Der deutsche Sonderweg ist die Verneinung des westlichen Wegs

JONAS GREINDBERG: Ihr jüngst erschienenes Buch Mitteleuropa und Multipolarität haben Sie einer Weinrebe gewidmet. Spricht hier einfach nur der Weinliebhaber oder hat die Rebe „Lemberger“ auch noch eine tiefere Bedeutung?

DIMITRIOS KISOUDIS: Bei­des. Die Rebe ist hei­misch, wo ich gebo­ren und auf­ge­wach­sen bin: in Hohen­lo­he, Würt­tem­berg. Sie steht aber auch für Mit­tel­eu­ro­pa, weil sie in Deutsch­land, Öster­reich und Ungarn ihre Hei­mat hat. Also im Kern­ge­biet Mitteleuropas.

GREINDBERG: Was ver­ste­hen Sie unter dem Begriff Mitteleuropa?

KISOUDIS: Wenn man Euro­pa der Län­ge nach glie­dert, ist Mit­tel­eu­ro­pa die deut­sche Ein­fluß­sphä­re. West­eu­ro­pa dage­gen ist roma­nisch geprägt und wird von Frank­reich domi­niert. Unter­glie­dert man Euro­pa der Brei­te nach – zwi­schen rei­chem Nor­den und armem Süden – ver­lie­ren die Kern­staa­ten ihre stra­te­gi­sche Tie­fe. Das ist etwa der Fall, wenn man eine Unter­tei­lung von Nord-Euro und Süd-Euro vor­schlägt. Die­se Betrach­tungs­wei­se ist rein ökonomisch.

Die Polen erken­nen das rich­tig, wenn sie mit der Drei-Mee­re-Initia­ti­ve die Ver­bin­dung von Ost­see im Nor­den und Mit­tel­meer sowie Schwar­zem Meer im Süden her­stel­len. Die­se Neu­auf­la­ge des Inter­ma­ri­ums aus der Zwi­schen­kriegs­zeit ist emi­nent poli­tisch, sie ver­schafft Zugang zu Gewäs­sern und Roh­stof­fen. Aller­dings treibt sie einen Keil in den Kon­ti­nent, weil ihr Zweck dar­in besteht, die Ver­bin­dung zwi­schen Deutsch­land und Ruß­land zu trennen.

Mit­tel­eu­ro­pa muß den Zweck haben, eine Brü­cke von Wes­ten nach Osten zu bau­en. His­to­risch ist Mit­tel­eu­ro­pa der Ver­such, das Hei­li­ge Römi­sche Reich in die Moder­ne zu ver­set­zen. So wie es Polen mit der Pol­nisch-Litaui­schen Uni­on unter­nimmt. Poli­tik spielt sich in lan­ger Dau­er ab. Daher ist es sinn­voll, an his­to­ri­sche Gebil­de Anschluß zu suchen.

GREINDBERG: Wel­che Rol­le hat Deutsch­land in die­sem Mit­tel­eu­ro­pa gespielt? Wel­che Rol­le könn­te es einst wie­der dar­in spielen?

KISOUDIS: Mit­tel­eu­ro­pa ist sozu­sa­gen der Aus­strah­lungs­raum der deut­schen Nati­on gewe­sen. Schon der Öko­nom Fried­rich List, Vor­den­ker des deut­schen Natio­nal­staats, legt den Deut­schen Zoll­ver­ein als mit­tel­eu­ro­päi­schen Groß­raum an. Sein Ziel besteht dar­in, der eng­li­schen Vor­herr­schaft über die Welt eine Kon­ti­nen­tal­al­li­anz ent­ge­gen­zu­set­zen. Und Mit­tel­eu­ro­pa soll der Nukle­us dafür sein.

Als vor 1900 eine neue Welt­ord­nung mit meh­re­ren Groß­mäch­ten im Welt­maß­stab in den Blick kommt, will Deutsch­land auch Welt­macht sein. Kolo­ni­al­be­sitz in Über­see und Mit­tel­eu­ro­pa sol­len die­sen Anspruch unter­mau­ern. So wird ein Mit­tel­eu­ro­pa unter deut­scher Vor­herr­schaft zum Kriegs­ziel im Ers­ten Welt­krieg. Mit Aus­gang des Kriegs sind Deutsch­lands Welt­macht­an­sprü­che begra­ben, die Vor­herr­schaft der Angel­sach­sen über Euro­pa ist besiegelt.

Heu­te befin­den sich Chi­na und Russ­land in einer ähn­li­chen Lage wie Deutsch­land und Öster­reich damals. Die west­li­chen Mäch­te wol­len die Ent­ste­hung einer Kon­ti­nen­tal­macht im öst­li­chen Eura­si­en unter­bin­den. Aber auch in Afri­ka und Süd­ame­ri­ka ist eine mul­ti­po­la­re Welt­ord­nung mit meh­re­ren star­ken Regio­nal­mäch­ten im Ent­ste­hen. Wenn die­se Ord­nung Euro­pa erreicht, wer­den die Kar­ten neu gemischt.

GREINDBERG: Ein Wort, das sehr häu­fig in ihrem Buch vor­kommt ist der „deut­sche Son­der­weg”. Kön­nen Sie die­sen Begriff näher erläutern?

Mitteleuropa und Multipolarität

KISOUDIS: Der deut­sche Son­der­weg ist die Ver­nei­nung des west­li­chen Wegs. West­lich, das bedeu­tet: Men­schen­rech­te wer­den als Zivil­re­li­gi­on behan­delt. Der west­li­che Weg fin­det voll­ende­ten Aus­druck im Kult des höchs­ten Wesens nach der Fran­zö­si­schen Revo­lu­ti­on. In Anru­fung die­ses Wesens ver­kün­den die Revo­lu­tio­nä­re die Men­schen- und Bür­ger­rech­te. In einem Mas­sen­kul­tus tan­zen die Fran­zo­sen 1794 um das Bild­nis die­ses Wesens wie heu­te die Unter­ta­nen der west­li­chen Sphä­re unter der Regenbogenflagge.

Deut­scher Son­der­weg, das bedeu­tet: Das Bür­ger­tum voll­zieht kei­ne Revo­lu­ti­on von unten, son­dern arran­giert sich mit dem Adel. Im Beam­ten­tum und Mili­tär herrscht ein Ethos der Pflicht und Neu­tra­li­tät. Machen tech­ni­sche Neue­run­gen und Ver­än­de­run­gen in der Sozi­al­struk­tur poli­ti­schen Wan­del nötig, dann voll­zieht ihn der Staat von oben. Muß Revo­lu­ti­on sein, so wol­len wir sie lie­ber machen als erlei­den, sagt Otto von Bismarck.

Auch die Mit­tel­la­ge gehört zum Son­der­weg. Deutsch­land ist stän­dig in Gefahr, ein­ge­kreist zu wer­den. Die ein­krei­sen­den Mäch­te neh­men deut­sche Vor­keh­run­gen zur Selbst­be­haup­tung ihrer­seits als „Aus­krei­sung“ wahr.

GREINDBERG: Beim Son­der­weg han­delt es sich, wie Sie schrei­ben, um eine „schwar­ze Legen­de“, um einen „nega­ti­ven Mythos“. War­um soll­te man sei­ne eige­ne Geschich­te mit einem nega­ti­ven Begriff beschreiben?

KISOUDIS: Schon klein­deut­sche His­to­ri­ker wie Hein­rich von Treit­sch­ke haben den Son­der­weg posi­tiv ver­stan­den. Heu­te gilt er als nega­tiv, weil die bun­des­re­pu­bli­ka­ni­sche Geschichts­schrei­bung ihn umco­diert hat, um den Bür­gern den west­li­chen Weg schmack­haft zu machen.

Wenn wir in Deutsch­land eine Wen­de zum Guten bewir­ken wol­len, dann müs­sen wir an den eige­nen Weg anknüp­fen und nega­ti­ve Codie­run­gen auf­he­ben. Natür­lich haben auch ande­re Völ­ker ihre Son­der­we­ge, wenn man den west­li­chen Weg als Maß­stab nimmt. Die His­pa­ni­tät ist dafür ein gutes Bei­spiel. Auch sie wur­de von den west­li­chen Mäch­ten als schwar­ze Legen­de umerzählt.

Die Mul­ti­po­la­ri­tät bie­tet die Mög­lich­keit, die­se Geschich­ten neu zu erzäh­len. Sie zwingt gewis­ser­ma­ßen dazu, weil die schwar­zen Legen­den die mög­li­chen Regio­nal­mäch­te dar­an hin­dern, ihre Ein­fluss­sphä­ren und Groß­räu­me zu erkennen.

GREINDBERG: Der Hof­his­to­ri­ker der deut­schen West­bin­dung, Hein­rich August Wink­ler, schreibt: „Deutsch­lands Weg nach Wes­ten war lang und auf wei­ten Stre­cken ein Son­der­weg. Die Deut­schen bedür­fen der Ver­ge­gen­wär­ti­gung ihrer Geschich­te aber nicht nur um ihrer selbst wil­len. Sie sind die­se Anstren­gung auch dem gemein­sa­men Pro­jekt Euro­pa schul­dig.“ Ist es nicht ver­mes­sen, ange­sichts der Wirk­mäch­tig­keit die­ser Son­der­wegs­the­se in der deut­schen Zeit­ge­schich­te, den deut­schen Son­der­weg posi­tiv umdeu­ten zu wollen?

KISOUDIS: Nein. Die Wirk­macht der schwar­zen Legen­de erschöpft sich ja übri­gens schon. Man erkennt das etwa dar­an, dass die jun­ge Gene­ra­ti­on von His­to­ri­kern und Jour­na­lis­ten die Empö­rungs­ma­schi­ne­rie der alten Bun­des­re­pu­blik gar nicht mehr zu bedie­nen weiß. Der Bezugs­rah­men von Wink­lers Erzäh­lung ist längst ver­schwun­den: Das Wohl­stands­ver­spre­chen des Wes­tens ist gebrochen.

Auf einen star­ken sou­ve­rä­nen Staat zu ver­zich­ten war schön und gut, solan­ge die Wirt­schaft lief. Heu­te ste­hen wir vor der Deindus­tria­li­sie­rung. Vie­le jun­ge Leu­te haben eine Migra­ti­ons­ge­schich­te und kön­nen mit dem mora­li­schen Koor­di­na­ten­sys­tem der alten BRD nichts mehr anfan­gen. Sie sind von Haus aus häu­fig an posi­ti­ve Erzäh­lun­gen im Zusam­men­hang mit ihrer Her­kunft und Zuge­hö­rig­keit gewöhnt.

Die Ord­nung, die in Asi­en ent­steht, bie­tet bes­te Vor­aus­set­zun­gen für die Wie­der­ent­de­ckung der deut­schen Geschich­te. Denn Tugen­den wie Ord­nung, Dis­zi­plin, Auto­ri­tät wer­den dort groß geschrieben.

GREINDBERG: Sie for­dern, dass sich Deutsch­land aus der US-geführ­ten uni­po­la­ren Welt­ord­nung lösen sol­le. Man­che könn­ten nun ein­wen­den: Haben wir nicht unter den USA – mit Wirt­schafts­wun­der und Wie­der­ver­ei­ni­gung, mit Frie­den in Euro­pa und einem blü­hen­den EU-Bin­nen­markt – nicht „das bes­te Deutsch­land aller Zei­ten“ erlebt? War­um soll­te Deutsch­land all das auf­ge­ben und wie­der einen Son­der­weg beschreiten?

KISOUDIS: Das Wirt­schafts­wun­der hat sich „aus­ge­wun­dert”. Die Wie­der­ver­ei­ni­gung war eher ein Bei­tritt der DDR zur BRD, nicht die neu­tra­le Ver­ei­ni­gung zwei­er Staa­ten. Um einen Bin­nen­markt zum Funk­tio­nie­ren zu brin­gen, brau­chen wir die USA nicht. Auch in den deut­schen Euro­pa-Ideen des 19. Jahr­hun­derts war Euro­pa ja als Bin­nen­markt ange­legt, der all­mäh­lich zur poli­ti­schen Kon­ti­nen­tal­al­li­anz zusam­men­wächst. Der Son­der­weg könn­te also viel­mehr dazu füh­ren, die­se Alli­anz zu ver­wirk­li­chen. Denn die Fra­ge der Nati­on ist nicht zu klä­ren, ohne dass man die euro­päi­sche Fra­ge beantwortet.

Ich sehe eine ande­re Gefahr, beson­ders in der poli­ti­schen Rech­ten: Näm­lich die Fehl­ent­wick­lun­gen ein­sei­tig Euro­pa zuzu­schrei­ben, weil man das sank­ti­ons­frei tun kann. Dann droht die Bal­ka­ni­sie­rung Euro­pas, und Euro­pa wird unter die­ser Bedin­gung in der mul­ti­po­la­ren Ord­nung kei­ne Rol­le spie­len. Beson­ders die Ideo­lo­gie des „Natio­nal-Kon­ser­va­tis­mus“, die Yoram Hazo­ni und sei­ne Anhän­ger ver­tre­ten, beför­dert die­se Gefahr. Alle Natio­nen sol­len dem­nach kon­ser­va­tiv sein. Aber alle ver­tre­ten zufäl­li­ger­wei­se die Posi­tio­nen der USA.

Das ist eine Neu­auf­la­ge des Natio­na­lis­mus wil­so­nia­ni­scher Prä­gung. Damals ging es dar­um, das alte Euro­pa mit Hil­fe jun­ger Natio­nen abzu­wi­ckeln. Heu­te geht es dar­um, das neue Euro­pa zu ver­hin­dern. Euro­pa braucht aber einen außen­po­li­ti­schen Wil­len und eine Verteidigung.

GREINDBERG: Ange­sichts des Ukrai­ne­kriegs ist es zu einer brei­ten Debat­te gekom­men, ob dies zu einer Stär­kung oder Schwä­chung der USA geführt hat. Wie beur­tei­len Sie die der­zei­ti­ge Posi­ti­on der USA und die der Kräf­te des Multipolarismus?

KISOUDIS: Die USA haben ihre Posi­ti­on gegen­über Euro­pa gestärkt. Aber ihr Anspruch geht ja weit dar­über hin­aus. Wei­te Tei­le der Welt ent­zie­hen sich der Sank­ti­ons­po­li­tik. Der Ener­gie­han­del wird zuneh­mend in den Wäh­run­gen der Regio­nal­mäch­te abge­wi­ckelt. Dadurch gerät der Petro­dol­lar ins Wan­ken, der zusam­men mit der Geld­schöp­fung aus dem Nichts die Grund­la­ge des US-Impe­ri­ums bil­det. Die BRICS for­mie­ren sich als Gegen­block zur west­li­chen Welt und ent­fal­ten immer grö­ße­re Anziehungskraft.

Chi­na tritt als Frie­dens­macht auf und befrie­det alte Feind­schaf­ten wie zwi­schen Iran und Sau­di-Ara­bi­en. Die Shang­hai­er Orga­ni­sa­ti­on für Zusam­men­ar­beit wird zur Gegen-NATO und for­mu­liert in Ansät­zen ein Inter­ven­ti­ons­ver­bot für raum­frem­de Mäch­te. Afri­ka und Süd­ame­ri­ka gehen eige­ne Wege. Das ist nicht, was sich die USA zur Jahr­tau­send­wen­de erhofft hat­ten. Natür­lich sind die USA wei­ter­hin die stärks­te Großmacht.

Aber das Ende der Geschich­te im Zei­chen west­li­cher Wer­te ist nicht in Sicht. Und das kon­ti­nen­ta­le Herz­land bleibt für die USA zunächst uner­reich­bar. Jetzt müs­sen die Kräf­te der Mul­ti­po­la­ri­tät die ent­ste­hen­de Ord­nung in Begrif­fe und Regeln fassen.

GREINDBERG: Sie been­den Ihr Buch mit den Wor­ten: „Ein Land hat Per­sön­lich­keit. Die­se Per­sön­lich­keit über­steigt, was in den Köp­fen der Lands­leu­te gera­de gedacht wird. Sie mag schla­fen, in Büchern oder Wäl­dern, in den Ber­gen oder im Boden. Mit einem Zau­ber­wort wacht sie auf.“ Sehen Sie in den jüngs­ten Erfol­gen der AfD bei Wah­len und Umfra­gen, die ers­ten Wir­kun­gen die­ses Zauberworts?

KISOUDIS: Die Erfol­ge zei­gen: Unten wächst das Bedürf­nis, den Weg der Selbst­ver­nei­nung zu ver­las­sen und einen Weg der Selbst­be­haup­tung ein­zu­schla­gen. Was fehlt, das ist das brei­te Bewusst­sein, wo die­ser Weg liegt und wohin er führt. Kon­ver­gie­ren­de Kata­stro­phen sind vol­ler fal­scher Ret­tungs­we­ge. Es gibt in Deutsch­land kei­ne Eli­te mit dem aus­ge­bil­de­ten Bewußt­sein dafür, wel­che Bedin­gun­gen eine Wen­de zum Guten hat.

Und der Rechts­po­pu­lis­mus ist für die Umbrü­che, die uns bevor­ste­hen, von sei­ner Ver­fasst­heit her nicht gerüs­tet. Er ope­riert mit ein­fa­cher Anspra­che des gesun­den Men­schen­ver­stan­des, ver­spricht die Rück­kehr zur alten Nor­ma­li­tät. Trans­for­ma­tio­nen ste­hen uns aber so oder so bevor. Wir müs­sen den Blick noch wei­ter in die Ver­gan­gen­heit und noch wei­ter in die Zukunft rich­ten, als wir 2015 viel­leicht dach­ten. Aber wir dür­fen nicht pes­si­mis­tisch sein.

Im euro­päi­schen Ver­gleich steht die AfD gut und selbst­be­wusst da. Jetzt besteht die Auf­ga­be dar­in, den Rechts­po­pu­lis­mus end­gül­tig hin­ter sich zu las­sen und zu einer geo­stra­te­gi­schen Kraft zu wer­den. Es kommt nicht dar­auf an, immer mehr Leu­ten immer bes­ser zu erzäh­len, was sie hören wol­len. Kom­mu­ni­ka­ti­on ist nicht Stra­te­gie. Es kommt dar­auf an, in die gesche­hen­den Ver­än­de­run­gen hin­ein­zu­wach­sen. Mit­tel­eu­ro­pa kann der Raum dazu sein.

– – –

Die­ses Gespräch erschien im Juli 23 auf der Inter­net­sei­te des öster­rei­chi­schen Hei­mat­ku­riers. Wir brin­gen es mit freund­li­cher Geneh­mi­gung der Kollegen.

Der Essay Mit­tel­eu­ro­pa und Mul­ti­po­la­ri­tät von Dimi­tri­os Kis­ou­dis kann hier bestellt wer­den.

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Kommentare (46)

Mitleser2

4. Oktober 2023 15:13

"Nämlich die Fehlentwicklungen einseitig Europa zuzuschreiben, weil man das sanktionsfrei tun kann. Dann droht die Balkanisierung Europas, und Europa wird unter dieser Bedingung in der multipolaren Ordnung keine Rolle spielen."
Mir steckt in dem Text zu viel Wunsch nach so einer Art "Vereintes Europa".  Aus dem Negativbeispiel EU sollte eigentlich was anderes gelernt werden.

Rheinlaender

4. Oktober 2023 15:49

Eine geopolitische Vision nur auf Verneinung (in diesem Fall die des Westens) gründen zu wollen, ist nicht zielführend. Die Staaten, die in der entstehenden multipolaren Weltordnung erfolgreich agieren (etwa Indien), halten sich statt dessen alle Optionen offen und kooperieren je nach nationalem Interesse mit allen Akteuren. Deutschland ist zudem bzgl. Exporten wirtschaftlich in einem Maße von den USA und der EU abhängig, das eine radikale Abkehr vom Westen zu einer volkswirtschaftlichen Katastrophe werden ließe. Staaten wie Saudi-Arabien und Japan zeigen zugleich, dass man mit dem Westen Handel treiben und Bündnisse unterhalten kann, ohne dessen Regenbogen-Ideologie zu übernehmen.
Etwas rosig erscheint mir zudem der Blick des Autors auf die "Friedensmacht" China zu sein. Diese befriedet tatsächlich alte Feindschaften, aber dazu gehört auch die zwischen Vietnam und den USA, und das liegt daran, dass im indopazifischen Raum kaum eine Regierung China als "Friedensmacht" wahrnimmt.

Gracchus

4. Oktober 2023 17:14

Nichts gegen Sonderwege. Nur scheint der Sonderweg, auf den Kisoudis rekurriert, offensichtlich gescheitert. Ein totes Pferd. Die Bedingungen sind nicht günstiger geworden. Kisoudis verwickelt sich auch m. E. in einen Widerspruch, wenn er den deutschen Sonderweg damit anpreist, dass dieser ein Gekungel mit dem Adel, nur Reformen von oben vorgesehen habe, nicht aber Revolutionen von unten. Ich bin zwar gegen Revolutionen - auch glaube ich generell nicht, dass die von unten kommen -,  sehe in dem aber eine eklatante deutsche Schwäche.
Die derzeitige Transformation - oder wie man das nennen soll - erfolgt offensichtlich von oben. Unten (im Interview) rekurriert er auf das Unten, das einen selbstbewussten nationalen Weg einschlagen will. Ein solches Bewusstsein äußert sich aber allenfalls zaghaft, vermutlich weil der deutsche Bürger eben sich erst die Erlaubnis von oben einholt, bevor er sich politisch positioniert. 

Gracchus

4. Oktober 2023 17:25

Wenn Deutschland eine Vermittlerrolle zukommt, kann es den Westen und der sogenannten westlichen Werte auch nicht einfach verneinen. Das ist auch historisch widerlegt. Ein dialektisches Verhältnis wäre wahrscheinlich angebrachter. Man adaptiert das, was sinnvoll ist. Im Kern sind die politischen westlichen Werte Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Menschen- bzw. Bürgerrechte (was Minderheitenschutz einschließt). Hiergegen ist m. E. nichts einzuwenden. Es kommt doch darauf an, wie man diese Werte institutionalisiert und anwendet und ggf. begrenzt. Kunst und Wirtschaft sind per se nicht demokratisch.

Artabanus

4. Oktober 2023 21:39

Gibt es überhaupt einen "Westlichen Weg"? Und wie könnte die BRD jemals ein souveräner Staat werden? Die Sprengung von Nordstream hat gezeigt, dass die USA wieder zu unseren Feinden geworden sind. In der neuen Ost-West Konfrontation stehen wir schlechter da als jemals zuvor, denn wir haben praktisch keine echten Freunde und Verbündete mehr. Die EU wird nur solange existieren wie die BRD als Zahlmeister den Laden am Laufen hält. Von einer wirtschaftlich schwachen BRD werden sich alle abwenden. Die werden uns sogar den Importstrom abstellen. Und werden ausser Griechen und Polen nicht auch noch andere Staaten Reparationsforderungen an Deutschland stellen? 
 

Blue Angel

4. Oktober 2023 21:45

Widerspruch zu "USA weiterhin die stärkste Großmacht": Militärisch und wirtschaftlich abgelöst durch Rußland und China, im Inneren verrottet durch Fentanyl, Korruption, Dekadenz und innere Spaltung. Das Ende des Petrodollars gibt Land und System den Rest. - Ansonsten sehr interessant und lesenswert, besten Dank!

Adler und Drache

4. Oktober 2023 22:32

Das Reich war kein Sonderweg, sondern Hauptstraße der europäischen Selbstgestaltung. Sonderweg ist alles, was davon wegführt, die translatio imperii unterbricht oder eine Neuordnung an die Stelle der alten setzen will. (Wobei man nicht vergessen darf, dass Franz II., also ein deutscher Kaiser, das Reich gecancelt hat!) 
Die politische Berufung der Deutschen ist der Dienst an diesem Reich. Die Deutschen haben dies als geistiges Erbe empfangen, auch die Linken und Grünen, und das kommt auch bei denen immer wieder durch, freilich in völlig verzerrter Form. 
Deutschland wird nur ein gesundes Verhältnis zu sich selbst haben, wenn es seiner metapolitischen Bestimmung gerecht wird und sein Dienstverhältnis zum Reich wieder einnimmt.  
 

Maiordomus

5. Oktober 2023 06:56

Gerne mache ich auf den österreichischen Staatsphilosophen  Konstantin Frantz aufmerksam, der schon zu Zeiten des älteren Österreich nicht ganz gegenteilig zu obigen Ausführungen  über den Begriff "Mitteleuropa" philosophiert hat. Von allem, was Kurt Waldheim vor seiner bekannten politischen Karriere geleistet hat, in der umstrittensten Phase seines Lebens, dürfte die Dissertation über diesen Gelehrten, publiziert kurz vor Kriegsende, womöglich im Hinblick auf künftige Karriere, das Sinnvollste gewesen sein, vielleicht sogar das Sinnvollste in seinem Leben. Äusserte mich darüber im vorigen Debattenstrang. Selber waren für mich indessen Franz Grillparzer und Adalbert Stifter die grössten österreichischen Denker der späten Kaiserzeit. 

Maiordomus

5. Oktober 2023 10:18

@Adler und Drache. Ja, die Mitte ist nur zeitgeistig ein Sonderweg, sicher nicht europäisch, "mitteleuropäisch". Die genannte Dissertation Waldheim trug den Titel "Die Reichsidee bei Konstantin Frantz". Was Waldheim vor 80 Jahren schrieb, ist selbstverständlich nicht mehr rezipierbar oder höchstens in einzelnen noch guten Zitaten. Sowohl die Reichsidee wie auch die Europa-Idee so wie überhaupt der Gedanke, was Deutschland, Oesterreich, Tschechien, Ungarn, Slowakei, mit Einschränkungen das nach wie vor nationalistische Polen für Europa bedeuten könnten, jenseits der heutigen Ideologie der EU, das würde weiteres Nachdenken verlohnen. Gerne glaube ich, wenigstens im Sinn von Krah, dass Söder sich mit der Unterstellung, die AfD wolle "die EU kaputtmachen", im Sinne von hoffentlich konstruktiven Ideen von Politikern wie Krah, hoffentlich auf dem Holzweg ist. Vgl. noch meine Ausführungen über Frantz im vorigen Strang bei der Debatte um Sellners zum Teil umstrittene Thesen. 

Monika

5. Oktober 2023 11:07

Wer sich in diesen Zeiten als "Putin-Freund" geriert, hat vom Freiheitskampf der ost-mitteleuropäischen Völker nichts verstanden !!! Wolfgang Strauss ( siehe sein Buch : "Bürgerrechtler in der UdSSR"), den ich noch kennenlernen durfte, würde sich im Grabe umdrehen. Was soll der deutsche Sonderweg sein. Was ist verkehrt an den Menschen- und Bürgerrechten. Sie waren zur Zeit des real-existierenden Sozialismus die einzige Möglichkeit, seinem Dissens nach außen eine Stimme zu verschaffen. Dass das Menschenbild, das den Menschenrechten zugrunde liegt, immer wieder der Interpretation bedarf, geschenkt. Aber ganz ohen ? Russische Dissidenten wie Ogurzow, Dudko, Solschenizyn oder Ukrainer wie Moros, Romanjuk beriefen sich seinerzeit auf Menschenrechte - aber nicht unter Berufung auf die Französische Revolution und die Jakobiner, nicht als Nachahmung des Liberalismus. Wolfgang Strauss:" Gemeinsam ist russischen Slawophilen, Traditionalisten oder den georgischen, armenischen, litauischen, ukrainischen, moslemischen Selbständigkeditsprotagonisten ein Kriterium: Die Wiederbesinnung auf religiöse, kultur-ethnische und nationale Werte der vorbolschewistischen Zeit. Im Vordergrund steht das Verlangen nach nationaler und personaler Identität." 

Monika

5. Oktober 2023 11:13

Fortsetzung:
Was soll ein deutscher Sonderweg sein? Was die Anbindung an Asien, die Wiederentdeckung welcher deutschen Geschichte ? Von Ordnung, Disziplin und Autorität ? Das sind keine Tugenden. Jedenfalls nicht die klassischen.
Als sog. Sekundärtugenden dienen sie  in China dazu,  die Freiheit ethnischer oder religiöser Gruppen zu unterdrücken. Das kann es ja wohl nicht sein ?
Nichtdestotrotz wünsche ich Herrn Chrupalla natürlich alles Gute in diesen harten Zeiten. 

MichiB

5. Oktober 2023 13:44

In seiner Verteidigung der EU vergisst Kisoudis, dass die EU der Westen IST. Maßgeblicher Impuls bei der Gründung war es, die alte Erbfeindschaft zwischen Frankreich und Deutschland zu überwinden und dafür zu sorgen, dass sich eventuelle hegemoniale Bestrebungen der beiden Länder gegenseitig neutralisieren. Das alles unter der Hegemonie der Vereinigten Staaten.Die EU als westliche Gemeinschaft war im Übrigen auch die wesentliche Motivation für die Länder Ostmitteleuropas beizutreten. Für sie war es nur eine Ergänzung des NATO-Beitritts, mit dem Ziel, sich unter das Schutzschild Amerikas zu stellen. Eine Art "Mitteleuropäischer Union" unter deutscher Hegemonie wäre in diesen Ländern nicht durchsetzbar.

brueckenbauer

5. Oktober 2023 15:22

Geopolitisch habe ich nichts einzuwenden. Aber die verfassungspolitische Vorstellung vom "Sonderweg" kann mich nicht überzeugen. Eine Revolution von oben durch "wohlwollende" Eliten? Was für Eliten sollen das denn heute sein? Oder müssen wir erst wieder einen Kaiser haben, der sich seinen Kanzler aussucht? Dazu bräuchte es aber eine Revolution von unten!
Verfassungspolitisch schient es mir sinnvoller, zwischen der angloamerikanischen freiheitlichen Demokratie und der jakobinisch-bolschewistischen totalitären Demokratie zu unterscheiden (u.a. mit J. L. Talmon) und sich für die angloamerikanische Version zu entscheiden.

RMH

5. Oktober 2023 19:43

I.
@Adler und Drache ist zuzustimmen. Sonderweg klingt zudem zu sehr nach Sonderbehandlung, Absonderung, Sonderling etc. - auch wenn Kisoudis hier das Ganze mit seinen Erläuterungen zu schwarzen Legenden/Mythen etc., die ins Positive zu drehen seien, einzufangen versucht.
Ich kann mit Kisoudis Aussagen in dem Interview nicht viel anfangen und sehe wie andere auch Widersprüche. Auf der einen Seite soll es einen Brückenschlag zwischen Deutschland und Russland geben, auf der anderen Seite treibt dann die als nachvollziehbar dargestellte Intermarium- Idee einen Keil in Europa. Ja welche Rolle gesteht denn Herr Kisoudis den Intermarium-Ländern zu? Die der am Kartentisch nach Interessensphären zwischen den sich zum Wohl Europas zu verbinden habenden Imperien Russland und Deutschland verschacherbaren Teilungsmasse? Genau anders muss es sein, wenn man Frieden in Europa haben will, zumal nur Rußland ein Imperium ist, Deutschlands Reichidee hingegen war immer auch plural, mit starken regionalen Eigenständigkeiten.

RMH

5. Oktober 2023 19:57

II. Im Übrigen kann bspw. ich als in Bayern Lebender die ganze Ostland- und Russlandmythologie nicht teilen. Sie ist Teil der preußischen Ostland-Herrenreiterei. Und ich vermute, vielen anderen deutschen Stämmen geht es genauso. Preußen war nie ein reindeutsches Gebilde, im kleineren Maßstab eher vergleichbar mit k.u.k. Österreich als mit den deutschen Kleinräumen des Reiches, wie es bspw. Bayern, die hessischen Landgrafschaften etc waren (und sind). Preußens Bestimmung war eben auch die Einhegung von Slawen und Balten im Osten und da liegt der Brückenschlag nach Rußland nahe. Der Rest von Deutschland, Mitteleuropa hat damit rein gar nichts zu tun oder gar am Hut. Bayern hat bspw über seine ehemalige Pfalz eher eine Traditon nach Westen, nach Elsaß, Lothringen, Belgien und über Donau und Alpen nach Österreich, Italien. Was sollen wir in Bayern mit Rußland? Die preußischen Hirngespinste sind uns fremd.
@Maiordomus, danke für den Hinweis auf Frantz.

Fredy

5. Oktober 2023 23:48

@RMH
Erlaube mir eine kleine Polemik: Ohne Russland gäbe es auch noch einen bayerischen König, zwar unter Frankreich, aber offenbar besser als dann unter Preußen. Der Disput besteht nach wie vor.
Russland ist Europa. Was uns Russland entfremdete ist allein die Ideologie des Bolschewismus.

RMH

6. Oktober 2023 07:34

Zum Thema "Keil in Europa": Der härteste Teil des Keils ist Polen und er wurde von Hitler und Stalin geschmiedet, in dem sie Polen erneut aufgeteilt haben. Der Keil wurde von Stalin gehärtet, in dem er seine Landgewinne aus dem Hitler-Stalin-Pakt nicht hergab, sich weitere Teile einverleibte, einschließlich fast halb Ostpreußens. Ein großer Teil Polens ist ehem. deutsches Gebiet und da können noch ein weiteres dutzend deutsche Administrationen die Oder-Neiße Linie anerkennen, wie sie wollen. Die Polen wissen, dass ihnen von der UdSSR Gebiete genommen wurden und sie dafür großflächig auf deutschem Gebiet sitzen. Gleichzeitig wissen die Polen, dass sie im Bereich der Judenverfolgung mit Deutschland zusammengearbeitet haben und sich auch an Juden bereichert haben, nach Kriegsende dann an deutschen. Daraus erwächst ein tiefer Schuldkomplex, der nationalistisch sublimiert und in einen Opferkult gedreht wurde und Nährboden für schrillste anti-deutsche und anti-russische Töne wurde. Der Keim dazu wurde von Deutschland und vor allem Stalins UdSSR am Kriegsende mit seiner Verschiebung der Grenzen nach Westen gelegt. Bevor man überhaupt an eine Verbindung Deutschland Russland, die über Handel hinausgeht, nachdenkt, muss beiderseitig das Verhältnis zu Polen befriedet & geklärt werden und da ist mehr gefragt, als der Rückfall in alte Rollenmuster von wegen, Deutschland und Russland zusammen und Polen sind dann die Knechte. So wird das nie etwas, mit einer friedlichen Öffnung Europas über den Bug hinaus.

Artabanus

6. Oktober 2023 07:45

@Monika
Der "Freiheitskampf der ost-mitteleuropäischen Völker" endete regelmäßig mit ethnischen Säuberungen unter wohlwollender Mithilfe der Westmächte . Und genau dahin soll die Reise jetzt wohl wieder gehen. 
Was versprechen sich die Russlandhasser hier bloss? Putin hat gestern nochmals betont dass er jederzeit bereit ist, Gas über die verbliebene Nordstream Leitung zu liefern. Deutschland kann sich keine Feindschaft zu Russland leisten, insbesondere da die USA und auch ein Grossteil der "ost-mitteleuropäischen Völker" uns nicht gerade freundlich gesinnt sind.
 

RMH

6. Oktober 2023 09:44

"insbesondere da die USA und auch ein Grossteil der "ost-mitteleuropäischen Völker" uns nicht gerade freundlich gesinnt sind."
@Artabanus,
und diese, uns nicht gerade freundlich gesinnten ost-mitteleuropäischen Völker, werden dann freundlicher, wenn wir wieder brav Gas bei RUS einkaufen und im übrigen Russland machen lassen? Wie ich in der Debatte mehrfach ausgeführt habe, wird es nicht so funktionieren, dass sich Deutschland mit Russland quasi gegen den Rest der Welt und insbesondere gegen die zwischen ihnen liegen Länder zusammen tut. Auch die östereichische Rechte hat hier abzurüsten. Und ganz unabhängig vom Ukraine-Krieg wäre es auch bei besten Beziehungen zu Moskau energiepolitischer Irrsinn, sich zu über 50% auf Russland als Gaslieferant zu verlassen, so wie es das Merkel gemacht hat. Im Übrigen empfinde ich es als unterirdisch, wenn in den Debatten DE-RUS ständig Floskeln wie "Russlandhasser" oder "Atlantiker" verwendet werden. Das entspricht nicht dem Niveau der bisher in diesem Debattenstrang ausgeführten Argumente. Auf der anderen Seite kann man sich dann den "Putin-Versteher" und andere Seitenhiebe sparen (in diesem Strang noch nicht aufgetaucht). 

Monika

6. Oktober 2023 10:14

An Artabanus,  Russlandhass liegt mir völlig fern. Ich hatte fünf Jahre lang einen russischen Chef und war lange mit einer orthodoxen Russin befreundet, die jetzt wieder in St. Petersburg lebt. Auch mag ich die russische Literatur und klassische Musik, sowie die nichtkommunistischen russischen Philosophen, während mir die amerikanische "Kultur" ziemlich fremd ist. Ich pflege zwischen einem Volk und der jeweiligen Regierung zu unterscheiden, ich setze die Deutschen ja auch nicht mit den Nazis gleich. Die geopolitische Lage kann ich nicht kompetent beurteilen. Schwarzweißmalerei scheint mir aber fehl am Platz. Das Dilemma Putins, heißt es, bestehe darin, dass er  von einem Imperium träumt und zugleich von der russischen Nation, was nicht zusammenpasse. Ich suche zu verstehen. Zwei Beiträge fand ich interessant. In der FAZ ein Interview mit Lew Sudkow mit dem Titel "Das Böse reproduziert sich" über die fehlende Hoffnung der Russen auf Veränderung und das wirklich aufschlussreiche Spiegel-Interview von 2007 von Christian Neef mit Alexander Solschenizyn: "Mit Blut geschrieben."

MarkusMagnus

6. Oktober 2023 10:20

@ Monika
Das Problem hat Artabanus schon erwähnt.
Diese sog. Freiheitskämpfe wurden auf unsere Kosten geführt. Danke, nein Danke.
Es war besser als Deutschland und Russland noch eine gemeinsame Grenze hatten. Das ist gerade mal etwas über 100 Jahre her.

@RMH 
Wie soll man mit solchen Ländern wie Polen umgehen?  Polen ist seit 100 Jahren ein zündelnder Unruheherd.
 

Le Chasseur

6. Oktober 2023 10:20

@Artabanus"Putin hat gestern nochmals betont dass er jederzeit bereit ist, Gas über die verbliebene Nordstream Leitung zu liefern."
Putin erwähnte auch das von Egon Bahr nach dem Mauerfall und dem Zerfall der UdSSR und des Warschauer Pakts angeregte neue Sicherheitssystem für Europa, in das Russland hätte mit einbezogen werden sollen: https://t.me/myLordBebo/8654
 

Artabanus

6. Oktober 2023 11:29

@RMH
Die Osteuropäer werden auch nicht freundlicher wenn wir ihnen in den Allerwertesten kriechen, so wie Sie es offensichtlich möchten und propagieren.
Die Deutschen und Russischen Interessen sind nun einmal in dem Bereich fast deckungsgleich, weshalb eine Partnerschaft hier nur natürlich ist. Staaten haben keine Freunde, nur Interessen und darauf kommt es am Ende an. Das insbesondere von Polen und den USA angestrebte sog. Intermarium ist klar gegen Deutsche und Russen gerichtet. Man muss schon Blind sein um das nicht zu sehen.
Der Energiepolitische Irrsinn begann mit der "Energiewende", was grundsätzlich nur auf Deutscher Dummheit und Hybris beruht. Jetzt hat man den Schlamassel, aber Russisches Gas wäre der einzige Weg kurzfristig noch einigermaßen über die Runden zu kommen. Stattdessen finanziert man den Krieg gegen Russland mit.
Es besteht nirgends ein Interessenkonflikt zwischen Deutschen und Russen. Woher also die Feindschaft? 

KlausD.

6. Oktober 2023 11:30

@Artabanus  6. Oktober 2023 07:45""Was versprechen sich die Russlandhasser hier bloss? Tja, das ist die Frage. Denn wer sich gegen Russland positioniert, steht auf Seiten der Transatlantiker mit all ihren "Segnungen" wie Globalismus, Klimaideologie, Gender, Transhumanismus und deren Nachfolgeerscheinungen wie  Massenmigration, Abschaffung von Völkern und Nationen, Energiewende, Deindustrialisierung, Bevölkerungskontrolle und -reduktion.  Wofür Russland steht, hier nur als kleines Beispiel das Denkmal für die Familie, das in diesem Jahr in Königsberg eingeweiht wurde.
https://paz.de/artikel/ein-denkmal-fuer-die-familie-a9646.html
 

RMH

6. Oktober 2023 11:40

@RMH Wie soll man mit solchen Ländern wie Polen umgehen?  Polen ist seit 100 Jahren ein zündelnder Unruheherd.
@MarkusMagnus,
das ist eine gute Frage, die aber immer unbeanwortet bleiben wird, wenn man sie nicht stellt und meint, Russland und Deutschland zusammen sind ausreichend und im Zweifelsfall wird Polen eben geknechtet. Für eine Friedensordnung in Europa, die gleichzeitig ein Gewicht auf der Welt erlangt, langt das nicht. Ich habe selbstredend auch kein Patentrezept, welches ich präsentieren kann. Aber anfangen, einmal darüber nachzudenken, wäre mehr als hilfreich. Hier könnnten gerade Rechtsintellektuelle gute Arbeit leisten, die oftmals bereits gute Beziehungen zu polnischen Intellektuellen haben. 

Artabanus

6. Oktober 2023 12:18

@Monika
Das Wort "Russlandhasser" war überspitzt und eher auf Karl Otto und RMH gemünzt. Das Thema Imperium und Russische Nation ist im Falle Ukraine kein Dilemma, da der Staat Ukraine eine künstliches Gebilde ist, dessen Land und Leute größtenteils immer Teil Russlands waren. Ausnahme ist im Wesentlichen nur das westukrainische Galizien, welches von Stalin annektiert wurde und von wo der sog. Ukrainische Nationalismus ausging. Nach der Unabhängigkeit wurde dann die Sprache einer Minderheit (Westukrainisch) zur einzigen offiziellen Landessprache gemacht, wodurch die Galizier in den Staatlichen Institutionen immer mehr überrepräsentiert wurden. In Kiew sprach man bis 2022 Russisch(jetzt gibt es echte Repressionen wenn man Russisch spricht). Es ist falsch so zu tun, als habe die Ukraine nichts mit Russland zu tun. Die Ukraine steht zu Russland ähnlich wie Bayern oder Österreich zu Deutschland oder die Provence zu Frankreich. Empfehlenswert hierzu ist z.b. der Roman "die weisse Garde" von Bulgakov. Auch Rosa Luxemburg hat sich in Ihrem Buch über die Russische Revolution  zum Thema Ukraine durchaus sachkenntlich geäußert.
Wie dem auch sei, die staatliche Unabhängigkeit der Ukraine wurde von Russland akzeptiert. Was nicht akzeptiert wurde war eine durch Staatsstreich ermöglichte anti-Russische Ausrichtung der Ukraine. Der Staatsstreich war notwendig, da bei demokratischen Wahlen immer eine pro-Russische Mehrheit bestand. 
 

Klaus Kunde

6. Oktober 2023 12:22

Grobe Einschätzung zur Ostausrichtung: Das „Miracle de la Maison de Brandebourg“ führte bei Friedrich 2 zur Erkenntnis, „die Freundschaft mit den Barbaren (im Osten) zu kultivieren“. Der Vernunft folgend, nun preußische Staatsraison. Die territoriale und damit auch die nicht zu unterschätzende mentale Ostausrichtung ging mit dem Untergang des Reiches 1945 verloren. Westverschiebungen: Die westlichen Teile der Ukraine, der ehemaligen Curzon-Linie folgend, verblieben bei der SU. Polens Territorium arrondierte sich mit den preußisch-deutschen Ostprovinzen. Vermutlich findiger Schachzug Stalins für künftige, ewig währende Auseinandersetzungen zwischen Deutschland und Polen. In der Folge der Amputation der Ostprovinzen bevölkerungs- und gesinnungsmäßige innerdeutsche Westverschiebung nebst weitgehendem Einflußverlust der ehemaligen preußischen Kriegerkaste im Nachkriegsdeutschland durch hohe personelle Kriegsverluste einerseits und soziale Vernichtung durch Verlust des Grundbesitzes andererseits. Adenauer entscheidet sich für die Westanbindung der Bundesrepublik, „lieber das halbe Deutschland ganz, als das ganze Deutschland halb“.

Laurenz

6. Oktober 2023 13:25

@MarkusMagnus @RMH Wie soll man mit solchen Ländern wie Polen umgehen?  Polen ist seit 100 Jahren ein zündelnder Unruheherd. ... Unser dämlicher letzter Kaiser hat Polen 1917 gegründet.
@RMH @Artabanus ... RMH, Sie lernen es nicht in Ihrer typisch Deutschen Naivität. Jeder Staat Europas (Jeder!) sucht gegen uns die Unterstützung einer Weltmacht, die aktuell in Ramstein sitzt, um uns in Schach zu halten. Wenn wir nicht mehr zahlungsfähig sein werden, um uns vom europäischen Krieg freizukaufen, wird man diesen wieder gegen uns führen. Die Polen haben kein Problem damit, das Intermarum bis Kiel oder Wilhelmshaven auszudehnen. Was die von Ihnen angesprochene Energieversorgung angeht, so verschafft uns nur die eigene Kohle Souveränität. Was Rußland angeht, so braucht Rußland ein starkes Deutschland, solange Rußland Rußland bleibt. Das ist eine diametrale Gegenposition zu den USA, die nur dann ein starkes Deutschland favorisiert, wenn sich die USA selbst bedroht fühlen, wie einst durch den Warschauer Pakt. Ohne die Maßgabe treten uns die Amis in den Orkus, wie aktuell.

MarkusMagnus

6. Oktober 2023 14:57

"Unser dämlicher letzter Kaiser hat Polen 1917 gegründet.."
@ Laurenz
Ich weiss. Man hat noch viel mehr Blödsinn gemacht. Etwa Lenin noch nach Russland im Zug samt Gold zu transportieren anstatt ihn einfach zu erschiessen. 
Allerdings stand man mit dem Rücken zur Wand und wollte sich eine Front ersparen.
Da greift man halt zum letzten Strohhalm.
@RMH
Zuerst mal muss den Zweiten Weltkrieg vom Einmarsch nach Russland trennen. 
Bis 41 war alles gerechtfertigt. Das wird auch hier keiner bestreiten. So neutral waren Belgien und Holland eben auch nicht und Frankreich hat uns den Krieg erklärt, nicht andersherum. Wenn Kosovo gerechtfertigt wird, dann war der Einmarsch in Polen eben auch humanitär. 
Dänemark und Norwegen wurden besetzt bevor die Engländer es tun konnten. Alles das hatte Ursachen die nicht in unserer Verantwortung lagen.
Danach eben nicht mehr. Hitler hätte das russische Volk vom Bolschewismus befreien müssen und Russland nicht erobern zu versuchen wenn er schon einmarschiert.
Deswegen haben wir den Krieg verloren und halb Europa ging an Stalin. 
Wir hatten Versailles, aber den Russen ging es im Bolschewismus noch 10 mal übler. Anstatt ihnen zu helfen haben wir ihnen noch eins zusätzlich über die Rübe gehauen so das sie sich Stalin zugewandt haben.
Das war ein Fehler. Man muss diese beiden Stränge sauber voneinander trennen. 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

RMH

6. Oktober 2023 14:58

@Laurenz, die Interessenlage ist klar wie Kloßbrühe. Mein Denkanstoß war, wie man das ewige Spiel Deutsche bzw. Preußen und Russen auf Kosten der Polen u.a. einmal aufheben kann, diese Zwickmühle beenden kann, bei der eben gerade nicht europ. Interessen am Ende Vorteile ziehen. Wenn ich Pole wäre und Leute wie Sie und Artabanus lesen würde, würde ich den Kim machen und sofort mit einer geheimen atomaren Aufrüstung beginnen, und zwar so, dass ich Russland damit vor vollendete Tatsache stellen würde. Und als US-Amerikaner würde ich sagen, here wo go again. @Artabanus legt solche logischen Überlegungen sofort wieder als "Arschkriecherei" aus und sieht selbst nicht, auf welcher russisch geschmierten Spur er gerade abwärtsrutscht (da der Herr A. mit markigen Worten wie R-hasser und A.-Kriecher unterwegs ist, sollte das die Debattenleitung durchgehen lassen). Im Übrigen haben D und RUS keine natürlichen, gemeinsamen Interessen. Für beide wäre aber ein Interessenausgleich ihrer tatsächlich in den wesentlichen Punkten (außer dem Handel) widerstreitenden Interessen ein strategischer Vorteil. Und der Vorteil wäre perfekt, wenn dabei Polen auch zum Zuge kommt und nicht mehr nach dem starken Beschützer jenseits der See rufen muss. Wie man bei diesen Überlegungen für einen gesamteuropäischen Ausgleich dann auf Atlantiker kommt- Fragzeichen. Die Befürworter einer bedingungslosen DE-RUS-Kooperation wollen nur einen schnöden Lagerwechsel, aber keine echte europäische Lösung.

Mitleser2

6. Oktober 2023 20:47

@RMH: Sie verrennen sich gerade irgendwie. Ich lebe auch in Bayern und hätte lieber die Alpenunion mit Schweiz und Österreich (sogar mit der Slowakai und Slowenien) als Shithole Berlin als Hauptstadt und Länderfinanzausgleichsabgreifer. Preussen brauch ich nicht. Aber Ihre Russophobie lässt Sie die Realitäten nicht sehen. 

Laurenz

6. Oktober 2023 21:39

@RMH @L. ... Kriege sind teuer. Der II. Weltkrieg lohnte sich nur deswegen, um einerseits, Deutschland's Bombe zu verhindern, das erfolgreiche Wirtschaftsmodel zu verhindern & andererseits den Raub der Patente. Die US-Falken sehen im Ukraine-Krieg als Endziel die Verteilung der Rohstoffe Rußlands. Für Polen ist noch keiner in den Krieg gezogen. Man nahm Polen auch nur als Anlaß gegen uns zu schießen, man erklärte noch nicht mal der einmarschierenden Sowjetunion den Krieg. Die polnische Politik ist fast genauso blöd, wie unsere & das politische Polen hat das nie verstanden. Es geht für Polen nur mit Rußland, nie gegen Rußland. Die gemeinsamen Interessen Rußlands  & Deutschlands sehen unsere Wirtschaftsmagnaten ganz anders als Sie, RMH. Und uns stellt sich die Frage, mit welcher Weltmacht im Rücken leben wir sicherer & besser. Unter welchen Umständen genießen wir mehr Freiraum. Momentan verändert die Ampel nichts, obwohl bis zu nächsten BT-Wahl fast die Hälfte aller Ampel-Mandatsträger ihren Job verlieren werden. Daran können Sie den aktuellen Freiraum ermessen.
@MarkusMagnus @RMH ... Bis 41 war alles gerechtfertigt. ... Lesen Sie mal Viktor Suworow. Wenn Sie das interessiert, kann ich Ihnen die Bücher schicken. Man kann sie aber sicher auch bei Antaios bestellen.

FraAimerich

6. Oktober 2023 21:42

Gracchus: "Im Kern sind die politischen westlichen Werte Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Menschen- bzw. Bürgerrechte (was Minderheitenschutz einschließt). Hiergegen ist m. E. nichts einzuwenden."
 
"Im Kern" meint wohl "theoretisch"? Praktisch erfahren wir doch gerade, wie all diese hehren "Werte" als Phrasen und Auskunftstitel der Macht gegen den angeblichen Souverän der "westlichen Demokratien" selbst in Stellung gebracht worden sind, nachdem sie weltweit jahrzehntelang vor allem der Durchsetzung westlicher Interessen gegen "totalitäre Unrechtsstaaten" und "internationalen Terrorismus" dienten. Im Großen wie im Kleinen, so etwa auch bei der feindlichen Übernahme der DDR, die Kisoudis beschönigend als "Beitritt zur BRD" bezeichnet.

eike

7. Oktober 2023 05:04

"Hitler hätte das russische Volk vom Bolschewismus befreien müssen und Russland nicht erobern zu versuchen wenn er schon einmarschiert."
Abenteuerliche Sachen, die man hier liest. Auf dem Sofa konzipiert und frei von historischem Kontext.Deutschland stand nach den Molotow-Utimaten mit dem Rücken zur Wand, vor sich eine superhochgerüstete UDSSR, die in wenigen Tagen alle Gewinne im Westen zunichte gemacht hätte.Die Russen zu befreien oder zu erobern stand nicht auf der NS-Tagesordnung, zu verhindern, daß sie Deutschland überrollen, oder seine Ölquellen abwürgen, wohl.
 

Laurenz

7. Oktober 2023 09:24

@Eike ... gut & korrekt beschrieben. Der von mir zitierte Viktor Suworow (Wladimir Bogdanowitsch Resun) schreibt, wenn ich mich recht erinnere, 1940 der Wehrmacht 77 Divisionen zu, von denen etwa 70 Divisionen im Unternehmen Seelöwe https://de.wikipedia.org/wiki/Unternehmen_Seel%C3%B6we nach England übersetzen sollten. Diese Zahlen kann ich nicht beurteilen. Suworow schreibt weiter, daß es Stalins Plan gewesen sei, die Invasion Englands abzuwarten, vor allem in Anbetracht der Tatsache, daß die Armeen aller zentral-europäischen Staaten, (Ausnahmen: Ungarn, Rumänien, Italien, Spanien), bis auf die Wehrrmacht aufgelöst waren. Aufgrund der Gebietsforderungen Molotows an Rumänien, der darauf  folgenden Intensivierung der Aufklräung-Ost, machten die Planungen des Unternehmens Seelöwe hinfällig, wobei mehr als die Hälfte aller Einheiten der Roten Armee nicht erkannt wurden.

RMH

7. Oktober 2023 10:18

"Aber Ihre Russophobie lässt Sie die Realitäten nicht sehen. "  @Mitlerser2, Bitte unterlassen Sie pathologische Begriffszuschreibungen wie Phobie. Ich habe keine Phobie gegen Russen, ich habe fast täglich mit Osteuropäern, größter Teil davon Russen, zu tun. Eine Phobie konnte ich bislang nicht feststellen, ebensowenig Hass. Die Spielchen, die hier regelmäßig gespielt werden, wenn man sich nicht in die rechte Schafsherde des RU = gut, USA = böse, einreiht, dass dann die Beiträge mit Russlandhass, Russophobie oder Transatlantiker abqualifiziert werden, bin ich gewöhnt, sie ändern aber nichts an der Grundthematik, dass RU´s Bedeutung in seiner enormen Landmasse liegt, die als wohl einziges Land (der Minianteil von Europa der Türkei ist zu vernachlässigen) tatsächlich Europa und Asien verbindet. RU ist die Brücke Europas in den wirklichen Osten (=Asien, nicht Osteuropa), nicht D. RU´s Aufgabe besteht im Zusammenhalten des eigenen Ladens, nicht in der Expansion oder Weltrettung und früher auch für eine christliche Klammerfunktion, was zugunsten eines Binnenglobalismus eigener Art schon lange aufgegeben wurde. Wenn @Laurenz von RU als Weltmacht im Rücken, mit der man besser leben würde schreibt, ist er einer der Lagerwechsler, der damit sein Europäertum in Frage stellt. Europa muss seine eigene Schutzmacht sein - ohne Russland, ohne USA und hat aus eigener Position gute Beziehungen in alle Richtungen der Welt zu entwickeln.

Mitleser2

7. Oktober 2023 10:54

@RMH: Die winselnden Westeuropäer werden nie eigene Schutzmacht werden. 
Und was ist denn "Europäertum", wenn es von den USA via Ramstein definiert wird?

Laurenz

7. Oktober 2023 11:31

@RMH @L. ... Lagerwechsler, der damit sein Europäertum in Frage stellt. Europa muss seine eigene Schutzmacht sein - ohne Russland, ohne USA & hat aus eigener Position gute Beziehungen in alle Richtungen der Welt zu entwickeln. ... Sie ignorieren meine Argumente, ohne eigene ins Feld zu führen. Sie geben als selbsternannter Kaiser des IV. Reichs nur an europäische Regierungschefs Weisungen aus, die völlig realitätsfremd sind. Es gibt kein einiges Europa & es wird auch zukünftig keines geben. Das gelänge nur mit einer militärischen Lösung & die ist in den letzten 230 Jahren 2x gescheitert. Wer will schon für ein einiges Europa fallen? Genau, keine Sau. Außerdem sollten Sie Ihre historischen Kenntnisse auffrischen. Rußland ist eine Waräger-Gründung zu Kiew, die, wie Britannien die amerikanischen Kolonien, Sibirien eroberte. Der Unterschied ist, daß kein Meer dazwischen liegt. Sobald wir uns auf uns selbst zurückziehen, keinen Bismarck haben & den sehe ich nicht, kriegen wir sofort wieder die Hucke voll gehauen. Sie haben doch gesehen, zu welcher Aggressivität die USA ihre europäischen Vasallen zwingen können. Seit 2014 gibt es einen informellen Krieg gegen Rußland, mit dem wir uns ganz gewiß nicht vergleichen können.

RMH

7. Oktober 2023 12:25

Zur Einordnung in der Thematik USA-DE-RUS:
1. Ich bin seit meiner Jugend politisch interessiert, war aber nie in einer poli. Gruppierung aktiv oder Mitglied. Seit das I-Net, begann, massenfähig zu werden, stöbere ich auf polit., Seiten und kommentiere ab und an, früher bei Gesamtrechts, auch bei "pi" und jetzt nur noch bei SiN. Eines fällt im Wandel der letzten 20 Jahre auf: pi bspw. begann betont als Pro-USA, Pro-Israel  etc. Das Pro-USA, Pro-Israel war schon damals im Grunde politisch albern und ganz eher eine bewusste Provokation, da damals die Ablehnung von Bush & USA gesetzter Mainstream in der dt. Presse & der dt. Intelligenzia war, die immer anti-amerikanisch war und erst seit Biden sich gewandelt  hat (aus Angst vor Trump!). PI wirkte auf mich politisch pubertär. Aktuell hat es wohl andere Leitlinien.

Gracchus

7. Oktober 2023 12:26

auch @FraAimerich
Gut, ich korrigiere mich etwas. Meinen kritischen Einwänden zum Trotz finde ich in Kisoudis' Ansatz auch viel Zustimmungswürdiges. Der Westen befindet sich in einer destruktiv-selbstdestruktiven Phase, und ich bezweifle stark, dass es einen Ausweg gibt. Dies würde ein Umdenken (Metanoia) voraussetzen. Der Westen vermag keine Ordnung zu stiften, sondern (nurmehr) Chaos anzurichten. Oder anders: Er hat die alte Ordnung zerstört, vermag jedoch - weil im "Kern" nihilistisch - keine neue Ordnung zu stiften. Daher wäre es durchaus angeraten, sich vom Westen loszusagen. 

RMH

7. Oktober 2023 12:26

Zur Einordnung in der Thematik USA-DE-RUS: 
2. Die gesamte RU-Begeisterung, die ich nun wahrnehme, wirkt auf mich wie eine Fortsetzung des Politisch-Pubertären, nur eben mit einem anderen Paria des Mainstreams. Bei Teilen der Mitteldeutschen trägt es keine pubertären Züge sondern scheint ein klares Nachwirken der DDR zu sein. Zudem ist "Pro-RUS" komplett anti-mainstream. Daraus kann man seine Lust ziehen, aber politisch souverän ist es nicht. Wer wirklich eigene, patriotische, dt.-europ. Standpunkte einnehmen will, dem ist es über die Jahre egal, ob es mal gerade einen Schnittpunkt mit dem Mainstream hat oder nicht. Dagegen nur aus Prinzip, ist im Ergebnis prinzipienlos. Daher plädiere ich für eine Emanzipation im polit. Denken raus aus dem Bewusstsein, D`s Alternative, D`s Rechte hat entweder pro-USA oder pro-RUS sein. D`s Patrioten haben deutsch zu sein - und dann kommt erst einmal lange nichts, dann Rein-Europa und dann der Rest der Welt (zudem ich eben, trotz europ. Landteils, RUS zähle).

Karl Otto

7. Oktober 2023 13:20

Ich denke ja nach wie vor, wenn die USA von den Versagern der Weltgeschichte, Linksradikalen, Rechtsradikalen und Moslems, abgeöehnt werden, können sie nicht so ganz unrecht haben.
 
https://www.nzz.ch/meinung/nicht-von-dieser-welt-sind-die-usa-ein-imperium-ld.1751979?lp=23045380&trco=23045380-05-20-0007-0007-022610-00000009
 
 

Ekstroem

7. Oktober 2023 16:22

"Wenn wir in Deutschland eine Wende zum Guten bewirken wollen, dann müssen wir an den eigenen Weg anknüpfen und negative Codierungen aufheben."
Für mich ein Kernsatz des Gesprächs. Der Deutsche Sonderweg kommt aus den Tiefen unserer Geschichte, und er ist eine Vielzahl von Wegen auf allen Gebieten des menschlichen Ausdrucks - von der Philosophie über die Wirtschaft und das Gemeinwesen bis zu Kultur und Künsten ... Die Deutsche Bewegung, die ein anderer Name für diesen Weg ist, beginnt nicht erst mit Meister Eckhart, Kues und Böhme. Doch von hier an ist der Weg überschaubar. Er mündet in den Deutschen Idealismus und die Romantik, und auch die 12 Jahre sind ein wichtiger Wegabschnitt. Das alles wurde uns entrissen. Es ist an der Zeit, daß wir "unser Väter Erbe wieder erwerben", wie es Goethe ausdrückte. Die Besinnung (!) auf das Eigene ist die dringlichste Erfordernis - und der einzige Weg. "Es kommt darauf an, in die geschehenden Veränderungen hineizuwachsen." Der Deutsche Sonderweg, die Deutsche Bewegung, ist die Straße zur Deutschen Freiheit und Souveränität.

Laurenz

8. Oktober 2023 13:57

@RMH ... Ich weiß nicht, ob Sie schon mal Tim Marshall gelesen haben. Wenn ich mich recht erinnere, wurde der hier auch schon mal besprochen. Seine Publikationen sind sicherlich in Schnellroda orderbar. Marshall schreibt schlicht & klar. Sein geographisch-politischer Bezug läßt manches klarer sehen. ZB das Sechseck Frankreich hat 3 Seiten Meer, 2 Seiten Hochgebirge & nur zum Rhein hin, ist es offen. Diese Geographie findet man auch im Französischen Volkscharakter wieder. Wir hingegen sind fast das diametrale Gegenteil, auch charakterlich. Russen & Amerikaner zeichnen sich vor allem durch mentale Grenzenlosigkeit aus. Zur Not hat man sich die Grenzenlosigkeit freigeschossen. Wir sind fast von überall angreifbar. Dem müssen wir gerecht werden. Sie können hier nicht unsere ältere Geschichte zu Rate ziehen, nur die ab Bonaparte. In der Neuzeit gibt es kein Deutsches Wunschkonzert. Ihre Wunschkonzerte sind politisch-pubertär. Man muß abwägen. Das verstehen sogar Kinder. Die Russen verkaufen allen Partnern günstig fossile Energie. Die Amis sprengen unsere milliarden-teuren Pipelines, um uns schlechtes LNG für das 4fache zu verkaufen. Da ist die Debatte, die Sie jetzt noch führen, seit über einem Jahr längst beendet.

MarkusMagnus

8. Oktober 2023 16:44

@ eike
Das Eine muss das Andere nicht ausschließen.
Ich bin mir sicher das eine anständige Besatzungspolitik im Osten wie in den Niederlanden oder Frankreich ausgereicht hätte den Krieg zu gewinnen.
Rein militärisch war er von vorneherein nur zu gewinnen gewesen wenn Japan seinerseits so schnell wie möglich eine zweite Front im Osten gegen die Sowjetunion eröffnet hätte anstatt auf Pearl Habour zu gehen. War doch klar das die Amis irgendwann wieder England zur Hilfe kommen.
Hinterher ist man immer schlauer. Auch halte ich den Angriff der Wehrmacht für einen Präventivschlag. Aber damit alleine ist es nicht getan. 
Ist halt meine Meinung.
 
 
 

Le Chasseur

8. Oktober 2023 21:59

@Laurenz
Marshall schreibt in einem seiner Bücher (ich glaube, es ist "Die Macht der Geographie") ja auch, dass es dem russischen Zarenreich bei seiner Expansion nicht immer in erster Linie um zusätzliches Land oder irgendwelche Bodenschätze ging, sondern oftmals darum, gut zu verteidigende Grenzen zu haben: Gebirge, Flüsse, Meeresküsten, Wüsten...
Ziel war also nicht Besitzmehrung, sondern mehr Sicherheit.

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