Mit Dreher, 1967 in Louisiana geboren, haben wir einen sehr charismatischen Autor. Er ist authentisch und ruht sich auf keinem dahingesagten »Man müßte mal …« aus. Es gibt hier kein ungefähres »man«, kein konjunktivisches »müßte« und kein zeitlich unbestimmtes »mal«. Dies vorweg! Dreher berichtet von Gesprächen mit ehemaligen Dissidenten des Ostblocks. Er, nach wie vor in den USA lebend, hört vielfache Klagen, wonach die politische Wetterlage heute so sei, wie es damals, im Kommunismus, angefangen habe.
Es sind Dissidenten aus dem alten Ostblock, die diese Sorge an ihn herantragen. Für uns Deutsche mag sich die Befürchtung, daß nun via »Wokeness« ein »neuer Kommunismus« drohe, auf den ersten Blick abgeschmackt wirken. Es sind doch heute völlig andere Voraussetzungen!
Ja, als Europäer mag man die Seiten, auf denen Dreher die Geschichte des Kommunismus schildert, überspringen. Kennen wir! Aber dieses Buch gibt darüber hinaus ungeheuer kluge, aufweckende Impulse. Nämlich: Wir dürfen uns nicht ausruhen auf der vermeintlichen Gewißheit, daß all die jungen Klima- und Genderspinner schon »Vernunft annehmen« würden, sobald sie die »Safe Spaces« ihrer Universitäten verlassen und »ihr eigenes Geld« verdienen müssen. Nein, das tun sie nicht!
Diese ideologisch aufgeheizte Klientel mag eine Minderheit sein, aber sie bestimmt den Diskurs, die Lehrpläne, die Politik. Wir anderen müssen uns also wappnen. Sich verstellen, so tun, als ob, oder nur zum Schein mitmachen: Das alles führt ins Desaster. Wir müssen Bekenner werden. Dreher spricht mit zahlreichen alten Ost-Dissidenten darüber, wie es gelingt, standhaft zu bleiben. Wie zieht man Kinder groß, die im Bewußtsein leben müssen, »anders« zu sein? Wie geht man um mit der Angst vor sozialer Isolation? Basis, sagt Dreher, sei ein »geordnetes geistiges Leben«. Auch Agnostiker können aus diesem Buch viel lernen.
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Rod Dreher: Lebt nicht mit der Lüge! Illertissen: Media Maria 2023. 272 S., 22 €
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