Diesen Satz müssen wir auf uns wirken lassen – bei aller Begeisterung über die Umfragewerte der AfD und der FPÖ.
Ja, es ist ein historischer Erfolg, daß die erste authentische Rechtspartei in Deutschland ein symbolisches Fünftel aller Wählerstimmen in Aussicht hat.
Noch besser ist, daß diese Stimmen im Osten sogar so konzentriert sind, daß sich dort auf Landesebene bereits jetzt die Machtfrage stellt. In Österreich ist dazu die FPÖ mit rund 30% Spitzenreiter – und derzeit unerreichbar für die disparaten Mitbewerber.
Versuchte ich in der Phase der Stagnation, die für’s erste hinter uns zu liegen scheint, eher eine Stimme der Hoffnung zu sein, und auch gegen die Themenkonjunktur des Transhumanismus den Bevölkerungsaustausch im Visier zu behalten, sehe ich mich jetzt genötigt, Wasser in den Wein solcher Umfragewerte zu gießen.
Vor wenigen Wochen fand in Österreich die „Österreichische Hochschulwahl“ statt. (Sogar die Auszählung dieser ÖH-Wahl verpfuschten die Sozialisten – eine Neuauszählung steht an.) Die Vertretung der FPÖ, der „Ring Freiheitlicher Studenten“ (RFS) erzielte bei der ersten Auszählung dieser Wahl gerade einmal 2,84% und ein Mandat. Damit verfügt das rechte Lager an den Hochschulen nicht einmal über ein Zehntel seines Mobilisierungspotentials in der Gesamtbevölkerung!
Dagegen erzielen linke bis offen marxistische Listen zusammen satte 54,76%, was 31 Mandaten entspricht. In Deutschland existiert die AfD, trotz Studentenverbindungen in allen Universitätsstädten, hochschulpolitisch kaum.
Diese Studentenwahlen bringen keine direkte politische Macht. Sie sind aber ein quantifizierbarer Seismograph der metapolitischen Machtverhältnisse.
Die Folgeschäden des metapolitischen Versagens des Rechtspopulismus zeichnen sich im Wahlverhalten der Akademiker und “Bildungseliten” ab.
- 2021 wählen 29% der „Hochgebildeten“ in Deutschland die “Grünen“ oder „Die Linke“ und nur 6% die AfD.
- In Österreich wählten gar 38% der Akademiker die „Austro-Grünen“ oder die „KPÖ+“.
- Eine Wahl-Umfrage unter ARD-Volontären im Jahr 2020 ergab 57,1 % für die „Grünen“, 23,4 % für „Die Linke“ und 11,7 % „Gemäßigte“ für die SPD.
Bei fast allen Umfragen zeichnete sich beim Lehrpersonal der Hochschulen insbesondere in den geisteswissenschaftlichen Fächern ein krasser Linkstrend ab. Eine Umfrage unter „Studierenden“ der Uni Mainz zeigte im Jahr 2013 folgendes Bild:
Bereits damals lagen die “Grünen” in allen Fachbereichen bei weit über 20%, in den Sozial- und Medienwissenschaften sogar bei über 40 Prozent und erreichten zusammen mit der SPD und der “Linken” überall satte absolute Mehrheiten bis hin zu Zwei-Drittel-Verhältnissen.
Solche Verteilungen ändern sich innerhalb von Milieus nicht sprunghaft. Wir können also davon ausgehen, daß auch heute an Universitäten ein krasser Überhang auf links-grüner Seite vorhanden ist. Die “Piraten” werden natürlich kaum mehr eine Rolle spielen, und die AfD wird diesen freien Platz keineswegs eingenommen haben.
Der Politologe Matthew Goodwin erforschte diesen Trend auf globaler Ebene und stellte ihn graphisch so dar:
0 und 1 sind extrem links, 9 und 10 extrem rechts angesiedelt – das Ungleichgewicht ist mehr als augenfällig: Auch im gemäßigten Bereich liegt der Überhang auf der linken Seite bei 10:1 gegenüber der rechten.
Aus diesen Bildungsanstalten rekrutiert sich nicht nur das Personal der „ideologischen Staatsapparate“, wie Louis Althusser das Schulwesen, die Kirchen, die Medien, die Unterhaltungsindustrie etc. bezeichnet. Auch die Beamtenschaft wird in diesen Ideologiefabriken verbildet. Eine seltene Umfrage unter Beamten ergab eine Mehrheit von 32% für die „Grünen“.
Wird eine Rechtspartei durch eine populistische Welle an die „parlamentarische Macht“ gespült, hat sie nach Gramsci damit die erste und vordere Stellung des Machtzentrums eingenommen.
Die Elite zieht sich in den Burgfried der ideologischen Staatsapparate zurück, die gemeinsam mit Verwaltung und Justiz einen „tiefen linken Staat“ bilden. Von dort aus werden rechte Reformprojekte sabotiert, delegitimiert und zur Not „gesprengt“, wie das „Unternehmen Ibiza“ im Jahr 2019 zeigte.
Was sind die Lehren aus diesen ernüchternden Zahlen? Nach wie vor gilt: Wenn wir politische Macht wirklich erobern, halten und einsetzen wollen, brauchen wir eine “Kulturrevolution von rechts”!
Die linken “geistigen Eliten” mögen eine zahlenmäßige Minderheit darstellen. Doch sie sitzen an den Schalthebeln der Meinungsklimaanlage! Sie verschieben gezielt das Overtonfenster, dessen Linksrutsch nur dem uneingeweihten Laien wie ein magischer, schicksalhafter Akt erscheint.
Denken wir wieder an Schiller. Das Stimmengewicht der Grünen, die in Deutschland derzeit bei 14%, in Österreich bei 10,7% liegen, wiegt relativ gesehen schwerer als die schiere Zahl von AfD und FPÖ, denn ihr Einfluß auf die Gesellschaft ist größer, trotz einer konservativen „schweigenden Mehrheit“.
Wer einen Beweis sucht, der blicke auf Umfrageergebnisse zu „LTGBQ“ und „Gendern“, und sehe sich im Kontrast dazu die aktuelle „Festbeflaggung“ unserer Metropolen an.
Die Wähler rechtspopulistischer Parteien haben in der Regel kein anderes Machtmittel als ihre Stimme, die sie alle paar Jahre abgeben, und ihre Füße, die sie im besten Fall regelmäßig auf eine Demo bewegen. Der durchschnittliche Grünenwähler ist dagegen urban konzentriert, bestens vernetzt, medial versiert, aktivistisch gebildet, kreativ veranlagt, oder gar metapolitisch ausgebildet. Kurz, er ist eine metapolitische “Ein-Mann Kaserne”.
Dazu grassiert gerade unter rechten Akademikern der „Verrat der Intelligenz“, also: die Flucht in metapolitisch neutrale, technische und wirtschaftliche Karrieren. Was für eine Fallhöhe vom Zenit der konservativen Kulturhegemonie der Zwischenkriegszeit, die ja erst Gramsci zu seinen Analysen nötigte!
Noch 1967 erzielte der Ring Freiheitlicher Studenten bei den ÖH-Wahlen 30%. Ganz offiziell bestimmten Denker wie Ernst Nolte und Arnold Gehlen, insgeheim auch noch Größen wie Carl Schmitt und Martin Heidegger, die bundesrepublikanischen Diskurse. Aber seither wurden die meisten rechten Stellungen im „geistigen Raum der Nation“ (Hoffmannsthal) geräumt.
Der Parlamentspatriotismus ist der strategische Holzweg, der diese Not zur Tugend erklärt. Immer wieder hört man Rechtspolitiker über die Universitäten im Allgemeinen und die „Laberfächer“ im Besonderen höhnen. Doch alles Mokieren ändert nichts daran:
Diese Hohepriester der herrschenden Ideologie zwingen jeden Politiker, General und Wirtschaftskapitän in die Knie. Sie haben die größten Chancen, jedem auch gegen sein Widerstreben ihren Willen aufzuzwingen, und ihre bevölkerungs- und sozialpolitischen Experimente zu verwirklichen.
Als Parlamentspatriotismus bezeichne ich die bisher dominierende Leitstrategie des Rechtspopulismus, nach der nur zählt, was unmittelbar Stimmen bringt. Diese Flucht in die Zahl führt zu einer weltanschaulichen Oberflächlichkeit, zur Vernachlässigung von Theorie- und Elitenbildung und schließlich zu wahren Distanzierungsorgien gegenüber dem außerparlamentarischen Umfeld. All das könnte ja „Stimmen kosten“…
Stattdessen unterwirft man sich dem Zeitgeist, paßt sich „pragmatisch“ dem Status quo an und geht dorthin, wo sich „Mehrheiten“ finden, also: einen winzigen Schritt rechts von der Mitte.
Der Parlamentspatriot verwechselt den parlamentarischen Vorraum der Macht mit ihrem metapolitischen Zentrum. “Pragmatismus” und “Realismus”, die er beide vertritt, zwingen ihn zur ständigen Rücksichtnahme. Besonders deutlich wird das an seiner „Lösung“ für das Problem der gegnerischen herrschenden Ideologie.
Der Parlamentspatriotismus hat mit den Abgängen Jörg Meuthens (AfD) und Norbert Hofers (FPÖ) einen schweren Dämpfer erlitten, und das ist gut: Diese “Lösung” ist nämlich völlig apolitisch. Vor allem geht sie von einem Vorher-Nachher aus, das völlig unrealistisch ist:
Nach einem „Kantersieg“ bei den Wahlen würde man Rundfunk, Hochschulen und NGOs „den Geldhahn abdrehen”. Aber um diesen Sieg zu erringen, sei es freilich zunächst notwendig, alle “problematischen” Aussagen, Kontakte, Aktionen und Ideen zu vermeiden. Das Credo des Parlamentspatrioten lautet “stillhalten bis zur nächsten Wahl”.
Wir alle wissen aber: Nach der Wahl ist immer schon wieder vor der Wahl.
Daher: Die Eliten- und Theoriebildung im rechten Lager muß hier und jetzt beginnen. Der Aufbau einer rechten Zivilgesellschaft, rechter NGOs und Aktionsgruppen muß parallel zum Aufstieg in Umfragewerten geschehen. Die Wählermasse der AfD muß als qualitatives Potential verstanden, vernetzt, gebildet und mobilisiert werden.
Gezielt müssen vernachlässigte Milieus mit großem metapolitischen Einfluß (Studenten der Gesellschaftswissenschaften, Kreative, Künstler) gewonnen werden. Nur so bildet die nackte Zahl von 20 oder 30 Prozent auch ein echtes Gewicht. Nur so kann dieses Potential jetzt schon aktiv und nicht erst (und nur) am Tag der Wahl wirksam werden.
20% von 61,18 Mio Wahlberechtigten sind 12,24 Millionen. Wenn es gelingt, nur einen Bruchteil dieser Masse zu Akten der kreativen Disruption zu ermutigen, erlebte die Demokratiesimulation der BRD eine massive “DDos-Attacke”.
In meinem neuen Buch Regime change von rechts analysiere ich den Parlamentspatriotismus im Detail und skizziere, wie die richtige Leitstrategie dieses Potential entfesseln könnte.
Echte Wendestimmung wird bei mir also erst dann aufkommen, wenn auch stärkere messbare metapolitische Fortschritte an Hochschulen, auf der Straße, in der Gegenkultur erzielt werden. Insofern stimmt mich der „Stolzmonat“, der als digitale Schwarmkampagne im Juni das deutschsprachige “Twittergame” dominierte, ebenso froh (und stolz) wie das Umfragehoch!
– – –
Martin Sellner: Regime change von rechts. Eine strategische Skizze, 304 Seiten, Klappenbroschur, 20 € – hier bestellen.
Im Doppelpack mit dem Buch Politik von rechts von Maximilian Krah – hier zum ermäßigten Paketpreis bestellen.
Laurenz
Schnellroda oder die Identitären werden sich den teuren Ben Shapiro nicht leisten können. Ben Shapiro mag es, aufgrund Seiner ethnischen Herkunft, auch in öffentlichen Debatten leichter haben. Der gelernte Politologe erkennt aber in Debatten links konstruierte akademische Abschlüsse erst gar nicht an oder disqualifiziert zB linke Biologen als nicht satisfaktionsfähig, die öffentlich behaupten, es gäbe mehr als 2 Geschlechter. Da ist der Fisch schnell geputzt & man kann jetzt nicht gerade feststellen, daß die Situation an us amerikanischen Unis viel anders sei, als auf dem alten Kontinent. Fragen Sie, MS, doch Ihre Frau. Der Hintergrund der linken Unis liegt doch weniger in der Sachpolitik, sondern viel mehr darin begründet, daß viele .... staats-alimentierte Jobs haben wollen. Dafür vertritt man eben die woke Agenda der Geldgeber. Den kultur-marxistischen Ansatz vieler Milliardäre & selbst ernannter Philanthropen werden Sie nicht auslöschen können, da nur er dem Geldadel des Planeten totalitäre Macht verspricht. Man kann es machen, wie Putin & dem heimischen Geldadel viel mehr Steuern abnehmen & den politischen Spielraum eindämmen. Ist aber nicht ganz ungefährlich. Dazu braucht man unbestechlichere Leibwachen, als die vieler Zaren, am besten so eine Art Schweizer Garde, Germanische Leibwache römischer Cäsaren oder Janitscharen.