Nun liegt eine deutsche Übersetzung vor, und diesen knapp 50 Seiten sind drei »erste Reaktionen« beigefügt: Norbert Bolz, Birgit Kelle und Alexander Grau sind mit knappen Textanalysen im Anhang vertreten.
Leider zeigt Peterson, wie warm sich die Tatsache anfühlen kann, daß Konservative immer verlieren. Er ruft zu Tugenden und Maximen auf, die wir alle gern teilen und die mit der Geburt des ersten Kindes meist selbst in ideologisch ganz unkonservativ aufgestellte Beziehungen Einzug halten. Jedoch liest sich das alles, als schriebe jemand in den sechziger Jahren für die sechziger Jahre, in einer Zeit also für eine Zeit, in der ein Volk noch kein halbausgetauschtes Häufchen Elend, ein Staat noch kein erbeuteter Leviathan und Davos noch nicht mehr als ein Ski-Dorf war.
Demut, Identität, Leistung, Gemeinschaft, Tradition – ja schon, aber doch nicht so, als gäbe es keine globale Zivilgesellschaft, die sich mittels Appell und Vorschlag von gar nichts wird abhalten lassen und die ganz sicher nicht auf die allerschönste Ausrede verzichten will, mit der man einfach weitermachen kann wie bisher: daß nämlich unserer ganz fortschrittlichen Zeit gelingen werde, was noch nie gelang – den Tiger zu reiten.
Peterson ruft diesen Reitern (die natürlich nicht reiten, sondern mitgeschleift werden) läppische Haltungshinweise zu. Er beschwört dabei immer bloß »den Westen« und dessen »Werte«. Man liest, es verhallt. Und dann stellt in seinem angehängten, ersten Lektüreeindruck Alexander Grau diesen ganzen gutwilligen Peterson vom Kopf auf die Füße. Kalt notiert er, diese ganze kaputte Entwicklung werde »allenfalls durch einen ökonomischen und sozialen Totalzusammenbruch aufzuhalten sein.« Also: nicht durch dieses Manifest.
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Jordan B. Peterson: Konservatives Manifest, Basel: Fontis 2023. 85 S., 15,90 €
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