Doch nicht nur sollte sich die Kampagne als metapolitischer Bumerang entlarven, der unter anderem Martin Sellners Buch auf Platz eins der Amazon-Bestsellerliste katapultierte – sondern die in die Welt gesetzte Erzählung bekam auch schnell Risse. Seither verstricken sich die selbsternannten „Faktenchecker“ in mannigfaltige Widersprüche, die an dieser Stelle dokumentiert werden sollen.
Den Beginn des Eiertanzes markiert ein Auftritt der stellvertretenden Chefredakteurin von Correctiv, Anette Dowideit, beim ARD-Presseclub am 28. Januar. Dort distanzierte sie sich plötzlich vom Begriff der „Deportation“, der zuvor wochenlang unwidersprochen durch unzählige Medien geisterte:
Wir haben auch nicht von Deportation gesprochen. Das wurde dann von denen, die es interpretiert haben, verwendet.
Tatsächlich schrieb man:
Was Sellner entwirft, erinnert an eine alte Idee: 1940 planten die Nationalsozialisten, vier Millionen Juden auf die Insel Madagaskar zu deportieren
und erwähnte im gleichen Absatz die berüchtigte Wannseekonferenz,
auf der die Nazis die systematische Vernichtung der Juden koordinierten.
Dowideits im selben Atemzug getätigte Behauptung, man habe nicht von der Wannseekonferenz geschrieben, entpuppt sich damit als plumpe Lüge – ebenso wie die fast schon verzweifelte Aussage, man werde nicht vom Staat finanziert.
Daß man bei Correctiv zunächst selbst kein Problem mit der „Deportations-Interpretation“ hatte, entlarvt die Beschreibung des Buches „Der AfD-Komplex“ im hauseigenen Shop. Dort hieß es mit Bezug auf das Treffen in Potsdam:
Die Pläne zur Deportation Millionen Deutscher mit Migrationshintergrund markieren nur für jeden sichtbar den offenen Rechtsextremismus der Faschisten in der AfD.
Nach dem Auftritt der stellvertretenden Chefredakteurin im Presseclub wurde der Text rasch „korrigiert“, wie der „ÖRR Blog“ aufdeckte. Nun ist dort von
Plänen zur Vertreibung von Millionen Menschen aus Deutschland
die Rede. Vom vermeintlichen Merkmal des „Migrationshintergrunds“, der am heftigsten skandalisierte Aspekt der „Enthüllungen“, ist plötzlich keine Rede mehr. Correctiv selbst begründet die Änderung einerseits mit der Korrektur einer „Ungenauigkeit“, hält aber andererseits an der mutwilligen Interpretation fest:
Die Inhalte des Treffens liefen letztlich auf Deportation hinaus.
Das läßt tief blicken. Denn tatsächlich beruht die gesamte Wirkung des Textes auf der dramaturgischen Strategie, mit geschickt platzierten Begriffen und ambivalenten Verbindungslinien die Grenzen zwischen Fakten und Interpretation zu verwischen. Der Staatsrechtler Dr. Ulrich Vosgerau, selbst Teilnehmer des Treffens, hat diese Inszenierung gegenüber „Corrigenda“ folgendermaßen skizziert:
Rechtlich vorgehen kann man ja eigentlich nur gegen unzutreffende Tatsachenbehauptungen. Der Text enthält jedoch kaum welche, sondern es werden immer nur Wertungen von Correctiv präsentiert, was nach deren Einschätzungen „Rechtsextremisten“ heimlich denken würden. Deswegen ist es ja so unglaublich skandalös, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk und die meisten Mainstream-Medien dieses wirre Gewäsch als „Enthüllung“ präsentiert haben, die sich aus einer „Recherche“ ergeben habe.
Symbolisiert wird diese perfide Strategie durch den Correctiv-Mitarbeiter und selbsternannten „Aktionskünstler“ Jean Peters, der seine Tätigkeit auf seiner eigenen Netzseite jüngst noch folgendermaßen beschrieben hat:
Ich entwickele Aktionen und erfinde Geschichten, mit denen ich in das politische und ökonomische Geschehen interveniere.
Als NIUS darauf aufmerksam machte, begann abermals das Verwischen der Spuren. Mittlerweile ist dort zu lesen:
Ich arbeite als investigativer Journalist bei Correctiv. Früher habe ich Kunst und Journalismus auch für performative Aktionen verbunden.
Peters ist ohnehin kein Unbekannter: 2016 griff er in Kassel die Bundestagsabgeordneten Beatrix von Storch und Albrecht Glaser (beide AfD) bei einer Veranstaltung mit einer Torte an. Im österreichischen „Ibiza-Skandal“ soll er zwischen dem Fernseh-Clown Jan Böhmermann und Julian Hessenthaler, dem Drahtzieher des Videos, vermittelt haben. 2020 organisierte Peters mit dem Künstlerkollektiv „Peng!“ auf einer Auktion in Chemnitz sogar „Staatsgelder für die Antifa“. 2020 bekannte er auf seinem nunmehr deaktivierten X‑Account: „Ich bin #Antifa.“
So viel zum Hintergrund. Langsam wird es für das „gemeinwohlorientierte Medienhaus“ eng.
Gleich 7 Teilnehmer des Potsdam – Treffens geben eidesstattliche Versicherungen ab: Entgegen der Correctiv – Berichterstattung sei dort nicht von der Ausweisung deutscher Staatsbürger oder einer Ausweisung nach rassistischen Kriterien gesprochen worden!,
kündigte Medien- und Presseanwalt Carsten Bennecke am Samstag auf X an – Teil einer umfassenden juristischen Gegenwehr, die nun ins Rollen kommt. Passend dazu melden sich auf einer Netzseite die Teilnehmer des Treffens selbst zu Wort und unterziehen die selbsternannten „Faktenchecker“ einem „Faktencheck“. Das Fazit? „Correctiv manipuliert und lügt“. Correctiv-Chef Schraven sieht sich angesichts dessen genötigt, offen zu drohen:
Ich weise freundlich darauf hin, dass die Abgabe von falschen eidesstattlichen Versicherungen strafbar ist. Ich wäre an der Stelle der Leute sehr vorsichtig. Wir haben unsere Arbeit sorgfältig gemacht. Und wir haben kein Problem damit, 7 Leute zu überführen.
Doch Correctiv steht vor einem Dilemma: Eine derartige Klärung der Faktenlage müsste zur Offenlegung der tatsächlich vorhandenen Informationen und deren Quellen führen. Dagegen hatte man sich mit Verweis auf den „elementaren Grundsatz des Quellenschutzes“ stets verwehrt. Womöglich aus gutem Grund: Denn in den letzten Wochen gibt es vermehrt Indizien,
dass Correctiv und Greenpeace Informationen vom Verfassungsschutz durchgestochen bekommen haben könnten,
wie es auf „potsdam-treffen.de“ heißt. Ein Verdacht, der durch das „spontane“ Zusammentreffen zwischen der Correctiv-Geschäftsführerin, Jeannette Gusko und Bundeskanzler Olaf Scholz nur acht Tage vor dem bespitzelten Treffen zusätzlichen Nährboden erhält.
Klar ist: „Die Wahrheit bricht sich langsam Bahn“, wie Veranstalter Gernot Mörig in seiner Stellungnahme schreibt. Die Correctiv-Kampagne habe
längst das Potenzial, sich zu einem der größten Medienskandale der Bundesrepublik auszuwachsen.
Und mehr: Denn dieser Medienskandal ist zugleich ein Politikskandal. Er ist das Zusammenspiel von Parteienstaat, staatsfinanzierter Medienmacht und staatsalimentierter Zivilgesellschaft. Die nächsten Monate werden zeigen, was dem entgegenzusetzen ist.
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Philipp Huemer ist Chefredakteur der rechten Plattform “Heimatkurier” – erreichbar unter heimatkurier.at.
Dr Stoermer
Mittlerweile wird's witzig, T-Online so:
"Noch einmal langsam, zum Mitschreiben: Der Verfassungsschutz bezieht seine Informationen über die AfD aus den Medien. Daraus entsteht ein Bericht, in dem die AfD als mehr oder weniger rechtsextrem eingestuft wird. Diesen Bericht zitieren die Medien als quasi amtlichen Beleg für die Gefahr, die von der AfD ausgeht. Erkennen Sie das Problem?"