Ob Silvesterkrawalle in Berlin, Klimademos in Lützerath oder Delogierungen in Peutenhausen, dem Ex-Chefredakteur der BILD gelingt ein „Scoop“ nach dem anderen. Einerseits ist es das umfangreiche Budget, das professionelle Arbeit ermöglicht, und die Erfahrung des gewieften Journalisten Reichelt, vor allem aber gewährt die „Salonfähigkeit“ Schutz vor dem Zensurhammer.
Das merkt man am stärksten bei einem berührenden Gespräch Reichelts mit Ann-Marie K.s Vater, die am 26.1. in einem Zug von einem Fremden erstochen wurde. „Warum tun rechte Alternativmedien so etwas nicht?“, ist man versucht zu fragen. Der Vater des Opfers gibt die Antwort: Er betont, nicht „rechts“ zu sein. Einem AfD-nahen Medium hätte er wohl nie ein Interview gegeben. Die Art und Weise wie Reichelt die Folgen der Masseneinwanderung dokumentiert, ist derzeit für rechte Medien schwer umsetzbar.
Benedikt Kaiser und Philip Stein äußern sich in einem Podcast kritisch zum Einfluß Reichelts auf unser Lager. Zwar schreibt Kaiser:
„Das Wachstum der Reichelt-Medien läßt Spielraum für unterschiedliche Entwicklungen; man sollte als marginalisierte Kraft nicht voreilig und arrogant den Daumen senken.“
Beide sind sich jedoch darin einig, daß „kein Grund für eine überzogene Erwartungshaltung“ besteht. Sie sehen in Reichelt eher ein Druckventil. Ich gebe ihnen recht: Als CDU-naher Konservativliberaler ist er der erste Bürgerliche, der im authentischen Oppositionsmodus gegen die Ampel angekommen ist.
Was ich Ende 2021 bei der Gründung der mittlerweile verwaisten Plattform „The Republic“ vermutet habe, wurde nun von Reichelt umgesetzt: Das CDU-Lager, erstmals in die ungewohnte Oppositionsrolle gedrängt, gibt sich ein widerständiges Profil. Daß die CDU an der Ampel das kritisiert, was sie selbst verursacht hat, ist offensichtlich. Entscheidend ist eher der Inhalt ihrer Kritik. Sie beschränkt sich nämlich meist nur auf die Kollateralschäden des Bevölkerungsaustauschs.
Von Migrantenkrawallen über Mieterkündigungen bis hin zu radikalen Islamisten kommt es zu einer verkürzten Kritik, die nicht über die kriminologischen, ökonomischen und kulturellen Begleitphänomene des Bevölkerungsaustausches hinausgeht.
Der „Hauptschaden“, die rasante Ersetzung eines alternden Volks durch Fremde, durch „replacement migration“ wird nicht angesprochen. Das macht Reichelt im Grunde zu einem klassischen „Gatekeeper“, der sich im gemäßigt rechten Bereich des Overtonfensters bewegt und gleichzeitig selbst „gegen rechts“ mauert.
Die wichtigste rote Linie für den erlaubten konservativ-liberalen Diskurs ist die Bevölkerungspolitik der BRD. Blendet man die real existierende Ersetzungsmigration aus, darf man sich sogar gelegentlich bei der Symptomkritik an den Ersetzungsmigranten im Ton vergreifen und wie Merz über „Paschas“ poltern.
Wer jedoch, wie kürzlich Hans Georg Maaßen, Ethnomasochismus und Bevölkerungsaustausch anspricht, dem wird von der FAZ „Gedankengut von Rechtsterroristen“ unterstellt. Und sogar die BILD, die sich gerade mit Reichelt einen Wettstreit um die populärste rechte Symptomkritik liefert, nennt Maaßen deswegen einen „Endlos-Quälgeist“.
Wird Reichelt es wagen, diese rote Linie zu überschreiten? In einem seiner jüngsten Beiträge, in dem er den Auftritt eines Kabarettisten vor der grünen Parteispitze zerpflückt, wagt er sich in die von Ernst Jünger so bezeichnete „Zone der Kopfschüsse“.
Wörtlich spricht er davon, daß Deutsche Platz für Zuwanderer machen sollen, und schließt mit
„aber wenn Sie es sagen sollten, dann ist es eine Verschwörungstheorie, merken Sie sich das“.
Das ist eine eindeutige Chiffre für den Bevölkerungsaustausch. Die Niederländerin Eva Vlaardingerbroek, die regelmäßig in „Achtung Reichelt“ auftritt, wird in einem Interview am 25. März 2023 sogar noch etwas deutlicher. Bröckelt hier etwas?
Der Einschätzung von Kaiser und Stein ist grundsätzlich zuzustimmen. „Achtung Reichelt“, der angeschlossene „Pleiteticker“, der scharfe Kurs der „BILD“ und das Gepolter Merzens ist nichts anderes als der Oppositionsmodus der CDU. Der Zorn der „bürgerlichen Mehrheit“ Deutschlands soll gegen die „Linksgrünen“ gelenkt, der AfD das Wasser abgegraben werden.
Doch wird diese Taktik aufgehen? Linke Politikwissenschaftler warnen regelmäßig davor. Ihren – sicherlich nicht objektiven – Analysen zufolge führt der Versuch der Verdrängung des Rechtspopulismus durch Übernahme seiner Themen am Ende zu deren Normalisierung. Aus Sicht vieler Linker verschieben Reichelt und Co. das Overtonfenster also nach rechts.
Tatsächlich haben die Bilder und Szenen, die Reichelt uns lieferte und liefern wird, erhebliches Aufklärungspotential, das auch von authentischen Rechten genutzt werden kann. Ob all diejenigen, die von den erwähnten Szenen aufgerüttelt werden, auch brav die CDU wählen, nur weil Reichelt ihr nahe steht, ist fraglich.
Entscheidend für meine Einschätzung seiner Rolle wird sein, wie er sich in kommenden kritischen Situationen zur AfD oder zu anderen rechten Kräften äußern wird – und ob er es wagt, eines Tages explizit den Bevölkerungsaustausch anzusprechen.
Wir sind hier nicht nur Beobachter, sondern können ihm dabei helfen, „das Richtige zu tun“. Authentische Rechte, die sicherlich einen wichtigen Kern seiner Quote und damit seiner Einnahmen ausmachen, haben eine gewisse Macht. Statt ihm nur begeistert zuzujubeln, müssen wir konstruktiv-kritisch und fordernd werden.
Wenn beispielsweise in Zukunft unter jedem Video, in jedem Leserbrief und bei jedem Anruf die Gretchenfrage gestellt wird, ob denn ein Bevölkerungsaustausch stattfinde, könnte Reichelt in Zugzwang geraten. Wenn man ihn dazu bei seiner Ehre packt und seinen journalistischen Schneid in Frage stellt, wird das die Wirkung verstärken. Auch wenn Reichelt selbst diese Kommentare gar nicht zur Kenntnis nimmt.
Gerade in einer jungen neuen Mannschaft wie bei „Achtung Reichelt“ arbeiten in der Regel einige Idealisten mit, auf die derartige konstruktive Kritik eine gewisse Wirkung hat. Ein Vorbild, in das Reichelt mit Hilfe eines engagierten, konstruktiv-kritischen Publikums „hineinwachsen“ könnte, wäre das des amerikanischen Nachrichtensprechers Tucker Carlson. Regelmäßig lädt er Personen aus dem rechten Parteiumfeld ein und läßt sich von Ideen und Begriffen der außerparlamentarischen Avantgarde inspirieren.
Wenn Reichelt bei der salonfähigen Symptomkritik verbleibt, nutzt er metapolitisch der CDU, da diese Partei die Symptombekämpfung selbstgeschaffener Probleme perfektioniert hat. Stößt er aber, womöglich mit etwas rechter Hilfe, in den Kernbereich der Matrix vor und spricht den Bevölkerungsaustausch an, kann er der einzigen Kraft nutzen, die hierfür eine politische Lösung parat hat.
Die AfD, die in den jüngsten Umfragen 17% erreicht, ist die einzige relevante Kraft, die den Bevölkerungsaustausch nicht leugnet, und die offen über eine Remigrationspolitik nachdenkt. Gewiss, es gibt auch bei Reichelt unüberwindbare Grenzen. Als Konservativ-Liberaler und mutmaßlicher Transatlantiker wird er zeitlebens weder Solidarpatriot noch Eurasier werden.
Als gemäßigten Kritiker des Bevölkerungsaustauschs kann ich ihn mir nach seinen jüngsten Aussagen durchaus vorstellen. Wenn wir also schon ein „Medienoutlet“ der CDU im Oppositionsmodus konsumieren, können wir die Zeit gleich sinnvoll nutzen. Fordern wir Reichelt und Co so lange heraus, bis wir ihn dazu bringen, das große Tabu auszusprechen, oder sich zumindest final als Gatekeeper zu entlarven!
Le Chasseur
Passend dazu: Reichelt hat am Berliner Hauptbahnhof einen Polizeieinsatz ausgelöst. Bei einer Fahrkartenkontrolle im ICE aus Koblenz hätte Reichelt zwar ein Online-Ticket, aber keinen Lichtbildausweis vorzeigen können. Das Online-Ticket ist aber nur in Verbindung mit einem Ausweis gültig. "Laut „Spiegel“ soll er sich gegenüber dem Bahnpersonal lautstark darüber beschwert haben, dass man ihn kennen müsse, da er einer der bekanntesten Journalisten Deutschlands sei." Am Berliner Hauptbahnhof wurde Reichelt schließlich von Polizeibeamten abgeholt und zur Wache verfrachtet, um dort seine Identität festzustellen: https://www.tagesspiegel.de/berlin/ex-bild-chef-zeigt-ausweis-nicht-vor-julian-reichelt-lost-bundespolizeieinsatz-am-berliner-hauptbahnhof-aus-9489410.html
Polizeibekannt müsste er doch eigentlich sein.