Königin Marie Antoinette sei eine mannstolle Nymphomanin, Inzucht und Homosexualität stünden bei ihr auf der Tagesordnung, und »die Geschlechtsteile ihrer Liebhaber reichen aneinandergereiht von Paris bis Versailles«.
Diese und andere Lügen wurden am Vorabend der Französischen Revolution in sogenannten Libelles verbreitet. Diese kleinen Flugschriften waren das Werkzeug einer gigantischen und wirkungsvollen Verleumdungskampagne. Auch in Deutschland und Österreich ging die Aufklärung Hand in Hand mit der massenhaften Verbreitung antiroyalistischer und antiklerikaler Pornographie. Die alte Ordnung war machtlos gegen die schiere Masse an eingeschleusten Flugschriften, die im Ausland gedruckt wurden. Die Monarchie fiel einer »technischen Disruption« zum Opfer.
Technischer Fortschritt bewirkte stets eine Beschleunigung, Intensivierung und oft eine Dezentralisierung der Kommunikation. Das wirkte sich auf die Stabilität von Metaerzählungen und staatlichen Autoritäten aus. Politische Systeme konnten jäh in sich zusammenbrechen. Ohne Buchdruck kein Luther, ohne moderne Druckerpressen keine liberalen Revolutionen und ohne Smartphones keine Farbrevolution.
Wie so oft haben revolutionäre Kräfte hier die Nase vorne. Die »Leyenda negra« etwa, die »schwarze Legende«, färbt bis heute den Blick auf Spanien: Sie wurde im 16. Jahrhundert von protestantischen Ländern unter der Führung Englands verbreitet und betonte Grausamkeit, Irrationalität, Mystik und Rückständigkeit des in die Welt ausgreifenden Spanien, das auf diese Weise als Konkurrent beschädigt werden sollte. Die Dämonisierungen Deutschlands im 20. und Rußlands im 21. Jahrhundert demonstrieren die Anfälligkeit konservativ-kontinentaler Mächte für die Verleumdungskampagnen der flexiblen, transatlantischen »Weltöffentlichkeit«.
Gegenüber dieser Geschmeidigkeit wirken die konservativen Versuche, sich moderne Propaganda- und Kommunikationstechniken anzueignen, meist tapsig. Aber es gibt auch gelungene Beispiele. Nur steht vor alledem die Frage im Raum: Wie tief darf man als Rechter dabei sinken? Wie weit kann man mit der Moderne mitgehen, ohne den eigenen Standpunkt aufzugeben?
Wo der Konservatismus sich progressiven Angriffen stellte, trat er lange »reaktionär« und legitimistisch auf. Manchmal eignete er sich Methoden des Gegners an, um ihn mit den eigenen Waffen zu schlagen. Propagandisten solcher Kämpfe waren und sind dabei dem eigenen Lager nicht geheuer. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts rang sich der Konservatismus zu einer »Verzweiflungstat« durch, wie es Martin Greiffenhagen nannte: Angesichts der umfassenden »Entzauberung der Welt« wurde er »revolutionär«.
Der »reaktionäre Modernismus« war geboren. In ihm vereinen sich archaischer Mythos und modernste technologische Mittel. (So führt es der Historiker Jeffrey Herf aus, der den Begriff prägte.) Seine historisch erfolgreichsten Vertreter, der deutsche NS und der italienische Faschismus, setzten die Mittel moderner Propaganda mit atemberaubender Effizienz ein. Ob Massenaufmärsche, Plakatwellen, Nutzung des Rundfunks, Wahlkampfkampagnen mit Flugzeugeinsatz – die Nationalsozialisten waren äußerst erfolgreiche »early adopter«.
Was sie derart effizient propagierten, war jedoch eine im Kern antimoderne Idee. Der »Rassegedanke«, die unbedingte Bindung an Volk und mythische Überlieferung und das völkisch-romantische Ideal von Blut und Boden richteten sich offen gegen die westlich-liberale Aufklärung. Damit stand man auch in einer Grundspannung zu ihrer Tochter, der empirischen Wissenschaft. Eine instabile »archäofuturisische« Fusion von Technik und Ideologie, Ästhetik und Funktionalität entstand.
Fast hundert Jahre später haben Technik und Kommunikation einen weiteren großen Satz nach vorne gemacht. Die Propaganda ist um so wirksamer geworden, je unsichtbarer und unscheinbarer sie wirkt. Sie ist omnipräsent und zugleich subtiler als je zuvor. Erneut schicken sich konservative Kräfte an, den technischen »Tiger« zu reiten, denn eine marginalisierte Opposition ist zur ständigen Innovation gezwungen. Unter harten Bedingungen muß sie agiler, kreativer und intelligenter sein als die träge Herrschaft.
Ob Telegram oder Bitcoin, Memes oder Schwarmtaktik – rechte Kräfte sind in der IT-Avantgarde überrepräsentiert. Doch erneut sehen wir die Spannung zwischen rechten Inhalten und dem technologischen Medium. Und es wird eine rote Linie sichtbar, nach deren Überschreiten es keine Koexistenz und keinen nationalen »reaktionären Modernismus« mehr geben kann.
Denn rechtes Denken muß notwendig technikkritisch sein. Die Begründung: Ein radikal empirisches Weltbild setzt eine rationalistische Weltsicht voraus. Technik und Wissenschaft sind untrennbar miteinander verbunden. Zergliederung, Zugriff, Berechenbarkeit und Beherrschbarkeit gehen Hand in Hand. Die Technik hat einen innewohnenden universalistischen, »humanistisch-demokratischen« Zug. Der Mythos, der jedem »reaktionären Modernismus« innewohnt, sei er national oder religiös, muß an diesem rationalen Zugriff zugrunde gehen. Er will geglaubt und nicht erforscht und entzaubert werden. Der Mythos muß also vom technischen Prinzip abgeschirmt werden wie die menschliche Gesellschaft von der Atomkraft.
Die Jesuiten richteten ihre Kritik gegen Glaubensgegner, nicht aber gegen die eigene Tradition. NS, Faschismus und japanischer Imperialismus schmiedeten die modernen Machtmittel wie eine Rüstung um den Tenno, das ewige Rom und den »Mythos des 20. Jahrhunderts«. (Unnötig, darauf hinzuweisen, daß es bei der Analyse des Grundprinzips reaktionärer Modernität nicht um die Frage geht, ob derjenige, der sie anwandte, letztlich verbrecherisch handelte.)
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts befand sich die Technik noch im Larvenstadium. Die Berechenbarkeit und die Beherrschbarkeit beschränkten sich weitgehend auf die grobe Außenwelt. Bomben, Raketen, Radiowellen, Panzer, Lichtfilme, Luftschiffe, Autobahnen und Kraftwerke prägten die Technosphäre. In diesem Zeitfenster war eine Fusion zwischen antimodernem Mythos und moderner Technik machbar. Diese Ära des »Raketennationalismus« ist jedoch vorbei.
Die Biotechnologie läutete die Ära des »Transhumanismus« ein. Das vorher unverfügbare menschliche Erbgut wird zum Gegenstand technischer Manipulation und sozialer Planung. Derselbe Konkurrenzdruck, der auch die letzte Dorfdisko zwingt, sich eine Instagram-Seite zuzulegen, wird auch zur Triebfeder des Transhumanismus. Die Staaten, in denen eine »Optimierung« menschlicher Genetik gebremst oder verboten wird, erleiden Wettbewerbsnachteile. In der harten Welt der Geopolitik bedeutet das langfristig den Verlust von strategischer Autonomie, der zum Ausscheiden aus der Geschichte führt.
Was bedeutet es für einen nationalen Mythos, wenn sich sein Trägervolk »biologisch aufrüstet«? Es erschließt sich sofort, daß das Volk (als einzigartiges, lebendiges, geschichtliches Phänomen) in einem transhumanistischen Wettrüsten auf der Strecke bliebe.
Man stelle sich eine Religion vor, die als Reaktion auf den Zeitgeist ihre Glaubenslehre ständig anpaßt und populäre Konzepte in ihre Dogmen integriert. Tatsächlich zeigen katholische und evangelische Amtskirchen, wie diese Anpassung den eigenen mythischen Kern zerstört. Rod Dreher ruft nicht umsonst in seinem Bestseller Die Benedikt-Option zur Abschottung und Bewahrung dieses Kerns auf. Einem genetisch »geboosterten« »Technovolk« ginge es ähnlich. Der transhumanistische Übermensch hat kein »Vaterland«. Das ursprüngliche Volk würde im Biowettrüsten zum genetischen Ersatzteillager. Im Wettstreit mit anderen, sich selbst optimierenden »Technovölkern« fände jene globale Angleichung statt, die sich bereits jetzt in der Technik zeigt. Der technische Panzer, den der »Raketennationalismus« um das Volk legte, wird in der Ära des Transhumanismus zur »eisernen Jungfrau«.
Damit ist die rote Linie für einen nationalen »reaktionären Modernismus« markiert. Doch bereits jetzt entfaltet die moderne Kommunikationstechnik eine »transhumanistische« Wirkung. Beschwichtigende Stimmen, die Technik als neutrales Werkzeug verharmlosen, verstummen allmählich. Gerade die Informationstechnologie zeigt deutlich, wie stark uns das »Werkzeug« selbst bearbeitet und zurichtet.
Der Theologe Johannes Hoff beschreibt in seinem Buch Die Verteidigung des Heiligen die Wechselwirkung zwischen Mensch und technischen Artefakten. Werkzeuge werden rasch zu »Prothesen«. Wir vergessen ihre Existenz und verschmelzen mit ihnen. Das macht uns blind für ihre Wirkung auf unsere Lebenswelt. Am Ende verwandeln sie so unsere Gesellschaft und unser Selbstbild. Es gibt kein autonomes, zeitloses Subjekt, das vom technologischen Fortschritt unberührt bliebe. Indem die Technik Mensch und Lebenswelt transformiert, wird sie zur selbsterfüllenden Prophezeiung. Sie schafft eine einheitliche, systematische, maschinelle Einöde, die von einem »Erdenfloh« (Nietzsche) bewohnt wird. Die Biosphäre wird zur Technosphäre.
Ludwig Klages beschrieb das in seiner Rede Mensch und Erde. Eine technisch zugerichtete Landschaft strahlt eine radikal neue Grundstimmung aus, die das moderne Weltbild wortwörtlich »einbetoniert«.
Die Rückstoßwirkung der technischen Werkzeuge auf den Menschen wird in der Kommunikationstechnologie besonders deutlich. Das Internet und das Smartphone als wichtigste Artefakte des frühen 21. Jahrhunderts sind zum kommunikativen Äther für Bildung, Unterhaltung, Politik, Konsum und Partnersuche geworden. Die immer kürzer werdenden Videos (»reels« und »shorts), der Krieg der Textschnipsel auf Twitter und das Onlinedating auf Tinder sind keine bloßen Steigerungsformen des Theaters, des Telegramms und des Liebesbriefs. Sie markieren einen »transhumanistischen« Wandel, der uns der roten Linie annähert.
Ein kurzer Blick auf die Folgen zeigt: die Aufmerksamkeitsspannen sinken. Eine Studie der Technischen Universität Berlin, des Max-Planck-Instituts und der Technischen Universität Dänemarks analysierte Twitter-Daten aus den Jahren 2013 bis 2016, Bücher aus den letzten 100 Jahren auf Google Books, Kinokartenverkäufe der letzten 40 Jahre und Zitate wissenschaftlicher Veröffentlichungen aus den letzten 25 Jahren sowie Daten von Google Trends (2010 – 2018), Reddit (2010 – 2015) und Wikipedia (2012 – 2017).
Das Ergebnis war eindeutig: Unsere Aufmerksamkeitsspanne sinkt rapide. Nachweislich behalten wir Inhalte, die wir im Netz lesen, schlechter. Auch die Erinnerungsfähigkeit schwindet. Das wird durch den omnipräsenten Zugriff auf digitale Informationsarchive ausgeglichen. Wozu noch ein Gedicht auswendig lernen? Der digitale Assistent wird zur unverzichtbaren Krücke für den geistig inkontinenten »User«.
Das Medium transformiert also die »Message«. Da sich in den ersten drei Sekunden entscheidet, ob Lied oder Video »weggeklickt« werden, muß die Aufmerksamkeit sofort gebunden werden. Seit Jahren setzen Refrain und »Hook« mit Wiedererkennungswert in Liedern immer früher ein. Auch die narrative Struktur ändert sich. Aufgrund der drohenden »Wegklickrate« kann es in vielen Formaten keinen klassischen Spannungsaufbau mehr geben.
»Solche Werbespots mögen vor Jahrzehnten im Fernsehen funktioniert haben, aber die heutigen Online-Zuschauer müssen schon in den ersten Sekunden gefesselt werden«, so Thales Teixeira, Marketingguru und Professor an der Harvard Business School. Es regieren der »narrativen Loop« und die »erzählerische Achterbahn«. Alle vier Sekunden ist ein Schockmoment notwendig, eine emotionaler, visueller, akustischer »Trigger«, der die aufkeimende Langeweile zurückdrängt und das »Wegklicken« verhindert.
Naturtalente wie Andrew Tate meistern diese neue Form des »Storytelling« mit Techniken der Hypnose: Eine abrupte Hebung der Tonlage, wildes Fuchteln mit den Händen, Aufreißen der Augen, synkopische Soundeffekte und Schnipsen mit den Fingern erzeugen eine konstante Reizüberflutung, die das logische Denken ausschaltet. Algorithmen analysieren Millionen Nutzer und erstellen verästelte Profile. Geschmeidig paßt sich die digitale Welt unserem Surf- und Konsumverhalten an. Sanft vollendet die Aufmerksamkeitsindustrie so die Entmündigung ihrer Konsumenten.
Besonders verheerend wirkt sich die Digitalisierung der Kommunikation in der Sexualität aus. Bereits jetzt beginnt ein Drittel aller Beziehungen im Internet. Der globale, digitale Datingmarkt schuf das Phänomen der »Incels«. 78 Prozent der Frauen auf Tinder vergeben ihre »Matches« an eine Elite von 20 Prozent der Männer. »Freie Liebe« in Verbindung mit weiblicher Hypergamie und Onlinedating führte dazu, daß ein kleiner Teil an Männern extrem viele und ein großer Teil so gut wie gar keine sexuellen Beziehungen mehr hat.
Für die digital Ausgebooteten bleibt oft nur die schauerliche Zwillingsschwester der Internetsucht: die digitale Pornographie. Einsamkeit ist ein wachsender Markt für eine explodierende Branche. Die Plattform »Onlyfans« normalisierte in den letzten Jahren die digitale Prostitution bis in die Mitte der Gesellschaft. Die nächste Revolution durch KI-gesteuerte »digitale Freundinnen« steht uns erst bevor. Das »Apple Vision Pro«, eine revolutionäre »Virtual Reality«-Brille, könnte das kommende große Artefakt nach dem Smartphone werden.
Die Flucht in die digitale Welt ist der nächste logische Schritt für Millionen, deren Leben sich bereits jetzt größtenteils im digitalen Raum abspielt. Die Evolution der »Schnittstelle« vom Smartphone über die Virtualitätsbrille bis zum Chip im Handgelenk ist vorgezeichnet. All das besagt: Der Transhumanismus ist keine Vision der Zukunft, sondern findet hier und jetzt statt – nicht als biologische Aufrüstung, sondern als virtuelle Immersion des Menschen.
Für Jahrgänge, die noch ohne Internet und Smartphones aufwuchsen, ist kaum vorstellbar, wie stark jüngere Generationen von der Technosphäre geprägt werden. 78 Prozent der Jugendlichen überprüfen ihre Smartphones mindestens stündlich. 80 Prozent gehen mit ihrem Gerät ins Bett und überprüfen es vor dem Einschlafen. 40 Prozent greifen fünf Minuten nach dem Aufwachen nach ihrer Schnittstelle zum weltweiten Netz.
Bereits eine ganze Generation wuchs also im »Stahlgetwitter« auf. Die Grundstimmung der Langeweile und des Zynismus prägt den durchschnittlichen »Zoomer«. Die Gleichgültigkeit und der kalte, emotionslose Blick sind dabei eine Form der Notwehr. Anders sind die ständige Emotionalisierung und das tausendfache Buhlen um Aufmerksamkeit nicht zu ertragen. Verloren gehen dabei die »Offenheit für das Geheimnis« (Heidegger), die Fähigkeit zur Andacht und damit die Bereitschaft zum Mythos.
Dennoch sind Rechte auf allen sozialen Medien vertreten. Warum tun wir uns das an? Die Antwort ist einfach: Wer nicht mitzieht, nicht ständig erreichbar und googlebar, nicht auf allen Plattformen präsent ist, der geht unter. Und mehr: Zensur und Deplatforming nötigen uns sogar zu einem besonders frühen und findigen Ausnutzen aller neuen Mittel. Ein neurechter Ansatz des »reaktionären Modernismus« bahnt sich an. Die politische Nutzung von »TikTok«, KI-Bildern und »Apple Vision Pro« wird sich nicht vermeiden lassen.
Meine paradoxe These lautet: Je weiter wir uns der »roten Linie« nähern, desto intensiver müssen wir die Technik nutzen. Denn wenn technikkritische Akteure die digitalen Werkzeuge schlechter gebrauchen als blinde Befürworter des Fortschritts, verlieren sie jede Einflußmöglichkeit. Um die Technik einzuhegen, muß man sie stets erst meistern. Wer den »Fortschritt ins Grauen« (Alain de Benoist) aufhalten will, muß erst die Spitze des Trosses erreichen, um ihn zum Stillstand zu bringen. Ist das überhaupt möglich?
Wenn jemand den bewußtlosen Fortschritt aufhalten könnte, dann wäre es nur das rechte Lager. Es ist die einzige verbliebene Kraft im Herzen des modernen Westens, die über ein langes ideengeschichtliches Gedächtnis verfügt und nicht vom Virus seiner Zivilreligion infiziert ist. Nur jene, die an den Rand der Gesellschaft gedrängt sind, verfügen über die Fähigkeit, das »bunte Treiben« kritisch zu analysieren.
Und nur Rechte verfügen über ein Prinzip, das als Alternative zum ewigen Fortschritt fungieren kann. Die Gegenidee kann meiner Ansicht nach nur eine Form des »Katechon« sein. Dieser »Aufhalter« des Untergangs ist ein biblischer Begriff, der von Carl Schmitt popularisiert wurde und heute aktueller denn je ist. Wenn der Fortschritt ab einem Punkt nicht mehr »gemeistert« werden kann, bleibt das Aufhalten die einzige Option.
Ein moderner Katechon müßte den sogenannten Fortschritt beenden und seine sozialen, seelischen, kulturellen, demographischen Flurschäden nach Möglichkeit beheben. Dem Irrweg der westlichen Moderne und ihrem »Amoklauf« in die posthumane Zukunft wäre ein »anderer Anfang« entgegenzusetzen. Das rechte Gegenideal ist die Einfügung des Menschen und der Völker in eine organische, holistische Ordnung.
Das bedeutet keinen »Stillstand«, sondern die Wiederaufnahme des wahren Fortschritts in Richtung kultureller, geistiger und sittlicher Vervollkommnung. Sosehr es bereits dem Zynismus der nachwachsenden Generation widerstrebt: Die Verteidigung des Wahren, Schönen und Guten ist die Mission des rechten Lagers. Man mag sich nach edleren Waffen und einem ehrlicheren Schlachtfeld sehnen, doch das »Halten der Schwerter« bleibt alternativlos. Heute heißt das eben auch »draufhalten«, wenn ein Maximilian Krah sein neuestes TikTok-Video einspricht.
Genau das ist der Spielraum, der genutzt werden muß. Wir dürfen uns also nicht angewidert aus den modernen Kommunikationssphären zurückziehen, um sie dem Gegner zu überlassen. Noch müssen wir den Ekel verdrängen, der jeden echten Rechten erfaßt, wenn ihm bewußt wird, daß es heute seine Aufgabe ist, über das Heilige Römische Reich zu »twittern«, zu Hölderlin zu »bloggen« und ein »TikTok« zur Bombardierung Dresdens zu fabrizieren.
Ein solcher neurechter »reaktionärer Modernismus« ist jedoch nur unter drei Bedingungen vertretbar:
- Es muß unter uns ein aufklärungs- und technikkritischer Konsens herrschen, der die Technosphäre nicht als »neutrales Werkzeug« verharmlost.
- Ziel müssen ein »anderer Anfang« und ein »Katechon« sein, beides gerichtet gegen den transhumanistischen Fortschritt und die Diktatur der Technosphäre.
- Die »rote Linie« muß gezogen werden, der Moment des Kampfs gegen die Technisierung muß festgelegt sein.
Nur eine fundierte Technikkritik, geschult an Heidegger, Anders, Klages, Evola, Friedrich Georg Jünger und anderen, befähigt uns zur Hegung der Technik, auch und vor allem im Bereich der digitalen Kommunikation. Mit Heidegger müssen wir »gleichzeitig ja und nein sagen zu den technischen Gegenständen«. Das rechte Lager insgesamt muß erkennen, wo in der notwendigen Jagd nach Aufmerksamkeit die Grenze des Anstands, des Geschmacks und des Stils liegt und wir bereits jetzt vor einer »roten Linie« stehen. Das Medium ist niemals neutral.
Mit sozialen Medien und Kommunikationstechnologie muß also noch vorsichtiger und kritischer umgegangen werden als mit der Atomkraft. Auch diese wurde kurz nach ihrer Entdeckung völlig bedenkenlos benutzt. Man phantasierte über »atombetriebene Pkws«. Das böse Erwachen, damals nach Entdeckung gestiegener Krebsraten, steht uns im Bereich der sozialen Medien noch bevor.