Die Friedrich-Friesen-Stiftung e.V. lädt für Donnerstag, den 21. September, zum Magdeburger Dialog ein. Dr. Lehnert wird zum Thema: “Deutschland zwischen Ost und West – Was ist die geschichtliche Herausforderung der Gegenwart?” vortragen.
Die AfD-nahe Stiftung stellt damit natürlich auch die Frage nach dem Mentalitätsunterschied zwischen den Bundesländern. Er ist auch nach weit über dreißig Jahren Vereinigung noch immer so gravierend, daß man ohne ihn die deutlich höheren Zustimmungswerte für die AfD auf dem Gebiet der ehemaligen DDR nicht erklären kann.
Es wird aber auch um die geopolitische Lage Deutschlands gehen, um die Frage nach einem Sonderweg in der Mitte Europas.
Einführung und Moderation übernimmt Dr. Andreas Graudin. Noch einmal die Rahmendaten:
Wann: Donnerstag, 21. September 2023
Wo: Magdeburg
Einlaß: 18:30 Uhr
Beginn: 19:00 Uhr
Anmeldungen unter: [email protected]. (Mit der Bestätigung erhalten Sie auch Informationen über den Tagungsort.)
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Zweitens: Es ist noch kein Beweis ausgehärteter Bibelfestigkeit, wenn man weiß, daß Gott am siebenten Tag ruhte und sein Werk betrachtete. Wir Menschen sollen an jedem siebten Tag ebenfalls ruhen, in Gedenken an die vollendete Schöpfung.
Der Journalist Nils Minkmar hält sich leider nicht an diese Aufforderung. Man muß ihn nicht kennen. Er ist im Feuilleton der Süddeutschen Zeitung tätig und betreibt, weil er nicht stille sitzen kann, ein Blog, das er nur sonntags befüllt und in leicht hybridem Selbstbewußtsein Der siebte Tag nennt.
Kein Mensch liest dort mit, und es wäre auch weiterhin besser gewesen, ihm keine Aufmerksamkeit zu verschaffen. Was er aber am 17. September, einem jener siebten Tage, an denen er besse geruht hätte, vom Stapel gelassen hat, muß zu Protokoll gegeben werden. Der Titel des Textes lautet: “Die Wiedergänger”.
Es geht um Erfurt. Minkmar holt weit aus und schildert zunächst die berühmte Stunde, als Bundeskanzler Willy Brandt 1973 ans Fenster eines Hotels trat, um sich skandierenden DDR-Bürgern zu zeigen. Diese so geadelte Stadt sieht Minkmar nun beschmutzt und auf faschistischem Weg, weil jüngst CDU, FDP und AfD ihre Stimmen bündelten und gegen die Minderheitsregierung des linken Bodo Ramelow ein paar Gesetzesänderungen durchsetzten.
Minkmar gebärdet sich, als hätte jemand Grundrisse für KZ-Baracken abgesteckt. Er schreibt:
Chef der AfD in Thüringen ist Björn Höcke, ein einschlägig vorbestrafter Mann. Ihn einen Faschisten zu nennen, stellte ein Gericht fest, ist keine Beleidigung. Intellektuell ist Höcke eng verbandelt mit dem Verleger Götz Kubitschek, der ihm seine Reden schreibt. In dessen Antaios-Verlagsprogramm findet sich „Revolte gegen den großen Austausch“ – Texte des französischen Hasspredigers Renaud Camus. Er erfand den berüchtigten Begriff „Grand Remplacement“. Darin deutet Camus (mit Albert in so gar keiner Hinsicht verwandt) die Gegenwart als Kampf zwischen Einheimischen weißen und christlichen Menschen und den remplacistes, einer globalen Elite, die diese einheimische Bevölkerung durch Menschen aus Afrika und Asien austauschen möchte.
Diese Weltanschauung liefert rechten Gewalttätern ihre moralische und argumentative Munition – ebenso tödlich wie Patronen. Einige rassistische Massenmörder, etwa Anders Breivik und der Attentäter von Christchurch haben diese Theorie als Legitimation für ihre Verbrechen heran gezogen. Camus und in Deutschland Götz Kubitschek liefern ihnen die Lizenz zum Töten, denn er suggeriert einen Zustand der zivilisatorischen Notwehr, in dem alle Mittel erlaubt sind.
Ich gabs einer meiner Töchter zum Lesen, ich muß sagen: Sie ist, obwohl an manches gewöhnt, wieder einmal zusammengezuckt. Aber es geht noch weiter:
Es geht den neuen parlamentarischen Partnern von FDP und CDU in Thüringen nicht um Politik, schon gar nicht um die Senkung der Grundsteuer, sondern um die Macht und die Ausübung von Gewalt. Höcke, Kubitschek und Renaud Camus sind eine unmittelbare Bedrohung für alle, die anders aussehen, anders sprechen und ihnen sonst wie nicht passen. Für Migranten, Minderheiten, Juden, rassifizierte Personen und alle, die nicht nach ihrer Pfeife tanzen. So ein rechter Parlamentserfolg macht das Leben für viele Menschen sehr viel gefährlicher.
Minkmar schließt mit einer Aufforderung:
Es ist nicht zu viel verlangt, angesichts dessen, was war und was droht jedes Mal, wenn von der AfD und Höcke die Rede ist, auch von Kubitschek, Camus, Breivik und Christchurch zu reden. Diese Männer sind gefährlich.
Gott hat in einem Moment müder Güte Nils Minkmar am siebenten Tag eine Tastatur ausgehändigt. Der macht jetzt Unfug damit. Und nun? Ich hätte diesen Text nicht wahrgenommen ohne Zuträger aus der Leserschaft. Drei schlugen juristisches Vorgehen vor, einer bot sich an, die Vertretung zu übernehmen. Bloß: wozu? Aus meiner Sicht reicht es aus, auf diese Markierung hingewiesen zu haben.
Die Ableitung ist denkbar einfach: Minkmar hat der Gewalt gegen unseren Kampf um eine politische Alternative eine Lizenz ausgestellt und das “Wehret den Anfängen” panisch aufgeladen. Hoffentlich nimmt ihn keiner ernst.
Karl Otto
Ich denke dagegen könnten Sie klagen. Die Unterstellung, man würde eine Lizenz zum Töten liefern und den Verglöeich mit Massenmördern muss sich niemnd gefallen lassen.