34 Prozent für die AfD in Thüringen: Fakten zum Umfragehoch

Das Umfragehoch der AfD ist im gesamten rechten Lager mit einer neuen Hoffnung und Wendestimmung verbunden.IneinerUmfrage, die heute veröffentlicht wurde, steht die AfD in Thüringen bei 34 und in Brandenburg bei 28 Prozent.

Daniel Fiß ist freier Publizist.

Auch bun­des­weit hat sie den Trend längst umge­dreht: Nach knapp vier Jah­ren leich­ter Abstiegs- und Sta­gna­ti­ons­pha­sen ist der Par­tei nun erst­mals gleich bei meh­re­ren Umfra­ge­insti­tu­ten der Durch­bruch durch die 20%-Schallmauer gelun­gen – eine wich­ti­ge stra­te­gi­sche Etap­pe, die den Stim­mungs­test unter Real­be­din­gun­gen sogleich auch auf kom­mu­na­ler Ebe­ne bestehen konnte.

Die AfD stellt im Osten inzwi­schen einen Land­rat im Land­kreis Son­ne­berg (Thü­rin­gen) und ihren ers­ten haupt­amt­li­chen Bür­ger­meis­ter in Rag­uhn-Jeß­nitz (Sach­sen-Anhalt). Das snd zwei Regio­nen, die in ihrer demo­gra­phi­schen und sozio­kul­tu­rel­len Zusam­men­set­zung als klas­si­sche AfD-Hoch­bur­gen gel­ten und auch bei ver­gan­ge­nen Wah­len zwi­schen 25–30% erreichten.

Daß der Erfolg der Par­tei aber nicht nur auf ihren stärks­ten Hoch­bur­gen basiert, beweist zumin­dest das Bei­spiel der Lan­des­haupt­stadt Meck­len­burg-Vor­pom­mern Schwe­rin, wo der AfD-Spit­zen­kan­di­dat Leif-Erik-Holm vor weni­gen Wochen in einer tra­di­tio­nel­len SPD-Hoch­burg mit urba­nem Bür­ger­tum und hohem Beam­ten­an­teil immer­hin ein Drit­tel der Stim­men auf sich ver­sam­meln konn­te und es somit in die Stich­wahl schaffte.

Wir kön­nen an die­sen kom­mu­na­len Wah­len auch teil­wei­se neue Mus­ter in der AfD-Wäh­ler­mo­bi­li­sie­rung able­sen. Trotz bereits star­ker Ergeb­nis­se in den ers­ten Wahl­gän­gen schaff­ten es die Kan­di­da­ten in den dar­auf­fol­gen­den Stich­wah­len, wei­te­re Stim­men hin­zu­zu­ge­win­nen, und dies bei stei­gen­der Wahl­be­tei­li­gung, die in All­par­tei­en­al­li­an­zen zumeist nicht der AfD zugutekommen.

Die Kon­stel­la­ti­on „Alle gegen Einen“ wirkt als zusätz­li­cher Mobi­li­sie­rungs­ver­stär­ker. In allen die­sen drei Kom­mu­nal­wah­len konn­te die AfD nicht nur pro­zen­tu­al zule­gen, son­dern im Ver­gleich zu den vor­an­ge­gan­ge­nen Wah­len auch bei den abso­lu­ten Stim­men ihren Anteil um bis zu 60% erhöhen.

Eine aktu­el­le Stu­die des SINUS-Insti­tuts zeigt auf, daß die AfD neben ihren sozio­öko­no­mi­schen Kern­mi­lieus nun auch noch stär­ker in die bür­ger­li­che Mit­te aus­greift. Ins­be­son­de­re im adap­tiv-prag­ma­ti­schen Milieu was als Brü­cken­kopf zwi­schen den moder­nen Auf­stei­ger­mi­lieus und dem tra­di­tio­nell-kon­ser­va­ti­ven Bür­ger­tum fun­giert, zeigt sich inner­halb von zwei Jah­ren ein Anstieg um 7%.

Es stellt sich natür­lich nun die Fra­ge, wie nach­hal­tig und robust sich die­se Umfra­ge­wer­te in den kom­men­den Wah­len in Stim­men umwan­deln las­sen wer­den. Haben wir es nur mit einem tem­po­rä­ren Erre­gungs­mo­men­tum zu tun, das sich über­wie­gend aus der mas­si­ven Regie­rungs­un­zu­frie­den­heit speist? Oder erle­ben wir gera­de die lang­fris­ti­ge Expan­si­on eines rech­ten poli­ti­schen Koor­di­na­ten­rau­mes in der Wäh­ler­schaft und die Her­aus­bil­dung eines eigen­stän­di­gen Milieus?

Der poli­ti­sche Betrieb ist ange­sichts der AfD-Umfra­ge­wer­te in hel­ler Auf­re­gung und sucht ver­zwei­felt nach Iso­la­ti­ons- und Ein­däm­mungs­stra­te­gien. Einer­seits war­nen die Beob­ach­ter vor einer Nor­ma­li­sie­rung der AfD, um aber glei­cher­ma­ßen auch ein­ge­ste­hen zu müs­sen, daß sich in die­sen 20% Umfra­ge­an­teil womög­lich nur die Nor­ma­li­tät eines laten­ten rech­ten Ein­stel­lungs­po­ten­ti­als wider­spie­gelt, das bereits seit den frü­hen 90er Jah­ren in der BRD existierte.

Mit der AfD ist heu­te der ent­schei­den­de poten­te Akteur auf die Büh­ne getre­ten, der die­ses Poten­ti­al erst­mals umfas­send mobi­li­sie­ren und viel­leicht auch erwei­tern konn­te. Die Par­tei füllt das Mit­te-Rechts Vaku­um aus und baut jene ent­schei­den­de Kon­flikt­li­nie auf, wor­aus sich bereits ein exklu­si­ves Pro­test- und Wider­stands­mi­lieu her­aus­ge­bil­det hat.

Die Hoff­nun­gen der eta­blier­ten Par­tei­po­li­ti­ker lie­gen vor allem in der zeit­li­chen Begren­zung die­ses Pro­test­phä­no­mens. Unzu­frie­den­heit in der Bevöl­ke­rung sei dem­nach ledig­lich ein vor­über­ge­hen­des Pro­blem. Man müs­se die aktu­el­le Trans­for­ma­ti­ons­agen­da der Ampel-Poli­tik ledig­lich „bes­ser kom­mu­ni­zie­ren“ und mehr Zukunfts­op­ti­mis­mus stif­ten. Die­se Hal­tung ver­kennt, daß die Pro­ble­me und Sor­gen der Men­schen real sind und im All­tag beim Wochen­ein­kauf, der Ener­gie­rech­nung oder der neu­en Nach­bar­schaft einer Con­tai­ner-Sied­lung deut­lich spür­bar werden.

Doch auch unab­hän­gig der poli­ti­schen und gesell­schaft­li­chen Gegen­warts­la­ge, die immer wie­der kurz­fris­ti­ge Unzu­frie­den­heits­pe­ri­oden erzeugt, hat das AfD-Momen­tum einen tie­fe­ren struk­tu­rel­len Kern. Schon die inter­na­tio­na­le Rechts­po­pu­lis­mus-For­schung konn­te zei­gen, daß sich rech­te und kon­ser­va­ti­ve Ein­stel­lungs­mus­ter nicht nur allein durch eine will­kür­li­che Poli­tik- und Sys­tem­ver­dros­sen­heit ver­mit­teln, son­dern wei­te­re hin­rei­chen­de Kri­te­ri­en hin­zu­tre­ten müs­sen, die sich als ganz kon­kre­te ideo­lo­gi­sche Ein­stel­lungs­mus­ter widerspiegeln.

Wie auch aus ver­gan­ge­nen Erfolgs­pe­ri­oden rech­ter Par­tei­en bekannt ist, so ist auch die aktu­ell ent­schei­den­de Mobi­li­sie­rungs­bat­te­rie ein­mal mehr die Migra­ti­ons­kri­tik und dar­an anknüp­fen­de iden­ti­täts­po­li­ti­sche Fel­der. Migra­ti­ons­kri­ti­sche Ein­stel­lun­gen erhö­hen die Wahl­wahr­schein­lich­keit für die AfD mit einer ledig­lich popu­lis­tisch ein­ge­stell­ten Ver­gleichs­grup­pe um das doppelte.

Die aktu­el­len Gesell­schafts­kon­flik­te haben kei­ne Mode­ra­ti­ons­ba­sis mehr, die vom Estab­lish­ment ange­führt wer­den könn­te. Sie ste­hen sich als grund­sätz­lich ver­schie­de­ne Lebens­ent­wür­fe und ideo­lo­gi­sche Über­zeu­gun­gen gegen­über: Stadt vs. Land – Kos­mo­po­li­tis­mus vs. exklu­si­ve natio­na­le Iden­ti­tät – Mul­ti­op­tio­na­li­tät der Lebens­mo­del­le vs. Sta­bi­li­tät und Sicher­heit – öko­lo­gi­sche Trans­for­ma­ti­on vs. Freiheitserhalt.

Der Rechts­po­pu­lis­mus bie­tet hier eine Ant­wort an, die auf einer tie­fer­ge­hen­den welt­an­schau­li­chen Ebe­ne genau die­se Kon­flikt­struk­tu­ren zum Vor­schein bringt

Obwohl die meis­ten AfD-Wäh­ler in den Nach­wahl­be­fra­gun­gen „Ent­täu­schung über die Poli­tik“ ange­ben, soll­te dies nicht dar­über hin­weg­täu­schen, daß in zahl­rei­chen Stu­di­en die Wäh­ler kei­ner ande­ren Par­tei der­art geschlos­sen und loy­al zu ihrer Wahl­ent­schei­dung ste­hen. Die grund­sätz­li­che Par­tei­wech­sel­be­reit­schaft der AfD-Wäh­ler ist äußerst nied­rig ausgeprägt.

Schon 2016 konn­ten Wis­sen­schaft­ler mit dem soge­nann­ten „ava­li­bi­li­ty index“ (Ver­füg­bar­keits­in­dex) nach­wei­sen, daß die AfD-Anhän­ger auf dem all­ge­mei­nen Wäh­ler­markt für ande­re Par­tei­en kaum zu errei­chen sind. In eini­gen Stu­di­en der Kon­rad Ade­nau­er Stif­tung konn­te gezeigt wer­den, daß AfD-Anhän­ger bei den alter­na­ti­ven Wahl­prä­fe­ren­zen über­durch­schnitt­lich häu­fig „kei­ne Par­tei“ oder „Nicht­wahl“ angaben.

Zumin­dest aus der ver­gan­ge­nen Stu­di­en­la­ge kön­nen wir able­sen, daß die AfD-Wäh­ler­schaft sich im Regel­fall den Wech­sel­dy­na­mi­ken des Wäh­ler­mark­tes ent­zie­hen kann. Auch der Ver­gleich von Zu- und Abwan­de­run­gen in der Wäh­ler­schaft zeigt die Vola­ti­li­tät zuvor­derst inner­halb des Nichtwählerspektrums.

INSA konn­te schließ­lich auch in einer ihrer letz­ten Befra­gun­gen auf­zei­gen, daß der Zuwachs der AfD pri­mär auf einer vor­ma­li­gen Nicht­wäh­ler­ba­sis auf­baut. Der Wäh­ler­raum sor­tiert sich gera­de nicht nur in einer ande­ren Ver­tei­lungs­struk­tur, son­dern mit der AfD ent­steht womög­lich ein völ­lig neu­es Spektrum.

Das erwei­ter­te Wäh­ler­po­ten­ti­al der AfD liegt laut INSA inzwi­schen bei bis zu 30%. Par­al­lel dazu ist die Fun­da­men­tal­ab­leh­nung inzwi­schen auf unter 60% gesunken.

Für die Ost­wah­len 2024 wird die AfD vor­aus­sicht­lich nun in allen drei Bun­des­län­dern in das Ren­nen um Platz 1 gehen. Dies unter­streicht noch­mals den außer­or­dent­lich wich­ti­gen Sym­bol­wert des Ostens für die Par­tei. Alle gro­ßen Anschluss­fä­hig­keits­stra­te­gien hän­gen für die Par­tei am Ende nur von der Maxi­mie­rung des Mobi­li­sie­rungs­gra­des ab.

Die Brü­cken zur Nor­ma­li­sie­rung der AfD wer­den ein­deu­tig im Osten gebaut. Der Bau­stoff wird dabei ein­zig und allein die eige­ne Stär­ke sein.

Daniel Fiß ist freier Publizist.

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Kommentare (40)

MarkusMagnus

5. Juli 2023 10:02

Laut Umfragen liegt die AFD in Thüringen bei ca. 34 %. Läuft...
Und natürlich muss die AFD einen Kanzlerkanidaten stellen. 
Ich wäre für Alice Weidel. In einem TV-Duell  würde sie Olaf Scholz und Konsorten ziemlich rund machen. 

Nemo Obligatur

5. Juli 2023 10:23

Vielen Dank für die gewohnt nüchterne und faktenreiche Analyse, Herr Fiß. Diese sollte eigentlich Pflichtlektüre in den AfD-Fraktionen sein. Und wenn man es recht bedenkt, auch bei allen anderen Parteien.
 
Besonders interessiert hat mich die folgende Passage:
INSA konnte schließlich auch in einer ihrer letzten Befragungen aufzeigen, daß der Zuwachs der AfD primär auf einer vormaligen Nichtwählerbasis aufbaut. Der Wählerraum sortiert sich gerade nicht nur in einer anderen Verteilungsstruktur, sondern mit der AfD entsteht womöglich ein völlig neues Spektrum.
D.h. es besteht eine gute Chance, den Stimmenzuspruch zu halten und die relative Stärke vielleicht sogar auszubauen, wenn die Wähler anderer Parteien frustriert ins Lager Nichtwähler abwandern? Es ist wohl nicht das Ziel dieser Parteien, aber unbewusst scheinen sie daran zu arbeiten.
Eine zusätzliche Frage könnte sein, wie die AfD ihre neue parlamentarische Stärke in Regierungsverantwortung ummünzen kann. Aber damit wäre der Rahmen des vorliegenden Blogbeitrags gesprengt.

Niekisch

5. Juli 2023 10:42

Dass die "starke Zustimmung für den kosmopolitischen Liberalismus" innerhalb von ganzen 2 Jahren von 36 auf 52% angestiegen ist, sollte uns höchst nachdenklich machen und ist bedeutsamer als der Zustimmungsanstieg für den "Rechtspopulismus". 

das kapital

5. Juli 2023 10:51

Gib den Menschen, was sie brauchen.So geht Rechtspopulismus heute.Menschen brauchenWohlstand für alle - Ludwig ErhardMehr Demokratie wagen - Willy BrandtWeniger Transatlantik. Viel weniger.Die Entmachtung der NATO.Die Entmachtung der USA.Die Entmachtung der EU.Die Entmachtung der Parteien und Regierungen,welche die lebensnotwendigen Interessen der Bürger mit Füßen treten.Die Entmachtung der Lobbys, wie Agora und DUHdie mehr Macht ausüben, als alle 60 Millionen Wähler zusammenund überparteilich faktisch mehr Richtlinienkompetenz ausübenals der Kanzler selbst.Bezahlbare und sichere Energieversorgung.Bezahlbare Mietwohnungen.Bezahlbare Lebensmittel.Keine Ernährungspläne von Cem Özdemir und Ricarda LangKeine Genderei. Kein Gott ist schwul von der EKD.Keinen Dämm- und Heizungszwang.Keine faktische Enteignung von Einfamilienhäusern und Eigentumswohnungen.Keine Bürokratiemonster, sondern ein Zurückschneiden der Bürokratie.Schluss mit einem Kampf gegen Rechts, der die Demokratie zerstört und totalitäre Zügen angenommen hat.Aufarbeitung des Coronazeugs im Hinblick auf Nebenwirkungen, falsche Therapien, Korruption bei Masken und Impfstoffen, unverhältnismäßige Freiheitsbeschränkungen.> 2

das kapital

5. Juli 2023 10:52

> 2
Von der Basis aus muss die Demokratie komplett neu erkämpft und erstritten werden. Ansonsten zerfällt Deutschland dauerhaft.Nach dem 2. Weltkrieg hatten wir noch einen technologischen Vorsprung. Der ist jetzt weg. Ein 2. Wirtschaftswunder wird es deshalb nicht geben. Ohne systematische Gegenwehr der Basis bleibt hier weder Wohlstand noch Lebensqualität erhalten.

Der Gehenkte

5. Juli 2023 11:03

Diese Analysen sind Gold wert - dennoch sollte man sie nicht überbewerten, genauso wie der momentane Höhenflug auch ein Ikarus-Erlebnis werden kann. Ich traue diesen Zahlen nicht, sie machen mich eher unruhig. Zum einen müssen wir mit der Perfidie des pol. Gegners rechnen; je näher die Wahlen, umso stärker wird die Flak werden: die Dossiers liegen vermutlich längst in den Schubladen, das menschliche Element in der Politik, sollte nie unterschätzt werden. 
Zweitens droht Wagenknecht. Der Effekt ist noch unabsehbar.
Drittens gehe ich nach wie vor davon aus, daß der Großteil der jetzigen Potenzen Protest ist, der sofort wieder verschwindet, sollten sich Lösungen abzeichnen. Söder sagte gestern, er werde das Heizungsgesetz zurücknehmen – voilà.
Viertens und am wichtigsten: Bis jetzt hat noch jede Partei bewiesen, in der Regierung unfähig zu sein. Worum sollte sich die AfD davon unterscheiden? Es fehlt ihr an Personal, das hatte Krah zuletzt zugegeben, vor allem aber muß man begreifen, daß es in der Konvergenz der Krisen keine Lösungen mehr geben kann: die Probleme sind zu groß geworden und die Dringlichkeit dazu – man wird mit traditionellem Politikverständnis nicht mehr weit kommen. Einem Hoch folgt ein Tief und manchmal kann dies sogar komplett destruktiv sein.

RMH

5. Juli 2023 11:24

"Die Brücken zur Normalisierung der AfD werden eindeutig im Osten gebaut. Der Baustoff wird dabei einzig und allein die eigene Stärke sein."
Aktuell ist das aber ein einseitiger Brückenschlag oder eher die Bildung eines Brückenkopfs im feindlichem Terrain. Aber es wird spannend, wenn auf einmal eine CDU mit der Linken eine Koalition bilden muss, nur weil da eine Partei so stark im Parlament ist, mit der keiner zusammenarbeiten will oder besser darf (vor Ort würde einige ja wollen - werden dafür aber von Oben an der kurzen Leine gehalten).
PS: Würde denn einer von den Zuspitzern und Riss-Predigern in der AfD eine Normalisierung überhaupt wollen? Verlöre die AfD damit ihr Alleinstellungsmerkmal? Aber dazu werden es die anderen schon nicht kommen lassen, da werden sie wieder lieber zu Blockparteien.

KlausD.

5. Juli 2023 11:51

@Der Gehenkte  5. Juli 2023 11:03"Bis jetzt hat noch jede Partei bewiesen, in der Regierung unfähig zu sein."
Insgesamt stimme ich Ihnen zu, aber "unfähig"? Handlungsunfähig ist hier vielleicht zutreffender, denn man sollte sich immer bewußt sein, daß die eigentlichen Bestimmer nicht die Politiker sind, in Deutschland erst recht. Und zur Not wird mit Terrorakten oder einer Migrantenrevolte nachgeholfen ...

tearjerker

5. Juli 2023 11:55

Es ist zu erwarten, dass viele im entscheidenden Augenblick den Rückzieher machen und von der Enthaltung bis zur Andersentscheidung die Stimmung nur partiell in Stimmen resultiert. Auch die Sonstigen sind in den Umfragen teils über 10%, während gleichzeitig im alten Westen weiter die eingewachsenen Rot/Schwarz-Strukturen dominieren, deren Wählerbasis erst wegsterben muss, damit Blau dort überall auf 10%+ kommen kann. Es ist daher zu erwarten, dass Dynamik vor Allem über den enorm grossen Pool aus Nichwählern gewonnen wird, was die Daten ja auch ausweisen. Wer jetzt noch Union oder Sozis wählt, der geht nirgendwo mehr hin. Vielleicht kommt das ja noch in der Kampagnenabteilung der Blauen an. Falls es dort sowas gibt.

Volksdeutscher

5. Juli 2023 12:14

"Oder erleben wir gerade die langfristige Expansion eines rechten politischen Koordinatenraumes in der Wählerschaft und die Herausbildung eines eigenständigen Milieus?"
Das kann man zunächst einmal nur mutmaßen. Man kann die Frage jedoch eindeutig mit Ja beantworten, wenn es der AfD gelingt, ihre Wahlversprechen einzulösen. Das würde die Wähler dazu motivieren, bei der AfD zu bleiben.

Laurenz

5. Juli 2023 12:36

@Niekisch ...... Dass die "starke Zustimmung für den kosmopolitischen Liberalismus" innerhalb von ganzen 2 Jahren von 36 auf 52% angestiegen ist .... haben Sie dafür eine Quelle?
@Das Kapital  ... Diesmal haben Sie den Nagel auf den Kopf getroffen. Im Artikel kommt die materielle Betroffenheit zu neutral rüber. Spätestens mit Bismarck nimmt in Deutschland (im Gegensatz zu Moslems) keiner seine Religion ernst. Zumindest schlägt sie sich nicht in unserer Lebensart nieder, auch nicht bei K&K. Gottesdienste bleiben reine Party-Ereignisse. Daß die Grüne Einheitsfront die Grüne Religion per EU-Diktat in der Lebenswelt eines jedes einzelnen augenscheinlich durchzieht, macht Mehrheiten Angst. Auch der dümmste Mieter kann sich ausrechnen, daß alle Transformationskosten auf ihn umgelegt werden werden ohne Garantie auf eine warme Wohnung + Deportation in eine kleinere Wohnung + Aldi-Einkauf mit der Handkarre mit 10 KM-Marsch.
@Der Gehenkte & RMH.. Ihre Bedenken in allen Ehren. Aber das weiß doch jeder in der AfD. Im luxus-verwöhnten Hessen liegt die AfD bei 13%, ein unerhörter Top-Wert. Der aktuelle Aufstieg liegt im Handeln der Kartell-Parteien & ihren Kartell-Medien begründet. Diese PR könnte die AfD auch in 10 Jahren nicht aus eigener Kraft stemmen.
 

Laurenz

5. Juli 2023 12:45

@DF  .... im Gegensatz zu meinen Mit-Foristen erachte ich die infantilen Reaktionen der privaten & öffentlichen Regierungsmedien als bedenkenswert. Wenn wir davon ausgehen, beim Relotius existiere noch eine Art Rest-Intelligenz, dann muß denen in Hamburg, auch mit der Installation des Redaktions-Liebchens Melanie Amann in Berlin, doch klar sein, daß sie diametral Wahlkampf für die AfD betreiben. Was mich wiederum veranlassen würde, zu denken, die wollen den Aufstieg der AfD, koste, was es wolle. Mit jedem Anti-AfD-Post in der Tagesschau gewinnt die AfD weitere 100k Wähler dazu. Der Effekt steigert sich noch mit jedem oberstpeinlichen Auftritt der ewigen grünen Kindergarten-AvantGarde. Für die AfD leuchtet der Schinken der Hoffnung aus Südafrika.

Niekisch

5. Juli 2023 12:56

"die Probleme sind zu groß geworden und die Dringlichkeit dazu – man wird mit traditionellem Politikverständnis nicht mehr weit kommen.
Ohne systematische Gegenwehr der Basis bleibt hier weder Wohlstand noch Lebensqualität erhalten."
@ das kapital: Ja, das sehe auch ich so. In der über 70 Jahre hinweg verfestigten und verfilzten "repräsentativen Demokratie" sind systemische Veränderungen auch evolutiver Art im Rahmen des Grundgesetzes kaum noch möglich, anfänglich oppositionelle Parteien wurden bisher immer durch Umarmung verwässert oder durch Terror und/oder Verbote ausgeschieden. Noch vor den Wahlen 2024 werden durch einen juristischen Trick, den ich hier in den Einzelheiten nicht schildern will, die betreffenden Landesverbände der AfD verboten. Anschließend werden die freiheitlich - demokratischen Grundordner mit dem konfrontiert sein, was Sie, kapital, meinen.

Niekisch

5. Juli 2023 13:00

@ Laurenz: s. Zustimmungsfenster infas oben im Fiß - Artikel.

Grobschlosser

5. Juli 2023 13:00

jeder Mitstreiter sollte Flugblätter und Aufkleber bestellen und das Material zeitnah im öffentlichen Raum verteilen - jeden Tag , jede Woche , ..bis zu den Wahlen .

Franz Bettinger

5. Juli 2023 13:05

@Gehenkter: Sie wollen die Pferde schlachten statt sie ins Rennen zu schicken? Ihr Kommentar macht (diesmal) sprachlos. Auf was hoffen Sie eigentlich? Die Apokalypse? Die himmlischen Heerscharen? 

Le Chasseur

5. Juli 2023 15:02

@Der Gehenkte"Bis jetzt hat noch jede Partei bewiesen, in der Regierung unfähig zu sein. Worum sollte sich die AfD davon unterscheiden? [...] vor allem aber muß man begreifen, daß es in der Konvergenz der Krisen keine Lösungen mehr geben kann: die Probleme sind zu groß geworden"
Was ich der AfD zumindest zutraue, ist, dass sie eine Vollbremsung hinlegt. Seit Merkel fährt der Omnibus Deutschland auf den Abgrund zu, und seit die Ampel am Steuer sitzt wurde noch mal kräftig auf's Gaspedal getreten.
Die drei ersten Maßnahmen solch einer Vollbremsung müssten sein: Keine weiteren Zuwanderer aufnehmen, Rückkehr zur Kernenergie und alles, was mit "Klimarettung" zu tun hat, sofort einstellen. In der EU und in der NATO muss eine Blockade- und Verzögerungstaktik gefahren werden, so wie es Ungarn vormacht.
Inwiefern man die ganzen tickenden Zeitbomben mit Migrationshintergrund und deutscher Staatsbürgerschaft wieder los wird - ja, das ist schwierig.

Herbstwind

5. Juli 2023 15:48

@Niekisch "Noch vor den Wahlen 2024 werden durch einen juristischen Trick, den ich hier in den Einzelheiten nicht schildern will, die betreffenden Landesverbände der AfD verboten" 
Wenn Sie so etwas behaupten, sollten Sie es auch erläutern. Ich traue denen zwar wirklich alles zu, aber ohne Verfassungsgericht wird es nicht gehen. Und wenn es geht, ist die Diktatur vollendet und wir brauchen Hilfe von außen. 

Waldgaenger aus Schwaben

5. Juli 2023 16:09

Gedankenspiel:
Ihr habt den Auftrag eine Strategie gegen den Höheflug der AfD zu entwickeln. Ihr dürft nur legale Mittel anwenden. 
Wie ich vorginge:

In Thüringen hätte  die AfD  bei der jetzigen Umfragen 34 von 88 Sitzen (siehe dawum.de).  dDie CDUenthält sich  bei allen Wahlgängen. Im dritten wird Höcke mit relativer Mehrheit zum Ministerpräsidenten gewählt. Er bildet ein reines AfD-Kabinett als Minderheitsregierung. Die CDU kündigt an bei sinnvollen Gesetzes zuzustimmen, aber Zugeständnisse zu verlangen.
 Unzufriedende und bei der Postenvergabe zu kurz Gekommene würden aus Fraktion und Partei austreten. Höcke hätte noch etwa 30 der 34 Abgeordneten hinter sich.
In Umfragen liegt die AfD noch zwischen 20 - 25%
Ein passender Anlass wird gesucht und gefunden, Neuwahlen herbeizuführen.
Der Wähler hat verstanden: AfD wählen ändert auch nichts. Die Nicht-Wähler bleiben wieder daheim. CDU, SPD und Grüne (oder FDP) bilden nach der Wahl eine stabile Regierung.

das kapital

5. Juli 2023 17:07

@ LaurenzDanke. Als freudiger Protestant will ich allerdings anmerken, dass es immer noch genug rechtgläubige Christen außerhalb der beiden Amtskirchen gibt. Einfaches Beispiel: einem älteren nicht EKD-protestantischen Pastor habe ich mal Artikel bei Tichys Einblick empfohlen. Der sagte mir dann später, er habe die nicht lesen können. Denn er hätte anklicken müssen " ich unterstütze bereits". Und das sei ja eine Lüge, die gegen die 10 Gebote und sein Berusethos verstoße. /// Doch auch zu Bismarcks Zeiten haben viele Christen ihre jeweilige Ausprägung der Religion sehr ernst genommen. Die heutige EKD ist zum Gruseln. Aus meiner Sicht heute eine nahezu satanistische Sekte. Früher galt : Eine starke Burg ist unser Gott - Martin Luther EKD 2023 hingegen : Gott ist schwul. Unwidersprochen in der EKD und auch bei den sogenannten "christlichen" Parteien. Wer das letztere aus der Bibel herleiten kann, erhält einen Amazongutschein.

Laurenz

5. Juli 2023 17:21

@Le Chasseur & Der Gehenkte
Alleine schon die ganzen Schmarotzer (inklusive EU), die sich auf unseren Deckel fürstlich & neofeudal laben, finanziell trocken zu legen, birgt enormes Erfolgspotential. Der Gehenkte hat sich hier eindeutig zuwenige Gedanken gemacht.
@Niekisch .... Ok, danke für den Hinweis. Das macht doch nichts. Täglich werden die kosmopolitisch Liberalen weniger, weil auch ihnen kosmopolitisch liberale Politik zu teuer wird. Vor allem die Einsicht, daß es kosmopolitisch liberale Politik fast nur bei uns gibt, mag für manche eine späte Einsicht werden. Auch die kosmopolitisch liberalen Führer (passender Terminus) blamieren sich von einer Woche auf die andere.

Der Gehenkte

5. Juli 2023 19:08

@ Le Chasseur Vollbremsung
Man muß das politische Dilemma im gegebenen politischen Rahmen verstehen. Vollbremsung würde zwangsläufig die Abwahl nach spätestens vier Jahren bedeuten, denn in diesem Land ist so etwas undenkbar - wie übrigens auch Remigration als Abschiebung gedacht. Man müßte gegen die geballte Macht des "Kartells" ankämpfen u n d gegen eine Bevölkerung, die zum Großteil gepolt wurde u n d gegen 30% Bewohner, die es unmittelbar betrifft u n d gegen eine Bürokratie, deren Trägheitsmoment episch wäre u n d ...
Wir sind mit Ungarn nicht zu vergleichen, weder historisch noch mental und erst recht nicht politisch. Politische Prozesse sind unsäglich langsam (in der Demokratie), der ganze Apparat steht gegen die AfD ... wir sollten nicht auf Politik bauen, sondern auf Metapolitik. 
Das bedeutet nicht, daß die politische Chance nicht ergriffen werden muß - das ist ja das Dilemma -, man darf nur nicht davon ausgehen, daß ein solches Projekt erfolgreich sein könnte. Ergreift man die Gelegenheit nicht beim Schopfe, ist man genauso diskreditiert und erledigt. 
Wir haben jetzt zwei Präzedenzfälle: wollen wir sehen, ob Landrat und Bürgermeister bessere Arbeit abliefern (können) als die Konkurrenz. Nur wirkliche Qualität hat eine kleine Chance auf Erfolg. 

KlausD.

5. Juli 2023 19:47

@Franz Bettinger  5. Juli 2023 13:05
"Auf was hoffen Sie eigentlich? Die Apokalypse?"
Hoffen selbstverständlich nicht, aber: Trotzdem wir die Demokratie-Simulation erstmal mitmachen, wissen wir doch, daß der Hegemon und seine Vasallen ihre Macht in Europa nicht kampflos abgeben werden ... und was in dieser Hinsicht sicherlich bedeutsam ist - gewisse Kreise haben ja Deutschland als Gegner Rußlands eindeutig positioniert ...

Blue Angel

5. Juli 2023 20:11

Ergänzend zu Franz Bettinger: "Wer kämpft, *kann* verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren." - Und wir reden hier nicht mal von realen Kämpfen sondern von Wahlen sowie Zivilcourage im persönlichen Lebensbereich, wo jeder seinen Beitrag auf eigene Weise leisten kann: Das globalistische System ist so dekadent wie verrottet, es gibt viele Möglichkeiten, Sand in sein zerstörerisches Getriebe zu kippen. 
Wer immer noch glaubt, er selbst, bzw. seine Kinder, würde/n nicht von der geplanten und fortgesetzten Zerstörung betroffen, lebt in einer rosaroten Illusion. Noch gibt es mehr zu verteidigen als das blanke Leben. - Nichts für ungut, aber mein Verständnis für Defätismus liegt unter der Wahrnehmungsschwelle. Sehr deutlich wahrnehmbar ist dagegen, daß der Wind sich schon gedreht hat und täglich stärker in die richtige Richtung weht. 

ede

6. Juli 2023 01:23

Grobschlosser ist ein brauchbarer Beruf, aber auch eine nützliche Herangehensweise.
Ich seh das so wie Sie. 

Schobbepetzer

6. Juli 2023 08:50

Neben den nationalen Effekten, für diese besseren Umfrageergebnisse, muss man die Entwicklung im Westen insgesamt sehen. Wir haben die erfolgreichen Wahlergebnisse der Rechten überall in Europa. Wir haben die Situation in den USA. Aus eigener Erfahrung und auch Erzählungen von häufigen USA Reisenden, in den USA verschärft sich die soziale Situation massiv. Ganze Strassenzüge mit Obdachlosencamps inbesondere in den demokratischen Staaten. Massiver Preisanstieg für den täglichen Bedarf, wird nicht in der offiziellen Inflationszahl abgebildet usw.Daneben eine Verschiebung der Bedeutung des Dollars, globale steigen immer mehr Länder von der Fakturierung mit dem Dollar aus. Kippt der Dollar und das tut er bereits, wird es unvorhersehbare Auswirkungen auf die USA haben.Mit anderen Worten wir haben eine globale "im Westen" Welle, diese gilt es zu nutzen. Die Frage ist allerdings, sind diese Entwicklung evt. beabsichtigt um alle in eine vorgesehene Richtung oder "Falle" zu treiben.Trotzdem, was bleibt uns als den Schwung zu nutzen.

Der Gehenkte

6. Juli 2023 10:16

Nochmal: diese Zuwachsraten sind nicht organisch entstanden. Hätte die AfD ein, zwei Prozent zugelegt, dann könnte das ein Grund zur Freude sein. Sie leidet nun zum zweiten Mal - nach 2017 -  in ihrer Laufbahn unter Akromegalie und das ist eine gefährliche Krankheit. Zu schnell wird vergessen, wie volatil das Politsystem geworden ist. Die SPD unter Sch-u-lz schien vor wenigen Jahren auf die absolute Mehrheit zuzusteuern, denken wir an die Piraten, auf das Auf-und-Ab der FDP oder der Grünen. Sehen wir uns jetzt die Grünen an, wie sie massiv an konkreter Politik abgestraft werden ... und bedenken wir, daß sie dennoch die Agenda bestimmen. Die Grünen regieren am besten, wenn sie nicht regieren und sie entstellen sich zur Kenntlichkeit, wenn sie es tun - das war übrigens schon vor Jahren absehbar. Wer radikale Programme umsetzen will, sollte sehr vorsichtig sein, die politische Bühne in Handlungsverantwortung zu betreten. 

philidor

6. Juli 2023 11:54

1
Es wird immer wieder, so auch hier, von der Normalisierung der AFD geredet. Ich frage mich, was mit dieser Normalisierung eigentlich gemeint sein soll. Was haben die "normalen" Parteien der Bundesrepublik, von der Linken bis zur FDP eigentlich gemeinsam, was macht sie so normal? Ich finde kein anderes übergreifendes Element als ihre Einbindung in den Transatlantismus, also jene zahllosen Think-Tanks und Herren- (bzw. in letzter Zeit vermehrt auch Damen-) Clubs für die ich exemplarisch die Atlantik Brücke e.V. nenne. Die Normalität, die einem in diesem Land den Zugang zur Macht eröffnet, ist plakativ gesagt die Unterwerfung unter das Diktat Amerikas, oder jedenfalls unter eine globalistische Agenda. Die Normalität ist also auch eine gewünschte Aushebelung der Demokratie mithilfe von neofeudalen Netzwerk-Strukturen, die sich heute querbeet durch Wirtschaft, Medien und Politik ziehen.

philidor

6. Juli 2023 11:54

2
Eine wichtige Ableitung daraus: Wer heute glaubt, dass die AFD so gehasst wird, weil sie so rechts ist, hat womöglich unrecht. Als Gegenbeispiel sei hier Italiens Meloni angeführt, die mit einem noch viel schlimmeren Pedigree in kürzester Zeit an den Futtertrog durfte – freilich nachdem sie klar gemacht hat, dass sie auf der richtigen Seite steht. Immerhin ist sie seit 2021 Mitglied im Aspen Institute. Die globalistische Elite platziert ihre Figuren, ob links oder rechts, nach Belieben, je nachdem, was die Situation in den einzelnen Ländern gerade erfordert. So gesehen ist meine größte Sorge, dass die AFD der Sehnsucht nach Gestaltungsmacht nachgibt und in dieses Spiel eintritt. Dass derzeit nur sehr selten (man belehre mich eines besseren) gegen den Transatlantismus offen Front gemacht wird, könnte man als Zeichen deuten, dass sich die Partei ihre Optionen bewahren will. Mit der "Normalisierung" würde die Alternative für Deutschland dann endlich auch zur Alternative für die globalen Puppenspieler. Wie schätzen andere Forumsteilnehmer diese Gefahr ein? Amerikas Wirtschaft wächst momentan stark auf Kosten Europas, und eigentlich wäre jetzt der historische Moment, offensiver gegen die Transatlantikkrake vorzugehen.

Franz Bettinger

6. Juli 2023 12:18

@Gehenkter: Ich verstehe die Kassandra Rufe nicht. Da ist weit und breit kein Trojanisches Pferd in Sicht. Vor wem oder was warnen Sie? Davor, dass wir die Mistgabeln zu früh aus dem Versteck holen? Wieso wollen Sie uns die Freude verderben? Jetzt hat sie endlich ja gesagt, die Angebetete, und nun wollen Sie nicht? Glauben Sie, Sie sind ewig jung? Genug der Metaphern! 

Laurenz

6. Juli 2023 12:33

@Das Kapital @L.  ... Sie haben mich falsch verstanden. Ich habe keine Zweifel, daß Sie an das glauben, was Sie hier verkünden. Hege auch keine Zweifel am Glauben der vielen Katholiken in der Redaktion. Deswegen sprach ich von Lebensart. Das geht schon mit den Klamotten los. EK zB präsentiert sich in keiner Weise katholisch, sondern heidnisch. Die Einschränkungen für Frauen kamen erst, als der Arianismus vom Katholizismus abgelöst wurde. Oder das Essen? Wie kann es sein, daß Paulus über Jesus steht? Paulus erlaubte den Heiden, die sich zum Christentum bekannten, nicht koscher essen zu dürfen. Jesus selbst hielt sich grundsätzlich an die Gesetze & war beschnitten. Wer betet schon noch einen Rosenkranz? Das läßt sich immer weiter so fortführen. Bei gläubigen Juden oder Muslimen ist das ganz anders. Ist es jetzt verständlicher?

Le Chasseur

6. Juli 2023 12:39

@Der Gehenkte
"Wer radikale Programme umsetzen will, sollte sehr vorsichtig sein, die politische Bühne in Handlungsverantwortung zu betreten."
Ja, aber die AfD hat ja kein radikales Programm. Die Radikalen sind ja die anderen. Und die haben für ihre Politik auch keine Mehrheit im Volk. Sie können nur durch Manipulation und Einschüchterung herrschen. Glauben Sie, wenn Sie hundert Passanten in einer Fußgängerzone fragen, "Sind Sie dafür, dass jährlich hunderttausende von Orientalen und Afrikanern ins Land kommen - die meisten davon Anhänger eines archaischen Islam und gewaltbereit - und dass diese dann auf Kosten der Allgemeinheit durchgefüttert werden, weil es auf dem Arbeitsmarkt für sie keinerlei Verwendung gibt?", dass dann auch nur fünf Prozent der Befragten mit "Ja" antworten?
Die AfD vertritt eine radikal andere Politik, aber keine radikale Politik.

Waldgaenger aus Schwaben

6. Juli 2023 12:56

@Bettinger
Der Gehenkte meint (wie ich auch) wohl, dass der Nicht-Wähler ein scheues Reh ist.
Wichtg es(ihn) auf der eigenen Wiese zu halten, ist Festigkeit der Überzeugung. Die AfD kann und soll verschiedene Strömungen integrieren, aber keine Personen, die ihr Fähnlein nach dem Wind hängen. 

Blue Angel

6. Juli 2023 22:17

@Philidor: Zumindest nach meinem Verständnis bedeutet "Normalisierung", daß immer mehr potentielle Wähler einsehen, daß die Ziele und Werte der AfD in den meisten anderen Teilen der (nicht globalistisch dominierten) Welt nicht "radikal" oder "extrem" sind sondern ganz normal. Es geht also in erster Linie darum, nicht die AfD zu normalisieren sondern die Einstellung der Menschen zur Normalität und dadurch auch zur AfD als einer Partei, die (als einzige in der BRD) normale Werte und Einstellungen vertritt.
Ihre Unterwanderungs-Befürchtung bzgl. globalistischer Einflußnehmer ist berechtigt. Die gab es schon, gibt es mit Sicherheit noch und die Globalisten werden auch in Zukunft immer wieder versuchen, auch die AfD unter ihre Kontrolle zu bekommen. Neben klaren Positionierungen ist Wachsamkeit der beste und einzige Schutz gegenüber der 5. Kolonne. 

Der mit dem Wolf tanzt

7. Juli 2023 01:12

Meine Prognose: Die AfD wird entweder verboten, oder mittelfristig vom System vereinnahmt werden.Das Prinzip hegemonialer Nivilierung ist das Prinzip dieses totalitären Linksstaates.Was wirklich zählt, ist eine starke parlamentarische, als auch außerparlamentarische Opposition, die sich zum Ziel setzen sollte, den korrupten Parteienstaat als solchen zu überwinden.Die Politik der Zukunft ist ein basisdemokratisches System, mit Volksvertretern, die per Direktmandat gewählt werden, und für ihre Entscheidungen in vollem Umfang haften.99% aller Probleme wären damit zu lösen!

Niedersachse

7. Juli 2023 09:15

@Blue Angel
Exakt so ist es! Die Ziele der AfD sind in etwa das, was die meisten Menschen für sich als "Common Sense" verstehen, nichts davon ist radikal, oder extremistisch. Das müssen wir auch immer wieder den (noch) schwankenden Wählern klarmachen, die sich noch nicht ans Ufer der AfD trauen, weil sie eine anerzogene, innerliche Blockade haben. Solche zunehmend asozialen Zustände, die sich in Westeuropa ausbreiten, sollten wir nicht als neue Normalität akzeptiere! Im Gegenteil muss den Verursachern dieser Zustände wann immer möglich, Sand ins Getriebe gestreut werden. 
@philidor
Sicher kann man nie zu hundert Prozent sein, ob sich in den Reihen der AfD nicht noch ein trojanisches Pferd ala Meloni verbirgt. Diese Regierung ist eine Riesenenttäuschung für mich. Stand derzeit wohl eher nicht, aber in den Kopf kann man niemanden schauen. Anscheinend werden wohl eher Kontakte nach China geknüpft. Weidel, Bystrom und Felser waren letzte Woche in Peking und Shanghai zu Besuch.
 

Umlautkombinat

7. Juli 2023 09:25

Ich weiss nicht, warum man auf dem Gehenkten so herumhackt. Dass das Wachstum der AfD nicht organisch ist, ist erst einmal ein Teil, den man schon in den gaengigen Proporzbegriffen vernuenftig diskutieren kann. Ich persoenlich wuerde organisch nicht auf inkrementell verkuerzen, aber es gibt auch andere Aspekte, die eine solche Charakteristik naeherlegen.
 
Zwei: Es ist interessant, wie dieselben Leute, die Menschen, Land und Gesellschaftsform verbal noch vor kurzer Zeit - und paradoxerweise teilweise auch jetzt noch parallel zu ihrer Emporung ueber den Defaetisten - als unrettbar in den Orkus schicken woll[t]en, jetzt eine kontinuierliche Fundamentalauffassung die inhaltlich diese Zuege zusammenfasst, nicht mehr sehen wollen.
Es mag halt Leute geben, die Pferderennen als eher grundsaetzlich zwecklos ansehen. Spiele. Wenn jemand einen Kulturbruch annimmt, dann ist das auch erst einmal eine Auffassung (die einiges fuer sich hat). Dass dann Dinge wie Parteien oder ausgelaugte Demokratiebegriffe die diese rechtfertigen in fundamentaler Weise mit in die Ablage "Vernachlaessigbar" kommen ist dann eigentlich nur zwingend. 

Franz Bettinger

7. Juli 2023 10:02

@Blue Angel: Der einzige Schutz gegen die Unterwanderung der AfD durch den Feind (oder den selbstsüchtigen ‚Freund') ist die konsequent angewandte, innerparteiliche Basis-Demokratie. Denn es ist leichter 20 Delegierte zu bestechen als 600 Mitglieder. Es müsste in die Satzung, dass die Mitglieder grundsätzlich nicht ihre Abstimmungs-Rechte an Delegierte abtreten dürfen, schon gar nicht dauerhaft, und höchstens ausnahmsweise einmal, z.B. wenn Bundesparteitage abgehalten werden (und die Räumlichkeiten beschränkt sind). Verlass ist nur auf die Mitglieder, die Basis. Damit kriegen wir jeden, der uns nicht passt, wieder weg. 

Le Chasseur

7. Juli 2023 13:12

Gute Nachrichten auch aus Mecklenburg-Vorpommern: https://www.nordkurier.de/regional/mecklenburg-vorpommern/neue-umfrage-afd-uberholt-jetzt-auch-in-mv-die-spd-1740914
Im Vergleich zur vergangenen Landtagswahl im September 2021 verbesserte die AfD ihre Umfragewerte um 12,3 Prozentpunkte. Deutlich verloren hat die SPD. Sie büßt 12,6 Prozent ein.
"Die rot-rote Koalition käme nach der Umfrage bloß noch auf 37 Prozent der Stimmen und hätte ihre Regierungsmehrheit eingebüßt. Selbst eine „große“ Koalition aus SPD und CDU hätte rechnerisch keine Mehrheit mehr. Und auch viele populäre Dreier-Bündnisse wie Rot-Rot-Grün oder eine Ampel lägen unter 50 Prozent."
Die Altparteien reagieren:  "Der Thüringer CDU-Politiker Mohring hatte sich gegenüber dem Portal „The Pioneer“ offen gezeigt für Gespräche seiner Partei mit den Linken nach der Landtagswahl im kommenden Jahr. In der Partei von Ministerpräsident Bodo Ramelow arbeiteten Leute, die „ihre Sache mit Sinn und Verstand machen“, sagte Mohring. Nach der Wahl müsse die Union daher im Zweifel auch mit der Linkspartei sprechen. Mohring ergänzte: „Die alten Bonner Koalitionsmodelle sind perdu.“" Quelle
 

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