Agenda 2030: Auch Moskau will zu einer “smart city” werden

Smart Moskau? Widerspricht das nicht dem Bild, das viele europäische Rechte von Rußland haben? Spielen die Russen bei der westlichen "Agenda 2030" mit? Oder füllen sie den Plan mit eigenen Zielen?

Caroline Sommerfeld ist promovierte Philosophin und dreifache Mutter.

Ein Bekann­ter von mir ist vor gut einem Jahr nach Mos­kau über­sie­delt. Immer mal wie­der schickt er begeis­ter­te Nach­rich­ten oder Film­chen wie die­sen. Alles sieht so west­lich aus … Kürz­lich berich­te­te er, daß in den Mos­kau­er Fuß­gän­ger­zo­nen selbst die Bett­ler und Stra­ßen­mu­si­ker ein Schild mit einem QR-Code oder einer Tele­fon­num­mer für Sofort­über­wei­sun­gen vor sich ste­hen haben.

Miet­ver­trag, Bank­kon­to­er­öff­nung, Kran­ken­kas­se, Wohn­sitz­mel­dung: alles online im Hand­um­dre­hen mit der­sel­ben Kar­te erle­digt. Er fand das unge­mein prak­tisch. Ich lern­te ihn als gro­ßen Impf­geg­ner und Maß­nah­men­kri­ti­ker ken­nen, damals hat­te er erheb­li­che Vor­be­hal­te gegen Digi­ta­li­sie­rung und “chi­ne­si­sche Ver­hält­nis­se”. Ist alles in Ruß­land anders, weil die Digi­ta­li­sie­rung dort ande­ren Zie­len dient?

Han­delt es sich womög­lich bei digi­ta­len Tech­no­lo­gien um ein für sich genom­men neu­tra­les Werk­zeug, das sich dar­in als “gut” erweist, daß es gut funk­tio­niert und nicht miß­braucht wird, wie es Aris­to­te­les in sei­nem Ergon-Argu­ment in der Niko­ma­chi­schen Ethik nahe­ge­legt hat?

Aris­to­tels spricht vom ergon eines guten Mes­sers, das taug­lich zum chir­ur­gi­schen Schnitt wie zum Mord ist. Das grie­chi­sche Wort ergon bezeich­net die spe­zi­fi­sche Funk­ti­on oder Auf­ga­be einer Sache, die für die­se Sache essen­ti­ell ist. Daß etwas „gut“ ist, defi­niert sich durch die Anwen­dung sei­ner beson­ders guten Funktionalität.

Im Jah­re 2018 hat Mos­kau ein Doku­ment ins Inter­net gestellt, das den Plan, bis 2030 zur smart city zu wer­den, in allen Details vor­stellt. Man bezieht sich expli­zit auf die Ent­wick­lungs­zie­le der Gene­ral­ver­samm­lung, die die UNO 2015 for­mu­liert hat.

Am 18. und 19. Sep­tem­ber die­ses Jah­res wird die UN-Voll­ver­samm­lung erneut zusam­men­tre­ten, um die “Agen­da 2030” end­gül­tig in Stein zu mei­ßeln. Ruß­land ist Teil davon.

Als “Futu­ro­lo­gen”, die “glo­ba­le Trends” schein­bar objek­tiv fest­ge­stellt bzw. selbst nor­ma­tiv vor­ge­ge­ben haben, wer­den in dem rus­si­schen Doku­ment aus­schließ­lich anglo­ame­ri­ka­ni­sche Ver­tre­ter und die glo­bal play­ers, für die sie arbei­ten, zitiert, nament­lich Ray Kurz­weil (Goog­le), David Coplin (Micro­soft), Nico­la Mil­lard (Bri­tish Tele­com), Bri­an David John­son (Intel) usw.

Die 17 “Nach­hal­tig­keits­zie­le” der UN, die in einem regen­bo­gen­far­be­nen Kreis so man­ches Revers west­li­cher Poli­ti­ker als Ansteck­na­del schmü­cken, wer­den auch in der rus­si­schen Vari­an­te abgedeckt.

Doch schaut man genau­er hin, sind es bei­lei­be nicht die­sel­ben Begrif­fe. Die west­li­chen 17 hei­ßen: no pover­ty, zero hun­ger, good health and well­be­ing, qua­li­ty edu­ca­ti­on, gen­der equa­li­ty, clean water, clean ener­gy, eco­no­mic and indus­tri­al growth, redu­ced ine­qua­li­ties, sus­tainable cities, respon­si­ble con­sump­ti­on, cli­ma­te action, life below water, life on land, peace, part­ner­ships for the goals.

Die rus­si­schen 17 hei­ßen auf Eng­lisch: public trans­port, IT, tou­rism, finan­ces, manu­fac­tu­ring, retail, inno­va­tions, secu­ri­ty, eco­lo­gy, open govern­ment, govern­ment acti­vi­ties, health­ca­re, edu­ca­ti­on, social ser­vices, cul­tu­re, urban plan­ning, infrastructure.

Die­se klin­gen so neu­tral, als wären es nicht die­sel­ben Zie­le. Die Optik, die Zahl und die Bezugs-Agen­da sind aber gleich.

Schau­en wir uns mal eines näher an: “safe­ty and eco­lo­gy” ist der pro­ble­ma­tischs­te Bereich, wenn man als west­li­cher Sys­tem­kri­ti­ker im Kopf hat, daß in die­sem Bereich digi­ta­le Kon­trol­le und Kli­ma-Maß­nah­men imple­men­tiert wer­den sollen.

Mos­kau ver­laut­bart fol­gen­des dazu:

Owing to sta­te-of-the-art tech­no­lo­gies, by 2030 Moscow will beco­me a smart city offe­ring a com­for­ta­ble – envi­ron­ment-fri­end­ly and safe –life envi­ron­ment. To this end, the envi­ron­men­tal moni­to­ring sys­tem, fire­fight­ing sys­tem, and law-enforce­ment and secu­ri­ty sys­tems are to be upgraded. This moder­niza­ti­on will use advan­ced digi­tal tech­no­lo­gies for moni­to­ring, super­vi­sing, informing, and decis­i­on making based on the AI-ana­ly­sis of the city’s Big data.

(Auf dem neu­es­ten Stand der Tech­no­lo­gie soll Mos­kau 2030 eine smart city wer­den, die ein beque­mes, umwelt­freund­li­ches und siche­res Lebens­um­feld bie­tet. Zu die­sem Zweck sol­len die Umwelt­über­wa­chungs­sys­te­me, das Feu­er­alarm­sys­tem, Straf­ver­fol­gungs- und Sicher­heits­sys­tem ver­bes­sert wer­den. Die­se Moder­ni­sie­rung soll hoch­ent­wi­ckel­te digi­ta­le Tech­no­lo­gien nut­zen für Moni­to­ring, Über­wa­chung, Infor­ma­ti­on und Ent­schei­dungs­fin­dung. Dies soll auf KI-Ana­ly­sen der Daten beru­hen, die Big Data in der Stadt erhebt.)

Inter­es­sant ist, daß die glo­ba­lis­ti­schen Trig­ger­wör­ter, mit denen die UN-Zie­le gespickt sind (cli­ma­te, gen­der, equa­li­ty usw.) in der rus­si­schen Ver­si­on gemie­den wer­den. Ein­zig “sus­tainable” und “smart” kom­men vor, wäh­rend “green” gene­rell in Anfüh­rungs­stri­chen steht, z.B. in “green” archi­tec­tu­re. Von Umwelt­freund­lich­keit ist die Rede (envi­ron­men­tal-fri­end­ly), nicht von Kli­ma­schutz. Ist Ruß­land klug genug, unter der­sel­ben Agen­daober­flä­che eige­ne Inhal­te voranzubringen?

Ein wei­te­res Trig­ger­wort, näm­lich “public-pri­va­te part­ner­ship”, womit die Ver­wi­schung zwi­schen demo­kra­ti­schen bzw. staat­li­chen Insti­tu­tio­nen einer­seits, und pri­va­ten Unter­neh­men, NGOs, Stif­tun­gen und ins­be­son­de­re Ban­ken ande­rer­seits gemeint ist, spielt aller­dings sehr wohl eine Rol­le. Ab hier wird es ungemütlicher.

Womög­lich grenzt sich Ruß­land auf der Ebe­ne der Ideo­lo­gie poli­tisch vom west­li­chen Libe­ra­lis­mus, von der typi­schen Klima‑, Gen­der- und One-Health-Pro­pa­gan­da ab, folgt aber auf der Ebe­ne der Öko­no­mie und Tech­no­lo­gie der­sel­ben Agenda?

Ein rus­si­scher Kri­ti­ker teil­te vor kur­zem sei­ne Erfah­rung mit der Sber-Bank in Mos­kau auf Tele­gram. Auf Deutsch übersetzt:

Die Sber­bank-App sen­de­te fast eine Stun­de lang irgend­wo im Hin­ter­grund Daten über mei­nen Stand­ort. Alles natür­lich nur zu dem Zweck, die Qua­li­tät der Dienst­leis­tung zu verbessern.

Was ist das ergon der hef­tig aus­grei­fen­den rus­si­schen Digi­ta­li­sie­rung? Es ist ja immer­hin denk­bar, daß auch sol­che Mit­tel wie Big Data, KI, Digi­ta­li­sie­rung der Arbeits­welt und moderns­te Tech­no­lo­gien in Bil­dung, Gesund­heit, Ver­wal­tung und Pla­nung tat­säch­lich dazu ver­wen­det wer­den, die Indus­tria­li­sie­rung (man kon­tras­tie­re dies mit der De-Indus­tria­li­sie­rung Deutsch­lands) und Moder­ni­sie­rung vor­an­zu­trei­ben, die Stadt­ver­wal­tung, Uni­ver­si­tä­ten und Schu­len, Feu­er­wehr, Kran­ken­häu­ser und die Städ­te­pla­nung effi­zi­en­ter und aus der Sicht der Bewoh­ner bes­ser zu gestal­ten – letzt­lich könn­te die Digi­ta­li­sie­rung nichts ande­res als ein beson­ders taug­li­ches Werk­zeug in einer neu­en Plan­wirt­schaft sein.

Die­se Denk­mög­lich­keit ist einer gewis­sen Grund­sym­pa­thie für Ruß­land geschul­det. Für den Wes­ten haben kri­ti­sche Geis­ter wie ich bereits inner­lich alle Schot­ten dicht­ge­macht und lesen die huma­nis­tisch klin­gen­den Glo­ba­li­sie­rungs­plä­ne von UNO, WHO, WEF et. al. als emi­nen­te Bedro­hung statt als Ver­hei­ßung und glau­ben ihnen kein Wort.

Anti­pa­thie und Sym­pa­thie ver­hin­dern objek­ti­ve Erkennt­nis. Doch kön­nen sowohl Ver­dacht als auch Hoff­nung den ers­ten Schritt im Erkennt­nis­pro­zeß moti­vie­ren. Dabei darf man es aber im wei­te­ren Ver­lauf des Pro­zes­ses nicht bewen­den las­sen, son­dern man muß unab­läs­sig skep­tisch blei­ben auch gegen­über dem, wor­auf man hof­fen möchte.

Ruß­land ist und bleibt Mit­glied der Ver­ein­ten Natio­nen. Die BRICS+ sind wahr­lich nicht des­in­ter­es­siert am Inter­na­tio­na­len Wäh­rungs­fonds und an der Welt­bank. Mög­li­cher­wei­se sind und blei­ben sie auch in den Hän­den der­sel­ben Inter­es­sen­grup­pen. Man strei­che hier die wil­des­ten Spe­ku­la­tio­nen über die gehei­men Ver­ant­wort­li­chen und die rück­wir­ken­de, schein­bar lücken­los pas­sen­de Deu­tung eines längst geplan­ten Rocke­fel­ler-Sze­na­ri­os – übrig bleibt his­to­ri­sches Mate­ri­al, das Ruß­land und Chi­na nicht als “Sys­te­mal­ter­na­ti­ve” ausweist.

In die­sem Lich­te erschei­nen die aktu­ell pro­pa­gier­te Befrei­ung Afri­kas vom Neo­ko­lo­nia­lis­mus, die Befrei­ung der Welt vom Dol­lar­sys­tem, die Befrei­ung Euro­pas durch ein “Jal­ta 2.0” oder einen neu­en “Wie­ner Kon­greß” unter rus­si­scher Füh­rung als nicht all­zu ver­hei­ßungs­voll. Die Vor­stel­lung, die “Neue Welt­ord­nung” wäre bloß ein west­li­ches Unter­fan­gen, muß mei­nes Erach­tens um die Vor­stel­lung einer “NWO Ost” erwei­tert werden.

Mit die­ser Vor­stel­lung im Kopf müs­sen dann die offen dalie­gen­den Plä­ne wie der­je­ni­ge, Mos­kau zur smart city zu machen, genau stu­diert wer­den: Wor­in unter­schei­den sie sich von den west­li­chen? Was ist auch im Osten poli­ti­sche Rhe­to­rik, nur unter Ver­wen­dung ande­rer Schlag­wör­ter und mit einer ande­ren Schlag­sei­te? Wel­che über­ge­ord­ne­ten Ver­stri­ckun­gen gibt es ins­be­son­de­re im öko­no­mi­schen Sek­tor? Da ich mich damit am wenigs­ten aus­ken­ne, über­ge­be ich die Auf­ga­be, hier wei­ter­zu­for­schen, an die wirt­schafts­kun­di­ge­ren Leser.

Caroline Sommerfeld ist promovierte Philosophin und dreifache Mutter.

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Kommentare (48)

Laurenz

11. September 2023 11:18

@CS ... kontaktieren Sie Thomas Röper (Anti-Spiegel), der in der schöneren Metropole St. Petersburg lebt. Das wird Ihnen eher gelingen als uns Lesern. Röper ist stark verbandelt mit der NuoViso-Redaktion. Mit Ihm ist die Debatte vielleicht leichter aufzumachen. Unterschiedliche Rechtssysteme implementieren unterschiedliche Technisierung. In Rußland kommt man als Autofahrer im Falle eines Unfalls vor Gericht nicht ohne Bildbeweis aus. D.h. jeder Autofahrer hat eine Kamera im Auto, bei uns quasi verboten. Das drückt sich u.a. in den vielen We-love-Russia-Videos aus. https://youtu.be/OJVKwcm6FXY oder https://youtu.be/hVbQ4k1Pepw Außerdem leben noch schätzungsweise 20% der Russen ohne Wasser-Toiletten-Spülung. Der Krieg in der Ukraine ist längst digitalisiert. Alle Einheiten haben Soldaten, die am Laptop sitzen, die Ukrainer Starlink, die Russen nutzen eigene Satelliten-Systeme. Digitalisierung in Skandinavien bedeutet digitalisierte Kranken-Berichte in Krankenhäusern, was die Bearbeitungszeit massiv verkürzt, während bei uns noch Papier gewälzt wird. 

Maiordomus

11. September 2023 11:47

Der Film, den es beim Anschauen etwas zu kürzen gilt, erinnert erschreckend an Strassenbildfilme von Berlin 1940/41, wiewohl ich natürlich zwischen dem 2. Weltkrieg und dem Ukrainekrieg im Gegensatz sowohl der West- und der russ. Propaganda einen gigantischen Unterschied sehe, aber dieses Bild hier zeigt zumal, dass es im Vergleich zu Spanien oder Venedig keine westlichen Touristen hat, die mit ihrer Masse und z.T. Verhalten das Urlaubsbild kaputt machen, Sauberkeit war schon vor 60 Jahren ein Kennzeichen der Hauptstrassen Moskaus und man lese noch die Beschreibung der Newsky Prospekt von St. Petersburg von Gogol für die Zeit v. Alexander II. oder III. Also gilt die Warnung von Solschenizyn "Lebt nicht mit Lügen". 

Umlautkombinat

11. September 2023 11:59

Ich sehe hier gar nicht so viel inneren Widerspruch wie die Autorin. Tatsaechlich ist ja eine immer wieder aufkommende Frage, ob Russland (und auch China) Teil eines gemeinsamen grossen Weltumbaus ist/sind oder nicht. Die Themen die das nahelegen und die, die das nicht tun sind aber nicht kohaerent. Z.B. gehoert Corona zu Ersteren, Klima eher zum Zweiten.
 
Aufloesen kann man das damit, dass Russland UNO-Bestrebungen mitnimmt, aber gerade im Inland diese - wie beschrieben - im eigenen von westlichen Vorstellungen verschiedenem Sinn interpretiert. Insofern koennen Russland (und wieder China) logisch voellig konfliktfrei ebenfalls einen Weltumbau anstreben, aber eben einen Verschiedenen mit ganz eigenen Interessen und meinetwegen der UNO nur als formalem Deckel und durchaus auch Abwehrmechanismus gegenueber aus ihrer nachvollziehbaren Sicht konkreten Uebergriffigkeiten der Inkarnationen westlicher Interpretation als z.B. NGO's auf ihren Territorien. Die Ukraine kann man ebenfalls als Realisierung dieser Spannungen eines realen Kampfs um Einfluss ansehen. Auch das Beispiel Ueberwachung passt. Beide Bloecke wollen das, die Russen aber sicher nicht auf der Grundlage westlich lokalisierter/dominierter  Organisationen oder Firmen.

Ekstroem

11. September 2023 13:40

Wie überall ist die Situation auch in Russland komplex. Alexander Dugin schrieb kürzlich in seinem Telegramm Kanal über "The work of covert agents in russia". Quelle: https://www.geopolitika.ru/en/article/work-covert-agents-russia
Ein übersetzter Auszug: Wie Dugin betont, ist dies "eine absolut wilde Situation als ob in den Vereinigten Staaten der Council on Foreign Relations vom ... ehemaligen Redaktionsleiter der amerikanischen RT geleitet würde." [...] Der Philosoph stellt auch fest, daß er "immer wieder überrascht ist von der absoluten Skrupellosigkeit der russischen internationel Gemeinschaft", die bereit ist, "sogar mit einem Teufel Freundschaft zu schließen und zusammenzuarbeiten, aber mit einem Teufel von Rang, einem ausländischen Teufel".Verrat ist eine Konstante in der Geschichte. Erinnert sei an den allgegenwärtigen "deutschen Verrat".Die Stadt Moskau ist wohl stark von der liberalistischen Agenda durchsetzt. Es gibt diese technokratischen Tendenzen in Russland. Es gibt auch den Versuch der Rückbesinnung auf die natürliche Ordnung, für den Dugin der bekannteste philosophische Protagonist ist. Auch Putin denkt und handelt in diese Richtung.

Gotlandfahrer

11. September 2023 15:23

Hochverehrte CS,
Danke für das Schlaglicht, ein sehr wichtiger Aspekt bei der eigenen Positionierung. Neben dem Ergon-Argument, aus dem folgt, dass alles eine Frage davon ist, WER über WEN herrscht – man selbst mit seinesgleichen über sich oder nicht – ist Ihr Hinweis auf die sich nicht aus der Natur der Sache bereits ergebende Erlösungsabsicht zugunsten des deutschen Volkes fremder Staatsorganisationen Ost die wichtige Botschaft Ihres Artikels.
Und dennoch: Der Feind meines Feindes ist mein Freund. Weder Trump noch Putin schwitzen ihren Schweiß für Sie und mich, aber sie scheinen doch sehr wohl gerade ein Hühnchen mit denen zu rupfen, derer zumindest ich als allererstes auf dieser Welt entbehren möchte. WIR sind zu diesem Job – das ist weder Defätismus, Pessimismus oder Feigheit – nicht in der Lage. Deswegen begrenzt sich unser aller Tun auf das, was getan wird, und das ist – u.a. was Sie angeht – hervorragend, denn Gott ist groß!
Wir werden die Digitalisierung so wenig aufhalten können, wie der Faustkeil aufgehalten werden konnte. Wenn Moskau die Digitalisierung vorantreibt, unter Verzicht auf absichtsvolle Kulturvernichtung des Eigenen, brauche ich keine Sekunde darüber nachdenken, wem meine Sympathie gilt. Unbesehen davon gilt immer: Trau, schau, wem! Es leben die nordischen Ruderleute!

Artabanus

11. September 2023 16:17

Guter Artikel. Beim Klimaschwindel machen die Russen bisher nur sehr halbherzig mit, im Gegensatz zu Corona, wo sie noch voll auf Linie waren. Interessanterweise hat Putins Kollege Lukashenko damals nicht mitgemacht.
Die Digitalisierung ist natürlich ein zweischneidiges Schwert wie die Autorin richtig bemerkt. Aber aufzuhalten ist sie nicht. In der BRD ist sie bisher nur nicht sehr fortgeschritten weil die meisten Ressourcen bereits woanders verbraten werden(Windmühlen, Migranten, quasi-Reparationen). Die Russlaendische Regierung ist natürlich ebenso an einer Kontrolle der Bevölkerung interessiert wie die unserige. Allerdings glaube ich nicht, dass Putin seine Bevölkerung absichtlich verarmen möchte, wie dies ganz offensichtlich in der EU und extrem in der BRD ins Auge fällt.
Der Klimaschwindel ist das wichtigste Werkzeug der Globalisten um ihre neue feudalistische Weltordnung durchzudrücken. Daher empfehle ich jedem sich genau mit den naturwissenschaftlichen Grundlagen hierzu vertraut zu machen. Das Buch von Markus Ott "Demontage des CO2-Betruges" gibt einen tiefergehenden Überblick. Die Englische Übersetzung hat der Autor als kostenloses PDF im Internet zur allgemeinen Verbreitung zur Verfügung gestellt. "Dismantling the CO2-Hoax".

Niekisch

11. September 2023 17:06

"erinnert erschreckend an Strassenbildfilme von Berlin 1940/41"
@ Maiordomus 11:47: Werter Meister, woran machen Sie das fest? Ich kenne nur Beschreibungen und Filme, die das Gegenteil besagen. 

Noch ein Hesse

11. September 2023 18:00

@Niekisch: Schöne Architektur, saubere Straßen, fröhliche Menschen. Betriebsamkeit ohne die aggressive Hektik heutiger deutscher Großstädte. Da sehe zumindest Ich eine Parallele.

Dietrichs Bern

11. September 2023 19:45

Die Wahrheit ist, dass im Zuge aller Klimamaßnahmen, Einschränkungen der Freiheit und mehr Kontrolle durch den Staat verwirklicht werden können mit einer großen Erzählung als Basis. Das ist für alle Staaten der Welt grundsätzlich attraktiv. 

Kommentar Sommerfeld: Aber warum zögert Rußland dann in diesem Bereich?

RMH

11. September 2023 20:35

Ich sehe auf dem Gebiet der Vernetzung keinen echten Ost-West Widerspruch,
Hatte Anfang/Mitte der 90er Jahre einen Russen als Nachbarn, der war Programmierer. Der hat selbstverständlich für Microsoft gearbeitet, pendelte zwischen USA und Europa und hat mir damals stolz erzählt, dass er jetzt auch Qualifikationsscheine gemacht hat, so dass er sogar Quellcode- Sachen machen darf (ganz so genau kann ich mich aber auch nicht mehr erinnern). Später gab es die russisch-niederländische Firma Yandex, die das google für Russland wurde und die noch vieles andere mehr macht. Es gab schlicht und ergreifend wohl über 25 Jahre, in denen es keine echte Block-Konfrontation mehr gab und es einen know-how Transfer zwischen Russland und dem Rest der Welt gab, insbesondere mit dem Silicon Valley in den USA. Gerade die genannten IT-Experten und und Software- Entwickler waren weltweit begehrt und gerade Microsoft, aber auch Facebook (jetzt Meta) haben dort gerne rekrutiert und es sind natürlich viele auch schon lange wieder nach RU zurückgekehrt (einige davon sollen sich nach dem Angriff auf die Ukr. pompt auch wieder abgesetzt haben). Also, warum wird Moskau City smart? Weil man es schlicht kann und nicht die Manschetten anhat, die deutsche Intellektuelle haben. Wenn nicht immer der ganze Rattenschwanz an Datentransparenz, gläserne Mensch und Überwachung etc. wäre, wäre das ja auch alles eigentlich sehr praktisch und oft hilfreich.

Oberlausitz

11. September 2023 20:37

Rußland geht in Sachen Klima, Ökologie den pragmatischen Weg, wie sich gerade wieder beim "Östlichen Wirtschaftsforum" in Wladiwostok zeigt: Wirtschaft, Energiesicherheit zuerst, Klimamaßnahmen diesen angepaßt danach.

Wuwwerboezer

11. September 2023 21:36

Pyerwyii
Bahro hat mir mal seine Sicht auf Japan mitgeteilt: es hätte aus Überlebensnot und widerstrebend die Rüstung des Feindes = Hochtechnologie anlegen müssen. Sehr interessanter Gedanke! Offensichtlich geht dies noch viel tiefer als als nur bis zur Hochtechnologie. Habe mir etwa zur selben Zeit die Hochzeit des japanischen Kaiserpaares im Fernsehen angeschaut. Es gab viel amerikanischen Pomp, Konfetti, Mickeymäuse, Rummel, Volksfest, viel Glamour, viel Journaille. Aber dann fuhr der Wagen - ohne Konvoi und erst recht ohne Kameras - in den Palast und niemand hat mehr die geringste Ahnung gehabt, was dann hinter dessen Mauern geschehen würde oder geschah. Ich wage die Behauptung, daß auch betreffend Rußland niemand im Ausland wissen kann, wie es tief in seinem Inneren tickt. (Dto. betreffend bspw. die Schweiz.) Der Kern hierbei ist - wie es der Kern von jedem und allem ist - das Menschenbild, und so weit meine Einblicke dahinein reichen, gibt es hinsichtlich Rußland vor dem Hintergrund der von C. S. geäußerten Bedenken Grund zu vorsichtigem Optimismus; dies, obwohl die Deutschen, an deren Hochklassik sich die Russen eigentlich hätten "hochranken" sollen, seit dem Ende der Goethezeit so jämmerlich geistig versagt haben. (Bei Japan gibt es von dorther gesehen gar keinen Grund zum Optimismus, bei der Schweiz erst recht nicht.)

Wuwwerboezer

11. September 2023 21:36

Wtoroyij
Noch etwas, habe es schon einmal angemerkt: die Leute denken immer, Putin würde wie Ludwig XIV. morgens an seinem Bette das Dienerglöckchen zupfen und der gesamte Hofstaat würde strammstehen und ihm zu Diensten sein. In Wahrheit sabotiert ihn sogar sein eigener Pressesprecher Peskow wo er nur kann (hat mehrmals öffentlich gesagt, der Präsident sei gar nicht ernst zu nehmen; WWP wird ihn nicht los, denn er wurde "installiert"). Betrifft erst recht die ganze Bande von der Nabiulina bis Medwejew, z. B. Schoigu aus dem Jelzin-Klüngel wird er auch nicht los. Oder um ein anderes Beispiel zu nehmen: Rosneft und Lukoil beliefern munter den Ukr mit Treib- und Schmierstoffen, und dagegen kann Onkel Wanja auch nichts machen. Fjumpfte Koljona! Resp. Putin ist der gefesselte Gulliver. Resp. Putin fährt mit zusammengebissenen Zähnen unter Konvoi. Und da reden wir noch nicht mal von den Kakerlaken wie er sie nennt. Vor zehn Jahren mußter er denen gegenüber noch mit der Faust auf den Tisch hauen, damit er überhaupt seinen Kugelschreiber zurückbekommt, inzwischen sieht es mit der Dynamik in Richtung staatliche Souveränität besser aus.
- W.

Le Chasseur

11. September 2023 21:48

Kommentar Sommerfeld: Aber warum zögert Rußland dann in diesem Bereich?
Weil Russland als Exporteur von Öl und Gas ein Interesse daran hat, dass weiterhin eine hohe Nachfrage nach fossilen Brennstoffen besteht?
Russland gehört auch zu den Profiteuren des Klimawandels: https://www.nytimes.com/interactive/2020/12/16/magazine/russia-climate-migration-crisis.html

Kommentar Sommerfeld: Der Artikel ist komplett hinter der Bezahlschranke. Können Sie aus dem Artikel etwas zitieren vielleicht?

Le Chasseur

11. September 2023 21:55

"Vor zehn Jahren mußter er denen gegenüber noch mit der Faust auf den Tisch hauen, damit er überhaupt seinen Kugelschreiber zurückbekommt"
https://youtu.be/VjrlTMvirVo?feature=shared&t=59

Laurenz

11. September 2023 22:31

@Le Chasseur & CS  ... warum zögert Rußland dann in diesem Bereich?Weil Russland als Exporteur von Öl und Gas ein Interesse daran hat, dass weiterhin eine hohe Nachfrage nach fossilen Brennstoffen besteht?Russland gehört auch zu den Profiteuren des Klimawandels
Le Chasseur liegt hier eindeutig richtig, das kann man gut selbst recherchieren. Vor allem verkürzen sich die Transportrouten massiv durchs nördliche Polarmeer, was auch militärisch, also geo-strategisch die Russen weit nach vorne bringt. Sie sind dann weniger von den Türken am Bosporus abhängig, wenn nicht nur Murmansk im Winter eisfrei bleibt. Wenn der Permafrost wegschmilzt, wird der Abbau riesiger Rohstoffvorkommen viel billiger werden. Hier wird auch gerne vergessen, daß die Ampel-Verarsche noch viel weiter reicht. Deutschland ist ein kapitaler Profiteur des Klimawandels, völlig egal, ob menschengemacht oder nicht. Wenn Deutscher Bürger meinen, andere Staaten mit Wetter - & Klima-Problematik unterstützen zu müssen, können die das gerne freiwillig tun. Aber es besteht überhaupt kein Anlaß, Deutsche Steuermittel am Arsch der Welt zu verballern.

ede

11. September 2023 23:56

Selbstverständlich wird sich eine neue Technologie, ob zivil oder militärisch, weltweit durchsetzen, sofern sie Vorteile ggü. alter verspricht. 
Fraglos wird jede neue Technologie ihrerseits neue Probleme verursachen, von denen man a priori nicht weiß, ob die Probleme sogar existenzieller Natur sein werden. 
Daran wird sich nie etwas ändern. Niemand kann Kindern und Enkeln eine problemfreie Welt versprechen oder gar garantieren. 
Unser aktuelles Problem ist die ungeregelte Migration. 

Siriusstar

12. September 2023 03:09

Putin glaubt ans Impfen, er glaubt aber auch an die Familie.
In der Regierung gibt es wohl sehr unterschiedliche Strömungen. Ich gehe davon aus, dass das Gesundheitsministerium von globalistischen Technokraten kontrolliert wird, Stadtverwaltungen von nationalen Technokraten. In anderen Bereichen haben Patrioten oder duginsche Multipolaristen das Oberwasser aber auch gewöhnliche Liberale oder etatistische Konservative.
Das man an jeder Ecke wieder eine Maut oder einen Ausweis(Zertifikat) zeigen muss, wie weiland im Mittelalter beim Stadttor, oder bei einer Brücke, betrachte ich keinesfalls als das letzte Wort der Geschichte. Wer dazu gehört sollte auch überall hinkommen.

Ein Fremder aus Elea

12. September 2023 06:54

Ist nichts neues, daß UN Vorgaben mit national unterschiedlich bestimmten Inhalten gefüllt werden, die DDR war ja auch demokratisch auf ihre Weise. Und selbstverständlich lassen sich Werkzeuge auf unterschiedliche Weise einsetzen, so lange ihr Einsatz nicht durch Sachzwänge diktiert wird, was aber zunehmend der Fall ist, desto ausgefeilter die Technologie wird: Beispielsweise ließ sich Benzin früher auch in Dieseltanks füllen, jetzt aber nicht mehr.

Niekisch

12. September 2023 10:32

"@Niekisch: Schöne Architektur, saubere Straßen, fröhliche Menschen. Betriebsamkeit ohne die aggressive Hektik heutiger deutscher Großstädte. Da sehe zumindest Ich eine Parallele."
@ Noch ein Hesse 11.9. 18:00: Lieber Landsmann, so ist es, aber der Meister sieht es möglicherweise umgekehrt. Vielleicht klärt er uns auf.

Artabanus

12. September 2023 11:23

@Laurenz
Ob es wärmer wird oder nicht, darüber ließe sich noch streiten. Eine Erhöhung der CO2 Konzentration in der Luft kann aber in keinem Fall eine zusätzliche Erwärmung verursachen. Ich empfehle nochmals das Buch von Markus Ott für die naturwissenschaftlichen Gründe.
Der IPCC ist wie die WHO eine korrupte Einrichtung die gezielt für die Errichtung einer weltweiten Diktatur instrumentalisiert wird. Selbst wenn die Russen und Chinesen nicht dieselbe selbstmörderische Politik wie die EU betreiben, so unterstützen sie die falschen Narrative dennoch. 
 
 

Umlautkombinat

12. September 2023 11:54

> Ist nichts neues, daß UN Vorgaben mit national unterschiedlich bestimmten Inhalten gefüllt werden
 
Das ist nicht der wesentliche Punkt. Der ist der, ob die genannten Unterschiede darauf schliessen lassen duerfen, dass es in der Welt originaer antagonistische Kraefte gibt. Also kein Gebilde Soros-Rothschild-Rockefeller-Illuminati-Schlagmichtot mit der universalen Agenda und der Kraft diese unverhinderbar ueberall durchzusetzen, mit Einzelfiguren wie Putin und Xi im Schlepptau.
 
Bei aller richtigen Untersetzung dahingehend, Russland z.B. nicht als politisch monolithischen Block zu sehen (Spezialfall: Was kommt nach Putin) ist das fuer mich hoffnungsvoll dahingehend, dass dem m.E. eben nicht so ist. Es gibt diese Kraefte (auch innerhalb des Westens) und ihre tatsaechliche und nicht gespielte Auseinandersetzung. Das ist gut so. Auch wenn man nicht umgekehrt in Heilandszuschreibungen der Feinde des eigenen Feindes verfallen sollte. Im direkten Einflussbereich z.B. Chinas zu liegen zu kommen, wuerde sicher manchen Augenoeffner verursachen.

Laurenz

12. September 2023 12:56

@Artabanus @L. ... wärmer oder nicht ... Die regelmäßige Messung der Temperaturen, sogenannte Wetteraufzeichnungen, also ein Wetterfaktor, seit Mitte des 19. Jahrhunderts, fand genau zum Ende der Kleinen Eiszeit um 1850 statt. Deswegen brach stante pede der us amerikanische & kanadische Pelzexport ein. Seitdem wird es wärmer, Punkt. Und? Ich habe mir die ausgezeichneten Vorträge von Ivar Giaever & Piers Corbyn reingezogen, die für mich plausibel sind. Es existieren natürlich Mikro-Klimata, die tatsächlich vom Menschen beeinflußt werden, wie schon König Gilgamesch aus dem 2Stromland berichtete. Aber da, wo der Mensch tatsächlich Einfluiß nehmen könnte, tut er es oft nicht. Wir wurden zB durch die Gier der Waldbesitzer & Forstämter bestraft, weil man in der Vergangenheit zu viele schnellwachsende Flachwurzler in unseren Wäldern pflanzte, die häufig in wasserknappen Jahren draufgingen. Die Pseudo-Klima-Debatte geht völlig am eigentlichen Thema vorbei. Die eigentliche Frage ist, wie passen wir uns nutzbringend an? Auch der mächtige Bauernverband hätte längst in Israel studieren können, wie man vorhandenes Wasser optimal einsetzt.

Laurenz

12. September 2023 13:40

@Umlautkombinat @L. ... Das ist jetzt etwas Polemik ... Das dürfen Sie ruhig so sehen. Nichts dagegen einzuwenden. Aber die Wahrheit sehe ich täglich an vielen kahlen Hängen in meinem heimatlichen Taunus. Da beißt die Maus keinen Faden ab. Da, wo der Wald noch steht, handelt es sich mehrheitlich um die Gegenwart von Laubbäumen. In der Wüste Negev nutzen die Bauern Programme, die tropfenweise die gewaltige Bewässerung steuern. https://flurundfurche.de/landwirtschaft-in-der-wueste-israel-umgang-mit-wasser-mangel/

Umlautkombinat

12. September 2023 14:42

> Das ist jetzt etwas Polemik ... Das dürfen Sie ruhig so sehen. Nichts dagegen einzuwenden. Aber die Wahrheit sehe ich täglich
 
Man muss nicht immer gleich auf die Hinterbeine gehen, wenn jemand "aber" schreibt, den Rest uebersehen und anzunehmen der wurde nur gesagt, um einen gewollten Treffer zu verpacken. Ich stelle doch Ihr Beispiel nicht in Abrede. Die Frage ist gerade, wie weit sich das durch die gesamte Gesellschaft zieht und aus welchen Gruenden. Dazu habe ich etwas geschrieben. 
 
Die Leute sind ja nicht einfach "natuerbloed". Sie haben Jahrtausende gearbeitet und verbessert. Ohne Geschrei, selbstverstaendlich. Das ist ja auch ihre eigene richtige Frage "wie passen wir uns nutzbringend an?". Das Gefaehrliche ist, dieser Frage ihren Sinn zu nehmen, weil die Fruechte solcher Ueberlegungen durch gewaltsamen Durchsatz ideologisch gepraegter Dinge letztlich fortlaufend nicht mehr erzielbar sind. Und damit verbunden, warum eigentlich das Schlechtere weiter das Bessere (den sachlichen und real problemloesenden) Zugang regieren sollte.

Artabanus

12. September 2023 16:37

@ Laurenz
"Die Pseudo-Klima-Debatte.."
Ich bin d'accord dass es nicht ums Klima geht. Das ist nur der Aufhänger zur Ablenkung vom eigentlichen Thema CO2. Aber das Thema CO2 ist entscheidend. Durch die Dämonisierung von CO2 wird das Leben zum Verbrechen erklärt. Wir alle werden zu Schädlingen, zu Ungeziefer erklärt. Diese Monstrositaet wird durch die Fokussierung aufs Wetter kaschiert. Hinter dem harmlos klingenden Wort 'Klimaschutz' verbirgt sich in letzter Konsequenz der Wille zur Ausrottung großer Bevölkerungsteile, aller jener, die Yuval Harari kürzlich als "Unnütze Esser" bezeichnet hat.
Es gilt daher die Debatte hierzu vom Klima und Wetter zurück auf das Thema CO2 zu lenken. 
 

Ekstroem

12. September 2023 17:24

CS beginnt mit vier Fragen. Zwei Frage, die sich wesentlich von Frage vier unterscheiden, wurden nicht gestellt: Versuchen die Russen, einen eigenen Weg zu gehen? Wo führt der russische Weg hin? 2015 greift Russland in den Krieg in Syrien ein, was der Beginn des geopolitischen Umbruchs war, den wir erleben. Ab dem 01.01.2024 werden sechs Staaten zu den fünf ursprünglichen BRICS Mitgliedern hinzukommen. Russlands Weg geht in Richtung Multipolarität. Ist da mehr? Die Texte Dugins und die Reden sowie das Handeln Putins zeigen eine Richtung. Die Rückbesinnung auf das Eigene, auf die Tradition, auf die natürliche, gotterfüllte Ordnung ist der Weg. Dagegen gibt es sehr großen Widerstand der üblichen. Dieser Kampf ist Teil eines weltweiten Transformationsprozesses, der historisch einmalig ist. Hier geht es ums Ganze, denn die Wahrheit ist das Ganze. 

Florian Sander

12. September 2023 18:05

Ich wundere mich darüber, dass dies so scheinbar verwundert in einem Artikel dargelegt wird, als sei das etwas Besonderes. Erwartet denn ernsthaft jemand, dass Russland aus Trotz wieder zum Agrarstaat wird? Meine Güte, ja, natürlich sind China und auch Russland voll dabei, denn das müssen sie sein. Der Bereich des Digitalen, KI und Co ist mittlerweile DAS Gebiet auch internationalen, zwischenstaatlichen Wettbewerbs. Aus KI-Nutzungen und Erkenntnissen etwa in der "smart city" ergeben sich dann wieder neue Anwendungsbereiche - auch ökonomische und militärische. Ist doch völlig logisch, dass ein interessenpolitisch geleiteter Staat da mitmacht. Er wäre strohdoof, wenn er es nicht täte. Wie kann man sich darüber wundern?
Ich fühle mich auch nicht getriggert, wenn ich Wörter wie "Nachhaltigkeit" lese. Ich stütze auch als AfD-Kommunalpolitiker solche Konzepte im Grundsatz. Ja, wieso denn auch nicht? Gefährlich wird es erst, wenn damit dann linksliberale Woke-Ideologie Einzug zu halten versucht. Aber - auch hier spreche ich aus polit-praktischer Erfahrung - die bremst man in der Regel nicht durch Totalverweigerung, sondern indem man den Rahmen (Nachhaltigkeit) positiv aufgreift, ihn dann darunter aber mit alternativem Inhalt und eigenen Akzentsetzungen füllt. Erst das schafft politische Anschlussfähigkeit. Russland und China handeln hier einfach nach realpolitischen Geboten.

Kommentar Sommerfeld: Grundsätzliches Denken ist etwas anderes als "politische Anschlußfähigkeit". Der von mir geschätzte Niklas Luhmann hat in diesem Sinne grundsätzlich stets die Frage "Wie ist xy möglich?" an die soziologischen Phänomene herangetragen. Er hat quasi "so getan", als wären z.B. ein Gespräch, eine Ehe oder ein Staat schier unmögliche Dinge, um dann zu erklären, durch welche Mittel sie offenbar trotzdem funkionieren.

tearjerker

12. September 2023 18:22

"Es gilt daher die Debatte hierzu vom Klima und Wetter zurück auf das Thema CO2 zu lenken. " (Artabanus): Das sind alles theologische Debatten, die konkrete Absichten und die Massnahmen hinter diesen Themen nur vernebeln sollen. Wenigstens die Russen scheinen sich ihren Selbstbehauptungwillen und einen gewissen Pragmatismus zu bewahren und beteiligen sich daran um nicht aufzufallen und gleichzeitig auch nicht. Die schnallen wenigstens, dass man ihnen mit dem Klima/CO2-Blödsinn nur schaden will, während man hierzulande komplett seinen Kompass und seinen Realitätssinn verloren hat.

RMH

12. September 2023 19:30

@Ekstroem, ich habe das sicher schon einmal ähnlich bei anderer Gelegenheit geschrieben: Je länger Kriege dauern und je härter sie geführt werden, um so mehr findet eine ideologische Aufladung statt. Als Außenstehender, auch wenn man Bürger eines Landes ist, welches Partei ergriffen hat, sollte man daher m. M. n. etwas vorsichtig sein, wenn man formuliert, hier ginge es "ums Ganze". Klar, dass behaupten die Kriegsparteien, weil sie ein Interesse daran haben, um ihre Leute zu motivieren, dass letzte aus sich heraus zu holen (und auch dafür zu sterben!). Ob es aber wirklich von den jeweiligen Parteien so gewollt ist, wie es aktuell serviert wird, darüber können wir nur spekulieren. Gefährlich ist eine ideolog. Aufladung allemal. Gerade wir Deutsche haben es mehr als deutlich erlebt (und leiden bis heute darunter), wenn ein Krieg auf einmal nicht mehr nur die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln ist, sondern von allen Parteien zum Weltanschauungskrieg mit dem Anspruch, das vermeintlich Böse - was dann immer der Gegner ist - auszurotten, aufgeladen wird. In punkto ideolg. Aufladung geben sich m. M. n. alle beteiligten Parteien leider gar nichs bzw. unterscheiden sich in ihrer wechselseitigen Hetze nicht. Die ideolog. Aufladung von Kriegen war ursprünglich etwas, was Europa in einer seiner größten Kulturleistungen, nämlich des Versuchs der Kriegshege, gerade vermeiden wollte. Das hatte dann leider mit dem 1. Weltkrieg sein Ende (und hierfür darf man den schwarzen Peter einmal klar den Allierten zuweisen).

Friedrich Lagerfeld

13. September 2023 03:58

@Wuwwerboezer
Drittens
Japan hat mit Marx industrialisiert und ist mit Lenin expandiert.
Nur eben "unkritisch" (aka "affirmativ") also so, wie manche "1984" als Bauplan nehmen.
Als Japan in den 60er wieder da war, hat Klaus Schwab bei JJSS (Jean-Jacques Servan-Schreiber) sein technokratisches "'68er-Erlebnis" gehabt: Die EWG-Eurosklerosis (als bonapartistisch-liberales Gegenstück zu den "Alten Zöpfen") müsse überwunden werden.
Dieses ursprüngliche Bestreben zu einer - ggü. Japan - nachholenden technokrat. Beschleunigung wurde mit den Depressionen des Club of Rome überblendet. So entstand ein paradox-modernes links-liberales Frankenstein-Gespenst.
Weder abgeschlafft noch gewissenlos wollte man dastehn, denn neben Tokyo als Antreiber, gab es auch noch die Wühlmäuse aus Moskau und Peking, sowie einige recht knorrige Konservative.
Kurt Georg Kiesinger war es vorbehalten, sehr vage auf China aufmerksam zu machen.

Friedrich Lagerfeld

13. September 2023 04:42

Die Digitalisierung ist das Ergon unserer Zeit. In der der gesellschaftliche "Transmissionsriemen" sich von Marktsignalen weg und hin zu einem Kommando-wirtschaftlichen herumschubsen verrückt hat. KI/kybernetisch (hallo, NÖSPL) dichter, was allerdings nicht unbedingt "ergonomischer" bedeutet.
Zwei Hauptprotagonisten: US-Big-tech & Xis CCP waren zum Langen Marsch gen Konversion; Etappenziel "Chimerica" angetreten. Und das hat Putin in der Nacht auf den "Tag der Armee" (dem alt-sowjetischen Vatertag, an dem jeder altgediente Ostexperte den Russen an sich besoffen wähnte) schwer angeschossen.
In ein Trauma-Nirwana zwischen de-coupling und de-risking.
Die Botschaft: Keine Konvergenz nirgendwo ohne jene eurasisch ausschlaggebende "Regionalmacht" (auf den Großraum kommt es an) die auf den Rohstoffen sitzt, oder ihre Finger dort hat, sich selbst ernähren kann (und allen anderen das Gegenteil bescheren, falls erforderlich) für die das Klima dort auftaut, wo es Seemacht-logistisch prima Sinn macht (Nordostpassage) und für die Steuerung und Kontrolle (der Zar ist weit, daher alles Leid) Königsdisziplin und heilloses Elend zugleich waren.
Dafür darf der Rest Schrott sein (d.h. auf dialektisch: zum investieren einladen) solange die Abschreckung nur auf einer Richtungsstrecke glaubhaft funktioniert.

Gimli

13. September 2023 09:22

Ewig diese Aufladung jeder Entwicklung mit "Geostrategie" oder irgendwelchen "Polaritäten" (EU, RU, USA, VR, ...) oder ominösen Gruppen (Bilderberg, UNO, Bill Gates-Stiftung) ... Ohne jeden Sarkasmus: Läuft da nicht die uns allen eingebaute Mustererkennung etwas Amok? Hier wird Schach/Billard auf Weltpolitik übertragen. Ich finde, das gute alte Mittel der Plausibilitätsprüfung doch ganz gut, sich gegen allzu viel "um-die-Ecke-denken" zu wappnen. Schwieriger wird es, die eigenen Grundüberzeugungen in der Argumentationskette herauszurechnen. Das fällt uns allen (!) schwer. Aber bitte nicht Corona, Digitalisierung, Klimawandel uvwm immer wieder als Auswuchs dunkler Triebe halten, nur weils die eigene Weltanschauung irgendwo tangiert. DAs ist einfach Unfug.
 

Kommentar Sommerfeld: Sie haben Recht und Unrecht zugleich in meinen Augen. Recht, weil es in der Tat darauf (nach dem ersten Juhu oder Schreck) ankommt, die eigenen Triebe aus der Erkenntnis zu verbannen, sonst werden Wunsch oder Angst die Väter der Gedanken. Unrecht, weil hemdsärmliges "Bleib-mal-am-Boden!" im Sinne eines sich selbst auferlegten Verbots, komplexe Zusammenhänge und Ebenen zu denken, die Erkenntnis im selben Maße lähmen kann.

Dietrichs Bern

13. September 2023 10:32

@Sommerfeld: Das russische "Zögern" bei der Umsetzung von Klimamaßnahmen als totalitärem Element hängt aus meiner Sicht damit zusammen, dass man hier sehr westliche Erzählungen aufgreifen müsste, was bei der Öl und Kohle Abhängigkeit beim Devisenerwerb eher dumm aussieht und zum anderen die Oligarchen ein weiteres Mal vor's Schienbein treten würde, nachdem einige ja Yachten und Latifundien im Westen eingebüsst haben. Und China, Indien, Brasilien und die arabischen Staaten möchte man wohl auch nicht weiter anstrengen.

Umlautkombinat

13. September 2023 10:37

@Florian Sander
 
> indem man den Rahmen (Nachhaltigkeit) positiv aufgreift, ihn dann darunter aber mit alternativem Inhalt und eigenen Akzentsetzungen füllt. Erst das schafft politische Anschlussfähigkeit. Russland und China handeln hier einfach nach realpolitischen Geboten.
 
 
Wenn man Ihnen als Lokalpolitiker ein Fluechtlingslager ins Dorf setzt, dann moechte ich Ihre politische Anschlussfaehigkeit gern einmal sehen. Oder wenn meinetwegen einem Land durch eine supranationale Organisation auferlegt wird eine Impfpflicht einzufuehren, dann bin ich gespannt auf seine diesbezuegliche Realpolitik.
 
Um diese Linien geht es in dem Beitrag.
 

Ekstroem

13. September 2023 12:38

@RMH, danke, daß sie den Bezug zu uns Deutschen herstellen. Was hat Russlands Weg mit uns zu tun? Recht viel. Einmal gleicht die Situation, in der sich Russland heute befindet, in erstaunlichem Maße derjenigen Deutschlands in den "bösen" zwölf Jahren. Beispielsweise war ein Grund für den Beginn der speziellen Militäroperation die für Russland unerträgliche Repression der Russen im Donbass durch die Ukraine. In Polen und im Sudetenland gab es in den 1930igern vergleichbare Ereignisse. Es gibt da noch mehr.  Was ist für uns Deutsche wichtig?Russland versucht unter Putin, wieder den Fokus auf das Eigene zu richten. Für uns ist diese Haltung überlebenswichtig. Die Rückbesinnung auf das Eigene, auf unsere Tradition, auf die natürliche, gotterfüllte Ordnung ist für uns Deutsche der Weg. Dazu gehört auch das, "was wir von unseren Vätern ererbt haben, wieder zu erwerben". Der Deutsche Idealismus, in einem sehr weitem Sinne, ist unser Schatz, den es zu nutzen gilt. Dazu gehört auch der Satz: "Das Wahre ist das Ganze."

Oberlausitz

13. September 2023 14:12

@Ekstroem
Gute Analyse von Ekstroem.
Ich frage mich, wann es in Rußland mal "Klick" macht und dort ein gnädigerer Blick auf das Deutschland der 30er Jahre fällt. Es müßte doch auffallen, wie hier wieder ähnliche Muster erscheinen: Ein Land wird von der (anglo-amerikanischen) Wertegemeinschaft aus dem Kreis der "Zivilisation" ausgesondert und zum "Pariah" erklärt. Die Fortsetzung erfolgt, wie getriggert. Und auch heute stehen wieder unabsehbare Folgen im Raum.

Gimli

13. September 2023 14:47

@Ekstroem: Puh, Ihr Kommentar triggert mich ... Der Überfall auf Polen hat nun mit der "Spezialoperation" Putins wirklich nix gemein und was diese "Unerträglichkeit" genau sein soll, die einen Einmarsch und Gewalt mit zahllosen Toten (Zivile wie wider Willen Rekrutierte) begründen soll, möcht ich gern wissen. Es ist doch eher ein altes, tribalistisches Denken. Und bei Hitler wie Putin handelt es sich um (anfangs demokratisch maskierte) Verbrecher.
"Unsere Tradition" ist das nächste" Ding: Was soll das sein zwischen München und Flensburg. Die Sprache ist noch das stabilste Verbindungsglied, aber an den Grenzen zu Benelux, Dänemark, Frankreich merkt man das Fluide. Ich brauche dieses Stammesdenken nicht, um mich gut zu fühlen. Mit "gotterfüllt" grenzen Sie dann noch selbst in diesem Forum etliche aus und im Bezug auf die heutige Bundesrepublik ja zunehmend "Ihresgleichen" (Atheisten stellen >> 30% in Weltanschuungsfragen). Kann man denn nicht einfach mehr in der Jetztzeit leben?? 

Kommentar Sommerfeld: Sie haben sich gerade selbst entlarvt – Ihr moral- und erkenntnisleitendes Kriterium ist also das "Sich-gut-Fühlen"? Darauf entgegne ich: gut, daß es im Christentum ein diesem entgegengesetztes Kriterium gibt, das Kriterium aller Moral und aller Erkenntnis schlechthin: Gott.

Ekstroem

13. September 2023 15:41

@Oberlausitz 1Russland geht Schritt für Schritt seinen Weg in Richtung natürliche, gotterfüllte Ordnung. Putin, der ja in Dresden als KGB Offizier diente, scheint mir, die deutsche Kultur hochzuschätzen. Seine Nazi-Polemik ist der entsprechenden Propaganda in der SU über Jahrzehnte geschuldet. Alles zu seiner Zeit: Es wird Licht auf die zwölf Jahre geworfen werden, wenn die Zeit reif dafür ist. 
Putin ist ein Pragmatiker, der sich in seiner Wirtschaftspolitik an den Erfolgen auf ökonomischen Gebiet innerhalb kürzester Zeit im Deutschland der 1930iger orientiert. Sogar der berühmte Autobahn-Bau inspiriert ihn. Zitat vom Endes des RT-Artikels vom 09.09.2023: "Russland verfügt über großangelege Planungen für den Autobahn-Bau. Erstes Etappenziel ist es, daß bis 2035 alle Millionenstädte über Schnellstraßen europäischen Standards mit Moskau verbunden sind." Hier der entsprechende Netzverweis:
https://pressefreiheit.rtde.live/russland/180171-vorerst-bis-arsamas-demnaechst-bis-zum-ural/

Ekstroem

13. September 2023 15:56

@Oberlausitz 2Zur deutsch-russischen Verbindung. Dugin schöpft bewußt und mit Achtung und Respekt aus dem Fundus der Deutschen Bewegung von der deutschen Mystik über den Deutschen Idealismus, Heidegger bis hin zu den Autoren der Konservativen Revolution. Die Theorie der Multipolität, die Dugin entwickelt, hat  beispielsweise deutsche Wurzeln, wie Dimitrios Kisoudis in seinem Büchlein zeigt:
https://antaios.de/gesamtverzeichnis-antaios/reihe-kaplaken/176668/mitteleuropa-und-multipolaritaet
Friedrich List, Constantin Frantz, Friedrich Ratzel, um nur einige zu nennen, sind die geistigen Väter des Konzeptes der Multipolarität. Dugin und Kisoudis zeigen uns, was wir brachliegen lassen. Doch dies beginnt sich zu ändern, weil es sich ändern muß. "Das Wahre ist das Ganze."

Oberlausitz

13. September 2023 16:54

@Ekstroem
Danke für die Info. Kisoudis und Dugin sind mir bekannt. Frage mich allerdings, ob Rossiya auf die ungeheure patriotische Motivationskraft, die in der "unverbrüchlichen" Erzählung vom "Großen Vaterländischen Krieg" und der alljährlichen Feier seines "Sedanstags", den 9. Mai, verzichten kann und will zugunsten eines "revisionistischen" Blicks" auf die deutsche Geschichte.
Ihrem Hegelzitat gilt meine unbedingte Zustimmung. Für alle strittigen Themen unserer überideologisierten Zeit soll dies gelten.

Laurenz

13. September 2023 16:55

@Gimli @Ekström ... Sie haben vollkommen Recht. Ihr Überfall auf Polen generierte sich aus Deutscher Sicht mit der aktuellen Situation der Ukraine vergleichbar. Die Polnische Militärdiktatur hatte illegal Deutsche Territorien besetzt, die sich Deutschland, wie Selenskyj auch, wiederholen wollte. Hier könnten Sie auch Ihre historische Bildung etwas erweitern. Polen fing quasi nach dem I. Weltkrieg mit allen Nachbarn Krieg an. Die Polen hatten es verdient, daß wir sie von einem Unrechtsregime befreiten.
@Friedrich Lagerfeld @Wuwwerboezer ... Ihre Aussage über die Japaner ist histzorisch falsch. Nach der Abschaffung des Ständesystems, quasi durch äußeren Zwang der USA in 1853, http://afe.easia.columbia.edu/special/japan_1750_perry.htm führten die Japaner quasi eine Art informellen, völkischen National-Kommunismus ein. Alle Entscheidungen, wie die rasante Industrialisierung, wurden & werden heute noch im Kollektiv getroffen, lange bevor Marx & Lenin von irgendetwas träumen konnten.

Konrad Gill

13. September 2023 18:06

Lesern mit langem Atem empfehle ich die vierteilige, zugegebenermaßen sehr lange, Ausarbeitung "Multipolar World Order" von Iain Davis. Er legt aus einer nationalistischen oder jedenfalls die nationale Souveränität präferierenden Perspektive dar, warum "Multipolarität", "Great Reset", "Tianxia", "Eurasischer Gedanke" usw. letztlich nur verschiedene Werbekonzepte sind, um unterschiedlichen Rezipienten das gleiche Modell globaler Steuerungsmechanismen anzupreisen. Die Geld- und Macht-Eliten in China, Rußland, den USA und Europa unterscheiden sich weder in ihren langfristigen Zielen noch in ihren wesentlichen Methoden. Auch wenn ein paar Punkte inzwischen nicht mehr auf dem neuesten Stand sind (der Text ist etwa ein Jahr alt): eine lesenswerte Lektüre mit vielen weiterführenden Hinweisen.

Friedrich Lagerfeld

13. September 2023 20:44

@Laurenz
Bezog sich auf Mandschukuo (Mandschurei) Tojos Ukraine quasi.
"even socialist ideas and Soviet policies informed the actions of Japanese technocrats and intellectuals, with a number of Japanese Marxists joining Manchukuo’s institutions ... drew up industrial Five-Year Plans and promoted agricultural collectivisation"
aus: Palladiummag 2021, Aug. 20

Laurenz

13. September 2023 22:40

@Friedrich Lagerfeld @L. .... Mandschuko bestand von 1932 bis 1945. Und Ihre Japanischen Marxisten waren dann offensichtlich keine Freunde der Stalinisten. Sind da Ihre Japanischen Marxisten irgendwie von Relevanz? Die Japaner ließen sich von Schukows Adjutanten extrem täuschen & verloren die Schlacht am Chalchin Gol in 1939 so grandios, daß sie mit Stalin einen Nichtangriffspakt abschlossen, der eminente Reserven der Roten Armee für den Kampf gegen die Wehrmacht freimachte. https://de.wikipedia.org/wiki/Japanisch-Sowjetischer_Grenzkonflikt & http://www.nva-interessengemeinschaft-halle.com/kalender/shukow.htm

zeitschnur

14. September 2023 01:02

Russland ist wie alle größeren Staaten in den alten Strukturen gefangen. Einfach aussteigen - ja, wie soll das gehen? 
Im Grunde muss es das Spiel mitspielen, egal von wo aus man es ansieht. Irgendwelche totalen Steinzeitprojekte aus der Ära der kommunistischen Staaten waren der schnelle Fraß für die Wolfsmeute draußen, die diese Art der Selbstaufgabe nur gierig erwartete. Ergo:
Wenn Russland sich selbst erhalten will, muss es mitmachen. Zumindest erscheint es so. Ich vermute, dass starke Kräfte versuchen, weiterhin im Haus mitwohnend ihre Interessen durchzusetzen. Aber wer denkt bereits weit über 2030 hinaus? Alle starren darauf wie auf die Schlange ...
Es ist Politik - nicht Wüstenheiligtum.
Man wird abwarten müssen, wie sich die Dinge entpuppen werden.
Die "Maschine" allerdings wird sowieso stoppen nach EM Forster. Wer klug ist, denkt an das imponderabile Danach. Denn es gibt nun mal keine "künstliche" Intelligenz. Wer weiß, was bis 2030 sein wird.
Russland ist das perfekte Land für die Erprobung des natürlich intelligenten und kreativen Danach!

Friedrich Lagerfeld

14. September 2023 04:46

@Sommerfeld
HOW RUSSIA WINS THE CLIMATE CRISIS
Brachen der Jahrhunderte, Urwald, Sumpf und Grasland verwandeln sich in Soja-, Weizen- und Getreidefelder. Weniger Kälte; ausgedehntere Vegetationszeit: Rußlands Verheißung seiner Wiedergeburt als Nahrungsproduzent von Weltrang.
Man kommt ins schwärmen bei: ph/h2ttj nach archive mit Punkt.
 
 

Kommentar Sommerfeld:
Mit Verlaub, das halte ich für absurd. Ein Fehlschluß aus dem Gegenteil, fürchte ich. Rußland spielt das Klimatod-Spiel also deshalb nicht mit, weil es in Wirklichkeit drauf setzt, von der (realexistierenden) "globalen Erwärmung" zu profitieren? Ich fürchte, das Klimakrise-Ideologem ist nur erhältlich als Gesamtpaket nach "Club-of-Rome"-Drehbuch samt Deindustrialisierung, Massenmigration, Weltregierung und nicht als "blühende Landschaften im Osten" ....

Laurenz

14. September 2023 11:21

@CS & Friedrich Lagerfeld .... Man muß dem Telnehmer Friedrich Lagerfeld beipflichten. Überall gibt es unterschiedliche Interessen, auch in Rußland. Donald Trump wurde nicht reich, weil er ein genialer Unternehmer ist, sondern weil er sich gut in staatlichen Förderprogrammen auskannte. Im Grunde handelte er wie die Grünen jetzt bei uns. Am schlauesten ist es eben Luft zu verkaufen & zwar erheblich teurer, als eine Kurtaxe. https://youtu.be/9GNfRBn4-5c Rußland lebt davon seine Staatsbürger verschiedener Völkerschaften weiter friedlich zusammenzuhalten. Das funktioniert nur, wenn es seinen Ressourcen-Vertrieb weiter ausbaut. Dazu ist die Klima-Erwärmung ein idealer Trend. Der Rest ist PR.

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