Warum es nicht richtig ist, den Begriff “Melonisierung” negativ zu verwenden

Daniil Proswetow ist Historiker und Spezialist für italienische Geschichte und Politik. Er lebt und arbeitet in Moskau und las Martin Sellners Kritik an der Untätigkeit der Regierung Meloni in Sachen Migrationskrise kritisch. Wir bringen seine Antwort in einer Übersetzung von Filipp Fomitschow, der ebenfalls in Moskau lebt.

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Mar­tin Sell­ner geht in sei­nem Arti­kel „Die Melo­ni­sie­rung des patrio­ti­schen Euro­pas ver­hin­dern“ auf eine Rei­he von Fra­gen ein, die nicht nur die deut­sche Rech­te beschäf­ti­gen. Denn die Fra­gen der unkon­trol­lier­ten Ein­wan­de­rung, der Tätig­keit der NGOs und ihrer Rol­le bei den Kri­sen in den EU-Län­dern von gro­ßer Bedeutung.

Den­noch über­sieht Sell­ner eine Rei­he von Fak­to­ren, die gegen die angeb­li­che Unwirk­sam­keit der rech­ten Regie­rung in Ita­li­en und die Schäd­lich­keit der „Melo­ni­sie­rung“ in Euro­pa spre­chen. Wir ver­su­chen nun, auf die­se Fak­to­ren hinzuweisen.

Zunächst ein­mal wür­den wir nicht behaup­ten, daß Melo­ni eine „trans­at­lan­ti­sche Blen­de­rin“ sei, die unter Aus­nut­zung rech­ter Losun­gen an die Macht kam und ihre Ver­pflich­tun­gen gegen­über der euro­päi­schen Rech­ten sofort ver­gaß. Ja, tat­säch­lich ver­folgt die Melo­ni-Regie­rung in eini­gen Fra­gen eine ein­deu­ti­ge pro-atlan­ti­sche Poli­tik. Das auf­fäl­ligs­te Bei­spiel dafür sind die kla­ren Äuße­run­gen von Melo­ni selbst sowie des ita­lie­ni­schen Ver­tei­di­gungs­mi­nis­ters zum Rußland-Ukraine-Konflikt.

Es wäre jedoch falsch anzu­neh­men, daß eine rech­te Minis­ter­prä­si­den­tin nach dem Macht­an­tritt sofort eine See­blo­cka­de und einen Stop der Migra­ti­ons­strö­me hät­te ein­lei­ten müs­sen, denn die­ser Punkt stand nicht im Mit­tel­punkt des Pro­gramms der rech­ten Koali­ti­on. Außer­dem ist es dar­auf hin­zu­wei­sen, wie Matteo Sal­vi­ni als Innen­mi­nis­ter im Jahr 2019 ver­such­te, die Hoheits­ge­wäs­ser für nur ein ein­zi­ges Schiff „Gre­go­ret­ti“ mit Migran­ten an Bord, zu ver­sper­ren. Dies lös­te einen brei­ten öffent­li­chen Auf­schrei aus und brach­te am Ende eine Regie­rungs­kri­se und den Rück­tritt Sal­vi­nis mit sich. Des­halb ist die Vor­sicht der neu­en Minis­ter­prä­si­den­tin gut ver­ständ­lich und soll­te eher als poli­tisch weit­bli­cken­de Hal­tung ange­se­hen werden.

Mehr dazu: Was die Poli­tik der ita­lie­ni­schen Regie­rung betrifft, so ist die Migra­ti­ons­fra­ge nur eines von vie­len Pro­ble­men, die nach Jah­ren der inef­fek­ti­ven Ver­wal­tung durch die Links­po­pu­lis­ten nun von Rech­ten zu lösen sind. Zur­zeit befaßt sich Melo­ni mit Finanz­fra­gen, ver­sucht die Ener­gie­si­cher­heit des Lan­des zu gewähr­leis­ten und ändert die Sozi­al­po­li­tik und Bil­dungs­po­li­tik. Mit ande­ren Wor­ten: Es geht um Refor­men mit lang­fris­ti­gen Ergebnissen.

Dar­über hin­aus hängt vie­les auch vom Erfolg der der­zeit lau­fen­den, gera­de­zu his­to­ri­schen Ver­fas­sungs­re­form ab, die dazu bei­tra­gen soll­te, die Regie­rungs­sta­bi­li­tät zu stär­ken und die Befug­nis­se des Minis­ter­prä­si­den­ten zu erwei­tern. Auf­grund der Unaus­ge­wo­gen­heit des poli­ti­schen Sys­tems Ita­li­ens, das dafür geschaf­fen wur­de, das Auf­tau­chen eines „neu­en Duce“ unmög­lich zu machen, sind ent­schlos­se­ne­re poli­ti­sche Schrit­te offen­sicht­lich nicht rea­li­sier­bar. Es ist daher kaum mög­lich, von Poli­tik nur als einer Fra­ge des poli­ti­schen Wil­lens zu sprechen.

Im Gegen­teil: Die neue Regie­rung demons­triert eine meis­ter­haf­te Beherr­schung der Kunst des Mög­li­chen. Melo­nis Macht­an­tritt und ein Jahr sta­bi­ler Regie­rung sind bereits ein groß­ar­ti­ges Ergeb­nis für Ita­li­en, des­sen poli­ti­sche Sta­bi­li­tät seit lan­gem Gegen­stand von Wit­zen sowohl im In- als auch im Aus­land ist.

Nun zur Fra­ge der Kul­tur­po­li­tik: Auch hier wur­den die ers­ten „Soft Power“-Maßnahmen zur schritt­wei­sen Ände­run­gen der vor­herr­schen­den Agen­da in der Gesell­schaft ergrif­fen. Dies zeigt uns auch, dass Melo­ni weder mit ihrer Ver­gan­gen­heit noch mit dem rech­ten Milieu, das sie geprägt hat, zu bre­chen vorhat.

Im ver­gan­ge­nen Jahr wur­den auf Druck der Regie­rung eini­ge Umstel­lun­gen in der wich­tigs­ten Medi­en­hol­ding RAI vor­ge­nom­men, die Zahl der rech­ten Ver­la­ge nahm zu, und die Tex­te (nur als Bei­spiel) von J.R.R. Tol­ki­en, die in der rech­ten Jugend­kul­tur der 70er und 80er Jah­re von gro­ßer Bedeu­tung waren und einen gro­ßen Ein­fluß auf Melo­ni selbst und ihren Kreis hat­ten, wer­den erneut popu­la­ri­siert. Die Gestal­te die­ses „neu­en euro­päi­schen Epos“ könn­ten, wenn sie rich­tig ent­wi­ckelt wer­den, durch­aus Teil der von der ita­lie­ni­schen Rech­ten aus­ge­ar­bei­te­ten meta­po­li­ti­schen Erzäh­lung werden.

Der zwei­te Punkt, der hier ange­spro­chen wer­den soll, ist das Pro­blem der rech­ten Bür­ger­be­we­gun­gen oder „patrio­ti­schen Zivil­ge­sell­schaft“, auf deren Kri­se Mar­tin Sell­ner ganz zu Recht hin­weist. Die­se Situa­ti­on hat tie­fe his­to­ri­sche Wur­zeln – ganz abge­se­hen davon, daß die poli­ti­schen und sozia­len Gege­ben­hei­ten in Ita­li­en ganz anders sind als in Deutsch­land oder Österreich.

Der Höhe­punkt der Akti­vi­tät von ita­lie­ni­scher „Zivil­ge­sell­schaft“ fällt in die 1960–70er Jah­re – nicht umsonst „Anni di piom­bo“ („Jah­re des Blei­es“) genannt. Bekannt­lich ist die­se Zeit eine Peri­ode akti­ver Debat­ten aller Arten von Orga­ni­sa­tio­nen und Bewe­gun­gen sowohl der Lin­ken als auch der Rech­ten, schar­fer Kon­fron­ta­ti­on der Christ­de­mo­kra­ten mit Kom­mu­nis­ten und Sozia­lis­ten, neo­fa­schis­ti­scher Putsch­ver­su­che (z.B. des Borg­he­se-Put­sches), zahl­rei­cher poli­ti­scher Mord­an­schlä­ge, ter­ro­ris­ti­scher Angrif­fe, Stra­ßen­kämp­fe und Entführungen.

All dies hat­te zur Eta­blie­rung einer tech­no­kra­ti­schen Regie­rungs­form in Ita­li­en geführt, die Gene­ra­tio­nen von poli­tisch pas­si­ven Men­schen her­vor­brach­te. Sie sind in „uni­ver­sel­len huma­nis­ti­schen Wer­ten“ so erzo­gen wor­den, daß jeder Wider­stand gegen das Böse mit Gewalt kri­mi­nell sei.

Rech­te Grup­pen wie Casa­Pound oder For­za Nuo­va stel­len in einer sol­chen neu­tra­len poli­ti­schen Land­schaft eher eine Aus­nah­me als ein Bei­spiel für eine gro­ße, aber „schla­fen­de“ rech­te Zivil­ge­sell­schaft dar. Die Zei­ten, in denen das Land die Idea­le eines geein­ten Euro­pas von rechts skan­dier­te, eines „Euro­pas der Natio­nen“, wie es in einem popu­lä­ren Lied der Band „Ven­to del Sud“ gesun­gen wur­de, gehö­ren in der Tat der Ver­gan­gen­heit an, was jedoch nicht nur für Ita­li­en sym­pto­ma­tisch ist.

Ein wei­te­rer Punkt, der die Bil­dung einer sol­chen Art von Gesell­schaft in Ita­li­en ver­hin­dert, ist die im Ver­gleich zu ande­ren Län­dern äußerst gerin­ge Homo­ge­ni­tät der Bevöl­ke­rung. Dies zeigt sich sowohl im poli­ti­schen, wirt­schaft­li­chen und sozia­len Bereich als auch im Hin­blick auf Identität.

Die Geschich­te zeigt, dass die Ver­su­che, eine ita­lie­ni­sche Nati­on zu schaf­fen, die durch das Prin­zip des Blu­tes ver­eint ist, zu kei­nem posi­ti­ven Ergeb­nis geführt haben. Heu­te betrach­ten sich die Men­schen, die in ver­schie­de­nen Regio­nen des Lan­des leben, zunächst als Flo­ren­ti­ner, Nea­po­li­ta­ner, Turi­ner, Römer, dann als Süd- oder Nord­ita­lie­ner, als Sar­di­nier oder Sizi­lia­ner und nur schließ­lich als Italiener.

In die­ser Hin­sicht ist Vik­tor Orbáns Aus­sa­ge über sein Enga­ge­ment für einen „Gramscis­mus von rechts“, der dar­auf abzielt, die Denk­wei­se der Men­schen durch „kul­tu­rel­le Hege­mo­nie“ zu ver­än­dern, rich­tig, aber ein sol­cher Ansatz ist im Kon­text der abso­lu­ten Über­le­gen­heit des „Ame­ri­can Way of Thin­king“ sehr schwie­rig und erfor­dert eine tief­grei­fen­de Ent­wick­lung nicht auf der Ebe­ne Ungarns, Polens oder Ita­li­ens, son­dern auf der Ebe­ne einer ernst­haf­ten über­staat­li­chen Insti­tu­ti­on, die sich mit der Gestal­tung der meta­kul­tu­rel­len und meta­po­li­ti­schen Grund­la­gen eines zukünf­ti­gen Euro­pas beschäftigt.

Um die not­wen­di­ge „Fes­tung Euro­pa“ zu errich­ten, zu deren Ver­tei­di­gung die deut­sche Rech­te auf­ruft, müs­sen zunächst ihre Kon­tu­ren gezeich­net und ihre Mau­ern gezo­gen wer­den – dann wird auch Poli­ti­kern wie Melo­ni klar sein, was genau zu ver­tei­di­gen ist. Solan­ge es sol­che Mau­ern nicht gibt, ist man mit der Wie­der­her­stel­lung der Ord­nung im eige­nen Land beschäftigt.

Der letz­te Punkt, der zu erwäh­nen ist, betrifft das intel­lek­tu­el­le und poli­ti­sche Enga­ge­ment der euro­päi­schen Rech­ten. Ein Blick auf die poli­ti­sche Land­schaft Euro­pas zeigt, daß mehr oder weni­ger rechts­ge­rich­te­te Regie­run­gen in der abso­lu­ten Min­der­heit sind und unter enor­mem Druck aus Brüs­sel ste­hen. Unter die­sen Bedin­gun­gen wäre es zumin­dest unan­ge­bracht, von der Rech­ten einen län­der­über­grei­fen­den Ansatz zu for­dern, ganz zu schwei­gen von der Tat­sa­che, daß bis­her kei­ne gemein­sa­me Stra­te­gie aus­ge­ar­bei­tet wor­den ist.

In die­ser Hin­sicht scheint es im Gegen­teil ange­bracht zu sein, zunächst mög­lichst vie­le „melo­ni­sier­te Regie­run­gen“ in den euro­päi­schen Län­dern zu schaf­fen, die, wenn sie min­des­tens ein Drit­tel aller euro­päi­schen Regie­run­gen aus­ma­chen, sicht­ba­rer wer­den und wirk­li­ches poli­ti­sches Gewicht gewin­nen könnten.

Des­halb ist die Fra­ge ange­bracht, wel­che Mög­lich­kei­ten es gibt, eine sol­che über­staat­li­che Insti­tu­ti­on oder ein Netz­werk von Insti­tu­tio­nen zu schaf­fen, die der Ent­wick­lung der rech­ten Agen­da auf allen Ebe­nen einen zusätz­li­chen Impuls geben wür­den, wenn wir von dem glo­ba­len Pro­blem der rech­ten Bewe­gung sprechen.

Um auf Ita­li­en zurück­zu­kom­men: Es könn­te sinn­los sein, unter solch schwie­ri­gen Umstän­den direk­ten Wider­stand zu leis­ten und dadurch die Macht zu ver­lie­ren, also nur, um zu ver­su­chen, eines von vie­len Pro­ble­men zu lösen. Auf lan­ge Sicht wäre das sogar schäd­lich für die gesam­te euro­päi­sche rech­te Bewegung.

Aus die­sem Grund soll­te die „Melo­ni­sie­rung Euro­pas“ im Gegen­teil ver­stärkt vor­an­ge­trie­ben wer­den, was mehr Mög­lich­kei­ten für eine län­der­über­grei­fen­de Inter­ak­ti­on und eine Ände­rung des Kur­ses der euro­päi­schen Gemein­schaft bie­ten könn­te – bevor es zu spät ist.

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Kommentare (23)

wolfdieter

13. November 2023 09:21

Für mich überraschende Aspekte. (Auch ich hatte Meloni für ein aufgetauchtes Uboot gehalten).
 
Und dickes Dankeschön an die Russen. Keine schlechte Arbeit.

Martin Sellner

13. November 2023 10:56

Danke für die wichtige und kundige Ergänzung!

RMH

13. November 2023 12:03

"Was die Politik der italienischen Regierung betrifft, so ist die Migrationsfrage nur eines von vielen Problemen, die nach Jahren der ineffektiven Verwaltung durch die Linkspopulisten nun von Rechten zu lösen sind."
Ein solcher Augiasstall ist auch Deutschland. Die Italiener haben den Vorteil, dass sie bereits eine Regierung haben, die sich ans Ausmisten macht. Bei uns wird der Stall noch mehr zuge... sein, wenn einmal die AfD die Schaufeln in die Hand gedrückt bekommen sollte (man betrachte sich doch nur die Ergebnisse des als "historisch" verkauften Mirgrationsgipfels - nur noch mehr neuer Mist). Von daher war ich noch nie ein Freund einer pejorativen Verwendung des begriffs "Melonisierung" (habe ich in den Debatten hier klar zum Ausdruck gebracht) und bin daher auch voll bei den Ausführungen von Herrn Proswetow. Aber bei Nato/USA (teilweilse auch Israel) gehen leider bei zu vielen die Scheuklappen runter und es wird einfach drauf los geschimpft, ohne dass sie bemerken, dass wir hier nur schimpfen können (und das auch immer eingeschränkter) und weit entfernt von den Möglichkeiten sind, welche Italien mit der Administration Meloni hat. Und vor allem wird damit übersehen, was die Dame und ihre Regierung bereits leistet (auch wenn am Ende Deutschland natürlich auch wieder ein gutes Stück dafür bezahlen soll, aber das gehört leider zum Repertoire aller rechten Europäer, die Deutschen als ewige Melkkuh).

MarkusMagnus

13. November 2023 12:04

Der Begriff "Melonisierung" hört sich sowieso schon komisch an.
Wie eine fehlgeschlagene Brustvergrösserung.
Wichtig ist das die Europäer und Patrioten in den einzelnen Ländern ein Ziel haben müssen:
Die Bewahrung des christlichen, weissen und europäischen Europas.
 
 

Le Chasseur

13. November 2023 15:01

Meloni kann man vergessen, genau wie Marie Le Pen.

Franz Bettinger

13. November 2023 16:27

Der Text über Meloni gibt Hoffnung. Und diese Rede von Sebastian Münzenmayer auch. Man hört kaum noch Protest aus den dünnen Reihen der BT-lern. Sogar die abgebrühte Bagage der ewig störenden Linksgrünen ist am Schwanz-Einziehen. Erfreulich, das neue Selbstbewusstsein der AfD! 

Laurenz

13. November 2023 19:47

Die Positionen Herrn Proswetows hatten wir schon bei der Debatte des MS-Artikels. Z.B. meine Wenigkeit hat sie vertreten. Weiß nicht, ob Herr Proswetow Deutsch kann oder der Artikel übersetzt wurde. Damals, wie heute, ist der elementare Punkt in der Deutschen Sprache nicht die Kunst des Möglichen, sondern die Kunst des Machbaren. Die politischen Vorstellungen in der NeuRechten Szene sind davon nicht geprägt. Hier befinden sich vor allem Sonntagswunschkonzertbersucher. Beiträge, wie die des Teilnehmers @Le Chasseur geben uns quasi der Lächerlichkeit preis, weil sie in keiner Weise geostrategische Faktenlagen berücksichtigen. Meloni ist sehr wohl rechter als wir. Ändert Sie doch nichts an den nie an Deutschland rückzahlbaren Schulden Italiens aus den Target-Salden. Italy first. Wie, ohne militärische Option, sollen wir Italien haftbar machen? Ich mag jeden an Oskar als Bundesfinanzminister erinnern. Kurze Zeit versuchte Er damals gegen die USA zu halten. Seine Partei kuschte, ließ Ihn allein & nach kurzer Zeit schmiß Er das Handtuch & dankte ab. Es ist nicht so leicht, gegen eine Supermacht anzutreten. Man braucht auch gegen eine Supermacht gute Argumente. Meloni hat sich mit Ihrer Transatlantik-Allüre erst mal einen Gegner vom Halse geschafft, um überhaupt andere bekämpfen zu können. Und nochmals, Neapel & Tarent sind die Heimathäfen der 6. US-Flotte. Würde die Flotte nach Griechenland oder Spanien verlegt, wäre das ein enormer wirtschaftlicher Schaden für die Regionen.

dojon86

13. November 2023 20:48

@Le chasseur Über potentielle Bündnispartner zu schimpfen zeugt nicht von strategischer Vorraussicht. Oder an was haben sie gedacht. Deutschland allein ? Das hat schon mehrmals ins Desaster geführt. Ich habe den negativ konnotierten Begriff Melonisierung ohnehin im Verdacht, von unseren Gegnern in den Umlauf gebracht worden zu sein, denn vor allem diese haben ein Interesse daran, Bündnisse zwischen den Rechten aller europäischer Nationen verhindern.

ede

13. November 2023 21:06

Ich sehe das ähnlich wie der Autor und RMH. 
Wir als Betrachter von außen unterschätzen sicherlich die gewaltigen gesellschaftlichen Probleme Italiens. Militärisch gesprochen muss sie die Front verkürzen um überhaupt halten zu können. Auch wenn das sehr unschöne Bilder ergibt, also zum Beispiel das Geherze mit der Urschel. 
Klar besteht die Gefahr, das man sichs schön redet. Bin gespannt auf Kommentare von besseren Italienkennern als ich es bin. 
Eines bleibt aber gewiss, mit jedem weiteren Tag Migrationskrise kommt der Abgrund näher. 

fw87

14. November 2023 10:40

Auch ich schließe mich der Meinung des Autors an, wonach die Kritik an Melonis Politik oft überzogen ist. Man muss ihr einfach Zeit geben, tiefgreifende Missstände lassen sich nicht von jetzt auf gleich beheben. Es wäre unfair, mit einer solchen Erwartungshaltung an sie heranzutreten.
Einen wichtigen Punkt zur Familienpolitik der Fratelli d Italia möchte ich jedoch ergänzen: Im Wahlprogramm wird quasi eine staatliche garantierte Rundumbetreuung für Kinder, deren Mütter arbeiten gefordert. Im Klartext also Verstaatlichung der Erziehung, wie es schon das Kommunistische Manifest fordert. So etwas dürfte einer authentisch rechts-konservativen Bewegung nicht passieren! Tatsächlich scheint Meloni dem Idealbild der "Karriere-Mami" anzuhängen, dies mag auch biographische Gründe haben. Das natürliche Recht und die natürliche Pflicht zur Kindererzeihung liegt aber bei den Eltern, das sagt schon das Grundgesetz und das ist auch richtig so. Ich glaube durchaus, dass Meloni es ernst meint mit ihrem christlichen Glauben. Dann aber sollte sie in diesem Punkt dringend nachbessern.

MarkusMagnus

14. November 2023 11:38

@ ede
Die Gretchenfrage ist doch die, ob sich ein Politiker die Kippa aufzieht (Unterwerfungsgeste).
Ernsthaft. Ich gehe davon aus das ein Björn Höcke das niemals tun würde. Kann ich mir jedenfalls schwer vorstellen.
Kein Politiker kann ernsthaft!! sich mit Leuten solidarisieren die den Schuldkult als Hebel gegen alle weissen Länder benutzen um den Bevölkerungsaustausch voran zu treiben.
Eine taktische Täuschung ist in unserer Lage aber durchaus erlaubt.
 

Laurenz

14. November 2023 16:35

@MarkusMagnus ... Wichtig ist das die Europäer & Patrioten in den einzelnen Ländern ein Ziel haben müssen: Die Bewahrung des christlichen, weißen & europäischen Europas. ... Es ist vor allem wichtig, uns selbst nicht anzulügen. Seit den Fürsten der Aufklärung, am Ende die Säkularisierung Bonapartes (in Britannien bereits seit Heinrich VIII Tudor), in Europa machte den diametralen Widerspruch des Terminus Christliches Abendland zu einer leeren Worthülse. Es existiert auch in Deutschland spätestens mit dem II. Reich kein Christliches Abendland mehr. Sie pervertieren den inneren Widerspruch noch mehr, bewußt oder unbewußt nicht zu entschuldigen. Das Christentum identifiziert sich völlig eindeutig in seiner Geschichte, wie der Islam auch, als globalistische Bewegung, völlig unabhängig von Völkern & Ethnien. Deswegen war die Union im Nachkriegsdeutschland auch nie konservativ oder patriotisch. Der Katholische Pfarrer in meinem Geburtsort ist Schwarz-Afrikaner, der quasi keine Bibelkenntnisse besitzt. Jeder darf glauben, was er will. Aber zu glauben, christlicher Patriot zu sein, hat was entschieden Wokes. Es existieren keine weißen Rappen, auch wenn sich der schwarze Gaul als weißes Pferd fühlt.

Maiordomus

14. November 2023 17:38

Habe einstündiges Interview von Höcke gehöt auf Auf1 und musste an die von der im Artikel oben interpretierte nicht negative "Melonisierung" denken, insofern BH zwei Themen für polit. Erfolg ansprach, meist sehr besonnen, einerseits die Rückeroberung der von Linken und zumal Gründen errungenen kulturellen Hegemonie, die via Lehrpläne aber nicht durchsetzbar wäre, wenn die Lehrkräfte, wie zu erwarten und nicht einfach auszusäubern, dies nicht umsetzen; generell Kulturkampf, den man innerhalb einer Legislatur nicht langfristig wirksam führen kann; dann andererseits die Herstellung eines Deutschland, in das illegal einzureisen weltweit am schwierigsten wäre, was mutmasslich innerhalb der EU schwer machbar sein wird. Was immer zu vernehmen war, selbst bei einer absoluten Mehrheit in Thüringen, zwar kaum anzunehmen, wird es ohne Melonisierung nicht gehen, diese Chance aber nicht unterschätzen. Gefährlich: man habe keine Zeit mehr, was zur Verzweiflung führen kann; dabei, sollte es aber nur ansatzweise eine geistige Wende geben, wird Deutschland gewiss nicht gleivch untergehen. Das Gespräch ergänzt, was GK in seiner Notiz bringt; im Vergleich zu seinen Gegnern scheint BH intelligenter, aber er müsste auch die Nerven behalten in der Art Melonis, sich allenfalls wie Wagenknecht bei Führung mit Nr. 2 begnügen.   

Kurativ

14. November 2023 21:14

Geschickt formulierte Sätze um um den heißen Brei herumzureden. Man kommt sich vor, wie bei einem transatlantischen Blättchen oder TV-Sender. Man merkt sofort den zwanghaften willen. Es ist einfach schwer zu lesen und unnatürlich. Weil es einfach nicht der Wirklichkeit entspricht. Wer frei von der Leber sein Herz freien lauf lässt, und die Sache ohne Hintergedanken darnierdertippt, der klingt anderrs.
Ich kann nur sagen: Wenn eine Meloni in Deutschland gewählt wird, dann gehe ich zum nächsten Projekt. Dann können diese Deppen vielleicht 4 Jahre im Auftrag der Hinterzimmer wüten, aber ohne mich.

Gracchus

14. November 2023 23:00

Zu Meloni kann ich wenig sagen, kann sie nicht so richtig einschätzen; sehe es ähnlich wie RMH; weniger in Rom als vielmehr in Berlin sitzt das Problem, das jede mögliche Wende oder Lösung blockiert; zum Verzweifeln. Über die (Ab-)Gründe kann man lange philosophieren. 
Wenn man sich im Forum hier einig auf der politischen Handlungsebene ist, zumindest im Ansatz, so geht doch puncto Kulturkampf (@Maiordomus) ein Riss hindurch; welches Europa, welche Identität es überhaupt zu verteidigen gelte, bleibt nebulös. "Weiss und christlich" (@MarkusMagnus) - das klingt nach WASP; "weiß" ist auch überhaupt keine politische Kategorie. Und immerzu wiederholen zu müssen, dass sich partikulare Identität und christliche Universalität nicht ausschließen, ist ehrlich gesagt ermüdend. 
 

Adler und Drache

14. November 2023 23:39

Entweder ist der Text schlecht übersetzt oder schlecht geschrieben, oder ich bin doch dümmer, als ich bisher annahm - ich verstehe nur Bahnhof.  

Fonce

14. November 2023 23:58

Ich glaube, sobald die nationalen Kräfte an der Macht sind, merken sie, dass ihr Programm deshalb nur ein Traum (sozusagen eine Deformation professionelle der nationalen Oppositionspolitiker) war, weil sie erst jetzt mit den Wirtschaftsführern wirklich in Kontakt kommen. Diese drohen der neuen nationalen Regierung dann mit folgender Schlappe: Dass sie aus Europa abziehen, wenn nicht sichtbar bleibt, dass in absehbarer Zukunft ausreichend Angebot von Arbeitskräften besteht. Natürlich aufgrund Nachschub junger Menschen in ausreichender Zahl (Immigration).
Der Begriff Melonisierung, kann also in "wirtschaftlicher Pragmatismus" umgetauft werden, und ist  Ausdruck des Zusammenpralls von Traum und Realität. Die neue Regierung macht dann doch nichts, weil sie Angst hat, dass ein heftiges Anziehen der Immigrations-Handbremse bewirkt, dass gar niemand mehr einwandert und sie dann als wirtschaftspolitische Niete dasteht.

Laurenz

15. November 2023 00:06

@Maiordomus ... Ja, das Auf1-Höcke-Interview, wie auch schon das mit 1%, ist sehr gut, was daran liegt, daß die Fragen ruhig & konstruktiv gestellt werden. Höcke ist durch die in Seinem Fall menschlichen Belastungen auch alt geworden, genau, wie wir. Er kennt mittlerweile auch Seine Stärken & Schwächen, viel besser als noch vor 10 Jahren. Lehrinhalte bestimmt der Kultus-Minister. Man braucht auch nur einzelne Verbrecher an den Pranger stellen, damit der Rest der kriminellen Bande kuscht. Davon machen Lehrer keine Ausnahme, schon gar keine käuflichen woken Pseudo-Grünen.
@Kurativ ... vielleicht lesen Sie mal Tim Marshall oder ähnliches, vielleicht auch gleich Brzeziński, kann man sicher alles bei Antaios bestellen. Haben Sie den Morgenthau-Plan von 1944 vergessen? Der wird gerade umgesetzt. Wir deindustrialisieren. Wie infantilisierte Grüne machen Sie hier auf trotziges Kind oder Suppen-Kaschberl. Ich esse meine Suppe nicht. Der Artikel ist hervorragend geschrieben, wenn wir von 1 oder 2 Schwächen bei der Begriffswahl absehen. Auch Ihnen verkauft Frau Faeser einen Prinz Reuß, der mit 71 Jahren, bewaffnet mit Steinschleuder, mutig in die gähnende 120mm-Mündung einer Panzerkanone blickt. Vielleicht besuchen Sie mal die Ukrainische Front, damit Sie wissen, was Krieg heißt, ganz egal, ob als Italiener oder als Deutscher. Wir sind hier ganz gewiß nicht im kurativen Kindergarten.

heinrichbrueck

15. November 2023 01:29

@ KurativDas Individuum ist unterlegen, legitimationsschwach, vom positiven Kollektivdenken getrennt. Einwanderung stärkt den Individualismus. Legitimationsstärke soll erreicht werden. 

Fonce

15. November 2023 04:58

(Ergänzung zum gerade Gesagten, die mir einfällt, als ich schon im Bett liege:)
Dieser wirtschaftliche Pragmatismus ist der Prokrustes, der das Regierungsprogramm der an die Macht gekommenen Identitätspolitiker automatisch so zurechtschneidet, dass es in das (in seinem Quadratschädel, seinem Kürbis oder in seiner Melone*) vorbereitete Prokrustesbett passt.((* Drum spricht man von Melonisierung.))
 

RMH

15. November 2023 07:21

@Kurativ,
"dann gehe ich zum nächsten Projekt."
Eine Aussage, so bedeutsam, wie der berühmte Sack Reis, denn es würde ohnehin niemand fragen, ob gerade Sie mitmachen wollten (nur zum Trost: ginge mir, obwohl anderer Meinung als Sie, genauso). Typisch moderne Twitter, Tik-Tok Kindergartenaussage. Wenn’s einem nicht passt, dann stampfe ich mit dem Fuß auf den Boden und bocke theatralisch herum ("ohne mich"!) und verbreite es via moderne Medien, in der Hoffnung auf ein paar likes.  Aber prinzipiell eben komplett ohne Substanz. Geraune um Hinterzimmer hin oder her. Die Administration Meloni handelt, stabilisiert Italien und @Kurativ darf dann gerne was von transatlantischen Blättchen und TV-Sendern erzählen (also gerade die Medien, wo Meloni bis vor kurzem gar nicht gut weggekommen ist und auch heute eigentlich nur mit der Kneifzange angefasst wird bzw. jetzt von einem Blatt, welches auf den Kampagnen-Zug "Begrenzung der Migration" aufgesprungen ist, etwas bessere "Presse" bekommt, was aber erkennbar in der Absicht geschieht, genau so eine Art Meloni und deren Bewegung zu verhindern, sprich, was gegen den Aufstieg der AfD gerichtet ist, in dem man versucht, deren Themen zu besetzen und die Wähler wieder zurück zur Union/FDP/SPD zu lenken).
PS: Das der Beitrag eine Übersetzung ist, was sprachlich aber klar zu bemerken ist, ist Ihnen @Kurativ, wohl entgangen. 

Maiordomus

15. November 2023 08:43

@Laurenz. Weil leider immer noch sehr angeschlagen, schrieb ich von "Gründen" statt "Grünen", was ein sehr grosser Unterschied ist, auch philosophisch, sodann "höte" statt "hörte".  Deutschland wird, wie Heinrich Heine überzeugt war, im Vergleich zu seiner Grossmutter noch länger bestehen, obwohl seine These "Deutschland hat ewigen Bestand" Illusion ist, dies gilt auch für die Eidgenossenschaft.  Meine fixe Idee, BH sollte statt Ministerpräsident als Gymnasiallehrer praktizieren,  vgl. Bosselmann, meinte ich eher grundsätzlich als praktisch, wiewohl es aus meiner Sicht, sollte er die Wahlen gewinnen, richtiger sein wird, der "Deng" von Thüringen zu bleiben statt Ministerpräsident, einfach aufgrund psychischer Schonung derjenigen, die ihn gemäss Gerichtsurteil für einen Faschisten halten dürfen. A propos Gymnasiallehrer: der bedeutendste Bundespräsident der Schweiz, Emil Welti, trat nach Abstimmungsniederlage zurück und praktizierte als Lehrer für Latein und Griechisch an Berns Gymnasium Neufeld, hörte als Student in München Schelling und setzte mit grösstem Nachdruck in einem  stockkatholischen Kanton eine zivile Beerdigung durch, beim Vorgehen schreckte er vor Machtmissbrauch betr. seine  Zuständigkeit nicht zurück. 

Fenris

15. November 2023 10:39

Es stand also nicht im Mittelpunkt des Programms, Salvini mußte zurücktreten und deshalb sei die Haltung, alles in allem, politisch weitblickend.
Man möchte weglaufen, doch Italien scheidet wohl auch aus.

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