Magdeburg und Wien, Krah und Sellner, die Partei und ihr Vorfeld

Es ist beruhigend, wenn man dabei zusehen kann, wie die Dinge sich fügen, obwohl man von einem bestimmten Moment an nichts mehr dazu beitragen konnte, daß sie sich fügten. Man hat seinen Teil beigetragen, weit im voraus, wie es sich für Orte gehört, an denen strategisch gedacht wird. Und: wie es das Verlegersein vorschreibt, denn Bücher sind nicht von heute auf morgen im Druck, wenn sie etwas taugen sollen.

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

Am ver­gan­ge­nen Wochen­en­de haben zwei Autoren unse­res Ver­lags die Revol­te gegen das grü­ne Expe­ri­ment vor­an­ge­trie­ben, weil sie natür­lich weit mehr sind als Autoren unse­res Ver­lags. Sie haben mit ihren prä­gen­den Auf­trit­ten gezeigt, wie es aus­sieht, wenn lehr­buch­haft die Zahn­rä­der des Vor­felds mit denen poli­ti­scher und akti­vis­ti­scher Umset­zung ineinandergreifen.

In Mag­de­burg ist Maxi­mi­li­an Krah als Spit­zen­kan­di­dat der AfD-Lis­te für die Euro­pa­wahl im kom­men­den Jahr gekürt wor­den. Sei­ne weni­gen lau­ten Geg­ner haben in den Wochen vor die­sem wich­ti­gen Auf­stel­lungs­par­tei­tag mit Dreck gewor­fen, am Ende sogar plump; aber sie haben dadurch nicht Krahs Kar­rie­re ver­hin­dert, son­dern ihre eige­ne beendet.

Mit Krah ist das Grund­sätz­li­che bestä­tigt wor­den. Kri­ti­ker die­ser Voka­bel hal­ten uns vor, daß sie nur ein Schlag­wort sei, eine inhalts­lee­re Kampf­vo­ka­bel, die gegen die Real­po­li­ti­ker in den Rei­hen der AfD gerich­tet wür­de. Die­ses Argu­ment war schon unter Lucke falsch, der es gegen Höcke rich­te­te und damit den “Flü­gel” not­wen­dig machte:

“Grund­sätz­lich” zu sein bedeu­tet, das, was ange­rich­tet wur­de, auf sei­ne Kor­ri­gier­bar­keit zu prü­fen, bis hin zu sei­ner mög­li­chen Abschaf­fung – und zwar von einem Stand­punkt aus, der den fes­ten Stand erst ermöglicht.

Die nicht von Gott oder den Natur­ge­set­zen ins poli­ti­sche Euro­pa gestell­te EU kann rück­ge­baut und durch ein ande­res, ein dezen­tra­les, ein Euro­pa ange­mes­se­nes Kon­zept ersetzt wer­den. Und wenn Immi­gra­ti­on in der Dimen­si­on von Völ­ker­wan­de­run­gen mög­lich war und ist, dann ist Remi­gra­ti­on es auch. Man kann Gen­der­pro­fes­su­ren abschaf­fen, ohne daß die Uni­ver­si­tä­ten kol­la­bier­ten, und eine Frie­dens­po­li­tik betrei­ben, ohne daß die USA mor­gen in Ber­lin ein­mar­schier­ten, um uns zum Krie­ge gegen Mos­kau zu zwingen.

“Grund­sätz­lich” zu sein bedeu­tet aber auch, etwas vor­zu­ha­ben, das viel wei­ter reicht als nur die Rück­kehr zu einem “Nor­mal” und die Kor­rek­tur von Fehlern.

Das ist das von vorn­her­ein und bereits jetzt schon so wich­ti­ge Ergeb­nis der erfolg­rei­chen Kan­di­da­tur Krahs: Er ist kein Oppor­tu­nist, son­dern jemand, der ein grund­sätz­lich alter­na­ti­ves Pro­gramm vor­ge­legt hat. Krah hat außer­dem vor und nach sei­ner Wahl erklärt, daß er die­se Grund­sätz­lich­keit, also den rech­ten Gegen­ent­wurf, für den Kern sei­ner Par­tei hal­te. Es geht ihm und denen, die den­ken wie er denkt, nicht um Kurs­kor­rek­tu­ren und um eine poli­ti­sche Exis­tenz als klei­ner Bru­der an der Sei­te einer Uni­on, die wie selbst­ver­ständ­lich die Rich­tung vor­ge­ben würde.

Wenn Krah nun – und das ist unser Anteil – in den Mona­ten vor sei­ner erfolg­rei­chen Kan­di­da­tur an einer poli­ti­schen Grund­la­ge gear­bei­tet und sie als Aus­weis sei­ner Ernst­haf­tig­keit in Buch­form vor­ge­legt hat, dann bedeu­te­te das: Gesprä­che, Zusam­men­künf­te, redak­tio­nel­le Schrit­te, Begriffs­dis­kus­sio­nen, Zuspit­zung – und die Gewiß­heit, daß der Ent­wurf ruhig schär­fer sein dür­fe als das, was man als nicht­ver­han­del­ba­re Sub­stanz bezeich­nen könnte.

Denn ver­han­deln wird man müs­sen, mor­gen oder über­mor­gen oder in zehn Jah­ren, damit im Ver­bund mit einem Koali­ti­ons­part­ner “gestal­tet” wer­den kann. Poli­tik von rechts. Ein Mani­fest – das bedeu­tet dann, nicht schon mit dem Kom­pro­miß auf den Lip­pen in die Ver­hand­lun­gen zu gehen.

Die Arbeit am Buch war also auch eine Vor­be­rei­tung auf die Kan­di­da­tur. In den Gesprä­chen klär­ten sich Begrif­fe, klär­te sich die Über­zeu­gung, daß der poli­ti­sche Vor­trieb mit Wucht erfol­gen müs­se und daß man in die­ser Pha­se nicht auf die Reak­ti­on der Mit­te schie­len dürfe.

“Her­über zu uns!” also: Es scheint an der Zeit zu sein, die Bekennt­nis­lust zu wecken und den Betei­li­gungs­mut einzufordern.

Sowie­so auf die­se Wei­se grund­sätz­lich und kom­pro­miß­los trat, wäh­rend Krah in Mag­de­burg sei­ne Wahl gewann, das akti­vis­ti­sche Vor­feld unter der Füh­rung von Mar­tin Sell­ner in Wien auf. Man darf das eine vom ande­ren nicht tren­nen. Eine Par­tei wäre ohne ein for­dern­des, vor­pre­schen­des, eben­so laut­star­kes wie von Wah­len unab­hän­gi­ges Vor­feld ein Gewächs ohne Humus, wäre dür­res Amts­in­ha­ber­ge­strüpp, ohne den gan­zen sup­pi­gen Kom­post, der not­wen­dig ist, damit es nach oben hin über­haupt Trie­be gibt, die man ver­edeln kann.

Mit Sell­ner fährt auf dem Laut­spre­cher­wa­gen einer mit, der im Akti­vis­mus nicht auf­geht, son­dern nach­ge­dacht hat, bevor er los­legt. In Wien hat­te er zur Demons­tra­ti­on für Remi­gra­ti­on auf­ge­ru­fen – alle Zah­len spre­chen für ihn und sei­ne For­de­rung: die nack­ten Ein­wan­de­rungs­zah­len sowie­so, aber auch die, aus denen abge­le­sen wer­den kann, daß es vor allem jun­ge Män­ner sind, die “flie­hen”, daß sie weit über­pro­por­tio­nal an allen schwe­ren Gewalt­ver­bre­chen als Täter betei­ligt sind und daß ihre schie­re Zahl die Lebens­welt in unse­ren Städ­ten und Dör­fern bra­chi­al und auch im über­tra­ge­nen Sinn “gewalt­sam” verändert.

In sei­nem Buch Regime Chan­ge von rechts hat Sell­ner einen Fahr­plan für die Ret­tung der eth­no­kul­tu­rel­len Sub­stanz und Iden­ti­tät der Deut­schen (und aller bedroh­ten euro­päi­schen Völ­ker) auf­ge­stellt. Er hat nicht erst mit der Remi­gra­ti­on-Demons­tra­ti­on in Wien damit begon­nen, die­se Stra­te­gie umzusetzen.

Wir haben in den andert­halb Jah­ren, in denen das Buch in wie­der und wie­der neu­en Lek­to­rats­durch­gän­gen in Form gebracht wur­de, über die grund­sätz­li­che Fra­ge gespro­chen, inwie­fern man sei­ne Stra­te­gie offen­le­gen soll­te. Denn in Sell­ners Buch kön­nen nun auch der Geg­ner und der Feind nach­le­sen, wie es zu bewerk­stel­li­gen wäre, unser Land zu orba­ni­sie­ren und das anti­deut­sche Fun­da­ment abzutragen.

Jedoch fiel die Ent­schei­dung am Ende nicht schwer: Der Vor­teil, den wir alle aus den Über­le­gun­gen Sell­ners zie­hen kön­nen, über­wiegt den Nach­teil der Offen­le­gung. Und sowie­so ent­spricht es unse­rem Grund­prin­zip: dem der Trans­pa­renz gera­de vor Behör­den, deren Neu­tra­li­täts­an­spruch ein Hohn ist und deren Beob­ach­tungs­ge­gen­stand (also wir) nichts zu ver­ber­gen hat.

Und des­halb noch ein­mal und in aller Deut­lich­keit: Wir wer­den, wenn es so wei­ter­geht, bis zum Ende des Jah­res den Begriff Remi­gra­ti­on in der Gesell­schaft und die War­nung vor blo­ßem Par­la­ments­pa­trio­tis­mus in der Par­tei plat­ziert haben.

Krah in Mag­de­burg, Sell­ner in Wien – das sind Zahn­rä­der, das ist die gelun­ge­ne Ver­schrän­kung von Vor­feld und Par­tei, von Nach­den­ken und Umset­zen. Und damit ganz klar wird, was damit auch gemeint ist:

Zwar hat­te der Bun­des­vor­stand der AfD uns einen Stand auf die­sem Par­tei­tag zuge­wie­sen und uns ein­ge­la­den, unse­re Arbeit zu prä­sen­tie­ren. Jedoch haben wir uns dage­gen ent­schie­den, denn unse­re Arbeit war längst getan, und das, was in Mag­de­burg aus­ge­foch­ten und abge­spro­chen wer­den muß­te, tags und nachts, war nicht mehr unse­re Sache.

Es füg­te sich in Wien und Mag­de­burg ohne uns, und viel­leicht wären wir der Bol­zen gewe­sen, an dem sich irgend­ei­ne für die­sen Moment gar nicht vor­teil­haf­te Auf­merk­sam­keit fest­ge­fres­sen und das Inein­an­der­grei­fen der Zahn­rä­der blo­ckiert hätte.

– – –

Maxi­mi­li­an Krah: Poli­tik von rechts. Ein Mani­festhier bestel­len (noch 200 Exem­pla­re, 3. Auf­la­ge ist im Druck).

Mar­tin Sell­ner: Regime Chan­ge von rechts. Eine stra­te­gi­sche Skiz­zehier bestel­len.

Krah und Sell­ner im Dop­pel­pack ermä­ßigt – hier bestel­len.

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

Nichts schreibt sich
von allein!

Das Blog der Zeitschrift Sezession ist die wichtigste rechtsintellektuelle Stimme im Netz. Es lebt vom Fleiß, von der Lesewut und von der Sprachkraft seiner Autoren. Wenn Sie diesen Federn Zeit und Ruhe verschaffen möchten, können Sie das mit einem Betrag Ihrer Wahl tun.

Sezession
DE58 8005 3762 1894 1405 98
NOLADE21HAL

Kommentare (26)

Ein gebuertiger Hesse

31. Juli 2023 16:19

Sehr schön. Mein Kompliment für diese weise Uneigennützigkeit seitens des "Vorfelds" zugunsten der Sache. 

Blue Angel

31. Juli 2023 17:14

Dem Kompliment von Ein gebuertiger Hesse schließe ich mich an und ergänze es um eins für den schönen "Humus und Triebe"-Vergleich: So muß das sein, schön, daß es wird.

Laurenz

31. Juli 2023 18:12

Es macht einen Unterschied, ob man etwas in einem Buch, ob Manifest oder Programm, schriftlich festhält, auf das man verweisen kann. Da muß ich an dieser Stelle mal sagen, Hut ab zum Gebet. Es ist eben nicht ein Redeskript, welches in einem Video nachvollzogen wird. Wenn ich auch Video-Produktionen schätze, ein Feld, welches auchin Schnellroda 1A genutzt wird. (Ich mag vor allem die Stimmung oder Atmosphäre, die aus den Schnellroda-Videos strahlt. Am liebsten höre ich das seltene Vorlesen GKs.) Der ÖRR, welcher auch von AfD-Parteitagen berichten muß, gerät hierbei immer mehr in den Peinlichkeits-Modus, selbst dann, wenn Phoenix seine erfahrendsten Hasen ins Feld schickt. Nach 10 Jahren tendenziöser, unfairer Berichterstattung sind die AfD-Protagonisten immer geübter im Umgang mit der Hofberichterstattung. Die Tage gewannen auch die Nachdenkseiten Müllers einen Gerichtsprozeß gegen die Bundespressekonferenz & das auch noch am Landgericht zu Berlin. Es geht schon noch was. Auch Dr. Krah nutzt hier geschickt Sein neues Buch im Interview. https://youtu.be/utbc9yHfPCk hier Alice Weidel auch bei Kähler  https://youtu.be/TWRnhSFxzxc mit dem Sie auch schon solche Erahrungen gemacht hat. https://youtu.be/iMYpjhe78z8 

Mitleser2

31. Juli 2023 18:15

Toller Text und Analyse. Ich muss aber trotzdem einen Wermutstropfen einwerfen: Man soll das Fell des Bären nicht verteilen, bevor er erlegt ist. Mussten gerade die spanischen Rechten schmerzlich erfahren.

Sandstein

31. Juli 2023 18:21

"Dem Kompliment von Ein gebuertiger Hesse schließe ich mich an und ergänze es um eins für den schönen "Humus und Triebe"-Vergleich: So muß das sein, schön, daß es wird."
Dem wiederum kann ich mich nur anschließen, "suppiger Kompost" - fein fein, so soll es sein. 

Maiordomus

31. Juli 2023 19:35

Es war geschickt, nicht selber hinzugehen, auch ein Stück Selbstachtung. Angeblich sind Sie "extremistischer" als die Partei. Was die praktische Politik betrifft, ist Krah noch längst nicht über dem Berg. Sofern man intellektuell arbeitet, ist man, wiewohl es beim Gegner noch und noch vorkommt, weniger auf Extremismus aus wie auf Radikalität , was einen Bezug zu den Wurzeln bedeuten würde.

RMH

31. Juli 2023 19:55

@Laurenz,
haben Sie das Buch von Dr. Krah überhaupt gelesen?
Würde immer noch gerne anregen, dass es zu dem konkreten Buch eine eigene Dikussionsrunde gibt. Jetzt ist es ja wieder nur eingebettet in einen anderen Artikel. Auch die Gesprächsrunde war ein anderes Format, als das Buch.

Ein gebuertiger Hesse

31. Juli 2023 20:47

@ Blue Angel
Sie schießen den schönsten Vogel in dem thematischen Gefilde einmal wieder ab. Chapeau von einem "Wildhüter" zum anderen!

Laurenz

31. Juli 2023 20:57

@RMH @L. .... ausnahmsweise noch nicht. Normalerweise lese ich so gut, wie nie mehr Bücher, aber im Falle Krahs liegt die Sache anders. Mir wäre ein Daunlodh, den ich erwerben könnte, allerdings lieber. Ich kenne alle Seine Debattenrunden in Schnellroda, wie auch viele Interviews & Reports, wie https://youtu.be/6ysbnuTQYyE  Was Gegenwart & Zukunft angeht, so spricht Er mir oft aus dem Herzen, wobei mir Christine Anderson, mit der ich schon 2x Bier trinken durfte, noch streitbarer erscheint. Bei der Betrachtung unserer Vergangenheit, ist Krah in meinen Augen desöfteren schief gewickelt.

RMH

1. August 2023 07:25

@L,
immerhin haben Sie die 20.- Euro investiert, jetzt heißt es lesen (geht gedruckt besser als im Format pdf, wobei man gegen einen ordentlichen E-Book Reader heutzutage rein fachlich (die Emotion, die ein Buch bereits optisch und haptisch erzeugen kann, einmal außen vor gelassen) eigentlich nichts mehr einwenden kann, außer, dass evtl. irgendwer, irgendwo das Ding im epub Format dann frei verteilt. Also aus Sicht eines Verlages nicht so gut. Bei politischen Büchern sollte das Geld aber nicht über den Verkauf verdient werden, denn da geht es eigentlich um die massenhafte Verbreitung). Und ich hoffe, die vielen Käufer des Buches lesen es auch (es kommt gerade bei Büchern mit sachlichem Anspruch oft vor, dass sie am Ende gar nicht gelesen werden und im Regal verstauben. Das gab es sogar bei Bestsellern) und dann sollte man einmal offen darüber reden dürfen.
Erster kleiner Hinweis auf meine Einschätzung: Das Vorwort von Gauland sagt in seinen ersten Zeilen alles. Dass die Mehrzahl der folgenden Zeilen Gaulands sich an der herbeibeschworenen, tagesaktuellen S. Wagenknecht abarbeiten, gibt dem Ganzen fast schon den Rest. Aber evtl. interpertiere ich zu viel in dieses Vorwort hinein.
Über das eigentliche Werk Krahs schreibe ich erst einmal nichts. Evtl. kommt ja eine Debatte dazu. 

Gimli

1. August 2023 10:27

Was ist das Zielbild mit Europa und Deutschland? Ich habe die Befürchtung, dass infolge eines engen Volksbegriffs auf Basis einer vermeintlichen Homogenität von Menschen wenig besser, vieles aber schlechter wird. Kaum ein Land der Welt deckt mit seinen Ressourcen seinen Bedarf alleine, Handel von Technik, Rohstoffen, noch von Energie und auch von viel Know How ist unersetzbar. Wer nicht global mitmachen will, wird hinter seinen Grenzen arg arm werden und nur wurschteln. Grenzen und Abschottung waren bislang immer Gegenstand oder Ausgangspunkt von Gewalt. Ich sehe nur ein Bild von zivilisatorisch-technischem Rückschritt. Viel sauvage heureux, aber nicht Homo sapiens sapiens.

Maiordomus

1. August 2023 12:15

@Gimli. So sieht es mehr oder weniger auch Frau Weidel. Aber die Realität der Zuwanderung und Abwanderung ist eine ganz andere, nahe der Ideologie des Bevölkerungsaustauschs, wofür übrigens die UN mit ihrer Migrationscharta einen politisch korrekten Ausdruck hat, den man auch aus taktischen Gründen verwenden sollte. Weiss ihn aber nicht mehr gleich auswendig, also als Schlagwort für die Massen nur bedingt geeignet, wohl aber kompatibel  sagen wir mal für Talkshows. 

RMH

1. August 2023 12:44

@Gimli,
wenn man fast 10 Mrd. Subventionen braucht, um eine relativ kleine Chip-Fabrik nach Deutschland zu bringen, dann sieht man, wie abgehängt der Standort Deutschland ist - abgehängt ist faktisch in diese Richtung gesehen dann auch selbstverschuldet abgeschottet. Wir haben einen Brain-Drain und Technologie-sell out nach außen bei gleichzeitigem, unbeschränkten Zuzug von Unterqualifizierten, die deutlich langsamer sich zu Steuer- und Sozialabgaben zahlenden Bürgern wandeln, als es von den großen Sozialplanern gedacht war. Einen Verlust der Wirtschaftskraft bei gleichzeitigem Overboost der Sozialtransfers an Einwanderer. Bei beidem muss man die Löcher im Kahn stopfen, damit der Dampfer zumindest wieder segeln kann. Das gebietet die wirtschaftliche Vernunft und keine Homogenitätsphantasie. Zudem als kleine, subjektive Randnotiz: Ich hätte es mir persönlich nie denken können, dass ich mit kleinen, wohlhabenden Mittelständlern konfrontiert werde, die sagen, ich mach den Laden zu und wandere aus (Costa Rica scheint aktuell sehr beliebt zu sein, ist aber eher etwas für die wirklich gut gefüllte "Portokasse" und über die verfügen diese Leute). In punkto auf die Letztgenannten sind die "sozialpatriotischen" Töne der AfD dann auch kein Bleibe-Signal mehr, denn bei allen sozialen Maßnahmen erwischt der deutsche Staat dann am meisten genau die kleinen und mittleren Leistungsträger am meisten. Zeit, Gegenzusteuern.

Mitleser2

1. August 2023 13:00

@Gimli: Was hat der Volksbegriff mit Handel zu tun? Es geht um die Eindämmung massiver illegaler Migration, die Deutschland keinerlei Vorteile bringt, sondern nur Nachteile. Handel geht auch ohne EU in ihrer heutigen, negativen, überzentralistischen Form. Die Vorläuferorganistion EWG reicht völlig. Zollfreiheit in Europa braucht keine EU. Mit den Euro ist es genauso. Wenn das ein Argument wäre, würde ja niemand in die Schweiz, Dänemark, etc. fahren. Und trotz Schengen müssen Sie vor jedem Boarding den Pass zeigen. 

Artabanus

1. August 2023 13:01

@Gimli
Was hat internationaler Handel mit Massenmigration zu tun? China is die größte Handelsnation der Welt, hat aber praktisch keine Immigranten.
Schließen Sie Ihre Tür ab wenn Sie aus dem Haus gehen? Oder darf jeder in Ihre Wohnung kommen und es sich dort gemütlich machen, inklusive Selbstbedienung aus Ihrem Kühlschrank?

Laurenz

1. August 2023 13:26

@Mitleser2 @Gimli ... Und trotz Schengen müssen Sie vor jedem Boarding den Paß zeigen. ... Der Grund ist profaner als man glauben mag. In den meisten Staaten des Planeten, zB Thailand, muß die Fluggesellschaft einen Passagier ohne Papiere wieder mitnehmen. D.h. der papierlose Passagier kommt erst gar nicht aus dem Zollbereich heraus, da kann derjenige so oft Asyl brüllen, wie er will. 

Gimli

1. August 2023 13:33

Die weltweiten Migrationsströme sind doch nur ein Aspekt hier, oder nicht? Es geht um Identitäten, um irgendetwas Eigenes. Hier holen Nationen nach, was weltweit operierende Firmen schon lange vormachen: Man arbeitet mit den passenden Menschen weltweit. Arbeitsmarkt umd Absatzmarkt: Die Welt. Hier streiten Anywheres und Somewheres. Migration oder auch Klima, Corona etc scheinen mir Nebelkerzen in diesem Tauziehen zw global Denkenden und regional Beheimateten. Zwischen Trans/Posthumanisten und ... mythisch Denkenden, die womöglich auch das Menschsein etwas überhöhen. 

tearjerker

1. August 2023 14:00

@Artabanus: Der Bezug auf Handel ist doch ein ziemlich guter Punkt, denn die Musik wird von global organisierten Unternehmensnetzwerken gemacht, die auf Ressourcen und Märkte gerne weltweit direkten Zugriff hätten. Ein wie auch immer gearteter "Rückbau" bestimmter Strukturen kann eine Dynamik auslösen, die dann auch komplett unerwünschte Entwicklungen nach sich zieht. Natürlich hat zum gegenwärtigen Zeitpunkt in der Opposition niemand eine Vorstellung davon wie man die Wirkung der eigenen Forderungen steuern oder begrenzen kann. Stattdessen wird erstmal der Eindruck erweckt, man könne einen der vielen Pfeiler der herrschenden Ordnung einfach weghauen, während das was einem nützt davon nicht betroffen sein wird. Gut,  einen Schritt nach dem anderen. Aber warum vergleichen Sie das Land mit ihrer Wohnung, als hätten Sie hier ausserhalb der eigenen vier Wände was zu melden? 

Grobschlosser

1. August 2023 18:15

sehr gut , hervorragender Text . Material bestellen , Material verbreiten , die Leute aufklären ! 

Nemo Obligatur

1. August 2023 22:36

Man hat jetzt - endlich, endlich - den Eindruck, dass die Mühen der letzten Jahre beginnen, Früchte zu tragen. Viele, die dazu einen Beitrag leisten konnten, und sei er noch so klein, dürfen über das Erreichte zufrieden sein.
Zur Abrundung würde ich übrigens noch den MSLive-Stream (#187) empfehlen, wo Martin Sellner und Friedrich Langberg das Magdeburger Ergebnis kenntnisreich kommentieren.

Laurenz

1. August 2023 23:06

@Gimli ... man muß es nicht so extrem ausdrücken, wie der Teilnehmer @Fredy, aber tendenziell liegt Er nicht ganz so falsch. Die zukünftige Weltmacht Nr. 1, China, besteht nur aus Somewheres (Ausnahme ist Indochina), 1,4 Milliarden. Die schicken zwar ihre Arbeitstrupps & Baukolonnen in aller Herren Länder, bleiben aber zum größten Teil in China beheimatet. China besitzt auch erst eine militärische Übersee-Basis in Dschibuti. Verstehen Sie, die Entwicklung des Planeten läuft diametral anders, als Sie es beschreiben, was in keinem Zusammenhang mit dem gravierenden Welthandel Chinas steht.

FraAimerich

2. August 2023 09:22

@Gimli: "Migration oder auch Klima, Corona etc scheinen mir Nebelkerzen in diesem Tauziehen zw global Denkenden und regional Beheimateten."
 
Das ist ja mal eine interessante Aussage! Dahinter wird sich doch nicht etwa ein Corona-, Klima- und Migrationsproblemleugner verbergen? Bitte erläutern Sie!
Daß das Kapital der eigentlich "vaterlandslose Gesell" ist, hat sich unter Rechten ja noch nicht allgemein herumgesprochen. Daß es einen "(Klassen-)Kampf" zwischen "Globalisten" und "Regionalisten" gibt, dämmert hingegen den meisten. - Und Sie plädieren in dieser Auseinandersetzung also für die Globalisten. Warum? Weil Sie "mythisches Denken" ablehnen aber transhumanistische Phantasien attraktiv finden?

Gimli

2. August 2023 15:48

@ Fra AimerichIch glaub, Sie haben mich durchschaut :-) Ich bin der Biologie des Menschen bzw der auf diesem Planeten rational so nah, dass ich nicht Gefahr laufe, hier irgendwelche Zeitläufte, Scharmützel oder aktuelle Politik zu überhöhen oder irgendwo - auf der ZEitachse - beliebig den Pflock einzuhauen, um dort einen ideellen Fixpunkt zu setzen. Transhumanismus oder auch Posthumanismus sind aller Wahrscheinlichkeit nach evolutionäre Schritte. DAs ist leicht zu denken für Nicht-Metaphysiker. Und zu Klima: Es war schon Lernstoff der Chemie in den 80ern, dass CO2 Wärmestrahlung reflektiert - lange bevor es heutige Kräfte zu einem "bösen" Projekt erklären. Und mRNA-Technik wurde schon in meinem Biostudium diskutiert .. 90er. Ich bin wohl ein Anywhere ... 

FraAimerich

2. August 2023 18:44

@Gimli
 
Aber sind es nicht eigentlich gerade die Globalisten und Anywheres, die Herrschaftsinstrumente wie z.B. Klimaschutzmaßnahmen oder mRNA-Technik ideell überhöhen, ebenso übrigens die Bedeutung "offener" Grenzen" im Sinne von gelenkter Massenmigration (sowie auch des geschlechtlichen "Für-alles-offen-Seins")?
Der "Nebelkerzengebrauch" zwischen "Anywheres/Globalisten" und "regional Beheimateten" scheint mir da relativ einseitig. Spannend wäre natürlich: was soll da eigentlich vernebelt werden, wenn doch ohnehin alles seinen ganz natürlichen, evolutionären ("posthumanen", köstlich!) Gang geht?

Gracchus

2. August 2023 20:45

@Gimli
Dass Trans- oder Posthumanismus aller Wahrscheinlichkeit (!) nach evolutionäre Schritte seien, wie Sie schreiben, weist Sie als astreinen Metaphysiker aus; eine schlechte Metaphysik - auch weil Sie Ihre Metaphysik als solche nicht durchschauen. 
Es spricht auch einiges dafür, dass das (menschliche) Bewusstsein Entwicklungen durchläuft - so die Entwicklung vom mythischen zum rationalen Denken - sodass folglich das, was Sie als "rational" bezeichnen, nicht das letzte Wort sein muss. Schon mal dran gedacht?
Häuser zu bauen, könnte man im Übrigen auch als "beliebig auf der Zeitachse Pflöcke einhauen" bezeichnen.  

Gimli

3. August 2023 10:00

@Gracchus:
Evolutionstheorie ist Wissenschaft und ein Vorausdenken auf dieser Basis ist keine Metaphysik. 
ZB die Zauberei bei der Eucharistie ... ist de facto ein Verlassen des wissenschaftlichen, faktenbasierten Bodens.Und zum Hausbau (wir haben gekauft, nicht gebaut, sind "Reisende" ;-): Ich meine mit Pflock den Fixpunkt im Bezug auf eine Weltanschauung. In diesem Sinne -glaube ich zumindest in meiner Selbstwahrnehmung- haue ich den Pflock immer nah an der Jetztzeit und rüttle ihn immer mal wieder frei ... 

Für diesen Beitrag ist die Diskussion geschlossen.