Demographie schlägt Demokratie – die ethnische Wahl

PDF der Druckfassung aus Sezession 112/ Februar 2023

Martin Sellner

Martin Sellner ist Kopf der österreichischen Identitären Bewegung.

Kern­ele­ment jeder demo­kra­ti­schen Staats­form ist die Ermitt­lung des Volks­wil­lens, meist in Form einer Volks­be­fra­gung. Jeder demo­kra­ti­schen Wahl gehen aber, wie Carl Schmitt erkann­te, apo­dik­ti­sche Ent­schei­dun­gen vor­aus: Was wird erfragt? Wie wird gefragt? Und vor allem: Wer wird befragt?

Das Wahl­volk ist die Basis jeder Demo­kra­tie. Ein hoch­ef­fek­ti­ves Mit­tel, demo­kra­ti­sche Ent­schei­dun­gen zu beein­flus­sen, ist die Mani­pu­la­ti­on genau die­ser »Abstim­mungs­ge­mein­schaft«. Einer der bekann­tes­ten his­to­ri­schen Ver­su­che ist wohl die Erwei­te­rung des Senats durch Juli­us Cae­sar von 600 auf 900 Mit­glie­der. Zahl­rei­che Neu­lin­ge ent­stamm­ten nied­ri­gen Klas­sen, man­che kamen sogar aus Gal­li­en. Die neu­en Wahl­be­rech­tig­ten soll­ten eine loya­le Basis bil­den und das Stimm­ge­wicht der tra­di­tio­nel­len Eli­ten schwächen.

Das­sel­be fin­det heu­te in den Dimen­sio­nen der Mas­sen­ge­sell­schaft statt: Der Import ver­meint­lich loya­ler migran­ti­scher Wäh­ler­schich­ten ist eine wich­ti­ge poli­ti­sche Moti­va­ti­on für den Bevöl­ke­rungs­aus­tausch. Eine Säu­le des Macht­er­halts der bestehen­den Eli­ten sind die Erwei­te­rung der Abstim­mungs­ge­mein­schaft und der Aus­tausch des Wahl­volks durch die eth­ni­sche Wahl.

Das Phä­no­men ist der Fach­welt nicht unbe­kannt. 2017 erschien das Buch Dilem­mas of Inclu­si­on: Mus­lims in Euro­pean Poli­tics, in dem Rafae­la Dancy­gier die eth­ni­sche Wahl wis­sen­schaft­lich unter­sucht. Erwäh­nens­wert ist auch das Buch Whites­hift von Eric Kaufmann.

Bereits 1994 sah Rolf Peter Sie­fer­le die eth­ni­sche Wahl klar vor­aus: »In dem Maße, wie die Ein­wan­de­rungs­zah­len stei­gen, wer­den sich ein­zel­ne Ein­wan­de­rer­grup­pen als natio­na­le oder kul­tu­rel­le Min­der­hei­ten kon­sti­tu­ie­ren, mit der logi­schen Fol­ge einer For­de­rung nach Son­der­rech­ten. Da das poli­ti­sche Gewicht einer sol­chen Mino­ri­tät mit der Zahl ihrer Mit­glie­der steigt, hat sie ein Inter­es­se dar­an, eine wei­te­re Ein­wan­de­rung der eige­nen Volks­an­ge­hö­ri­gen zu erleich­tern.« (1)

Am bes­ten läßt sich die eth­ni­sche Wahl an mus­li­mi­schen Min­der­hei­ten unter­su­chen. Die Fak­ten spre­chen eine ein­deu­ti­ge Spra­che: In Eng­land wähl­ten 2017 85 Pro­zent der Mus­li­me die lin­ke Labour Par­ty, und sat­te 70 Pro­zent der Mus­li­me stimm­ten im Gleich­klang mit ande­ren Min­der­hei­ten wie Asia­ten (67 Pro­zent) und Schwar­zen (74 Pro­zent) gegen den Brexit. Die Moschee in East Lon­don wird von Dancy­gier als »key power-bro­ker« für jede Wahl gese­hen. »Jeder loka­le Poli­ti­ker ist dazu genö­tigt, sich mit ihren Anfüh­rern abzu­stim­men und sie öffent­lich sicht­bar zu besu­chen, wenn er auch nur eine Chan­ce auf Wahl­er­folg haben will.«  (2)

In Deutsch­land zeigt sich das glei­che Bild. Eine Umfra­ge des Mei­nungs­for­schungs­un­ter­neh­mens Data4U ergab, daß 2021 44 Pro­zent der tür­ki­schen Migran­ten für die SPD, 26 Pro­zent für die Grü­nen und nur zwölf Pro­zent für die CDU stim­men wür­den. Nach einer Stu­die des SVR-Inte­gra­ti­ons­ba­ro­me­ters 2017 gaben nur 6,1 Pro­zent der tür­kisch­stäm­mi­gen Migran­ten an, für die Uni­on zu stim­men, wäh­rend sich 69,8 Pro­zent zur SPD bekannten.

Die AfD ist für die meis­ten unwähl­bar. Dabei ist auf­fäl­lig, daß Mus­li­me in allen west­li­chen Gast­län­dern links­li­be­ra­le, sozi­al-pro­gres­si­ve Par­tei­en wäh­len, wäh­rend sie in ihrer Hei­mat kon­ser­va­ti­ve, isla­misch-auto­ri­tä­re Par­tei­en unter­stüt­zen. Ihr Inter­es­se gilt weni­ger dem Gemein­wohl des Gast­lan­des als ihrem Clan.

Rafae­la Dancy­gier nennt die eth­ni­sche Wahl daher »clan­ba­siert, kan­di­da­ten­zen­triert und unideo­lo­gisch«. Sie weist nach, daß Migran­ten gera­de im urba­nen Raum sehr ein­heit­lich abstim­men. »Mus­li­me wäh­len als Enkla­ve, die ihre Unter­stüt­zung auf der Basis eth­nore­li­giö­ser Sipp­schaft wech­seln kann, egal um wel­ches Par­tei­lo­go es geht.« Das füh­re zu »kan­di­da­ten­zen­trier­ten Kam­pa­gnen, die ideo­lo­gi­sche Par­tei­li­nie zu einer Neben­sa­che machen.« (3)

Migran­ten erwar­te­ten von einer Par­tei ers­tens eine libe­ra­le Min­der­hei­ten­po­li­tik, die ihre Par­al­lel­ge­sell­schaft tole­riert, in Ver­bin­dung mit einer Zen­sur­po­li­tik, die »Isla­mo­pho­bie« unter­drückt, zwei­tens die Finan­zie­rung ihrer Clan­struk­tu­ren durch staat­li­che Sub­ven­tio­nen und drit­tens eine Migra­ti­ons­po­li­tik, die den frei­en Ver­kehr mit dem Hei­mat­land sichert. Alle drei Fak­to­ren tra­gen zum zah­len­mä­ßi­gen Wachs­tum des ethno­religiösen Wahl­blocks durch Gebur­ten­ra­ten und Ein­wan­de­rung bei. Mit dem demo­gra­phi­schen steigt auch das demo­kra­ti­sche Gewicht. Ein simp­ler Han­del ist die Fol­ge: Par­tei­en geben den Migran­ten­clans, was sie wol­len, und die­se geben ihnen dafür ihre Stimmen.

Noch nei­gen Migran­ten dabei nicht zur Bil­dung eige­ner »Islam­par­tei­en«, wie sie Michel Hou­el­le­becq in Unter­wer­fung beschreibt. Ers­te Test­bal­lons wie die nie­der­län­di­sche DENK oder die öster­rei­chi­sche SÖZ-Par­tei erzie­len der­zeit nur in Migran­ten­be­zir­ken Wahl­er­fol­ge. Die­se »Islam­par­tei­en« die­nen noch als Druck­mit­tel gegen klas­si­sche Sys­tem­par­tei­en. Die Wahl­op­tio­nen für die Migran­ten erhö­hen den »Preis«, für den sie ihre Stim­me »ver­kau­fen«.

Migran­ti­sche Wäh­ler­blö­cke stel­len ein ein­heit­li­ches, aber wenig loya­les Wäh­ler­po­ten­ti­al. Ihre Stim­men sind links­li­be­ra­len Par­tei­en nicht sicher. Sobald Mus­li­me in einem Bezirk wahl­ent­schei­dend gewor­den sind, wird ihr Wahl­ver­hal­ten vola­til. Das hängt jeweils vom »Ange­bot« der Par­tei an die loka­len Clan­füh­rer ab.

Als Ver­stär­ker wirkt es, wenn die Par­tei­en Mus­li­me als Kan­di­da­ten auf­stel­len. Dancy­gier schreibt: »Wie zu erwar­ten, stel­len Rechts-Mit­te-Par­tei­en sel­te­ner mus­li­mi­sche Kan­di­da­ten auf. Sobald jedoch die Mus­li­me mehr als 25 Pro­zent der Wahl­be­völ­ke­rung stel­len, ver­rin­gern sich die­se ideo­lo­gi­schen Unter­schie­de.« »Aus­wahl­feh­ler«, so die Autorin, wür­den schnell »reka­li­briert«. Der der­zei­ti­ge Pre­mier der Tories, Rishi Sunak, ist ein Ergeb­nis die­ser Strategie.

Auch die CDU folgt die­sem Kurs: Sie geht gezielt auf Moschee­ver­bän­de zu und bekennt sich zum deut­schen »Ein­wan­de­rungs­land«. Die Kon­rad-Ade­nau­er-Stif­tung ver­kün­de­te Anfang 2021 in einer Stu­die, daß die Par­tei­prä­fe­renz von Mus­li­men für die CDU auf 50 Pro­zent ange­wach­sen sei, was man aber bezwei­feln darf. Nach einem erfolg­rei­chen mul­ti­kul­tu­rel­len »Rebran­ding« ist die Uni­on für Migran­ten jeden­falls wähl­bar gewor­den. Kei­ne der eta­blier­ten Par­tei­en hat die eth­ni­sche Wahl also für sich gepachtet.

Sicher ist nur, daß nicht­eu­ro­päi­sche mus­li­mi­sche Migran­ten sel­ten Rechts­po­pu­lis­ten wäh­len. Ein gutes Bei­spiel dafür ist Frank­reich. Im Jahr 2022 gaben 85 Pro­zent der Mus­li­me Emma­nu­el Macron ihre Stim­me, um Le Pen zu ver­hin­dern. Im ers­ten Wahl­gang hat­ten dage­gen 69 Pro­zent der Mus­li­me den links­ra­di­ka­len Jean-Luc Mélen­chon gewählt, der offen als »Isla­mo­gauchist« (pro­is­la­mi­scher Lin­ker) auf­tritt. Obwohl Mari­ne Le Pen die­sem wirt­schafts­po­li­tisch näher steht als Macron, hat­te sie kei­ne Chance.

Kurz vor dem Urnen­gang setz­te Macron auf eine Charme­of­fen­si­ve in der Ban­lieue: »­Macron wirbt bei Last-Minu­te-Besuch in der Pari­ser Ban­lieue um die mus­li­mi­sche Wahl«, titel­te das Poli­ti­co-Maga­zin. Dabei warn­te er vor allem vor der »Gefahr des Rechts­po­pu­lis­mus«. Mit Erfolg: Die eth­ni­sche Wahl ist zwar fle­xi­bel und tri­ba­lis­tisch, nie­mals jedoch ein Poten­ti­al für isla­mi­sie­rungs- und migra­ti­ons­kri­ti­sche Par­tei­en. Die Mus­li­me wer­den auf cir­ca zehn Pro­zent der fran­zö­si­schen Stim­men geschätzt. Das heißt, daß Mari­ne Le Pen 60 Pro­zent der Nicht­mus­li­me für sich gewin­nen müß­te, um eine Chan­ce zu haben! Damit wird das Wäh­ler­po­ten­ti­al für eine patrio­ti­sche Wen­de von Jahr zu Jahr kleiner.

In Deutsch­land ver­kün­de­te nach der Bun­des­tags­wahl 2021 die NGO »Citi­zens For Euro­pe« stolz: »Wähler*innen mit Migra­ti­ons­hin­ter­grund« sei­en ein »wahl­ent­schei­den­der Fak­tor«. (4) Wir erfah­ren aus ihrer Stu­die, daß 7,9 Mil­lio­nen Per­so­nen mit Migra­ti­ons­hin­ter­grund bereits 13 Pro­zent aller Wahl­be­rech­tig­ten in Deutsch­land aus­mach­ten. Dar­in sieht die NGO ein »Macht­po­ten­ti­al«. In 167 von 299 Wahl­krei­sen ent­schei­den Migran­ten »mit ihrer Erst­stim­me das Direkt­man­dat für den Bundestag«.

Gleich­zei­tig beklagt man ein »Reprä­sen­ta­ti­ons­de­fi­zit« im Bun­des­tag. Das sol­le sich bald ändern, denn »Diver­si­tät gewinnt Wah­len«. Um das »erheb­li­che Poten­ti­al« der Migran­ten­wäh­ler zu errei­chen, emp­fiehlt die NGO Par­tei­en, sich »per­so­nell und pro­gram­ma­tisch künf­tig gezielt(er) an die diver­ser wer­den­de Wäh­ler­schaft« zu rich­ten. Der Bericht wur­de auf der offi­zi­el­len Netz­sei­te der Euro­päi­schen Kom­mis­si­on für »Inte­gra­ti­on« prä­sen­tiert, ist dort aber mitt­ler­wei­le gelöscht.

Der Anteil von rund 13 Pro­zent migran­ti­schen Wäh­lern könn­te bald rasant stei­gen. Denn in Deutsch­land haben rund zehn Mil­lio­nen Migran­ten im wahl­fä­hi­gen Alter kei­ne Staats­bür­ger­schaft und kein Stimm­recht. Die­se Dis­kre­panz zwi­schen Wahl­volk und Bevöl­ke­rung ist eine »demo­gra­phi­sche Bom­be«. In Wien sind 30 Pro­zent der Ein­woh­ner nicht stimmberechtigt.

Wäh­rend patrio­ti­sche Poli­tik sinn­vol­ler­wei­se die Begren­zung des Aus­län­der­an­teils for­dert, plä­die­ren lin­ke Initia­ti­ven für Aus­län­der­wahl­recht und Mas­sen­ein­bür­ge­rung. In Deutsch­land geht es dabei um poten­ti­el­le 14 Pro­zent migran­ti­sche Neu­wäh­ler. Die feh­len­de poli­ti­sche Ein­fluß­mög­lich­keit einer wach­sen­den Zahl jun­ger Män­ner, die oft in pre­kä­ren Umstän­den und in bestimm­ten Vier­teln leben, ist eine brand­ge­fähr­li­che Mischung.

Die­se »demo­gra­phi­sche Bom­be« könn­te durch das Aus­län­der­wahl­recht gezün­det wer­den. Dem ste­hen der­zeit noch das Ver­fas­sungs­recht und der »bür­ger­lich-kon­ser­va­ti­ve Wider­stand« im Weg. Man wählt daher die weni­ger kon­tro­ver­se Opti­on der Mas­sen­ein­bür­ge­rung. Sie ist fes­ter Bestand­teil des Regie­rungs­pro­gramms jeder »Ampel«, und Ende 2022 wur­den die Wei­chen gestellt: Statt nach acht soll man nun nach fünf Jah­ren – bei »beson­de­ren ­Inte­gra­ti­ons­leis­tun­gen« sogar nach drei Jah­ren – ein­ge­bür­gert wer­den kön­nen. Soll­ten die­se Regeln grei­fen, könn­te es bei der nächs­ten, spä­tes­tens der über­nächs­ten Wahl bis zu 8,7 Mil­lio­nen neue, migran­ti­sche Wäh­ler geben. Bei der­zeit 60,4 Mil­lio­nen Wahl­be­rech­tig­ten wür­de das eine mas­si­ve, irrever­si­ble Aus­wei­tung der Abstim­mungs­ge­mein­schaft bedeuten.

Es liegt damit auf der Hand, daß die eth­ni­sche Wahl für AfD und FPÖ ein ent­schei­den­des The­ma ist, denn wie für jede Par­tei ist das Ziel ihrer poli­ti­schen Arbeit das Errin­gen par­la­men­ta­ri­scher Mehr­hei­ten. Der Bevöl­ke­rungs­aus­tausch ver­rin­gert die Chan­cen dar­auf. Die Rechts­po­pu­lis­ten ste­hen vor einer Weg­schei­de. Bereits jetzt meh­ren sich die Stim­men, die dafür plä­die­ren, auch migran­ti­sche »Com­mu­ni­ties« zu umwer­ben. Um das Über­le­ben der Par­tei­en zu sichern, sol­len die »inhalt­li­chen Hin­der­nis­se« besei­tigt wer­den, wel­che die eth­ni­schen Wäh­ler abschrecken.

Der Weg hin zu einer »zivil­na­tio­na­lis­ti­schen«, post­iden­ti­tä­ren »Law and Order«-Partei ist damit vor­ge­zeich­net. Das hie­ße, den eth­ni­schen Volks­be­griff auf­zu­ge­ben, die Kri­tik an Isla­mi­sie­rung und Bevöl­ke­rungs­aus­tausch ein­zu­stel­len und damit das eige­ne Pro­gramm auf abs­trak­te »klas­sisch-libe­ra­le« Wer­te zu beschrän­ken. Dazu käme die geziel­te sym­bo­li­sche Inklu­si­on von Migran­ten, mit der man, so die Hoff­nung, der Ras­sis­mus­keu­le ent­ge­hen kön­ne. Damit, so die Uto­pie eini­ger, meist libe­ra­ler Rechts­po­li­ti­ker, wür­den AfD und FPÖ in der »Mit­te« ankommen.

Womög­lich haben sie damit recht. Doch die­ser »Erfolg« hät­te einen Preis: Nur die Auf­ga­be des pro­gram­ma­ti­schen Kerns, also des Wider­stands gegen den Bevöl­ke­rungs­aus­tausch, könn­te die Rechts­par­tei­en für die eth­ni­sche Wahl attrak­tiv machen. Zuge­spitzt könn­te man sagen: Für die »Ret­tung der Par­tei« wür­de man die »Ret­tung Deutsch­lands« opfern. Die rechts­po­pu­lis­ti­schen Par­tei­en hät­ten damit ihre Auf­ga­be als Volks­ver­tre­ter ver­ra­ten und sich selbst ihrer Exis­tenz­be­rech­ti­gung als Oppo­si­ti­on zur glo­ba­lis­ti­schen Bevöl­ke­rungs­po­li­tik beraubt.

Die Auf­ga­be einer patrio­ti­schen Oppo­si­ti­on bleibt daher der Kampf gegen und die Bewußt­seins­bil­dung für Bevöl­ke­rungs­aus­tausch und eth­ni­sche Wahl. Statt sich einem von glo­ba­len Inter­es­sen­grup­pen for­cier­ten »demo­gra­phi­schen Wan­del« inhalt­lich anzu­pas­sen, ist es ihre Auf­ga­be, die­sen Wan­del selbst zu gestal­ten, das heißt, die »demo­gra­phi­sche Bom­be« der eth­ni­schen Wahl durch eine Poli­tik der Grenz­si­che­rung und Remi­gra­ti­on zu »ent­schär­fen«. Ein­zel­ne assi­mi­lier­te Migran­ten, die expli­zit gegen den Bevöl­ke­rungs­aus­tausch auf­tre­ten, kön­nen und sol­len Ver­bün­de­te sein. Dabei ist die Adap­ti­on eines »bun­ten, diver­sen« Erschei­nungs­bil­des aber auf jeden Fall zu vermeiden.

Was aber, wenn die­se Stra­te­gie schei­tert und der demo­gra­phi­sche »Kipp- Punkt« über­schrit­ten wird? Wächst das migran­ti­sche Wäh­ler­po­ten­ti­al wei­ter, wird ab einem gewis­sen Punkt eine kri­ti­sche Mas­se für FPÖ und AfD eine uner­reich­ba­re Grö­ße sein. Mei­ner Ansicht nach wird es dann nur eine ein­zi­ge mög­li­che Kon­se­quenz für die Rechts­par­tei­en geben: Sie müß­ten zu eth­no­kul­tu­rel­len Volks­grup­pen­par­tei­en wer­den, beschränkt auf Inter­es­sen­po­li­tik für Ein­hei­mi­sche in der Mul­ti­mi­no­ri­tä­ten­ge­sell­schaft. In die­sem post­de­mo­kra­ti­schen, mul­ti­kul­tu­rel­len Gang­land wäre der Staat end­gül­tig zur Beu­te gewor­den. Die Rech­te der deut­schen Volks­grup­pe in der Bun­des­re­pu­blik zu ver­tei­di­gen wür­de bedeu­ten, eben­so tri­ba­lis­tisch auf­zu­tre­ten, wie die Migran­ten es jetzt schon tun.

Dies wür­de in letz­ter Kon­se­quenz auch eine räum­li­che Samm­lung der deut­schen Min­der­heit nahe­le­gen. Die For­de­rung nach einer deut­schen Leit­kul­tur und Remi­gra­ti­on blie­be dabei nomi­nell bestehen. Solan­ge die­se aber nicht umsetz­bar ist, müß­ten nach dem »Kipp-Punkt« die Ein­for­de­rung von Volks­grup­pen­rech­ten, die heu­te ande­ren eth­ni­schen Min­der­hei­ten zuste­hen, und die Orga­ni­sa­ti­on einer deut­schen »eth­ni­schen Wahl« das Zeil von FPÖ und AfD sein.

Doch so weit sind wir noch nicht. Noch blei­ben vie­le Jah­re und zahl­rei­che Wahl­gän­ge, um den Bevöl­ke­rungs­aus­tausch zu brem­sen, anzu­hal­ten und umzu­keh­ren. Die »Kon­ver­genz der Kata­stro­phen« (Guil­laume Faye) (5) bie­tet idea­le Bedin­gun­gen für eine Oppo­si­ti­on, die am Sta­tus quo kei­ne Schuld trägt. Die ticken­de »demo­gra­phi­sche Bom­be« soll­te Ansporn sein, die­se Chan­cen zu nutzen.

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(1) – Rolf Peter Sie­fer­le: Epo­chen­wech­sel – die Deut­schen an der Schwel­le zum 21. Jahr­hun­dert (1994), Ber­lin 2017, S. 471 f.

(2) – Rafae­la Dancy­gier: Dilem­mas of Inclu­si­on: Mus­lims in Euro­pean Poli­tics, Prince­ton 2017, S. 89.

(3) – Ebd., S. 19.

(4) – Ver­öf­fent­licht auf: www.citizensforeurope.org

(5) – Guil­laume Faye: Con­ver­gence of Cata­stro­phes, ­Lon­don 2012.

 

Martin Sellner

Martin Sellner ist Kopf der österreichischen Identitären Bewegung.

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