Ist der Film “Barbie” ein Kunstwerk? Susanne Dagen und Ellen Kositza im Gespräch

Die Barbie-Puppe mit ihren „Traummaßen“ (schon das Wort erscheint uns heute fehl am Platz, oder?) wurde 1959 erfunden. Sie ist ein eingetragenes Warenzeichen der US-amerikanischen Firma Mattel.

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

Noch im I. Quar­tal 2023 waren die Umsät­ze des Bar­bie-Uni­ver­sums dras­tisch ein­ge­bro­chen. Trotz (oder wegen) all die­ser Diver­si­täts­vor­stö­ße? Es gab längst Bar­bie im Roll­stuhl, schwar­ze Bar­bies, ampu­tier­te Bar­bies etc.

Der „Barbie“-Film nun lös­te hef­ti­ge Kon­tro­ver­sen aus. Das deut­sche Feuil­le­ton lieb­te ihn fast rund­um: „Wow, Eman­zi­pa­ti­on!“ In den USA wur­de er vor allem von Kon­ser­va­ti­ven hart kri­ti­siert: „Ganz fal­sches Frau­en­bild.“ Regis­seu­rin Gre­ta Ger­wig fei­er­te: Ihr „Barbie“-Film spiel­te mehr als eine Mil­li­ar­de Dol­lar an ame­ri­ka­ni­schen Kino­kas­sen ein.

Das Unter­neh­men Mat­tel hat den Film ko-finan­ziert. Es ist also kein ganz frei­es „Kunst­stück“. Man soll­te dar­über reden! Sprich: wir sollten!

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ELLEN KOSITZA: Lie­be Susan­ne, wir bei­de haben den „Barbie“-Film gese­hen. Du gleich zwei­mal, stimmt´s? Mei­ne Twit­ter-Freun­din Marie-Thé­rè­se Kai­ser, AfD-Kan­di­da­tin, fand, es sei der schreck­lichs­te Film, den sie je gese­hen habe. Soweit wür­de ich nicht gehen. Ich muß­te min­des­tens zehn­mal laut lachen! Ich fand zumal die bei­den Haupt­dar­stel­ler Mar­got Rob­bie und Ryan Gosling ein­fach groß­ar­tig. Über­haupt ist ja alles an die­sem Strei­fen äußerst pro­fes­sio­nell, dar­über muß man kaum streiten

Die Bot­schaft des Films aber miß­fällt mir sehr. Ich darf mal den Inhalt kurz reka­pi­tu­lie­ren? Also: Es gibt eine Art Vor­film. Gaa­anz frü­her spiel­ten klei­ne Mäd­chen mit nied­li­chen Baby­pup­pen. Sie spiel­ten Mut­ter-Sein.  Das ist (via Erzähl­stim­me) natür­lich ganz schön, aber doch nicht erfül­lend. Dann tritt die „Bar­bie“ in den Raum. Die­se stein­zeit­li­chen Mäd­chen mit ihren Baby­pup­pen sind voll elek­tri­siert. Denn Bar­bie ist ganz anders! Sie ist eman­zi­piert, sie ist eine Figur, die ein­fach alles kann! Die moder­ne Bar­bie kann Erfin­de­rin sein, sie kann in den Welt­raum düsen, sie kann alle Haut­far­ben, sie kann Prä­si­den­tin sein!

Nun kriegt unse­re „ste­reo­ty­pi­sche Bar­bie“ (eben die strah­lend schö­ne Mar­got Rob­bie) aber inmit­ten einer so schö­nen Bar­bie-Par­ty einen Depri-Flash: Memen­to Mori! Auch du wirst ster­ben! Geht ja gar nicht in die­ser Hap­py-Welt! Die Ur-Bar­bie hat­te High-Heels-Füße. Mar­got Rob­bies Füße nun sind, ver­dammt!, flach gewor­den. Sie muß nun in die „ech­te Welt“, um das zu behe­ben. In der ech­ten Welt aber herrscht das Patri­ar­chat. Bar­bies Lebens­part­ner Ken beglei­tet sie. Logisch fin­det er das Patri­ar­chat cool und will es nun auch in der Bar­bie-World reak­ti­vie­ren. Spoi­ler: Er wird scheitern.

Susan­ne, sor­ry. Das ist nicht mein Film. Was fin­dest Du dar­an gut?

SUSANNE DAGEN: Oh, es ist ein fabel­haf­ter Film! Ich habe ihn, das stimmt, schon zwei­mal gese­hen und pla­ne nun noch einen drit­ten Kino-Besuch. Ich sehe den Film pri­mär als ein gro­ßes Kunst­werk, was mir gefällt und was mich inspi­riert. Auch dahin­ge­hend, daß die­ser von den Zuschau­ern so unter­schied­lich und so mul­ti­per­spek­ti­visch inter­pre­tiert wird. Das ist für mich vor allem eine Defi­ni­ti­on für Kunst. Im Übri­gen wis­sen wir, daß Regis­seu­rin Gre­ta Ger­wig das Dreh­buch gemein­sam mit ihrem Lebens­ge­fähr­ten Noah Baum­bach schrieb, und ich glau­be, die hat­ten rich­tig viel Spaß dabei!

Wir stei­gen in die­sen Film mit einem ers­ten Zitat ein. Über­haupt wim­melt es in die­sem Strei­fen von fil­mi­schen und ver­ba­len Anspie­lun­gen. Für mich ist das eine höchst erfreu­li­che und auch spie­le­ri­sche Gele­gen­heit, mei­ne, zuge­ge­be­ner­ma­ßen, nicht so umfang­rei­che Film­erfah­rung retro­spek­tiv zu prü­fen. Die Klas­si­ker aller­dings ken­ne ich. Und sie­he da, mir ist eini­ges auf­ge­fal­len: wir begin­nen mit einer Situa­ti­on in einer Mond­land­schaft, in der klei­ne Mäd­chen mit Pup­pen spie­len. Aller­dings spie­len sie vor allem eins, näm­lich Mut­ter sein. Und das ist für mich das Grund­the­ma die­ses Fil­mes. Ursäch­lich steht da natür­lich das Man­n/­Frau-The­ma, was uns aktu­ell als ein Flui­des, nicht Star­res beschrie­ben wird und dar­aus resul­tie­rend die Fra­ge um Mut­ter­schaft. Denn, was ist denn Bar­bie? Bar­bie spricht selbst im Film von sich als einer Figur, die kei­ne Vagi­na hat. Also, kei­ne Frau ist.

Nun ist es seit Men­schen­ge­den­ken, selbst wenn man uns heu­te ande­res glau­ben las­sen möch­te und selbst wenn es so wäre, daß Unvor­stell­ba­res schon tech­nisch mög­lich ist, so und bleibt es dabei, daß nur die Frau mit ihrer ent­spre­chen­den geschlechts­or­ga­ni­schen Beschaf­fen­heit, die nun doch unbe­strit­te­ner­wei­se eine völ­lig ande­re als die des Man­nes ist, Mut­ter sein kann. Die Erzähl­stim­me spricht in der Ein­gangs­sze­ne, der bom­bas­tisch musi­ka­lisch unter­leg­ten Ouver­tü­re, über die­se Mut­ter­rol­le, die klei­ne Mäd­chen schon im Spiel mit Pup­pen erler­nen und eben auch üben.

Eine Rol­le, das wis­sen wir bei­de, die wahr­schein­lich die schwers­te, wenn man sie aller­dings als eine Auf­ga­be betrach­tet, dann doch die am schöns­ten, auch leid­volls­te zu erfül­len­de Ur-Auf­ga­be im Leben einer Frau ist. In dem Moment aller­dings, wo Bar­bie auf die­se Mond­land­schaft, die uns von ihrem Bild­the­ma vor allen Din­gen an Stan­ley Kubricks „Odys­see im Welt­all“ erin­nert, auf­taucht, zer­stö­ren die Mäd­chen ihre Baby-Pup­pen und wen­den sich die­ser rei­nen, weil geschlechts­lo­sen Frau­en-Attrap­pe zu…

KOSITZA: Stopp bit­te kurz, Ein­halt: Es ist nicht nur das Bild­the­ma, es ist eben­falls die Musik, „Also sprach Zara­thus­tra“ von Richard Strauss. Bei Kubricks Film von 1968 sehen wir in der ent­spre­chen­den Ein­gangs­sze­ne eine Hor­de wil­der Affen. Als die bom­bas­ti­schen Zara­thus­tra­klän­ge ertö­nen, beginnt einer der Affen vol­ler Furor, das her­um­lie­gen­de Ske­lett eines toten Tie­res zu zer­trüm­mern. Die Sze­ne, wo die­se net­ten, hübsch geklei­de­ten Mäd­chen ange­sichts der Her­ab­kunft der Bar­bie ihre nied­li­chen Pup­pen zer­stö­ren, fand ich übri­gens schlim­mer als den gan­zen Rest des Films.

Mei­ne 12 und 17jährigen Töch­ter, die mit mir im Kino waren, sahen das ähn­lich. Sie waren dann beru­higt, daß es hin­ter­her „so hei­ter“ war. Naja, das waren dann Gesprä­che! Für mich bedeu­te­te die­ses Intro: Als die Mäd­chen noch bezopft Mama spiel­ten, waren sie eigent­lich auf dem Niveau instinkt­ge­trie­be­ner Affen. Übri­gens sehe ich nicht, daß sie die Bar­bie als geschlechts­lo­ses Wesen begrü­ßen. Bar­bies Geschlechts­lo­sig­keit wird doch erst spä­ter im Film zum The­ma. In mei­ner Sicht bewun­dern die Kin­der im Film die­se über­le­bens­gro­ße Bar­bie auf­grund ihrer sorg­lo­sen Perfektion.

DAGEN: Du sprichst etwas Wich­ti­ges an, näm­lich die Ein­stu­fung der FSK auf 6 Jah­re. Das heißt, daß man ent­we­der den Film dort vor­ab nicht gese­hen hat oder man tut eben nichts ande­res, als sich an die eige­nen Regeln strikt zu hal­ten, näm­lich, daß Fil­me ohne sicht­ba­re Gewalt und Sex­hand­lun­gen eben die­se Kate­go­ri­sie­rung erhal­ten. Es tut mir furcht­bar leid, wenn ich dann pink­far­ben geklei­de­te Mäd­chen mit ihren Müt­tern im Kino­saal sehe, denn im bes­ten Fall gehen die rat­los, wenn nicht gar ver­stört aus die­sem Film heraus.

Zur Ein­gangs­sze­ne: Du fin­dest die Mäd­chen nett und hübsch geklei­det? Es herrscht End­zeit­stim­mung vor und es gibt nur Braun­tö­ne, die die­sen Ein­druck noch ver­stär­ken. Plötz­lich erscheint die hüb­sche Bar­bie, und ja, mit einer Traum­fi­gur und far­big geklei­det. Ihr Zwin­kern, an die Klein­mut­tis gerich­tet, bringt die­se dazu, ihr bis­he­ri­ges Dasein zu zer­stö­ren. Alle wol­len nur noch das Heils­ver­spre­chen Bar­bie – per­fekt, sinn­lich und lichtumflossen….

Du weißt viel bes­ser als ich, daß das Rei­ne das Anbe­tungs­wür­di­ge ist, daß die Got­tes­mut­ter aus der rei­nen Leh­re her­aus nie berührt wur­de. Auch Bar­bie ist frei von sol­cher Art Berüh­run­gen, selbst wenn Mat­tel ihr einen Part­ner an die Sei­te gestellt hat, näm­lich den schö­nen Ken. Nur, was soll das für eine Part­ner­schaft sein, wenn sie doch als Mann und Frau nie zusam­men­kom­men kön­nen, sich ihrer Auf­ga­be nicht bewußt sind. Wenn Ken nicht Mann und Bar­bie nicht Frau sein kann,…

KOSITZA: Ich geh‘ noch­mal dazwi­schen, par­don. Das ist ein Punkt, den ich so nicht bedacht habe. Aller­dings will Ken ja offen­kun­dig dau­ernd – also ins Bett mit Bar­bie. Nur weiß ich nicht, ob die Rein­heit oder sagen wir es noch stren­ger, die Ste­ri­li­tät der her­kömm­li­chen – im Film heißt es selbst­iro­nisch: der „ste­reo­ty­pi­schen“ Bar­bie – das gro­ße Pro­blem ist.

Ich selbst und mei­ne Kin­der haben übri­gens nie mit Bar­bies gespielt. Du? Wie war das über­haupt im Osten mit Bar­bie? Ich konn­te die nie lei­den. Mäd­chen, die mit Bar­bie spiel­ten, waren für mich Zim­per­lie­sen. Und mei­ne Töch­ter hab ich lie­ber davon fern­ge­hal­ten, weil ich kei­ne Tus­sis woll­te, mal grob gesagt. Zurück zur Rein­heit, heu­te ja ein ver­fem­ter Begriff. Du weist mich dar­auf hin, daß die ste­reo­ty­pi­sche Bar­bie ase­xu­ell sei. Ja, gut, „natür­lich“ ist Ase­xua­li­tät nicht. Daß Kin­der heu­te mit Bar­bie und Ken Geschlechts­ver­kehr spiel­ten, erscheint mir aller­dings nicht beson­ders erstrebenswert.

DAGEN: Ich glau­be nicht, daß Ken mit Bar­bie andau­ernd in die Kis­te will – er will ein­fach bei ihr sein. Im Film heißt es ja auch „Sie ist alles, er ist nur Ken.“ Wir wis­sen, daß es zuerst nur Bar­bie gab, erst dann kam Ken als ihr „Part­ner“, eher als ihr Pen­dant dazu. War­um ist das so? Wo doch die reli­giö­se Erzäh­lung umge­kehrt ist, wenn Gott Adam in einen tie­fen Schlaf fal­len läßt und aus sei­ner Rip­pe, „der schö­nen Sei­te“ Eva schuf. Es braucht eben das Paar von Mann und Frau, was als Part­ner, als Gegen­über fun­giert, bei­de erst zum Gan­zen wer­den, ver­schmel­zen und sich ver­meh­ren läßt.

Hier scheint Ken aus Bar­bies Sei­te geformt, sucht ihre Gegen­wart und bedrängt sie, die Nacht mit ihm zu ver­brin­gen. „Was machen wir dann?“ fragt Bar­bie, als er sie dar­um bit­tet. „Ich weiß es nicht“, sagt Ken. Inter­es­sant in dem Zusam­men­hang ist dann noch die Sache mit Allan, der weder zu den Kens, noch zu den Bar­bies gehört: Mat­tel hat­te vor Jah­ren Ken und Bar­bie die Pup­pen Allan und Midge zur Sei­te gestellt. Midge war neben der Nobel­preis­trä­ger-Bar­bie, der Ste­war­dess-Bar­bie, der Pilo­tin-Bar­bie – also neben all den Bar­bies – nur schwan­ger. Die Pro­duk­ti­on wur­de sehr schnell wie­der ein­ge­stellt, die unför­mi­ge, weil: schwan­ge­re Bar­bie ver­kauf­te sich nicht. Seit­her ist Allan allein. Aber wenigs­tens gibts den nur ein­mal… Merkst Du was?

KOSITZA: Ehr­lich gesagt: nein. Klär mich auf, bit­te. Die Allan-Geschich­te hab ich zwar nach­ge­le­sen – aber im Film kam mir Allan doch als so was wie ein non-binä­rer Trot­tel vor. Er ist unat­trak­tiv weich, pein­lich und das, was man heu­te einen NPC nennt, einen Non-Play­er-Cha­rak­ter. Noch pein­li­cher als Ken, der ja immer­hin ein Ziel hat: die Errich­tung eines Patriarchats.

DAGEN: Allan hat sei­nen Lebens­sinn ver­lo­ren, näm­lich der „Mann“ von Midge zu sein. Inter­es­sant ist ja auch der Kniff, Allan in der „rea­len Welt“ als Ange­stell­ten bei Mat­tel zu zei­gen. Dort spielt er eine ent­schei­den­de Rol­le als der­je­ni­ge, der den Mut hat, zur Geschäfts­lei­tung vor­zu­drin­gen, dies wohl erst­ma­lig mit gan­zem Ein­satz, um dort die ent­setz­li­che Kun­de von Bar­bies Aus­bruch und Ein­drin­gen zu über­brin­gen. An der Suche nach ihr ist er dann end­lich gleich­wer­tig betei­ligt, ist Teil einer Grup­pe fast iden­ti­scher Mana­ger­ty­pen. Zum guten Ende dann umarmt er gar den Chef, der ihn aber brüsk abweist und kei­ne ech­te Berüh­rung wünscht. In dem Moment ist er wie­der der Allan aus der Bar­bie-Welt, der zu nie­man­dem gehört. Ein star­ker schau­spie­le­ri­scher Charakter!

Ken folgt eben­falls Bar­bie in die „rea­le Welt“ und erlebt dort das ers­te Mal Aner­ken­nung. Inter­es­san­ter­wei­se macht er das dar­an fest, daß ihn eine Frau nach der Uhr­zeit frag­te. Ihn! Und dann auch noch mit der ent­schei­dends­ten Fra­ge danach, in wel­cher Zeit wir leben! Er ist fas­zi­niert von den Insi­gni­en der Männ­lich­keit, bekommt end­lich (männ­li­che) Kon­tur und beschließt, genau dies in die Bar­bie-Welt zu über­tra­gen und end­lich Ken-Land zu schaf­fen! (Huch, er eman­zi­piert sich!) Ist das herr­lich! Über­all pran­gen nun star­ke Pfer­de, die gerit­ten wer­den wol­len, zei­gen sich Geg­ner, die gesto­ßen wer­den müssen…

KOSITZA: Klei­ner Zwi­schen­ruf. Vie­les war auch so lieb­los über­setzt oder syn­chro­ni­siert. Bei einem Film, der den Anspruch hat, Kunst zu sein, pas­siert sowas eigent­lich nicht! Dar­an mei­ne ich zu sehen, daß es um „Markt­macht“ ging. Die­ses wie­der­keh­ren­de „sich sto­ßen“ war so ein Bei­spiel. Das sagt man doch auf Deutsch gar nicht: „Ich sto­ße dich!“- „Los, stoß mich!“ Bei die­ser alber­nen Prü­gel­sze­ne, wo sich alle Kens mit lächer­li­chem Strand­spiel­zeug am soge­nann­ten Beach „sto­ßen“, also prü­geln, bin ich übri­gens kurz ein­ge­nickt. Unter ande­ren die­se Sze­ne war für mich noch so ein Indiz, daß hier die Grund­schul­kli­en­tel ein­ge­fan­gen wer­den soll.

DAGEN: Ellen, Du bist süß… Die Prü­ge­lei, wie Du es nennst, ist eine mei­ner Lieb­lings­pas­sa­gen in die­sem Film, adap­tiert und iro­ni­siert sie doch die end­lo­sen Schlacht­sze­nen in all den gro­ßen Strei­fen, die ich so gern mag, zum Bei­spiel bei „Herr der Rin­ge“ oder bei „Vikings“. Star­ke, wüten­de Män­ner toben, brül­len, kämp­fen da gegen­ein­an­der. Fil­misch wird’s dann noch ein­drucks­vol­ler, wenn schar­fe Schnit­te oder Zeit­lu­pe ein­ge­setzt werden.

Der ste­reo­ty­pe Ken und Asia-Ken schei­nen nur auf die­sen erlö­sen­den Moment gewar­tet haben, hier end­lich gegen­ein­an­der anzu­tre­ten – wenn auch nur mit Spiel­zeug in die­ser gera­de noch so hei­len Spiel­zeug­welt. Daß sie sich sto­ßen ist für mich da Wort­witz ers­ter Güte; was soll es denn auch ande­res sein bei die­sen Püpp­chen???  Wenigs­tens aber wer­den die besetz­ten rosa Bar­bie-Häu­ser zum „Mojo Dojo Casa House“ und schon wie der neue Ken-Mann in Stal­lo­nes Web­pelz das aus­spricht, über die Lip­pen per­len und mit der Zun­ge for­men lässt, ist so sexy – wow! Er lernt schnell.

KOSITZA: Wo ich laut lachen muß­te: als Ken (er nennt sein Land „Ken­dom“ und trägt ein Shirt mit der mun­ter-zufrie­de­nen Auf­schrift „Kenough“) Bar­bie in sei­nem Patri­ar­chat emp­fängt und sich dabei läs­sig auf­stützt. Beim Auf­stütz­vor­gang wan­dert sein Blick kurz zum eige­nen Bizeps. Ist er deut­lich zu sehen? Noch nicht ganz. Er spannt nach…

DAGEN: So über­zeich­net, wie die fröh­li­chen Bar­bies vor­mals agier­ten, sind nun die Kens: Sie trin­ken, rau­fen, hal­ten sich die Bar­bies (vor­mals Prä­si­den­tin, Nobel­preis­trä­ge­rin, Erfin­de­rin) als Hos­tes­sen, die las­ziv nach den Wün­schen der Her­ren fra­gen. „Noch jemand ein Mango-Bierchen?“.

Nun zeigt sich, daß alle assis­tie­ren­den Bar­bies gehirn­ge­wa­schen sind und die Aus­sa­ge der „komi­schen Bar­bie“, die vor allem die Rol­le der wei­sen, weil erfah­re­nen Frau hat, scheint end­gül­tig: „Ent­we­der du bist einer Gehirn­wä­sche unter­zo­gen oder du bist seltsam.“

Ich hat­te übri­gens kei­ne Bar­bie, bin ja ein Zonen­kind und ich kann­te auch nie­man­den, der ein solch dür­res Pup­pen­ge­rip­pe hat­te. Und dann auch noch mit Brüs­ten und die­sen komi­schen Füßen! Wir haben unse­re dral­len Baby­pup­pen in Kin­der­wa­gen, die so aus­sa­hen wie die gro­ßen, wenn sie mit ech­ten Babies rei­hen­wei­se vor der Kauf­hal­le stan­den, in der wie­der­um die Müt­ter nach Lebens­mit­teln anstan­den, rum­ge­scho­ben. Haben die geherzt und geküsst, sie an- und umge­zo­gen, geba­det und gewi­ckelt, in den Schlaf gesun­gen, mit ihnen geschimpft und manch­mal auch den Hin­tern ver­sohlt, so wie wir es von zu Hau­se kannten…

KOSITZA: Ich benei­de Dich, fast. Ich hab nie­mals mit Pup­pen gespielt, ver­mut­lich auch wegen die­ser Vor­macht der Bar­bie bei uns im Wes­ten.  Mit–Puppen- Spie­len war für mich nichts.

DAGEN:…und es gab auch immer die böse Pup­pe, der man die Haa­re abge­schnit­ten hat und die wir mit Fil­zern ver­schönt haben. Ähn­lich der „komi­schen Bar­bie“ im Film, die dann ver­sto­ßen wur­de und nun Her­rin über all die aus­sor­tier­ten Bar­bies, wie eben auch Mitch ist.

KOSITZA: Die böse Pup­pe, die im Film „die komi­sche Bar­bie“ heißt und ein unkon­ven­tio­nel­ler Punk ist, bedient natür­lich das übli­che Nar­ra­tiv: Es ist die Aus­ge­sto­ße­ne, die der eigent­li­che Kata­ly­sa­tor für die not­wen­di­ge Eman­zi­pa­ti­on der Bar­bie ist.

Ihr Mot­to: Mach alles anders, als es von Dir erwar­tet wird. Spreng ein­fach die Rol­len! Hei­kel, fin­de ich. Wir bei­de, Du, Susan­ne, und ich, haben ja auch gewis­se Rol­len gesprengt. Aber dies eben nicht im Sin­ne einer Uto­pie. Nicht, um ein phan­ta­sier­tes „Patri­ar­chat“ zu über­win­den. Ich hal­te es, mal glas­klar gesagt, für fatal, wenn die Frau ihre Rol­le, was für ein dum­mes Wort, als Frau „spren­gen“ will. In die­sem Film wol­len die Frau­en, die Bar­bies, aber nichts ande­res als: die Ober­hand. Sie wol­len min­des­tens Prä­si­den­tin sein und jeden­falls die­se dümm­li­chen Män­ner auf zwei­te oder nie­de­re Rän­ge ver­wei­sen. Haha, wie wit­zig. Wer war­tet denn dann die Flug­zeu­ge, wer plant, kon­stru­iert und baut Brü­cken? Wer erfin­det Maschi­nen? Die Bar­bies im Engel­bert-Strauss-Dress? Das ist doch ein Witz!

Daß die Bar­bies im Film auch Müll­wer­ke­rin­nen waren, hab ich übri­gens als iro­ni­schen Bonus ver­bucht. Ich mei­ne aber, im Real­li­fe ist das see­ehr sel­ten. Das sagt doch alles! Frau­en fah­ren weder Müll weg, noch erkun­den sie den Mond.

DAGEN: Der Film ist für mich vor allem eins: eine sehr geschick­te, weil unter­halt­sa­me Art der Kri­tik an der der­zei­tig woken und völ­lig absur­den Auf­fas­sung, dass es kei­nen Unter­schied zwi­schen Mann und Frau gäbe, daß dies nur ein Kon­strukt sei, das es zu dekon­stru­ie­ren gilt. Und, was dem Gan­zen die Kro­ne auf­setzt, uns glau­ben machen zu wol­len, daß natür­lich auch Män­ner schwan­ger wer­den können.

Wenn Sebas­ti­an Klein­schmidt in sei­nem Buch Lob der Auto­ri­tät dar­über schreibt, daß die 68-er nicht nur den Marsch durch die Insti­tu­tio­nen, son­dern auch den Weg durch die Defi­ni­tio­nen beschrit­ten haben, ist es doch so, daß sie nun beim Ur-The­ma ange­kom­men zu sein schei­nen, näm­lich der völ­li­gen Ent­glei­sung zur Auf­fas­sung von Mann und Frau, von Mut­ter und Vater, von Fami­lie und Geschlech­ter­rol­len. Das Mut­ter­the­ma im Film zieht sich ja auch auf einer wei­te­ren Ebe­ne, näm­lich auf der der „Rea­len Welt“, in die Bar­bie und Ken gehen müs­sen, durch.  Was meinst Du zu mei­ner These?

KOSITZA: Daß es kei­nen Unter­schied zwi­schen Mann und Frau gäbe, ist eine Theo­rie, die von einer mini­k­lei­nen, natür­lich ton­an­ge­ben­den Schicht ver­foch­ten wird. Inso­fern hal­te ich es für rei­nes Appease­ment, wenn im Film nicht vom binä­ren Geschlech­ter­mo­dell abge­wi­chen wird. Anders als du fin­de ich den Bar­bie-Film furcht­bar „woke“, obwohl ich das Attri­but mitt­ler­wei­le fast so sehr has­se wie „links­grün­ver­sifft“. Eine der Bar­bies wird ja auch von einer Trans­frau gespielt, das wur­de auch eigens und stolz kom­mu­ni­ziert. Mat­tel selbst hat längst eine Trans­gen­der-Bar­bie kre­iert. Das, und daß Mat­tel den Film kofi­nan­ziert hat, sagt für mich alles.

DAGEN: Wie gesagt, ist die­ser Film für mich eine herr­li­che Sati­re. Eben auch auf das „woke“ Tun, was das Anbie­dern an den Zeit­geist betrifft. Man muß bei all dem Tem­po, der Far­big­keit und den schö­nen Melo­dien schon sehr gut auf­pas­sen, um die eine oder ande­re Selbst­kri­tik herauszulesen…

Ein Brül­ler, wenn auch nur von weni­gen wahr­ge­nom­men ist die Sze­ne, als der Chef von Mat­tel hör­te, daß nach Jah­ren eine Bar­bie (und nun auch noch die ste­reo­ty­pe, die Ur-Bar­bie) mal wie­der eine Rei­se in die „ech­te Welt“ unter­nimmt, um ihr mensch­li­ches Pen­dant zu fin­den. Sie ist gezwun­gen dazu, denn plötz­lich nimmt sie mensch­li­che Züge an. Das heißt, sie fühlt und fürch­tet den Tod. Naja, eigent­lich nur das Ende der rosa­far­be­nen Tag­ein-Tag­aus-Bar­bie­welt. Auf die Fra­ge, ob sie so geschun­den lie­ber in ihrer Welt blei­ben will (High-Heel) oder der Sache auf den Grund gehen soll­te (Bir­ken­stock-Schuh braun) wählt sie natür­lich den Hacki, der ihr aber ver­wehrt wird. Sie muß die rote Pil­le schlu­cken und raus in die Welt. Will­kom­men bei „Matrix“!

Die Chef­eta­ge Mat­tel erfährt davon recht schnell, der Boss schäumt und zählt noch­mal flink all das auf, was er doch rich­tig gemacht hat. Es hät­te doch eben des­halb nichts pas­sie­ren dür­fen – kei­ne Umsatz­ein­brü­che, kei­ne Vor­wür­fe von Femi­nis­tin­nen, Bar­bie wäre voll­kom­men unty­pisch und vor allem sexua­li­siert und vor allem nicht, daß die erdach­te Bar­bie nun in der Rea­li­tät lan­det. Die Auf­zäh­lung all sei­ner guten Taten endet mit dem erschöpf­ten Aus­ruf „Und zwei mei­ner bes­ten Freun­de sind Juden!“ Ach, das gefällt mir – soviel Iro­nie war selten!

KOSITZA: Das Juden-Ding war echt gut. Ich hal­te die The­ma­ti­sie­rung des Mut­ter­the­mas im Film aber für ver­gif­tet. Einen kras­sen Tief­punkt stell­te für mich die­se Brand­re­de dar, die Glo­ria – im Film eine auf­ge­klär­te Ange­stell­te von Mat­tel und Mut­ter einer reni­ten­ten Toch­ter – hält. Ich zitie­re jetzt rein aus der Erin­ne­rung, also nicht wort­wört­lich: „Wir Frau­en sol­len Hei­li­ge sein, aber gleich­zei­tig Huren. Wir sol­len die Fami­lie betreu­en, aber auch einen guten Job haben. Wir sol­len schön sein, aber auch gute Zuhö­re­rin­nen. Wir sol­len span­nend sein, aber auch zuver­läs­sig. Wir sol­len cool sein, aber auch sen­si­bel. Das Patri­ar­chat hat uns total im Griff, und das muß weg.“

Ich kann die­ses Gela­ber ehr­lich nicht ertra­gen. Die Frau zwi­schen allen Fron­ten! Die sie doch nur selbst ima­gi­niert bezie­hungs­wei­se sich ein­re­den läßt! Frü­her über irgend­ei­nen Benimm-Code, heu­te über Insta­gram. Ich kann mich mit die­sen Kla­ge­wei­bern über­haupt nicht iden­ti­fi­zie­ren. Ich fin­de die­se Art Auf­schrei kon­tra­pro­duk­tiv. Total.

Und wie lan­ge Frau­en schon die­se Phil­ip­pi­ka im Mund füh­ren… Wenn mei­ne Mut­ter „Kri­se“ hat­te, hör­te sie sich laut Git­te Haen­nings Wut-Schla­ger „Ich will alles“ von 1963 an. Die Gene­ra­ti­on unse­rer Töch­ter hör­te „Stron­ger“ von Brit­ney Spears und­und­und; dau­ernd gab und gibt es orches­trier­te Aus­brü­che gegen das „Patri­ar­chat“, die west­li­che Frau­en­welt wird doch seit Jahr­zehn­ten damit ange­fixt! Weib­li­ches „Empower­ment“ geht dabei mit der Ver­ächt­lich­ma­chung des Man­nes ein­her. Und der Bar­bie-Film streut die­sen seit lan­gem schwe­len­den Dis­kurs nun unters aller­jüngs­te Volk. Inso­fern glau­be ich nicht, daß „FSK 6“ ein Miß­ver­ständ­nis ist – es ist Teil des Coups!

DAGEN: Ach­was! Auch hier sehe ich das anders. Wir kön­nen einer Ent­wick­lung bei­woh­nen, die eben nur Müt­ter durch­le­ben kön­nen, dür­fen, müs­sen. Die puber­tie­ren­de Toch­ter ist wie ein Kerl, schart eine Grup­pe Mädels um sich, die sie als Anfüh­rer und Beschüt­zer sehen. In der Rol­le gefällt sich die Toch­ter der Mat­tel-Ange­stell­ten, stößt ihre Mut­ter von sich und bezeich­net Bar­bie als Faschis­tin. Upps, da muß die Bar­bie wei­nen, und ich habe mich kurz gefragt, wie Bar­bie denn eigent­lich wis­sen kann, was Faschis­mus ist? Aber selbst in der Bar­bie-Welt sind wohl sol­cher­art Zuschrei­bun­gen bekannt, ob nun rich­tig oder falsch – ganz egal.

Aller­dings zeigt sich, daß Glo­ria, die Mut­ter des Tee­nies, das eigent­li­che Ziel­ob­jekt für Bar­bie ist, denn die­se hat Depres­sio­nen und Gedan­ken von der Schwär­ze ihrer eige­nen Rea­li­tät. Einen Vater gibt es auch, der aber lernt por­tu­gie­sisch, viel­leicht um sei­ne Frau zu beein­dru­cken, die ihm in ihrem wie­der­um kli­mak­te­ri­schen Unmut voll­kom­men fremd ist. Augen­schein­lich ist sie aber wenigs­tens por­tu­gie­sisch­spra­chig, und der arme Mann ver­sucht sich auf die­ser Ver­ständ­nis-Brü­cke. Ver­ächt­lich gemacht wird er den­noch nicht, nur in sei­ner Unsi­cher­heit gezeigt.

Bar­bie, nun wie­der in der Bar­bie-Welt, ist nach ihrer Rück­kehr aus der „rea­len Welt“ ent­setzt, woll­te sie doch der mit ihr gemein­sam ange­reis­ten Mut­ter die schöns­te aller Wel­ten vor­füh­ren – und kapi­tu­liert ange­sichts der aus­ge­bro­che­nen Här­te, wenn Ken sich zwar ver­letzt zeigt, aber der neue Macho in ihm die Ober­hand gewinnt. Ein­zig Sascha, die reni­ten­te Toch­ter, ver­steht es, Bar­bie und ihre ver­zwei­fel­te Mut­ter zu moti­vie­ren, die­se Welt wie­der in Ord­nung zu brin­gen. Eine Hand­rei­chung der Toch­ter, die bereit ist, sich der Mut­ter wie­der anzunähern.

Mut­ter und Toch­ter fin­den dar­über wie­der zuein­an­der; rüh­rend anzu­se­hen, wie gemein­sa­me Erin­ne­rung an frü­he­res Pup­pen­spiel mit Bar­bie die Ober­hand gewinnt. Eine schö­ne Sen­ti­men­ta­li­tät, wie sie nur in der „rea­len Welt“ vor­kommt. Ich behaup­te, das ist größ­tes Mutterglück!

KOSITZA: Oh … ich bin berühr­bar, aber hier nicht…Mal hart gesagt – wenn puber­tä­re Toch­ter und kli­mak­te­ri­sche Mut­ter ein Bünd­nis im eman­zi­pa­to­ri­schen Sin­ne ein­ge­hen, dann fin­den wir doch eher einen hor­mo­nel­len Aus­nah­me­zu­stand vor? Sol­len wir damit enden, Susan­ne? We agree to disagree?

Ich fand die­sen Film gif­tig und befin­de mich damit anschei­nend im kon­ser­va­ti­ven Main­stream. Für mich war er Gehirn­wä­sche. Du wirst ihn dir dem Ver­neh­men nach dem­nächst ein drit­tes Mal anse­hen und tol­le Zwi­schen­tö­ne her­aus­hö­ren. Ja, oder?

DAGEN:
Ich sag mal so, es ist doch meis­tens der Aus­nah­me­zu­stand, der uns zuein­an­der bringt; wie auch immer geartet…

Bar­bie, soviel sei ver­ra­ten, macht sich, nach­dem sie die Bar­bie-Welt mit weib­li­cher List und aus der Kennt­nis der ein­fa­chen Struk­tur eines Ken-Brain  wie­der auf­ge­räumt hat, wie­der­um auf in die „rea­le Welt“. Nun in beige­far­be­nem Jackett und Hosen, ein­zig die Bir­ken­stock-San­da­len glit­zern pink an ihrem schlan­ken Fuß. Sie ist auf dem Weg zu ihrer Gynä­ko­lo­gin, wie sie sagt, und ich erin­ne­re mich an ihre Aus­sa­ge gegen­über Ruth, der Erfin­de­rin der Pup­pen­welt, die sie an einem ver­steck­ten Ort im Glas­pa­last, dem Fir­men­sitz von Mat­tel traf: „Ich will etwas erschaf­fen, statt nur eine Erschaf­fe­ne zu sein.“

Ihrer bei­der inein­an­der­ge­leg­ten Hän­de läu­ten damit Anfang und Ende ein, sind als Zitat Michel­an­ge­los zu deu­ten, der den gött­li­chen Fun­ken an die Mensch­heit wei­ter­gibt. Lebt nun end­lich so, wie ihr leben müßt, schafft und erschafft!

Die letz­ten Sze­nen gehö­ren der Bebil­de­rung eines ganz nor­ma­len Lebens als Frau, Mut­ter, Groß­mutter – nicht als Pilo­tin, nie­mals als Müll­ver­räu­me­rin und nicht zwangs­läu­fig als Prä­si­den­tin.  Der Kreis schließt sich…

Ich hof­fe, daß die­ses Kunst­werk (ich blei­be dabei!), von dem ich mei­ne, daß dies der am meis­ten miß­ver­stan­de­ne Block­bus­ter aller Zei­ten ist, noch vie­le Zuschau­er fin­det. Vie­le, die genau sol­chen Spaß am Dechif­frie­ren haben wie ich und sol­che, die sich auch nur in die Kis­sen eines tie­fen Kino­ses­sels sin­ken und an der Spiel­freu­de der Schau­spie­ler, dem Kitsch, den Bil­dern und der Musik erfreu­en las­sen wol­len. Manch­mal ent­ste­hen Gesprä­che und Dis­kus­sio­nen dar­aus, wie die­ses hier. Und unse­re Gedan­ken, Deu­tun­gen und Inter­pre­ta­tio­nen sagen so viel über uns aus.

All das darf sein, mei­ne ich. Dan­ke, Ellen!

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

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Kommentare (38)

RMH

26. August 2023 10:48

Danke für die interessante Rezension und Diskussion. Ich werde nicht wirklich mitdiskutieren können, da ich mir den Film nicht ansehen werde. Nur 2 Klugscheißer-Anmerkungen:
Die "Bild" rühmt sich, mit einer Puppe Namens Lilli vor der Barbie auf dem Markt gewesen zu sein und sogar eine Lizenz-Ablösezahlung von Mattel bekommen zu haben. Ken hat als Puppe nichts zwischen den Beinen baumeln und ist an der Stelle genauso "glatt" wie Barbie. Dennoch hat er einen sog. Sixpack (wahre Eunuchen beneiden ihn vermutlich daraum).
Es zeigt sich der gesamte Wohlstand der "weißen" Welt, wenn über biologische Grundsselbstverständlichkeiten vertieft diksutiert werden kann und Menschen ganz konkret sogar Rollenprobleme haben. 

Carsten Lucke

26. August 2023 12:06

Oh Mann, was ist da mit Ihnen beiden (verehrten) Blondinen bloß durchgegangen ?! Dieser Kraft- und Zeitaufwand bezüglich dieses Machwerks (Trailer reicht, Freud hätte seine Freude) !
Wichtig ist doch nur : Als Junge stellte man sich Barbie in seinen Tagträumen als eine Kombination aus Ursula Andress, Brigitte Bardot und Bo Derek vor, und nicht ... uff! ... Margot Robbie !
Und Ken existierte garnicht.

Niekisch

26. August 2023 12:52

Ein offensichtlich nahezu perfektes Werk der Auflöser aller Dinge, aller Werte. Wir dürfen uns nicht dadurch verwirren lassen, daß auch mal ein oder zwei  Schritte zurückgegangen wird, um jeweils einen weiteren voranzukommen. Nicht das Patriarchat des Ken ist die Endstufe. Michael Walzer hat es in "Zivile Gesellschaft und amerikanische Demokratie" bereits beispielhaft für die Multikultur ausgemalt: "Wenn ich mich ( angesichts einer Vielzahl von Identitäten, Niekisch ) sicher fühlen kann, werde ich eine komplexere Identität erwerben, als es der Gedanke des Partikularismus nahelegt. Ich werde Amerikaner, Jude, Ostküstenbewohner, Intellektueller und Professor sein. Man stelle sich eine ähnliche Verfältigung der Identitäten überall auf der Erde vor, und die Erde beginnt, wie ein weniger gefährlicher Ort auszusehen. Wenn sich die Identitäten vervielfältigen, teilen sich die Leidenschaften ( zitiert bei Cohn-Bendit/T. Schmid, Heimat Babylon) 
Blaupause für die Geschlechterfächerung in "Barbie" und Gesellschaft? 

Laurenz

26. August 2023 13:05

Mir geht's, wie dem Teilnehmer @RMH. Mich interessiert der Film einfach nicht. Was mich wundert, ist, daß 2 gestandene Frauen mit 2 & 7 Kindern ein nicht ganz korrektes Selbst- oder Weltbild als Maßstab anlegen. Ich mag dazu 3 oder 4 Beispiele anmerken. Mutter sein war mal anstrengend, aber heute? Hier dazu Bill Burr: https://youtu.be/C0DdntP4Hng  @SD .... Ihre reine Gottesmutter ist auch nur eine katholische Barbie. Wenn Sie die Bibel lesen, stellen Sie fest, daß Jesus nicht zu knapp Geschwister hatte, (der bekannteste Herrenbruder ist Jakobus) die alle nicht vom heiligen Geist empfangen wurden. Da endet die katholische Reinheit der Gottesmutter bei der Bibelkunde, bevor sie angefangen hat. Als drittes mag ich Ihnen Jordan Peterson an die Hand geben, der sagt, Männer interessieren sich mehr für Sachen, Frauen mehr für Menschen. Beim infrastrukturellen Absichern der Lebensgrundlagen sind Frauen im Schnitt schlicht unfähig oder unterdurchschnittlich. https://youtu.be/EvDrHUQH1UE Als 4ten Punkt mag ich anmerken, daß bei allem Equality-Gequatsche, Frauen die Vorteile des Patriarchats behalten wollen. Das wird bei den unzähligen Debatten Pearls allzu deutlich. https://youtu.be/3ynMtBe8aL8

anatol broder

26. August 2023 13:18

ich finde gosling einfach toll. // zwei karten bitte. in der mitte. // das kino ist doch gar nicht voll. // ist das davorne nicht brigitte?

Gotlandfahrer

26. August 2023 16:11

Barbie hatte ich nicht, aber ihr männliches Pendant, Big Jim. Den gab es im Safarilook mit Jeep und Flinte. Immer Drive-by-Shootings gespielt. Bei mir hiess er Klaus.

Herold

26. August 2023 16:15

Yada, yada, bla bla. Am Ende: Ein paar weitere Eintrittskarten verkauft, Kino-Industrie und Mattel freuen sich. All die Kontroversen darum sind eh alles nur Getue für Attention und damit Kohle, wie vermutlich der Großteil des ganzen Woke-Gedöns. Sezession macht sogar noch kostenlos Werbung (es gibt keine schlechte oder gute Werbung, nur Werbung).
Hättet ihr den Film wenigstens irgendwo illegal gestreamt um den Nutzlosen und Schädlichen nicht noch mehr Geld in den Rachen zu werfen ..

tearjerker

26. August 2023 16:49

Der Film hat für Jeden was zu bieten und bis auf die 5 Minuten, in denen Barbie sich in der realen Welt über das Abziehbild der Unterdrückung belehren lassen muss, kommt Emanzipation eigentlich gar nicht vor. Stattdessen kippt der Film nach der Kubrick-Eröffnungssequenz mit Übermensch-Barbie eher in eine Doku darüber, was die Geschlechter so wollen und machen, wenn sie mit Realität konfrontiert werden. Die Mitläufer-Kens in Barbieland kommen halt auch ohne ihr weibliches Gegenüber ganz gut klar, geben sich als Krieger, bauen Lager und Befestigung und sind gut drauf. Barbie sorgt sich (Falten) und zerrüttet den Männerbund durch die im Gespräch erwähnte "weibliche List": Schludern, raunen und die Jungs gegeneinander aufbringen bis alles wieder so bedeutungslos wird, wie es halt ist, wenn die Jungs zu viel Angst vor ihrer Freundin haben und Mattel es so braucht um Milliarden zu scheffeln. Die Revolution fällt zwar aus, aber sie können ja noch ihr NoPasaran T-Shirt anziehen. Positiver Gesamteindruck, 4 von 5 Sternen.

Tageszeile

26. August 2023 16:55

Kurzintervention :-)
Guten Tag gewünscht,
einem interessanten Gespräch habe ich da gerade lauschen dürfen, das nie zu einer Zumutung kristallisiert und eingefroren gehört. Doch widerspreche ich hier, dass es etwa ein Kunstwerk sei (der Film), dabei ist er Unterhaltung – gemacht durch Wissen über die Technik (Kameraführung, Licht etc. und der einfachen Gesprächseinrechnung der verschiedenen Schauspieler).
Denn wo ist hier das Unbekannte, was nicht gezeigt wird, aber gezeigt gehört?
 Die Interpretation der Betrachter wird zur Kunst, im WegGang von Erfahrungen der Schauenden. Diese schaffen die Kunst erst, indem sich die Damen selbst gegenüberstehen. Sie selbst sind der Adressat. Je mehr wir den Problemen lauschen (der Damen), desto unmöglicher gibt es Lösungen jeglicher Art und sind hier bei einer alten sokratischen Art, dass man Probleme nicht lösen kann. Die Aufgabe der Kunst ist, das eben zu demonstrieren – die Unlösbarkeit. Und der Gegensatz ist dieser nur zur Unterhaltung dienende Film.
 

Klaus Kunde

26. August 2023 18:59

Der Film findet mein Interesse nicht, weswegen ich ihn nicht sehen werde. Ryan Gosling immerhin, das zweibeinige Chamelion, zählt seit „Drive“ zu meinen Favoriten. Ein Film, den ich mir ausnahmsweise mehrfach reingezogen habe. Gosling als Reinkarnation von Steve McQueen, stellenweise besser als das Original, allerdings lediglich in seiner Rolle, was genügt, während McQueen von Hause aus cool war. Gosling zeigte sich erfreulicherweise flexibel, legte sich auf kein Genre fest, im Musical „La La Land“ konnte er mich gleichfalls überzeugen.
Zu Barbie Puppen finde ich keinen Zugang. In meiner heilen fünfziger Jahre Kindheit hatte ich einen Teddybären sowie noch einen Affen mit von Oma selbst genähter Kleidung. Mit denen konnte man wenigstens Kuscheln, was mit Barbies wohl kaum möglich sein dürfte. Später erhielt ich geschlechtergerecht Schußwaffen aller Art, woran sich seinerzeit niemand störte. Entsprach offenbar mehr meinem Charakter.

RMH

26. August 2023 19:28

@Gotlandfahrer,
danke für den Hinweis auf Big Jim. Der hatte immerhin einen nicht demontierbaren Dauerslip an (man hat damals in kindlicher Neugier ja bei verschiedenen Demontage-Aktionen gründlicher nachgeschaut und wir haben darüber Späße gemacht), statt der leeren Stelle, die Ken hat und konnte mit einem beherzten Druck in den Rücken kräftig auf den Tisch hauen. Das Kaliber .50 Browning-MG aus der Big Jim Wühl-Kiste habe ich vor einiger Zeit bei anderem, alten Spielzeug gefunden und im Müll entsogt. Ich erinnere mich an Soldaten aus Plastik von Tamiya, die wir (meine Kumpels und ich) mit viel Liebe angemalt haben. In unserer kindlich- schülerischen Naivität wollten wir aus Authentizitätsgründen nicht auf die SS-Runen am Kragenspiegel verzichten, die man beim Maßstab 1:35 mit einem quasi 1 Haar-Pinsel auftragen musste (Flecktarn war auch eine Herausforderung. Wir waren aber damals international und haben auch Soldaten anderer Nationen gebastelt und angemalt). Ich sehe schon, wenn ich, wie der zu mir etwas jüngere H. Aiwanger in die Politik gegangen wäre, dann würde mir das jetzt sowas von um die Ohren fliegen, aber sowas von - auch ohne, dass ich je Flugblätter verfasst habe (ich gestehe: Auf meinem Revell- Plastikbausatz von der Gneisenau habe ich korrekterweise eine Swastika am Bugdeck angebracht. Jetzt kommentiere ich auf SiN, bin also für jedes politisches Amt damit verbrannt - evtl. darf ich trotzdem noch Hiwi bei nem AfD-Abgeordneten werden? Bewerbe mich gerne!).

links ist wo der daumen rechts ist

26. August 2023 19:39

Ist es Recht, wenn wir Männer uns bei Themen wie diesen auf den Fußballplatz oder in den Hobbykeller zurückziehen?
Btw: müßte nicht noch die alte „Rheingold“-Garnitur digitalisiert werden? Und wo sind die Zurüstteile für die BR 86?

Kurativ

26. August 2023 20:12

Wenn Frauen über das Patriarchat sprechen, dann hört man von einem am wenigsten: Dem eigene Vater. Er wird irgendwie übersehen.

wolfdieter

27. August 2023 13:00

Ellen, Widerspruch, das Filmzitat aus Stanley Kubricks „2001“ hab ich grad gesehen und hab bald auf dem Boden gelegen vor Lachen.
(Ich ehre und ich achte dich, aber mein Widerspruch kommt aus tiefstem Herzensgrund: der Film ist der Hammer. Bis jetzt jedenfalls, gleich schau ich ihn weiter.)

Kositza: Na, ich bin gespannt.

Maiordomus

27. August 2023 13:33

Die Frage ist, ob bei diesem Film, über den nicht uninteressant debattiert wird, in Sachen Frauenbild und Männerbild annäherend die Breite bei Homer erreicht wird, mit den Typen Penelope, Kirke, Kalypso und Nausikaa, zu schweigen von den Typen Hektor, Aeneas, Achill, Patrokolos, Paris, Menelaos, nicht zu vergessen dann im griechischen Drama Antigone und Elektra. Gehe ich recht, dass dieses Niveau der Menschwerdung gemäss der geführten Debatte nicht erreicht wird, dass man eher eine Rückentwicklung vermuten könnte, die nach Platon für eine Gesellschaft, in der man sich gehen lässt, ohnehin der Normalfall sein müsste? Lasse mich vom Film, falls ich ihn mir in den nächsten Jahren mal ansehe, gerne noch positiv überraschen. 

Kositza: Lassen Sie es. Sie werden nicht fündig werden!

Herold

27. August 2023 14:18

@Kurativ:
Aus eigener Erfahrung: Wenn Frauen über das Patriachat sprechen, sind das meistens Frauen, die keinen, einen abwesenden oder schlicht schlechten Vater hatten. 
Im Umkehrschluss werden nicht alle Frauen ohne Vater (nach obiger Definition) zu Feministinnen, aber fast alle (inkl. der Feministinnen) haben "daddy issues", was sich darin äußert, dass sie bestimmte Männertypen (kantiger, älter, im Verhalten und in den Einstellungen des Vaters ähnlich) bevorzugen und eher devot bis submissiv sind, gleichzeitig aber viel / ungeteilte Aufmerksamkeit möchten und sich Gunst mit Sex kaufen. Sie sind auch meistens sehr unsicher.
Zwischenzeitlich habe ich den Film auch gesehen (ohne Eintrittskarte oder offiziellem Streaming), aber er ist gleichzeitig lausig und gut. Lausig, weil jemand wie Gerwig vermutlich wirklich glaubt, das Patriachat sei Beer and Horses und gut, weil die meisten Männer unter Männlichkeit wirklich Beer, Horses, Cars, BBQ and Chicks verstehen. Lausig, weil Barbiewelt irgendeine komische Vorstellung von Feminismus ist und gut, weil Barbiewelt wirklich so ist, wie sich Feministinnen ihren Sieg vorstellen mit Pastelltönen und Negerbarbie, die ein Jodeldiplom hat und Außenministerin ist. Der Film ist auch nur dann was für sechsjährige Mädchen wenn sie lernen , dass Norm-Barbie ein besseres Lebensmodell als die üblichen sloppy-schlampigen Frauen (keine Tattoos, keine Piercings, adrettes Auftreten, allgemein Standards) - so wäre das wenigstens ein Gewinn für die Gesellschaft.

Dietrichs Bern

27. August 2023 18:01

Ich hätte letzte Woche Elternabend in der 7 Klasse einer Gesamtschule in NRW. Ich finde die Diskussion um diesen Film geradezu bizarr. Die weit überwiegende Zahl der Schüler wird, gerade was die Mädchen angeht,  überaus traditionelle Rollen in der Zukunft ausüben. Und sie werden die Zukunft dieses Landes domieren. Barbie-Fans werden einfach zur Seite gewischt.

Gotlandfahrer

27. August 2023 19:45

1/2
@RMH:
Warum also nicht auch ein Big-Jim-Film? Plot: Big-Jim hat keine Munition mehr und reist in die wirkliche Welt. Er nimmt Barbie auf dem Beifahrersitz seines Jeeps mit, sie hat ja keinen Führerschein. Er lernt diverse (im Sinne von: auch transsexuelle) Waffenhändler kennen und entdeckt, dass in der Wirklichkeit eine perverse Elite herrscht, die Männern und Frauen einredet, keine zu sein. Währenddessen geht Barbie ausgiebig shoppen und wird von einem Werbeplakat der Bundeswehr angezogen, das eine dunkelhäutige Kampfschwimmerin zeigt.  So ein Outfit hat sie noch nicht und unterschreibt sofort. Sie wird vollständig eingekleidet, hat aber Regelschmerzen und wird daher in einem Marder in Regenbogenfarben nach Barbieland zurückgefahren, um auszuspannen. Dort wird ihr Outfit der letzte Schrei und umgehend wird die Barbiewehr gegründet. Alle gehen hin und feiern im Tarnneopren eine Kriegsparty. Big Jim trifft unterdessen in der Realität zufällig RMH, von dem er aus dessen Jugendzeit noch die Kragenbemalung aufweist. Der lehnt ihn aufgrund befürchteter Konsequenzen für seine Ambitionen, als AfD-Hiwi zu arbeiten, jedoch ab.
Big Jim ist ratlos und wird von Agenten der Herstellerfirma Mattel in die Firmenzentrale geholt, die von der Präsenz eines lebendigen Big Jims in der realen Welt schlimme Konsequenzen befürchten. Nach einem Treffen mit dem ausschließlich weiblichen Vorstand von Mattel entflieht Big Jim und wird doch noch aus Ehrgefühl von RMH vor den Mattel-Agenten gerettet.

Gotlandfahrer

27. August 2023 19:47

2/2
Big Jim kehrt frustriert, aber mit reichlich Munition, nach Barbieland zurück und beendet dort die Party. Sie versöhnen sich alle mit Big Jim, weil Barbie künftig nicht mehr identitätslose Kopie von Jim sein will. Ken guckt säuerlich, aber da er ohnehin heimlich in Big Jim verknallt ist, belässt er es dabei. Sie entscheiden sich, nie mehr in die Welt der perversen Elite zurückzukehren.

Nitschewo

27. August 2023 20:48

Man kann von dem Film halten was man will, aber das an Originalität nicht zu überbietende optische Feuerwerk das hier abgebrannt wird, sucht Seinesgleichen. 

Le Chasseur

27. August 2023 22:03

Hoffentlich gibt es als nächstes eine ordentliche Verfilmung von He-Man and the Masters of the Universe.

Karl

28. August 2023 09:32

Unsere geerdeten muslimischen Freunde von "Actuarium" (Youtube) haben den Film auch gesehen. Sie kommen zu einer klaren Beurteilung: 
https://www.youtube.com/watch?v=ILJu7UFHHik
Ich bin da ganz bei "Actuarium". Dass man sich auf SiN mit einem ideologisch klar positionierten Disneymachwerk ernsthaft auseinandersetzt irritiert mich doch ein wenig.

Kositza: Moment - bei "Actuarium" setzen sie sich doch auch ernsthaft mit dem Machwerk auseinander? Danke für den guten Hinweis auf den Kanal.

Ist für mich nicht nachvollziehbar. Aber ich gehe seit ca 10 Jahren auch nicht mehr ins Kino. Und vermisse: Nichts!
(Noch zu "Actuarium": Nachdem sie dort das Interview des MDR mit Höcke kritisch, aber pro Höcke, kommentiert haben - wollen sie ihn jetzt zu einem Gespräch/Interview einladen...: 
https://www.youtube.com/watch?v=PqEtbwrUViA 
Das wär doch mal was...)
 

Niekisch

28. August 2023 11:14

"Elternabend in der 7 Klasse einer Gesamtschule in NRW"
@ Dietrichs Bern 27.8. 18:01: Und da waren tatsächlich Eltern der Schülerinnen mit dem traditionellsten Rollenbild, von Musliminnen nämlich, anwesend? Ich höre hier in unserem Weltland NRW immer nur, daß diese Eltern durch Abwesenheit glänzen. 

Dietrichs Bern

28. August 2023 12:06

@Nikisch: In der Tat, es waren ungefähr die Hälfte der Schüler durch Eltern vertreten, die fehlenden waren alle in der von Ihnen erwähnten Religionsgruppe. Da der überwiegende Teil der Klasse aber Migrationshintergrund hat, waren auch ein paar davon da.

Valjean72

28. August 2023 12:12

SUSANNE DAGEN:
"Im Übrigen wissen wir, daß Regisseurin Greta Gerwig das Drehbuch gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Noah Baumbach schrieb, und ich glaube, die hatten richtig viel Spaß dabei!"
---
Nun, ich wusste dies nicht, kann mir aber schon vorstellen, dass die beiden Genannten viel Spass dabei hatten.
Nach einer kurzen Google-Suche stiess auf folgendes Filmwerk der beiden aus dem Jahr 2022: "White Noise".
Und so passt das eine zum anderen ...

Le Chasseur

28. August 2023 21:25

@Niekisch
Besteht der David-Stern nicht aus den alchemistischen Symbolen für männlich und weiblich, bzw. Himmel und Erde, gewissermaßen also für die Vereinigung von Gegensätzen?

t.gygax

29. August 2023 07:17

@niekisch
Danke für den link zu chabad.org.Ich kannte das noch nicht.Seit 50 Jahren höre ich das Gerede vom "christlich-jüdischen Dialog ", ich kenne auch Leute,die damit Karriere gemacht und viel Geld damit verdient haben.Ein kurzer Blick in chabad.org reicht aus, um all das gründlich zu dekonstruieren. Dialog- von wegen,Herr und Knecht Verhältnis, mit Unterwerfungsritualen,mehr nicht.
 

Gimli

29. August 2023 12:35

Meine Töchter (16 und 20) fanden "Barbie" als Film gut, hatten aber nie die Puppen. Nicht aus Dogma. Dafür Stoff-Puppen von HABA. Wie ihre Brüder.  Anfangs hatte ich Vorbehalte gegen das scheinbare Mattel-Machwerk, aber meine seinerzeitige Ablehnung für "Titanic" müsste mir eine Lehre sein. Nachdem selbst die kritischen unter meinen FReunden am Ende geheult haben und den Film bejaht, bin ich ebenso begeistert aus dem Kino. Hollywood kann Trash und Qualität, manchmal auch Kasse und Qualität. Is aber ok. Alte Rühman- oder Hans-Moser-Schinken waren auch nicht gut.  

wolfdieter

29. August 2023 13:53

Nach dem furiosen Intro wollt ich den Film fröhlich weiter schauen, und siehe, es stockte. Die ironisch überspitzen Anspielungen, etwa der Verzicht auf Treppe-herabsteigen, hatte ich durchaus verstanden, aber die ironische Überspitzung wurde endlos und schmerzhaft. Insbesondere empfand ich (als Mann) Kens Omega-Verhalten als maximal peinlich.  Will Ken Barbie besteigen? Eher nicht – sein Wunschziel ist Schoßhund; und nach einigem Grübeln ahne ich das Motiv des Drehbuchautors: Die Szenerie reflektiert den geheimen Wunsch, der schon das Mädchen begleitet: begehrt zu werden. (Geliebt kommt später, die Pubertät setzt ab zwölf ein, in dem Barbie – so meine Beobachtung – an Bedeutung verliert für die Mädchen.) Nicht vergessen, Mattel ist Ko-Produzent, und der merkantile Aspekt darf nicht untergehen. (Was ich übrigens als Handlungsprinzip in Ordnung finde, die Kasse ist die Seele des Einzelhandelsgeschäfts.) Nun mein Geständnis: ich hab den Film nicht zu Ende geschaut, sondern auf Pause gedrückt. Ich muss mich sammeln für Weiteres. Schnell-Vorlauf offenbart Kontakte zur Realen Welt. Mehr später.

Niekisch

29. August 2023 16:45

"@NiekischBesteht der David-Stern nicht aus den alchemistischen Symbolen für männlich und weiblich, bzw. Himmel und Erde, gewissermaßen also für die Vereinigung von Gegensätzen?"
@ Le Chasseur 28.8. 21:25: Ich kann nur wiedergeben, was ich zu wissen meine: Der Vorläufer des Davidsterns ist das Pentagramm, der fünfeckige Stern. Er soll das Siegel Salomos darstellen, das dieser auf dem Grundstein des Tempels in Jerusalem angebracht hat. Siegel des Salomo soll ebenfalls das Hexagramm, der sechseckige Stern, sein, Davidstern genannt. Er besteht aus zwei aufeinandergeschobenen gleichseitigen Dreiecken. Das aufsteigende Dreieck soll das Zeichen für Feuer, das absteigende Dreieck das Zeichen für Wasser darstellen. Die Freimaurerei verwendet Davidstern und insbesondere das gleichschenklige Dreieck als besonders wichtiges Symbol. Sie finden es auch in den Trailern zu den Filmen Noah Baumbachs. Bei etwas gezielter Aufmerksamkeit auch in und vor öffentlichen Gebäuden wie dem Centre Pompidou in Paris oder in Angela Merkels mit den Händen gebildetem doppelten gleichschenkligen Dreieck.

Laurenz

29. August 2023 18:38

@GimliAlte Rühman- oder Hans-Moser-Schinken waren auch nicht gut. .... Einiges trifft da auch nicht meinen Nerv. Wobei historisch Die Feuerzangenbowle gut die männlichen Sprößlinge der Deutschen Oberschicht im seinerzeitigen Schulsystem aufzeigt. Einer der besten Filme überhaupt, auch wenn er kaum zu ertragen ist, bleibt der Film Es geschah am hellichten Tag, nach dem Buch Das Versprechen von Friedrich Dürrenmatt. Rühmann spielt hier wohl in Seiner besten Rolle. Vor allem bewundere ich den Mut Gert Fröbes solch eine unsagbare Rolle überhaupt anzunehmen. Beides, das Buch & der Film korrigieren auch den Eindruck der Guten Alten Zeit.

Sandstein

29. August 2023 19:00

Ich kam jetzt erst zum lesen der neuesten Kommentarstränge. Zu Barbie und der Diskussion kann und will ich nicht viel beitragen. Wer den Film schauen und darüber diskutieren will, bitte. Es ist ein schönes Zeugnis unserer Zeit.
Aber noch eine Anmerkung zum EK Text Verfall: dass die Postbank Anträge nicht in halbwegs akzeptablen Zeiträumen bearbeiten kann hat einen sehr einfachen Grund: die Digitalisierung wurde vollends vergeigt und man hat vor nicht allzu langer Zeit etliche Systeme ausgetauscht. Seitdem geht nichts mehr. Selbst eine Kontoauflösung dauert gut und gerne 3 Monate. Insofern @EK wird ihr Vater wohl noch ein Weilchen Geduld aufbringen müssen. Ich hab die Infos aus erster Hand. Und wenn ich widersprechen darf: es sind nicht nur einfach ein paar grundlegende Entscheidungen und Weichen. Einmal eingerissene Prozesse und Strukturen baut man nicht von heute auf morgen neu auf. Finis Germania - aber sowas von!

Kurativ

29. August 2023 23:32

Hallo @Herold (27. August 2023 14:18):
Ich sehen nicht, dass es gesellschaftsfähige Menschen mit einer lebensfähigen Struktur ohne frühkindliche Hinterlassenschaften von Vater oder Mutter geben kann. Es wird eben anders (über Umwege) realisiert. Aber Recht haben Sie, wenn Sie die genannten Tendenzen aufzeigen. Der Vaterschutz einer Frau ist DAS erste Kriterium für eine un-Freiheit. Feminismus ist eine Möglichkeit des Ausweichens. Barbie-Filme eine anders. Aber eine Wertung verbietet sich. Manche haben es einfacher, mache schwerer und einige sollte es nicht anfangen, sondern Umwege suchen. Jeder Weg hat immer Vorteile und Nachteile, oder Stärken und Schwächen. Nur Schuldig sollte man sich nicht selber machen, weil man OHNE Schuld geboren bzw aufgewachsen ist.

links ist wo der daumen rechts ist

30. August 2023 06:39

Totale Regression 1
Habe mich doch breitschlagen lassen und den Film-Trailer angesehen (und Wikiblödia konsultiert).
Ich nehme an, daß es einige Anleihen beim „Zauberer von Oz“ geben mag. Aber was macht den Unterschied aus? Damals war es eine Geschichte des Erwachsenwerdens (und der Angstbefreiung), heute verwischen wieder einmal alle Grenzen (diesmal zwischen Puppen- und Erwachsenenwelt); analog etwa zu Karl Kraus‘ Medienschelte, daß durch vorgefertigte Meinungspartikel unser Urteilsvermögen außer Kraft gesetzt würde.
In Manfred Sommers Buch „Suchen und Finden. Lebensweltliche Formen“ lese ich, wie notwendig für Kinder während des Heranwachsens der Blick von oben wird, zuerst durch das viele Emporgehobenwerden, dann durch das selbstständig aufrechte Gehen, später durch Spielen in Miniaturwelten (Puppenspiele oder Modelleisenbahn), schließlich durch Brettspiele als abstrahierter Orientierungsform.
Was aber heutzutage auffällt, ist, daß zunehmend unsere Kinderwelten der 60er bis 90er Jahre weit ins Erwachsenenleben hineinreichen sollen: Eben Ken und Barbie, Smartphones als perfektionierte Form der Walkie-Talkies unserer Agentenspiele, die Autos heute (um mich zu zitieren) sehen aus, als ob der ältere dem jüngeren Bruder die Matchbox-Autos geklaut und trittfest 1:1 umgesetzt hätte, und selbst die Klangtapeten der 70er wie ABBA werden zu Musicals vermanscht (während etwa Portishead in der Coverversion von „SOS“ schon genug wohlig-melancholische Ernüchterung bewirkt hätte…). Usf.

links ist wo der daumen rechts ist

30. August 2023 07:02

Totale Regression 2
Man kann die Dekaden des Aufwachsens meiner Generation (70er bis 90er Jahre) tatsächlich in einer Art dialektischer Entwicklung sehen. Auf das pure Glück mit den heißen Sommern und kalten Wintern in seiner „Rücksitzgeborgenheit“ (Marcel Beyer) folgte in den 80ern auf eine Phase der totalen Verängstigung („Hattenbach-Syndrom“, Tschernobyl, Waldsterben, Aids usw.) eine Zeit des Erwachens („Awakenings“) dank der Schauspieler Reagan und Gorbatschow, die sich in einem strahlend weißen Holzhaus auf Reykjavic („Höfdi“) lachend die Hand gaben. Die 90er führten dann zu einem hohen Maß an Selbstreflexion in Musik und Film („Mindgame-Movies“); da wurde alles gesagt oder besungen. „Where Is My Mind“ der Pixies war die Eröffnungshymne dieses Jahrzehnts.
Was wir aber jetzt seit gut 20 Jahren erleben, ist tatsächlich der Eindruck, als wäre eine Schulklasse plötzlich ohne Lehrer - und Verpetzen (als Gruppenphänomen) wichtiger als individuelle Lernerfolge. Man sieht doch die üblichen Verdächtigen bildlich, wie sie mit dem Fuß aufstampfen, wenn sich die Wirklichkeit nicht nach ihren Wünschen verhält. „Kinder an die Macht“, wie hier vor kurzem diskutiert, trifft es nicht ganz, da sich von Kindern tatsächlich sehr viel lernen läßt. Aber es ist dieser Grad an Unerwachsenheit, diese absolute Vermischung aller Spären, die unerträglich geworden sind.

RMH

30. August 2023 08:49

links ist wo der daumen rechts ist,
Sie beschreiben aus meiner Sicht etwas Richtiges. Die Infantilisierung. Ob die "Alten" zu unserer Zeit wirklich reifer waren, als die Alten oder die Erwachsenen über 50 heute, wage ich nicht einzuschätzen (wenn man sie damals mal bei trinken erlebt hat, war das nach meiner Erinnerung auch "regressiv"). Sie haben aber alleine schon durch ihre Kleidung und ihr Verhalten klar gezeigt, sie sind die Erwachsenen, die Alten. Heutzutage gibt es bspw. keine klar erkennbare Altersabgrenzung mehr, die Alten laufen mit Sportswear, Base-Caps etc. herum. Wie beim Film "Die Insel" hoffen sie, zu einer großen Reise in ein irdisches Paradies aufbrechen zu dürfen. Wie das konkret endet, sehe ich gerade im Urlaub. An jedem Parkplatz in Strandnähe stauen sich die Wohnmobile ab 60k aufwärts in Schlange, Insassen natürlich Genration Silver-Surfer, die ihre 4%er Lebensversicherungen in den Fahrbaren Untersatz verwandelt haben. Von wegen Hippy-Camper-Traum und Individualität. Auf dem Landweg nach Goa? Das trauen sich vermutlich noch einige, die sich dann aber einen Expeditions-Unimog oder Iveco für mehr als 100k gönnen, denn no risk soll es schon sein. Ohne Komfort geht dann doch nichts. Und diese Infantilität zieht sich tatsächlich durch alle Bereiche - insbesondere auch den politischen.

MarkusMagnus

30. August 2023 12:47

Auch Jungs meiner Generation haben mit "Puppen" gespielt.
Man nannte sie halt  nur Actionfiguren.  HE-MAN, Turtels, Mask usw. 
@ Le Chasseur
Ich finde die Realverfilmung von HE-MAN übrigens  nicht soo schlecht. 
Heute kann man einen blonden, muskelbepackten Helden nicht mehr ins Kino bringen. 
Dolph Lundgreen war genau die richtige Besetzung. Genau wie in Rocky 4 als Ivan Drago.

MarkusMagnus

31. August 2023 17:05

Apropos Kultur und Filme von "Rechts"
Bald kommt in Deutschland der Film "Sound of Freedom" in die Kinos. Ein Film über Kinderhandel 
Und in den USA hat ein Mann mit einer Gitarre einen Hit gelandet der ebenso für Furore sorgt:
Das Lied "Rich Men North of Richmond" von Oliver Anthony.
Eine Strophe hat es besonders in sich:
"I wish politicians would look out for miners. And not just miners on an island somewhere"
Böses Wortspiel mit Bezug auf Epstein.
Aber wir sehen ja jetzt bein Aiwanger: Die haben immer Erpressungsmaterial am Start.
Und dieses Flugblatt ist wahrscheinlich eher noch von der harmloseren Sorte was Erpressungsmaterial angeht.
So läuft Demokratie im Westen.
 

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