Stefan Magnet ist der Kopf des österreichischen Online-Senders AUF1, der sich seit seiner Gründung im Jahr 2021 zu einem führenden Medium der dissidenten Szene und insbesondere der Corona-Protestbewegung entwickelt hat.
Während das Staatsfernsehen ORF seine eigene ideologische Voreingenommenheit und Einseitigkeit leugnet und sich Servus-TV aus dem Hause Mateschitz als sachlich-objektives Korrektiv versteht, macht der Marketing-Meister Magnet aus seiner Parteilichkeit und Mission keinen Hehl: Nicht nur Aufklärung, sondern auch Kampf gegen die »globale Agenda« ist sein deklariertes Ziel. Dadurch hat er sich in eine Rolle manövriert, die ihn dazu zwingt, zu jeder düsteren Warnung, »Enthüllung« oder Prognose, die beinahe täglich auf dem Telegram-Kanal von AUF1 (rund 242 000 Abonnenten) erscheint, auch Hoffnung und Mutmachendes mitzuliefern.
Schon seine erste Stellungnahme zur »Plandemie« aus dem Jahr 2020, das Buch Nach Corona, trug den Untertitel: »Warum die Globalisten scheitern werden und die Menschheit erwacht«. Den Kern der globalistischen Agenda sieht Magnet mittlerweile im Projekt des »Transhumanismus«. Das Bild, das er in seinem neuen, gleichnamigen Buch zeichnet (Transhumanismus. Krieg gegen die Menschheit, Linz 2022, 443 S., 24,90 Euro), ist äußerst dramatisch. »Der Plan ist durchschaut!« verkündet er paukenschlagartig: Seit »über hundert Jahren« sei ein »Krieg« im Gange, der das Ziel verfolge, »den Großteil der Menschheit abzuschaffen, den Rest zu unterjochen und 0,001 Prozent der Bevölkerung für immer an die Spitze der Pyramide zu stellen.«
»Abschaffen« bedeutet hier dreierlei: zuerst die Entwurzelung des Menschen aus Zugehörigkeiten »zu einer Geschichte, einem Raum, einer Kultur und einer Ethnie«, sodann die Aufhebung des Menschseins an sich durch technologisch-genetische Eingriffe und schließlich gar die physische Reduktion der Weltbevölkerung. Magnet vertritt jedoch nicht die weitverbreitete Theorie, die globalen Covid-Impfkampagnen hätten in Wahrheit den Zweck verfolgt, möglichst viele Menschen zu töten oder unfruchtbar zu machen, und er bemüht auch nicht die üblichen Bill-Gates-Zitate zu diesem Thema, die sich bei genauerer Betrachtung um eine Reduktion des Bevölkerungswachstums drehen.
Einen Einfluß der Impfung auf Geburtenraten und Übersterblichkeit hält er jedoch für möglich, während er auf die seit Jahrzehnten sinkende Fertilität in der westlichen Welt hinweist, wofür ihm als Kronzeugin die amerikanische Medizinerin Shanna H. Swan dient, Autorin des Buches Count Down (2021). Nach Swan könnte der rapide Schwund der Spermienanzahl und das Sinken des Testosteronspiegels seit den 1970er Jahren dazu führen, daß bis 2045 kein Mann der weißen Rasse mehr zeugungsfähig sein wird. Swan macht für diese Entwicklung Umweltgifte, Ernährungsgewohnheiten, erhöhten Arzneimittelkonsum und Chemikalien verantwortlich.
Magnet insinuiert, daß es sich hierbei nicht bloß um einen Kollateralschaden westlicher Lebensweise handeln könnte, sondern womöglich bereits um eine Folge gezielter Einflußnahmen vor allem durch pharmazeutische Mittel, zuletzt durch den massenhaften Einsatz der »Genspritze«, die er als das Trojanische Pferd schlechthin für die »Einführung des Transhumanismus« betrachtet: »Wir, oder besser gesagt: die Millionen Menschen, die sich die mRNA-Injektion verpassen ließen, wir haben erstmals akzeptiert, daß den Menschen eine Impfung verabreicht wurde, die den menschlichen Bauplan, die Gene, unmittelbar und zeitnah verändert.« Wenn aber die natürliche Zeugung nicht mehr funktioniere, werde die Zeugung in der Retorte inklusive neo-eugenischer Praxis zum Standard werden.
Als wichtigste Kronzeugen der transhumanistischen Revolution dienen Magnet der Eliten-Philosoph Yuval Noah Harari und der KI-Pionier Ray Kurzweil, der auch Leiter der technischen Entwicklung bei Google ist. In der Tat ist Magnets Buch über weite Strecken ein kommentiertes Exzerpt aus Hararis Werken, gespickt mit zahlreichen Originalzitaten, die dem Leser in einem übertrieben emphatischen Großdruck vor die Augen gestellt werden.
Harari, »Kultautor« und Dauergast des Weltwirtschaftsforums, verkündet den Transhumanismus, der von den Davos-Menschen, Mega-Reichen, Konzernchefs, Investmentbankern und Big-Tech-Fürsten dieser Welt begeistert gefördert und finanziert wird, mit einer messianischen Leidenschaft: Durch die Verschmelzung von Mensch und Maschine würden die Spitzen des »Sapiens« eigenmächtig einen Evolutionssprung herbeiführen, der von der »Menschheit« im bisherigen Sinne nichts mehr übriglasse.
Grundlage dieser neuen »Religion« ist ein materialistischer Nihilismus: Für die Transhumanisten sind Menschen nichts anderes als »hackbare Tiere«, seelenlose, zufällig entstandene Bioroboter mit arbiträren Identitätsprogrammen, die beliebig verändert werden können, wenn man einmal den »Code« geknackt hat. Es gibt nach Harari keine Möglichkeit, dieser Entwicklung zu entrinnen; wer den Anschluß verpaßt, wird untergehen wie die Neandertaler.
Die Transformation in gottgleiche, vielleicht sogar unsterbliche Cyborg-Übermenschen wird freilich nur einer kleinen, märchenhaft reichen Kaste vorbehalten bleiben, während der Rest einer totalitären Matrix eingefügt wird, in der sich Beglückung und Versklavung nicht mehr voneinander unterscheiden lassen. Aus der Sicht der Mächtigen eröffnen die Durchdigitalisierung und die Algorithmisierung der menschlichen Existenz ungeheure Möglichkeiten der diktatorischen Kontrolle über die Körper und die Gehirne, die alles weit in den Schatten stellen würde, was wir in den alptraumhaften Jahren des Corona-Spuks als nur kleinen Vorgeschmack erlebt haben.
Wie andere vor ihm, zeigt sich Magnet besonders schockiert über Hararis Frage, was denn mit den Massen von Menschen geschehen solle, die durch den Fortschritt von Automatisierung und Robotisierung »nicht nur beschäftigungslos, sondern gar nicht mehr beschäftigbar« sein werden. Diese kommende »riesige Unterschicht nutzloser Homo sapiens« werde wohl mit Psychopharmaka, Drogen, Computerspielen und anderen Arten virtueller Realität ruhiggestellt werden müssen. Nutzlose Heerscharen an Abgehängten, die »ihre ökonomische Bedeutung und ihre politische Macht verlieren«, werden jedoch auf Dauer uninteressant für den Staat. Im »Falle einer Krise – etwa einer Klimakatastrophe«, so orakelt Harari ominös – wäre es für ihn »ziemlich verführerisch und nicht besonders schwer, die überflüssigen Menschen über Bord zu werfen.«
Man kann nun diese Aussagen moralisch verurteilen und aus ihnen eine besonders ausgeprägte Menschenverachtung herauslesen – das ändert nichts an der Tatsache, daß Harari schlicht und einfach recht hat. Automatisierung und künstliche Intelligenz werden riesigen Massen von Menschen die Möglichkeit des eigenständigen Broterwerbs, des gesellschaftlichen Aufstiegs und der Selbstbestätigung nehmen, und es trifft zu, daß der Großteil von ihnen außerstande ist, seine Freizeit sinnvoll zu nutzen oder seinem Leben aus sich selbst heraus einen Sinn zu geben.
All dies läßt sich nicht ausschließlich durch Komplotte »gieriger« oder größenwahnsinniger Eliten erklären, und auch Magnet versucht dies nur ansatzweise. Wir erleben vielmehr die Eskalation von Übeln, die im Wesen der technologisch-industriellen Gesellschaft und im Fortschrittsprojekt der Moderne schlechthin begründet liegen.
Am Ende seines Buches verrät Magnet »die Antwort auf den Angriff des Transhumanismus auf die Menschheit«. Er schreibt: »Der menschliche Geist ist die Lösung! Unsere Kreativität, unsere seit Jahrmillionen weiterentwickelte Lösungskompetenz, die uns die ersten Steinwerkzeuge erfinden ließ, uns die moderne Technik bescherte und nun gar gegen unsere eigene Existenz gerichtet werden könnte.« Nun, der »Geist«, den Magnet mit »faustischem« Pathos zur Rettung anruft, ist exakt derselbe, der in die von ihm beschriebene Misere geführt hat, während die kreativsten und klügsten Köpfe der Welt mit der Perfektionierung des technokratischen Leviathans beschäftigt sind.
Und so ist der »erbauliche« Teil seines Buches, in dem er zu skizzieren versucht, wie »wir das Ende der Menschheit abwenden und uns dem tödlich-giftigen Einfluß entziehen können«, der schwächste: voller konservativer Binsenweisheiten, Beschwörungen von »Humanismus«, Naturverbundenheit, Glaube, Verwurzelung, Heroismus, Tradition, gesunder Lebensweise mit viel Bewegung und wenig Plastik, »ganzheitlicher« Medizin und »ewiger Kraft und Energie unserer Vorfahren«.
Nichts davon ist ganz verkehrt, aber nichts massentauglich genug, um allen Ernstes ein globales »großes Erwachen« herbeizuführen. »Die Menschheit« wird zum größten Teil den Weg des geringsten Widerstandes gehen und der »Agenda« nichts entgegenzusetzen haben, sie womöglich auch noch attraktiv finden. Mit zunehmendem Druck der Verfolgung werden die Widersassen immer weniger werden und können allenfalls darauf setzen, katechontischer Sand im Getriebe der Maschine zu sein, hoffend, daß eines Tages ein Blitz von oben den frevelhaften Turmbau beenden wird.