Mit lizenziertem Mut die verbellen, die unerwünschte Dinge sagen

Sebastian Kleinschmidt, 1948 geboren, hat ein Lob der Autorität angestimmt, das ohne jeden Abstrich und genau so in der Reihe Kaplaken bei Antaios hätte erscheinen können.

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

Klein­schmidts knap­per Essay räumt zunächst den Ver­dacht aus, unter den die Auf­klä­rung die Auto­ri­tät stell­te, indem sie sich gegen jede Bevor­mun­dung ver­wahr­te und zur Befrei­ung aus der selbst­ver­schul­de­ten Unmün­dig­keit die Maxi­me auf­stell­te, »jeder sol­le jeder­zeit sel­ber denken«.

Hier, so Klein­schmidt, ste­he der »Zau­ber der Gegen­be­grif­fe« (Eman­zi­pa­ti­on, Mün­dig­keit, Gleich­stel­lung, Auto­no­mie) der Auto­ri­tät als einer Kraft gegen­über, der fälsch­li­cher­wei­se die ein­engen­den Kate­go­rien Gehor­sam, Hier­ar­chie und Bevor­mun­dung zuge­ord­net wor­den sei­en und noch immer würden.

Mit Hegel wis­sen wir indes expli­zit, daß Frei­heit die Ein­sicht in das Not­wen­di­ge sei und daß es zur Durch­set­zung die­ser gedeih­lich gerahm­ten Frei­heit einer »frei­heits­er­mög­li­chen­den Auto­ri­tät« bedür­fe. Klein­schmidt, des­sen knap­per Stil selbst auf fei­ne Wei­se auto­ri­tär wirkt, läßt kei­nen Zwei­fel dar­an, daß er die­ses preu­ßi­sche Ver­ständ­nis von Frei­heit und Auto­ri­tät für rei­fer hält als die unaus­ge­setz­te Rebel­li­on, die in unse­ren Brei­ten noch dazu aus Absi­che­rung und Wohl­stand her­aus erfolgt, also ein Event ist und eine Fahr­läs­sig­keit und kei­nes­falls eine Revol­te aus ver­zwei­fel­ter Lage.

Es ist wich­tig, daß Klein­schmidt neben die Auto­ri­tät auch die Tra­di­ti­on als eine Grö­ße setzt, von der man sich bedin­gen und zur Arbeit des Bewah­rens anstif­ten las­sen soll­te. Er läßt sein Lob des Her­kom­mens in einem apo­dik­ti­schen Satz gip­feln, der ein Beleg für den bereits erwähn­ten auto­ri­tä­ren Stil ist:

Jeden­falls ist Bewah­rung nicht min­der ein Ver­hal­ten aus Frei­heit, wie Umsturz und Neue­rung es sind.

Klein­schmidt begreift die Tugend des Bewah­rens als Vor­aus­set­zung für Ver­wur­ze­lung und Selbst­be­wußt­sein. Von die­ser Set­zung aus kommt er auf das für uns Wesent­li­che zu spre­chen, auf unse­re Lage, die er natür­lich nie als »unse­re Lage« bezeich­net. Wohin näm­lich sei es gekom­men, nun, da das Ler­nen von Auto­ri­tä­ten ver­pönt sei und die Tra­di­ti­on nir­gends mehr als Kompaß diene?

Die Ant­wort lau­tet: Grup­pen­zwang, Kon­for­mis­mus, Richtungslosigkeit.

Die der Zuschrei­bung nach »mün­di­gen Bür­ger« ver­fie­len dem »Sog der Majo­ri­tät«, wür­den »ein­ge­paßt ins Voka­bu­lar gut­ge­hei­ße­ner The­men und Dis­kur­se«, und das Ergeb­nis die­ses mora­lisch auf­ge­la­de­nen Grup­pen­zwangs sei eine der Demo­kra­tie nicht nur unwür­di­ge, son­dern für ihren Bestand brand­ge­fähr­li­che Herdenmentalität:

Zu ihr gehört es, mit lizen­zier­tem Mut die zu ver­bel­len, die uner­wünsch­te Din­ge sagen.

Wen meint Klein­schmidt, wen sieht er, wenn er über die Kläf­fer und die Ver­bell­ten nach­denkt? Sein Text wird nicht kon­kret, son­dern beschreibt Pen­del­ge­set­ze, die grund­sätz­lich wirken.

Also ist die Über­tra­gung unse­re Sache. Sie soll­te uns nicht schwer­fal­len, wenn wir in den abschlie­ßen­den Teil des Essays sprin­gen, in dem es um die Auto­ri­tät in der Demo­kra­tie geht. Mit äußers­ter Zurück­hal­tung notiert Klein­schmidt, daß es zunächst dar­um gehe, sich von alten, ideo­lo­gi­schen Scha­blo­nen frei­zu­ma­chen. Der berühm­te Satz, daß weni­ger Auto­ri­tät mehr Demo­kra­tie bedeu­te, sei überholt.

Es gibt die Ansicht, Auto­ri­tät soll­te ver­stan­den wer­den als eine beherz­te außer­de­mo­kra­ti­sche Kraft, die bei inner­de­mo­kra­ti­schen Kon­flik­ten sta­bi­li­sie­rend wir­ken kann.

Ahnen wir, wel­che Wucht in die­sem Satz steckt, der auf Situa­tio­nen gemünzt ist, »in denen die Demo­kra­tie selbst ihre Regeln verletzt«?

In unse­rem Par­tei­en­staat haben sich die Par­tei­en das Gan­ze unter den Nagel geris­sen, also mit die­sem »Gan­zen« auch jene außer­de­mo­kra­tisch Beherz­ten, deren Auto­ri­tät und Tra­di­ti­on alle wähl­ba­ren Kräf­te stets an ihre Macht auf Zeit und an den ihnen zuge­wie­se­nen Platz hät­ten erin­nern können.

Der »gesi­cher­te Kon­sens der Gesin­nungs­ethik«, in dem wir zu leben haben, kann vom Staat, dem Gan­zen, nicht mehr auf­ge­bro­chen wer­den. Viel­mehr ist er mit sei­nen Behör­den in den anti­de­mo­kra­ti­schen Kon­sens ein­ge­bun­den wor­den. Es wird »cha­ris­ma­ti­sche Auto­ri­tät« not­wen­dig sein, um den Beu­te­ma­chern das Gan­ze zu ent­rei­ßen und es zu restau­rie­ren. Klein­schmidt beschreibt die­se beson­ders kräf­ti­ge Form der Auto­ri­tät, sieht sie kom­men und warnt vor ihr: Sie kön­ne aus dem Ruder laufen.

Aber das muß sie nicht.

– – –

Sebas­ti­an Klein­schmidt: Lob der Auto­ri­täthier ein­se­hen und bestel­len.

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

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Kommentare (42)

Franz Bettinger

21. August 2023 13:42

Lieber als das Wort Autorität wäre mir der Begriff Kompetenz. Er ist distanzierter. Autorität kann man missbrauchen, Kompetenz? Eher nicht. Autoritäten haben immer wieder schwere Fehler begangen. Kompetente Menschen? Eher nicht. Es gibt vier Arten von Argumenten: das fiese ad personam (der Chauvi hat gesagt…), ad autoritatem (der Professor …), ad multitudinem (die Mehrheit der Leute glaubt…) und ad rem (das Sach-Agument). Gültig kann nur Letzteres sein, und das hat mit Kompetenz zu tun. 

MARCEL

21. August 2023 14:39

Die Rebellion gegen den Impfzwang geschah nicht aus Gründen des Wohlstands, im Gegenteil, in der Impffrage war strikter Gehorsam sozial absichernd (weniger gesundheitlich).
Auch der Ungehorsame gehorcht ja, nur hat er eine andere Autorität in bzw. über sich als die gewohnheitsmäßige, gedankenlos akzeptierte.
Vor allem die charismatische Autorität muß ansprechen, überzeugen, mitreißen (kein Charisma ohne Kerygma). Ihre Halbwertszeit ist heutzutage geringer als früher.
In Deutschland wird mal wieder nicht zu wenig, sondern viel zu viel gehorcht, was wäre unsere neuere Geschichte, ohne die großen Ungehorsamen: Feldmarschall York von Wartenburg, Graf von Stauffenberg, aber auch die Landvolkbewegung oder die Arbeiter des 17. Juni etc.
 

Gotlandfahrer

21. August 2023 15:13

Warum die zaghafte Warnung? Eine „charismatische Autorität“, die „kommt“, wird schon deswegen nicht aus dem Ruder laufen, weil ihr „Kommen“, also ihr sich vom Allgemeinen Abheben, voraussetzt, dass sie als etwas Ungewöhnliches wahrgenommen wird. Dazu muss aber längst alles aus dem Ruder gelaufen sein, denn andernfalls wären „charismatische Autoritäten“ nichts Bemerkenswertes sondern Regelfall.  Denn Autorität basiert nicht auf Herrschsucht, sondern auf Können. Können setzt sich aber nur dort nicht durch, wo es das nicht kann, also durch ein höheres "Können" absichtlich vereitelt wird.  Insofern gilt es „charismatische Autorität“ von „Dampfplauderei“ oder „charismatischer Tyrannei“ zu unterscheiden. Aber selbst letzteres wäre immerhin aus unterhalterischer Sicht eine Verbesserung, denn die aktuelle farblos-bunte Tyrannis ist nicht einmal charismatisch.
Und warum kam mir eigentlich Trump am Ende des Artikels in den Sinn, obwohl der mit unserer Lage doch gar nichts zu tun hat?

Umlautkombinat

21. August 2023 15:15

Das hat Probleme, hauptsaechlich im "Was" des Bewahrenswerten. Kant kommt ja nicht von ungefaehr, die Kirche seiner Zeit konnte und hat ihre Auffassung ihrer eigenen Zeitlinie ja durchaus massiv benutzt. Die hatte sie ja, diese eigene Zeitlinie. Und bis dahin auch die Kraft, ihre Lesart als verbindlich durchzusetzen.
 
Deswegen ist Kant und der "Ausgang des Einzelnen aus der Unmuendigkeit" unveraendert wichtig. Daran aendert das Treibgut der Nichtdenkenden kein Stueck. Das ist Schritt numero Zero. Was man daruf aufbaut hat auch Rueckbindung und Verwurzelung in der Vergangenheit als notwendigen Bestandteil. Aber der Geist muss auch damit umgehen koennen, sonst ist er ruckzuck wieder in haesslichen Abhaengigkeiten.
 
Ich haette auch gern Autoritaeten, gewachsen aus meriktokratischen Kriterien. Das koennen wir uns aber schwer heraussuchen. Man kann nicht auf ein Gesamtkonzept von Autoritaet setzen, sondern muss nicht nur zerlegen, sondern auch die eigene Sichtweise gegen aktiven Widerstand durchsetzen. Was Muendigkeit erfordert. Problem ist die Vereinzelung, siehe als sehr verwandtes und illustrierendes Problem die Diskussion um Wirksamkeit hier bei CJ Hopkins (s. Kommentare user michaelistrulymyname und sein Problem).
 

Gotlandfahrer

21. August 2023 15:58

@ Franz B:
Kompetenz ist Bestandteil von Autorität, zu dieser hinzukommt - neben ihrer allgemeinen Anerkennung - Verantwortungs- und Pflichtgefühl. Während der Missbrauch von Autorität eben dieses vermissen lässt und damit die Autorität zum Despotismus macht, ist Kompetenz allein keine Autorität, da dieser die allgemeine Anerkennung versagt bleiben kann. Bestes Beispiel ist ja Ihr Follow the Science Desaster, bei dem die Kompetenz nicht zur Autorität wurde. Wenn Sie sich also lieber das Kommen "charismatischer Kompetenz" wünschen, müssen wir uns wohl weiterhin mit eloquenten Experten begnügen, die es nicht in den Mainstream schaffen. Befugnis bzw. Macht kommt der Autorität ja ebenfalls zu, daran sollte es etwaigen Charismatikern also auch nicht mangeln, sollen die Dinge zum Besseren gewendet werden.

Laurenz

21. August 2023 16:21

@Franz Bettinger ... habe den Terminus Autorität auch sofort als Kompetenz verstanden. Wie, Er ist eine Autorität auf seinem Fachgebiet. Das geht runter bis zum einzelnen Bürger, wenn Paul Kennedy in Seinem Werk Aufstieg und Fall der großen Mächte, bzw. The Rise and Fall of the Great Powers das lange Durchhalten Deutschlands in 2 Weltkriegen gegen eine zigfache Übermacht der Alliierten auf die beste Berufsausbildung der Deutschen Soldaten herunterbricht. Autorität verkommt dann (, wie zB bei der aktuellen Berliner Junta,) zum Despotismus, wenn den Protagonisten jegliche Kompetenz abgeht. Kompetente Autorität kann auch revolutionär sein, wie im Falle Preußens. Abschaffung der Kinderarbeit, Einführung der Schulpflicht, Abschaffung der Leibeigenschaft waren durchaus revolutionäre Maßnahmen in ihrer Zeit.

Luisman

21. August 2023 16:45

Auch der sanfte Hinweis auf „der Vorname ist völlig aus der Mode gekommen“ hilft dem Argument nicht wirklich. Und der Inbegriff des Charisma aus den USA hat sicherlich vier Jahre einiges zum Guten verändert, etwas zentrales aber, wie die Antwort auf COVID total versaut. Er musste erleben, wie sein Nachfolger im Amt nahezu alles (außer seinen großen Fehler) wieder rückgängig gemacht hat, und zwar in wenigen Tagen.
Ich sah gerade eine Doku über den Jahrtausende währenden Kampf der sich bildenden Zivilisationen, der Städte- und Mauerbauer, gegen die Nomadenvölker, die das Wort Soldat nicht kannten, sondern dafür den Begriff Mann einsetzten. Diese Kriegervölker sind praktisch ausgestorben. Andererseits fällt auf, wie die verweichlichte westliche Gesellschaft, angsterfüllt und sich unterwerfend, auf die Einwanderer aus den noch wehrhafteren, männlicheren Gesellschaften reagiert. Man könnte meinen, die Mongolen sind einmarschiert, aber nicht auf dem Pferd, sondern per Flugzeug.

Luisman

21. August 2023 16:46

(2)
Man sollte nicht ausblenden, dass ein Großteil der Frauen – nicht alle – positiv auf Männer mit kriegerischem Aussehen und kriegerischer Psychologie reagieren, und Männlein mit Spargelärmchen und kriecherischer Einstellung nicht respektieren.
Im Denken von Martin Sellner sehe ich deshalb einige richtige Ansätze. Statt dem 'charismatischen Autoritären' sehe ich eher den Kriegerkönig. Vielleicht meinen wir das selbe, aber die historische Konnotation ist eine andere. Ein armer Kriegerkönig ist allerdings auch nichts anderes, als Kanonenfutter.

heinrichbrueck

21. August 2023 18:44

Man sollte den Regierenden eine hohe Kompetenz unterstellen, sichtbar an den realen Ergebnissen. Die Interpretation der Vergangenheit wird zu einem Zwang, nicht wie die Vergangenheit wirklich war, um die Zukunft zu kontrollieren. Was die Menschen denken, schafft Zukunft. Und wenn die Menschen eine falsche Vergangenheit denken, werden sie abgeschafft. Das Zerstörungspotenzial einer solchen Identitätskrise, läßt Spekulationen zu, in welcher Entfremdung sich die eigene Spiritualität befinden muß. Eine Autorität ist erziehungsberechtigt.

MarkusMagnus

21. August 2023 19:39

@ Franz Bettinger
Ich habe mal nach Herrn Clauser gegoogelt.
Interessant ist vor Allem der letzte Absatz:
"Seit Mai 2023 gehört Clauser dem Vorstand der CO2 Coalition an, einer Organisation, die die Existenz des anthropogenen Klimawandels bestreitet."
Das wichtigste Wort ist das Letzte. Bestreitet statt leugnet. Das hört sich schon ganz anders an.

RMH

21. August 2023 20:51

"daß er dieses preußische Verständnis von Freiheit und Autorität für reifer hält als die unausgesetzte Rebellion, die in unseren Breiten noch dazu aus Absicherung und Wohlstand heraus erfolgt, also ein Event ist und eine Fahrlässigkeit und keinesfalls eine Revolte aus verzweifelter Lage."
1. Das mag auf die Zeit irgendwelcher Bürgerskinder in den 60er bis frühen 70er Jahren zutreffen, heute ist die Lage doch anders. 

RMH

21. August 2023 20:52

2. Eine echte Rebellion (also bspw. gerade nicht der staatlich gewollte Jugend-Klebespuk) findet nicht mehr aus Fahrlässigkeit und Dekadenz statt, sondern nur noch von Leuten, die schon älter sind und es sich gerade aus Wohlstand heraus leisten können, das gesellschaftliche "Aus", bspw. durch das Auftauchen auf einer Wahlliste der AfD, in Kauf zu nehmen. Das aktuelle System giert geradezu nach Autorität, benennt es nur nicht so und kann, da es schon lange keine Auctoritas im römischen Sinne einer Art Meritkoratie mehr gibt, diese nicht mehr aufgrund Verdienst, natürlicher oder überkommener Stellung etc. generieren, sondern muss diese künstlich erzeugen (unter anderem Namen - "solidarisch", "woke" etc.). Und wenn wir eher in einer Ochlokratie statt in einer Meritokratie leben, dann wird Autorität mir nackter Macht verwechselt und dies führt zu immer kleinteiligeren gesetzlichen Vorgaben und Verordnungen, Regelungswut an allen Orten. Alles der Versuch, gerade wieder Autorität zu erlangen. Insofern weiß ich nicht, was an dem Buch hinter der vermeintlich preußischen Tünche, welche bereits für die ersten Symptome von Autoritätsverlust steht, ernsthaft oppositionell sein soll. Muss aber wohl das Buch erst einmal lesen.

Umlautkombinat

21. August 2023 21:06

"Seit Mai 2023 gehört Clauser dem Vorstand der CO2 Coalition an, einer Organisation, die die Existenz des anthropogenen Klimawandels bestreitet."
 
Dann klicken Sie einmal auf den diesbezueglichen Link dort und schon sind sie wieder bei der Leugnung...
 
Uebrigens auch im Englischen. Denial ist dort zwar mehrdeutiger, aber auch der Link im baugleichen Satz der englischen Wikipedia laesst sofort im ersten Satz keinen Zweifel an der gewuenschten Bedeutung aufkommen:
 
Climate change denial or global warming denial is dismissal or unwarranted doubt that contradicts the scientific consensus on climate change.
 

brueckenbauer

21. August 2023 21:46

Tja. Dass der Abbau von Autorität zu Gruppenzwang, Konformismus und "Sog der Majorität" führen kann, ist nicht zu bestreiten. Aber muss das so sein? Und folgt daraus, dass wir hier sitzen und auf das Auftauchen neuer, evtl. charlismatischer Autoritäten hoffen und warten sollen? Sind wir nicht selbst die beste Autorität, wo es umsre eigenen Bedürfnisse und Wünsche geht?

Gracchus

21. August 2023 22:43

Ich verstehe den Text leider nicht. Mir fallen nur Assoziationen ein, von denen ich nicht weiß, ob sie viel mit dem Text zu tun haben. Und Fragen. Was ist mit "Autorität" in dem Text bzw. dem bezuggenommenen Buch genau gemeint? Wieso soll der Staat das Ganze sein? Geht auf Hegel zurück ("das sittlich Ganze"), dessen Apotheose des Staates m. E. aber ein Irrtum ist; passt auch kaum auf heutige Massengesellschaften. Wer sind die ausserdemokratisch Beherzten, die die Parteien sich (ebenfalls) unter den Nagel gerissen haben? Wenn der Staat in den antidemokratischen Konsens eingebunden ist, kann er ihn nicht aufbrechen - es sei denn von innen. 
 

Gracchus

21. August 2023 22:51

Zu Massen(medien)gesellschaften gehört anscheinend ein verwaschener, verluderter Sprachgebrauch. Das Problem ist, dass fast alle im Text benutzten Begriffe - "Autorität", "Freiheit", "Demokratie", "Emanzipation" - entleert oder verfälscht sind. Man kann kaum noch ein allgemein geteiltes Verständnis voraussetzen. Im aktuellen Merkur ist ausnahmsweise ein interessanter Text erschienen (frei verfügbar; hab natürlich kein Abo), in dem Philip Manow ganz gut zeigt, dass in der öffentlichen Diskussion ganz unterschiedliche Demokratiebegriffe zirkulieren bzw. sich von links ein ganz bestimmter sozusagen halbierter Demokratiebegriff durchgesetzt hat. 

Laurenz

21. August 2023 23:09

@Luisman  ... denke nicht, daß die sogenannte toxische Männlichkeit bei uns ausgestorben ist. Nur, legt unsere lächerliche rassistische Politik & Justiz unterschiedliche rechtsstaatliche Maßstäbe an. Vergwaltigungen durch Migranten mutieren mittlerweile zu einem Kavaliersdelikt auf Bewährung, während Till Lindemann sich dafür verantworten muß, was weibliche Anhänger von Ihm wollen, Ihm ihre völlige Beliebigkeit übel nehmen, wie Frauen halt so sind & sich dafür rächen, daß sie nicht in Seinem Schatten glänzen dürfen. Hier zur Aufmunterung https://www.youtube.com/shorts/KZ_rQ3Lt8jY?feature=share
  

Laurenz

21. August 2023 23:13

@Heinrichbrück .... https://www.achgut.com/artikel/der_ukraine_gehen_die_soldaten_aus
Uns erst recht. Soldaten, die Ihr Leben einsetzen, brauchen einen höheren Wert, der über das eigene Ego hinausgeht. In der Regel ist es das Vaterland & alle die Ethnien, die traditionell dazu gehören. Vor allem seit unsere woken Anywheres übernommen haben, die Ethnie, Vaterland, Heimat als Werte leugnen, gibt es keine echten Soldaten mehr. Denn niemand will für einen Scheiß-Staat oder gar kriegstreibende, korrupte Ampel-Politiker mit einem Durchschnitts-IQ von 80, Klimawandel, Gender-Faschismus, Fakedemie-Despoten fallen. Jeder sollte auf jeden Fall ein weißes Bettlaken zuhause haben, das er aus dem Fenster hängen kann, falls die Russen doch auf die Idee kommen, die Geschichte der NATO auf europäischem Boden zu beenden.

Franz Bettinger

22. August 2023 00:38

@MarkusMagnus: Zu Clauser lesen Sie bitte den ganzen von mir oben verlinkten Artikel. Er zeigt, was das WEF mit der Neu-Ausrichtung des Nobelpreis-Komitees mit uns vorhat. In der Tat soll die Wahrheit (in Wirklichkeit aber die Lüge) ganz offiziell vertütet, verordnet und verkauft werden. The Science wird zum politischen Tatwerkzeug.
@Marcel: Eine charismatische Autorität war Joschka Fischer (übrigens ganz ohne Dr.- oder Prof.-Titel, ja sogar ohne Schulabschluss) einfach aufgrund seiner überzeugenden Persönlichkeit, Schlagfertigkeit und seines Mutes. Das muss ich bei all meiner späteren Abneigung gegen ihn zugeben. Oder auch Frauke Petry. Ähnlich. Was ist auch ihnen geworden? Oskar Lafontaine ist ein anderer, dem ich wahrscheinlich folgen würde. Er hat ein paar radikale Ideen (wie die Macht der Aktienmärkte stark zu beschneiden), die ich sehr gern verwirklicht sähe. NB: Zu den großen Ungehorsamen der deutschen Geschichte gehören auch Seydlitz (bei Zorndorf) und Rommel (1939) und übrigens auch Schröder (Irak). Aber man sieht hier: Auf nichts ist Verlass. Nicht mal auf Ungehorsam. 

Franz Bettinger

22. August 2023 00:40

@Gotländer und @Lau: Kompetenz ist nicht gleich Autorität. Warum erkaufen oder erschwindeln sich Politiker wie KL und viele andere ihre Doktor- und Professoren-Titel? - Um sich aufzublasen. Um als Autorität zu gelten. Merkel trug ihr Physik-Studium wie eine Monstranz vor sich her und war doch völlig inkompetent (beim handling der Grenz-Affäre oder von Fukushima und vielem mehr). Bei der Masse und bei Titellosen verfängt ein Titel. Kaum bei denen, die wissen, wie Doktorarbeiten & Professuren zustande kommen.  

Maiordomus

22. August 2023 09:19

Das bedeutendste Lob der Autorität aus linker Sicht ist die fast gleichnamige Abhandlung von F. Engels "Über die Autorität (1872)", die aus seiner Sicht streng sachbezogen, also technokratisch begründet zu sein hat. Überdies frönt Engels wie später Carl Schmitt, genau gleich, einer dezisionistischen Ausnahme-Zustands-Ideologie, wozu die Rechtfertigung der Diktatur passt. Der Prototyp des Gebieters ist für Engels der Schiffskapitän, dessen Anordnungen im Notfall schon aus Zeitgründen zu gehorchen ist, was an die Durchsetzungspraxis der Corona-Massnahmen erinnert. Interessant der Satz von Engels: "Die Autorität in der Gross-Industrie abschaffen wollen, hiesse die Grossindustrie abschaffen zu wollen." Mit ein Grund, warum in sozialistischen Systemen die Direktmitbestimmung der Arbeitnehmer nicht "in ihrem objektiv verstandenen Interesse" sein könne. Zum Thema hat sich E.K. Kaltenbrunner aus Sicht eines konservativ-pessimistischen Weltbildes geäussert. Noch lesenswert "Regel des heiligen Benedikt", im Vergleich zu älteren extrem strengen Regeln massvoll. In der kath. Kirche gibt es inoffizielle Maxime des "vorauseilenden Gehorsams", interpretierender Gehorsam, heute bei den Jesuiten im Gegensatz zum einstigen "Kadavergehorsam" Lizenz zum Fortschrittlichsein.
 

Maiordomus

22. August 2023 09:32

@Leibeigenschaft usw. Deren Abschaffung war ein jahrhundertelanger Prozess, in Zürich durch die Reformation 1525 erfolgend, mit komplexen Ablösungsproblemern, vielfach sogar Verschlechterung der Lage, so teilweise in Russland 1861, man sprach von der Geburtsstunde des Proletariates. Mit der Kinderarbeit und der Schulpflicht ging es ähnlich, das waren nun mal formell und regierungstechnisch so wenig revolutionäre Vorgänge wie der Eisenbahnbau, dessen Wirkung den der Schulpflicht übertraf, letztere war vor allem ein Beitrag zur Frauenemanzipation. Ohne relativ breite Lesefährigkeit war ja auch Luthers Reformation nicht möglich gewesen, innerkirchlich tatsächlich eine Revolution, politisch aber eine reaktionäre Revolution von oben mit Verstärkung des Staates und des Untertanendenkens, im Gegensatz zum Protestantismus in der Schweiz, auch der Calvinismus hatte insofern revolutionäre Züge. Selbst der Reichsdeputationshauptschluss v. 1803 war nur vordergründig revolutionär, Kirche wurde durch bis heute wirkende Privilegien entschädigt, was 1933 nur bestätigt wurde. 

Maiordomus

22. August 2023 10:00

@heinrich brück. "Eine Autorität ist erziehungsberechtigt". Ein starker Satz, der könnte von Kaltenbrunner sein. Markiert aber Relativierung der Autorität. Die Elternautorität sollte aber trotz Missbrauchsgefahr intimer sein als die Regierungsautoriät, auf die es aber , sollen die Gesetze eingehalten werden, durchaus auch ankommt. Auf jeden Fall ist "Vater Staat" oder auch "Mutter Staat" nicht im umfassenden Sinn als erziehungsberechtigt anzusehen, wiewohl über eine freilich begrenzte erzieherische Wirkung zum Beispiel eines jeden Systems von Bussen nachzudenken ist, wobei aber das Erzieherische nicht die Hauptsache sein soll; gilt letztlich auch für die Hauptstrafen. Die Strafe für einen Mord kann nicht als Erziehungsmassnahme gedeutet werden. Hier geht es indes um systematisches Nachdenken um die sog. "letzten Gründe", was nicht "diskussionslos" bedeutet, jedoch Ablehnung von Begründungen, die evident unhaltbar sind. 

Gimli

22. August 2023 12:07

Autorität kann doch viele Gesichter haben. Dahinter ein Mix aus Fachwissen, Empathie, Führungspersönlichkeit, Gestaltungswillen, Durchsetzungsstärke, Verhandlungsgrschick ... einfach um ein paar Merkmale zu nennen, die sich semantisch überlappen. Jeder GF, Offizier oder Politiker verfügt über solche und weitere Fähigkeiten. Die negativen habe ich nicht aufgeführt, aber im 45. POTUS bündeln sich eine ganze Menge. Und er zeigt die Verletzlichkeit der Demokratie. Glücklich ein Staat, dessen Lenker Ziele verfolgen scheinbar gegen den vulgären, einfachen Volkswillen, weil intellektuell und vor dem Ideal der Zivilisation der bloße Stuhlkreis aus Allen (und die blödsinnig oft geforderte Volksabstimmung) eher Unfug hervorbrächte. Dass es nicht immer gut geht und die Wählenden nicht aus der Verantwortung genommen werden dürfen, sieht man am Beispiel der Digitalisierung. Frau Merkel hat es nicht verstanden oder zumindest in ihrer Koalition nicht vermocht, ihre Richtlinienkompetenz auszuspielen und wir Wählende haben es ihr durchgehen lassen. Stand heute ist Deutschland rückständig. In vielen anderen Fragen bewegt sich die Welt, zumindest die dir liberalen Demokratie, in die richtige Richtung, auch wenn immer mindestens 40 % gezogen werden müssen.

Artabanus

22. August 2023 12:53

Natürlich geht Autorität mit den Kategorien Gehorsam, Hierarchie und Bevormundung einher. Diese Zuordnung ist keinesfalls falsch wie im Artikel ohne genauere Begründung behauptet.
Die Frage ist, ob sich ein gesellschaftlicher Konsens ohne Autoritäten organisieren lässt. Da überall die akute Gefahr des Missbrauchs herrscht ist jede Autorität mit Vorsicht zu betrachten und im Zweifel lieber ein bisschen weniger als zu viel Autorität zuzulassen. Im Bereich der Wissenschaft ist Autorität grundsätzlich abzulehnen, da sie dort immer nur negativ wirkt und zu Dogmatismus führt, wie allenthalben sichtbar.

MarkusMagnus

22. August 2023 16:57

Autorität ist immer so eine Sache, gerade in Deutschland.
Irgendwie muss ich dabei immer an der Hauptmann von Köpenick denken. 
War schon eine lustige Aktion.
 
 
 
 
 
 

Laurenz

22. August 2023 18:24

@Franz Bettinger @L. ... Ich schrieb doch, Autorität ohne Kompetenz verkommt zum Despotismus, welcher schon im antiken Hellas häufig vorkam. 
@Maiordomus ...Leibeigenschaft... der erste, der Leibeigenschaft formal abschaffte, war der alte Fritz nach dem 7-jährigen Krieg auf königlich preußischen Gütern. Er sah es nach dem Leiden & Einsatz Seines Volkes als nicht mehr tragbar an. 
Geburtsstunde des Proletariates ... Sie argumentieren wie ein Kulturmarxist bezüglich des BREXiT. Der Klassifizierung des Brexits als Fehler, werden grundsätzlich ökonomische, wie opportune Ursachen zugunde gelegt. Als ob das alles wäre. Freiheit hat ihren Preis. Die formale Abschaffung der Sklaverei, wie der Leibeigenschaft, vollzog sich mehrheitlich im 19. Jahrhundert nach den Napoleonischen Kriegen. Gerade in Deutschland entbrannte ein nie dagewesener Wirtschafts-Bürgerkrieg, der aus Bierbänken der Geldwechsler Bankenpaläste machte. Hieraus entwickelten sich auf der völkischen Ebene die Sparkassen & die Genossenschafts-Bewegung, die den größten Deutschen aller Zeiten hervorbrachte, Friedrich Wilhelm Raiffeisen, so aus ganz anderem Holz geschnitzt, als all Ihre philosophischen Schwätzer.

Oberlausitz

22. August 2023 20:18

Wie kann man staatliche Autorität und das Vertrauen in diese wiederherstellen ohne eine gültige staatliche Verfaßtheit? Wir leben in unserem Land seit über 100 Jahren in einem Zustand der fortschreitenden staatsrechtlichen Entwurzlung. November 1918 republikanischer Putsch. 1933 "Machtergreifung". 45 und folgende: Okkupation und Einrichtung zweier deutscher Staaten durch die "Gnade" der Besatzungsmächte. 1990 verfassungsmäßig äußerst fragwürdige "Wiedervereinigung" (Hinzufügung eines "Beitrittsgebietes" zur BRD). Wie läßt sich aus diesen rechtlich "unsauberen" Verhältnissen wieder herausfinden? Ich finde, man muß sich diesen Fragen stellen, auch wenn sie vom "Verfassungsschutz" mit dem Stigma des sogenannten "Reichsbürgertums" belegt und abgewehrt werden. Es ist nicht nur ein subjektives Gefühl, daß die Wurzeln unseres Gemeinwesens vergiftet sind.

quarz

22. August 2023 20:42

Der Autoritätsbegriff ist wohl zu vielschichtig und zu vieldeutig als dass man sich seiner bedienen und sich mit seiner Hilfe austauschen könnte ohne aneinander vorbeizureden. Wer deshalb einer vorab unternommenen Begriffsklärung interessiert ist, dem sei das kleine, 1974 bei Herder erschienene Büchlein "Was ist Autorität? Einführung in die Logik der Autorität" von J. M. Bochenski empfohlen.

Prichpl

22. August 2023 22:16

"Es gibt die Ansicht, Autorität sollte verstanden werden als eine beherzte außerdemokratische Kraft, die bei innerdemokratischen Konflikten stabilisierend wirken kann."
So ist es, ein Gottesgnadentum fehlt. In Bayern das Haus Wittelsbach, in Österreich der selig gesprochene Kaiser Karl I. Immerhin gibt's hier im bayerischen Oberland beim Gut Waltersteig einen Kapellenbau, der  Kaiser Karl gewidmet ist.
 
 

MarkusMagnus

22. August 2023 22:25

@ Oberlausitz
Ganz "einfach". Laut Grundgesetz der BRD haben wir das Recht uns eine neue Verfassung zu geben.
"Dieses Grundgesetz verliert seine Gültigkeit an dem Tag..." oder so ähnlich.
Wieso machen wir das nicht einfach?
 

Laurenz

22. August 2023 23:57

@Oberlausitz .... staatliche Verfaßtheit ... Das ist doch nur eine Frage des Glaubens, die nichts bringt. Entweder funktioniert ein Gemeinwesen oder nicht. Unser bisheriges Gemeinwesen funktionierte aus gewachsenen oder kultur-ähnlichen Ethnien, was jetzt durch nicht kompatible Kulturfremde aufgelöst wird. Es ist nur noch keine Mehrheit durch den entfachten martialischen Kulturkrieg betroffen. Die Kulturmarxisten haben doch aus dem GG längst Toilettenpapier gemacht. Eine Herrschaft basiert auf militärischer Option, sonst nichts.
@Prichpl .... Gottesgnadentum.... Sie haben gerade mit Ihrem letzten Scheiß' noch gefehlt. Deutsche Kaiser des I. Reichs verblieben trotz des orientalischen Kulturimports ganz deutsch & heidnisch princeps inter pares. Wie hat Bismarck jemals ohne Gottesgnadentum regieren können? Das germanische Heil war eine Eigenschaft. Für das ererbte Gottesgnadentum brauchte man nicht wirklich Kompetenz, sonst hätte man gegen den gottlosen Bonaparte ja sofort gewonnen, oder? Bonaparte war noch viel zu freundlich. Ich hätte statt Pferden, Schweine in den Kirchen untergebracht, was charakterlich immer noch ein Zugewinn beim lebenden Inhalt von Kirchen gewesen wäre.

Franz Bettinger

23. August 2023 00:25

Wissenschaft ist unpolitisch. Oder sollte es sein. Autoritäten können sich fürchterlich verrennen. So galt im Dritten Reich die Doktrin, dass es eine wahre arische und eine falsche jüdische Physik gäbe. Wie konnten gestandene Wissenschaftlern zu so falschen Propheten werden und an derartigen Unsinn glauben? >1000 Jahre glaubten Autoritäten (Galen, Paracelsus...) wie auch das einfache Volk an den wohltuenden Aderlass und den lobenswerten Eiter. Man bohrte in Schädel hinein, um Teufel und böse Geister entfleuchen zu sehen. Sowohl die Masse Mensch als auch Autoritäten haben sich immer wieder geirrt. Mit Klima, Gender, Virus, Ressourcen und vielem mehr ist es nicht anders. Schwachsinn! Wahnsinn! Einzig Verlass ist auf das Sach-Argument. Einstein sagte richtig: «Um die Relativitätstheorie zu widerlegen, braucht es nicht 100 andere Wissenschaftler; einer würde reichen.»  ... ff

Franz Bettinger

23. August 2023 00:26

... ff ... Problem: Den meisten Zeitgenossen sagen sich 'Mir fehlt die Kompetenz'. Jein. Nicht einmal der Versuch wird gemacht, eine Sache besser zu verstehen. Dabei wäre vieles einfach. Oft reicht schon, die Augen zu öffnen und den gesunden Menschenverstand oder die Intuition zuzulasen. Wenn 2020 wirklich eine Pest im Lande gewütet hätte, hätte das jeder Depp aufgrund der Leichenberge und der Verluste in der eigenen Familie gemerkt. Es gab keine Pandemie. Wenn sich das Klima wirklich relevant ändern würde wie einst in der 'kleinen Eiszeit' (ca. 1500-1852), bei der Bodensee & Themse zufroren, würden die Leute darüber nicht streiten, sondern auf der Ostsee Schlittschuh laufen oder in Norwegen Ananas züchten. All das geschieht nicht, weil sich klimatisch nichts relevant geändert hat. Dazu muss man nicht studiert haben. 

Maiordomus

23. August 2023 10:56

@Bettinger. In der Tat, dafür muss man nicht studiert haben, Deutschlands Flüsse sind zum Teil schon lange  vor 1500 zugefroren, andererseits hatte der Rhein zur Zeit von Albertus Magnis, gest. 1280, bei Köln  einen sehr tiefen Wasserstand, Köln war eine von Rebbau durchsetzte Stadt, sehr interessant, auch klimageschichtlich, des Albertus Ausführungen über die Fische im warmen Rhein und in der kalten Donau. Habe selber nebenher in den letzten 50 Jahren um die 20 000 Klimageschichten , nicht unbedingt Daten, für den Alpenraum gesammelt, auch u.a. die meterologischen Werke von Paracelsus und Kepler vollständig gelesen. Das heisst nicht, dass ich Klimaspezialist bin, bloss. dass ich wie sie in der Art eines angemessenen Akademikers mitreden kann, stets mit Details, die den als Profis in der Sache Betrachtenden im Einzelfall unbekannt sind. Wie Sie wissen, genügen für die Falsifikation ideologischer Vorstellungen von Klimagläubigen einerseits, aber auch bornierten Rechten wie hier dann und wann sich zum Wort meldend andererseits  je selber ab Originalquelle recherchierte gesammelte Einzelfallkenntnisse, welche jeweils nach der historisch-kritischen Methode abgezapft sein müssen. Anregung für diese Recherchen war eine Vorlesung über den franz. Kulturhistoriker Fernand Braudel 1970 sowie dessen Kulturgeschichte der Mittelmeerraumes.  Selber befürchtete ich damals eine Klima-Abkühlung. 

Oberlausitz

23. August 2023 13:11

@Laurenz - "nicht kompatible Kulturfremde"
Bleiben wir bei Ursache und Wirkung. Hätten wir uns auf dem Boden der angestammten Verfassung von 1871 weiterentwickeln können, wäre die inflationäre Vergabe von Aufenthaltstiteln, geschweige denn Einbürgerungen, gemäß Staatsbürgerrecht ein Ding der Unmöglichkeit gewesen.

Laurenz

23. August 2023 16:08

@Maiordomus @Franz Bettinger
Man kann die Schäden des Magdalenen-Hochwassers heute noch teils sehen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Magdalenenhochwasser_1342
Die letzten 10 Jahre wurde das sogenannte Weltklima ja auch leicht kühler. Wenn man in die Zahlen einsteigt, stellt man schnell fest, daß der menschliche Einfluß auf das Klima lächerlich ist. Im Mikro-Bereich stellt sich das schon anders dar, wie das Magdalenen-Hochwasser bestätigt. Damals war der zB Waldbestand einfach geringer.

Oberlausitz

23. August 2023 16:56

Die Primärbruchstelle unserer jüngeren Geschichte ist der Erste Weltkrieg. Politisch und kulturell. Hier begann die Fremdbestimmung. Nur an dieser Stelle kann das Aufrichten beginnen. Durch Besinnung auf Ursachen, Verlauf und Folgen.
Wir lassen uns zu sehr auf das III. Reich und WK II fixieren.
Nur befürchte ich, daß die derzeitige geopolitische Konstellation eine gerechte Betrachtung unserer Geschichte auch weiterhin verhindern wird. Nur Frieden und Freundschaft mit Rußland kann uns für die Zukunft Hoffnung geben.

Franz Bettinger

23. August 2023 18:55

@MD: Das im Vergleich zur Donau wohl immer wärmere Wasser der Rheins erklärt sich durch den großen Bodensee, dessen Oberfläche im Sommer warm wird und als Rhein abfließt. Noch wärmer sind die Flüsse - wie ich als Paddler verblüfft feststellte - direkt hinter AKWs (die ihr Kühlwasser loswerden). Ich hatte nichts dagegen. Danke für Ihre Ausführung.

links ist wo der daumen rechts ist

23. August 2023 22:57

@ OberlausitzSie haben betr. WK1 vollkommen recht.In dieser Sache predige ich ja schon geraume Zeit wie der gute Hl. Antonius von Padua den Fischen.Die „Ideen von 1914“ wären der Schlüssel dazu. Die Frage lautete doch damals: was hätte Deutschland im Fall eines Sieges der Welt zu geben.Es war eine europäische Tragödie, daß nach dem Krieg eine gedemütigte große Nation auf unerbittliche Feinde traf, was sich zusätzlich innenpolitisch aufheizte.Man lese dazu etwa in Fritz Sterns „Verspielte Größe“ das Kapitel über Einsteins und Habers verzweifelte Bemühungen, für ihr Vaterland das Beste zu erreichen (die Vorbehalte mancher zu diesem Thema nehme ich zur Kenntnis).Aber die gegenwärtige Lage ist so zerfahren, daß es ein Zurück zum Nullpunkt kaum geben wird.Andererseits hätten wir die historisch einmalige Chance, eine politische Entwicklung, die dank der Grünfaschisten in eine absolute Sackgasse geraten ist, zu überwinden.Auf das kleine Österreich bezogen hieße das, daß die FPÖ ihr Lagerdenken überwindet und – ähnlich wie Kreisky in den 70ern – eine überparteiliche Plattform gründet. Und geistige Vordenker ihre Barrieren im Kopf Richtung links (Lektüre) endlich überwinden.Signale wurden genügend ausgesendet. Schauen wir, ob sie intelligent und weitblickend genug sind, diese Chance zu nutzen, oder ob es wieder einmal wie in Doderers „Dämonen“ heißen wird: in Österreich ist irgendwann alles verschüttet…

links ist wo der daumen rechts ist

23. August 2023 23:26

Abkühlungen
Zurück zum Thema:
Wie wird im rechten Lager eigentlich Sennetts Schrift „Autorität“ im Speziellen bzw. sein Werk im Allgemeinen rezipiert? Ich finde seine Gegenentwürfe zu den neoliberalen Zurichtungen in manchem durchaus überzeugend (Handwerk, Kooperation…).
Und was man nicht vergessen sollte:
Seine Schrift „Verfall und Ende des öffentlichen Lebens. Die Tyrannei der Intimität“ war gemeinsam mit Trillings „Ende der Aufrichtigkeit“ oder Laschs „Das Zeitalter des Narzißmus“ (als Vorläufer: Riesmans „Die einsame Masse“ und Goffmans „Wir alle spielen Theater“) Anfang der 80er für den deutschsprachigen Raum auch eine der Initialzündungen für eine Plessner-Renaissance – und damit Verabschiedung eines falschen Authentizitätsbegriffs. Die Kälte-Metaphorik damals war eine der Früchte – und für den Linken Rudolf Burger dann auch der Grund, sich mit Ernst Jünger zu beschäftigen; daher sein Lieblingszitat: „es geht sich leichter über gefrorenen Schlamm“.
An dieser Stelle wieder einmal Dank an einen der wenigen ernstzunehmenden akademischen Lehrer für mich, der mir in den ersten Semestern die o.a. amerikan. Denker nahegebracht hatte: Kurt Marko.

Artabanus

24. August 2023 12:08

Da das Thema Klimawandel hier in der Diskussion mehrfach aufgetaucht ist möchte ich das Buch von Markus Ott "Demontage des CO2 Betrugs" empfehlen. 
Die Englische Version "Dismantling the CO2 hoax" ist vom Autor als kostenlose PDF Datei im Internet zur Verfügung gestellt worden. Leicht zu finden per Google.