Mit dem Ausglimmen der Zeitschrift Criticón bot sich Platz. Es gab ja einen grundsätzlichen Respekt vor einer Institution wie Criticón eine war, ein Konkurrenzprojekt wollten wir nicht aufsatteln. Aber der Gründer und Herausgeber dieser Zeitschrift, Caspar v. Schrenck-Notzing, hatte nach anderthalb Jahren der Suche keinen Nachfolger gefunden. Wir sagten sowieso ab, der Ton unserer Arbeit war von vornherein ein anderer.
Also gründeten wir. Das ging ratzfatz, da wurde nicht lange gefackelt, denn die Sache stand so deutlich im Raume, daß wir uns das nicht wegschnappen lassen wollten. (Das sind neolithische Momente, die gab es ab und an in den vergangenen zwei Jahrzehnten: Man will Beute machen – und nagelt sich am Schreibtisch fest.)
Den Anschub gab eine Spende von 15 000 €, von Gehältern und Redakteuren und einem Apparat konnte keine Rede sein; aber Institut und Verlag waren schon bekannt genug und hatten den Ruf, eine neue Generation von Köpfen versammeln zu können.
Ein Grafiker aus Halle machte jene Entwürfe, die bis heute fast unverändert das Gesicht der Sezession bilden. Den Namen schlug, angelehnt an Nietzsches Wort von der “großen Los-Lösung” Karlheinz Weißmann vor.
Von vornherein wurde ein Sezession-Jahrgang aufgeteilt in Themenhefte und offene Ausgaben. Von Beginn an war der Rezensionenteil wichtig (zunächst gab es sogar Überlegungen, ob nicht ein reines Rezensionen-Magazin mit einem politischen Editorial das Äußerste sei, was wir uns aufladen sollten).
Bereits das 1. Heft war an eine der Akademien gekoppelt, die unser Institut seit August 2000 zwei Mal im Jahr veranstaltete. Weil der Angriff der USA auf den Irak bevorstand, in Afghanistan längst gekämpft wurde, der Krieg also seine Bedeutung als Konstante unter Beweis stellte, hörten wir in Heiligenstadt im Eichsfeld Vorträge zu diesem Thema und sammelten die Manuskripte für unser erstes Heft ein.
Sezession 1 – hier als pdf verfügbar, wie überhaupt alle alten Ausgaben bis zum 109. Heft – wurde an 3000 mögliche Abonnenten verschickt, mit einem recht selbstbewußten Begleitschreiben. Das 2. Heft konnten wir bereits an 1000 Abonnenten versenden, und von diesen Lesern der ersten Stunde sind noch immer 482 an Bord, wie mir das Sekretariat, das wir Jahre später einrichten konnten, mitteilen konnte.
Was weiter? Diejenigen unter Ihnen, die erst mit der Pegida‑, der AfD‑, der Überfremdungswelle oder sogar erst während der Corona-Maßnahmen-Jahre zu uns stießen, haben den an- und abschwellenden Bocksgesang unserer Arbeit nicht von Anfang an mitbekommen. Wir hatten die Möglichkeit, uns weltanschauliche Grundlagen zu erlesen und zu erarbeiten, sie auf unsere Zeit zu übertragen, über aktivierende Strategien nachzudenken – und dies alles vor einer wachsenden Leserschaft auszubreiten.
Mittlerweile ist die 113. Sezession im Druck – darin Texte, die Lehnert und ich auf unserer Jubiläumsfeier vortrugen.
Die Fülle dessen, was wir in den vergangenen zwanzig Jahren erarbeitet haben, ist selbst für uns Redakteure nicht zu überblicken. Erst neulich schlugen Erik Lehnert und ich nach, weil wir nicht mehr wußten, ob zu diesem und jenem Denker schon ein Autorenporträt erschienen sei.
Setzt dieses Netz-Tagebuch der Druck-Ausgabe zu? Nein. Zwar waren und sind die Erregungswellen über das, was wir schreiben, vorsagen, auf den Punkt bringen, nach Online-Beiträgen schnell da und turmhoch. Aber ein gedrucktes Heft aus gutem Papier liegt in der Hand und wirkt ruhiger und gründlicher gereift als jeder Bildschirm.
Es ist wichtig, daß dies so ist und von unseren Lesern wahrgenommen und geschätzt wird: Die Druck-Ausgabe finanziert den online-Auftritt, das ist so, seit wir dieses Blog anlegten, und diese Finanzierung ermöglicht es uns sogar, auf diese ganze schreckliche Internet-Werbung zu verzichten.
Ich werbe auch deshalb um neue Abonnenten. In einer “Gesellschaft des Spektakels” weiß man nie, ob Empörungskurven und Katastrophenjournalismus von rechts nicht notwendig sind für den regierenden und bestimmenden Betonblock. Wer darf wann was? Wer wird weswegen auf eine Art angegriffen, die wie ein Schock wirkt? Wer verdient Geld damit, daß er Untergänge und Zusammenbrüche vorhersagt, sich aber ständig korrigieren muß und dennoch immer wieder offene Ohren findet?
Wir schauen uns die Lage ruhiger an, schreiben (vom ersten Heft) an grundsätzlich und vor allem erst dann, wenn wir etwas besser sehen und wissen, was da gerade den Fluß hinuntertreibt. Man kann erst einmal gründlich wahrnehmen und dann dringlich schreiben, dringlicher sogar als diejenigen, die stets die Ersten und Lauten sind und oft nur an der Oberfläche kratzen.
20 Jahre Sezession – wir sind schon stolz darauf. Wie wäre es, wenn diejenigen unter Ihnen, die noch nicht abonniert haben, uns ein Abonnement schenkten? So hundert Geschenke? (Sie würden sich ja vor allem selbst beschenken …)
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Möglichkeiten:
+ Bestellen Sie mit einer mail an [email protected] oder telefonisch unter 034632–904396 ein Probeheft. Wir versenden die 112. Ausgabe, Thema “Zehn Jahre AfD”. Ein Abobeileger liegt im Heft – Sie verschaffen sich einen Überblick und abonnieren.
+ Die 112. Ausgabe kriegen Sie auch dann, wenn Sie gleich abonnieren. Sie bezahlen nämlich nur für die verbleibenden 5 Hefte des laufenden Jahrgangs (April bis Dezember) und kriegen mit der Rechnung Heft 112 gratis mitgeliefert. Hier im Bestellbereich der Sezession finden Sie vier Abo-Stufen vor, schauen Sie mal, welche zu Ihnen paßt. Auch diesen Vorgang können Sie telefonisch erledigen.
+ Jedenfalls: Neuabonnenten können online oder telefonisch aus drei Büchern eines auswählen – das ist die Willkommensprämie.
(Ich persönlich würde ja gleich abonnieren. Was soll das mit dem Probeheft! Sie kennen uns doch, oder?)
RMH
Als kurze persönlich-historische Anmerkung von mir:
Wie wurde ich Abonnent der Sezession, obwohl ich nie eine Zeitung davor abonniert hatte (und danach auch keine weitere)?
Es gab eine Aktion der Sezession, dass man die neu gegründete Zeitschrift jemanden empfehlen kann und derjenige bekam dann ein Freiexemplar der Zeitschrift zugesendet. Ein sehr guter Freund von mir, vormals Criticon Abonnent, hat davon Gebrauch gemacht und sodann landete Heft 1 bei mir im Briefkasten. Ich habe daraufhin sogleich abonniert und so darf ich sagen, dass ich zwar nicht Abonnent schon mit Heft 1 war, aber einer der ersten Stunden. Wird beibehalten! Die Ausgaben habe ich seit Heft 1 alle noch.