Rubikon galt den Leitmedien (mit höhnischem Unterton) als Treffunkt für Verschwörungswissenschaftler, laut Eigenwerbung »Magazin für die kritische Masse« (dato 2017), und ist seit Corona-Zeiten zu einem beachtlichen Verlag herangewachsen. Der Rubikon-Verkaufsschlager bis heute ist »Möge die gesamte Republik mit dem Finger auf sie zeigen.« Das Corona-Unrecht und seine Täter, herausgegeben von dem ehemaligen Gewerkschaftssekretär Jens Wernicke und dem »Herrschaftskritiker« Marcus Klöckner. Sprich: Die Rubikon-Leute sind keine Rechten. Sie haben aber ähnliche Punkte.
Auch in Osrainiks Buch über die großen Lügen unserer Zeit geht es nie um »rechts« oder »links«, es ist kein Thema. Die Friedenstaube vom Buchcover flattert durch sämtliche Zeilen! Diese Taube kleckert nicht, sie klotzt. Nehmen wir nur die Innenklappe: Hier steht es in Versalien weiß auf schwarz: »KEIN TAG OHNE MAUERN, GRENZEN UND VERTREIBUNG. KEIN TAG OHNE FOLTER UND MORD AN MENSCH UND TIER. DAZU NOCH JEDE MENGE LÜGEN UND BETRÜGEN UND KEIN ENDE IN SICHT.«
Nun ist dieses Buch als Wickelbroschur gestaltet und wir lesen auf dem Umschlag rot auf schwarz: »Bei den menschlichen Erfindungen, zu denen ja auch die Herrschafts- und Regierungssysteme, die Staatsgrenzen, das Kastenwesen sowie die Religionen und sonstiger Firlefanz zählen, geht es vor allem darum, die Menschen zum Zwecke von Profit und Machterhalt zu spalten«.
Wir wissen also noch vor der Lektüre, daß wir es mit einem äußerst angespannten Autor zu tun haben. Nun denn. Es geht in drei Kapiteln um 1. Krieg, 2. Krieg, Terror, 3. Krieg, Terror, Tyrannei. Osrainik weist per Fußnoten (reichlich) nach, warum die Leitmeiden immer logen: im Irak, in Serbien, bezüglich 9/11, bezüglich Corona, was den Ukraine-Rußland-Krieg angeht, und »Klausi divers« (= Klaus Schwab) lügt sowieso.
Rein inhaltlich nicken wir zu fast allem, jedenfalls zu vielem. Wer zuvor täglich »Tagesschau« guckte, sollte nun unbedingt Osrainik lesen! Man möge dieses Buch reichlich verschenken, an die Tante, den Kassenwart des Vereins, den Lehrer, an all die Konsumenten, die sich in Diskussionen als Wiederkäuer der »öffentlichen Meinung« zeigten!
Osrainik räumt durchaus gründlich auf – hier zur angesagten Big-Tech-Despotie: »Ob Ihnen das nun gefällt und in Ihr Weltbild paßt oder nicht. Ob Sie es noch erleben werden oder erst die Kinder und Enkel die digitale Tyrannei durchleben müssen. Aber die werden damit ja sowieso schon groß, und vielleicht stört sie es dann auch gar nicht so sehr, weil das eben alles schleichend kommt. Denn wer vermißt ein freies und selbstbestimmtes Leben, wenn man gar nicht weiß, was das ist?« Die Migrationsfrage bleibt interessanterweise ganz und gar ausgespart. Auch das Stichwort »AfD« wird vermieden: der Elefant im Raum derer, die doch rückhaltlos aufklären wollen!
Macht der Ton die Musik, oder ist der Ton eigentlich egal, wenn man es ordentlich krachenlassen will? Diese Frage stellt sich hier. Herr Osrainik (*1976) pflegt einen mündlichen Schreibstil. Man könnte ihn wuchtig nennen – oder anbiedernd. Er schreibt von einem »klitzekleinen bißchen« Fairneß, und er liebt solche elliptischen Sätze: »Oder so ähnlich.« »Angeblich.« Er schreibt: »wie der Philosoph Platon ja so schön sagte«, »er erzählte irgendwas von«, »Brutkastenquatsch«, »er meinte dann auch noch«, und immer wieder »das alberne Vereinigte Königreich« oder auch (haha) Billy »the« Gates.
Sprich: Es ist schwierig, hier die populistische Kruste abzutragen, um an den Kern dieser Veröffentlichung zu gelangen. Zumal diese Kruste auch das Vor- und das Nachwort überlagert. Denn Ullrich Mies (Friedensbewegter, Vorwort) und Michael Meyen (Professor für Kommunikationswissenschaften an der LMU, Nachwort) schlagen ähnlich launig wie Osrainik auf die Glocke. Ullrich Mies: »Die westliche Welt ist seit Jahren ein einziges Chaos! Satanische Eliten! Globalfaschisten!«
Meyen, gebürtiger Rügener, lobt: »[…] wenn es dieses Land [die DDR] und seinen Staatsbürgerkundeunterricht noch geben würde, hätte Flo Osrainik alle Chancen, dort zum Klassiker zu werden.« Meyen wundert sich, warum Bücher von Daniele Ganser oder Noam Chomsky hier für Aufsehen sorgten: »In der DDR war das Schulstoff.« Harter Tobak! Weiter: »Ich habe die vielen Nachmittage in der ›sozialistischen Produktion‹, wo selbst Kernseife den Dreck nicht von den Händen bekam, nicht gemocht, später aber konnte ich bei meinen Kindern sehen, was fehlt, wenn man den Geist von Muskeln und Seele trennt und von der körperlichen Arbeit sowieso.«
Interessant ist auch, wie Meyen beklagt, daß »all das« (die Rubikon-Arbeit) unter Ausschluß der Jugend geschehe. Die Arbeit der friedensbewegten Querdenker laboriere bei einer Altersgruppe von 55 plus. Es scheint, daß die Neue Rechte ein, zwei, drei Vorteile habe!
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Flo Osrainik: Lügen Lügen Lügen. Terror, Tyrannei und Weltenbrand als neue Normalität der Globalisten, München: Rubikon 2023. 374 S., 24 €
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