Beide Systeme bringen Menschen in kaum auflösbare Abhängigkeiten, beide Systeme bedienen vor allem eine gigantische Umverteilungsindustrie. Beide Systeme zerstören seit Jahrzehnten die identitäre Substanz, nicht nur in Deutschland. Aber nun scheint es rasend schnell zu gehen.
Also: Im gerade vergangenen Jahr haben 351 915 Menschen einen Asylantrag in Deutschland gestellt, in der gesamten EU waren es über eine Million. Damit war Deutschland erneut das Ziel von fast einem Drittel aller Asylanten, die nach Europa drängten, und dies, obwohl der Weg aus den Herkunftsländern grundsätzlich über wenigstens ein, fast immer jedoch mehrere sichere Drittländer führt.
Den über 100 000 Syrern, über 60 000 Türken, deutlich über 50 000 Afghanen und rund je 10 000 Irakern, Iranern, Georgiern und Russen ging es also auch im vergangenen Jahr nicht zunächst um Sicherheit vor Verfolgung, sondern um die sofortige und in keinem anderen Land vergleichbar großzügige Versorgung durch den deutschen Sozialstaat.
Die Asylanten sind weit überdurchschnittlich oft männlich und jung. Sie lassen ihre Familien zunächst dort zurück, woher sie “fliehen”, und können mit Familiennachzug rechnen. Sie stammen weit überwiegend aus Ländern, die kulturell fern, sprachlich fremd und religiös inkompatibel sind.
Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Zahl der Asylanträge, die in Deutschland gestellt wurden, um über 50 Prozent. Für das noch sehr junge Jahr 2024 prognostiziert das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge einen weiteren, deutlichen Anstieg, denn die Welt sei in Unruhe. Diesen Anstieg werde auch die nicht mehr ganz und gar ausgesetzte Grenzkontrolle nicht abbremsen können.
Mit dieser Aussage ist implizit zugegeben, daß sich Asylanten zum einen widerrechtlich aus sicheren Drittländern nach Deutschland weiterbewegen und daß sich zum anderen eine nicht bezifferbare Zahl von Illegalen im Lande aufhält, die einen Asylantrag erst gar nicht stellen.
Deutschland darf sich außerdem rühmen, von den über vier Millionen mittlerweile in der EU aufgenommenen Ukrainern deutlich über eine Million zu beherbergen und finanziell abzusichern. Diese Menschen müssen keinen Asylantrag stellen, sondern genießen aufgrund angeblich akuter Gefahr für Leib und Leben einen Schutzstatus. Das hindert indes seit bald zwei Jahren eine erkleckliche Anzahl von Ukrainern nicht, Urlaubs- und Versorgungsreisen in die Heimat zu unternehmen.
Zudem ist dieser Schutzstatus nicht Frauen, Kindern und alten Leuten vorbehalten, sondern gilt auch für ein paar hunderttausend waffenfähige Männer, die trotz der Überzeugung Deutschlands und der EU, daß die Ukraine sich nicht ergeben und kein Gebiet aufgeben dürfe, nicht aufgefordert werden, zur Waffe oder zum Schraubenschlüssel zu greifen, um ihr Land an der Front zu verteidigen und die Front in der Etappe zu unterstützen.
Alle Ukrainer haben durch den Schutzstatus denselben Anspruch auf Bürgergeld wie Deutsche und anerkannte Asylanten. Sie haben diesen Anspruch, obwohl sie (und die Asylanten) nie in die deutschen Sicherungssysteme einbezahlt haben oder zu der aus der Abstammung abgeleiteten Solidargemeinschaft aller Deutschen gehören.
Die Summe, die das deutsche Sozialsystem für Ukrainer und Asylanten Jahr für Jahr aufbringt, ist mindestens so hoch wie die jährlich in der gesamten EU an die Bauern ausgeschütteten Subventionen: Rund 55 Milliarden Euro waren das im Jahr 2022, davon gingen rund sieben Milliarden Euro an deutsche Betriebe und Verwaltungsstellen. Dieses Geld ist ein Teilrückfluß dessen, was aus Deutschland Jahr für Jahr an die EU abgegeben werden muß. Rückfluß bedeutet aber, daß die Administration aufgebaut und bezahlt werden muß, die das Geld zunächst einsammelt und es anschließend wieder verteilt.
In den deutschen Höfen und Agrarunternehmen machen diese Subventionen 30 bis 50 Prozent des Jahreseinkommens aus. Von freiem Markt kann keine Rede sein. Vielmehr gibt es kaum eine Selbständigengruppe in Deutschland, die ebenso abhängig von staatlicher Umverteilung und damit im Hintergrund ebensowenig selbständig ist wie die Bauern.
Der Bauernstand, der tausende Jahre lang Energiespender war und das Land ernährte, ist in seiner heutigen Verfaßtheit eine Energiesenke, die subventionierten Rohstoff an eine Verarbeitungsindustrie liefert. Wir essen und trinken Erdöl, denn bis 2000 Kalorien auf dem Teller liegen, hat man 20 000 verpulvert, um sie dorthin zu kriegen.
Die heute in allen Bundesländern und auf etlichen Marktplätzen, Autobahnauffahrten und Bundesstraßen aufgefahrenen Bauern, LKW-Fahrer und Unterstützer würden, wenn ihr Protest nach der vollständigen Rücknahme aller angekündigten Besteuerungsmaßnahmen endete, zu einem Zustand zurückkehren, der ein völlig aus dem Ruder gelaufenes Wirtschaftsmodell ist.
Denn der Selbstversorgungsgrad liegt in Deutschland bei rund 85 %, und das bedeutet, daß unser Land etwa 15 % importieren müßte, um seine Bevölkerung zu ernähren. Jedoch wirft diese Bevölkerung rund 40 % der Lebensmittel in den Müll, weil sie zu billig sind, weil zuviel gekocht und eingekauft wird, und weil der Appetit von heute nicht der von morgen ist. Brot aus Korn von der Anbaufläche der Größe des Saarlands wird Jahr für Jahr aus den Verkaufsstellen der Großbäckereien abgesammelt und vernichtet.
Aber es wird wohl eher vernichtet, was wir für rund 70 Milliarden Euro (2022) an Lebensmitteln und Getränken importierten, während wir vom selben für rund 76 Milliarden Euro exportierten. Die an den Protesten beteiligten Spediteure bewerkstelligen also unter anderem ein Hinundher-Gekarre vom Gleichen, von dem zuletzt weit über ein Drittel auf dem Müll landet.
Trotz aller Subventionen und mächtigen Verbände wohnen wir seit fünfzig Jahren einem großen Bauernlegen bei, einer Zerstörung von Höfen und Betrieben. Dieser Vorgang, Anpassung und Umstellung genannt, ist noch nicht abgeschlossen. Die Reglementierung und Konzentrierung der Agrarproduktion zugunsten eines Klimaschutzes, dessen Kenngrößen auch ausgewürfelt werden könnten, ist der nächste großen Transformationsschritt, und er ist bereits eingeleitet.
Die Konzentrierung der Lebensmittelproduktion in immer weniger Hände und die Verschleierung dessen, was am Ende als Fleisch und Gemüse deklariert und verkauft werden darf, ist ein Albtraum. Das, was dräut, ist noch viel schlimmer als das, was wir heute schon wahrnehmen müssen, wenn wir Maiswüsten abschreiten und in Tierfabriken spähen.
Ist also der Bauer, der heute mit subventionierten Agrarpanzern den Boden verdichtet und die Raine totspritzt, wenigstens noch der Nachbar aus dem Dorf, den man kennt und in dessen Stall man sich überzeugen kann, daß dreihundert Schweine noch dreihundert Schweine sind und nicht zehn Millionen Maden? Vermutlich ist seine (erzwungene?) Produktionsweise im Vergleich mit dem, was kommen soll, tatsächlich noch das kleinere Übel.
Was geschieht gerade? Die Landwirte und LKW-Fahrer sind mit ihren Traktoren und Zugmaschinen nicht an die Grenzübergänge gefahren, als die Überfremdung anmarschierte. Sie haben keinen Mist vor’s Gesundheitsministerium gekippt, als die Impfpflicht durchgesetzt werden sollte. Aber jetzt fahren sie und blockieren sie, weil von den Subventionen etwas noch einmal umverteilt werden soll, und zwar hin zu einem Staat, der seit Jahrzehnten pleite ist und dennoch immer mehr Menschen von sich abhängig macht.
Was also ist die Hoffnung? Dieser Tropfen – er brachte das Faß zum Überlaufen. Aber es ist mit solchen Fässern manchmal so, daß es mit dem Aufwischen, das heute begann, nicht getan ist, sondern daß es Leute, vielleicht sogar sehr viele Leute gibt, die einmal den Grund und den Boden des Fasses ergründen wollen.
Gegen eine lästige Besteuerung so massiv zu demonstrieren – das wäre erklärungsbedürftig. Jedoch die ganze Wut über eine Kette von Zumutungen und hausgemachten Krisen herauszulassen und dabei die Abhängigkeit von einem Umverteilungssystem apokalyptischen Ausmaßes zu erkennen und zu spüren – das wäre eine unkalkulierbare Treibladung.
Das eine wäre läppischer Egoismus, das andere eine Ausweitung auf die Nöte der Gemeinschaft. Man übernähme den Protest als handlungsfähige und mit schwerem Gerät ausgerüstete Gruppe, man agierte als Teil des Ganzen.
Es war schon gewaltig, als heute morgen die Kolonnen Richtung Halle fuhren, Achse an Achse. Agrarpower, keine Agrarromantik. Und dennoch kann es gar nicht anders sein, als daß ein Gutteil der Bauern anders wirtschaften wollte, gäbe es endlich wieder die Möglichkeit dazu.
Äpfel und Birnen – sie liegen im selben Faß. Entortung steht darauf, Verlust des Ortes, große Gleichschaltung, social engineering und Maßnahmenstaat. Nur dann, wenn der heutige Protesttag der Beginn eines Befreiungsvorgangs weit über die Abhängigkeit vom Subventionssystem hinaus ist, wenn also das Faß ausgeschöpft wird, obwohl es bloß überlief: Nur dann ist der heutige Tag der Beginn einer Wende.
RMH
Die Bauern wurden zu den Watschenmännern der Nation, die die Umwelt versauen (Glyphosat, Phosphat, Massentierhaltung etc) und die man daher zu Öko-Landschaftsgärtner umerziehen wollte, immer schön subventioniert. Die Bauern waren aber immer Landwirte, also Erzeuger, die ihre Waren verkaufen. Die Wintersaaten (Ernte 2024) waren bspw. vielfach bereits im Kontraktanbau verkauft, als die sog. Regierung den bekannten Subventionsabbau beschlossen hat. Die Kosten für diesen Teilbereich konnten damit nicht einmal theoretisch mehr weitergegeben werden. Die Preise im Getreidebereich sind gerade im letzten Jahr massiv eingebrochen und gleichzeitg sind die Preise beim Verbraucher enorm gestiegen. Das die Landwirte jetzt auch bei uns auf die Straßen gehen, überrascht daher nicht (in den Niederlanden gab es das schon). Hier noch ein Artikel zum Thema:
https://www.agrarheute.com/management/finanzen/faktencheck-so-trifft-agrardiesel-hammer-landwirtschaft-614272
Das Bauern-Beben ist damit beides: Zum einen der Versuch, Partikularinteressen durchzusetzen. Zum anderen aber ein Indikator dafür, dass die Administrationen (es begann nicht erst mit der Ampel!) so viel falsch gemacht haben, dass der Laden nunmehr in immer kürzeren Abständen an den unterschiedlichsten Stellen zu brennen beginnt.