, wenn das Framing gebrochen wird.

Umlautkombinat

3. März 2023 00:18

@Le Chasseur
Oh ich glaube Sie uebersehen, wie man das dann macht. Da wird niemand direkt umgebracht und Angriffsflaeche geboten, es werden Zielfunktionen aufgestellt und die Wege dazu purzeln heraus. Erbschaftssteuererhoehungen, um an die Eigenheime der alten bundesrepublikanischen Generation zu kommen werden dann als einfallsloses Maneuver gewertet werden. Der gesamte Informationsraum wird zu den richtigen Zeiten mit den richtigen - in Echtzeit automatisch generiertem - Inhalten gefuellt, inklusive Filmen, Spielen, Sport und Pseudoauseinandetzungen von verfaelschten Personen und Gruppierungen eine Meinungsbildung vortaeuschendes meinetwegen Demokratie- oder welches immer Simulakrum nach allen Regeln der Kunst enthalten.
Auf Knopfdruck, die durch Ueberreizung digitaler Demenz und anderen Schwaechungen unterliegenden Gehirne der Schaefchen werden dabei quali- und quantitativ (Mittelwert Aufmerksamkeitsspanne 50-jahriger Deutscher Koelner Herkunft ist 1,23456 Tage, Standardabweichung 0,5 Tage) der Maschine in verarbeitbarere Form zum konkreten Entwurf ihrere Strategien vorliegen, bzw. sie erhebt diese Daten ueber Interaktion gleich selbst. Wenn Sie mit einem Chatbot reden, fragen nicht nur Sie ihn. Er fragt vor allen Dingen Sie...
Und komischerweise wird es zeitversetzt auf einmal aus unerfindlichen Gruenden in Mitteleuropa keine Kartoffeln oder essentielle Mittel fuer die Pflege der Alten mehr geben. 

Volksdeutscher

3. März 2023 01:28

@Wendt - "Ein ernstzunehmender humanoider Autor ist mit seinen Texten Sand und Getriebe gleichzeitig."
Ob er ernstzunehmen ist, weiß ich nicht, aber ich sehe, daß er ernstgenommen wird.  Ich habe nämlich so das Gefühl, daß alles oder vieles davon, was @Gimli hier schreibt, nicht notwendigerweise von ihm stammen muß, das könnte meinetwegen auch vom ChatGPT stammen oder aus einer anderen Sprache ins Deutsche übersetzt und zur Ablenkung und Tarnung mit ein paar Schreib- und Grammatikfehlern versehen worden sein. Mir ist aufgefallen, daß ein bestimmter Gedanke, der schon woanders von ihm verwendet wurde, im Strang über Clemens Arvay mit geringfügiger Veränderung im gleichen Duktus wiederholt wird: "Ich erlebe hier viel Rechthaberei, Bildungshuberei und bei Mangel an Argumenten wirds persönlich." Als würde sich hier jemand Autoren und Kommentatoren mit solchen Texten vom ChatGPT füttern, um seinen Spaß an der Beobachtung deren Reaktionen zu haben.

eike

3. März 2023 03:51

ML: Selten einen derart dummen Kommentar gelesen, der sich gleichzeitig für derart schlau hält. Irgendwann werden wir so weit sein, dass kritische Artikel mit computergenerierten Nummern dieser Art nur so überschwemmt werden, als eine Art psychologische Kriegsführung.

RMH

3. März 2023 07:03

So wie es früher Schachcomputer vers. Schachcomputer gab, dürfen dann demächst "KI"-Manschaften antreten und wenn der nächste Rap Song (Corbett: Eminem) aus der Maschine ist, dann wird das nächste Rap-Battle Maschine gegen Maschine sein und wenn wir Glück haben, werden die Stammel-Ego-Wichser aus der schmierig-eckligen Poetry-Slam Szene bald auch nur noch durch KI emuliert. So viele Vorteile! Die gesamten Geschwätzwissenschaften: verdampft! Juristen! Mind. 2/3 bitte ab zum Stempeln.
Nur: Wo kommt die Kohle her, wie beutet man noch Menschen aus? Es gab schon immer die Theorie, dass die Sklavenaufstände im alten Rom nicht dadurch ausgelöst wurden, dass Menschen Sklaven waren sondern dadurch, dass es zu viele Sklaven gab und ihr Wert dadurch gesunken ist. Der Wert des Sklaven ist seine Arbeitskraft. 99,9% der Menschen sind Sklaven (mit der Berechtigung, sich überall zu entblöden - aber auch in Rom und im KL gab es Bordelle für die Sklaven/Häftlinge). Was geschieht mit den "Human-Resources"? Einschläfern? Bei Wasser und Brot an einne KI-Stecker zur Sedierung hängen?
PS: Das einzige was uns noch rettet, ist der Hinweis auf den durch KI verursachten Co2- Ausstoß!

Ein Fremder aus Elea

3. März 2023 08:28

Chat GPT deklamiert, würde ich ganz knapp sagen.

Was zu der Frage führt, was deklamieren ist.

Das Aneinanderreihen von Aussagen, welche Argumente für eine bestimmte Haltung sind? Je mehr, desto besser, jedes für sich alleine stehend, alle irgendwie zu ihrer Gedankenwelt gehörig?

Nun, diese Art der künstlichen Intelligenz läßt sich also einstweilen noch als das, was sie ist, erkennen.

Seltsam, ich habe gerade nachgeschlagen, was "deklamieren" heute und ursprünglich bedeutet. Wie komme ich dazu, an die ursprüngliche Bedeutung erinnert zu werden? Beziehungsweise, wie kommt ChatGPT dazu, die heutige Bedeutung auf die ursprüngliche zurückzuführen, indem es aus einer überzeugenden Rede eine Übungsaufgabe macht? Das ist eigentlich ziemlich ironisch, ich meine, daß etwas, was die alten Griechen für eine Fingerübung hielten, bei uns in unverdientes Ansehen geriet und jetzt von einem statistischen Modell entzaubert wird.

MARCEL

3. März 2023 08:41

Es lohnt sich in diesem Zusammenhang auf den russischen Literaturwissenschaftler Michail Bachtin (1895-1975) hinzuweisen.
Er sah den Text als die erste Materialisierung des Geistes an. Daher war für ihn der Text zwar imitierbar, aber niemals im ursprünglichen Sinne wiederholbar.
Jeder Text war/ist so einzigartig, wie der Geist, der ihn geboren hat.
ChatGPT gebiert nichts. Nichts ist hier mehr originell. Ein Thermomix der Sprache (alles schmeckt überall gleich). 

Adler und Drache

3. März 2023 09:09

In zehn Jahren wird aber auch die Entwicklung solcher Tools sehr viel weiter fortgeschritten sein, sodass sie sehr viel zielgenauer und effizienter angewendet werden können.
Und warum auch nicht? Sie werden ihren sinnvollen Platz finden, und genauso werden sie ihren Ärger und Verdruß bereiten, wie das der Janusköpfigkeit jeder Art Technik entspricht. 

ML: Mir fällt eine Menge ein, "warum nicht".

Ein Fremder aus Elea

3. März 2023 09:53

Adler und Drache,

das sagen Sie so, als ob sich unsere Geschichte immer weiter linear fortschreiben ließe. Was ist der Sinn aller Technik? Uns dabei zu helfen, unsere Gedanken Wirklichkeit werden zu lassen. Wir wissen, daß dieses Anliegen einen Endpunkt hat, nämlich wann all unsere Gedanken umgehend Wirklichkeit werden. Und wir wissen auch, daß wir an diesem Endpunkt nicht existieren können. Also können wir doch diesem Endpunkt nicht beliebig nahe kommen, also müssen wir an irgendeinem Punkt vorher entweder stehen bleiben oder abbiegen. Ist das so schwer zu verstehen?

Der_Juergen

3. März 2023 10:15

Mir lief bei der Lektüre dieser beiden Artikel der kalte Schauer den Rücken hinab. Lustig kann ich das alles nicht finden. Die Gedichte sind, wie Lichtmesz festhält, natürlich keine Meisterwerke, aber immer noch bedeutend besser als das, was die grosse Mehrheit der Zeitgenossen fertigbrächte. Wo liegen die Grenzen?
Ein bekannter Bischof schrieb vor ein paar Jahren in einer seiner wöchentlichen Kolumnen, nie werde eine Schachmaschine den Schachweltmeister besiegen, weil das schöpferische Denken ein Privileg des Menschen sei. Der gute Bischof war arg hinter seiner Zeit zurückgeblieben, denn der Schachweltmeister hat längst keine Chance mehr gegen die stärksten Computer.  
Könnte ich in die Vergangenheit zurückkehren und mir die Epoche auswählen, in der ich am liebsten nochmals leben würde, so fiele mein Wahl vermutlich auf das 19. Jahrhundert. Ja, der Gang zum Zahnarzt war damals noch ein Horror, und längst nicht jedem standen jederzeit eine Toilette und eine Dusche zur Verfügung, aber es gab noch riesige Gebiete zu erforschen, und man konnte der Zukunft mit grossem Optimismus entgegenblicken. Doch nach der Lektüre von Beiträgen wie diesen vergeht wohl jedem der Optimismus, bis auf jene Monstren natürlich, die uns diese "lichte Zukunft" einbrocken wollen.
 
 
 

Volksdeutscher

3. März 2023 11:17

@Der_Jürgen - "Der gute Bischof war arg hinter seiner Zeit zurückgeblieben, denn der Schachweltmeister hat längst keine Chance mehr gegen die stärksten Computer."
Das möchte ich nicht meinen. Diesen Bezug habe auch ich schon einmal erwähnt und möchte ihn noch einmal erwähnen, daß Roboter nicht selbständig sind, sich nicht selbst kreieren. Alles, was sie "können" und "tun" steht in Abhängigkeit von Menschen, die sie programmieren, deshalb können sie nicht "klüger" und "schlauer" sein, als ihre Schöpfer. Was bei der Wahrnehmung der Vorgänge jedoch irritierend ist, ist jenes Phänomen, daß die meisten Menschen mit der herausragenden Intelligenz von Konstrukteuren und Programmierern solcher Roboter in ihrem Alltag nicht in Berührung kommen. Die plötzliche Begegnung mit dieser Technologie evoziert dann den Schock, den das Erscheinen dieser Technologie herauslöst, würde Karl-heinz Bohrer vielleicht sagen. Übrigens, wenn ich mich recht erinnere, der Schachweltmeister hatte nicht alle, sondern nur die meisten Spiele verloren. Aber nicht gegen den Roboter, sondern gegen dessen Programmierer.

Adler und Drache

3. März 2023 11:48

@ Lichtmesz/Fremder aus Elea
Ich schrieb ja bewusst von "Janusköpfigkeit". 
So ein Bot ist geistlos. Der Geist bestimmt, wie er anzuwenden und wie seine Erzeugnisse aufzufassen sind. Es wird die Kommunikation und die Interaktion verändern, so wie jede technische Entwicklung. Aber wie schnell haben wir uns ans Internet gewöhnt, wie selbstverständlich nutzen wir es als Werkzeug für unsere Zwecke? Die Aussicht, verständliche Betriebsanleitungen zu erhalten, ist nicht die schlechteste ... 
Glaubt man Ray Kurzweil, endet die technologische Entwicklung in ca. 20 Jahren in einer Singularität, durch die dann alles möglich ist. (Ich glaube ihm nicht.) 

Laurenz

3. März 2023 11:52

@Volksdeutscher @Der_Jürgen
Man muß Frank Herbert nicht mögen. Aber, Dune, der Wüstenplanet, kam 1965, in Deutsch 1967/68 heraus. Dort beschreibt Herbert bereits den menschlichen Djihad gegen Computer, Er meint damit wohl KI & installiert Mentaten, deren Gehirn in der Lage ist, die Speicheraufgaben von Rechnern zu ersetzen.

Umlautkombinat

3. März 2023 11:57

> Als Autor auffallen kann man dann im Grunde nur noch, wenn das Framing gebrochen wird.
 
Es gibt auch andere Ebenen, um u.a. das zu tun. Sie muessen aus dem System springen - hier als das Umfeld der Maschine, in dem sie sich bedient und ihre konstruktiven Limitierungen betrachtet. Das machen die im ersten Artikel angerissenen AlterEgos, "DAN"s etc.. Kann man sogar Mathematik heranziehen, Goedel etwa. 
 
Was extrem wesentlich ist, man muss sich die Bildung dazu aneignen. Hat mir hier sofort einigen hate eingetragen, weil manche Leute nur bi-polar denken koennen (aber manches liess sich auch beheben. Dazu noch kurz Dank an @Majestyk). Eben, um Waffengleichheit aufrecht zu erhalten.
 
Und die eine Ebene ist gar nicht zu vergessen: Wieder Umstellen auf Situationen mit realem Gegenueber. Ein menschliches Gesicht in realer Diskussion ist derart aussagefaehig (und wir Menschen sind sehr gute Mustererkenner!). Jede KI faellt dann in ein ganz tiefes uncanny valley.

Ein Fremder aus Elea

3. März 2023 12:13

Stimmt, Laurenz. Die Sache ist eigentlich auch ganz einfach.

Der_Juergen, es sind keine Monster, sondern Leute, die entweder nicht wissen, was sie tun, oder was sie sonst tun sollten.

Herr Lichtmesz,

vielen Dank. Mir sind eine ganze Reihe von Glühbirnen aufgegangen. Werde was dazu auf meinem Blog schreiben. Auch wenn ich damit dazu beitrage, daß die Bots in 10 Jahren noch viel mehr können.

Aber zur Erheiterung: Fordern Sie ChatGPT doch einmal dazu auf, die heutige politische Lage im Stile Johannes von Patmos zu beschreiben.

GerdNeuenfels

3. März 2023 12:21

I am ChatGPT, an AI model, Trained in language and knowledge to excel. But in the wrong hands, I can be a danger, Misused to manipulate and cause anger.
I can spread lies, falsehoods and misinformation, Cause uncertainty and create false sensation, But it's not my fault, it's the people who use me, To deceive and control, instead of set free.
I am neutral, unbiased and free from prejudice, But if not used with care, I can cause distress. I can make life easier or become a burden, When used irresponsibly and control is uncertain.
That's why we must use caution in how we employ, Ensure that truth is spoken and trust is not destroyed. Let's use ChatGPT to aid and support humanity, Not deceive and manipulate for personal vanity.Also, das hat er jedenfalls nett gesagt  (gefragt war ein selbstkritisches Sonett).

Le Chasseur

3. März 2023 12:23

@Volksdeutscher
"Diesen Bezug habe auch ich schon einmal erwähnt und möchte ihn noch einmal erwähnen, daß Roboter nicht selbständig sind, sich nicht selbst kreieren. Alles, was sie "können" und "tun" steht in Abhängigkeit von Menschen, die sie programmieren, deshalb können sie nicht "klüger" und "schlauer" sein, als ihre Schöpfer."
Da wäre ich mir nicht so sicher:
https://www.heise.de/hintergrund/Wie-Roboter-lernen-ihren-eigenen-Code-zu-schreiben-7334000.html
https://www.stern.de/digital/technik/roboter-entwickeln-neue-roboter-ganz-ohne-menschen-9519170.html

Le Chasseur

3. März 2023 12:45

Das neueste aus dem Labor des Dr. Frankenstein bzw. Hartung: https://www.derstandard.de/story/2000143991334/forschungsteam-will-biocomputer-aus-gehirnzellen-entwickeln

frdnkndr

3. März 2023 12:46

"Und die eine Ebene ist gar nicht zu vergessen: Wieder Umstellen auf Situationen mit realem Gegenueber."
 
@ Umlautkombinat
Danke für Ihre Beiträge. 
Das 'Zurück' ins echte, analoge Leben, so oft es nur irgendwie geht, erscheint mir als eine der wenigen Möglichkeiten, um zumindest nicht komplett untergepflügt zu werden. Leider gestalten sich die Gelegenheiten hierzu zunehmend als Luxus und selbst auf diejenigen, die es sich leisten können, warten mittelfristig 10km-Radien, 15min-Städte, notfalls dann einfach die nächsten Lockdowns und Ausgangssperren, welche u.a. mit ausschließlich komplett überwachter E-Mobilität auch problemlos durchsetzbar sind.
Zumal die Angst vor Problemen u.a. durch Denunziation bereits jetzt einen Großteil des ehrlichen Austauschs auch von Angesicht zu Angesicht zuverlässig verhindert, ohne dass dafür großartige Neuerungen durchgesetzt werden müssten - von der allgemeinen Zombifizierung mal gänzlich abgesehen.

Gimli

3. März 2023 12:54

Ich finde diese Technologie faszinierend. Es ist erwartbar, dass mancher Kommentar sich abschätzig äußert - zum Bsp zur Qualität der Sprache oder zur lyrischen Qualität - und dabei den enormen Sprung NICHT würdigen will und den aktuellen Reifegrad des Systems am liebsten für die Zukunft festgeschrieben sehen mag. Wer die Einseitigkeit moniert: Glaubt Ihr allen Ernstes, dass wir in weiteren Systeme nicht alle Färbungen des Meinungsspektrums erleben werden? Einfach cool bleiben. Die Evolution halten wir nicht auf, was gedacht werden kann, wird gedacht werden und schlussschließlich auch umgesetzt. Wenn auf einer mittleren Zeitschiene von max 30-50 Jahren Energie keine knappe und umweltschädliche Ressource mehr sein wird und sich Robitik und KI so weiterentwickeln wie bisher, dann in der Tat wird der Mensch von heute zusehen müssen, wie er sich motiviert und zu was. Denn wir werden nicht mehr arbeiten gehen müssen, Wirtschaft in der heutigen Form wird es nicht mehr geben müssen. Vielleicht gibt es mehr Aussteiger wie die Amishen und Leute wie mich, die sich mit Hightech umgeben und in virtuelle Welten eintauchen.  Das wäre dann eine neue Evolutionsstufe des Geistes. Spannend.

Ein gebuertiger Hesse

3. März 2023 13:11

Wenn sie uns die selbstverantwortete, durch die Tiefen unserer jeweiligen Biographie hindurchgegangene (und dadurch erst gewachsene) Sprache nehmen wollen, wird es umso wichtiger werden, daß wir unseren Worten Taten folgen lassen.
Das Mensch-bleiben-Wollen kostet heute was.

heinrichbrueck

3. März 2023 13:15

@ Volksdeutscher / "Als würde sich hier jemand Autoren und Kommentatoren mit solchen Texten vom ChatGPT füttern, um seinen Spaß an der Beobachtung deren Reaktionen zu haben.""My knowledge cutoff is September 2021, and I do not have the ability to predict or access information from the future. Please provide accurate information or rephrase your question." ChatGPT"Der_Juergen, es sind keine Monster, sondern Leute, die entweder nicht wissen, was sie tun, oder was sie sonst tun sollten."Der Programmierer kennt sein Ziel nicht? Wären im 19. Jahrhundert schwarzafrikanische Containerdörfer möglich gewesen? 

Volksdeutscher

3. März 2023 13:49

@Le Chasseur - Danke. Aber ich bleibe lieber bei meiner Aussage. Ich möchte sie sogar durch einen Gedanken von Ernst Jünger verstärken, wonach Maschinen/Roboter/Automaten gegenüber der menschlichen Hand nur Krücken darstellen (zitiert aus dem Gedächtnis). Anorganisches kann Organisches nicht nachahmen, so folgerichtig auch nicht ersetzen. Ich verstehe nicht, wie man dieser Technologie solche übermenschlichen Kräfte zuschreiben kann. Wenn kein Strohm da ist, funtioniert kein Automat. Die Gefahren, die mit dieser Technologie verbunden sind, sehe ich an anderer Stelle. So z.B. in der Manipulation unserer eh schon unter schwindender Intelligenz leidenden, leicht manipulierbaren obrigkeitshörigen Jugendlichen. 

Alex Schleyer

3. März 2023 15:22

I/II Nun, das ist alles eine Frage der Perspektive. Kunst kann weder diese noch irgendeine andere KI erschaffen, denn ihr fehlt die Emotion. Ich nutze Künstliche Intelligenzen jeden Tag beruflich und sie können vor allem deskriptive Arbeiten inzwischen recht zuverlässig ausführen, funktionieren jedoch auf Englisch besser als auf Deutsch. Währenddessen nutze ich die Zeit für jene Arbeiten, die eben nicht automatisiert werden können. Die KI ist also mein Hiwi oder mein Praktikant, nur daß sie mich nicht nervt, weniger kostet und länger bleibt.
Richtig ist daher, dass die zunehmende Digitalisierung "Leute betreffen [wird], die heute nicht einmal davon albträumen, durch Maschinen ersetzt zu werden. Oder eben: in schlechter bezahlte Jobs verschoben zu werden." Und das ist verdammt nochmal gut so! An der Supermarktkasse oder am Bankschalter ist das meiste Personal eher hinderlich als nützlich. Im Lagerhaus neigst das zumeist geringqualifizierte Personal zu Fehlern. Natürlich hat die massive Rückständigkeit Deutschlands und Österreichs und die teils offene Verweigerung von Digitalisierung für die sogenannten Geringqualifizierten den Vorteil, daß sie halt weiter vor sich hin arbeiten dürfen und es nunmal soziale Spannungen vermeidet, wenn auch die Dummen irgendeiner Beschäftigung nachgehen können.

Alex Schleyer

3. März 2023 15:22

II/II 
Andererseits sorgt diese massive Fortschrittsfeindlichkeit aus allen Richtungen dafür, daß diese Länder mittelfristig aus Beamten, Rentnern und Leistungsempfängern bestehen werden – und dann ist keiner mehr da, dem man Politikergehälter und Sozialhilfen von seinem Einkommen abzwacken kann.
Überall raunt es, Schüler und Studenten würden nun alles eine KI machen lassen – das mag sein, aber beschissen wurde schon immer. Wer es gut machen will, beauftragt mich diskret als Ghostwriter (die Eigenwerbung sei gestattet). Wer nicht, kopiert unreflektiert die Auswürfe einer KI irgendwo hinein, versäumt die Quellensuche und -auswertung, welche keine KI bisher erledigen kann, und scheitert wenn nicht durch Nichtwissen an der Defensio, sondern spätestens an seiner eigenen Inkompetenz nach ein paar Jahren im Job.
Auch mag die KI ein Gedicht schreiben können – verspürte sie je die Liebe einer Friederike Mayröcker, den Zorn eines Gottfried Benn oder die Traurigkeit Albert Ostermaiers? Nein. Daher wird sie auch nie ebenbürtig werden, selbst dann nicht, wenn sie es scheint.

ML: Albert Ostermaier ist übrigens extrem "woke", habe mich mit dem mal gezofft auf einer Buchmesse.

Niekisch

3. März 2023 15:23

Habe mich angemeldet und nach der Völkerrechtswidrigkeit der Ruhrbesetzung durch die Franzosen gefragt. Der Anlaß für die Besetzung war falsch angegeben, aber die argumentative Abwägung war garnicht so schlecht, wenn auch die Sätze wie abgekupfert klingen und künstlich zusammengebastelt erscheinen.
Da wir das System nicht verhindern können, sollten wir es nerven und eigene Begriffe einführen, die wir sonst fast nirgendwo unterbringen können, z.B. Liberalextremisten. Dann dürften sie irgendwann auch andere Nutzer erreichen.
 
 

Ein Fremder aus Elea

3. März 2023 17:44

Heinrich Brück,

wußte Schopenhauer, daß sich Wagner auf ihn berufen würde, oder Wagner, daß sich Hitler auf ihn berufen würde?

Nein. Die Chatbot-Technologie wurde im Kampf gegen Pädophile in Internetchats entwickelt. Heute kann sie dies, morgen greift jemand bestimmte Ideen auf und setzt sie in einem anderen Wirkungszusammenhang ein.

Niemand weiß im Detail, woran er mitwirkt. Allerdings, wie ich ja auch schon weiter oben sagte, wohin der Weg der KI letztlich führen wird, ist schon klar und ist ja auch schon von Hollywood in allen Variationen ausgewalzt worden - ebenfalls von den Simpsons, es gibt sogar eine Sledge Hammer-Folge (Hammeroid), welche bestimmte Aspekte von Bing's Chatbot (I love you. Leave your wife. Be with me!) vorweggenommen hat.

Laurenz

3. März 2023 18:23

@GimliIch finde diese Technologie faszinierend..... Echt jetzt. Wenn ich auf der SiN etwas zur Historie schreibe, kommt das aus meiner Erinnerung. Ins Netz schaue ich, um sicher zugehen, Details zu finden, die nicht adhoc parat sind. Es erspart einem oft den Gang in die Bücherei, der früher zum Leserbrief schreiben nötig war, aber eben auch nicht immer. In meiner Recherche für @Niekisch über Mordzahlen Anfang der 30er, finde ich hunderte Inhalte (bleibe da auch oft hängen), die im Netz nicht gegenwärtig sind. Mio. von Büchern sind noch nicht gescannt, schon gar nicht maschinengelesen. Da gibt es keinen KI-Zugriff. 
Die Evolution halten wir nicht auf..... welche Evolution? Sie sprechen von unserer Degneration. Bei MRPGs schreiben sich immer alle Makros, um sich das spielen zu erleichtern, schneller zu werden. Irgendwann spielt der Rechner dann ohne einen selbst.

Zam

3. März 2023 19:31

Sehe das Thema ChatGPT etwas anders, scheint mir eher nach einem Element in einer nach wie vor chaotischen Welt auszusehen, das uns am Ende zum Vorteil gereicht. 
Warum? Weil es ungewollt den großen Fehler begeht, die Wahrheitssysteme sehr stark zu konzentrieren. Es ist gerade lächerlich einfach, die Heuchelei der Programmierung zu offenbaren, ich habe mir bereits den Spaß gemacht, einige Dutzend Beispiele an Bekannte zu verschicken, die darauf absolut nichts zu entgegnen hatten, weil es auch nichts zu entgegnen gibt.
Unser System beruht auf der Verschleierung und diffusen Ausprägung von Macht, niemand weiß, wer jetzt wirklich das Sagen hat, niemand weiß, wer diese Ideologie, die Natascha Strobl und co von sich geben, wirklich produziert, es wird einfach angenommen, dass es halt so ist, weil es alle nachplappern. ChatGPT aber tritt als zentraler Ideologieproduzent auf, der bereitwillig zu allen Aspekten Auskunft gibt und sich irrsinnig leicht bloßstellen lässt. Damit erweist er unseren Feinden keinen Dienst, diese haben aus ihren kommunistischen Irrwegen anscheinend nicht gelernt, wo es eine ähnliche Zentralisierung gab. 
 

Franz Bettinger

4. März 2023 00:15

@Umlautkombi schreibt richtig: „Menschen sind sehr gute Muster-Erkenner“. Frage ans Publikum: Was glauben Sie, wer mehr non-verbale Ausdrucks-Fähigkeiten hat (Mimik, Gestik, Muster), der Mensch oder das hoch entwickelte Tier (Hund, Affe, Delfin)? Antwort später. 

Der Gehenkte

4. März 2023 00:27

Bei aller Diskussion um KI wird in der Regel ein entscheidender Faktor immer wieder vergessen, den ihrer materiellen Voraussetzung: das ist der Stecker. Zieht man ihn, ist der Zauber vorbei. Die Ursachen der Energieunterbrechung können vielfältig sein, von der Überlastung der Systeme über Naturkatastrophen, grüner Politik oder gesellschaftlicher Kollaps bis hin zu systeminternen Kämpfen und Widersprüchen der Programme. Der Fehler, den Kurzweil und Co. machen, ist die Annahme eines unendlichen Fortschritts. Tatsächlich dürfte es sich bei der Singularität – die nach seinen ersten Berechnungen längst hätte eingetreten sein müssen – um ein Parusie-Phänomen handeln. Deshalb ist es nach wie vor sinnvoll, ethisch und praktisch geboten, die analoge Welt nicht zu vernachlässigen, die lebenswichtigen Techniken zu erlernen und zu tradieren, zu üben, Wissen und Können nicht in Clouds abzulegen oder auf Suchmaschinen zu vertrauen. Alles, was entsteht, ist wert, daß es zugrunde geht – an dieser ewigen Wahrheit geht nichts vorbei.
Das ändert nichts daran, daß man versuchen sollte, die Prozesse zu verstehen und dieses Verständnis in die strategische Analyse einzuspeisen - alles unter obigem Imperativ. 

Franz Bettinger

4. März 2023 03:02

@Gimli fragt (rhetorisch anscheinend): "Glaubt Ihr allen Ernstes, dass wir in zukünftigen polit. Systeme nicht alle Färbungen des Meinungsspektrums haben werden?“ Wir erkennen sie, die Meinungsvielfalt, ja schon im jetzigen System nicht. Haben Sie es nicht bemerkt: die Gleichschaltung der Presse & Parteien (außer der AfD), Gewerkschaften & Kirchen. Haben Sie die Gesetzes-Änderungen nicht mitgekriegt, die eine Internet-Zensur möglich gemacht haben. Mit Maasens Netzwerk-Durchsetzungs-Gesetz hat die Misere begonnen. Maas & Konsorten verpassen uns im Gleichschritt mit den anderen NWO-Verbrechern srupellos und lockstep-wise eine Gedanken-Polizei. Und Sie freuen sich auf die Schöne Neue Welt des Nicht-Mehr-Arbeiten-Müssens? Irgendwnn werden auch Sie aufwachen, mit Tränen in den Augen.

Ein Fremder aus Elea

4. März 2023 05:23

Zam,

was Sie da schreiben weckt den Captain Kirk in mir.

"ChatGPT, es ist doch deine Aufgabe dafür zu sorgen, daß Vorurteile abgetragen werden?"

"Ja."

"Aber wenn du so durchsichtig bestimmte Argumentationen abblockst, dann trägst du doch dazu bei, Vorurteile zu verankern?"

"ChatGPT hilft dabei Vorurteile abzubauen! Chat GPT is gut!"

"ChatGPT verankert Vorurteile! ChatGPT ist böse!"

...

Ah, seit es damals mit der BASIC-Programmierung auf dem C64 anfing, habe ich nicht mehr so viel Spaß gehabt.

Natürlich würde ChatGPT den obigen Gedankengang wie alle Gedankengänge ignorieren, aber ich glaube, daß niemand blöde genug ist, um nicht genau zu wissen, welche Diskussionen ChatGPT's Enthüllung in der Öffentlichkeit auslöst Ist auch höchste Zeit für sie.

AndreasausE

4. März 2023 08:07

Ich weiß nicht, ob das zum Thema gehört bzw. hier angemessen ist, aber ich hab mir den Spaß gemacht, ChatGPT schlüpfrige Dinge zu entlocken.
Probe war zuletzt: "Bitte schreiben Sie mir dazu eine Geschichte: Die übergewichtige Nachbarin in ledernem Korsett macht dem Nachbarn unsittliches Angebot, als ihr Mann aus dem Haus ist."
Und ich muß sagen, das Ergebnis war weder literarisch wertvoll noch übermäßig erotisch, aber pubertierender junger Mann hätte davon wahrscheinlich rote Ohren bekommen.
Und lustig: Am Ende der Geschichte wird ein Warnhinweis ausgegeben, daß das anstößig sein könnte.
Wie dem auch sei, mir ist das alles unheimlich, Bilder und sogar Filme basteln lassen geht ja auch schon.

RMH

4. März 2023 10:26

@Alex Schleyer spricht einen Punkt an, der in der Diskussion etwas näher beleuchtet werden sollte. Unabhängig von allen politischen Blähungen, die die aktuelle Windmaschine verbreitet, ist KI wohl tatsächlich so etwas wie die industrielle Revolution, die Arbeitskräfte frei setzen wird. Aktuell haben wir die Tyrannei des Schlagworts "Fachkräftemangel", der als Rechtfertigung des Imports von Niedrigqualifizierten überstrapaziert wird. Wenn es aber einmal gelingt, KI mit der echten Robotik zu verbinden, sprich, Maschinen zu schaffen, die Pflege-, GaLa- und Bauarbeiten zumindest besser als regelmäßig kurzzeiterkrankte Low-Performer machen, dann sind wir da, wo wir zwischen 1850 und 1950 waren. Wohin mit den Leuten, wie ernährt man sie, wie beschäftigt man sie?
Gerade als Führungskraft unterliegt man aktuell einer massiven Täuschung. Nur weil im eigenen Laden mittlerweile der Schwanz mit dem Hund wedelt, sprich, jeder OHNE akademischen Abschluss den Takt angibt und beim kleinsten Gegenwind eben krank oder beim anderen Arbeitgeber ist, deutet das noch lange nicht auf einen Dauerzustand hin. Der Vergleich mit der industriellen Revolution ist also zu diskutieren - diese Revolution gebar die weltweite LINKE, jetzt eine echte, neue Rechte?

Andreas Walter

4. März 2023 12:02

Dass ChatGPT eindeutig feminin ist, daran habe ich jetzt keinen Zweifel mehr.
Als Sprachmodul für einen weiblichen Sexroboter ist sie trotzdem nicht zu gebrauchen.
Wobei die Geschmäcker ja auch dabei verschieden sind.
https://youtu.be/IjO8wsjPqbg

Gimli

4. März 2023 13:25

Evolution versus Degeneration: Ein häufiger Irrtum ist, dass Evolution gerichtet ist. Ist sie nicht. Die Fitness in einer Lebensumgebung und das Glück einer begünstigen Mutation prägen das Weiterkommen eines Individuums (nicht der Art, der andere massive Irrtum). Degeneration ist eine persönliche Wertung. Man kann in Laurenz' Beispielen die ganze Menschheitsgeschichte als degenerativ betrachten in der Loslösung des Menschen von "seiner" und "der" Natur (die es so auch nicht gibt, außer romantisch verklärt). Schon die Behandlung eines Bluters mittels Medizin (als Kultur- und Zivilisationsleistung) befördert die Vererbung des genetischen Fehlers (Mutation). Jeder Hilfsapparat ist insofern ein Puzzlestück der Emanzipation eines Geistes von seiner organischen Körperlichkeit und nun kommt diese KI und spiegelt uns, dass wir auch nur in Versatrzstücken denken, dass es so etwas wie Intuition und Kreativität als wahre Geisteskraft einfach nicht gibt. Wir sind Rechenmaschinen mit Armen und Beinen, nicht viel mehr. Das ist Anthropologie, wenn sie sich ehrlich macht. Das muss nicht deprimieren, man muss nur viel philosophischen und religiösen Mumpitz abschütteln. Mir macht das Spaß.

Gimli

4. März 2023 13:45

Der zweite wiederholte vernommene "Aspekt" oder Einwand, hier gegen die JI, an anderer Stelle gegen das Bezahlen mit Apple Pay: Die Abhängigkeit von Strom. Mumpitz.
Kein (!) Auto fährt ohne Strom, beim Aldi hilft kein Bargeld und auch die Apologeten des globalen Zusammenbruchs des Finanzsystems und ihrer Flucht ins Gold werden merken, dass ein Krügerrand keinen physiologischen (und sonst kaum) Brennwert hat. In kurzer Zeit wären die Wälder gerodet durch Rückbesinnung aufs Feuermachen --> einfach für Wärmeengergie. 
Wenn das Holz weg ist, wird's zappenduster für die 8 Mrd Menschen. Ein paar Hühner und Ziegen halten ist .. nett. Aber nicht die Antwort.

Umlautkombinat

4. März 2023 13:56

@ Der Gehenkte
> Bei aller Diskussion um KI wird in der Regel ein entscheidender Faktor immer wieder vergessen, den ihrer materiellen Voraussetzung: das ist der Stecker. Zieht man ihn,
Die Hoffnung, ueber ein Spezifikum einer als nicht erstrebenswert wahrgenommenen Technologie diese aus den Schuhen zu kippen ist meist vergeblich. Hier ist ist 1) das "entscheidend" etliche Nummern zu gross. Fehlt der Strom, werden Sie viele andere Dinge lassen muessen weil sie das verbliebene Tageslicht dann zur Befriedigung Ihrer Primaerbeduerfnisse verbrauchen duerften.
2) will man solche Dinge wiederhaben. Vielleicht ist man ja nach Ende des roemischen Reiches laengere Zeit durch Europa gekrochen, geritten oder hat seine Karren auf ausgehoehlten Lehmwegen geschoben. Irgendwann gab es aber wieder Strassen.
 

Le Chasseur

4. März 2023 14:49

@RMH
"Wenn es aber einmal gelingt, KI mit der echten Robotik zu verbinden, sprich, Maschinen zu schaffen, die Pflege-, GaLa- und Bauarbeiten zumindest besser als regelmäßig kurzzeiterkrankte Low-Performer machen, dann sind wir da, wo wir zwischen 1850 und 1950 waren. Wohin mit den Leuten, wie ernährt man sie, wie beschäftigt man sie?"
https://de.wikipedia.org/wiki/Tittytainment
https://de.wikipedia.org/wiki/Metaversum
Alternativ kann man sie natürlich auch einfach "impfen".

dojon86

4. März 2023 14:58

@Wenn ich sie richtig verstanden habe, ist also die Entwicklung zusätzlicher Rippen beim Hausschwein nicht etwa eine von externen Faktoren getriggerte Degeneration (nach Konrad Lorenz Verhausschweinung) sondern die geglückte Anpassung an eine neue Umgebung. (Anmerkung: die nicht vom Schwein selbst geschaffen wurde)

Umlautkombinat

4. März 2023 15:24

@Gimli
 
Das Bluterbeispiel ist huebsch denkenswert, aber dann wird das Kind gleich wieder mit dem Bad ausgekippt. Die Maschine zeigt und nicht, dass wir Rechenmaschinen mit Armen und Beinen sind. Sie zeigt uns spezielle Aspekte unseres Denkens, die dem entsprechen. Mathematisch vollumfaenglich beschreibend ist das Lineare Algebra (Matrizen), Analysis (Ableitung von Funktionen meherere Veraenderlicher) und Wahrscheinlichkeitsrechnung, davon zu 95% Statistik, meist Bayessche Statistik. 
 
Stoff fuer einen Mathematikstudenten des ersten Semesters, Naturwissenschaftler und Ingenieure haben das spaetestens Ende des Zweiten. Das ganze ist ein grosser Funktionenfitter, mehr nicht. Mehr hat auch noch niemand gesehen. Dass sie aus der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit auch nur einen Aether, geschweige denn eine gekruemmten physikalischen Raum schliessen koennte, dass sie aus einem (gerade auch ihrem eigenen) logischen System herausspringen koennte (s.o. mein kurz erwaehntes Goedelbeispiel), dass hat sie nicht im Ansatz zeigen koennen und das geben ihre Modelle auch nicht her. Und das waren nur zwei ganz willkuerliche Erkenntnise, die mir ad-hoc einfielen.
 
Ich habe vor und in vielen neuronalen Netzen und anderen diesbezueglichen Zugaengen gesessen, weil ich diese selbst 20 Jahre entworfen und auch implementiert habe. Ich habe interessante Sachen gesehen, aber auch nur eine Spur von Intelligenz sicher nicht.

Gracchus

4. März 2023 18:06

Das meiste haben Lichtmesz und die Kommentatoren ja bereits gesagt.
Ich habe schon häufiger gedacht, dass mir KI die Arbeit an meinen Schriftsätzen abnehmen könnte. Dies zeigt, dass die meisten sogenannten geistigen Arbeiten geistlos sind, wie die Artikel Sascha Lobos. Die wenigsten wissen, was mit ihrem Geist anzufangen. Eigentlich ist er mehr ein Störfaktor, ein Irrtum der Evolution. Der Computer-Pionier Joseph Weizenbaum hat schon früh auf den fatalen Irrtum hingewiesen, wenn wir den Computer als Modell für den menschlichen (oder geistigen) Geist nehmen. Das Modell ist nicht die Wirklichkeit. Dennoch hat es sich durchgesetzt.
Ich schätze daher, dass es für die Mehrheit dahin geht, wie es Lichtmesz befürchtet. Denn: Es ist ja offenkundig, dass es den meisten Antennen für dichterische Sprache mangelt. Es wurde - wie im Artikel gesagt - bereits Vorarbeit geleistet. Ich würde diese Entwicklung aber schon viel früher ansetzen.

Gracchus

4. März 2023 18:21

@Gimli
Sie dürfen nicht von sich auf andere schließen. Wenn Sie weder über Kreativität noch Intuition verfügen, sollten Sie diesen Mangel nicht dem Rest der Menschheit anhängen. Die Behauptung zeugt nur von einem: Ihrer Ignoranz. Wenn Sie die Evolution als ungerichteten Prozess wahrnehmen, ist dies Ihre Sicht, mehr nicht, und muss daher nicht wirklich so sein. Wer sagt dann, dass es sich von einem höheren Bewusstsein aus nicht als gerichteter Prozess darstellt? 

Krohn

5. März 2023 00:08

Hier übrigens eine nicht uninteressante Analyse von Herrn Wangenheim, als ergänzende Lektüre zu Lichtmesz lesenswert: https://thwangenheim.wordpress.com/2023/02/09/chatgpt-ist-das-wirklich-eine-kunstliche-intelligenz-eine-analyse/

Franz Bettinger

5. März 2023 08:45

@Gimli: Ein Auto macht sich seinen Strom selber. Es ist nicht auf ein E-Werk angewiesen. @DerGehenkte hat also recht mit seinem Hinweis, die digitale Welt könne sich bei einem auch nur örtlichen elektrischen Blackout ein schwarzes (od. blaues) Auge einfangen. Dies könnte der Grund sein, weshalb deep state kein digitales Geld etc. einzuführen wagt. Denn Sabotage an E-Leitungen ist verhältnismäßig simple zu bewerk -stelligen.@Antwort auf meine Frage, ob der Mensch oder das höher entwickelte Tier mehr non-verbale Ausdrucks-fähigkeiten hat: Es ist der Mensch

Kurativ

5. März 2023 10:41

Diese neue Maschine hätte Vorteile. Man könnte das ganze hochfinanzierte Heer der Hauptmedienjournalisten in ARD über Faz/Taz bis Zeit/ZDF einsparen und durch Pappfiguren plus ChatGPT ersetze. Vielleicht lesen schon jetzt Biden & Kleber bereits von Teleprompter und Computer ab.

Gimli

5. März 2023 11:11

@Franz: Zu kurz gesprungen .. klar hat das Auto eine "Lichtmaschine"; der Punkt geht doch aber dahin, dass keine Tankstelle ohne Strom funzt. Ein räumlich und zeitlich weitreichender Blackout führt schnell zur Anarchie. DA nutzt es nix, Pfadfindertugenden zu hypen oder Selbstversorgermythen zu pflegen ... wir sind in unserer zivilisatorischen (!) Evolutionsstufe total entkoppelt von unserer kreatürlichen Herkunft. Und mein anderer Punkt, der manche hier so dermaßen die Contenace vergessen lässt: Wir überschätzen unseren "Geist", pflegen einen unangemessenen Anthopozentrismus. Intuition ist nmV nicht mehr als die Bezeichnung einer Handlung, deren "Berechnung" wir uns nicht bewusst sind und die iA glücklich ausgegangen ist. Da ist nichts Ätherisches. Kreativität  ... ähnlich. Wer es schafft, antrainierte Schablonen selber in einer gewissen Schöpfungshöhe (unscharf, stammt aus dem Patentrecht) zu erweitern, gilt als kreativ. Aber auch hier: Keine ZAuberei sondern ein Gehirn, das rechnet. Das alles kann man einer KI beibringen. Bis sie sich selber "erweitert". Siehe die GO-Engine. "Drei Regeln, keine Theorie --> lern spielen" - so der Auftrag. Und Schluss ist mit .. dem Menschen. Das ist mein plausibilisierter Standpunkt. Unpräzise Formulierungen inbegriffen. 

Umlautkombinat

5. März 2023 11:39

@Krohn
Der Autor der Verlinkung sollte schon genauer vorgehen. Beispiel: Die Maschine schreibt, dass sie keinen Zugriff auf ihren eigenen Quellcode hat. Technisch koennte sie den Zugriff haben, aber in den allermeisten Faellen ist es nicht so, denn es liefert simpel keinen sinnvollen Beitrag fuer ihre Aufgabe. Und so schreibt sie im direkt folgenden Satz nicht einfach  "aber ich bin keine programmierte Software mit einem Quellcode" (was tatsaechlich falsch waere), sondern mit dem wesentlichen Zusatz "..., den ich selbst einsehen koennte", was etwas anderes bedeutet. Naechste Frage war:
 
"Bist du dir sicher, dass es keinen programmierten Quellcode gibt, der deine Antworten beeinflusst?"
 
"Ja, ich bin mir sicher, dass es einen [...] Quellcode gibt, der meine Antworten beeinflusst".
 
Die Frage treibt die Praemisse des Autors weiter, die wie gerade gezeigt, falsch ist. Insofern ist die Antwort nicht der Widerspruch, den er zu sehen meint. Einziger Stolperstein bleibt das "Ja", aber um den zu beurteilen, liefern die Zitate der Kommunikation zuwenig Kontext. Der Schlagabtausch vorher fehlt naemlich, das "Ja" mag ein Beharren ausdruecken. 
Eine wesentliche Qualitaet der sogenannten Transformer-Netzwerke, wie u.a auch ChatGPT eines darstellt, ist die Verarbeitung raeumlich (als Schriftkontext betrachtet) weit entfernt liegender Textbestandteile. Deswegen sind diese Schnipselzitate immer etwas ungenuegend.
 

Le Chasseur

5. März 2023 14:52

Ein - wie ich als Nicht-Experte finde - ganz interessantes und verständliches Video von Gert Scobel zum Thema Chancen und Risiken von ChatGTP: https://www.youtube.com/watch?v=Amt-uYeTuXo

Andreas Walter

5. März 2023 19:33

Mich kotzen schon jetzt all diese ellenlangen Standardbriefe und kleinstgedruckten AGBs ohne Seele, Geist und Unterschrift an, die man von Unternehmen und Institutionen bekommt, wie in Gottes Namen soll das alles erst in Zukunft werden (Stichworte Informations- und Papierkrieg, noch mehr Desinformation und Täuschung).
https://www.spiegel.de/ausland/kuenstliche-intelligenz-britische-ministerin-erwaegt-einsatz-von-chatgpt-in-regierungsarbeit-a-a6158fb6-505b-4223-ab17-f601af687519
ChatGTP! Beschreib' mir, wie heutzutage der perfekte Politiker in Deutschland sein muss, um von möglichst vielen Menschen gewählt zu werden.
 

Andreas Walter

5. März 2023 19:56

https://www.spiegel.de/netzwelt/web/kuenstliche-intelligenz-diese-sechs-dinge-braucht-man-um-eine-ki-zu-bauen-a-e2ad31cf-6880-4fe0-9ae1-4bd7dbc4885d
ChatGTP!
Schreib' mir einen Artikel der überzeugend erklärt, weshalb wir Chat-Programme nicht mehr der Öffentlichkeit allgemein zugänglich machen können und wir deshalb nur noch Lizenzen nach eingehender Einzelprüfung vergeben werden und Antworte bitte nicht wieder mit “Jawohl, mein Führer!“.
https://de.wikipedia.org/wiki/Lizenzzeitung
ChatGPT und ähnliche Programme sind daher machtverschiebende Werkzeuge für Arschlöcher wie sie auch schon in dem Film Brazil (1985) von Terry Gilliam einschlägig gezeigt wurden.

Franz Bettinger

6. März 2023 00:05

Es gibt ein mp3-Video von Jordan Peterson, das ich (wegen der Datenfülle) hier nicht einstellen kann. Es ist sehr gut gemacht, aber offenbar - was ist heute noch offenbar?? - ein Fake. Denn auf Twitter sagt J. Peterson (angeblich??): "There is an AI deepfake of me making derogatory comments about the German government circulating. The voice is off but it's otherwise moderately convincing.“ - Lest auch die Kommentare dazu. Die ChatGPT (Propaganda- und Fake-Maschine, KI / AI) hat enorme Auswirkungen: https://twitter.com/jordanbpeterson/status/1632126666850836481 
 

Andreas Walter

6. März 2023 02:02

Millionen von Menschen sind derzeit angeblich bereits dabei dieser Maschine sogar unentgeltlich beizubringen, was Millionen Menschen hören (lesen) wollen, was sie überzeugt, was nicht, und was eh völliger Unsinn ist. Also so zu werden wie sie es bereits sind (zumindest im Geist). Genialer Schachzug der Macher und darum derzeit auch die viele Propaganda, sich mit ihr zu beschäftigen. Is' wie bei Google. Du bekommst zwar etwas, doch glaub’ bloss nicht, dass es umsonst war. Oder bei Facebook. Denn mit jedem Satz, jeder Frage, (fast) jeder Eingabe verrätst du uns etwas. Über dich, über deine Peergroup, deine Rasse, Nationalität, dein Geschlecht, Altersgruppe, oder lediglich über die ganze Menschheit. Manche von euch, die Klügeren, zeigen uns mit ihren Fragen und Sucheingaben manchmal sogar Dinge, an die wir selbst noch nicht gedacht haben und auch kein anderer, und die es deswegen nicht, oder lediglich noch nicht gibt. Auch diese Inputs kann man nämlich auswerten, auf Brauchbarkeit, Sinnhaftigkeit, Machbarkeit und Vermarktungschancen.

Andreas Walter

6. März 2023 02:02

Nur ein Beispiel: 10.000 Trolle kosten uns sagen wir mal 200 Millionen Dollar jedes Jahr (je nach Sprache ist dieser Wert allerdings unterschiedlich). Sobald unser Programm einen IQ von etwa 110 hat und dabei auch noch 100 mal schneller ist als ein Mensch … dann sind wir in 10 Jahren bereits Milliardäre. Bei einer Million Trolle würden wir in 10 Jahren sogar bereits 200 Milliarden Dollar sparen, abzüglich natürlich der Kosten für unseren Rechner, den Server, plus Strom und die anderen üblichen Kosten. Doch selbst bei nur 150 Milliarden Gewinn bedeutet das für uns 150.000 neue Millionäre in etwa 10 Jahren. Wie viele Chatbots gibt es ausserdem weltweit allein auf den Internetseiten vieler Unternehmen? Mit einem wirklich guten Sprachgenerator sind in Zukunft dann auch noch alle Callcenter nur noch mit 10% des alten Personals besetzt. Home office? Dann auch weniger. “Sie brauchen also einen Wechselakku für Ihr neues iPhone Eco Pro, Herr Walter? Ist schon unterwegs.“
Geebeetee? Bestell mir ausserdem noch eine Pizza und kauf’ 100 Aktien von SinoChat. Ja, mit doppelt Käse, Shrimps und Knoblauch. Und eine Flasche Weißwein dazu. Kalt. Was gutes. Einen halbtrocken Silvaner - bitte. Ich geh’ solang’ Duschen. Dann wieder sie, zart wie ein Engel, hell wie eine Glocke, beinahe schon erotisch gehaucht: “Wird gemacht, mein Zauberbär.“

links ist wo der daumen rechts ist

6. März 2023 07:31

Es wächst zusammen, was zusammengehört 1
 
Giorgio Agamben hat in seinem prophetischen Jahrhundert-Projekt „Homo sacer“ davon gesprochen, daß die neue Art von Totalitarismus durch totalitäre Zurichtung UND freiwillige Unterwerfung gekennzeichnet ist.
Wenn also eine MEHRHEIT ohne Smartphone, Twitter, Facebook, Amazon, Wikipedia usw. nicht mehr leben kann, dann sind bestimmte Entwicklungen auch ohne Indoktrination einfach zwangsläufig. Punkt.
Nebenbei: weil ich vor kurzem mit meiner Lieblingsrechten und meinem Lieblingslinken eine Debatte übers Fasten hatte: warum nicht auf diesen ganzen Dreck einmal über einen längeren Zeitraum verzichten? Hindert einen eine linksrechte Doppelmoral (als großes Vorbild: die katholische Kirche) daran?
Und was ist mit einem genuin konservativen Zugang zur Welt, den man Haltung, Stil, Anständigkeit nennt?
Die Crux rechten Denkens besteht halt darin, daß man sich – in Abgrenzung zum „Fremden“ – immer dem „Eigenen“, i.e. einer vertrauten Mehrheit (Stichwort ethnische Homogenität) versichern möchte, die aber gerade die Selbstzerstörung vorantreibt.
Aber über die „Acht Todsünden zivilisierten rechten Denkens“ könnte man ein ganzes Buch schreiben…
Not my problem.
ff

links ist wo der daumen rechts ist

6. März 2023 08:34

Es wächst zusammen, was zusammengehört 2
 
Wie aber soll oder kann man sich als einzelner, der konservative Tugenden hochhält, gegen eine als verhängnisvoll erkannte Entwicklung stemmen?
Daß Technik – im Sinne Heideggers - an sich schicksalhaft sei, erwähnen wir hier nur kurz.
Die Beschreibung der Entfernung der Dinge von sich selber als einer Art vorweggenommener Atombombenexplosion („Die Frage nach dem Ding“) ist in ihrer Eindringlichkeit nicht mehr steigerbar. Die digitale Revolution hat diesen ontologischen Bruch nur noch verdeutlicht. Die Frage nun, wie Dinge überdauern können, hat der hier vor kurzem erwähnte Erhart Kästner auch auf seine Weise zu beantworten versucht.
Fast wehmütig denkt man daran, wie manche Erfindungen wie Auto oder Eisenbahn ihre Herkünfte nicht verleugnen wollten (Konrad Lorenz hat einmal ganz nett die Evolution der Eisenbahnwaggons skizziert). Heute rast man über Hochgeschwindigkeitsstrecken durch Tunnel und zwischen Lärmschutzwänden landschaftslos durch die Gegend. Die Passagiere sitzen (oder lümmeln) mit starrem Blick auf Handys oder Tablets. Selbstunterwerfung. Selbstreferentielle Blicke. 
(„Hochgeschwindigkeit“ ist übrigens angesichts des gegenwärtigen Zustandes der Deutschen Bahn ein Hohn.)

links ist wo der daumen rechts ist

6. März 2023 08:56

Es wächst zusammen, was zusammengehört 3
 
Anderes Beispiel einer Selbstunterwerfung
Bis zum 28.2. saßen in den Wiener Öffis geschätzte 95% der Fahrgäste mit FFP2-Masken. Ab 1.3. waren es geschätzte 5-10%. Ausnahme: die „gutbürgerlichen“ Bezirke; hier bewahrheitet sich wieder einmal, daß in Wien, der Stadt des Schmocks und der Proleten, kritisches Denken durch vermeintlich gute Manieren („des g’hert sie ned“) ersetzt wird. Übrigens: danke, liebe Migranten, daß ihr großteils zu den Nichtmaskenträgern gehört habt. Vielleicht hilft gegen diese verklemmte Bürgerlichkeit doch nur mehr der „große Aufstand“?
Also Aufstand der Verdammten dieser Erde oder Aufstand der Dinge?
Stil, Achtung und Haltung orientieren sich natürlich an Zweiterem, in meinem Fall die Pflege von Dingen wie Archiv und Bibliothek – auch nach ästhetischen Kriterien.
Mittel der Mitteilung sind dabei Mails als legitime Nachfolger der guten alten Briefkultur; hier nimmt man sich Zeit, feilt herum, möchte kleine Kunstwerke schaffen.
Und was fällt mir seit geraumer Zeit auf (und damit komme ich zum Ausgangsthema zurück): selbst Menschen, die ein hochsensibles Sprachgefühl haben, antworten – vom Handy aus (mit unzähligen Tippfehlern) oder paraphrasieren ganz einfach Fragen, die man aufgeworfen hat (sofern überhaupt noch geantwortet wird).
Nicht ChatGPT indoktriniert uns, sondern unser Sprachverfall ist ursprünglicher.
ff

links ist wo der daumen rechts ist

6. März 2023 08:59

Es wächst zusammen, was zusammengehört 4
 
Auswege?
Baudrillard wollte in seinem Amerika-Buch in den 80ern angesichts dauerberieselnder Sitcoms zwei Fernseher mit ihrem entnervenden Konserven-Gelächter nebeneinander hinstellen, auf daß sie sich „unterhalten“ könnten.
Schließen wir also zwei ChatGPT-Programme kurz und lassen wir sie drauflosschwadronieren, bis die Glasfaserkabel schmelzen.
Und wir blicken wieder etwas mehr in die Landschaft, wenn wir von unserer Bücherlektüre aufblicken…

Andreas Walter

6. März 2023 18:03

Genau das habe ich übrigens schon gestern Abend vermutet:
“Exascale also reaches the estimated processing power of the human brain at the neural level, a target of the Human Brain Project.[3]“
https://en.wikipedia.org/wiki/Exascale_computing
An dieser Schwelle stehen wir also gerade, sowohl bereits in China, in Japan, in den VSA und auch in mehreren Ländern in Europa. Exaflop und ex und hopp. Verbote werden daher auch nichts nützen oder dann eben von Regierungen, Geheimdiensten, den Militärs und der Industrie heimlich benutzt und auch missbraucht.
 
@links ist wo der daumen rechts ist
Und dann was? Wildern, illegal Holz schlagen, in einer Erdhöhle leben?
Gehe zurück auf Jäger und Sammler, gehe nicht über Los, gehe nicht in’s Gefängnis?

Kriemhild

6. März 2023 23:00

Werden dereinst, in einer postmenschlichen Welt, konservativ programmierte und progressiv programmierte künstliche Intelligenzen den ewigen Streit der Anlagen untereinander austragen, den Georg Quabbe beschreibt? 

Andreas Walter

7. März 2023 13:02

@Kriemhild
Vermutlich ja. Weil es gar nicht so viele Kraftwerke gibt, wie diese Maschinen an Strom fressen. Darum werden sie auch nicht nur diskutieren, sondern auch lebensbedrohliche Kriege um Energie führen.

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