Schulbeginn

 

Anders als in Hessen und ganz anders als in Bayern und Baden-Württemberg ( bislang hat mir noch keiner plausibel erklären können, ...

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

… war­um allein die­se bei­den Süd­län­der aus der däm­li­chen Som­mer­fe­ri­en­ro­ta­ti­on aus­sche­ren dür­fen und jedes Jahr in den Hunds­ta­gen urlau­ben dür­fen?) hat bei uns in Sach­sen-Anhalt die Schu­le bereits vor drei Wochen wie­der begonnen.

Das heißt, das kom­men­de Schul­jahr ist ein paar Wochen kür­zer als das vori­ge, als die Feri­en erst viel spä­ter ende­ten. In den Lehr­plä­nen schlägt sich sol­che Ver­kür­zung nicht nie­der, des­halb wur­de auf den soeben aus­ge­stan­de­nen Eltern­aben­den auch dar­auf hin­ge­wie­sen, daß in die­sem Jahr der „häus­li­che Fleiß“ (wie solch schön alt­ba­cke­ner Ter­mi­nus in pro­gres­si­ven Schu­len über­le­ben kann?) beson­ders zäh­le. Nun gut, dar­an soll´s nicht mangeln.

Drü­ber hin­aus ist das Schul­the­ma (immer­hin sind unse­re Grund­schü­ler täg­lich von 6.45h bis 13.15, die Gro­ßen bis 16 Uhr in Schul­an­ge­le­gen­hei­ten unter­wegs) ein Dau­er­auf­re­ger. Eine bei­na­he erschöp­fen­de Über­schau über den Metho­den-Wahn, der die Leh­rer­schaft seit län­ge­rem ergrif­fen hat (von Kom­mu­ni­ka­ti­ons­kom­pe­tenz bis Doing gen­der) hat Jür­gen Kau­be in der FAZ gelie­fert. Die Zei­tung war­te­te letz­te Woche zum hes­si­schen Schul­be­ginn mit zahl­rei­chen Arti­keln zur schul­mä­ßi­gen Leid­kul­tur auf.

Wir sehen grund­sätz­lich drei Mög­lich­kei­ten, mit Schul­gro­tes­ken umzugehen:
a) den Ärger dem Leh­rer mit­zu­tei­len und um Abhil­fe zu bit­ten (was ers­tens sinn­los ist und einem zwei­tens einen unschö­nen Ruf als Que­ru­lant ein­tra­gen kann),
b)  lachen, heißt: die Auf­re­gung run­ter­zu­schlu­cken. Augen zu und durch; Mot­to: auch wir haben unbe­gab­te Leh­rer über­lebt und zahl­rei­che Refor­men über­stan­den, sind an all die­sen Rei­bun­gen womög­lich „gewach­sen“, oder
c) die Kin­der, zumal die älte­ren, zu bit­ten, uns mit man­cher­lei Mist schlicht zu verschonen.

Aller­lei Rah­men­be­din­gun­gen nimmt man ohne­hin für gege­ben. Daß der Unter­richt (gemäß dem viel­pla­ka­tier­ten Lan­des­mot­to Sach­sen-Anhalts: „Wir ste­hen frü­her auf“) bereits um 7.15 beginnt („Ein­gangs­pha­se“ ab 7.00), daß zwi­schen Schu­len­de und Schul­bus eine Stun­de liegt, daß die täg­lich gereich­te gezu­cker­te Aro­ma H‑Milch-Fla­sche unters Mot­to „Gesund leben“ fällt, daß auf dem Schul­ge­län­de eine Gold­gru­be namens Schü­ler­ki­osk steht, die ab halb neun Würst­chen, Eis und Ham­bur­ger anbie­tet etc.

Sol­che Din­ge: Geschenkt. Das ste­hen wir durch. Es bleibt genug Stoff – bereits nach 15 Schul­ta­gen! – die man lie­ber kind­li­cher­seits ver­schwie­gen bekom­men hät­te. Etwa: Daß die – wahr­lich kost­spie­li­ge – Klas­sen­fahrt mit­nich­ten eine Wan­de­rung oder einen Gang ins Thea­ter, son­dern einen Besuch des „größ­ten Spaß­ba­des Sach­sen-Anhalts“ und den Ein­tritt in ein Cine­ma­xx-Kino beinhal­tet (Film darf sich jeder selbst aus­su­chen). Oder: Daß die Schul­glo­cke unter anti­au­to­ri­tä­ren Gesichts­punk­ten nun abge­schafft wur­de. Die Töch­ter berich­ten, daß ersatz­wei­se nun die Leh­rer oder PMs (Päd­ago­gi­sche Mit­ar­bei­ter) nun mit gel­len­der Stim­me und wedeln­den Armen nach den Pau­sen zugan­ge seien.

Oder: Daß (im Gym­na­si­um) die letzt­gül­ti­ge Bewer­tung von Schü­ler­vor­trä­gen in die Hand der Mit­schü­ler gelegt wird (Stich­wor­te: Team­fä­hig­keit (?!), Schu­lung der Urteils­kraft). Daß eine soge­nann­te Wand­zei­tung, die aus­schließ­lich aus aus­ge­druck­ten Wiki­pe­dia-Arti­keln besteht, eine 1 erhält. Daß eine Sozi­al­kun­de­leh­re­rin es unter etli­chen Errun­gen­schaf­ten der ver­bli­che­nen DDR für „wirk­lich cle­ver“ hält, daß „die“ damals den Stink­rei­chen das Land ein­fach weg­nah­men und es unter den „ein­fa­chen Leu­ten“ ver­teil­ten: „Fragt mal eure Eltern oder Groß­el­tern- da sind bestimmt eini­ge drun­ter, die sich als Neu­bau­ern eine Exis­tenz auf­bau­en konn­ten!“ Daß eine Leh­re­rin ernst­haft (also: ohne jede kri­ti­sche Anmer­kung) anhand von Bild­zei­tungs-Arti­keln „aktu­el­le Sach­ver­hal­te“ bear­bei­ten läßt. Daß im Fach MMW (Moder­ne Medi­en­wel­ten) schon wie­der gelehrt wird, wie man glit­zern­de Ein­la­dungs­kar­ten viel­far­big gestaltet.

Ja, mei­ne Güte. Wel­cher Erwach­se­ne erin­nert sich nicht rück­bli­ckend an haar­sträu­ben­de Bot­schaf­ten und min­der­be­mit­tel­te Leh­rer?  Aber: Damals stand das Eltern­haus noch ganz anders in Ver­ant­wor­tung, da lag damals der Schwer­punkt der Erzie­hungs­tä­tig­keit. Selt­sa­me Zei­ten, gell, als die Müt­ter noch daheim rum­hock­ten und war­te­ten, daß end­lich mal eins zum Rum­er­zie­hen wie­der zur Türe hereinkam!

Die „heim­li­chen Mit­er­zie­her“ waren da noch recht unbe­deu­tend, ein biß­chen Bra­vo-Lek­tü­re, ein paar Schmud­del­kin­der nach­mit­tags auf der Stra­ße, die „Rap­pel­kis­te“ im Fern­se­hen. Dazwi­schen: ganz viel Ent­fal­tungs­spiel­raum. (Klar: Oft­mals haben sich nur die Begrif­fe wirk­lich geän­dert. Mob­bing hieß damals Hän­seln, “Gewalt” hieß Klop­pe­rei. Aber, ganz sicher,  Gleich­schal­tung war damals vari­an­ten­rei­cher und mobiler. )

Wenn ich einen Groß­teil der Schul­kin­der heu­te sehe, krieg ich – sagen wir ab Klas­se 4, wenn die Gesich­ter sich schlie­ßen – das gro­ße Heu­len oder, je nach Lau­ne, das Kot­zen. Lost kids, teils ziem­lich abge­fuckt, ret­tungs­los eigent­lich. Und das liegt nicht nur an der Schu­le. Die meis­ten Leh­rer haben ja wenigs­tens einen nai­ven „guten Wil­len“, sonst wären Sie Poli­tes­se gewor­den oder GEZ-Eintreiber.

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

Nichts schreibt sich
von allein!

Das Blog der Zeitschrift Sezession ist die wichtigste rechtsintellektuelle Stimme im Netz. Es lebt vom Fleiß, von der Lesewut und von der Sprachkraft seiner Autoren. Wenn Sie diesen Federn Zeit und Ruhe verschaffen möchten, können Sie das mit einem Betrag Ihrer Wahl tun.

Sezession
DE58 8005 3762 1894 1405 98
NOLADE21HAL

Kommentare (13)

corvusacerbus

31. August 2009 11:59

Tja, es hilft Familie Kositza/Kubitschek nicht, wenn ich das schreibe, aber für unsereinen, der zwei Söhne groß und aus der Schule hat, ist es schon eine Erleichterung zu lesen, daß es anderen, die ihre Kinder in das öffentliche Schulsystem schicken, auch nicht besser geht, als es einem selber gegangen ist. Ich denke mit Schaudern an die eigentlich mit Vorfreude erwartete Zeit des Großelternseins, wenn die guten alten Zeiten noch viel länger her und insofern selbst in Einzelfällen nicht mehr als Referenzgröße relevant sein werden. Meine Erfahrung auf der Elternseite war immer, die Eigenständigkeit und Alltagstauglichkeit des Kindes zu bestärken. Wir sind ja früher als Schüler auch nicht zuhause vorstellig geworden, wenn's Ärger oder Unstimmigkeiten gab, jedenfalls war das im harten Kern der Klassengemeinschaft ein unausgesprochener aber praktizierter Konsens, sondern haben versucht, die Schule selber im Griff zu behalten und damals gab es wirklich nicht nur lichte Höhen zu erklimmen, sondern auch manch' dunkles Tal zu durchwandern und manchen verhaltensgestörten Lehrer zu ertragen bzw. im Klasssenverband zu managen . Was ich noch wichtig fand, die Schule ernst zu nehmen als Eltern, das den Kindern zu vemitteln und erlebbar zu machen, sie aber dennoch nicht zu ernst zu nehmen. Das Leben ist nun mal nur in einer gewissen Weite, Komplexität und Widersprüchlichkeit wahr und wirklich und das begreifen Kinder doch relativ früh im Leben, also auch, daß Bildung unendlich wichtig ist, aber die Schule dabei nur einen Teil beiträgt, und man manchmal selber eben investieren muß, wenn es die Institution nicht bringt. Es gab allerdings früher mehr eigenständig denkende und handelnde Lehrerpersönlichkeiten, nach meinem Eindruck, die im Rahmen eines vorgegebenen Lehrplans souveräner und stärker agierten, als man das heute oft findet und mit denen man, zum Wohl der Schüler, gute individuelle Absprachen treffen konnte. Es bleibt schwierig, das ist mal klar, in Schule und Gesellschaft, aber da muß man durch, als Eltern, Schüler und Großeltern.

Lukas B.

31. August 2009 14:46

Ich bin selber angehender Abiturient hier in Sachsen-Anhalt (Halle). Zu ihrer Darstellung fällt mir nur ein: Pech. Einfacher sagen kann ich es nicht. Ich bin zwar schon nicht an einem Gymnasium, dass einen guten Notendurchschnitt aufweißt, aber es funktioniert.

Die Beurteilung von Vorträgen etc. in Schülerhand zu legen ist stupide. Wir sollen zwar auch eine Einschätzung wiedergeben, aber letztendlich bewertet der Lehrer alles. Wer bei uns einen Wikipedia-Artikel bei einen Lehrer, der das auch nachprüft (machen auch die meisten bei uns) abgibt, kriegt eine dem entsprechende Note und der Person wird auch gleich klar gemacht, was das "später" für Konsequenzen haben kann.

Ich habe auch einen Lehrer, der die.Linke wählt. Er darf und hat es nicht zugegeben, doch sind seine Aussagen inklusiver seiner Vergangenheit durch aus in der Lage ihn dort zuzuordnen. (rel. junger Lehrer) Deutlich wird dies durch seine permanente Leugnung des Zusammenhangs zwischen SED und die.Linke, wenn ich behaupte sie sei linksextremistisch. Trotz allem würde ich meine Lehrer (auch diesen) als tolerant bezeichnen. Ich hab mich zwar schon durch meine "harte" Kritik an bestimmten Werten und Meinungen teilweise ins Abseits gestoßen, aber strenger bewertet oder so werde ich nicht. (z.b. rechts ist nicht nationalsozialistisch - ging bei einer Lehrerin ja garnicht)
Ich weiß nicht, wie die Situation bei ihren Kindern ist, aber bei uns zeigt sich , dass wir "ein Spielball der Bildungspolitik" (Zitat eines Lehrers) sind. Ich schätze mal, dass ein bisschen mehr als die Hälfte des Jahrgangs jetzt schon ihr Abitur haben könnte. (D.h. es sind "Sitzenbleiber").

Es kommt ziemlich häufig vor, dass ich erst halb 4 zu Hause ankomme. Ich wohne aber auch in einer (Groß)stadt, wo das Gymnasium vielleicht 3-4 km Luftlinie entfernt ist. Man hat nun acht Stunden hinter sich, kommt erschöpft nach Hause, schnell was essen, man blickt in das Hausaufgabenheft, man sieht: Oh nein. Ich muss ja bis morgen noch den Text vollständig interpretieren und dann noch für die zwei Fächer lernen. Wenn man das wirklich durchzieht dann kann man abends auch nur noch schlafen gehen. Es ist ja nicht so, dass man diese großen Hausaufgaben über das Wochenende aufbekommt, sondern gerade mal zwei Tage zeit hat.

Und über kürzere Schulzeiten versuche ich mich kurz zu fassen: Es war/ist eine absolute Hetze und wir haben teilweise Stoffgebiete weglassen müssen, die unter Umständen prüfungsrelevant sind!

Was ich bei ihren Ausführungen vermisse sind die Klassenstärken. Wir sind ja ein sehr klein geratener Jahrgang, aber wenn ich die Fünftlässler sehe. Bis zu 30 Schüler in einer Klasse. Wenn die neben uns haben können wir uns absolut nicht konzentrieren, da teilweise die Lehrer garkeine Kontrolle mehr über die Kleinen hat.

eleonoraduse

31. August 2009 18:20

Meine Kinder sind in der 12,11,10 und der 4 Klasse.Ich bin oft positiv überrascht mit welchen Themen sie sich auseinendersetzen.Natürlich darf auch die" Büßerfahrt"nach Buchenwald,die jede 10te Klasse machen muß, nicht fehlen.Mittlerweile versuchen aber auch die begleitenden Lehrkräfte das Thema nicht zu sehr zu thematisieren .Sicher gibt es auch hier "Umerziehungsspezialisten"doch die allermeisten Lehrer sind souverän und befgeisterungsfähig.Vielleicht liegt das daran,daß es sich um ein privates Gymnasium handelt und die Wahl der Fachkräfte besonders ausgeprägt ist.Auch bei uns gibt es einen Kiosk,der in den Pausen Kaffe,belegte Bröchen und sogar ,für etwas vergeßliche Schüler, Hefte und andere div. Schreibutensilien anbietet.Darüber bin ich sehr froh,denn wenn es morgens mal etwas schneller gehen muß ,können sich die Kinder für geringes Geld versorgen.

Dagegen sind die Zustände in der Grundschule sehr arg.Bei uns gibt es nun Klassenübergreifenden Unterrichtd.h.es sind immer zwei Jahrgänge zusammengfasst(1/2,3/4 oder 2/3,1/4)Die meisten Schulen haben das Projekt aufgrund der Undurchführbarkeit schon wieder aufgehoben aber unsere Schule beharrt darauf.Die Schüler sollen von Anfang an lernen alles selbständig zu "erarbeiten" und jeder macht soviel wie er schafft.Selbst die Schreibschrift zu lernen ist kein muß sondern eine freiwillige Fleißarbeit.Welch ein Glück,daß meine Tochter sich dafür entschieden hat und wenigstens eine eigene Handschrift entwickeln konnte..Leider ist sie nun in der KLasse 1/4 mit 30 Schülern dadurch leidet natürlich der ganze Unterricht.Sechsjährige mit zehnjährigen gemeinsam zu unterrichten ist ein gewagtes Unterfangen und die "Großen"bleiben mancherorts auf der Strecke.Aber im nächsten Jahr wird dann hoffentlich alles besser werden wenn sie auf die weiterführende kommt!

Toni Roidl

31. August 2009 21:46

Ich selbst war in meiner Schullaufbahn mit einem unglaublichen Panoptikum linksliberaler Freaks konfrontiert (inkl. solcher Scherze wie Mengenlehre). Ich habe es überlebt, weil ich das »non scholae, sed vitae discimus« irgendwann wörtlich genommen habe. Das ist die m.E. die wichtigste Lektion, die ich heute meinen Kindern mitgebe: Vergesst diese komischen Typen und das Schulsystem - aber saugt an Wissen auf, was ihr kriegen könnt! Das Problem ist, dass gerade in der Mittelstufe, wo man Dompteure braucht, die ganzen Lehrerwracks versammelt sind (Die Fähigen sind in den Eingangs- und Abiklassen). So anstrengend das ist, da kann man nur noch selber korrigieren. Ich weiß: Das bedeutet zusammen Hausaufgaben machen bis der Arzt kommt, die Kinder mit Büchern und Erzählungen behelligen, Ausflüge unternehmen undundund. Das Frustrierende: Der Erfolg zeigt sich erst viel später. Aber er zeigt sich, weil davon unweigerlich was hängen bleibt. Wer an »Elite« glaubt (wie z.B. Leser der Sezession ;-), muss das konsequent durchpauken. Zum Trost eine Anekdote: Meine Tochter hat heute sehr über die gemeinsam gemachten Politik-Hausaufgaben gemault. Als abends noch eine Freundin kam, hat sie ihr stolz ihr Heft präsentiert... ;-)

Martin

31. August 2009 22:01

Ich habe erst nach meiner Schulzeit Thomas Mann entdeckt (warum wurde der eigentlich nicht im Deutschunterricht behandelt ?) und habe da aus dem Roman Buddenbrooks noch gut in Erinnerung, wie am Ende des Romans aus dem Schulleben von "Hanno" Buddenbrook berichtet wird ... und da musste ich feststellen, dass dieser - damals ca. 90 Jahre alte Text - doch erstaunlich viel Schule schildert, wie ich sie auch erlebt habe. Es scheint sich also trotz der vergangenen Jahrzehnte und der alljährlich regelmäßig wiederkehrenden Bildungs- und Schuldebatten offensichtlich nicht viel geändert zu haben ... ich weis nicht, wie Schule heute aussieht, aber nach allem, was man liest und hört, wird mir schon etwas mulmig ...

... kleine Kinder sind so wiss- und lernbegierig ... was macht diese Institution im Laufe des Schullebens nur aus den Kindern ?

rjaeck

1. September 2009 13:25

Obwohl es auch bei uns (Kleinstadt) in der Grundschule eine sog. "Flex-Klasse" gibt, also wo Erst- mit Zweitklässlern teils gemeinsam, teils getrennt unterrichtet werden, haben wir uns bewußt dagegen entschieden und unsere Tochter in einer "normalen" ersten Klasse (mit Frontalunterricht!) angemeldet. Glücklicherweise hatten wir die Wahl.

Kinder sollten m. E. durch den Schulbetrieb neben der Wissensvermittlung auch Ordnung und Struktur des Tagesablaufes und ihres eigenen Handelns lernen, und es sollte dabei eine gewisse Stetigkeit herrschen. Erstaunlich war, daß fast alle Eltern, die ich mal zur sozialen Mittelschicht zählen würde, ihre Kinder in den regulären Klassen angemeldet hatten.

Auch am örtlichen Gymnasium, wo unser Großer lernt, nimmt die Lehrerschaft nicht allen vom Schulamt vorgesetzten Bewertungs- und sonstigen Unsinn unwidersprochen hin, sondern versucht, für die Schüler das Beste daraus zu machen.

Mein Fazit: Es kommt trotz teils haarsträubender (von Landespolitikern erdachter) "Reform"-Versuche und sonstigem Unsinn in großem Umfang auf das Engagement der Lehrer und Schulleiter an. Insofern hatte vielleicht auch das in den letzten Jahren auch unsere Stadt überkommene Schulsterben etwas Gutes: Durch eigene Anstrengungen der Schule erhoffte man sich aus Angst vor Schließung möglichst viele Neuanmeldungen.

Fritz

1. September 2009 22:04

Ach ja, die Schulerinnerungen. Auch die Redakteure der Zeitung "Welt am Sonntag" haben ihre Schulerinnerungen mal veröffentlicht: "Erinnerungen - Unsere Lehrer waren links":
https://www.welt.de/politik/bildung/article3833080/Erinnerungen-Unsere-Lehrer-waren-links.html

Zum Vergleich sollte auch mal nach den Schulerinnerungen aus DDR-Zeiten gefragt werden. Der sozialistische Geist der Lehrer und Lehrerinnen hat da sicherlich auch bemerkenswerte Erinnerungen bei den Kindern hinterlassen. Man wird ja mal fragen dürfen. Gerd Koenen hat am 01. März 2003 in der Berliner Zeitung einen aufschlussreichen Artikel veröffentlicht: "O sag auch du, mein Deutschland, Stalin Dank -
Die Ära des literarischen Stalinkults in deutscher Zunge". Link:
https://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2003/0301/magazinmagazinmagazin/0001/index.html

Mahler W.

1. September 2009 22:17

Anders als in Hessen und ganz anders als in Bayern und Baden-Württemberg ( bislang hat mir noch keiner plausibel erklären können, warum allein diese beiden Südländer aus der dämlichen Sommerferienrotation ausscheren dürfen und jedes Jahr in den Hundstagen urlauben dürfen?)

Stichworte: Autobahn > Stau > Ferienland

M.L.

2. September 2009 02:20

Das Schlimme sind weniger die politischen Ansichten mancher Lehrer (schon das übel genug), als die Kuschelpädagogik und die Erziehungsverweigerung von oben, damit wird die Zukunft der Kinder zuverlässig ruiniert. Aber inzwischen ist diese Art Lehrerschaft wohl schon die Negativauslese in dritter Generation, und so geht es spiralenmäßig abwärts nach unten...

Hubert

2. September 2009 19:35

Frau Kositzka, für die Ausnahme von Bayern und Baden-Württemberg gibt es einen Grund. Beide haben zwei Wochen Pfingstferien. Und da Pfingsten genau 50 Tage nach Ostern liegt, fallen diese freien Tage automatisch auf einen Zeitraum zwischen Mai und Juni. Weil dann die Prüfungen noch nicht abgeschlossen sind, können die Sommerferien mit genügend Abstand erst Ende Juli losgehen.
Nächstes Mal googeln sie doch einfach etwas, bevor sie sich wieder einmal über die Verschwörung der 68er ereifern. Dass diese sonst an allem schuld ist, lasse ich ihnen dann auch gerne durch.

P. Zwackelmann

3. September 2009 13:51

Hubert, Sie sind ein Armleuchter; das offenbart sich im zweiten Absatz. Mehr nicht.

Frau P.

3. September 2009 17:04

Nun ja, Gesinnungslehrer angreifen ist schwierig, wenn man gleichzeitig selbige beklatscht sobald sie aus der eigenen Ecke stammen...

Aber sei´s drum, neben Deutungshoheit zeigt einem Schule eben auch Welt auf. Ich fürchte, die deutschen Grund-, Mittel- und Oberstufen sind auf eine ratlos machende Weise durchaus repräsentativ.

Was also tun, die eigenen Kinder zu ewigen Beobachtern machen, denen nur die spöttelnde Überzeugung von der eigenen Höherwertigkeit bleibt?

Nicht dass ich darauf eine Antwort hätte. Meine Ahnungen gehen allerdings in Richtung Klarheit, Mut und Milde. Jeweils zu seiner Zeit.

Fritz

3. September 2009 21:55

Aus aktuellem Anlaß noch ein Nachtrag zu meinem Beitrag vom 01. September. Er passt zum Thema Schule und lernen. Auch wir Erwachsenen müssen lebenslang weiter lernen und fortentwickeln, heißt ja die moderne Forderung. Und so ist man nur ein wenig überrascht, wenn man liest, dass es inzwischen auch drei offizielle Werthelden gibt, die von der UNO gewählt und am letzten Samstag geehrt wurden. Unsere Medien haben dieses Event aber wahrlich stiefmütterlich behandelt. Die festgelegten Welthelden 2009 heißen: Evo Morales, Julius Nyerere und Fidel Castro. Ja ne, is klar!

Diese Weltheldenwahl wird jetzt jedes Jahr durchgeführt (immer im Dezember in der Vorweihnachtszeit in New York) und die Welthelden-Ehrung am 14. Juni (Che Guevaras Geburtstag) weltweit als Großereignis in Stadt und Land gefeiert. Der Feiertermin wurde auch deshalb auf den 14. Juni festgelegt, weil er in allen Schulen als jährliches Abschlußevent des Schuljahres gelten soll. Das ist zukünftig für alle das Jahresereignis! Wer etwas auf sich hält, trägt ein Che Guevara Shirt und ein Barett auf dem Kopf. Diese Kleidung ist natürlich verbindlich für die politische Klasse bei den offiziellen Festprogrammpunkten, beim Feiern mit den Menschen draußen im Lande. Die Schulfeiern spielen da eine wichtige Rolle für die Festigung des richtigen Welt-Bewußtseins bei der nachwachsenden Generation. Sicherlich wird die Kleidervorschrift manchem Politiker nicht gefallen, aber da geht kein Weg daran vorbei. Das ist schon eine Frage der “Global Mankind Raison”, von der UNO festgelegt und die Einhaltung in Europa von der EU-Zentrale in Brüssel genau kontrolliert. Claudia Roth (Grüne) und Oskar Lafontaine (LINKE) wir die Kluft wie angegossen passen. Angela Merkel (CDU) weiß sich jeder Situation anzupassen und wird stilsicher auch mit Che Guevara Shirt und Barett eine gute Figur machen. Und Steinmeier (SPD) erst! Der wird mit dem Barett auf dem Kopf einen Quantensprung in der Popularität erzielen können. Steinmeier sollte es bereits jetzt im Bundestagswahlkampf mal versuchen. Es bleibt das Sorgenkind Guido Westerwelle (FDP). Da will das Che Guevara Hemd und Barett so gar nicht passen. Die für das Styling zuständige Abteilung des Modehauses FDP muß deshalb für die Welthelden-Jahresfeier immer sehr große Anstrengungen unternehmen, damit der Chef einigermaßen aussieht.

Ein Kommentar zur aktuellen Weltheldenwahl: https://zettelsraum.blogspot.com/2009/09/kurioses-kurz-kommentiert-unsere-drei.html

Erläuternde Beiträge hinsichtlich der zukünftigen Bedeutung Che Guevaras für das Weltevent:
https://www.pt-magazin.de/newsartikel/datum/2007/09/12/der-buegelfreie-stauffenberg/ (von Carlos A. Gebauer)

https://www.igfm.de/Che-Guevara-eine-grosse-Luege.1101.0.html

Kommen wir nun in diesem Zusammenhang zu einer Meldung, die heute weltweit einiges Erstaunen auslöste. Libyens Revolutionsführer Muammar al-Gaddafi stellte
an die UN-Vollversammlung formell einen Antrag, die Schweiz aufzulösen. Das schweizerische Staatsterritorium solle aufgeteilt und an die Nachbarländer verteilt werden. Die Welt berichtet: https://www.welt.de/politik/ausland/article4455632/Kein-Witz-Gaddafi-will-die-Schweiz-aufloesen.html

Diese Angelegenheit hängt zusammen mit dem bereits hinter den Kulissen tobenden Kampf um die Weltheldenwahl für 2010. Gaddafi sieht sich als Kandidat hierfür und versucht neben den Lobbygruppen der Afrikaner und der moslemischen Länder auch bedeutende europäische Staaten für sich zu gewinnen. Wahrscheinlich gibt es einen Deal mit den Franzosen. Die wollen nämlich unbedingt auch einen Welthelden nächstes Jahr durchbringen. Es existieren Gerüchte, dass Frankreich noch nicht schlüssig ist, ob man Robespierre, Saint-Just oder Danton ins Rennen schicken soll.
Ich tippe mal, dass der französische Kandidat Saint-Just wird ( https://de.wikipedia.org/wiki/Antoine_de_Saint-Just ). Die Franzosen planen für die Welthelden-Feier im Juni 2010 die Aufbereitung des historischen Stoffes der Revolution in einem Film für die Massen weltweit in allen wichtigen Weltsprachen mit dem Titel „Glorious Bastards“. Regisseur wird der bekannte Meister André Gluckseau sein.
Zum Thema: https://www.welt.de/welt_print/article2168373/Die_dunkle_Seite_der_Revolution.html

Stoffsammlung für den Film: https://www.kreuz.net/article.6042.html

Im Kampf für die Weltheldenwahl 2010 werden sich die Russen wahrscheinlich nicht für Stalin sondern für Lenin stark machen, weil der aussichtsreicher zu präsentieren ist. Die US-Amerikaner werden für 2010 versuchen, Al Gore mit der Klimakarte durchzusetzen. Mal schauen. Die Südamerikaner werden vielleicht Hugo Chavez vorschlagen. Aber das ist, denke ich, noch zu früh. Und die Chinesen? Vielleicht Mao, aber ist die Weltlobby für diesen groß genug? Es wird jedenfalls spannend.

Unsere Kinder gehen wahrlich tollen Zeiten entgegen.

Für diesen Beitrag ist die Diskussion geschlossen.