Agrarpolitik zurück in die nationalen Parlamente – fordert Hansjörg Schrade

Die AfD braucht eine Agrarpolitik, die nicht nur Symptome kritisiert und beklagt, „was bisher geschah“. Sie muß eigene Ziele setzen und sich mit der Agraropposition verbünden: Denn diese Opposition benennt die Ursachen des Bauernsterbens und die Mechanismen:

Da sind zum einen fehl­ge­lei­te­te Agrar­sub­ven­tio­nen, die die gro­ßen Betrie­be noch rei­cher und kon­kur­renz­stär­ker machen und für die klei­nen Betrie­be nur Bro­sa­men übrig­las­sen. Ver­hee­rend wirkt sich außer­dem der Frei­han­del bei offe­nen Gren­zen ohne Zöl­le mit Sozi­al- und Umwelt­dum­ping aus. Denn die Bau­ern in der EU haben bei Lohn- und Ener­gie­kos­ten, Land­prei­sen, Umwelt- und Tier­schutz­stan­dards kei­ne Chan­ce gegen Impor­te aus Län­dern mit viel nied­ri­ge­ren Kos­ten und weni­ger Auf­la­gen in allen Bereichen.

Ob ein Trak­tor in Bra­si­li­en, Indo­ne­si­en oder Süd­afri­ka  jemals zum TÜV oder mit der moderns­ten Die­sel-Tech­nik wie PKW und LKW (Adblue) aus­ge­stat­tet sein muß? Ob eines von meh­re­ren tau­send Rin­dern in einem Feed­lot in Argen­ti­ni­en oder Bra­si­li­en genau­so scharf vom Amts­tier­arzt beob­ach­tet wird wie bei einer Stall-Kon­trol­le in Deutschland?

  • Meh­re­re Berei­che drän­gen sich auf, in denen die Agrar­po­li­tik der AfD sich aus bis­he­ri­gen Glau­bens­sät­zen und Leit­plan­ken der agrar­po­li­ti­schen Dis­kus­si­on befrei­en und ech­te Alter­na­ti­ven anbie­ten sollte:
  • Frei­han­del und offe­ne Gren­zen für Agrar­pro­duk­te scha­den Bau­ern, Umwelt, Ver­brau­chern und Gesell­schaft. Gren­zen (müs­sen!) schüt­zen – gera­de die ein­hei­mi­sche Land­wirt­schaft, die unse­re Ernäh­rung sichert;
  • Bau­ern brau­chen kei­ne Kli­ma-Ideo­lo­gie, Bau­ern sind schon immer Mit­ge­stal­ter des natür­li­chen CO2-Kreis­laufs;
  • die EU-Agrar­sub­ven­tio­nen als „Brand­be­schleu­ni­ger des Struk­tur­wan­dels“ (so Hans-Georg von der Mar­witz 2013 beim Bau­ern­tag) müs­sen refor­miert, viel stär­ker degres­siv gestal­tet, gede­ckelt oder ganz abge­schafft wer­den, weil es nicht sein kann, daß ein Pro­zent der größ­ten Betrie­be 22 Pro­zent der Sub­ven­tio­nen aus der soge­nann­ten ers­ten Säu­le abgreift und für die unte­re Hälf­te der klei­ne­ren Betrie­be nur 7 Pro­zent des Gel­des übrigbleibt;
  • zusätz­li­che Wert­schöp­fung auf den Betrie­ben darf nicht durch über­trie­be­ne (EU-) Stan­dards ver­hin­dert wer­den. Auch hand­werk­li­che und mit­tel­stän­di­sche Lebens­mit­tel­ver­ar­bei­ter kön­nen die­se immer höhe­ren tech­ni­schen, öko­no­mi­schen und büro­kra­ti­schen Hür­den nicht mehr über­win­den und kämp­fen ums Über­le­ben. Hof­na­he Schlach­tung, Bäcke­rei, Käse­rei, sons­ti­ge Wei­ter­ver­ar­bei­tung von Lebens­mit­teln auf den Höfen muß Wert­schöp­fung und Arbeits­plät­ze auf den Höfen hal­ten. Statt der „Wach­sen oder Weichen“-Ideologie müs­sen wir eine sta­bi­le, regio­na­le Land­wirt­schaft zur Siche­rung der Nah­rungs­ver­sor­gung mit regio­na­ler Pro­dukt­viel­falt erhal­ten oder wie­der ent­ste­hen lassen;
  • der Krieg gegen die Tier­hal­tung mit immer mehr Vor­schrif­ten, will­kür­li­chen, selek­ti­ven Kon­trol­len gera­de bei Klein­be­trie­ben (und geziel­tem Weg­schau­en bei man­chen Groß­be­trie­ben), Mei­nungs­ma­che von NGOs und Pres­se muß auf­hö­ren durch Erleich­te­run­gen aller Art für Klein- und Mit­tel­be­trie­be mit einer flä­chen­ge­bun­de­nen Tierhaltung;
  • die gesam­te Agrar­po­li­tik muß von der EU zurück in die natio­na­len Par­la­men­te oder noch bes­ser in die Land­ta­ge und Par­la­men­te der Regio­nen zurück­ge­holt wer­den: gera­de über unse­re Nah­rung, unse­re Lebens­mit­tel müs­sen wir selbst bestim­men können!

Fol­gen­de kon­kre­te poli­ti­sche For­de­run­gen erge­ben sich daraus:

1. Grenz­schutz für die ein­hei­mi­sche Land­wirt­schaft statt Frei­han­del für die Konzerne

Der schwei­ze­ri­sche Volks­wirt­schafts­pro­fes­sor Mathi­as Bins­wan­ger zeigt in sei­nem Buch Mehr Wohl­stand durch weni­ger Agrar­frei­han­del, wie fal­sche, ein­sei­ti­ge Annah­men des Ricardo’schen Tuch­mo­dells schon vor 200 Jah­ren zur Zer­stö­rung der pro­duk­ti­ven por­tu­gie­si­schen Tuch­in­dus­trie geführt haben, ohne dem por­tu­gie­si­schen Wein­an­bau genützt zu haben – weil Eng­land zwar viel mehr Tuch nach Por­tu­gal expor­tie­ren konn­te, aber nicht in glei­chem Maß mehr por­tu­gie­si­schen Wein importierte.

Für vie­le Ent­wick­lungs­län­der ist nach­ge­wie­sen, wie die erzwun­ge­ne Öff­nung der Gren­zen für Agrar­pro­duk­te zu Land­flucht und sin­ken­dem Wohl­stand für die gesam­te Gesell­schaft geführt haben, weil die loka­len Bau­ern mit den her­un­ter­sub­ven­tio­nier­ten Prei­sen der Impor­te aus USA, Latein­ame­ri­ka und EU nicht kon­kur­rie­ren konnten.

Schon Bis­marck führ­te Schutz­zöl­le ein, die USA ahm­ten das Anfang der 1930er Jah­re nach. „Und es hat funk­tio­niert: Die Stahl­in­dus­trie hat sich moder­ni­siert, die Land­wirt­schaft konn­te sich sta­bi­li­sie­ren“, sagt der Wirt­schafts­his­to­ri­ker Pro­fes­sor Abels­hau­ser im Deutsch­land­funk. Schon ein gerin­ger, jedoch lang­sam anstei­gen­der Zoll auf Agrar­pro­duk­te (Fut­ter­ge­trei­de, Mais, Soja, Zucker) wür­de Inves­ti­tio­nen umlen­ken, neue Mas­sen­tier­hal­tun­gen unren­ta­bel machen, Prei­se für ein­hei­mi­sche Agrar­roh­stof­fe (nicht unbe­dingt die End­pro­duk­te!) anstei­gen las­sen und somit die flä­chen­ge­bun­de­ne Tier­hal­tung auch in Mit­tel­ge­bir­gen oder der süd­li­chen Hälf­te von Deutsch­land wie­der stärken.

2. Bau­ern müs­sen zu Gewin­nern der Kli­ma-Ideo­lo­gie gemacht werden.

Die Kuh ist kein Kli­ma­kil­ler ist der Titel eines Buchs von Prof. Ani­ta Idel über die Geschich­te und posi­ti­ven öko­lo­gi­schen Wir­kun­gen der Tier­hal­tung. Auch wenn wir die gesam­te Kli­ma­hys­te­rie und Kli­ma­wen­de-Poli­tik als Wohl­stands­ver­nich­tung, Ent­eig­nung, Frei­heits­raub, Unter­drü­ckungs­in­stru­ment und unwis­sen­schaft­lich kri­ti­sie­ren: sie ist der­zeit poli­ti­sche Realität.

Es ist ver­lo­gen, wenn in der gan­zen Dis­kus­si­on (EU, „Farm-to-Fork“, „Green Deal“) Bau­ern nur als Pro­blem und Ver­ur­sa­cher von CO2-Emis­sio­nen genannt wer­den. Dabei ist die orga­ni­sche CO2-Bin­dung in Humus in Acker- und v.a. Grün­land-Böden neben Wald, Moo­ren und Mee­ren die wich­tigs­te Kohlenstoff-“Senke“, also Depot für CO2.

Eine gute Bewirt­schaf­tung mit Grün­land, Fut­ter­bau, Vieh­wirt­schaft, Bewei­dung, wei­ten Frucht­fol­gen im Acker­bau statt Mais-Wüs­ten durch Bio­gas-Mono­kul­tu­ren führt zu Humus-Auf­bau und damit CO2-Bin­dung. Wenn die Agrar­po­li­tik hier posi­tiv Ein­fluss neh­men möch­te, dann darf sie Bau­ern nicht mit impor­tier­ten Dum­ping-Prei­sen oder Bio­gas-Sub­ven­tio­nen zu ein­sei­ti­ger Wirt­schafts­wei­se zwingen.

Die Wie­der­käu­er Kuh, Zie­ge und Schaf sind unver­zicht­ba­re Mit­ar­bei­ter bei der ord­nungs­ge­mä­ßen, ener­gie­ef­fi­zi­en­ten, umwelt­ver­träg­li­chen und insek­ten­för­der­li­chen Bewirt­schaf­tung von Grün­land­bö­den, einem der mäch­tigs­ten CO2-Depots weltweit!

3. Eine neue Agrar­po­li­tik für die Bau­ern, für die Regio­nen, für den Natur­schutz, für die Ver­brau­cher ist mit die­ser EU nicht machbar.

Der DEXIT muß in der Agrar­po­li­tik begin­nen, wenn wir unse­re Bau­ern, unse­re Hei­mat, unse­re Nah­rungs­grund­la­ge ret­ten wol­len! Die Agrar­po­li­tik ist ein beson­ders gutes Bei­spiel, wie in dem Ber­mu­da-Drei­eck von EU, Bun­des­po­li­tik und Lan­des­po­li­tik die Demo­kra­tie untergeht.

Wer auf Lan­des­ebe­ne etwas ver­än­dern möch­te, bekommt zu hören: Bun­des­ge­setz, da hat der Land­tag nichts zu sagen. Im Bun­des­tag hört sich das meist ähn­lich an: kei­ne Chan­ce, EU-Vor­ga­be. Und auf EU-Ebe­ne hat das Par­la­ment kei­ne Gesetz­ge­bungs­kom­pe­tenz, kann also selbst kei­ne Geset­ze auf den Weg brin­gen, son­dern nur über von der Kom­mis­si­on vor­ge­leg­te Ent­wür­fe entscheiden.

Der ehe­ma­li­ge Bun­des­ver­fas­sungs­rich­ter Prof. Fer­di­nand Kirch­hof hat das 2017 in einem FAZ-Arti­kel „Demo-cra­zy“ genannt (FAZ vom 21. Dezem­ber 2017, S. 7). Wenn pro Monat 1.785 EU-Doku­men­te vom Bun­des­tag in natio­na­les Recht über­führt wer­den müs­sen (!), dann wird der Bun­des­tag „von die­ser Doku­men­ten­flut gera­de­zu „zuge­müllt““, schreibt er. Dann ist es vor­bei mit der Herr­schaft des Vol­kes durch Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te oder gar mit dem Selbst­be­stim­mungs­recht der Völker.

Nur der DEXIT kann die Land­wirt­schaft aus der Kli­ma-Plan­wirt­schaft der EU befreien.

Die EU macht die Land­wirt­schaft pau­schal und ohne Bewei­se zu Haupt­ver­ur­sa­chern von Kli­ma­wan­del und Umwelt­zer­stö­rung. Die­ser Angriff auf unse­re Nah­rungs­grund­la­ge und unse­re Land­be­völ­ke­rung lie­fert den Vor­wand für Maß­nah­men, die auf eine Ent­eig­nung der Bau­ern, Zer­stö­rung von ‑zig­tau­sen­den bäu­er­li­cher Exis­ten­zen und Ver­wil­de­rung unse­rer Kul­tur­land­schaft hinauslaufen.

4. Sub­si­dia­ri­tät: Ent­schei­dun­gen für das Land müs­sen auf dem Land von der Land­be­völ­ke­rung getrof­fen werden!

Bei einer Volks­ab­stim­mung über die Locke­rung des Wolfs­schut­zes in der Schweiz im Herbst 2020 stimm­ten in den haupt­säch­lich betrof­fe­nen Kan­to­nen Grau­bün­den, Uri und Wal­lis  über zwei Drit­tel der Wäh­ler mit Ja. Auch in vie­len ande­ren länd­li­chen Kan­to­nen erreich­te die Vor­la­ge eine deut­li­che Mehrheit.

Ent­schie­den wur­de die bun­des­wei­te Volks­ab­stim­mung jedoch in den bevöl­ke­rungs­rei­chen städ­tisch gepräg­ten Kan­to­nen wie Zürich, Genf, Basel, auch im gemisch­ten Kan­ton Bern gaben die Städ­ter den Aus­schlag. In der Stadt lässt es sich gut vom Wolfs­schutz reden – kein Züri­cher Ban­ker oder Anwalt lebt von Wei­de­tie­ren und er geht im Som­mer nicht auf die Alp. Auch die Sozi­al­ar­bei­te­rin­nen in der Dro­gen- oder Migran­ten­hil­fe in Zürich und die hoch­be­zahl­ten Mit­ar­bei­ter der inter­na­tio­na­len Orga­ni­sa­tio­nen in Genf oder die Wis­sen­schaft­ler in der Bas­ler Che­mie­in­dus­trie wer­den vom Wolf nicht bedroht.

Vie­le Alpen muß­ten in den Som­mern 2021 und 2022 vor­zei­tig abge­trie­ben wer­den, weil die Tier­ver­lus­te durch Wöl­fe zu hoch waren. Die Fol­gen für den Land­schafts­schutz, Lawi­nen­schutz, Tou­ris­mus und schließ­lich für die Land­wirt­schaft selbst sind dra­ma­tisch und es trifft die Spar­sams­ten und Fleißigsten.

Es kann nicht sein und wider­spricht demo­kra­ti­schen Prin­zi­pi­en, wenn im Tübin­ger Rat­haus und in den Stu­den­ten-WGs die Wind­kraft hoch­ge­lobt wird, die Wind­rä­der dann aber die Schwä­bi­sche Alb ver­schan­deln und die Bewoh­ner der Alb­dör­fer vom Infra­schall krank wer­den. Oder wenn in Ber­lin hohe Bio­gas-Sub­ven­tio­nen beschlos­sen wer­den, aber auf dem Land dann selbst Bio-Bau­ern bei den Pacht­prei­sen nicht mehr mit­hal­ten kön­nen und Land ver­lie­ren, auf dem dann Mais-Wüs­ten für weit ent­fern­te Bio­gas-Anla­gen Land­schafts­bild und Flo­ra und Fau­na zerstören.

Die Land­be­völ­ke­rung muß selbst ent­schei­den kön­nen, was auf dem Land pas­siert oder auch nicht. Das fla­che Land darf nicht zur ent­völ­ker­ten Ener­gie- und Roh­stoff­wüs­te für die Städ­te degra­diert werden.

5. Die AfD muß sich mit dem Vor­feld ver­bin­den und verbünden!

Der Ungeist der Unver­ein­bar­keits­lis­te hat die AfD bis­her iso­liert und den Effekt der Dif­fa­mie­rung durch Alt­par­tei­en und Medi­en ver­stärkt, weil die­ser Ungeist jede Unter­stüt­zung durch ein gesell­schaft­li­ches Vor­feld ver­hin­dert hat. Daß es auch anders geht, zeigt der Erd­rutsch-Sieg der Boer­Bur­ger­Be­weging bei den Pro­vinz­wah­len am 15. März die­ses Jah­res in den Nie­der­lan­den, der die (Pseu­do-) Mit­te-Rechts-Regie­rung von Rut­te ins Wan­ken bringt.

Die­se Pro­test­par­tei Bau­ern-Bür­ger-Bewe­gung wur­de in allen Pro­vin­zen stärks­te Par­tei und könn­te so über­all in den Pro­vinz­re­gie­run­gen ver­tre­ten sein. Vor allem die CDU-Schwes­ter­par­tei CDA wur­de fast hal­biert. Die dra­ma­ti­schen Geset­zes­vor­ha­ben gegen die Bau­ern mit Zwangs­ent­eig­nun­gen, dras­ti­schen Bewirt­schaf­tungs­ein­schrän­kun­gen und Tier­hal­tungs­ver­bo­ten haben damit die ver­dien­te demo­kra­ti­sche Ant­wort bekommen.

Die AfD ist bun­des­weit der letz­te ver­blie­be­ne mög­li­che par­la­men­ta­ri­sche Part­ner der Agrar­op­po­si­ti­on. Von der CDU/CSU wur­den die Bau­ern ver­ra­ten, die SPD hat sich für die Bau­ern nie son­der­lich inter­es­siert (wenn dann mit Ver­bo­ten und mehr Kon­trol­len). Die FDP hat zwar eini­ge anstän­di­ge und kom­pe­ten­te Abge­ord­ne­te in Sachen Land­wirt­schaft, die jedoch gegen den Zahnarzt‑, Mak­ler- und Wirt­schafts­flü­gel der FDP kei­ne Chan­ce für eine wirk­lich bäu­er­li­che Poli­tik haben.

Über die Grü­nen erüb­rigt sich mitt­ler­wei­le jedes Wort, der aktu­el­le Bun­des­land­wirt­schafts­mi­nis­ter Cem Ö. ist gelern­ter Sozi­al­ar­bei­ter und wil­li­ger Voll­stre­cker der Klima‑, Tier­schutz- und Natur­schutz-NGOs gegen die Bau­ern. Erzwun­ge­ne Flä­chen­stil­le­gun­gen in der EU füh­ren im End­ef­fekt zu noch mehr Urwald-Rodun­gen in Latein­ame­ri­ka und ande­ren Export­län­dern, weil der feh­len­de Anbau in der EU durch noch mehr Impor­te ersetzt wer­den muß.

„Ist der Bau­er rui­niert, wird das Essen impor­tiert“ – das soll­ten selbst grü­ne Funk­tio­nä­re und Wäh­ler ver­ste­hen können.

Die AfD hat hier eine gro­ße Ver­ant­wor­tung, ein Allein­stel­lungs­merk­mal und eine gro­ße Chan­ce: Wie die Bau­ern-Bür­ger-Bewe­gung kön­nen wir den Wider­stand der Bau­ern in die Städ­te und Gre­mi­en tra­gen und uns damit an die Spit­ze des Wider­stands gegen die­se mora­li­sie­ren­de Kli­ma-Ent­eig­nungs­po­li­tik set­zen, die nach den Bau­ern den gan­zen Mit­tel­stand und das Bür­ger­tum tref­fen wird.

6. Der Wider­stand der AfD in den Par­la­men­ten gegen den Wahn­sinn der aktu­el­len Agrar­po­li­tik muß inten­si­viert werden.

Dün­ge­ver­ord­nun­gen, Pflan­zen­schutz­ein­schrän­kun­gen bis hin zu Bewirt­schaf­tungs­ver­bo­ten in immer mehr Schutz­ge­bie­ten, büro­kra­ti­sche Hin­der­nis­se für die Ab-Hof-Ver­mark­tung, Ver­nich­tung von regio­na­len Ver­mark­tungs­struk­tu­ren wie Schlacht­hö­fen, feh­len­de Inves­ti­ti­ons­si­cher­heit durch immer neue Tier­schutz­auf­la­gen, büro­kra­ti­sche Doku­men­ta­ti­ons­pflich­ten: nur wenn die AfD-Abge­ord­ne­ten in Bund und Län­dern mit dem bäu­er­li­chen Vor­feld ver­netzt sind, bekom­men sie die not­wen­di­gen Detail­in­for­ma­tio­nen, um effek­ti­ve Oppo­si­ti­ons­ar­beit machen zu können.

Nur ganz weni­ge Abge­ord­ne­te haben eine land­wirt­schaft­li­che Vor­bil­dung, umso drin­gen­der wäre die Ver­bin­dung zur Agraropposition.

7. So lan­ge der DEXIT in der Agrar­po­li­tik nicht voll­zo­gen ist, muß die AfD im EU-Par­la­ment ihre Rol­le als par­la­men­ta­ri­sche Stim­me der Agrar­op­po­si­ti­on annehmen.

Das Enga­ge­ment der AfD im EU-Par­la­ment beschränk­te sich bis­her auf einen Stell­ver­tre­ter-Sitz im Aus­schuss für Land­wirt­schaft und länd­li­che Ent­wick­lung. Auf der Web­sei­te der Abge­ord­ne­ten Syl­via Lim­mer sind kei­ne nen­nens­wer­ten agrar­po­li­ti­schen Initia­ti­ven zu finden.

Das soll kein Vor­wurf sein, ihr Fokus waren ein­fach ande­re The­men wie v.a. die COVID-Imp­fung, wo sie ver­dienst­vol­le Arbeit leis­te­te. Die The­men­set­zung und der agrar­po­li­ti­sche Anspruch müs­sen von der EU-Wahl­ver­samm­lung Ende Juli und Anfang August die­ses Jah­res durch eine ent­spre­chen­de Nomi­nie­rung auf der Lis­te erfol­gen – Agrar­po­li­tik war wohl kein The­ma für die Strip­pen­zie­her und Ver­hand­ler beim Zustan­de­kom­men der letz­ten Lis­te im Herbst 2018 und Früh­jahr 2019 in Mag­de­burg und Riesa.

– – –

Hans­jörg Schr­a­de, Jahr­gang 58, arbei­tet als Refe­rent der AfD für Agrar­po­li­tik im Stutt­gar­ter Land­tag. Er hat in Stutt­gart-Hohen­heim Agrar­wis­sen­schaf­ten stu­diert und führ­te von 1988 bis 2016 ein eige­nes Unter­neh­men mit zuletzt 30 Mit­ar­bei­tern. Schr­a­de ist seit 2022 Mit­glied im Lan­des­vor­stand Baden-Würt­tem­berg und Gemein­de­rat und Kreis­tags­mit­glied in Reut­lin­gen seit 2019.

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Kommentare (35)

Mitleser2

17. Juli 2023 09:22

"Diese Protestpartei Bauern-Bürger-Bewegung wurde in allen Provinzen stärkste Partei und könnte so überall in den Provinzregierungen vertreten sein. Vor allem die CDU-Schwesterpartei CDA wurde fast halbiert."
Dieser Sache müsste doch von der AfD vordringlich nachgegangen werden. Wie war das möglich? War es nur, weil die Maßnahmen so drakonisch waren? Für Deutschland scheint das völlig unvorstellbar. Aber wenn sich so was ermöglichen ließe ...
 

Joachim Datko

17. Juli 2023 10:14

Ich bin von Anfang an AfD-Sympathisant und Wähler. Mich stört an der Landwirtschaftspolitik die massive Subventionierung.

RMH

17. Juli 2023 10:42

Hochkomplexes System, bei dem man, wenn man den "DEXIT" fordert, die Abhängigkeit der Landwirtschaft von den EU-Subventionen und gleichzeitig auch die Bedeutung der EU für die nach wie vor hohen, deutschen landwirtschaftlichen Exporte abwägen darf. Ein soforitiges "Raus", "Grenzen zu" und "Zölle" wird dafür sorgen, dass viele erst einmal ordentlich auf der Nase landen werden. Ob bspw. die Preise beim Getriedeanbau besser werden, wenn es keinen Weltmarkt mehr gibt? Hier kann man nachsehen, wie viel Subventionen der Herr Nachbar Landwirt bekommt:
https://www.agrar-fischerei-zahlungen.de/
Hier zwei Artikel, die Zahlen nennen:
https://www.agrarheute.com/management/betriebsfuehrung/bekommen-bauern-europa-meisten-subventionen-wofuer-582073
https://www.agrarheute.com/politik/waere-keine-lebensmittel-mehr-exportieren-577049
Der Artikel hat seine starken Stellen, wenn er die Überregulierung anklagt. Aber das ist das Wesen jeder Subvention, in allen Wirtschaftsbereichen. Wer zahlt, schafft an und eine Subvention wird heute nirgends mehr ohne "Lenkung" auf deutsch: totale Kontrolle, vergeben. Das alles jetzt mit einem Schlag ändern zu wollen, gleicht einem kalten Entzug eines Junkies mit jahrzehntelanger Abhängigkeitsgeschichte.

Ulrike

17. Juli 2023 13:30

@ RMH „Hier kann man nachsehen, wie viel Subventionen der Herr Nachbar Landwirt bekommt.“ Zur Versachlichung der Größenordnungen der aktuellen Agrarsubventionen kann man sich die verlinkte Broschüre zur diesjährigen Agrarreform ansehen. Wenn der Landwirt z. B. für das Jahr 2023 pro Hektar Acker- oder Grünland ca. 156 Euro an „Einkommensgrundstützung“ von der EU erhält, dann kann er davon z. B. erstmal seine Pachtkosten abziehen, die je nach Region und Bodengüte bis deutlich über 600 Euro pro Hektar liegen können. Plus die Kosten für Grundsteuer, Wasserverband und Berufsgenossenschaft. Den negativen Saldo muß er dann ausgleichen über den Deckungsbeitrag der einzelnen Betriebszweige und ggf. die Teilnahme an weiteren Agrarsubventionsprogrammen wie z. B. Agrarumweltmaßnahmen oder Ökoregeln.

Ulrike

17. Juli 2023 13:32

Bei der Forderung nach einer degressiven Subventionspolitik (Deckelung von Fördermitteln bei einem bestimmten absoluten Euro-Betrag) bitte beachten: Wir haben „hier im Osten“ durchaus mehrere Hundert Hektar große, familiengeführte Betriebe (auch im Ökolandbau) und große LPG-Nachfolgebetriebe mit einer starken regionalen Verwurzelung. Bevor die AfD hier konkrete Programmpunkte festlegt, bitte mit den Beteiligten (vor allem den Landwirten) aller Bundesländer sprechen. Um die Benachteiligung regional verwurzelter Betriebe zu Gunsten verwaltergeführter großer Agrarkonzerne (Stichwort KTG Agrar SE) zu verringern, sollten ggf. andere Wege gefunden werden.
Einen großen Nachteil für kleinere Landwirtschaftsbetriebe sehe ich in Bürokratie und Überwachung. Ein Familienbetrieb mit Tierhaltung berichtete kürzlich von 57 Kontrollen im vergangenen Jahr. Art und Umfang von Kontrolle und Überwachung der Landwirte ist stark abhängig von der Landwirtschaftsverwaltung im jeweiligen Bundesland und damit auch abhängig vom jeweiligen Landrat. Umso wichtiger der jetzige erste Erfolg der AfD in Sonneberg.

Holger

17. Juli 2023 15:53

Ein wichtiger Beitrag zu der – in manchen neu-rechten Kreisen eher verschmähten – Realpolitik und zugleich ein inhaltlich richtiger Vorschlag durch die AfD. Man muss ihm nicht vorbehaltlos folgen, aber er ist ein kompetenter Diskussionsbeitrag zur Agrarpolitik der AfD. 

nom de guerre

17. Juli 2023 18:44

Guter Artikel, danke.

Heinrich Loewe

17. Juli 2023 18:55

Ich bin Bauer auf ca. 60 ha. Vieles richtig gesagt hier. Die AfD sollte sich für den Totalabschuß aller Wölfe einsetzen, damit die Weidehaltung als ökologischste und artgerechteste Weise der Tierhaltung auf zumutbare Art fortgesetzt werden kann. Bei diesem Thema kann man den Grünen auch gut ihre Zielkonflikte vorführen.
Was aufhören muß, ist die Neiddebatte wegen der Argarzahlungen. Die gibt es pro Flächeninheit (Hektar). Kosten sind auch pro Flächeneinheit. Die absoluten Zahlen an „Subventionen“ sagen garnichts aus. Man muß auch mal erklären, daß die historisch entstanden sind aus den GATT-Verhandlungen (weltweite Marktöffnung), wo Deutschland Autos verkaufen wollte überall hin, und dafür die heimische Landwirtschaft dem Weltmarkt zum Fraß vorgeworfen hat. Dafür gab es dann ca. 300 Euro pro Hektar, anfangs nahezu ohne jegliche zusätzliche Bedingung. Was richtig wäre, denn es geht um Außenschutz.
Heute ist jeder einzelne Euro an unzählige zusätzliche Bedingungen geknüpft. Woran man wiederum eine Geschichte des ständigen Rückzugsgefechtes (oder - der Feigheit) bzw. den Einknickens der Konservativen vor den progressiven linksgrünen Ideologen schreiben könnte.

Maiordomus

17. Juli 2023 19:48

@Ulrike. Landwirtschaftspolitik bedarf der Sachkenntnis, hier muss man bei ideologischem Denken auf der Hut sein, Ihr Beitrag wirkt insofern kompetent, klingt anders als viele hier übliche Debatten. Noch interessant: Gorbatschow, den man zwar nur bedingt als Vorbild bezeichnen sollte,  dessen Analyse der Sowjetwirtschaft bei seinem Amtsantritt als politischer Führer der Sowjetunion aber richtig war, begann als Landwirtschaftsexperte! Sicher ist aber, dass die EU nicht die Massstäbe liefern sollte und Ihre Ausführungen über die Kontrollwut bei einem Familienbetrieb usw. niemals  praktiziert werden sollten. 

HansjoergSchrade

17. Juli 2023 19:48

@Ulrike: sehr wichtiger Gedanke betr. der Förderung der flächenstarken Betriebe in Mittel-/Ostdeutschland. Dazu gab es in der vorigen Bundestagsfraktion schon eine interessante Diskussion dazu, wie a) die Fielmann-/ALDI-/Investoren-Betriebe von b) Familienbetrieben, die auf dem Betrieb oder in der Nähe wohnen und ihren eigenen Betrieb selbst bewirtschaften von c) LPG-Nachfolge-GmbHs, die sich ehem. rote Bonzen Anfang der 90er viel zu billig unter den Nagel gerissen haben von d) idealtypischen LPG-Nachfolge-Genossenschaften, in denen die Nachkommen der 1960 zwangskollektivierten Bauern und Bodenbesitzer immer noch mitarbeiten zu unterscheiden.Auf jeden Fall liegt da der Hase im Pfeffer - da, wo wie an wen die 3 Mrd. p.a. (bisher) verteilt werden.

Kurativ

17. Juli 2023 21:52

Was mich besonders stört ist das Vorschreiben der Sorten durch die EU. Früher gab es viel bessere Sorten von Äpfeln zukaufen. Der Boskopf wurde immer größer, aber geschmsckloser. Dieser plastikgrüne Grannx Smith schmeckt nach langer Lagerung in den nächtlichen Kühlräumen fade.

Kurativ

17. Juli 2023 22:01

Wer die Ansiedelung von Wolf und Luchs fördert, sollte sich den Schweinkram anschauen, welcher durch diese irre Idee angerichtet wird.

Laurenz

17. Juli 2023 22:24

Der Artikel beleuchtet ungewollt alle politisch gesellschaftlichen Bereiche der EU-Problematik, inklusive der eminenten Ökonomie. Im Gegensatz zu vielen hier, erachte ich es als legitim, daß Lebensmittel auch importiert werden. Sonst haben wir die pseudo-grüne Feudalherrschaft, mit der aktuell höchsten Quote an Auslandsflügen & deren Importgehabe für Superfood. Rechte dürfen kein Neu-Wandlitz ermöglichen. Falsch im Artikel ist die Einschätzung der Viehwirtschaft. Die europäische Stallwirtschaft ist der freilaufenden Herdenwirtschaft unterlegen, qualitativ, wie vom Veterinär-Aufwand. Auf den natürlichen & künstlichen Pampas Südamerikas leben die freilaufenden Tiere weitestgehend einfach nur von Gras. Hier hat man es versäumt, schon in den 90ern Verbindung nach Osteuropa zu schaffen, wo es riesige Flächen & Wälder gibt. Ich hatte schon vor 20 Jahren einen norddeutschen Bauer kennengelernt, der sich einen 2ten Hof im Baltikum zulegte. Hier hat auch niemand definiert, was Rechte eigentlich wollen. In meiner Kindheit konnte ich für meine Großeltern mit den damals üblichen Milchkannen bei einem kleinen Bauern in Lohr/Sendelbach Milch holen gehen, durfte Kühe & Kälber streicheln & den Katzen beim Spiel zuschauen. Ähnlich, wie bei HB war Kindheit auf dem Land perfekt. Beeren, Pilze, Pfefferrminze & Lindenblüten sammeln.

Laurenz

17. Juli 2023 22:40

(2) Wollen wir kleinere Felder mit mehr Hecken für Singvögel & sonstiges Getier? Solche Wünsche senken die Rendite kolossal ab. Wir, die Bürger, müssen dann den Bauern finanziell helfen, das auszugleichen. Wollen wir, daß Kinder ab 8 bis 12 Jahre, 2 Wochen im Jahr auf Bauernhöfen ohne Mobiltelefon verbringen? Auch eine Woche Wald mit Jägern oder Förstern wäre denkbar. Das wäre ökologische Erziehung & im Vorbild so ganz anders, als sich auf der Straße festzukleben oder, wie der Schwachkopf Anton Hofreiter auf Steuerzahlers Kosten den arktischen Gletschern beim schmelzen zuzuschauen. Bei den 5 nennenswerten mittleren Höfen in der hessischen Heimatgemeinde meiner Mutter betragen die aktuellen EU-Subventionen so zwischen 45k & 75k Euro per annum pro Hof. Das ist natürlich problematisch. Und hier stellt sich wieder die Frage, was bekommt das Deutsche Volk dafür vom Bauern? Und was will es eigentlich bekommen? Das müssen wir definieren. Der Artikel hat im Grunde die Frage, was Rechte in der Agrarpolitik wollen, bereits hinter sich gelassen. Liebe SiN-Teilnehmer definieren Sie das doch erstmal..... 

Kurativ

18. Juli 2023 05:52

Zentrale, übergeordnete Strukturen sind generell nicht gut für die demokratische Freiheit des Einzelnen. Bei Zentralen Strukturen wie EU, NATO, UN, WHO minimiert sich der Aufwand der Beeinflussung durch die herrschenden Imperien (USA/Russland/China). Im Falle der USA kommen noch Banken, NSA und Oligarchen dazu. Die USA haben gerade der Türkei für den Schweden-NATO-Beitritt einen EU-Beitritt geschenkt.

Maiordomus

18. Juli 2023 06:46

@ Laurenz. Die Sache mit der Landwirtschaft und der Ernährung allgemein muss nicht definiert, sondern erkundet werden, so wie Sie es erfreulich dargelegt haben, im Unterschied zu den Klima-Kleber-Analphabeten, die ganz gewiss nicht wie die Alpenbauern in täglicher Befassung mit der Alltags-Meteorologie aufgewachsen sind, was bewirkte, dass die Älpler in der Schweiz mehrheitlich gegen das von den Städten durchgedrückte Klimagesetz stimmten, so wie der Wolf in Basel am beliebtesten ist. Selber habe ich noch erlebt, wie ein Bauernsohn, welcher in einem Abituraufsatz das Klima-Thema anders sah als Hysterikerinnen, dafür mit massiv ungenügender Note bestraft wurde, während schon vor 15 Jahren ein Greta-Bewusstsein als kritisches Bewusstsein eingeschätzt wurde, bei gleichem sprachlichem Niveau zwei ganze Noten besser. Was Sie indes oben geschrieben haben, bis hin zu Bemerkungen über Hecken und den Landdienst der Jugendlichen ist von ganz anderer Authentizität als wenn Sie sich über "Bolschewismus" bei Frühchristen auslassen, wobei immerhin die diesbezüglichen nicht gerade historisch effektiven  Ansätze damals nicht selten Symptome und Schwärmereien einer Oberschicktjugend waren, siehe heute die Politi-Propaganda der Rackette, welche, wie man liest, die realen sozialen Probleme der Gruppe "Wagenknecht" überlassen möchte....

RMH

18. Juli 2023 07:31

Der Artikel erscheint vom populistischen Moment, welches sich in den NL und dortigen Protesten von Landwirten gezeigt hat, getrieben zu sein. Dexit ist dabei die flache Formel. Sind Bauern auch dafür, wenn man ihnen konkret in Zahlen vorrechnet, dass es dann schwerer wird mit Exporten und er die Subventionen dann auch erst einmal streichen darf? Es sei denn, die AfD sagt, hier springt der deutsche Steuerzahler ein, gemäß der kurz greifenden Milchmädchenrechnung, was wir nicht nach Europa zahlen, verteilen wir dann eben hier. Denn zu Subventionen sagt ja leider kaum ein Landwirt nein, regt sich dann aber gerne und ständig darüber auf, dass er sich mit dem Nehmen des Geldes einem Kontrollregimes unterwirft. Warum bspw. aktuell der Dinkelpreis verfällt, während die Produkte aus Dinkel in den Läden nicht billiger werden? Blackbox? @Laurenz ist hier ein Stück weiter, wenn er fragt, was Rechte in der Agrarprolitik wollen. Wenn man auf das populistische Moment schaut, dann sollte man sich folgende Frage stellen: In Deutschland stellen Landwirte und ihre Angestellen nur ca. 2% aller Erwerbstätigen dar, in den NL knapp mehr, ca. 2,3%. Für Wahlen also faktisch unerheblich. Wie schaffte es die "Bauernpartei" in den NL, dann deutlich mehr Wähler anzusprechen? Da sollte man unter populistischen Gesichtspunkten hinsehen.

RMH

18. Juli 2023 08:24

Beim Thema "Wolf" sollte man auch aufpassen, dass man nicht nur für dessen Abschuss ist, weil man meint, damit grünen Mainstream oder Grünen generell zu widersprechen. Dass ist dann keine Lust an Diskussion mehr, sondern nur noch Streitlust. Waldbesitzer könnten im Gegensatz zu Viehhaltern (es gibt genug Landwirte, die keine Tiere mehr über den Eigenversorgunsbedarf hinaus halten) durchaus Interesse an sog. großen Beutgreifern in der Natur haben (wer soll das alles bejagen?). Früher gab es nicht ohne Grund Hirten, Hunde, Ställe und Zäune. Heute sollen 50 und mehr Rinder unbeaufsichtigt auf der Weide, nur großzügig eingezäunt von einem Elektrodraht aber im Grunde unbeaufsichtigt stehen etc.
Da stellen sich schon die berühmten Grundsatzfragen, was will man. Politische Auseinandersetzung um der Feindbekämpfung willen, populistische Wählergewinnung oder am Ende doch Sachorientierung. Und vor allem: Was kommt bei Wähler an? Beim Thema Wolf haben bspw. Söder und Aiwanger das Thema in Bayern schon abgegrast, da gibt es nichts mehr für die AfD zu gewinnen.

Maiordomus

18. Juli 2023 08:26

RMH: Die Bauernpopulation ist auch in der Schweiz massiv geschrumpft, hier werden Subventionen und weitere Direktzahlungen seit dem 2. Weltkrieg als Staatsaufgabe angesehen, mit einer Lobby, die in den Parlamenten einen harten Kern von mindestens einem Drittel der Abgeordneten ausmacht, bei "Bio" macht auch die Linke mit usw. Bauernanliegen sind auch bei Volksabstimmungen noch immer von massivem, aber nunmehr etwas abnehmendem Gewicht. Die von Ihnen geschilderten Dilemmata treffen zu. Nicht zu unterschätzen ist noch die Rolle der Bauern als "Landschaftsgärtner" und Landschaftspfleger, was besonders für die Gebirgsgegenden zutrifft.  

Gustav

18. Juli 2023 08:36

„Ist der Bauer ruiniert, wird das Essen importiert“ – oder auch nicht!
„Wer die Nahrungsmittelversorgung kontrolliert, kontrolliert die Menschen; wer die Energie kontrolliert, kann ganze Kontinente kontrollieren; wer das Geld kontrolliert, kann die Welt kontrollieren.“ Dieses berühmte Zitat von Henry Kissinger wird von Woche zu Woche wahrer. 
Stellen Sie sich einen Tag vor, an dem es keine Bauernmärkte mehr gibt, an dem Sie nicht mehr zu Ihrem örtlichen Bauern fahren können, um Gemüse oder Fleisch zu kaufen, und an dem die einzigen Lebensmittel, die außerhalb der von den Globalisten gesicherten vertikalen Indoor-Farming- und Labor-Fleischanlagen wachsen, auf Ihrer Fensterbank, in Ihrem Garten oder im Gewächshaus wachsen.
Die Lebensmittelindustrie wird bereits von 10 Unternehmen monopolisiert, von denen die meisten „Vanguard“ und „BlackRock“ als Hauptaktionäre haben. Was passiert, wenn sie auch das gesamte Saatgut, Obst und Gemüse und das Fleisch kontrollieren? Was passiert, wenn alle Produkte und das Fleisch in gesicherten Anlagen nach einem Gen-Splicing oder in einer Petrischale gezüchtet werden und das Ackerland aufgrund überzogener Vorschriften, mangelnder Versorgung und fabrizierter Inflation stillgelegt wird?

Gimli

18. Juli 2023 09:33

Der Beitrag gibt sich sachlich, ist doch aber auch an vielen Stellen unsachlich und appellativ. Mein Ideal ist kein romantisiertes Bauerntum, schon gar nicht der Bauer als Umweltschützer. War er nie. Der heutige Landwirt ist Unternehmer, ist Kaufmann, ist Techniker, arbeitet mit Hightechgerät. Tierzucht und SChlachtgroßbetriebe oder gar die gigantischen Weizenfarmen in den USA sind nur eine graduelle, kapitalistische Weiterentwicklung. Nicht gut ... Tierwohl, Monokulturen ... Es hilft halt alles nichts, wir sind zu viele Menschen auf dem Planeten. Es wird nie mehr ein zurück in einen Garten Eden geben und auch keinen konservativen Stillstand der Menschheitsentwicklung. Die Diskussion über das Zielbild, wie der Homo sapiens auf diesem und mit diesem Planeten leben möchte, wird auf vielen Ebenen diskutiert und wird es noch lange werden. Landwirtschaft ist eine davon. Die große Linie ist der Transhumanismus und eine Aufspaltung in Superprogressive und jeder Art Konservative und alles dazwischen, die dann so leben können, wie sie wollen. Kleine Selbstversorgergemeinschaten auf BAsis eine selbst definierten "Ideals" und andere, die ein HighTech Siedlungen leben - aber selbst Leben erfährt hier eine neue Definition. Der Beitrag hier sammelt nur Argumente aus dem Themenfeld Landwirtschaft, um übliche Positionen zu begründen. Eher ein Zurück in eine Zeit, deren Zielbbild mir echt nicht klar ist, von dem ich aber nichts Gutes erwarte.

Ulrike

18. Juli 2023 09:56

@Laurenz: „…definieren, was Rechte in der Agrarpolitik wollen“ und „…was bekommt das Deutsche Volk dafür vom Bauern?
Zur ersten Frage: Thore Stein, Agrarwissenschaftler und AfD-MdL, schrieb dazu: „Und so muss es das primäre Ziel einer autarken, nationalen Agrarkonzeption sein, einen möglichst hohen Grad an Eigenversorgung durch die im eigenen Land stattfindende Produktion zu gewährleisten.
Zur zweiten Frage: Momentan bekommt das deutsche Volk von seinen Landwirten ausreichend und nach hohen Umweltstandards (siehe Broschüre zur Konditionalität) erzeugte landwirtschaftliche Erzeugnisse.

Ulrike

18. Juli 2023 10:01

Vielleicht ist manchen nicht klar, daß bestimmte Details in den prinzipiell notwendigen Fachgesetzen wie der Düngeverordnung dazu führen, daß die Erträge mittelfristig sinken könnten. Wenn in kürzesten Zeiträumen immer wieder die vorgeschriebenen Berechnungs-Richtwerte für den Düngebedarf oder die Lage und Größe von Düngeeinschränkungsgebieten („Nitratkulissen“) verändert werden, dann hat das nichts mit echtem Grundwasserschutz zu tun. Hier werden Fachgesetze aus politischen Gründen immer wieder nachgeschärft, bis die EU „zufrieden“ ist mit dem Schaden, den sich Deutschland damit zufügt.
 
Wenn es eine politische Kraft in Deutschland schafft, diese Fachgesetze wieder zu bereinigen und die nationale Fachgesetzgebung unabhängig von der EU zu machen, dann wäre das aus meiner Sicht schon ein großer Schritt.

Laurenz

18. Juli 2023 10:18

@RMH  .... Wolf & Bär .... im wunderbaren Schloß Mespelbrunn https://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Mespelbrunn liegt das Fell des angeblich letzten Bären im Spessart, irgendwann im 18. Jahrhundert geschossen worden. Man kann die Zeit deswegen nicht vergleichen, weil, bis auf die Benelux-Staaten, Deutschland heute doppelt so dicht, wie seine Nachbarn besiedelt ist. Am dünnsten besiedelt ist Mecklenburg-Vorpommern, welches aber bis auf Kalifornien & Florida, dichter besiedelt ist, als jeder US-Flächenstaat. Man kann in Europa Wolf & Bär dort hausen lassen, wo Regionen dünn besiedelt sind, in Kauf nehmend, daß ab & an ein Wanderer oder Vieh dabei drauf geht. Um hier konkludent nochmal auf die Ziele rechter Ökologie zurückzukommen... Schweine gedeihen am besten, wenn man sie durch den Wald treibt, damit sie zB Eicheln fressen können. Aber wo sollen wir die Eichen- & Kastanien-Wälder für über 20 Mio. Schweine hernehmen?

Laurenz

18. Juli 2023 13:20

@Ulrike @L. ... Ohne irgendeinen Anspruch zu erheben, es am besten zu wissen, glaube ich, daß einige Rechte andere Antworten wünschen, als Sie sie geben. Aber zumindest haben Sie einen Ansatz gepostet. Die Debatte wird allerdings noch hitziger werden, wenn man die Aussagen Thore Steins auf den Energiesektor überträgt. Da fliegen hier dann die Fetzen......

RMH

18. Juli 2023 13:58

Ich dachte, ich bringe jetzt einmal so einen schönen Äpfel mit Birnen Vergleich und stelle den Viehdiebstahl, der dank offener Grenzen ja wieder ein Thema wurde, mit der Zahl der von Wölfen gerissenen Tiere gegenüber und siehe da, Viehdiebstahl wird gar nicht statistisch vom Bund erfasst und das soll wohl auch so bleiben ...
https://www.agrarheute.com/management/recht/bundesregierung-tappt-tierdiebstaehlen-dunkeln-558449
Es gab dazu aber auch schon in den Landtagen einzelner Bundesländer Anfragen (bspw. von der AfD). Diese Zahlen müsste man wohl erst einmal bundesweit zusammentragen, um eine gesamtdeutsche Aussage treffen zu können.

Artabanus

18. Juli 2023 16:16

"Bauern müssen zu Gewinnern der Klima-Ideologie gemacht werden"
Das ist völlig inakzeptabel. Die Klima-Ideologie muss schärfstens bekämpft werden und das an allen Fronten.

tearjerker

18. Juli 2023 17:48

Wenn die Alternative glaubt, sie könne Mehrheiten mobilisieren, indem sie einen insgesamt unbedeutenden Wirtschaftszweig ins Zentrum ihrer Werbung rückt, ist sie auf dem Holzweg. Wenn die Alternative glaubt zu siegen, indem sie weiter im Regierungssprech wie "Bauern leisten Beitrag für CO2-Kreislauf" für Ihre Positionen zu werben, wird sie nicht weiter kommen. Wenn die Alternative so tun will, als würde der komplexe unternehmerische Beruf des Landwirts überwiegend von armen geknechteten Schluckern ausgeübt, dann wird der politische Gegner der Öffentlichkeit gern das Gegenteil am lebenden Beispiel unter die Nase reiben. Hier auf der Ecke verdienen sich Landwirte ein erhebliches Einkommen durch die Verpachtung der Flächen an die Windradmafia. Viele gehören bereits zu den Gewinnern der Klimaideologie und müssen nicht erst dazu gemacht werden. Ich freue mich aber darauf, wenn der Autor auf den Marktplätzen der Republik das Publikum mit frischen Kampfbegriffen wie Subsidiarität und Strukturwandel wahlweise zu Tode langweilt (aufhetzen ist natürlich passender) um dann gemeinsam die Ricardo'sche Mumie ans Licht zu zerren um sie den reinigenden Flammen zu übergeben. Danach tritt dann H. Löwe auf, um mit seiner Forderung auf Tötung der linken Kuscheltiere die Menge nochmal richtig aufzubringen. Stabiler Vorschlag. Clever eher nicht.

Kurativ

18. Juli 2023 17:49

Die Sache mit den Wölfen würde sich bei einer Lokalisierung der Entscheidungsstrukturen schnell klären. Überschneiden sich die Reviere der Wölfe und der Wolfsgegner, wären die Wölfe weg. Für alle. Lokale Entscheidungsstrukturen mit Bürgerbeteiligung und Abstimmungen unterliegen zwar der populistischen Manipulation durch die fremdgesteuerten Medien, der Gesamtgewinn fällt aus meiner Sicht aber positiv aus. Wenn die AfD sich verweigern sollen, dann kommt eben Die Basis oder eine nächste Partei.

herbstlicht

18. Juli 2023 20:33

Wolf&Bär
Bitte, nur zur Erweiterung des Blickfeldes: in Schweden gibt es etwa 350--400 Wölfe; diese Zahl wird vom Naturvårdsverket, welches sowohl Jagd- als auch Naturschutzbehörde ist, angegeben.  Etwa die gleiche Zahl, rund 400,  gibt auch der NABU für Deutschland an. Allerdings:
Flächen:  S 447t Quadratkilometer, D 358t QuadratkilometerEinwohnerzahlen pro Quadratkilometer: S 23, D 236
Wenn der Wolfsbestand in S gegen 400 geht, wird es auf dem Land "unruhig".  Im nächsten Winter werden dann entsprechende Anzahlen von Wölfen zum Abschuß freigegeben und, in den meisten Revieren binnen weniger Tage, erlegt.  So z.B. vor 1 Jahr in den Wäldern N des Mälaren (Einwohnerzahl dort etwa 5/km^2); sonst wird der Druck auf die Haustiere im angrenzenden fruchtbaren Land am Mälaren zu groß.
Eine Begegnung eines Jagdhundes mit Wölfen kann man sich hier  anschauen; in der Unterschrift wird gewarnt vor schlimmen Bildern.  Die Jämthündin --- werden viel verwendet zur Elchjagd --- trug Kamera, Peilsender und Schutzkleidung.  Der Jäger fand sie schwer verletzt, brachte sie 100km in die Tierklinik und dort wurde sie kunstvoll zusammengeflickt.  Noch im nächsten Sommer brachen Wunden wieder auf, aber der Hund erholte sich.  Auch in Stockholm kam schon so mancher Spaziergänger ohne sein Hundchen vom Waldspaziergang zurück: da sprang plötzlich ein Wolf aus dem Gebüsch ...
f

herbstlicht

18. Juli 2023 20:41

Auf YT git es unter dem Titel "Vargkriget" (Der Wolfskrieg) einen Film des schwedischen Fernsehens, wie sich die Jägerei oft des Themas "Wolf" annimmt: Gift, Falle, Kugel.  Da kriminalistisch nachgeforscht wird, kann nur mit nicht registrierten Waffen geschossen werden: meist 98k, welche 1945 von der norwegischen Widerstandsbewegung "eingesammelt" worden waren und oft schon damals in deren Depots in S gelangten.  Die Polizei prallt an einer "Mauer des Schweigens" ab.
Beim Heraussuchen der deutschen Bestandszahl beim NABU las ich etwas der Art, daß Wolfschutz Naturschutz sei.  Obwohl naturschützerisch engagiert solange ich denken kann, fällt mir da lediglich der erhöhte Selektionsdruck auf's Schalenwild ein.  Da müßte man dann aber doch eher bei der Verwüstung der Volksgesundheit durch die moderne Medizin beginnen.  Regulierung des Schalenwildbestandes --- selbst das Reh war bis zum Reichsjagdgesetz 1934 in NO-Bayern fast ausgerottet; mit Pulver&Blei.
In Schweden gibt es etwa 3000 Bären.  Mit denen gibt es nur selten Zusammenstöße.  Wenn sich wirklich einmal einer auf Renkälber spezialisiert oder in die Ortschaft kommt und Mülltonnen ausleert, dann schickt die Behörde den Berufsjäger.  Hier  sieht man, wie ein Waldler einen überraschten Bären beruhigt.

herbstlicht

18. Juli 2023 21:37

Berichtigung zu meinem Beitrag 20:33:
Wölfe gegen Jämthündin hier .

Umlautkombinat

18. Juli 2023 21:38

@Herbstlicht
 
Ich darf ausnahmsweise einmal drastisch: Jemand mit derart dicken Eiern wie diesen Schweden aus Ihrem Link habe ich schon eine Weile nicht mehr gesehen.

Gnaeus

18. Juli 2023 21:47

Kann mir einer erklären, wie sich diese Aussage: "Für viele Entwicklungsländer ist nachgewiesen, wie die erzwungene Öffnung der Grenzen für Agrarprodukte zu Landflucht und sinkendem Wohlstand [...] geführt haben, weil die lokalen Bauern mit den heruntersubventionierten Preisen der Importe aus USA, Lateinamerika und EU nicht konkurrieren konnten."
und diese Aussage: "Denn die Bauern in der EU haben bei Lohn- und Energiekosten, Landpreisen, Umwelt- und Tierschutzstandards keine Chance gegen Importe aus Ländern mit viel niedrigeren Kosten und weniger Auflagen in allen Bereichen." in Einklang bringen lassen.
Brasilien: Manch ein deutscher Bauer würde staunen ob der Umweltgesetze in Brasilien und ob brasilianischer Weidehaltung ohne Kraftfutter. Da  darf man berechtigterweise Fragen wer tier- und umweltschonender produziert. Und dass in vielen Regionen die Böden völlig übersättigt sind, lässt sich auch nicht einfach wegleugnen. Der moderne Bauer ist oftmals auch ein Opfer der Agrarchemie. Die letzten Abstimmungen in der Schweiz waren kein Gewinn für die Umwelt. Wenn die Biomasse in den letzten 30 Jahren um 75% zurückging, dann sollten auch bei den Bauern die Alarmglocken läuten. Ein paar Hecken mehr und etwas weniger Giftsoffe vernichten keine Landwirtschaftsbetriebe.

herbstlicht

19. Juli 2023 12:20

@Umlautkombinat
»Jemand mit derart ...«
Sie mißverstehen; war selber in diesen Wäldern (Holzfabriken) unterwegs, oft weglos; zwar keinem Bären begegnet aber immerhin dessen Losung gefunden.  Bei einer Begegnung gibt es 2 Strategien:
1) man verhält sich zwar nicht aggressiv aber doch sehr selbstbewußt.  Idealerweise hätte der alte Herr wohl die Arme hochgerißen --- sich "rießig" gemacht --- und vieleicht sogar gebrüllt, wenn der Bär noch etwas näher gekommen wäre.  Der Bär führte ja nur Scheinangriffe aus --- das ist so typisch --- sehr bedacht darauf, selber nicht verletzt zu werden --- das wäre in freier Wildbahn leicht tödlich.  Kurz: man verhält sich ähnlich wie gegenüber einem großen, aggressiven, fremden Hund.
2) man kringelt sich in "Embryostellung" zusammen, schützt den Kopf etwas mit den Armen und wartet bewegungslos ab.  Dies wird demjenigen empfohlen, welcher nicht die Nerven hat zu dem Bluff-Spielchen mit der anderen Intelligenz nach (1) hat oder, wer bei diesem etwa gestolpert und hingefallen ist.
Bei den 4 Unfällen mit Bären, welche ich in den letzten 10 Jahren aus Schweden mitbekommen habe, blieb's bei Fleschwunden.Die meisten Unfälle aber, auch tödliche, geschehen in diesen Wäldern mit deren König: dem Elch.  Der hat mindestens die Beweglichkeit eines leichten Reitpferdes, ist sehr selbstbewußt  und kann furchtbar schlagen.

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