Erneut mein Land: West-östliches Woher und Wohin

Die zur Heldengeschichte verklärte Wende von 1989/90 hatte ich – damals Student in Leipzig – als Zusammenbruch erlebt.

Heino Bosselmann studierte in Leipzig Deutsch, Geschichte und Philosophie für das Lehramt an Gymnasien.

Als fol­ge­rich­ti­ge Nie­der­la­ge zwar, das schon, aber auch kau­sal zwin­gen­de Ver­läu­fe kön­nen einem tra­gisch erschei­nen. Den Demons­tra­tio­nen sah ich vom Men­de­brun­nen am Gewand­haus aus skep­tisch zu, durch den bit­ter-schar­fen Rauch mei­ner Karo hin­durch. Ich hat­te kein ande­res Land als die­ses mir zugeborene.

Vol­ker Braun fand für die­ses Gefühl den Ausdruck:

Das Eigen­tum

Da bin ich noch: mein Land geht in den Westen.
KRIEG DEN HÜTTEN FRIEDE DEN PALÄSTEN.
Ich sel­ber habe ihm den Tritt versetzt.
Es wirft sich weg und sei­ne mag­re Zierde.
Dem Win­ter folgt der Som­mer der Begierde.
Und ich kann blei­ben wo der Pfef­fer wächst.
Und unver­ständ­lich wird mein gan­zer Text
Was ich nie­mals besaß wird mir entrissen.
Was ich nicht leb­te, werd ich ewig missen.
Die Hoff­nung lag im Weg wie eine Falle.
Mein Eigen­tum, jetzt habt ihrs auf der Kralle.
Wann sag ich wie­der mein und mei­ne alle.

Wir aus der unter­ge­hen­den DDR, die sich immer als „Sie­ge­rin der Geschich­te“ sehen woll­te, hat­ten den Kal­ten Krieg, die gro­ße Sys­tem­aus­ein­an­der­set­zung, gegen einen stär­ke­ren Geg­ner ver­lo­ren. Sei­ne Kraft bezog der, so damals unse­re Ein­sicht, aus dem Kapi­ta­lis­mus, der sich wohl oder übel trotz aller Kol­la­te­ral­schä­den als effi­zi­en­ter erwie­sen hatte.

Wir in den Sech­zi­gern Gebo­re­nen wur­den nicht die „sozia­lis­ti­sche Eli­te des neu­en Jahr­tau­sends“, son­dern die ers­te Gene­ra­ti­on ABM. Die in das Bei­tritts­ge­biet ein­rei­sen­den Loka­to­ren und Neu-Bestim­mer lie­ßen uns Ex-DDRler die Nie­der­la­ge spü­ren – meist auf freund­li­che, ganz wohl­mei­nen­de Wei­se. Wir müß­ten doch ein­se­hen, daß …

Ja, wir sahen es ein: Unter­gang eines repres­si­ven Staa­tes. Aber auch die Süd­staat­ler hat­ten nach dem ver­lo­re­nen Sezes­si­ons­krieg tra­gisch erken­nen müs­sen, daß der star­ke indus­tria­li­sier­te Nor­den über­le­gen war – damals ja bereits dank Kapi­ta­lis­mus und Libe­ra­lis­mus. Immer­hin pfleg­te der unter­le­ge­ne Süden trot­zig sei­ne Legen­de vom „Grand Old South“, und so ähn­lich ver­harr­ten wir etwas ver­stockt und regio­nal­ro­man­tisch bei manch ent­schei­den­der Prä­gung. Reak­tio­när, ja. Poli­to­lo­gen wer­fen uns das bis heu­te vor, ins­be­son­de­re unse­re „Demo­kra­tie­de­fi­zi­te“. – je säch­si­scher, des­to defizitärer.

Frei­heit? Hielt ich immer für einen all­zu trü­ge­ri­schen Begriff, schwie­rig zu fas­sen, ähn­lich wie die Lie­be – bei­de zu schnell, zu häu­fig und zu schwär­me­risch gebraucht und daher nach kur­zer Eupho­rie abgegriffen.

Ich brauch­te mehr als ein Jahr­zehnt, um – anfangs nur ver­blüfft, dann kon­ster­niert – zu erken­nen, daß wir von einem erschöpf­ten Land über­nom­men wor­den waren. Sei­nem Kraft­quell, dem zur „sozia­len Markt­wirt­schaft“ ver­fei­ner­ten Kapi­ta­lis­mus, stand es bereits ambi­va­lent gegen­über. Ja, man woll­te satt sein und aus­gie­big genie­ßen, aber das Grund­emp­fin­den hielt guten Lohn für so wich­tig wie anstren­gen­de Arbeit für unzu­mut­bar. Der Kapi­ta­lis­mus der Bos­se war längst jenem der feis­ten Gewerk­schaf­ter und Ver­bands­funk­tio­nä­re gewichen.

Und eine Nati­on woll­te man so natio­nal erst recht nicht mehr sein. Wäh­rend die frü­he Bun­des­re­pu­blik die ihr vor­aus­ge­hen­den Jah­re der Dik­ta­tur und Alt-Repu­blik zunächst min­des­tens per­so­nell, in manch ent­schei­den­der Hin­sicht aber sogar men­tal kon­ti­nu­ier­lich fort­ge­setzt hat­te, wur­de 1968 ff. schon ein­mal eine Wen­de voll­zo­gen, die wir im Osten so nicht erlebt hat­ten und die uns daher fremd­ge­blie­ben war.

Die Nach­kriegs­ge­nera­ti­on drü­ben hat­te offen­bar gegen den Ade­nau­er-Kon­ser­va­tis­mus auf­be­gehrt – in einer risi­ko­frei­en Revo­lu­ti­on der Bür­ger­söhn­chen und höhe­ren Töch­ter, denen die bearg­wöhn­ten Eltern das Stu­di­um finan­zier­ten und die WG-Mie­ten bezahl­ten. Die­se Möch­te­gern-Rebel­len bra­chen kraft Gna­de der spä­ten Geburt mit dem natio­na­len Erbe und revi­dier­ten ein Men­schen­bild, das auf Leis­tung, selbst­kri­ti­sche Demut und Pflicht gesetzt hatte.

Sie rebel­lier­ten gegen den alten Staat und begehr­ten einen neu­en, der qua­si­so­zia­lis­tisch, also im Wort­sin­ne sozi­al-demo­kra­tisch die Ver­ant­wor­tung zuerst für die Schwä­che­ren und spä­ter für die aus­ufern­de Zahl von Migran­ten über­nahm, ohne daß sich die selbst­er­klärt lin­ken Akti­vis­ten hedo­nis­tisch ein­schrän­ken woll­ten. Die Ent­beh­run­gen und der Dreck, die für die Erar­bei­tung die­ses Wohl­stan­des nach wie vor nötig waren, soll­ten für das neue Estab­lish­ment nicht mehr spür­bar sein.

Mit dem gefäl­li­gen Brandt-Slo­gan „Wir wol­len mehr Demo­kra­tie wagen“ begann die Her­aus­bil­dung eines „Deep Sta­te“, in dem der Begriff „Zivil­ge­sell­schaft“ für eine staat­li­che Günst­lings­wirt­schaft erfun­den wur­de, die jene satt ali­men­tier­te, die den neu­en Staat pro­pa­gan­dis­tisch trugen.

Es hat­te mich irri­tiert, daß nahe­zu alle der uns so sanft wie nach­drück­lich beleh­ren­den West-Kol­le­gen sich als „eher links“ iden­ti­fi­zier­ten. Ich nahm ihnen das zunächst nicht ab – ein Feh­ler, denn sie hat­ten recht. Sie waren abso­lut west-links, wäh­rend die unter­ge­gan­ge­ne DDR in sich selbst eher preu­ßisch-kon­ser­va­tiv ver­faßt geblie­ben war – ein selt­sa­mer Sta­gna­ti­ons­raum letzt­lich tra­gi­schen Enga­ge­ments, plötz­lich der Zug­luft des „Wind of chan­ge“ preisgeben.

Die West-Acht­und­sech­zi­ger und erst recht deren Nach­fol­ge­ge­nera­ti­on mach­ten aus allem eine Welt­an­schau­ung, nicht nur aus ihrer Ableh­nung der Atom­kraft, son­dern sogar aus dem Rad­fah­ren und Gemü­se­es­sen. Die Super­markt-Rega­le hat­ten zu Las­ten der Bio­sphä­re gefäl­ligst wei­ter­hin über­bor­dend gefüllt zu sein, nur brauch­ten die Waren aller­lei Auf­kle­ber, die ver­spra­chen, daß ihre Erzeu­gung öko­lo­gisch und mora­lisch kor­rekt erfolgt wäre.

Mit dem Wen­de­jahr gera­de noch so mit mei­nem für wert­los erklär­ten Ost-Diplom an einer Schu­le unter­ge­kom­men, regis­trier­te ich als Leh­rer: Ohne Not gab die uns oktroy­ier­te Päd­ago­gik-West kul­tu­rel­le Grund­be­stän­de preis. Rich­ti­ges Schrei­ben war nicht mehr so wich­tig, das Wort Dik­tat wur­de seman­tisch mit Dik­ta­tur in Ver­bin­dung gebracht, in Mathe etwas drauf zu haben galt als sehr uncool.

Inklu­si­on schlug Besten­aus­le­se, anwen­dungs­be­rei­tes Wis­sen soll­te von „Metho­den­kom­pe­tenz“ abge­löst wer­den. Ein lite­ra­tur­ge­schicht­li­cher Kanon wur­de sofort abge­schafft, wir lasen mit unse­ren Klas­sen und Kur­sen immer weni­ger Wer­ke durch, das „exem­pla­ri­sche Prin­zip“ regier­te; und um den Kön­nens­ver­lust zu kaschie­ren, wur­den die Anfor­de­run­gen gesenkt und die Bewer­tun­gen inflationiert.

Wer noch über Inhal­te, gar über Niveau reden woll­te, galt bei­na­he als reak­tio­när. Rein Fach­li­ches ver­schwand aus den Weiterbildungsangeboten.

Aber die Noten wur­den immer bes­ser, die Schu­len immer schi­cker. Sie hie­ßen jetzt selbst für unte­re Abschlüs­se gern pseu­do­aka­de­misch „Cam­pus“. Ver­sprach man sich Bil­dungs­er­fol­ge frü­her pri­mär vom Buch, so jetzt von höhe­ren Über­tra­gungs­ge­schwin­dig­kei­ten des Glas­fa­ser­net­zes: Schnel­les Inter­net und sta­bi­les WLAN wur­den wich­ti­ger als eine Biblio­thek; ohne teu­res Smart­board galt Unter­richt als anti­quiert. Zwar konn­ten immer weni­ger Schü­ler leser­lich von Hand schrei­ben und ver­ste­hend lesen, dafür aber um so ner­vö­ser kli­cken und wischen.

Erst ver­lor das Vater­land an Bedeu­tung, dann die Muttersprache.

In der Sport­hal­le wur­den die Klet­ter­taue hoch­ge­bun­den. Viel zu gefähr­lich, hieß es. Auch Gerät­tur­nen eher redu­zie­ren! Und über­haupt: Run­ter mit den Zei­ten, Wer­ten und Nor­men. Eher der Freu­de an der Bewe­gung den Vor­zug geben, dem Spiel; alles ande­re wäre doch faschis­ti­scher Drill. So wie frü­her in der DDR: Hand­gra­na­ten­weit­wurf und mili­tä­ri­scher Mehrkampf.

An die Stel­le des­sen, was Bil­dung im Sin­ne von Per­sön­lich­keits­rei­fung einst aus­mach­te, trat „Demo­kra­tie an der Schu­le“. Zunächst wur­de der Unter­richt zu einer eher sozi­al­päd­ago­gi­schen, dann zu einer direkt poli­ti­schen Ver­an­stal­tung. Nicht mehr Schu­le des Fach­un­ter­richts, son­dern „Schu­le gegen Ras­sis­mus – Schu­le mit Cou­ra­ge“, „Schu­le der Viel­falt“, „Schu­le gegen Sexis­mus“, „Schu­le gegen Rechts­po­pu­lis­mus“ und vie­le ande­re Für- und Gegen-For­meln dar­über hinaus.

Wenn dann und wann die maß­geb­li­chen Tests der Bil­dungs­po­li­tik das von ihr ver­ur­sach­te Desas­ter offen­bar­ten, ver­stärk­te sie irr­sin­ni­ger­wei­se wei­ter genau jene Kam­pa­gnen, die in den Miß­stand geführt hat­ten und ver­tief­te die Legen­de, Defi­zi­te wären pri­mär von Sozi­al­pro­ble­men ver­ur­sacht. Daß Bil­dung frü­her genau der Weg von Benach­tei­lig­ten war, aus der Unter­pri­vi­le­giert­heit auf­zu­stei­gen, ist längst ver­ges­sen. Ver­ges­sen eben­so die Bedin­gung, daß es dafür zuerst des star­ken Wil­lens und aus­dau­ern­den Flei­ßes bedurfte.

Wäh­rend per­ma­nent die Demo­kra­tie geprie­sen wur­de, konn­ten die zur ihrer Gestal­tung erfor­der­ten Befä­hi­gun­gen, vor­zugs­wei­se jene des geschrie­be­nen und gespro­che­nen Wor­tes und das Ver­mö­gen zur Urteils­kraft, kaum mehr aus­ge­bil­det werden.

Als dann jene als Leh­rer antra­ten, die ich bis zum Abitur selbst aus­ge­bil­det hat­te, wuß­ten die­se sub­stan­ti­el­les Wis­sen und Kön­nen kaum mehr ver­mit­teln, weil wir es ihnen schon nicht mehr bei­gebracht hat­ten oder eher aus sys­te­mi­schen und struk­tu­rel­len Grün­den kaum mehr ver­mit­teln konn­ten, so wie wir immer weni­ger zur Selbst­über­win­dung und Beschei­den­heit erzo­gen. Viel­mehr bil­de­ten wir Ego­is­ten und Nar­ziß­ten aus, denen häu­fig genau das fehl­te, was sie bestän­dig ein­for­der­ten oder all­zu schnell für sich selbst als Cha­rak­ter­ei­gen­schaft in Anspruch nah­men: Empathie.

So ähn­lich wie in der unter­ge­hen­den DDR domi­nie­ren mitt­ler­wei­le die Ritua­li­sie­run­gen und Beschwö­run­gen. Wenn immer­fort von „natio­nal­so­zia­lis­ti­scher Dik­ta­tur“ und „Holo­caust“ die Rede war, begann man weg­zu­hö­ren, nicht weil Natio­nal­so­zia­lis­mus und Holo­caust kei­ne Ver­bre­chen gewe­sen wären, son­dern weil der Umgang damit völ­lig neu­ro­ti­siert erfolg­te. Es ging nicht mehr um die dra­ma­ti­schen Tat­sa­chen und deren dif­fe­ren­ziert kri­ti­sche Beur­tei­lung und Her­lei­tung, son­dern nur­mehr um eine Art kol­lek­ti­ver Übung, die unfrei­wil­lig skur­ril und qua­si­re­li­gi­ös wirkte.

Gleich­falls wie in der DDR wird laut­stark genau das pro­pa­giert, was es an sich fehlt und ver­mißt wird – „Viel­falt“ etwa, „Tole­ranz“ und „Dis­kurs“. Man spür­te, von Staats wegen gemeint waren viel­mehr neue Uni­for­mie­rung, schein­bar „bunt“, neue Vor­mund­schaft­lich­keit und arro­gan­te Dis­kurs­ver­wei­ge­rung gegen­über jenen, die nicht vor­halt­los „Grund­ver­ein­ba­run­gen“ zu tei­len bereit waren, die nie jemand grund­ver­ein­bart hat­te. Oppo­si­tio­nel­le Mei­nun­gen und Anre­gun­gen rund­weg abzu­leh­nen, das gilt mitt­ler­wei­le nicht etwa als igno­rant, son­dern völ­lig wider­sin­nig als „cou­ra­giert“.

Nur sind Fik­tio­nen und selbst­er­fül­len­de Pro­phe­zei­un­gen noch immer durch die Lebens­wirk­lich­keit kor­ri­giert wor­den. Weil dies bereits erspür­bar ist, wen­det sich der Haß der ver­meint­lich Anstän­di­gen, also der Ange­paß­ten, gegen das Kor­rek­tiv selbst.

Daß es ein Vor­teil mei­ner Gene­ra­ti­on sein mag, Zeu­gen eines Unter­gangs gewe­sen zu sein, will ich nicht hof­fen. Zumal nicht sicher ist, ob etwas Neu­es auch ein Bes­se­res sein mag.

Heino Bosselmann studierte in Leipzig Deutsch, Geschichte und Philosophie für das Lehramt an Gymnasien.

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Kommentare (54)

RMH

6. Februar 2024 10:14

Der Ost-Boomer jammert mal wieder - Entschuldigung, aber so werden es einige, die nicht in der kritischen Blase sind, vermutlich leider wahrnehmen. Der West-Boomer hatte schon immer die Erfahrung gemacht, dass er im Grunde überflüssig ist, da gab es nie eine Einstimmung, von wegen, Du wirst für den Sozialismus gebraucht und so wurde der Westboomer zu dem, was ihm immer vorgeworfen wird, zu jemanden, der weiß, dass niemand auf ihn wartet und das draußen 10 andere sind, die ihn sofort ersetzen und legt dabei einen gewissen Egoismus, Geiz in Abwechslung mit Hedonismus an den Tag, wenn er als "analfixiert" seine Sachen krampfhaft beisammen hält als ob das letzte Hemd doch noch Taschen hätte (evtl. wird er ja im Jenseits einmal ernsthaft gebraucht und nicht von 10 anderen ersetzt). Sein Vorteil ist aber, dass er im kalten Weltuntergang (drohender Atomkrieg), dutzenden angekündigten weiteren Weltuntergängen (Peak Oil, Waldsterben, AIDS, Tschernobyl etc.) fast schon eher Doomer als Boomer genannt werden könnte und daher hysterischen Anfällen, wie sie aktuell politisch am laufenden Band orchestriert werden, nicht so leicht mehr anheimfallen kann bzw. eine - Achtung, Modewort- Resilienz gegen Katastrophen-Panik entwickelt hat. Das teilt er mit dem Ost-Boomer, daher Boomer aller Länder, vereinigt Euch. Die Jugend ist zu wenig, die Rentner, die der morgendlich ans Haus gebrachten Tageszeitung noch glauben, sind zu viele.

Mitleser2

6. Februar 2024 10:36

"Oppositionelle Meinungen und Anregungen rundweg abzulehnen, das gilt mittlerweile nicht etwa als ignorant, sondern völlig widersinnig als „couragiert“."
Ja, "couragiert", um Kritik an den Zuständen zu kriminaliseren. Das Problem sind die Gummi-§ 188 StGB gegen Kritik an Politikern, und § 130 StGB gegen Kritik an Migranten.  Damit ist alles möglich.

Fredy

6. Februar 2024 10:39

@Bosselmann
Lesetipp, ganz ernsthaft ohne Häme: "Loslassen", von David R. Hawkins

H. M. Richter

6. Februar 2024 11:08

Standen Sie, lieber Herr Bosselmann, auch am 9. Oktober 1989 im „scharfen Rauch“ ihrer „Karo“ am Mendebrunnen, währenddessen nur wenige Meter weiter auch ihre Kommilitonen blutig niedergemäht worden wären, wenn, wie vorher in der Leipziger Volkszeitung angekündigt, „scharf“ geschossen worden wäre?
Oder doch erst etwas später bei den folgenden Demonstrationen, als auf den Etagen des KMU-Hochhauses Unterschriften für den Christa-Wolf-Aufruf „Für unser Land“ gesammelt wurden, dem sich zumindest jene wenigen Leipziger Universitätsangehörigen verweigerten, die für sich endlich die Verwechslung von „Land“ und „Staat“ erkannt hatten? /// 
Sie „hatte[n]“, schreiben Sie, „kein anderes Land als dieses“ Ihnen „zugeborene“? Doch, das hatten Sie. Zu dem beispielsweise Kleist gehört, dessen Grab am Wannsee zu besuchen man Ihnen aufgrund jenes Grenzregimes, das Sie gut kennen, verweigerte. 

Adler und Drache

6. Februar 2024 11:20

Lieber Herr Bosselmann, Sie haben das Alter, die damit einhergehende Erfahrung und ebenso die Klugheit und Weitsicht, nicht nur die gegebenen Zustände wortgewandt zu präsentieren und zu beklagen (zumal ein gewisser Ermüdungseffekt einsetzt, weil Sie das grad beim Thema Schule schon dutzendfach in dieser oder jener Form taten), sondern Weisheit mitzuteilen - dem Verfallenden mithin etwas Gültiges entgegenzusetzen, das sich noch nicht genau abzeichnende Neue mit Gutem, Wahrem und Schönem zu beschicken. Vielleicht werden Sie mir entgegnen, dass es gerade die Weisheit des Alters sei, "nichts Neues unter der Sonne" zu erwarten, wie Kohelet sagt, und hinsichtlich der Möglichkeiten von "Gutem, Wahrem, Schönem" zu resignieren. Dann würde ich fragen: Ist dies nicht vielmehr die Versuchung des Alters?   

Gustav

6. Februar 2024 11:20

Die Verteufelung des Anders­denkenden ist geradezu ein Beweis für die eigene Recht­gläubig­keit! Dass jemand für das vermeintlich "Gute" kämpft, kann er ja letztlich nur dadurch beweisen, dass er das vermeintlich "Böse" bekämpft.
Das Gutmenschentum ist letztlich ein schmutziges Geschäft. Es ist Betrug: Die Ware, die die Linken anbieten, ist das Gefühl, ein guter Mensch zu sein. Und sie bringen sie dadurch an den Mann, dass sie einen scheinbar, aber eben nur scheinbar, ganz geringen Preis fordern, einen scheinbar viel geringeren Preis, als die Kirche jemals verlangen könnte.
Das Abkommen lautet: Du glaubst unseren Stuss, und verteufelst alle anderen als "böse"; und im Gegenzug erkennen wir dich als guten Menschen an. Es kostet eigentlich gar nichts, also jedenfalls nicht dich, höchstens deine Mitbürger.
Es ist ein in jeder Hinsicht linkes Geschäft. Wer sich darauf einlässt, glaubt ein gutes Geschäft zu machen und merkt nicht, dass er in Wirklichkeit seine Seele verkauft und sich zum Sklaven einer Ideologie gemacht hat; dass er manipulierbar geworden ist; dass er sich zur Marionette gemacht hat, an deren Strippen andere ziehen.

GeschworenerNr8

6. Februar 2024 11:23

@Fredy
LOSLASSEN müssen wir Ostdeutsche vor allem von besserwissenden Westdeutschen, die es so gern haben, uns "wohlwollend" zu schulmeistern. Ist auch nicht hämisch gemeint, sondern mit vollem Ernst.
 
Hallo lieber Herr Bosselmann,
schön mal wieder was von Ihnen zu lesen. Ich hoffe, es geht Ihnen gut. Bleiben Sie wohlauf.

Nemo Obligatur

6. Februar 2024 11:32

@ RMH "Der Ost-Boomer jammert mal wieder"
 
 
So habe ich das eigentlich nicht gelesen. Eher so, dass die deutsche Geschichte nicht erst seit 1945 oder 1933 einen tragischen Zug aufweist. Man weiß ja, wie es ginge, einen guten Staat zu schaffen, in dem fleißige Hände und kluge Köpfe zum Nutzen aller bauen und gestalten. Nur will dieses Gute eben nicht gelingen. So gesehen haben die Ostdeutschen doppelt Pech: Erst 40 Jahre Sozialismus und dann kommt vom Westen auch noch der schlechtere Teil. Eben jene "Zivilgesellschaft aus der staatlichen Günstlingswirtschaft". 
Mir ging beim Lesen etwas anderes durch den Kopf: 1871 wurde Deutschland von Osten her vereint, 1990 vom Westen her. Jedesmal war das Ergebnis anders als erhofft. Vielleicht ist ein geeintes Deutschland wirklich keine gute Idee und die Österreicher, Schweizer, und wenn man so will, auch Elsässer, Luxemburger und wer da sonst noch einst im "Heiligen Römischen Reich usw." mittat, haben den besseren Weg gewählt. Vielleicht wären wir zufriedener, wenn es Bayern als Staat gäbe, Sachsen, Hessen, Brandenburg und Schleswig-Holstein. Sozusagen lauter Dänemarks.
 

Heino Bosselmann

6. Februar 2024 11:34

@H. M. Richter: Ich saß am 9. Oktober 1989 während des Friedensgebetes in der Nikolaikirche. Am Nachmittag, was ich natürlich nicht wußte, hatte Kurt Masur den SED-Bezirkssekretär für Kultur, Kurt Meyer, angerufen. Bei Masur kamen neben Meyer der Theologe Peter Zimmermann und der SED-Sekretär für Agitation, Jochen Pommert, sowie der Kabarettist Bernd-Lutz Lange und Roland Wötzel, Sekretär für Wissenschaft in der SED-Bezirksleitung, zusammen. Jedenfalls registrierten wir dann den Appell dieser Männer zur Besonnenheit. Es war brenzlig, aber ich rechnete abends nicht mehr mit Gewalt und sah meinen demonstrierenden Landsleuten zu. Dem Lande Kleists und Hölderlins hatte ich mich trotz meines Hineingeborenseins in der DDR stets zugehörig gefühlt. Und als ich von 1982 bis 1985, also etwa zwanzigjährig, über die Elbe nach Niedersachsen sah, war mir sehr wohl bewußt, daß sich drüben der andere Teil des alten Deutschlands erstreckte. Die politisch verursachte Trennung hinderte nicht, daß ich mich – gleich meinen Freunden – als Teil einer kulturell nicht zu trennenden deutschen Nation ansah.

Maiordomus

6. Februar 2024 11:36

Der Artikel fasst Wesentliches zusammen, hat sogar einen unterschwelligen Zusammenhang mit der verfilmten "Feuerzangenbowle", wenigstens so, wie Lichtmesz den Film interpretiert, den ich wie das Buch nicht überschätzen würde, wiewohl das Buch bei mir noch (freiwillige) Klassenlektüre für Abitur war. Von Jammern würde ich nicht sprechen, mag auch der Ton resignativ klingen. Dass gegen Schluss von "Korrektiv" die Rede ist, klingt indes unfreiwillig paradox, weil ja die offenbar erfolgreichste Lügenkampagne der letzten 15 Jahre , siehe die Demonstrationen im immerhin meist fünfstelligen Bereich, eher nicht zu Hunderttausenden, genauso heisst. 

Maiordomus

6. Februar 2024 11:43

Es war kein Jammern von Bosselmann, eher ein resignativer Zug des Kommentierens in einem Beitrag, der unterschwellig viel mit der Feuerzangenbowle, wie von ML interpretiert, zu tun zu haben scheint. Unfreiwllig komisch ist gegen Schluss von "Korrektiv" die Rede, also jenem Begriff, der offenbar mit der erfolgreichsten, sieht man die Wirkung auf Bereitschaft massenhaften Demonstrierens, Lügenkampagne der letzten 15 bis 20 Jahre zusammenhängt. Würde Herrn Bosselmann im nächsten Juni bei den Leipziger Bachwochen vielleicht gerne mal treffen, war auf meine Art nicht das Gegenteil des Typus Lehrer, den er darstellt.     

RMH

6. Februar 2024 11:50

@Nemo Obligatur,
meine Einleitung war bewusst flapsig. Ich denke, momentan können wir uns Rückschauen und das Aufarbeiten der eigenen Vergangenheit (offiziell wird bekanntermaßen nur die Vergangenheit vorangegangener Generationen aufgearbeitet, aber nie die eigene) erlauben. "Staat heißt das kälteste aller kalten Ungeheuer. Kalt lügt es auch; und diese Lüge kriecht aus seinem Munde: „Ich, der Staat, bin das Volk." (Nietzsche). Aktuell lügt das Ungeheuer nicht mehr nur noch kalt, es lügt heiß und inbrünstig und wiederholt seine Lügen, um so einmal wieder Ängste zu entfesseln, damit einige auf die Straßen gehen und der Lüge, der Staat sei das Volk, Gestalt geben. Corona war ein Manöver, jetzt geht es ins Gefecht. In Abwandlung von Wellington: Ich wollte es wäre Nacht oder die Ossis kämen - geben also ihre Wählergunst weiterhin der AfD und nicht dem BSW oder anderen. Ein Rest wird auch in den alten Bundesländern Vernunft bewahren.

MARCEL

6. Februar 2024 12:06

Persönlich habe ich die wenigen Ostdeutschen, die ich beruflich gekannt habe, immer bewundert: Sie waren leidensfähiger, härter, auch gelassener, manchmal auch misstrauischer. Manche wurden behandelt, wie früher die Türken (sowas rächt sich immer).
Wo sollte das Krämervolk der Wessis gesiegt haben?
Man sollte Menschen zuhören, die schon einmal einen Untergang erlebt haben.
Was jetzt geschieht, ist das, was beispielsweise Robert Kurz vorhersah: Der Westen zieht im Untergehen nach. Die Moderne erreicht ihren Höhe- und Endpunkt.
Nur ist der Westen dabei hysterischer, vielleicht sogar auf passiv-aggressive Art gewalttätiger, da er weiß, dass ihn nichts und niemand auffangen wird. 
Es droht nichts weniger als ein Zivilisationsbruch

Monika

6. Februar 2024 12:06

Ich lese gerne diese "erfahrungsbasierten" Texte. Immerhin, Herr Bosselmann, Sie leben noch. Ich bekam am 6.2.1989 auf meiner Arbeitsstelle in Frankfurt/Main den Anruf eines Westberliner Rentnerpaares, das gerade aus Ostberlin zurückkam und dort erfahren hatte, dass es an der Mauer einen Toten gegeben hätte. War das nun wahr oder ein Gerücht  oder gar Hetze?  In den nächsten Tagen erfuhren wir vom Ministerium für innerdeutsche Beziehungen, dass ein 20-jähriger Mann an der Grenze erschossen worden war, es war der letzte Mauertote, Chris Gueffroy, der nichts wollte, außer in Freiheit leben. Tragisch:  Neun Monate später fiel die Mauer. Heute entsteht eine neue "Brandmauer", ein neuer Antifaschistischer Schutzwall, der queer durchs Volk geht. Wegen sog. "Volksverhetzung" wurde gerade ein türkischstämmiger Autor zu 9 Monaten Knast verurteilt. Mein ehemaliger Chef, Autor des Büchleins "Glaube, Hoffnung, Liebe" (EXIL) schrieb mir gerade, dass in diesem  Büchlein auch Stellen zu finden seien, die mindestens 9 Monate Gefängnis wert seien. Ich befürchte:  Erneut  nicht mehr mein Land.  Jetzt wohl für immer. Traurig.

Laurenz

6. Februar 2024 12:58

@HB ... man muß Ihnen vorwerfen, den doch erkenntnisreichen SiN-Debatten der letzten Jahre zuwenig gefolgt zu sein. Nicht der Westen hat die DDR erledigt, die Mär vom Totrüsten, sondern die DDR war es selbst, die sich erledigte. Selbst im Ende waren die Verhandlungsführer der DDR zur Wiedervereinigung weder gewohnt noch geübt, zu verhandeln. Sie hätten einen echten Kapitalisten anheuern müssen, der die DDR nicht verscherbelt, sondern teuer verkauft. Dann hätte der ökonomische Schwachmat Helmut Kohl sich was anderes, praktikableres, einfallen lassen müssen, was nicht die eigenen Kumpels reicher & das Volk ärmer machte. Das war der Haupt-Verschiß, um bei den Realitäten zu bleiben. Der 2. DDR-Verschiß war das unfähige Politbüro. Man hatte der Lusche Gorbatschow nichts entgegenzusetzen. Hätte man sich an China orientiert, an Deng Xiaoping, hätte man dem Deutschen Volk in den Grenzen der DDR rapides Wirtschaftswachstum, ja sogar Reisefreiheit, anstatt leere Läden bieten können. Aber Sozialismus, welcher Art auch immer, macht extrem dumm, weil er die Mitbewerber ausschaltet, die einem zum Denken zwingen.

Laurenz

6. Februar 2024 12:59

@HB (2) ... Ihr Denkfehler beim Kalten Krieg liegt weit früher begründet, bei Stalin. Die selbst-ernannten globalistischen Philanthropen, nebenberuflich Milliardäre, sind mehrheitlich Marxisten. Das waren schon die Unterstützer der Russischen Revolution. Nur das Verbot des Privateigentums gewährt Schutz vor dem Aufstieg Rockefellers, Krupps & Musks. Klaus Schwab sagt es öffentlich: "Du wirst nichts besitzen & glücklich sein". Das ist der Homo sovjeticus. Durch Stalins Große Säuberung wurden aber die falschen Leute Rote Zaren. Nur deswegen mußte man den Osten "besiegen". Nach dem Untergang des Warschauer Pakts fiel der Grund für das Wohlstandgefälle von West nach Ost weg. Damit wurden alle materiellen Sehnsuchtsorte für normal Sterbliche beseitigt. Kann ja nicht jeder als deutscher Busfahrer in der Schweiz reich werden. Es bleibt eine deutsche Krankheit keine Empathie für geo-strategische Befindlichkeiten & deren Bedeutung zu haben. Das zieht sich, Sie, HB, machen da keine Ausnahme, durch den gesamten Deutschen Blätterwald bis zum heutigen Tage.

paterfamilias

6. Februar 2024 13:08

Was, lieber Herr Bosselmann, bedeutet das alles nun eigentlich für Ihren Gegenentwurf zum neu heraufziehenden Sozialismus der Milliardäre und Nichtskönner? Das frage ich mich häufiger, wenn ich Ihre Analysen und durchaus wehmütigen Selbsterforschungen lese. Waren Sie nicht einst als "Grenzschützer" am "antifaschistischen Schutzwall" ein leistungsbewusster Mustersozialist, der lediglich an gewissen Härten der realsozialistischen Verhältnisse litt? Und sind Sie es heute nicht im Herzen immer noch, nur jetzt eben ein Sozialist nationaler Prägung? Denn den Kapitalismus haben Sie ja wohl nicht erst zu Wendezeiten als Schlächter der Völker erkannt. Und für seine mädchenhaft  geschminkte Stiefschwester, die "Soziale Marktwirtschaft" Bonner Provinienz, scheinen Sie nur milden Spott zu haben. Hätten Sie nicht weiterhin gern die gute alte preußisch durchgeplante Disziplin der DDR samt deren kulturellem Jetzt-erst-recht-Trotz, nur vielleicht mit etwas mehr - tja, nicht "Freiheit", aber doch Toleranzraum für Dissidenz? Wann immer ihre so treffenden Entlarvungen des Status Quo in eine lebenswerte Alternative münden sollen, wird es ein Stochern im Nebel. Also, alte DDR-Frage: Sag mir, wo du stehst, Bosselmann!  

Sandstein

6. Februar 2024 13:15

Danke an HB für den Text!
@RMH
"Sein Vorteil ist aber, dass er im kalten Weltuntergang (drohender Atomkrieg), dutzenden angekündigten weiteren Weltuntergängen (Peak Oil, Waldsterben, AIDS, Tschernobyl etc.) fast schon eher Doomer als Boomer genannt werden könnte und daher hysterischen Anfällen, wie sie aktuell politisch am laufenden Band orchestriert werden, nicht so leicht mehr anheimfallen kann bzw. eine - Achtung, Modewort- Resilienz gegen Katastrophen-Panik entwickelt hat."
.. Das mit dem Doomer haben Sie sehr schön formuliert, ich zweifle aber, ob der Wessi nun Resilienz oder doch Demenz entwickelt hat. Mein Vater, klassischer westdeutscher Akademiker (Prof. Astrophysik), liest die Süddeutsche, war neulich gegen Rächts demonstrieren und glaubt an so ziemlich alles, was ARD und Co. vorbeten (inkl. Klimawandel). Egal welche Zahlen oder Argumente ich vorlege, weiter als "Ja, da hast du recht, ABER [...]." komme ich nicht.

Heino Bosselmann

6. Februar 2024 14:04

@paterfamilias:Mir fehlt das frei über allem Drama schwebende Bewußtsein; ich stand wie viele meiner Altersgenossen – immer ohne Pseudonym – in den Auseinandersetzungen der Zeiten, ob nun an der Grenze, wo der Konflikt weniger mit dem "Grenzverletzer" als gegen den Militärstaatsanwalt auszutragen war, oder als Lehrer im Berufsverbot. Mit den Konsequenzen lebe ich. Den "Gegenentwurf" kann ich für das große Ganze nicht liefern, andere versuchen es. Für mich persönlich gilt: Wir werden unweigerlich schuldig, haben selten völlig recht, tun also gut daran, uns im flotten Urteil und mit Zuschreibungen zurückzuhalten. Und sollten vorsichtig damit sein, im Politischen ein Heil zu suchen, das es nie bieten kann. Die Aufgeregtheit der durch Staatsmedien getriggerten Demo-Massen irritiert mich daher ebenso wie die quasireligiöse Gläubigkeit, alles, aber auch alles – selbst individuelles Glück und Seligkeit – wäre durch Politik zu erlangen. – Ihre Fragen an mich erscheinen mir eher suggestiv. Sie begehren per se meine Bejahung. So einfach ist’s allerdings nicht, wie Sie wissen werden. Eines stimmt: Ich formuliere fragwürdige Ansätze, über die zu streiten ist. Dafür ist hier der richtige Ort. Meinen Dank für Ihre wache Aufmerksamkeit. -

Monika

6. Februar 2024 14:51

@paterfamilia @Heino Bosselmann
Wenn Herr Bosselmann fragwürdige Ansätze formuliert und meint, dass hier der richtige Ort sei, darüber zu streiten, dann halte ich es für würdig zu fragen: Ist der Tod von Chris Gueffroy nur ein tragisches Schicksal? Hat er einfach nur Pech gehabt? Und hätte er nur etwas geduldiger warten müssen, bis sich das ihn einengende System von selbst erledigt hätte? Oder gibt es nicht doch ein frei "über allem Drama schwebendes Bewußtsein?"  Dafür braucht es nicht unbedingt einen Gegenentwurf für das große Ganze, es genügt ein "Darüberstehen" über dem politischen Gesamtbild. Brunhilde Pomsel, die Sekretärin von Goebbels, bedauerte in dem Film von Florian Weigensamer die "armen Menschen, die wegen eines Flugblattes hingerichtet wurden". Sie meinte damit Sophie Scholl, die ihrer Meinung nach auch den Mund hätte halten können, damit sie noch leben könne. Sie kam über eine intrinsische Sicht der Dinge nicht hinaus.  Ich habe damit Schwierigkeiten. Erwarte hier an diesem Ort allerdings keine Antwort.

Dr Stoermer

6. Februar 2024 15:02

Ein Text muss nicht immer Neues hervorbringen, um sehr gut zu sein, so wie dieser, der als ein Bosselmannsches Glanzlicht gelten dürfte und es verdient, als verdichtete Zwischenbilanz der deutschen Nachkriegsniederlage auf dem Felde des Schulwesens im vorderen Regal eines zukünftigen Dokumentationszentrums zur Schundung Deutschlands eingereiht zu werden. 
Will man dem Ganzen etwas Positives abringen, dann ist es der Umstand, dass es diese Schundung ist, die die Wiedervereinigung des deutschen Volkes auf den Gebieten der BRD und "DDR" vollendet, denn in diesem Mist werden wir alle zusammen gebadet. Die deutschen Streitkräfte kapitulierten als Eines und Ganzes, die Überlebenden des Volkes wurden auf den Umerziehungsflächen der jeweiligen Sieger gehalten, und der eine verkaufte aus Geldnot seine an den anderen, wobei die Flächenbewohner bereits - weitgehend - erfolgreich einander entfremdet worden waren. Das mag noch nachwirken, ja derzeit wieder aufgeheizt werden, aber diejeinigen, die sich heute erneut als Sieger wähnen, werden schon bald einer Vierfachillusion beraubt sein: Sie wurden nie befreit, sie waren 89 keine Sieger, sind es heute wieder nicht, werden es aber bald sein, ohne es dann jedoch zu bemerken. Und ohne es verdient zu haben, aber danach geht's ja nicht im Leben. Und doch, werter Herr Bosselmann: Es wird was Besseres. 

hinzundkunz

6. Februar 2024 15:28

Abou Chakar freigesprochen. Staat zahlt Millionen für seine Anwälte. Ein Verbalchaot kriegt 9 Monate. Porschemillionäre fahren feixend an Obdachlosen vorbei. Arabische Stadtviertel in Berlin (Plattner). Shariapolizei und Leistungsabfall an Schulen. Juden werden krankenhausreif geschlagen. Vergewaltiger mit "Bewährungsstrafen". Kultureller Verfall. Entgrenzung und offener Selbsthass. Akademisches Proletariat. Enteignung der Arbeiterklasse von PKW und Heizung. Deindustrialisierung bei Clanbildung im Wirtschaftsministerium. Bauernaufruhr und streikende Arbeiter:
Das Volk hat das Vertrauen der Regierung verscherzt.
(Kleine Auswahl)
"Sozialismus" laut Maassen und Co. Haha.
Da sind leichte Teil-Reminiszenzen des  Autors an einen Staat, der solchen Irrsinn nie und nimmer zugelassen hätte, gar nicht so abwegig.
"Wirtschaftliche Vernunft, soziale Gerechtigkeit, Frieden, Freiheit" SW- klingt da erstmal nicht verkehrt.
 
 

Lady

6. Februar 2024 15:59

Lesefrüchte von Montag bis Dienstag
Als Deutschland noch vorwiegend  ethnisch-homogen war, war es europa- und weltweit am effektivsten in Technik und Wirtschaft, nach 1871, 1921, 1949.
Sozialismus, welcher Art auch immer, macht extrem dumm, weil er die Mitbewerber ausschaltet, die zum Denken zwingen.
Selbst im Ende waren die Verhandlungsführer der DDR zur Wiedervereinigung weder gewohnt noch geübt zu verhandeln. Sie hätten einen echten Kapitalisten anheuern müssen, der die DDR nicht verscherbelt, sondern teuer verkauft. 
Ich brauch­te mehr als ein Jahr­zehnt, um – anfangs nur ver­blüfft, dann kon­ster­niert – zu erken­nen, daß wir von einem erschöpf­ten Land über­nom­men wor­den waren. Sei­nem Kraft­quell, dem zur „sozia­len Markt­wirt­schaft“ ver­fei­ner­ten Kapi­ta­lis­mus, stand es bereits ambi­va­lent gegen­über. 
Ja, man woll­te satt sein und aus­gie­big genie­ßen, aber das Grund­emp­fin­den hielt guten Lohn für so wich­tig wie anstren­gen­de Arbeit für unzu­mut­bar. Der Kapi­ta­lis­mus der Bos­se war längst jenem der feis­ten Gewerk­schaf­ter und Ver­bands­funk­tio­nä­re gewichen.

RMH

6. Februar 2024 16:06

"Wirtschaftliche Vernunft, soziale Gerechtigkeit, Frieden, Freiheit" SW- klingt da erstmal nicht verkehrt.
Dann doch lieber den in notwendig falschem Bewußtsein verhafteten Professoren- Vater von @Sandstein (solche Leute kenne ich leider auch nicht zu knapp).
BSW ist so seriös, wie correctiv Journalisten sind.

brueckenbauer

6. Februar 2024 16:07

Interessant, dass Bosselmann von "Antaios" viel ostalgischer ist als die AfD-Anhänger Prabel und Klonovsky oder der unabhängige Alexander Wendt. Die sagen klar, dass sie sich nicht in die DDR zurücksehnen. Hat offenbar was damit zu tun, was für Karriereperspektiven man hatte - Bosselmann ein (bloßer) Jüngling mit (bloßer) Perspektive auf eine Karriere in der DDR, die ihm dann geklaut wurde. Wenn ich aber wirklich was über die Lebensrealität in der DDR lernen will, bin ich bei Prabel wesentlich besser bedient. Könnte "Antaios" nicht mal was von Prabel veröffentlichen?

der michel

6. Februar 2024 16:22

@ laurenz
"Die selbsternannten globalistischen philanthropen, nebenberuflich milliadäre,
sind mehrheitlich marxisten." das glauben sie wirklich?
nur weil diese auf das legendäre "opium für's volk des marxismus/
sozialismus" (contradictio in adiecto) zur ruhigstellung der "volksmassen"
(a.k.a. miserrima plebs) setzen?
dann sind vampire sicher auch vegetarier (zweite contradicio in adiecto)...

A P Weber

6. Februar 2024 16:31

"Ich hatte kein anderes Land als dieses mir zugeborene....als ich von 1982 bis 1985, also etwa zwanzigjährig, über die Elbe nach Niedersachsen sah, war mir sehr wohl bewußt, daß sich drüben der andere Teil des alten Deutschlands erstreckte. Die politisch verursachte Trennung hinderte nicht, daß ich mich – gleich meinen Freunden – als Teil einer kulturell nicht zu trennenden deutschen Nation ansah."
Lieber, grundehrlicher Herr Bosselmann, mit Ihnen zusammenzusitzen und einmal in aller Ruhe darüber zu sprechen, warum ich vom jugendlichen Alter an im Gegensatz zu Ihnen immer ein anderes Land hatte als die "mir zugeborene" BRD, müßte interessant sein.   

Umlautkombinat

6. Februar 2024 16:39

@brueckenbauer
 
> Hat offenbar was damit zu tun, was für Karriereperspektiven man hatte.
 
Eher haben die Art Aussagen etwas damit zu tun, was der Auessernde ueberhaupt als Motivation nachvollziehen kann (und damit ebenfalls oft genug mit der Herkunft).
 
Mir hat die DDR erstmal die Moeglichkeit zum Studieren weggeschossen. Ich war aber keineswegs ein ausgewiesener Dissident, politisch eher weniger interessiert. Nur etwas stur. Die Prabelsche Realitaet (lese ihn schon laenger) ist nur eine Facette. Nicht falsch, aber eben nur das. 
 
Ich war in der Dresdener Innenstadt, als Kohl damals seinen Auftritt dorthin gelegt hat. Ich fand diese schwitzenden aufgeregten 30-Jaehrigen (so ein ganz spezieller saechsischer Typ, leicht feist mit kurzen Haaren und Schnurrbart, dem nur das gerollte Ende fehlte) und ihr Geschrei nach der D-Mark eher abstossend. Von der stummen Masse, die das alles eher ueberforderte, sah man nichts und weiss man heute noch weniger. Die ist aber das, was ein Land ausmacht. 
 
Und deswegen verstehe ich Prabel genauso wie Bosselmann.

Le Chasseur

6. Februar 2024 17:34

@hinzundkunz
Ergänzend zu Ihrer Aufzählung:
In bayerischen Städten werden Frauen von muslimischen Zuwanderern am helllichten Tag in der Öffentlichkeit vergewaltigt, der Direktor einer Regensburger Mädchenschule sieht sich daraufhin dazu veranlasst, die Eltern seiner Schülerinnen davor zu warnen, ihre Töchter alleine zur Schule gehen zu lassen, beim Fasching im fränkischen Veitshöchheim erscheint derweil Söder als "Eiserner Kanzler" Otto v. Bismarck und der bayerische Innenminister Herrmann als Schwarzer Sheriff...
"Selten so gelacht", kann ich da nur sagen.

Klaus Kunde

6. Februar 2024 18:34

Sie, lieber Herr Bosselmann, erlebten in Leipzig den Zusammenbruch ihres bisherigen Seins. Ihnen, wie den meisten, gleich ob Ost oder West, fehlt offenbar das Erleben der Grenzöffnung in Berlin. Zum Verständnis: Eltern und ich, Westberliner, sämtliche Verwandtschaft dagegen im Osten zu Hause. Nach Berlinabkommen dann bis 1989 jährlich für 4 Wochen in der Zone, bei Großeltern, Tanten, Onkel, Cousins und Cousinen. Summa summarum bis 1989 etwa 1 ½ Jahre Leben in uckermärkischer Provinz. Durch glückliche Fügung Grenzöffnung auf der Bösebrücke live erlebt, ein gleichsam sakraler Akt. An exakt der Stelle stehend, wie am 13. August 61, damals siebenjährig, mit meiner weinenden Mutter an der Hand. Gefühl, von dem ich bis zum 9. November nicht wußte, daß ich es in mir trug, das Patriotische: „Schön, daß ihr kommt, liebe Brüder und Schwestern“. Ich nahm die entgegengesetzte Richtung, die Staatsgewalt außer Vollzug, Bornholmer, Schönhauser, Unter den Linden, zuletzt am Brandenburger Tor von Ost nach West über die Mauer zurück. Ein Zustand des Rausches. Das Transzendentale, das Metaphysische im Menschen suspendiert die Ratio. So gesteuert werden wohl einst Schamanen ihre Rituale zelebriert haben. Ich bin zutiefst dankbar für die Teilhabe. Jene Nacht ist das größte Erlebnis meines Lebens geblieben. So habe ich die Deutschen nie wieder erlebt. Schon am nächsten Morgen war alles vorbei, geschäftliche Abwicklung des Begrüßungsgeldes, wieder deutsche Tristesse.

Laurenz

6. Februar 2024 19:47

@Der Michel @L. ... Marxistische Milliardäre ... Sie sehen doch die Konflikte zwischen Elon Musk & Bob Iger (&Co.). "Blackmail with money? Go fuck Yourselves". Musk hat zu Lebzeiten bereits alle Kollegen in die Tasche gesteckt. Damit ist Er zu Lebzeiten mächtiger als der Rest geworden. Das kann man nur mit dem Verbot des Privateigentums verhindern. Das ist der einzig plausible Grund, warum der Marxismus überhaupt kreiert wurde. Es handelt sich um ein pompöses intellektuelles Gebilde, das nur den einzigen Zweck hat, das Verbot des Privateigentums zu verbergen, zu rechtfertigen. Das schlägt sogar bis zu den Dümmsten der Dümmsten durch. Bärbock hält sich für ein Mitglied des globalen Politbüros.
@HB, Klaus Kunde, Brückenbauer, Lady, Dr Stoermer, Paterfamilias ... auch kurz vor dem Ende der DDR gab es riesige Pro-Regime-Demos. Diese Demonstranten sind der erweiterte Kader aus Groß-Wandlitz, auch heute noch. Wie @Klaus Kunde zu Recht bemerkte sind die Deutschen nur selten ein Volk, in Ausnahmesituationen. Unser Volkscharakter neigt zum totalen Autismus des Individuums. Die Nachbarshecke wirkt immer bedrohlicher als ein Französischer Diktator zu Frankfurt am Main. Einfach damit aufhören, sich über uns etwas vorzumachen. Wir, hier, sind nicht repräsentativ.

MartinMesner

6. Februar 2024 21:44

"Ich hatte kein anderes Land als dieses mir zugeborene."
Ich halte dies für eine trefflich differenzierende Formulierung zumal ja damit ein "ethnischer Volksbegriff"  neue Facetten bekommen könnte. 
Zunächst geht man üblicherweise davon aus, dass ein Volk von Menschen einem Land, einem Staat, einer Nation eingeboren werden. Hier findet sich jedoch die logische Figur, dass dem Menschen ein Land zugeboren wird.
In beiden Varianten scheint mir aber die Position des Verfassungsschutzes argumentativ schlicht unhaltbar zu sein, dass ein Volk nicht in Relation zu seiner Kultur, seinem Glauben, seinem Land, Staat oder Nation definiert werden darf.
Abgesehen davon, dass ein "ethnischer Volksbegriff" schon eine Tautologie in sich darstellt, kann ich mir nicht vorstellen, wie man offiziell glaubhaft begründen will, dass der Begriff Volk im Staatsgrundgesetz darauf reduzierbar ist, wer zu einem bestimmten Stichtag die deutsche Staatsbürgerschaft rechtlich innehat.

ofeliaa

7. Februar 2024 00:09

Ich bin 90er Jahrgang und finde diesen Text sehr interessant. Mir fällt auf: Die Texte hier müssten viel mehr Menschen lesen. Viele schauen nur AfD-Videos, holen sich die tägliche Dosis "Ich falle darauf nicht herein." Sie klicken auf die AfD-Inhalte um sich zu empören oder "groß" zu fühlen und die AfD liefert Zündstoff. So wie es zwischen Ost und West immer noch zu wenig Austausch gibt, so sehe ich das auch zwischen denen, die momentan auf die Straße gehen und den sog. Rechten. Wie kann man von Hass zu Austausch kommen? Wie können mehr Menschen die Inhalte hier lesen? Hier schreiben Menschen, die sich Gedanken um den Fortbestand Deutschlands machen und eine rege persönliche Geschichte als Deutsche haben, die sie geprägt hat, und die es zu verstehen gilt. Ich verstehe mittlerweile auch den Unmut der rechten Parteien oder des sogenannten Vorfelds bzgl. Medien - es scheint, dass diese den tiefergehenden öffentlichen Austausch zwischen den Lagern unmöglich machen oder stören. Das heißt, es gibt zu wenig öffentliche Sendungen/Plattformen, auf denen Menschen unterschiedlicher Lager aussprechen dürfen, und nicht nur zum Streit angezettelt oder unterbrochen werden. Mir fällt dazu u.a. das Interview Strack-Zimmermann und Weidel ein, das für niemanden Infos lieferte. Und nicht nur Politiker, sondern alle müssen miteinander reden. Wirklich, das müssen wir. Die Frage ist, wie kann das angeregt werden. 

Fonce

7. Februar 2024 00:56

(«In bayerischen Städten werden Frauen von muslimischen Zuwanderern am helllichten Tag in der Öffentlichkeit vergewaltigt, der Direktor einer Regensburger Mädchenschule sieht sich daraufhin dazu veranlasst, die Eltern seiner Schülerinnen davor zu warnen, ihre Töchter alleine zur Schule gehen zu lassen…»)
Das hat eigentlich nichts mit dem Verfall durch Buntheit zu tun (den Monsieur Bosselmann erwähnt). Denn durch Buntheit kann eine solche Haltung nicht erklärt werden. Sondern man verdankt diese Grundhaltung und Bereitschaft zur Opferung deutscher Mädchen wahrscheinlich v.a. der Holocaust-Religion, die Opferbereitschaft als Sühne verlangt.

Olmo

7. Februar 2024 07:20

@ofeliaa: Das Establishment und die woken Bildungsbürger können sich keine Diskussion leisten, weil sie keine Argumente haben. Meine woken halbwegs gebildeten Freunde erfüllen so ziemlich das Klischee, welches Rechte über diese Leute hegen. Multikulti ist super, ich bin Atheist, aber meine Kinder gehen in eine private christliche Einrichtung. Waldorfschule, peinlich, voll der Eso- Scheiß—aber das Umfeld! Die sind eben so nett (kicher kicher). Das ist einfach alles so falsch. Diese Menschen haben ihr Haus bzw. unser aller Haus auf Sand errichtet, und bald wird es regnen.
Wer hat ihnen das schlechte Fundament angedreht?

RMH

7. Februar 2024 07:21

@ofeliaa,
Reden ist etwas, was man im kleinen Kreis noch machen kann, wobei meine Erfahrung ist, man muss erst einmal zuhören und vorsichtig sein, mit eigenen Meinungen, da viele komplett auf ihrem eigenen Zug sind. Wenn Krieg die Forsetzung der Politik mit anderen Mitteln ist, dann ist in Konsequenz normale Innenpolitik Krieg ohne den Einsatz bewaffneter Heere. Und genau so sieht es aus, seitdem die AfD über den "Toleranzspielraum" von bis zu 10% hinaus gekommen ist und damit in eine Region einer möglichen Regierungsbeteiligung gekommen ist. Es herrscht faktisch Krieg ohne bewaffnete Heere und das, was über die Kunst des Krieges gesagt wurde, dass jeder Krieg auf Täuschung beruht, zeigt sich aktuell so gut wie selten. Um Krieg führen zu können, bedarf es zudem eines gleichen Geistes im eigenen Heer. Daher auch die Spaltung der Gesellschaft in dafür oder dagegen und "sag mir, wo Du stehst", die Gleichschaltung in den eigenen Reihen etc. Die Institutionen des Rechts sind in der Hand des Establishment und bereiten die Grundlagen für dessen Machtkampf und tragen diesen. Die Verwaltung wird über das Gebot einer im eigenen Sinne definierten Verfassungstreue diszipliniert, da ansonsten die Hauptmotivation eines jeden Beamten, lebenslange Bezüge, insbesondere im Alter, genommen wird. Liese sich noch fortsetzen, aber jedenfalls sollte man nicht mehr mit einem Messer (Argumente) in eine Schießerei (Propagandlügen, vorgetragen auch durch die Sturmgeschütze der "Demokratie") gehen.

Mitleser2

7. Februar 2024 08:36

@Laurenz: "...... auch kurz vor dem Ende der DDR gab es riesige Pro-Regime-Demos. Diese Demonstranten sind der erweiterte Kader aus Groß-Wandlitz, auch heute noch."
Wenn Sie recht hätten, wär's doch gut. Denn dann gäbe des kein #wirsindmehr. Allerdings hätte ich tatsächlich nicht erwartet, dass es so viele Mitläufer gibt, vor allem Rentner. Das sind auch schlechte Aussichten für Maaßen, denn die Rentner sind wohl die Hauptbasis der CDU-Wähler.
 
 
 
 

Nemo Obligatur

7. Februar 2024 08:56

@ ofeliaa
"Wie kann man von Hass zu Austausch kommen?"
Eine berechtigte Frage. Aber wie RMH schon schrieb: Das kann man im kleinen Kreis machen. Für eine faire öffentliche Diskussion sind die Machtmittel heute zu einseitig zugunsten der linken Kreise verteilt. Die Statistiken sind sattsam bekannt: Die Journalisten links-grün, die AfD allenthalben ausgegrenzt. Natürlich müssen sich auch die Rechten an die eigene Nase fassen. So manche Provokation war überflüssig. Ich fürchte daher, erst einmal werden die Wogen noch höher schlagen. Ein Einsehen gibt es erst, wenn die Wirklichkeit die Debatte bestimmt und nicht mehr die von der herrschenden Politik erwünschte Wahrnehmung der Dinge. 
Eine weitere Anmerkung. In der FAZ heute früh die Schlagzeile: "AfD-Jugend darf als gesichert rechtsextrem eingestuft werden". Früher einmal war "extrem" jemand, links oder rechts, der Dinge mit Gewalt durchsetzen wollte. Heute sind Sie quasi schon extrem, wenn sie unerwünschte Gedanken äußern.
Der Elefant im Raum ist natürlich die Migration aus den muslimischen Ländern und was daraus für Europa folgt.

Olmo

7. Februar 2024 09:27

Die Schnösel bei der ZEIT versuchen das Migrantenmillieu gegen Rechts in Stellung zu bringen, scheinbar glaubt man auch dort nicht mehr an Kompromisse und eine demokratische Lösung:
https://www.zeit.de/zett/politik/2024-02/selbstverteidigung-gefluechtete-rassismus-karate
Es ist abstoßend angesichts der alltäglichen Schikane und Gewalt seitens der Migranten, die Deutsche täglich (auch in Hamburg) erleiden. Die lächerliche Baseballschlägerjahre-Kampagne von Bangel hatte dieselbe Stoßrichtung. Ich kenne solche Typen, sie werden hibbelig und unnatürlich, wenn sie mit einem Araber oder Nigerianer sprechen, man merkt ihnen an, daß sie sich unwohl fühlen, doch sie sind weltoffen ;)

Adler und Drache

7. Februar 2024 09:40

@ofeliaa
Die Hoffnung, dass "alle miteinander reden" könnten oder dass "miteinander reden" überhaupt zu etwas Bemerkenswertem führen würde, ist bei mir schon vor etlichen Jahren einer (wie ich meine) nüchterneren und in gewisser Weise auch härteren Sicht auf soziale Konfliktprozesse gewichen. Ich denke, man muss zunächst selber wissen, was man für wahr und gut und richtig hält, und dann stellt man sich einfach zu denen, mit denen es die größte Schnittmenge gibt, und dann bleibt man da stehen. Bleibt beständig. Und das genügt.  

Dr Stoermer

7. Februar 2024 10:10

@ofeliaa:
Welcome to the jungle. Bleiben Sie hier dran, da werden Sie geholfen. Im Ernst: Sie haben das Herz auf dem rechten Fleck und sind schon weiter als die, die nur AfD-Videos klicken. Das, was los ist, kann man aber nicht erklären, das muß man selbst erfahren. Deswegen nur: Weiter so!

Ein gebuertiger Hesse

7. Februar 2024 13:23

Schöner Aufsatz, großartiger Titel. Bosselmanns Blicke in die Tiefe der Vergangenheit seines Landes (nicht meines, mache mer uns nix vor) sind immer wieder bereichernd. Danke dafür.

brueckenbauer

7. Februar 2024 19:58

@ Hallo Umlautkombinat,
es gab halt die Prabels und die Bosselmanns, und mit beiden kann ich leben. Nur transportiert Prabel mehr Lebensrealität und weniger Wunschwelt. Und für mich als Westdeutschen ist die Lebensrealität interessanter. 

Umlautkombinat

7. Februar 2024 22:13

@brueckenbauer
 
Ein Sack Anekdoten - wofuer der Prabel sicher ein Haendchen hat - macht noch nicht "das" Leben. Es ist eine Variante und die ist bei weitem nicht vollstaendig. Dass jeder Praeferenzen im Zugang hat, das ist ja unbenommen.

Laurenz

7. Februar 2024 22:21

@HB ... hier ein Video der 40-Jahr-Feier... https://youtu.be/dJukTdY-j-o

ede

7. Februar 2024 23:32

Bosselmann ist ein Phänomen, nur je verschieden. 
Nun, ich lese ihn gern, wegen seiner melancholischen Ehrlichkeit. Aber öfter erst nach Tagen. Wenn sonst nichts los ist?
Ich bin eine Dekade älter als er. Und als er (für mich freiwillig undenkbar) an der Grenze stand, habe ich die DDR für einen erbärmlichen, besetzten Vasallenstaat der Russen gehalten.
Was mich keineswegs davon abgehalten hat, in selbigem glücklich zu leben. Selbstverständlich habe ich meine rabenschwarze Meinung den Organen nicht zur Kenntnis gegeben. Das war auch nicht üblich und wie in jeder Diktatur unangebracht. 
Andererseits, und überhaupt nicht aus der Hoffnung auf Systemläuterung, habe ich auch nie einen Ausreiseantrag gestellt wie viele meiner Bekannten. 
Es befremdet mich, wenn schon wieder so oft über Flucht geredet wird. Es ist unser Land. Ein anderes haben wir nicht. 
Noch. 
PS. Habe mich im Verein mit einem NVA-Major angefreundet. Man kann sich an ihm die Hände wärmen. Mich erinnert er an Bosselmann. 
 

ede

7. Februar 2024 23:52

@Monika: Ja, der Tod von Chris Geoffrey ist tragisch. Der Schießbefehl an der Grenze war schlicht Existenzvorausetzung der DDR. 
Tragisch, das wird man wohl auch über die Scholl-Geschwister sagen dürfen.
Sie sind nun Helden. 
Dem, der sie davor bewahrt hätte, wäre ich dankbar. 

Monika

8. Februar 2024 11:30

@Ede "Unglücklich das Land, das Helden nötig hat, " heißt es in Brechts Leben des Galilei. Wer bewahrt uns davor, Helden zu sein ? Und gar noch tragische? Genau das ist die Frage.  Wir brauchen diese klassichen Helden überhaupt nicht mehr, denn wir haben ja massenhaft mutige, freie, kritische Bürger, die für Demokratie und Menschlichkeit auf die Straße gehen. Das Böse ist außerhalb der eigenen Person und manifestiert sich in allem was rechts ist.  Das klingt ziemlich ähnlich der sogenannten "Sozialistischen Moral" im real-existierenden Kommunismus. Die Grenze von Gut und Böse verläuft nicht durch die eigene Person, sondern durch die Gesellschaft. Wer das anders sieht, gilt als verdächtig. Also, lassen wir uns davor bewahren, Helden und Heilige sein zu müssen. Und gibt es eigentlich eine rechte Moral ? Ist Martin Sellner ein Spinner, ein tragischer Held oder was? Er könnte doch seinen Mund halten und auswandern. Warum tut er sich den Stress an, für was überhaupt. Richten wir uns ein in der schönen bunten Welt und schauen, welchen Vorteil wir davon haben können....Irgendwer wirds richten...

KlausD.

8. Februar 2024 11:34

@ede 7. Februar 2024 23:32
„... mit einem NVA-Major angefreundet. Man kann sich an ihm die Hände wärmen.“
Stimme mit Ihnen in vielem überein. Mitte der 90-er Jahre kam ein ehemaliger hochrangiger NVA-Offizier in unsere Abteilung. Anfangs war es sehr schwierig mit ihm, er konnte sich nicht unterordnen. Aber dann gings, man musste ihn nur machen lassen, sein Motto war (etwas ironisch) „ein deutscher Offizier kann alles“. Und wirklich, er stürzte sich mit Vehemenz in seine Aufgaben unterschiedlichster Themen und hatte sich bald im ganzen Haus einen Namen gemacht. Geistreich, selbstbewusst, energisch, kollegial und humorvoll – er konnte Storys erzählen … Obwohl nicht zum Leiter benannt, übernahm er ganz automatisch die führende Rolle im Notfallteam während der Hochwasserkatastrophe 2002. Leider verstarb er schon recht früh mit 57. Er war, wie er erzählte, in seiner Dienstzeit sehr häufig starker Strahlung ausgesetzt.

nom de guerre

8. Februar 2024 12:17

@ ede
"Der Schießbefehl an der Grenze war schlicht Existenzvorausetzung der DDR."
Und eben dies macht diesen (und ähnliche) Artikel von Herrn Bosselmann für mich so schwer nachvollziehbar.

heinrichbrueck

8. Februar 2024 13:19

"Das Volk hat das Vertrauen der Regierung verscherzt."
"Die Regierung demonstriert gegen das Volk": https://nuada2.wordpress.com/2024/02/04/die-regierung-demonstriert-gegen-das-volk/

joama

8. Februar 2024 13:51

Als Wessi finde ich die Ausführungen von Herrn Bosselmann sehr nachvollziehbar und, was die Bundesrepublik angeht, absolut treffend.
Aus meiner Sicht sind die „Neuen Bundesländer“ und ihre Bewohner – also Joachim Gaucks „Dunkeldeutschland“ – ein Reservat der Normalität und Vernunft in einem durchgedrehten, verblödeten, an der Nase herumgeführten Land. Gäbe es die Ossis nicht, würde ich am Konformismus, an der Selbstgerechtigkeit, am eifernden Untertanengeist meiner gehirngewaschenen Landsleute verzweifeln. Ich meine das in vollem Ernst: die Ossis sind unsere letzte Hoffnung! Ex Oriente Lux...

Olmo

8. Februar 2024 18:09

Ich bin ein faules Früchtchen dieser West-Pädagogik. Doch die Schuld an meinem Zustand will ich nicht nur meinen Lehrern geben. Es war mit Sicherheit nicht einfach, mit uns seelisch verkrüppelten Kopf-Ghetto-Kindern klarzukomnen. Ein albanischer Arbeitskollege sagte mir einmal, der Film Scarface habe seine ganze Generation verdorben. Ähnliches denke ich über Menace to Society und den ganzen Hip Hop Schrott, der aus Amerika kam, zugegeben, ich höre heute noch manchmal Rap (wenn meine Frau mich lässt), doch ich denke, die allgemeine moderne und vor allem amerikanische Unkultur hat vieles kaputt gemacht, auch bei den Migranten. 
 

wolfdieter

9. Februar 2024 10:49

Schmerzhaft zu lesende Polemik. Zur Zeit der 68er tendierte ich als Schüler, dem Zeitgeist folgend, zur LInken. 
 
Ich habe in letzter Zeit verschärft darüber nachgedacht. Wir lebten in einer Wolke aus von Siegermächten diktierten Daten. 
 
Die Bedingungslosigkeit der Kapitulation 1945 erlaubte den obsiegenden Angelsachsen, die Geschichte nach ihrer Vorstellung umzuschreiben. Das taten sie auch. Unsere nationale Identität wurde negiert. Keine Selbstverständlichkeit nach einem Krieg. 
 
Wir Westgewächse wuchsen auf in der Überzeugung, zu den Bösen zu zählen. Eine jugendfrische Revolte der Nachfolgegeneration, zu der auch ich zähle, war quasi vorbestimmt. Die „Bürgersöhnchen“ (die ich durchaus auch verachte) mussten aus dem Vorhandenen Wissen ihre Identität formen. Eine Notwendigkeit.
 
Nur ist das „Vorhandene Wissen“ ein „gemachtes“, ein künstlich erzeugtes solches. Ein Narrativ. Der Topos, das Amerikanische Imperium sei das Königreich der Lügen, greift.
 
Ist also die Identität der Deutschen zerstört? Ich weiß es nicht. Aber ich will es nicht.

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