Jedenfalls im Sinne des mittelhochdeutschen Wortes arebeit, das für Mühe, gar für Plage steht, also für eine Anstrengung jenseits untätigen Wohllebens.
Thomasin von Zerclaere (1186 – 1238) dazu:
Swer wil rîters ambet phlegen,/der muoz mêre arbeit legen/an sîne vuor dan ezzen wol: / (…) /der mac niht rîters ambet phlegen,/der niht enwil wan samfte leben. – Wer das Rittertum annehmen will, der muß mehr Mühe auf sein Benehmen verwenden als auf das Essen. Man kann nicht das Rittertum annehmen, wenn man bequem leben möchte.
Einfacher, aber immer noch romantisch mit Alain Finkielkraut:
Was diese Arbeit so herrlich macht, ist die Mühe, die vereint unternommen wird, damit die Erde nicht länger ein Tal der Tränen ist.
Jahrzehntelang stand ich zwischen Lehrertisch und Tafel vor stündlich wechselndem, schwierig-anspruchsvollem jungen Publikum. Oder zog Sportunterricht in der Turnhalle und auf dem Sportplatz durch.
Viele Jahre lebte ich als Mentor in einem Internat mit 24 Fünft- bis Neuntklässlern unmittelbar zusammen, so ähnlich wie in Kästners „Fliegendem Klassenzimmer“, die Tür der Dienstwohnung zum Flur hin stets offen.
Vor den Klassen kam es beständig darauf an, aufmerksam abzuspüren, ob die Kommunikationssituation einen Prozeß des Entdeckens und Lernens gerade überhaupt ermöglichte. Auf daß es mindestens nicht langweilig wurde.
Geschah das doch, stockte der Prozeß, wurde es öde, mußte sensuelle, künstlerische oder schlicht körperliche Erfrischung her. Zumal die Leidenschaftsamplituden der Jugend mit den Jahren immer flacher wurden, so daß ich grübelte, wie überhaupt noch anzuregen wäre. Also beständig neu anfeuern, notfalls doch rüber in die Turnhalle: dort in Bewegung ein Gedicht lernen oder bei Kraftgymnastik ein philosophisches Problem weiterdenken. Mitunter läuft das in Bewegung besser und freudvoller als im Sitzen.
Jedenfalls galt es, plausibel die Relevanz dessen erlebbar zu machen, was man anbot und was junge Gemüter entzünden könnte. Denn es gibt kaum irgendwo eine so schwierige Ausgangssituation wie im Unterricht, wo Schüler sich kraft Schulgesetz in einem Nötigungszustand befinden, aber dennoch mindestens akzeptabel finden sollen, was ihnen der Stundenplan aufzwingt, während der Lehrer kurzschlüssig meinen darf, seine zweifelhafte Sendung müsse unmittelbar Interesse finden. Von selbst läuft das nicht, man mußte selbst entfacht sein – und dranbleiben.
Also hatte ich zu motivieren, zu entertainen, zu moderieren und nebenher als Luhmannscher Beobachter wie neben mir selbst stehend zu prüfen, ob es wirklich lief und welche Möglichkeiten und Hindernisse es gab. Im nächsten Moment schon konnten Konflikte oder Affekte aufbrechen, auf die augenblicklich zu reagieren war, ja, selbst ein Insekt im Raum reichte aus, einen gerade vielversprechenden Verlauf jäh ins Chaos stürzen. Sechsmal, achtmal am Tag wollte der Anspruch, irgendwie sinnvoll wirken zu können, neu an- und umgesetzt werden.
Unterricht ist eine Angelegenheit zwischen Dutzenden Menschen, die in ihrer Heterogenität quasi zwangsweise in einem Raum versammelt werden, also eine psychologisch recht intime Angelegenheit des Austarierens und ein treffliches Beispiel für die „Unwahrscheinlichkeit funktionierender Kommunikation“.
Zudem konkurrierte ich in den Neunzigern erst mit den Angeboten des Privatfernsehens, dann mit jenen des Netzes und am Ende mit Dutzenden Apps um jene Aufmerksamkeit und eine trotz Reizüberflutung noch verbliebene Ausdauer, die vielleicht Erkenntnisgewinn oder mindestens geistreiche Unterhaltung ermöglichten.
Wenn ich sah, wie Schüler gedankenverloren an ihren Nägeln knabberten und mit dem Geo-Dreieck ihre Radiergummis zersägten oder Abiturientinnen versonnen begannen, ihre Haarspitzen auf Spliß zu untersuchen, wußte ich, daß ich das Interesse irgendwie neu starten mußte.
Dazwischen die Pausen in der immer lauteren Nervosität des Schulhauses, oft genug Aufsichten oder eben das Eintauchen ins Lehrerzimmer, diesen Bunker der Klage, wo verbrauchte Kollegen öligen Maschinenkaffee tranken, der ihrer ohnehin labilen physischen Verfassung den Rest zu geben schien, während sie immerfort von der näherrückenden Verrentung schwärmten, die sie sich wie nie endende Sommerferien nach dem Ende des Berufslebens erträumten.
Der durchschnittliche Krankenstand von Lehrern in Mecklenburg-Vorpommern beträgt derzeit 30 Tage. Durchschnittlich! Also ganze sechs Arbeitswochen, eine Sommerferienlänge. Und der Hintergrund dessen ist meist ein Überlastungssyndrom, einerlei was für ein Diagnoseschlüssel auf dem Krankenschein stehen mag.
Wie eine an allerlei Verschleiß leidende Endfünzigerin nach Jahrzehnten zehrenden Unterrichts den Arbeitstag an einer Regionalschule so zu überstehen vermochte, daß ihre Lebenserwartung dabei nicht spürbar sank, konnte ich mir kaum vorstellen.
Deswegen bleibt ihr nur die Flucht in die Teilzeit, deswegen gibt’s den Lehrermangel, zumal die Jüngeren, anders eingestellt, noch weniger auszuhalten schienen und mit ihrer illusionären Uni-Pädagogik noch geschockter von den Anforderungen der schulpraktischen Front waren. Ganz im Gegensatz zur Wahrnehmung des Bildungsministeriums, das Lehrertätigkeit in Mecklenburg-Vorpommern als geradezu traumhaft geeignet für die angenehmste Life-Work-Balance darstellt, grundiert von kitschromantischen Landschaftsmotiven.
Ich empfand meinen tapferen Kollegen gegenüber, die sich Tag für Tag teils krasser Respektlosigkeit ausgesetzt fanden, soviel Mitleid wie Hochachtung. Durchzustehen war die Sisyphos-Arbeit entweder nur mit periodischen Krankschreibungen (Der Beruf selbst reichte als Diagnose aus.) oder mit einem guten Trainingszustand, der einen darwinistisch stabil plazierte und in der Nahrungskette nicht zu weit vorn schwimmen ließ. Klar gab es Erfolge und Momente tiefer Rührung, aber die wollten errungen sein; sie fielen keinem Lehrer einfach zu.
Während außerschulische Berufsgruppen die langen Lehrerferien für ungebührlichen Luxus halten mögen, weiß ich: Die sind zur Kompensation der spezifischen Extremzustände an den Schulen mindestens nötig, um einfach nur durchzukommen. Und in Mecklenburg-Vorpommern kommen unter einem linksdrehenden Bildungsministerium, das alles verspricht und immer weniger hält, noch die sechs Wochen durchschnittlichen Krankenstandes hinzu.
An der Schule also mußte ich durchziehen, zog mit der Tasche unterm Arm von Raum zu Raum, nahm’s aber sportlich, wurde zwischendrin beständig um irgendwas gebeten, hatte permanent etwas zu entscheiden, von Nichtigkeiten bis Katastrophenvermeidung, mußte dabei den Überblick behalten und gerecht sein, auskunftsfähig und kompetent und überdauerte nachmittags geduldig das leere Gedöns all der Sitzungen und Besprechungen, bis ich endlich nach Hause radelte, durchatmete und mir meist sagte: Geschafft hast du was.
Lief nicht optimal, manches lief gar nicht, aber letztlich war’s doch besser, als wärest du nicht vor Ort gewesen. Und zwar für alle, sogar für dich selbst. Abgehakt, gut gemacht, mindestens wohl Note drei.
Wenn man das jahrzehntelang so praktizierte, praktizieren mußte, damit es lief, dann kann man das Büro eigentlich gar nicht als Arbeitsort identifizieren, selbst wenn da durchaus etwas zu tun ist, selbst wenn es dort gleichfalls mal Streß geben mag. Schulstreß, mitunter heftig kulminierend, ist‘s jedenfalls nicht. Einen streßfreien Schultag gibt es an sich nicht, streßfreie Bürotage viele.
Man hat dort ja mit leidlich kultivierten Erwachsen zu tun, man kann sich jederzeit einen Kaffee holen und mit der Tasse in der Hand im Nachbarbüro einen Schwatz halten; und wenn man ganztags gezwungenermaßen vorm Bildschirm sitzt, darf man wenigstens im Netz sonstwohin ausweichen und kann es als Orientierung verstehen, die gesamte FAZ durchzulesen. Niemand hat etwas dagegen.
Sind einem aber Schulklassen anvertraut und meint man es ernst mit ihnen, sollte man nicht ausweichen, denn der Käpt’n gehört auf die Brücke und kann da nur schlecht vertreten werden. Man kann die Verbindung zu den einem anvertrauten Kindern nicht einfach kappen.
Also kam ich manchmal erst nach dem letzten Klingelzeichen zu ruhigem Atem, ja mitunter dann erst aufs Klo. Das falsche Heilsversprechen Ganztagschule interniert ja nicht nur die Kinder irrerweise bis zum späten Nachmittag, es hält auch Lehrer zu lange fest, so daß ihnen Zeit für Vorbereitung, Korrekturen, Muße und Kompensationen fehlt.
Hatte ich die letzte Stunde Sport, rollte ich mir danach allein die Yoga-Matte in der stillen Turnhalle aus und setzte mich aus meinen Fragmenten wieder zusammen. Pietätvoll kreiste die Putzfrau mit ihrem Saalbesen um mich herum. Schmunzelnd. Sie kannte das Bild schon.
Selbst schuld, wenn ich groggy war, denn ich arbeitete immer lehrerzentriert, ich führte, was heutzutage als unmodern, ja als reaktionär gilt; und deshalb hatte ich im Vorbereitungsraum einen Turm Mineralwasserkästen stehen. Drei, vier Flaschen trank ich während einer Schicht aus. So als absolvierte ich einen Ausdauerlauf. Und genau das war’s, ein kraftvoller Lauf, anders bekam ich‘s nicht hin.
Als Büromensch habe ich hingegen ein schlechtes Gewissen gegenüber jedem, der richtig arbeitet und dessen Klamotten und Werkzeuge nach Arbeit aussehen, nach Aufwand und Kraft, nach Anstrengung eben, nach Geschick und Mühsal, bisweilen gar nach Risiko und Gefahr. Gab’s so ähnlich sogar in der Schule, erlebte ich im Büro allerdings nie.
Gut, Ingenieurtätigkeit, technische Planungen, alles, was das Hirn wie einen Muskel fordert, das kann ich als Arbeit identifizieren, Tätigkeiten, die echtem Hand-Werk verwandt sind, weil etwa das Handwerk dergleichen als Grundlage braucht: Projektierer, Technologen, Bauleiter, also „technische Intelligenz“; da geht es um etwas, und wer sich Fehler erlaubt, gefährdet den Arbeitsverlauf, das Ergebnis und sogar Menschenleben. Desgleichen Mathematiker und Naturwissenschaftler, Mediziner, sogar Advokaten – alles engagierte Arbeiter, Profis, echte Könner.
Nur meinen die Büromenschen aus dem überblähten öffentlichen Dienst unseres sklerotischen Landes, aus Verwaltung und Politik ebenfalls, sie würden unter enormen Lasten arbeiten, richtig was bewegen und wacker durchhalten. Selbst das sogenannte Home-Office, Synonym für laxe Arbeitseinteilung in Jogginghosen und heimischer Hermetik, oft nur Euphemismus fürs Nichtstun oder Hausarbeit, galt ja in der sogenannten Pandemie geradezu als Heldentat, für die es Sonderzuwendungen im Sinne von Entschädigungen gab. Absurd. Verstand ich nie. Ebensowenig verstehe ich, wenn sich die durchgesessene Bürogemeinschaft ab 16.00 Uhr im Gestus der Erschöpfung einen schönen Feierabend wünscht. So als verließe man gerade die Strecke eines Bergwerksstollens.
Feierabend, finde ich, hat einer verdient, wenn er seinen Trennschleifer ausschaltet oder aufhört, Bewehrungsstahl in der Betonschalung zu verspleißen; Feierabendstimmung empfand ich, wenn ich nach acht Stunden Unterricht auf dem Rad saß und spürte, wie mir noch immer die Pumpe ging, so heftig, daß ich aufs kleinste Ritzel schaltete und besser noch mal richtig in die Pedalen stieg, um dem Herz mal Grund zur Höchstfrequenz zu geben und aufgestautes Adrenalin wegzubrennen.
Man höre Politiker, die Prinzen der Büroarbeit: Sitzungen erleben sie als echte Herausforderungen, Nachtsitzungen sind für sie heroische Abenteuer, die es zu bestehen gilt. Sie kommen zwar nicht auf Puls und sind eher vom kleinen Machiavellismus und Thrombosen gefährdet, jedoch absolut der Überzeugung, zugunsten des Bürgers zu schindern wie Brauereipferde. Dabei vermittelt allein schon ihr weißes Hemd die Botschaft:
Seht mal, ich bin einer, der sich nicht schmutzig machen muß und der sich jeden Tag neu so was Reines und Gebügeltes überstreifen kann, weil dafür in meinem Hintergrund irgendein Service wirksam ist, und sei’s die beflissene Ehefrau, die mich wichtigen Entscheidungsträger morgens ausstaffiert wie ein Muttersöhnchen.
Versorgungsluxus ist diesen Selbstdarstellern selbstverständlich, sie halten den für verdient, denn sie haben irgendwann mal Abitur gemacht und dann artig ein Studium durchgehalten, das mit einem Prädikatsexamen endete, was sie berechtigt, täglich weiße Hemden zu tragen und für andere, als deren Vertreter oder Chefs sie sich verstehen, Entscheidungen zu fällen, die diese für sich selbst, meinen sie kurzschlüssig, gar nicht treffen könnten.
Deshalb diese neuen Accessoires des modernen Hofstaates in Firmenwelt oder Demokratie – die albernen spitzen Schuhe, der feine Zwirn, Föhnfrisuren selbst bei Männern, die mondänen übermotorisierten Karossen, der Montblanc-Stift, mit dem gewichtig unterschrieben wird, was manchen nützt und vielen schadet, sowieso die dekadent fetten Gehälter, die meist qua Stellung, kaum aber durch Leistung verdient werden.
Schon richtig, wenn die sogenannten einfachen Leute gegenüber solchen Schranzen klasseninstinktive Abneigungen und Antipathien hegen, während die Sakkotypen meinen, der Pöbel hätte doch in der Schule mal besser aufpassen können, um dann eben auch ein Prädikatsexamen abzulegen. Chance eben vertan, schlechtes Karma, ungünstige Prädestination, fehlender Grips, mangelnde Coolness.
Dabei wird ein guter Handwerker beim Messen, Rechnen, Entwerfen und beim Umsetzen seiner konstruktiven Vorstellungen kognitiv weit mehr bewegen als beispielsweise diese obskur kühlrippige Ursula von der Leyen, die straflos famose Proben ihrer Inkompetenz abliefern konnte und kaum je redlich bei der Wahrheit bleiben mußte. Daß dieser Handwerker im Wortsinne mehr schafft als so eine grundlos geadelte EU-Figur, steht sowieso außer Frage.
Das neue Bonzentum namentlich der Apparatschiks der Demokratie weist sich in deren Physiognomie und Gestus aus, hier eindrucksvoll eine Mini-Probe davon. Wer als Arbeiter, Techniker, Ingenieur auf Dauer nichts bringt, wird irgendwann als unfähig aussortiert. Anders im Staatsdienst oder gar in den Parteienkartellen der Politik:
Unter der „Herrschaft der Minderwertigen“ (Edgar Julius Jung) sind Druckposten – beispielsweise all die „Sonderbeauftragten“ für irgendwas – geradezu strukturbestimmend. Mit der Folge einer weiter gesteigerten Staatsquote, mit deren Hypertrophie der Staat selbst parasitärer, aber in sich sklerotischer wird.
Früher dachte ich:
Als Lehrer gehörst du zu einer Art akademischem Proletariat, gut so, an nichtgymnasialen Schulen gar zum akademischen Lumpenproletariat. Steh dazu! Interessant: Die Westlehrer sprachen nicht von einem Lehrerstudium wie wir Simpel-Ossis, sie sagten nicht, sie seien Lehrer für Deutsch und Englisch, sondern betonten ganz spätbürgerlich, Germanistik und Anglistik studiert zu haben, in Klammern vielleicht noch: auf Lehramt. Aber waren die so richtig Lehrer? Nein, vielmehr eben Germanisten und Anglisten. So wie West-Geschichtslehrer nicht einfach Geschichte unterrichteten, sondern sich als Historiker verstehen wollten.
Während die Physik‑, Bio‑, Chemiefraktion West sich gern als Naturwissenschaftler ansah. Akademiker, klar. Als Lehrer wollten sie so ganz nicht gelten, das erschien ihnen reduzierend, wertgemindert, abschätzig, und es gab welche, die gern öfter mal mitteilten, mit ihrer beinahe fertiggestellten Promotion hätte es aus widrigen Gründen dann doch nicht geklappt, was sie immer noch bedauerten, da die Gründe nicht bei ihnen lagen, natürlich nicht.
Und das bedauerte man dann besser ganz kollegial mit: Lehrer geworden, weil eben was Fieses im Weg war. Sie hatten ein großes Opfer gebracht, insofern sie ihrem wissenschaftlichen Talent nach an sich nicht an eine poplige Schule gehörten. Tragisch, aber eindrucksvoll couragiert so was – sein Schicksal zu tragen, so als verhinderter Akademiker unter all den minderbemittelten Kollegen und vor limitierten Schülern, die nicht würdigten, ja denen es schnurz war, daß ein echter Akademiker sie unterrichte.
Promovierte Lehrer gab‘s freilich auch. Sie pflegten die Anmutung, aus irgendwelchen Gründen zwar an einer Schule notuntergebracht zu sein, aber eher souverän drei Ligen höher spielen zu können, was sie aus selbstlosem pädagogischem Impetus aber vermieden, weil selbst einfache Kinder ja einen wissenschaftlich fundierten Unterricht verdient hätten. Wichtig: Wenn man Doktor ist, heißt das ja, daß man sofort ins Lager der Bürotypen wechseln kann, ja eigentlich dorthin gehört, also in ein Wissenschafts- oder politisches Büro im Orbit der Entscheidungsträger. –
Vor Klassen darf ich aus politischen Gründen nicht mehr stehen, dafür aber beständig zum Espressoautomaten oder rüber zu den Kollegen, um einen Schwatz zu halten. Als Adlatus sitze ich still eine Reihe hinter den Entscheidern mit den spitzen Schuhen, dem feinen Zwirn und den geschmackvoll abgestimmten Krawatten.
Ich darf in Ruhe beobachten, mir ein stilles Urteil bilden, wohlwollend dem Jahrmarkt der Eitelkeiten zusehen und ab und an ein durchdachtes Angebot machen, das die Entscheidungsträger dann ablehnen können.
Vor allem bilde ich ganze Sätze und produziere wie eine lebendige KI Texte für sie, und wenn’s eng wird, souffliere ich schnell mal was. Schon auf den alten Reichstagen gab’s zum einen die mit der Feder am Hut und zum anderen jene mit der Feder in der Hand. Letztere waren ja oft die verschmitzteren Typen, und ab und an neigte sich ihnen gnädig oder hilfesuchend ein Ohr.
Als Emigrant im Büro denke ich oft, auf die Uhr blickend:
Genau jetzt hätte ich nach den ersten drei Stunden Unterricht große Pause, jetzt säße ich im Lehrerzimmer oder stünde auf dem Pausenplatz und würde überlegen, wie ich die verbleibenden drei, vier, gar fünf Stunden so anfangen werde, daß etwas dabei herauskommt, damit ich nachher auf dem Rad wieder sicher sein darf:
Ach, war ganz gut, jedenfalls besser, als wenn du nicht auf Schicht gewesen wärest. Mindestens hattest du gewissermaßen Fühlung mit dem Wissen und mit den Menschen, und manchem von ihnen konntest du einen Impuls geben.
Heute, als „Bürokrat“, bin ich mir in dieser Weise nicht so ganz sicher. Am „Feierabend“.
MarkusMagnus
Ich habe den Luxus, ein Haus geerbt zu haben so dass ich mit einem 08/15-Job ganz gut leben kann und keine Steuern bezahle (30-Stunden-Woche).
Bloß nicht mehr leisten als nötig für ein System, was uns abschaffen will.
Ich würde mich schwarzärgern, wenn ich so Leute wie Baerbock noch bezahlen müsste.
Oder Ihre Visagistin. Na, wenn sie es nötig hat!