Interview mit Alastair Crooke zur US-Außenpolitik

Der ehemalige Richter Andrew Napolitano (USA) interviewt auf seinem YouTube-Kanal regelmäßig erfahrene Experten zu US-außenpolitischen Themen.

Caroline Sommerfeld

Caroline Sommerfeld ist promovierte Philosophin und dreifache Mutter.

Oft sind Colo­nel Dou­glas McGre­gor und Scott Rit­ter sei­ne Gäs­te – die bei­den sind aller­dings knall­hart. Mir fiel daher Napo­li­ta­nos letz­ter Inter­view­part­ner Alas­ta­ir Croo­ke auf, der sowohl die Rol­le Chi­nas anders sieht, als es unter ame­ri­ka­ni­schen und deut­schen Kon­ser­va­ti­ven üblich ist, als auch die geo­po­li­ti­sche „Zei­ten­wen­de“ aus frem­der Per­spek­ti­ve deutet.

Ich habe den größ­ten Teil des Inter­views ins Deut­sche über­tra­gen – als Zeit­do­ku­ment und als Anre­gung, den Blick nicht nur auf Euro­pa zu richten.

– – –

ANDREW NAPOLITANO: Hal­lo zusam­men, hier ist Rich­ter Andrew Napo­li­ta­no von „Jud­ging Free­dom“, heu­te ist Don­ners­tag, der 30. März 2023, es ist unge­fähr 9.40 Uhr mor­gens hier an der Ost­küs­te der Ver­ei­nig­ten Staa­ten. Unser Gast lebt in der Nähe von Rom in Ita­li­en. Alas­ta­ir Croo­ke ist ein ehe­ma­li­ger bri­ti­scher Geheim­agent des MI6, jetzt ist er Wis­sen­schaft­ler und Intel­lek­tu­el­ler (nun, intel­lek­tu­ell war er immer schon), der die Welt so sieht wie vie­le von uns, die skep­tisch gegen­über Auto­ri­tä­ten und kri­tisch dem Wes­ten gegen­über sind. Alas­ta­ir, ich bewun­de­re Ihre Arbeit seit Jah­ren, es ist mir eine Freu­de. Will­kom­men bei „Jud­ging Free­dom“, mein Freund, vie­len Dank.

ALASTAIR CROOKE: Ich freue mich, hier bei Ihnen zu sein.

NAPOLITANO: Sie haben einen sehr inter­es­san­ten Arti­kel geschrie­ben für die “Stra­te­gic Cul­tu­re Foun­da­ti­on” mit dem Titel “L’En­tente is a Bit­ter Pill for the West“. Wie sei­ner­zeit beim Abkom­men von Day­ton gibt es auch heu­te eine bit­te­re Pil­le für den Wes­ten zu schlu­cken, wenn wir Ruß­lands und Chi­nas Zusam­men­ar­beit so sehen.

Sie begin­nen mit einem sehr fas­zi­nie­ren­den Satz, und zwar: „Beim Ver­las­sen sei­nes Tref­fens mit Wla­di­mir Putin sag­te der chi­ne­si­sche Prä­si­dent Xi zu Putin: ‚Es kommt ein Wan­del, wie er seit hun­dert Jah­ren nicht mehr statt­ge­fun­den hat, und wir wer­den die­sen Wan­del gemein­sam vor­an­trei­ben‘.“ Bevor Sie uns jetzt sagen, was Ihrer Mei­nung nach Prä­si­dent Xi damit gemeint hat – wenn Prä­si­dent Biden das hören wür­de, den­ke ich mir, daß er ent­setzt wäre, oder? Mei­nen Sie nicht?

CROOKE: Ich den­ke, das soll­te er sein, aber ich glau­be nicht, daß man in Washing­ton wirk­lich das Aus­maß des Wan­dels vor allem im Nahen Osten wahr­nimmt. Nun hat er das gesagt, und jetzt haben wir schon eine Reso­lu­ti­on, eine neue Sicher­heits­ar­chi­tek­tur ist ent­stan­den. Eine neue Sicher­heits­ar­chi­tek­tur als Ergeb­nis der chi­ne­si­schen Ver­mitt­lung zwi­schen Sau­di Ara­bi­en und dem Iran, die vie­le der wich­tigs­ten Punk­te regelt, ein­schließ­lich der Nukle­ar­fra­ge des Irans.

Wenn man so will, gab der Iran Sicher­heits­ga­ran­tien für die Zukunft Sau­di-Ara­bi­ens. Und dann hat­ten wir die Tref­fen mit Assad in Mos­kau, spä­ter kam er in die Ver­ei­nig­ten Ara­bi­schen Emi­ra­te. Assad, der lan­ge Zeit sozu­sa­gen ein Paria war, hat dar­an teil­ge­nom­men. Dann kam das Außer­ge­wöhn­lichs­te, ich mei­ne, für mich, ich habe es nicht erwar­tet, näm­lich die Ein­la­dung von Sau­di-Ara­bi­en durch den König an den ira­ni­schen Prä­si­den­ten Rai­si, der nach dem Eid (das ist der Fei­er­tag nach dem Rama­dan) zu Besuch kom­men soll­te. Ich mei­ne, die Din­ge ent­wi­ckeln sich sehr schnell.

Es wird jetzt auch deut­lich, daß die Ira­ner und die Sau­dis zusam­men­ar­bei­ten wer­den, um den Krieg im Jemen zu been­den. Eine zwei­te Media­ti­on wur­de ver­ein­bart: Chi­na soll die Ver­mitt­lung der Been­di­gung des Kon­flikts zwi­schen Iran und den kur­di­schen Kräf­ten im Irak, die in den Iran ein­ge­drun­gen sind, über­neh­men. Gro­ße Ver­än­de­run­gen in sehr kur­zer Zeit – und es ist ein Signal für einen neu­en Geist, den­ke ich.

Es gibt so etwas wie ein neu­es Bewußt­sein, wenn ich es so aus­drü­cken darf, im Nahen Osten und in der gan­zen Welt. Es geht auf­fäl­li­ger­wei­se direkt um das alte Nar­ra­tiv, das Nar­ra­tiv der Hege­mo­nie, das besagt, daß man ent­we­der für uns ist oder gegen uns.

NAPOLITANO: Wie gefähr­lich war die ame­ri­ka­ni­sche Hege­mo­nie? Der Glau­be an den Exzep­tio­na­lis­mus, der Glau­be, daß Ame­ri­ka immer im Recht ist und der Geg­ner, wen auch immer es als Geg­ner aus­wählt, immer im Unrecht? Der Glau­be dar­an, daß wir Gewalt anwen­den und Men­schen mit dem Tod bedro­hen, um sie dazu zu brin­gen, unse­re Ver­si­on der Demo­kra­tie zu akzep­tie­ren (und natür­lich wäre es eine Demo­kra­tie, die sich den ame­ri­ka­ni­schen Wün­schen unter­wirft)? Wie lan­ge muß das wei­ter­ge­hen, bevor die ame­ri­ka­ni­schen Poli­ti­ker die Sinn­lo­sig­keit und Amo­ra­li­tät die­ser trei­ben­den Vor­stel­lung hin­ter der ame­ri­ka­ni­schen Außen­po­li­tik erkennen?

CROOKE: Das ist eine gro­ße Fra­ge, die sehr schwer zu beant­wor­ten sein dürf­te: Wie lan­ge wird es wohl dau­ern, bis sich die Wahr­neh­mung in Washing­ton wirk­lich ändert? Aber wenn Sie eine schnel­le Ant­wort auf die Fra­ge wol­len, was pas­siert ist, dann wage ich ein­mal zu fra­gen: War­um sind all die­se plötz­li­chen Ver­mitt­lungs­er­fol­ge wie aus hei­te­rem Him­mel mög­lich? Mit einem Wort: weil Ame­ri­ka nicht dabei war! Die USA waren nicht Teil der Gleichung.

NAPOLITANO: An die­ser Stel­le muß ich Sie kurz unter­bre­chen. Das ist wirk­lich eine auf­schluß­rei­che Aus­sa­ge: weil Ame­ri­ka nicht dabei war. Genau, das war wirk­lich auf­schluß­reich. Aber bit­te fah­ren Sie fort.

CROOKE: Die­ses „Wer nicht für uns ist, ist gegen uns“, das haben wir über­all auf der Welt, immer die­se Atmo­sphä­re. Da sagt dann sogar der indi­sche Außen­mi­nis­ter neu­lich: Wie lan­ge dau­ert es, bis Euro­pa und Ame­ri­ka ver­ste­hen, daß ihre Pro­ble­me nicht die Pro­ble­me der Welt sind und daß wir nicht für die eine oder für die ande­re Sei­te sind, son­dern daß wir unse­re eige­ne Sei­te sind? Wir ver­fol­gen unse­re eige­nen Wer­te, und das ist wirk­lich eine neue Art von Gefühl in der gan­zen Welt.

Plötz­lich haben sie erkannt, daß sie die Ver­ei­nig­ten Staa­ten nicht für ihre Sicher­heit brau­chen. Plötz­lich ver­schwin­den auch die Pro­ble­me und die Span­nun­gen, einer­seits hat Sau­di-Ara­bi­en gewis­ser­ma­ßen die Waha­bi-Waf­fe nie­der­ge­legt, ande­rer­seits wird sie in Syri­en und Irak und anders­wo ein­ge­setzt. Und der Iran hat ihm die Sicher­heits­ga­ran­tien gege­ben, sodaß wir kein JCPOA (das ist das Atom­ab­kom­men) mehr benö­ti­gen, wenn die Golf­staa­ten mit ihren gegen­sei­ti­gen Sicher­heits­ga­ran­tien zufrie­den sind.

Und ver­ges­sen Sie eines auch nicht: Obwohl die Über­schrift „Chi­nas Ver­mitt­lung“ lau­tet, steht hin­ter uns auch Ruß­land, also haben wir zwei gro­ße Part­ner, wenn Sie so wol­len, die die­se Ver­mitt­lung garan­tie­ren, also den­ke ich, daß sie funk­tio­nie­ren wird.

NAPOLITANO: Alas­ta­ir, die ame­ri­ka­ni­sche Regie­rung dämo­ni­siert wei­ter­hin Putin. Der Prä­si­dent spricht selbst stän­dig in dem Ton, aber auch hohe Beam­te, und indi­rekt Ihre ehe­ma­li­gen Freun­de im MI6 und in der CIA und deren Freun­de in der Pres­se. Alle sind damit beschäf­tigt, wei­ter­hin Prä­si­dent Putin per­sön­lich zu dämo­ni­sie­ren, um Ruß­land zu ver­teu­feln, Chi­na zu ver­teu­feln, Prä­si­dent Xi zu verteufeln.

Sicher wis­sen Sie noch, daß vor einem Monat halb Ame­ri­ka an einem drei­tä­gi­gen Wochen­en­de in den Him­mel geguckt hat, um zu sehen, ob sie einen chi­ne­si­schen Bal­lon fin­den könn­ten … ja, den der Prä­si­dent der Ver­ei­nig­ten Staa­ten kaum erwar­ten konn­te, bis er über dem Meer war, damit sie ihn abschie­ßen und wie­der Prä­si­dent Xi dämo­ni­sie­ren konn­ten. Das klingt für mich, als ob die Ame­ri­ka­ner, also 330 Mil­lio­nen Men­schen, durch die mise­ra­ble poli­ti­sche Füh­rung und die anti­quier­te, ste­reo­ty­pe ame­ri­ka­ni­sche Denk­wei­se von der Neu­en Welt­ord­nung aus­ge­schlos­sen sein werden.

CROOKE: Wis­sen Sie, das ist eine so gefähr­li­che Situa­ti­on, ich mei­ne, mei­ne gan­ze Kar­rie­re, mein gan­zes Leben lang habe ich ver­sucht, die Kanä­le offen zu hal­ten, selbst wenn es sich um Kanä­le zu Leu­ten han­del­te, die mei­ne eige­nen Leu­te nicht beson­ders mögen. Denn man weiß nie, wann man die­se Kanä­le braucht – also ist es wich­tig, daß sie offen­blei­ben. Es ist nicht immer mög­lich, sie ein­fach in fünf Minu­ten zu öff­nen, wenn man sie braucht, das braucht Vorbereitung.

Beson­ders in der isla­mi­schen Welt kann man nicht ein­fach hin­ge­hen und sagen, okay, wir kom­men gleich zur Sache, so: was wollt Ihr, das wol­len wir, laßt uns ein Geschäft machen. So funk­tio­niert das nicht, und des­halb müs­sen die Kanä­le offen sein, und ich bin bestürzt, wie es gegen­wär­tig gehand­habt wird.

Ich habe vor nicht all­zu lan­ger Zeit mit dem stell­ver­tre­ten­den Ver­tei­di­gungs­mi­nis­ter Ruß­lands gespro­chen, als ich dort war. Und ich sag­te, wis­sen Sie, alle Kanä­le sind weg, Sie haben kei­ne offe­nen Gesprächs­ka­nä­le mehr. Prak­tisch alle sind auf­ge­ge­ben wor­den, außer einer Video­ver­bin­dung mit dem Pen­ta­gon, aber die dient haupt­säch­lich tak­ti­schen Dees­ka­la­ti­ons­zwe­cken. Wir haben kei­ne zuver­läs­si­gen Kon­tak­te mehr. Wir haben kei­ne Leu­te, die Diplo­ma­tie betrei­ben kön­nen. Selbst auf dem Höhe­punkt des Viet­nam­kriegs (einem wei­te­ren von Ame­ri­ka ange­zet­tel­ten Desas­ter), hat­ten das Pen­ta­gon und das Außen­mi­nis­te­ri­um offe­ne Kom­mu­ni­ka­ti­ons­ka­nä­le mit dem Kreml und nutz­ten sie regelmäßig.

Jetzt scheint es so, daß es (außer um sicher­zu­stel­len, daß es nicht zu einem ver­se­hent­li­chen Gewalt­akt wie über dem Schwar­zen Meer kommt) kei­ne regel­mä­ßi­ge Kom­mu­ni­ka­ti­on zwi­schen Washing­ton und Mos­kau statt­fin­det. Das ist ent­we­der ein Spie­gel­bild der Per­sön­lich­keit von Prä­si­dent Biden, oder es sind zumin­dest per­sön­li­che Unzu­läng­lich­kei­ten. Ein har­ter Kerl in der Außen­po­li­tik will er sein … und er schickt Vic­to­ria Nuland vor, die Num­mer zwei oder drei im Außen­mi­nis­te­ri­um, um zu sagen: Wir wer­den die Rus­sen von der Krim ver­trei­ben. Nun, das wäre so, als wür­de Putin sagen: Wir wer­den die Ame­ri­ka­ner aus New Mexi­co abzie­hen, ich mei­ne, das ist ein­fach ver­rückt, sol­che Aus­sa­gen zu machen.

Die Chi­ne­sen sind an Har­mo­nie und Wohl­stand inter­es­siert, und wir behaup­ten, daß sie die Ame­ri­ka­ner aus­spio­nie­ren, obwohl natür­lich in Wirk­lich­keit die ame­ri­ka­ni­sche Regie­rung selbst der effek­tivs­te Spi­on der Ame­ri­ka­ner ist.

Ich den­ke, es ist erns­ter, wirk­lich, ich den­ke, wir haben es mit einem tie­fen phi­lo­so­phi­schen Pro­blem in den Krei­sen um das Wei­ße Haus zu tun. Denn sie den­ken nicht nur, daß sie eine bestimm­te Welt­an­schau­ung durch­set­zen wol­len, son­dern sie den­ken, daß alles, was die­ser ent­ge­gen­steht, ein­fach inak­zep­ta­bel ist. Und um die­se neue Welt, die sie anstre­ben, zu schaf­fen, müs­sen ande­re Kul­tu­ren als inak­zep­ta­bel eli­mi­niert wer­den. Des­halb den­ke ich, wis­sen Sie, die­se Ansich­ten machen es eigent­lich unmög­lich zu verhandeln.

Vor lan­ger Zeit, als ich mit der IRA ver­han­del­te, war ich naiv genug, die Ver­tre­ter der IRA in einen Raum mit den pro­tes­tan­ti­schen Mili­tär­füh­rern zu brin­gen, und wir dach­ten, das wür­de ein Erfolg sein. Es war ein Desas­ter. Es bestä­tig­te nur die schlimms­ten Erwar­tun­gen, und wir brauch­ten vier wei­te­re Jah­re der sorg­fäl­ti­gen Vor­be­rei­tung, bevor wir an den Punkt gelang­ten, an dem es mög­lich war, Poli­tik zwi­schen den bei­den Grup­pen zu machen.

NAPOLITANO: Als Prä­si­dent Xi letz­te Woche Mos­kau besuch­te, sehr pom­pös und vor den Augen der Welt, war das ein Besuch, der von der Pres­se ver­folgt wur­de. Da hat er, wie wir alle wis­sen, öffent­lich einen Waf­fen­still­stand in der Ukrai­ne vor­ge­schla­gen. Er sprach das vor Prä­si­dent Putin aus, und er hät­te so etwas nicht gesagt, ohne daß die Diplo­ma­ten sich nicht vor­her dar­auf geei­nigt hät­ten. Aber bevor er die­se Erklä­rung über­haupt ver­öf­fent­lich­te, möch­te ich Ihnen zei­gen, was Admi­ral Kir­by, der offi­zi­el­le Spre­cher des ame­ri­ka­ni­schen Natio­na­len Sicher­heits­ra­tes von Joe Biden, dazu sag­te. Hören Sie sich das mal an.

Kir­by: Wir wären besorgt, wenn das Ergeb­nis die­ses Tref­fens eine Art Auf­ruf zum Waf­fen­still­stand wäre. Für den Moment klingt ‚Waf­fen­still­stand‘ gut. Aber eigent­lich bestä­tigt er die Erfol­ge Ruß­lands vor Ort. Es nützt nur Ruß­land, wenn es einen Waf­fen­still­stand gibt, ohne anzu­er­ken­nen, daß Ruß­land ille­gal in der Ukrai­ne ist.

Jour­na­list: Die Ver­ei­nig­ten Staa­ten wer­den also gegen den Waf­fen­still­stand sein, und zwar aus Prin­zip, oder weil er von Chi­na vor­ge­schla­gen wurde?

Kir­by: Ich den­ke, ich habe mich sehr klar aus­ge­drückt, daß es um das Prin­zip eines Waf­fen­still­stands geht, der im Grun­de nur Ruß­lands Gewin­ne rati­fi­zie­ren würde.

NAPOLITANO: Die­ses Inter­view fand statt, bevor Prä­si­dent Xi sei­ne Erklä­rung abgab. Der sehr klu­ge jun­ge Mann, der das Inter­view geführt hat, ist ein Fern­seh­kom­men­ta­tor aus Peking, er brach­te die Din­ge direkt auf den Punkt. Admi­ral Kir­by woll­te natür­lich wirk­lich nicht dar­auf ein­ge­hen, war­um die Ame­ri­ka­ner gegen den Waf­fen­still­stand sind. Und zwar gegen einen Waf­fen­still­stand in einem Krieg, von dem sie aus Geheim­dienst­quel­len wis­sen, von Ihren ehe­ma­li­gen Kol­le­gen, Alas­ta­ir, daß die Ukrai­ner ihn nicht gewin­nen können.

CROOKE: Das ist ein gro­ßes Rät­sel, und es ist nicht so ein­fach zu beant­wor­ten. Sie kön­nen klar erken­nen, daß sie die­sen Krieg nicht gewin­nen kön­nen. Und des­halb blo­ckie­ren sie alles. Aus Mos­kaus Sicht hat es kei­nen Sinn, mit Zel­en­s­kij zu reden. Er kann sowie­so nicht raus­ge­ben, der ein­zi­ge Gesprächs­part­ner, mit dem es sich für Mos­kau lohnt zu reden, ist natür­lich Washington.

Wenn Sie sich erin­nern, vor eini­ger Zeit, im Dezem­ber, hat Mos­kau ein Papier mit all sei­nen For­de­run­gen, also sei­nen Sicher­heits­be­dürf­nis­sen, ver­öf­fent­licht und gesagt, wir müs­sen über eine neue Sicher­heits­ar­chi­tek­tur in Euro­pa spre­chen. Wir for­dern den Rück­zug der NATO von unse­ren Gren­zen. Nun, das stand nicht so direkt in dem Papier, aber nur mit Zel­en­s­kij zu spre­chen reicht nicht aus.

Mos­kau hat auch kei­ner­lei Appe­tit dar­auf, mit Euro­pä­ern wie Scholz oder Macron zu ver­han­deln, das steht völ­lig außer Fra­ge. Aber immer­hin reden sie, wir haben die Bestä­ti­gung, daß die Ukrai­ne zwi­schen Putin und Macron aus­führ­lich bespro­chen wur­de, als sie sich in Mos­kau trafen.

Aber die Bedin­gun­gen sind noch nicht erfüllt. Ich den­ke, die Bedin­gun­gen könn­ten bald erfüllt sein, denn was ich in Afgha­ni­stan gese­hen habe, kann irgend­wann auch in der Ukrai­ne pas­sie­ren. Das ist ein­fach: Das Zen­trum Kiew wird implo­die­ren, so wie Mos­kau ganz ähn­lich „implo­diert“ ist, wäh­rend des Afgha­ni­stan­kriegs. Plötz­lich hört ein­fach alles auf. Ich mei­ne, ich war dort und plötz­lich waren die sowje­ti­schen Sol­da­ten in der Basis, sie ver­lie­ßen die Basis nicht mehr, alles kam zum Still­stand. Ich den­ke, wir nähern uns die­sem Punkt der Entro­pie in finan­zi­el­ler Hin­sicht und was die Anzahl der Män­ner angeht, die für die­sen Kon­flikt zur Ver­fü­gung ste­hen. Die Logis­tik und all die­se Din­ge deu­ten dar­auf hin, daß das Ende des Kon­flikts nicht mit Washing­ton ver­han­delt wer­den wird, son­dern die gan­ze Sache ein­fach in Entro­pie zerfällt.

Was dann pas­sie­ren wird, wird kom­pli­ziert und schwer vor­her­seh­bar sein. Ich mei­ne, wenn das eben Gesag­te zum Bei­spiel pas­sie­ren wür­de und wir hät­ten ein Kiew, das sich in einer Art Cha­os befin­det, poli­ti­schem Cha­os, viel­leicht Putsch und Gegen­putsch inner­halb des Regimes dort – was wür­de pas­sie­ren? Nun, die Rus­sen haben, glau­be ich, abso­lut nicht den Wunsch, Kiew mili­tä­risch zu erobern, aber wenn ein­fach offe­nes Cha­os aus­brä­che, den­ke ich, wür­den sie sich ver­pflich­tet füh­len, eine Art von bewaff­ne­ter frie­dens­er­hal­ten­der Trup­pe zu schi­cken. Ord­nung zu schaf­fen und eine Art Kon­trol­le zu erlan­gen, und um eine neue Regie­rung in der Ukrai­ne zu ermög­li­chen, so schnell wie möglich.

Ob sie dar­über hin­aus­ge­hen oder nicht, wer weiß, sie sind sehr gut dar­in, ihre Absich­ten zu ver­ber­gen, ihre mili­tä­ri­schen Absichten.

(Der Schluß des Inter­views dreht sich um Tai­wan und um die Lage in Isra­el und kann hier ab Minu­te 17:27 nach­ge­hört werden.)

Caroline Sommerfeld

Caroline Sommerfeld ist promovierte Philosophin und dreifache Mutter.

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Kommentare (55)

Rheinlaender

3. April 2023 21:46

Die Distanz, die Crooke gegenüber der US-amerikanischen Verbindung aus politischem Moralismus und militärischem Interventionismus zeigt, wäre auch gegenüber Russland und China angebracht. Auf chinesischer Seite nur ein Interesse an "Harmonie und Wohlstand" zu sehen, wirkt z.B. naiv. Deutsche Unternehmen machen seit Jahren die Erfahrung, dass die chinesische Seite beim Streben nach Maximierung ihres Wohlstands durchaus zu unharmonischen Mitteln greift. Crooke geht in seiner scheinbar nur gegenüber den USA vorgebrachten Kritik am politischen Moralismus zudem nicht weit genug. Im globalen Ringen der Mächte stehen sich gleichermaßen amoralische Akteure gegenüber. Crooke klingt wie die linken Romantiker der 1970er-Jahre, die ihre moralistischen Wunschvorstellungen auf diverse revolutionäre Drittwelt-Bewegungen projizierten. 

ede

4. April 2023 01:02

Staatliche Entitäten sind ja niemals statisch. Sie werden relativ zueinander stärker oder schwächer. Deswegen konnte auch ein Hegemon wie das Römische Reich wieder zerfallen. Aufstieg und Zerfall haben mehrere hundert Jahre gedauert, aus Sicht der Zeitgenossen Unendlichkeiten.
Die letzten 100 Jahre könnte man wohl als amerikanisches Jahrhundert bezeichnen, das hat mehrere Generationen geprägt und scheint den Blick auf sich veränderte Kräfteverhältnisse zu trüben.
Ich meine Trump hat das erkannt. Unter ihm, sagt er, hätte es den Ukrainekrieg nicht gegeben. Auf der Hand liegend ist es jedenfalls keine Stärkung Amerikas, die Russen in ein Bündnis mit China zu zwingen.
Das wiederum hat erwartbare Auswirkungen auf Neubewertung von Kräfteverhältnissen in anderen Regionen.
Die Popmusik der Neuen Zeit wird chinesisch sein. 

RMH

4. April 2023 07:18

@Rheinländer,
was Sie beschreiben, ist die grundsätzliche, weibische Neigung des sich ohne Machtmittel in die Opposition Begebenden, sich aus den Armen des einen Schuftes in die des nächsten zu retten.
Für das nativ-englischsprachige Publikum können aber derartige Formate durchaus Anstöße zur kritischen Reflexion und zum Nachdenken bringen. Hierzulande sagt man dazu dann eher: ja, mei ...

RMH

4. April 2023 07:19

Fortsetzuung:
Grundsätzlich ist bei allen Ablösungsprozessen (Sezessionen) immer die Gefahr zu beachten, dass man das Kind nicht mit dem Bade ausschüttet. Aktuell läuft es bspw. für AfD gut - und das auch, weil die Oberschlauberger der Welterklärung (noch) nicht maßgeblich den Ton angeben und sie zeigt, zu innerparteilichen Kompromissen in der Lage zu sein und den sich öffnenden Weg nicht von den Gralshütern vermeintlich wahrer Lehren verbauen zu lassen. So geht Politik. Aus analytischer Sicht mag dass denjenigen, die meinen, alles kapiert zu haben, zu wenig, ja (Achtung: Referenz zu Satz 1) zu weibisch sein. Aber demokratische Politik ist die Fortsetzung des Weibischen mit anderen Mitteln, der Triumph des beharrlich intrigant Geschwätzigen über das echte Argument (wir hatte die Diskussion ja erst an anderer Stelle). Wer nicht nach diesen Regeln spielen will ohne aber auch nur ansatzweise die Machtmittel zur Bestimmung der Regeln zu haben, darf weiter in der 1%er Ecke schmollen und schimpfen. PS: Ich selber fühle mich ehrlich gesagt zu alt für diese "Spielchen" - und bin daher auch nicht parteipolitisch aktiv. Weiß aber, dass manches eben auch nicht in 5 Leben zu ändern ist. Unter Bezug auf den urgrünen Streit Realos vers. Fundis, stehe ich damit bei den Realos. Und auch die Grünen verlieren aktuell, weil die Klima-Fundis tonangebend werden - die Zeit der Realos wird aber auch dort wieder kommen.

Franz Bettinger

4. April 2023 08:31

Danke für die Übersetzung dieses bemerkenswerten Interviews. Einige der Staaten, die >100 Jahre lang gegeneinander in Stellung gebracht und aufeinander gehetzt wurden, scheinen das perfide Spiel von GB-USA endlich begriffen zu haben und es beenden zu wollen. Wer weiß, vielleicht wechselt sogar Israel die Seite. Dabei kommt William Toel (dem Namen nach ein Nachfahre Wilhelm Tells) in Erinnerung, der eine ähnliche (geradezu unglaubliche) weltbewegende Prognose für Deutschland abgegeben hat. On verra. 

Adler und Drache

4. April 2023 09:15

"... die Russen haben, glaube ich, absolut nicht den Wunsch, Kiew militärisch zu erobern ..."
Absurde Behauptung, die ein Licht auf den Rest der Ausführungen wirft. 

Kommentar Sommerfeld: Warum ist das absurd?

Allnichts

4. April 2023 09:40

Im Grunde kann ich dem Kommentor von Rheinlaender nur zustimmen. Der Beitrag von Caroline Sommerfeld ist eine weitere Episode in der sehr einseitigen Darstellung der geopolitischen Verhältnisse seitens der Sezession. Amerika, der Westen grundsätzlich bösartig, schlecht, im Abstieg begriffen, seine Gegner gutwillig, aufstrebend, vorbildhaft. China ist an Harmonie und Wohlstand interessiert, Russland würde freundlicherweise in Kiew einmarschieren, um den Frieden dort zu sichern. Völlige Kritiklosigkeit gegenüber den Mächten, die man als Verbündete gegen den Westen auserkoren hat. Da kann ich auch gleich die junge Welt, Unsere Zeit oder andere Kommunistenblätter lesen.

Kommentar Sommerfeld: Mich erinnern solche Entgegnungen wie die von "Rheinländer" und Ihnen immer an Rudolf Steiners Erklärungen, die er in seinen "Zeitgeschichtlichen Betrachtungen" (Vorträge 1916/1917) dafür geben mußte, was "Einseitigkeit" ist. Er führt in diesen Vorträgen enorm viel Material an (diplomatische Papiere, Artikel aus der Presse, Unterredungen, Literatur, Landkarten usw.) um die Zuhörer aus der Einseitigkeit des Denkens herauszuholen. Die Einseitigkeit bestand in der sich damals zügig verfestigenden Propaganda von der "Alleinschuld Deutschlands am Kriege". Sein Material und seine Argumente zielten durchweg gegen diese fatale, antideutsche Ausrichtung des Denkens. Nun würden "Realos" wie Sie ihm Einseitigkeit vorwerfen, da er er nicht "gerecht", "fair" oder "realistisch", die Fehler oder das Böse auf beiden Seiten sehend usw. Material zur Kriegsschuldthese abbildet. Der Punkt war damals und ist heute: Das liegt doch alles vor! Heute ist das Antirussische und Antichinesische der "Mainstream" bei uns und auch in den USA (links wie rechts). Es wäre, um für Sie im Kleinformat des Innerdeutschen zu bleiben, so, als sollte die "Sezession" immer auch die Regierungsposition zu Worte kommen lassen.

Gustav

4. April 2023 10:33

1.
Es gibt eine merkwürdig ungreifbare Formation, die innerhalb und außerhalb der nationalen und übernationalen Institutionen wirkt und als Organisator der Staatsfinanzierung mit sehr viel Erfolg Politikgestaltung aus dem Hinter- und Untergrund treibt und zwar mit den Mitteln medialer Propaganda, banalen Lobbyismus, der Intrige, der Bestechung, der Erpressung und eines globalen Klientelismus, der Gefolgsleute gerne auch mit Staatsämtern gratifiziert.
Nennen wir diese Formation die „Verschwörungspraktiker“ oder die „Ehrenwerte Weltgesellschaft“. Ihre Existenz wird unter Informierten nur selten bestritten, aber immer beschwiegen. Da herrscht Omertà. 
Auch hier gibt es zwei antagonistische, teil- und zeitweise gegeneinander arbeitende Fraktionen. 

Gustav

4. April 2023 10:34

2.
„Das Lager des »Geistes von Davos« ist tief gespalten. Eine Gruppe befürwortet unmittelbare und langfristige Repression und hat ihre Mittel in den Aufbau einer bewaffneten Organisation gesteckt, um die Opposition zu zerschlagen. Es gibt aber auch eine andere Gruppe, die Repression auf lange Sicht für unwirksam hält. Sie befürwortet die Lampedusa-Strategie, alles zu verändern, damit alles beim Alten bleibt. Man spricht von Meritokratie, grünem Kapitalismus, mehr Gerechtigkeit, mehr Vielfalt und einem offenen Ohr für die Rebellischen – alles aber im Geiste der Abwendung eines Systems, das auf mehr Demokratie und Gleichheit beruht.“
*Immanuel Wallerstein u.a.: Stirbt der Kapitalismus? Fünf Szenarien für das 21. Jahrhundert. Frankfurt a. Main 2014, Seite 45.

Umlautkombinat

4. April 2023 11:43

> der sehr einseitigen Darstellung der geopolitischen Verhältnisse seitens der Sezession. Amerika, der Westen grundsätzlich bösartig, schlecht, im Abstieg begriffen, seine Gegner gutwillig, aufstrebend, vorbildhaft.
 
Ich denke, man sollte sich vor plakativen Dichotomien als Ganzes loesen. Das bekommt man ueber die Analyse der konkreten Unterschiede der Vorstellungen der Antagonisten am besten hin: Mr. Hopkins hat gerade einmal wieder einen aetzenden Kommentar zu "GloboCap" abgesetzt. Disclaimer: Ich sympathiere etwas mit dieser Weltsicht. Was sie m.E. auf jeden Fall enthaelt ist die Herausstellung o.g. Unterschiede in Bezug auf den Westen. Der ist der - m.E. nahezu singualere - Traeger des in seinen Worten "wertdekonstruierenden" Charakters des Kapitalismus, der totalitaer global gehen moechte. Das ist die eine Position. Die Chinesen tragen andere. Nicht bessere - aber eben auch nicht schlechtere, sondern andere. Und daran sollte man die Bewertung des Konflikt auch aufhaengen.

Le Chasseur

4. April 2023 11:49

@Adler u. Drache
"'... die Russen haben, glaube ich, absolut nicht den Wunsch, Kiew militärisch zu erobern ...'Absurde Behauptung, die ein Licht auf den Rest der Ausführungen wirft."
Wieso ist diese Behauptung absurd?

Franz Bettinger

4. April 2023 12:05

@Gustav: in dem von Ihnen verlinkten Abkommen zwischen Russland und China stehen - irritierend für mich - Dinge wie „C-Pandemie gut überstanden“, die Agenda 2030 durchsetzen und eine Weltregierung (Global Governance) anpeilen. Das hätten Schwab & Harakiri auch so sagen können. Abweichend von der WEF-Philosophie sind Xi und Putin allerdings gegen eine Macht-Erweiterung bzw. Zentralisierung bei der WHO & für die Beibehaltung nationaler Währungen und Souveränitäten. Für mich reden da zwei Mafia-Fürsten darüber, wie man das eigene Volk weiterhin am besten unterdrückt (indem man unter Vorwand von Biosecurity die Epidemie-Masche konsequenter und noch brutaler einsetzt). Hier wird der (verlogene) Rahmen nicht gesprengt, sondern fest geschmiedet und einige Großlügen bestätigt & weiter ausgebaut. Leider. 

Valjean72

4. April 2023 12:05

@Franz Bettinger:
"Einige der Staaten, die 100 Jahre lang gegeneinander in Stellung gebracht und aufeinander gehetzt wurden, scheinen das perfide Spiel von GB-USA endlich begriffen zu haben und es beenden zu wollen. Wer weiß, vielleicht wechselt sogar Israel die Seite."
Erstaunliche Wortmeldung, schliesslich konnte der jüdische Staat erst entstehen (und nur entstehen) als Folge des "Zweiten 30-jährigen Krieges (1914 - 1945)" gegen das deutsche Herz Europas.
Die Balfour-Deklaration ist Ihnen gewiss bekannt.

Mitleser2

4. April 2023 12:55

@Allnichts etc: es geht doch nicht um "Putinfreundlichkeit" oder "Chinafreundlichkeit", sondern darum, sich endlich von dem Hegemon zu emanzipieren, der vielleicht bis zum Korea-Krieg zu den "Guten" gehört hat (je nach Sichtweise), aber seither den moralischen Kompass doch offensichtlich verloren hat. Das heißt ja nicht, dass der "Osten" besser ist. Äquidistanz wäre angesagt. Nehmen Sie nicht wahr, dass im Nahen Osten gerade eine neue Ordnung entsteht, an den USA vorbei, und diese auf Europa massive Auswirkungen haben wir? Als Vasallen werden wir davon nicht profitieren.

ede

4. April 2023 13:14

@RMH:
"Grundsätzlich ist bei allen Ablösungsprozessen (Sezessionen) immer die Gefahr zu beachten, dass man das Kind nicht mit dem Bade ausschüttet." 
 Zustimmung.
Und das haben Sie sehr hübsch formuliert:
"Aber demokratische Politik ist die Fortsetzung des Weibischen mit anderen Mitteln, der Triumph des beharrlich intrigant Geschwätzigen über das echte Argument" 
Damit das funktioniert brauchts aber auch etliche Bettingers, die notfalls aufs schlechte Karma pfeifen. Andernfalls hätte man die Röhren auch nicht in den Boden sprengen müssen. Klare Ansage an Olaf hätte ja gereicht - wenn nicht das Volk "der große Lümmel" so unberechenbar wäre, insbesondere wenn er friert. 
Die Sprengungen kann man auch als notarielle Beglaubigung der chinesisch-russischen Vereinbarungen ansehen (und unserer zukünftigen Armut). 
 

Le Chasseur

4. April 2023 13:26

@Mitleser
"es geht doch nicht um "Putinfreundlichkeit" oder "Chinafreundlichkeit", sondern darum, sich endlich von dem Hegemon zu emanzipieren, der vielleicht bis zum Korea-Krieg zu den "Guten" gehört hat"
Also wirklich, ich bitte Sie... Die Amis haben nie "zu den Guten gehört", und allerspätestens seit Hiroshima und Nagasaki dürfte ja wohl auch der allerletzte Zweifel beseitigt sein.

Le Chasseur

4. April 2023 13:37

Die Washington Post hat einen neuen Artikel zum Fall Nord Stream veröffentlicht. Angeblich gibt es Spuren, die nach Polen und in die Ukraine verweisen. Bei Treffen von europäischen und Nato-Politikern laute die Devise, „Sprich nicht über Nord Stream.“
"Ein Diplomat sagt, Regierungsvertreter würden keinen Sinn darin sehen, tiefer zu bohren und eventuelle eine unangenehme Antwort zu finden. Man wolle nicht mit der Möglichkeit zu tun haben, dass die Ukraine oder ein Alliierter beteiligt sein könnten." Link

Umlautkombinat

4. April 2023 13:44

@Bettinger
> in dem von Ihnen verlinkten Abkommen zwischen Russland und China stehen - irritierend für mich - Dinge wie „C-Pandemie gut überstanden“
 
Man sollte immer auf die Quelle gehen. Hier erst einmal die Englische (aber auch schon die deutsche kann man so lesen)
 
"Russian-Chinese relations are mature, stable, self-sufficient and strong, have withstood the test of the COVID-19 pandemic and the turbulent international situation…"
 
Es geht also nicht um allgemeines "Ueberstehen der Pandemie", sondern um Ueberstehen der staatlichen Beziehungen unter deren Bedingungen - und das etwas anderes. Unter der englischen Quelle ist aber auch das russische Originaldokument des Kremls verlinkt, vielleicht gibt das mehr.
Auch weitere Ihrer Aeusserungen stehen dort nicht so (und diplomatischen Sprachgebrauch gilt es auch zu beachten):
 
"promote the development of global governance in a more equitable and rational manner."
 
Hier liegt nicht der Schwerpunkt auf "global governance", sondern auf dem letzten Teil des Satzes.
Explizit steht im Gegensatz dazu " ensuring the early implementation of the UN 2030 Agenda for Sustainable Development.". Aber ohne Bewertung des Kontexts und aller Aussagen des Dokuments zusammengenommen ist das Bild unvollstaendig. Die Welt ist nicht schwarz-weiss und ein das Ignorieren anderer Interessen im Sinn eines holzschnittartigen "Eh alles Schwab" limitiert nur selbst und fuehrt zu gar nichts.
 
 
 
 
 

Gustav

4. April 2023 14:18

@ Franz Bettinger
Der russische Staat und das SPIEF unterstützen beispielsweise die Umsetzung einer Unternehmensführung auf der Grundlage von „Umwelt-, Sozial- und Governance“-Bewertungen (ESG), die für die Projekte der Agenda 2030 und der Agenda 21 von zentraler Bedeutung sind. Der Roscon-Kongress berichtet:
"Im Jahr 2020 entwickelte und genehmigte die Nationale Ratingagentur Russlands eine Methodik für die Vergabe von Nicht-Kredit-Ratings, die die Exposition eines Unternehmens gegenüber ökologischen und sozialen Geschäftsrisiken sowie Risiken der Unternehmensführung bewerten (ESG-Ratings)."
Um es klar zu sagen: Die UNO ist der Sitz der Global Governance. Ihre Agenda 2030 mit ihren 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) ist der übergreifende Rahmen für die feste Etablierung einer echten Global Governance, die auf dem Weg zur Agenda 21 liegt. Die russische und die chinesische Regierung befürworten die Global Governance durch die UNO mit Begeisterung.

Gustav

4. April 2023 14:20

@ Franz Bettinger
Es scheint, dass infolge des Konflikts in der Ukraine die jahrzehntelange Zusammenarbeit und Partnerschaft beendet wurde. Wer weiß, ob dies ein dauerhafter Zustand ist?
Wir sollten jedoch beachten, dass die Partnerschaften auf beiden angeblichen „Seiten“ genau die gleichen Ziele verfolgen wie vor der angeblichen Spaltung. Es besteht nach wie vor eine überwältigende Übereinstimmung, und man kann sich fragen, wie tief die angebliche Kluft tatsächlich ist.

Eo

4. April 2023 19:07

@ Le Chasseur    4. April 2023 13:26
Also wirklich, ich bitte Sie... Die Amis haben nie "zu den Guten gehört" ...
...........
Als die Amis mit ihrem Zug nach Westen schließlich durch waren und an den Pazifik stießen, wurden sie schon bald übergriffig, machten gleich Krieg mit Spanien und holten dann Cuba in ihre Einflußzone, wurden mit den Philippinen selbst Kolonialmacht, spalteten Panama von Kolumbien ab usw. und machten aus Mittel- und Südamerika ihren Hinterhof ...
Ja, und dannließen sie sich von ihren Special Friends*, die eigentlich noch hätten sauer sein müssen, weil abtrünnige Kolonien, bereitwillig nach Europa rufen, um doch noch einen Sieg für die Entenente zu erzwingen und in einer ersten Lektion den ausgepowerten Europäern demokratisch-kapitalistisch auf die Sprünge zu helfen.
Und weil diese Nummer,also spät in einen globalen Großkonflikt einzusteigen und für die favorisierte Seite zu entscheiden (und gleichzeitig den hochmütigen Europäern zu zeigen, daß sie abgewirtschaftet haben), so gut lief, wurde sie noch mal um so krachender wiederholt.
Mit dem Ergebnis,daß die USA nun ihre Stiefel fest auf Europa gelegt haben, als wär's ihr Schreibtisch, und seitdem hier dauerpräsent sind, die Großbriten letztlich beerbt und deren Vormachtstellung in der Welt an sich gezogen und Deutschland und andere Länder schleichend in eine amerikanische Kolonie verwandelt haben.
ff
 

Eo

4. April 2023 19:09

 
fs
* Was ich nie so ganzverstanden habe, ist etwa die Frage, warum die Großbriten den Sezessionskrieg nicht zum Anlaß genommen haben, es ihren abtrünnigen Kolonien verspätet heimzuzahlen, also den Verfall der Union zu befördern, wo sie doch sonst im Spalten von Ländern und Abspalten von Provinzen wahre Meister sind.
Obwohl, wenn ich mir's rechtüberlege, kann ich es mir eigentlich denken. Entscheidend ist ja immer, wer die Politik macht, die sich durchsetzt. Und da muß man wohl ein wenig über die Briten hinausdenken.
 

Heinrich Loewe

4. April 2023 19:15

Der Judge ist gut; immer sehenswert. Geht auch nur eine knappe halbe Stunde. Auch inhaltlich - würde ich voll unterschreiben. The Duran, Brian Berletic, Larry Johnson sind auch noch gut für Geopolitik. Zerohedge beim geschriebenen Wort.
Weiß garnicht, was das Kommentariat hier wieder zu meckern hat. Speichert es ab und überprüft in ein paar Monaten, ob es eingetreten ist. Kann man auch mit Presse-Beiträgen machen. Mit der Zeit, und wenn man im Stoff steht, entwickelt man ein Gefühlf dafür, was wahrscheinlich bullshit ist. Man wird dann feststellen, daß die Mainstreampresse am laufenden Band lügt. Interessiert aber dann keinen mehr.

Sandstein

4. April 2023 19:29

Endlich mal wieder ein bisschen Schmalz auf der SiN, klar alles subjektiv aber ich lese soweit ich es schaffe alle Artikel und Kommentare und das Jahr 2023 war bisher echt dünne. 
Danke an CS für die Übersetzung, bemerkenswert finde ich die Passagen den Iran und Saudi-Arabien betreffend. Dass China dieses Kunststück fertig gebracht hat (eben weil ohne Beteiligung der Amis) dürfte in späteren Geschichtsbüchern ein Aspekt der Mächteverschiebung sein. Spannend, weil die Saudis offenbar sehr schnell begriffen hat, was der Ami im Schilde führt. Diese Emanzipation sollte Vorbild sein, allein: Deutschland ist als Vasall in Form der BRD konstruiert und alle Probleme auf dem Weg zur Souveränität, Grundgesetz, politische Kaste, Parteienstaaten usw. usf. eben immanente Bestandteile dieses Systems.
ps: Die Polen wollen entweder atomare Teilhabe oder gleich selbst ein Programm aufsetzen. Wenn das durch geht, und das wird es: Finis Germania. Da hülft nüscht.. 

Hartwig aus LG8

4. April 2023 19:36

Geehrte Frau Sommerfeld. Vielen Dank für die Übersetzung dieses Fundstücks.
Die glorifizierende Parteinahme Crookes für Russland/China ist ärgerliches Beiwerk. Viel wichtiger ist die Benennung von Fakten bzgl. geopolitischer Gewichtsveränderungen. Wer das durch die deutsche Brille sehen/hören/lesen möchte, dem empfehle ich die yt-Videos der letzten 12 Monate des Mainstream-Volkswirts Folker Hellmeyer.
Ich für meinen Teil existiere mit meiner Familie unter der Knute des US-Hegemons komfortabel und bequem; kann mir kaum vorstellen, dass sich das unter anderen Vorzeichen besserte. ABER: Für das schon fast dem Tod geweihte deutsche Volk (... Kießling ...) wäre/ist eine geopolitische Verwerfung eine Chance ... und wer fragt dann noch nach Komfort und Bequemlichkeit?

Mitleser2

4. April 2023 20:26

@Hartwig "Ich für meinen Teil existiere mit meiner Familie unter der Knute des US-Hegemons komfortabel und bequem; kann mir kaum vorstellen, dass sich das unter anderen Vorzeichen besserte. ABER: Für das schon fast dem Tod geweihte deutsche Volk (... Kießling ...) wäre/ist eine geopolitische Verwerfung eine Chance ..."
Was wollen Sie denn nun? 
 

Kurativ

4. April 2023 20:28

Typisch angloamerikanische Paranoia: Alle anderen sind groß und stark, und wir sind klein, bedroht und umzingelt. Um das zu ändern müssen die anderen in kleine Stücke zerhackt werden, sich bekriegen und sich nacheinander gegenseitig zerstören. Einen Frieden darf es dort draußen nicht geben. Dies ist die Denkweise der Nordmänner. So eine Denkweise ist nur unter relativer Stresslosigkeit und Abgeschiedenheit möglich. Also in den Gebieten Skandinaviens, der englischen Insel oder nun auf der Insel "USA". Wo ist da die wirkliche Bedrohung? Es gibt sie nicht! Die USA ist mit ihren Militärausgaben, der globalen Dominanz, Beherrschung und Überwachung aller IT-Systeme(Hardware & Software), der unkontrollierten, ausufernden und geheimen Biowaffenforschung, der kompletten Überlegenheit im Finanzsystem und ihrer Fähigkeit, jede politische, religiöse und gesellschaftliche Bewegung zu unterwandern und für sich zu missbrauchen, derartig überlegen, dass diese USA inzwischen eine große Gefahr für die ganze Welt geworden ist.

Leander

4. April 2023 20:43

Viel Geschwurbel von zwei Herren, die um sich selbst kreisen. Auch dieser General McGregor, der im letzten Herbst noch posaunte, dass die Russen bis dato nur einen kleinen Teil ihrer Ressourcen eingesetzt hatten und die bestens ausgebildeten restlichen 80 % im Dezember 22 die Ukraine in einer großen Offensive überrennen würden. Fehleinschätzung!
 
Fakt ist, dass Finnland seit heute Mitglied der NATO ist, von Finnland bis Polen an den Ostgrenzen in Bälde ein Arsenal von Raketenabwehr aufgebaut sein wird und der westliche Teil der Ukraine von der NATO, parallel zum von der EU finanzierten schnellen Wiederaufbau, ebenfalls hochgerüstet werden wird.
 
Damit gebe ich Crook's Theorie der Entropie im Kriegsverlauf eine gewisse Wahrscheinlichkeit und halte einen Ermüdungs-Waffenstillstand mit Teilung der Ukraine für möglich. Damit hätte die Ukraine voll verloren, Russland als stark geschwächtes Land "halb" verloren und die A-Karte hätten die Menschen in der Ostukraine gezogen, denen auf Jahrzehnte Armut droht.
 
Was wird Putin gewonnen haben? Nichts, ausser dass er auf Dauer billiges Öl und Gas an Indien und China liefern darf. 

Hartwig aus LG8

4. April 2023 21:44

@ Mitleser2
""Was wollen Sie denn nun?""
Na was wohl?  So lange scheinen Sie dann doch noch nicht "MITZULESEN" !

Mauerbluemchen

4. April 2023 22:41

@Leander
Auf dem Notizblock mag sich diese vom Nordkap bis Zypern hochgerüstete "Abwehr" gewiß recht eindrucksvoll ausmachen. Das dumme ist nur, daß man in der Wirklichkeit eine Menge echten Geldes braucht, um den Spaß zu installieren und zu unterhalten.
Echtes Geld und kein bedrucktes Papier oder Ziffernkolonnen auf einem Bildschirm - also weder Gummidollar noch Oiroh.
Wichtiger noch als die Abwehr russischer Raketen dürfte demnächstr das Abwenden der Dollarliquidierung sein, aber werden diese kostbaren Anlagen in den Satrapien vom Nordkap bis Zypern schwerlich schaffen. 
Es ist wie beim Schach: wenn sich ein kurzsichtiger Gegner in die richtige Lage gebracht hat, ist es völlig egal, wie und was er zieht, denn bei jedem Zug ist er matt (schön doof vom Superwesten, sich gleichzeitig mit Rußland und China anzulegen). Aber immerhin hat er mächtigen Monsteranlagen vom Nordkap bis Zypern.

Franz Bettinger

5. April 2023 02:47

@Umlaut 13:44: Da es die Pandemie in Wirklichkeit nicht gab und Xi und Putin dies wissen, an der Mär aber festhalten, gibt es einen Grund dafür. Der Grund könnte sein, dass sie entweder (1) immer noch für den WEF-Club agieren oder (2) erkannt haben, dass so eine Biosecurity-Masche ideal für Diktaturen ist und beide auch in Zukunft keinesfalls (nur wegen so ein bisschen Wahrheit) darauf verzichten wollen. Es fügt sich eben prima in die anderen Großlügen (HK, Raumfahrt, Viren, Atombomben…), von denen die Herrscher der Welt seit 100 Jahren profitieren. Ich glaube, @Gustav sieht's ähnlich. Ja, ich glaube an nichts weniger als die Große Verschwörung. Wollte, es wäre anders. Mit den kleinen (üblichen) ließe es sich viel besser leben. Aber es wird leider: das Große Rad gedreht. 

Heino Bosselmann

5. April 2023 05:11

Bin kein Außenpolitiker, nur Zeitungsleser, aber: Weshalb sollte Kiew „implodieren“, wenn die Selenskiy-Regierung – Whatever ist takes! – von „Europa“ unterstützt, aufgerüstet und vollständig alimentiert wird: 12 Milliarden Waffenhilfe allein aus Deutschland, ohne daß das hier merklich die Bürger stört, wo ihr Geld verpulvert wird. - Das Land mit immer noch enormem Potential, nicht nur landwirtschaftlich, wird perspektivisch der EU zugeschlagen, Kapitalexporte erfolgen, NATO-Mitgliedschaft … - Ich hatte nicht den Eindruck, daß Rußland Kiew im Februar 22 nicht erobern wollte; es ist daran – wie überhaupt an seinen strategischen Kriegszielen – eindrucksvoll und mindestens zu meiner Verblüffung vollends gescheitert und militärisch als Großmacht blamiert. Eher kostet es offenbar Mühe, den Status quo um Donezk, Luhansk und die Krim souverän zu halten; gekämpft wird um Hundertmeterlängen in dem Kaff Bachmut. Die Opferzahlen sind immens, das Militär offenbar sklerotisch, von Frühjahrsoffensive nichts spürbar, Putin ein Tragöde, perspektivisch scheint Rußland wie ein Entwicklungsland (Sein BIP entspricht dem von Südkorea.) angewiesen auf China, vorgeführt von einem Clown, der zum Helden im olivgrünen Kämpfer-Look verklärt wird. Entropie und Implosion mögen langfristig eher in Moskau als in Kiew drohen.

RMH

5. April 2023 07:42

"dürfte demnächstr das Abwenden der Dollarliquidierung sein," @Mauerbluemchen,
1.
das hört sich doch ein bisschen nach Armee Wenck an. Kurz- bis Mittelfristig mag der Dollar seine Schwankungen haben, aber da es offene Tatsache ist, dass gerade Russland, China und die meisten anderen selber massive Dollerreserven haben, die sie sicher nicht von heute auf morgen ins Altpapier geben werden, weiß man, dass so eine Ablösung der Weltwährung sicher nichts ist, was von heute auf morgen passiert. Den längesten Atem dazu kann man China unterstellen aber gerade China - welch Überraschung! Auch die anderen haben ihre Hausaufgaben gemacht - hängt derart am Handel mit den USA und anderen Ländern, der in Dollar abgewickelt wird, dass es auch für das immer stärker werden China nicht so einfach ist, wie es sich in Interviews immer daher redet. 

RMH

5. April 2023 07:45

2.
Und damit sind wir bei einem anderen Phänomen, welches chronisch unterbelichtet bleibt: So, wie einstens der Hochadel eng miteinander verwandt war und trotzdem Kriege untereinander geführt hat, so hängen die großen Mächte, unipolar oder multipolar hin oder her, offenbar enger beieinander, als uns kleinen Lichtern das erkennbar ist. Da kommt der eine mal mehr nach oben, der andere verliert scheinbar etwas an "Dominanz", am Ende ziehen sie doch an mehr gemeinsamen Strängen, als man erkennen vermag. Darin kann Fluch und Segen zugleich liegen, nur wer sich aus dem "Club" entfernt, der geht unter (Deutschland hat auch einmal versucht, den Club zu sprengen, Folge: Untergang) - und wenn man bspw. Crooke genauer zuhört, dann scheint das sein Hauptanliegen zu sein, die USA davor zu warnen, sich aus dem Club selber zu entfernen bzw. die Clubregeln zu einseitig gestalten zu wollen. Krieg, auch untereinander oder stellvertretend, ist aber nach wie vor das geringeste Problem des Clubs.

Franz Bettinger

5. April 2023 09:41

@Bosselmann: Kann man so sehen. Aber erging es den US nicht sehr ähnlich gegen Nordkorea, gegen Nord-Vietnam, gegen Afghanistan, ja sogar gegen Syrien? Und wie schlecht sah China gegen Vietnam aus? Bedeutet das vielleicht, dass die Großmächte so große Macht gar nicht haben, wenn ihnen jemand entschieden entgegentritt, vor allem jemand, der zu leiden bereit ist und einen starken Glauben an etwas (eine Idee, einen Gott) hat ?! 

Franz Bettinger

5. April 2023 09:49

@Bosselmann: Kann man so sehen. Aber erging es den US nicht sehr ähnlich gegen Nordkorea, gegen Nord-Vietnam, gegen Afghanistan, ja sogar gegen Syrien? Und wie schlecht sah China gegen Vietnam aus? Bedeutet das vielleicht, dass die Großmächte so große Macht gar nicht haben, wenn ihnen jemand entschieden entgegentritt, vor allem jemand, der zu leiden bereit ist und einen starken Glauben an etwas hat (eine Idee, einen Gott) ?! 

Valjean72

5. April 2023 10:10

@EO:
"Was ich nie so ganzverstanden habe, ist etwa die Frage, warum die Großbriten den Sezessionskrieg nicht zum Anlaß genommen haben, es ihren abtrünnigen Kolonien verspätet heimzuzahlen [...]Obwohl, wenn ich mir's rechtüberlege, kann ich es mir eigentlich denken. Entscheidend ist ja immer, wer die Politik macht, die sich durchsetzt. Und da muß man wohl ein wenig über die Briten hinausdenken."
---
Und ebenso empfiehlt es sich mE über die USA und auch über RUS und CHN hinauszudenken.
Ich erkenne eine zwar kleine aber doch wahrnembare Absetzbewegung innerhalb des transatlantisch-journalistischen Establishments und verstehe es so, dass uns RUS & CHN schmackaft gemacht werden sollen und damit eine hauptsächlich von diesen beiden Staaten geführte NWO .
GB --> USA --> RUS/CHN
 

Adler und Drache

5. April 2023 10:44

@Bosselmann: Danke! Sehr gut zusammengefasst.
Ich weiß nicht, ob ich's schon mal schrieb, aber ich fürchte, der Krieg um die Ukraine wird in einen Krieg um Russland übergehen. 

Umlautkombinat

5. April 2023 11:08

@Bettinger
Das Abheben auf grosse Verschwoerungen hat den entscheidenden Nachteil, den Blick von stattfindenden viel leichter zu sehenden scheinbar niederschwelligeren Gerangeln zu verschliesen. Was in Konsequenz zu eigener Nichthandlungsfaehigkeit fuehrt. 
Es bleibt aber interessant und auf seine Verwertbarkeit auch aus dieser deutschen nationalen Sicht zwingend zu bewerten, dass Russland und China Einfluss in verschiedenen Weltorganisationen wie z.B. - aber lange nicht ausschliesslich - der WHO oder der UNO erhoehen wollen. DAS ist das, was in dem Papier steht. Und sie gehen jetzt in offene Konfrontation zur Kernkomponente der Dominanz im Weltfinanzwesen, dem Dollar. Das sind nebenbei, auch als Reaktion auf den Standpunkt von RMH, ueberhaupt nicht nur ein paar triviale Schwankungen ([1], [2]). Es ist ja nicht so, dass China und auch speziell Indien das Problem ihrer Dollarverpflichtungen nicht bekannt waere. Trotzdem lehnen sie sich heraus. Das hat Gruende.
 

Le Chasseur

5. April 2023 11:17

"Entropie und Implosion mögen langfristig eher in Moskau als in Kiew drohen."
Die Ukraine verliert derzeit wahnsinnig viele junge Männer zwischen 16 und 40 Jahren. Millionen sind ins Ausland geflüchtet (viele nach Russland). Umfragen ergeben, dass viele der ukrainischen Flüchtlinge in Deutschland nicht die Absicht haben, in die Ukraine zurückzukehren. Aber Selenskyj hatte ja vor einiger Zeit verkündet, er wolle aus der Ukraine ein "großes Israel" machen (Kiew wurde ja einst von den Khasaren beherrscht). Wer weiß, vielleicht wird Israel vom Mittelmeer ans Schwarze Meer verlegt, nachdem im Nahen Osten der Boden langsam zu heiß wird?

Franz Bettinger

5. April 2023 11:45

@Niekisch: Andere Zeiten, andere Großmächte! Was glauben Sie denn, warum die US alle ihre Kriege seit WW2 verloren hat? 

Niekisch

5. April 2023 13:49

@ Franz Bettinger: Haben Sie meine Frage nicht verstanden oder wollen Sie sie nicht verstehen? Es ist schon erstaunlich, wie hier am eindeutig Geäußerten vorbeigeantwortet wird. 
Allmählich verstehe ich die bloß Mitlesenden.

ede

5. April 2023 14:17

@Bettinger & Virenverschwörung,
da kommt es darauf an, was man darunter versteht. Ganz sicher war das nicht weltweit koordiniert im Sinne einer mehr oder weniger zentralen Steuerung. 
Meine Hypothese ist, dass die Angelegenheit in China aus innenpolitischen Gründen "ausgebrochen" ist. Dort gab's die Hongkong Proteste und wir wissen zu wenig was noch alles. 
Italien, Spanien und Frankreich waren innenpolitisch auch sehr unruhig, und in den USA stand Trump zur Wahl (bei uns hatte man den Eindruck er wird auch in Deutschland gewählt). 
Da kann man schon auf die Idee kommen, und zwar unabhängig voneinander, dass man sich doch bitteschön, rein vorsorglich natürlich, jetzt mal ganz dringend um nichts anderes als um die Gesundheit kümmern müsse. Das erzeugt dann eine sich weltweit selbstverstärkende Welle.
Als lokales Beispiel: In Fukushima wollten die Verantwortlichen sachgegerecht eigentlich nicht evakuieren. Aus politischen Gründen dann doch, mit in Folge erheblich mehr Opfern. 
 

wbs47

5. April 2023 14:46

@Leander
"...die A-Karte hätten die Menschen in der Ostukraine gezogen, denen auf Jahrzehnte Armut droht." Kennen Sie einen einzigen Menschen in der Ostukraine? Waren Sie schon mal dort? Ich kenne zwei Familien, die eine ist gerade in eine neu erbaute Wohnung in Mariupol eingezogen. Und die Beseitigung der Schäden an der Krim-Brücke hätte hierzulande in etwa so ausgesehen, wie der Ausbau der A7 zwischen Göttingen und Harz (Enddatum Dez. 23) heute noch aussieht.

Le Chasseur

5. April 2023 15:36

""...die A-Karte hätten die Menschen in der Ostukraine gezogen, denen auf Jahrzehnte Armut droht." Kennen Sie einen einzigen Menschen in der Ostukraine? Waren Sie schon mal dort? Ich kenne zwei Familien, die eine ist gerade in eine neu erbaute Wohnung in Mariupol eingezogen."
Zumal es sich um eine rohstoffreiche Region handelt. Die Restukraine wird so aussehen wie das ländliche Rumänien Anfang der 90er Jahre. Die Agrarfläche gehört bereits BlackRock & Co. Einen Teil der Westukraine wird sich vermutlich Polen unter den Nagel reißen.
 

Le Chasseur

5. April 2023 17:14

Nur mal zum Vergleich: Die Reconquista dauerte von 718 bis 1492, und Spanien ist kleiner als die Ukraine.
 

Gotlandfahrer

5. April 2023 21:39

@ Rheinländer
Im globalen Ringen der Mächte stehen sich gleichermaßen amoralische Akteure gegenüber.
Das ist nicht falsch, übersieht aber, dass die USA die bisher einzige Weltmacht sind, die ständig als moralisch handelnd auftritt. Die USA sind der erste und einzige selbsternannte Weltpolizist. Selbst die Kommunisten waren ehrlicher, denn sie handelten vorgeblich für und gegen klar benannte Klassen. China und Russland haben nie jemanden geschädigt mit der Behauptung, dies sei im Interesse des Geschädigten, jedenfalls nicht so, dass es irgendwer ernstnehmen musste. Und an den Taten sollt ihr sie erkennen: Was bitteschön, haben die USA Gutes getan, das es rechtfertigte, ihre Machtstellung über uns ständig mindestens dadurch zu verteidigen, dass man auch bei den anderen Grossmächten feststellt, wie wenig sie unsere Interessen vertreten? Weder China noch Russland behindern uns in der Ausübung unserer Souveränität, die USA sehr wohl.

Gotlandfahrer

5. April 2023 21:39

@ ede: Die Popmusik der Neuen Zeit wird chinesisch sein. 
Unwahrscheinlich, eher wird sie deutsch oder türkisch. China will Geschäfte machen und besticht notfalls jeden, der im Wege steht, allerdings ohne dies als Weltrettung zu verkaufen, hat aber kein Interesse daran, Nichtchinesen die chinesische Kultur überzustülpen. Sie wäre uns auch zu fern, als dass sich im Westen jemand davon angesprochen fühlte. Rock'n Roll und Cowboyfilme entsprachen letztlich auch der europäischen Seelenwelt.

Gotlandfahrer

5. April 2023 21:45

@Eo
Die US-Expansion und die Merkwürdigkeit, dass das ansonsten schon immer smarte London auf den Abfall seiner Kolonie hin "untätig" zu bleiben schien, sogar bis zu dem Punkt, wo es selbst zum Juniorpartner seines Ablegers wurde, haben Sie aus meiner Sicht gut zusammengefasst. Und Ihr "über die Briten hinausdenken" trifft es ebenfalls, sprechen wir es doch aus: Die Merkwürdigkeit würde sich mit einem Schlag auflösen, nähme man an, dass die US-Unabhängigkeit, selbst wenn von London zunächst ungewollt gewesen sein sollte, für die England beherrschenden Kreise dadurch wieder "eingefangen" und als getarntes Vehikel genutzt werden konnte, dass man unveröffentlichte Verträge schuf, die eine Scheinsouveränität auch der USA, neben der ohnehin für England geltenden, bewirkten. Die eigentliche Herrschaft über beide blieb damit unverändert, ja wurde durch höhere strategische Freiheitsgrade einer Tarnung als getrennte Akteure sogar verstärkt. Soweit ich weiß muss selbst der König von England um Erlaubnis bitten, die City of London zu betreten. Aber vielleicht hat das auch nichts zu bedeuten. Es würde jedoch einige Weltereignisse plausibler machen. @RMH beschreibt es treffend als "Club", nur ist zu beachten, dass dieser Club nie vollwertige Mitgliedschaften von Clanchefs umfasste, die Gebiete außerhalb des Westens beherrschten. Ggf. sollte das WEF eine Offerte zum Eintritt sein, nur ist es meistens zu spät, wenn man als Gierhals anfängt großzügige Angebote zu machen.

Gotlandfahrer

5. April 2023 21:51

@Leander
Was wird Putin gewonnen haben? Nichts, ausser dass er auf Dauer billiges Öl und Gas an Indien und China liefern darf.
Es ist schon zu Haareraufen, wie wenig Wirtschaft manchen in politisch interessierten Kreisen sagt. Mal vom russischen Wirtschaftswachstum abgesehen: R hat die jahrelangen Sanktionen recht erfolgreich genutzt, um von westlichen Waren unabhängig zu werden. Inzwischen produzieren sie eigene Luxusautos und haben die McDonalds Bratereien übernommen, selbst da bleibt die Wertschöpfung im Lande. Was an Hightech fehlt, kommt von China, immer weniger von uns. Und der dickste Hammer: R und seine Buddies brauchen den Greenback nicht mehr. Es ist ein Finanz- und Technologieraum entstanden, der en Westen nicht mehr braucht. Und umgekehrt? 
Zur Frage ob R Kiew erobern will: Das kann hier keiner wissen, aber warum sollte es? Mit einer gewaltsamen Eroberung einer gegen R aufgehetzten Region wären nur Kosten und Probleme verbunden. Wenn‘s im Westen nix mehr zu holen gibt, kommen die freiwillig heim ins Reusenreich. Taktisch wird der anfängliche Vormarsch auch Richtung Kiew sinnvoll gewesen sein, um die Kräfte des Gegners zu überdehnen. Die jetzige minimalistisch ausgelegte Schrottpresse für westliches Gerät im Osten erscheint eher eine schlaue Lösung für R zu sein, um das Nato-Konstrukt finanziell und motivatorisch auszubluten. Wieviele Milliarden soll der Clown in Kiew denn noch versenken dürfen? Der Potomac-Club ist pleite und am Ende mit Gelddrucken.

Sandstein

5. April 2023 22:07

@ gotlandfahrer
Vieles richtig, aber der Vormarsch auf Kiew war keine Finte oder zur Bündelungen von Feindkräften gedacht, sondern der geplante und bekannte Streich der Enthauptung. Das ist misslungen und in der Tat haben sich die Russen auf die neue Situation gut eingestellt: Nutzung der Überlegenheit in Rohr- und Raketen-Artillerie und Konzentration auf ausgesuchte Gebiete. Das kann aber nicht verschleiern, dass die russische Strategie zu keinem Zeitpunkt aufgegangen ist und die besten Elite-Regimenter mehr oder weniger ausgeschaltet worden sind. Das gehört zu einer ehrlichen Betrachtung dazu. Dennoch werden die Russen diesen Konflikt für sich entscheiden und das was von der Ukraine übrig bleiben wird, ist ein zusammengeschossenes Drittwelt-Land am Rande Europas. 

ede

5. April 2023 23:52

@Gotlandfahrer;
Da haben Sie sicherlich recht, den Siegeszug der chinesischen Popmusik werde ich wohl nicht mehr erleben - aber - ein Land/System, dass wirtschaftlich schneller wächst als sein Hauptkonkurrent wird ihn auch kulturell ein- und überholen. 
In Amerika siehts derweil kulturell nicht so prickelnd aus. Hollywood stirbt. 

Franz Bettinger

6. April 2023 00:12

@Niekisch. Gebe das Kompliment zurück. Also anders: Die USA (erst recht GB, Russland…) sind nicht mehr die Großmacht, die sie im WW2 waren. Sie sind abgeschmiert. No manpower left. Sogar die Munition fehlt. Politischer Wille und Intrigen allein reichen nicht. Die Zeiten haben sich geändert. Jetzt verstanden? (Deshalb verliert die USA alle Kriege seit WW2.)

Niekisch

6. April 2023 09:59

@ Franz Bettinger:
Habe ich mich unklar ausgedrückt? Will doch nur sagen, daß Deutschland trotz allerstärksten Glaubens und endloser Leidensbereitschaft bis zum allerletzen Tag nicht obsiegt hat. Nicht nur aus dem bereits genannten Grund begebe ich mich unter die Mitleser und kommentiere von außerhalb.

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