Der Correctiv-Skandal – eine Bilanz von Philipp Huemer

Vor einem Monat versetzte das staatlich besoldete Medienkollektiv Correctiv mit der Enthüllung eines vermeintlichen „Geheimplans gegen Deutschland“ die Bundesrepublik in einen antifaschistischen Fieberwahn.

Doch nicht nur soll­te sich die Kam­pa­gne als meta­po­li­ti­scher Bume­rang ent­lar­ven, der unter ande­rem Mar­tin Sell­ners Buch auf Platz eins der Ama­zon-Best­sel­ler­lis­te kata­pul­tier­te – son­dern die in die Welt gesetz­te Erzäh­lung bekam auch schnell Ris­se. Seit­her ver­stri­cken sich die selbst­er­nann­ten „Fak­ten­che­cker“ in man­nig­fal­ti­ge Wider­sprü­che, die an die­ser Stel­le doku­men­tiert wer­den sollen.

Den Beginn des Eier­tan­zes mar­kiert ein Auf­tritt der stell­ver­tre­ten­den Chef­re­dak­teu­rin von Cor­rec­tiv, Anet­te Dowi­deit, beim ARD-Pres­se­club am 28. Janu­ar. Dort distan­zier­te sie sich plötz­lich vom Begriff der „Depor­ta­ti­on“, der zuvor wochen­lang unwi­der­spro­chen durch unzäh­li­ge Medi­en geisterte:

Wir haben auch nicht von Depor­ta­ti­on gespro­chen. Das wur­de dann von denen, die es inter­pre­tiert haben, verwendet.

Tat­säch­lich schrieb man:

Was Sell­ner ent­wirft, erin­nert an eine alte Idee: 1940 plan­ten die Natio­nal­so­zia­lis­ten, vier Mil­lio­nen Juden auf die Insel Mada­gas­kar zu deportieren

und erwähn­te im glei­chen Absatz die berüch­tig­te Wannseekonferenz,

auf der die Nazis die sys­te­ma­ti­sche Ver­nich­tung der Juden koordinierten.

Dowi­deits im sel­ben Atem­zug getä­tig­te Behaup­tung, man habe nicht von der Wann­see­kon­fe­renz geschrie­ben, ent­puppt sich damit als plum­pe Lüge – eben­so wie die fast schon ver­zwei­fel­te Aus­sa­ge, man wer­de nicht vom Staat finanziert.

Daß man bei Cor­rec­tiv zunächst selbst kein Pro­blem mit der „Depor­ta­ti­ons-Inter­pre­ta­ti­on“ hat­te, ent­larvt die Beschrei­bung des Buches „Der AfD-Kom­plex“ im haus­ei­ge­nen Shop. Dort hieß es mit Bezug auf das Tref­fen in Potsdam:

Die Plä­ne zur Depor­ta­ti­on Mil­lio­nen Deut­scher mit Migra­ti­ons­hin­ter­grund mar­kie­ren nur für jeden sicht­bar den offe­nen Rechts­extre­mis­mus der Faschis­ten in der AfD.

Nach dem Auf­tritt der stell­ver­tre­ten­den Chef­re­dak­teu­rin im Pres­se­club wur­de der Text rasch „kor­ri­giert“, wie der „ÖRR Blog“ auf­deck­te. Nun ist dort von

Plä­nen zur Ver­trei­bung von Mil­lio­nen Men­schen aus Deutschland

die Rede. Vom ver­meint­li­chen Merk­mal des „Migra­ti­ons­hin­ter­grunds“, der am hef­tigs­ten skan­da­li­sier­te Aspekt der „Ent­hül­lun­gen“, ist plötz­lich kei­ne Rede mehr. Cor­rec­tiv selbst begrün­det die Ände­rung einer­seits mit der Kor­rek­tur einer „Unge­nau­ig­keit“, hält aber ande­rer­seits an der mut­wil­li­gen Inter­pre­ta­ti­on fest:

Die Inhal­te des Tref­fens lie­fen letzt­lich auf Depor­ta­ti­on hinaus.

Das läßt tief bli­cken. Denn tat­säch­lich beruht die gesam­te Wir­kung des Tex­tes auf der dra­ma­tur­gi­schen Stra­te­gie, mit geschickt plat­zier­ten Begrif­fen und ambi­va­len­ten Ver­bin­dungs­li­ni­en die Gren­zen zwi­schen Fak­ten und Inter­pre­ta­ti­on zu ver­wi­schen. Der Staats­recht­ler Dr. Ulrich Vos­ger­au, selbst Teil­neh­mer des Tref­fens, hat die­se Insze­nie­rung gegen­über „Cor­rigen­da“ fol­gen­der­ma­ßen skiz­ziert:

Recht­lich vor­ge­hen kann man ja eigent­lich nur gegen unzu­tref­fen­de Tat­sa­chen­be­haup­tun­gen. Der Text ent­hält jedoch kaum wel­che, son­dern es wer­den immer nur Wer­tun­gen von Cor­rec­tiv prä­sen­tiert, was nach deren Ein­schät­zun­gen „Rechts­extre­mis­ten“ heim­lich den­ken wür­den. Des­we­gen ist es ja so unglaub­lich skan­da­lös, dass der öffent­lich-recht­li­che Rund­funk und die meis­ten Main­stream-Medi­en die­ses wir­re Gewäsch als „Ent­hül­lung“ prä­sen­tiert haben, die sich aus einer „Recher­che“ erge­ben habe.

Sym­bo­li­siert wird die­se per­fi­de Stra­te­gie durch den Cor­rec­tiv-Mit­ar­bei­ter und selbst­er­nann­ten „Akti­ons­künst­ler“ Jean Peters, der sei­ne Tätig­keit auf sei­ner eige­nen Netz­sei­te jüngst noch fol­gen­der­ma­ßen beschrie­ben hat:

Ich ent­wi­cke­le Aktio­nen und erfin­de Geschich­ten, mit denen ich in das poli­ti­sche und öko­no­mi­sche Gesche­hen interveniere.

Als NIUS dar­auf auf­merk­sam mach­te, begann aber­mals das Ver­wi­schen der Spu­ren. Mitt­ler­wei­le ist dort zu lesen:

Ich arbei­te als inves­ti­ga­ti­ver Jour­na­list bei Cor­rec­tiv. Frü­her habe ich Kunst und Jour­na­lis­mus auch für per­for­ma­ti­ve Aktio­nen verbunden.

Peters ist ohne­hin kein Unbe­kann­ter: 2016 griff er in Kas­sel die Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­ten Bea­trix von Storch und Albrecht Gla­ser (bei­de AfD) bei einer Ver­an­stal­tung mit einer Tor­te an. Im öster­rei­chi­schen „Ibi­za-Skan­dal“ soll er zwi­schen dem Fern­seh-Clown Jan Böh­mer­mann und Juli­an Hes­sen­tha­ler, dem Draht­zie­her des Vide­os, ver­mit­telt haben. 2020 orga­ni­sier­te Peters mit dem Künst­ler­kol­lek­tiv „Peng!“ auf einer Auk­ti­on in Chem­nitz sogar „Staats­gel­der für die Anti­fa“. 2020 bekann­te er auf sei­nem nun­mehr deak­ti­vier­ten X‑Account: „Ich bin #Anti­fa.“

So viel zum Hin­ter­grund. Lang­sam wird es für das „gemein­wohl­ori­en­tier­te Medi­en­haus“ eng.

Gleich 7 Teil­neh­mer des Pots­dam – Tref­fens geben eides­statt­li­che Ver­si­che­run­gen ab: Ent­ge­gen der Cor­rec­tiv – Bericht­erstat­tung sei dort nicht von der Aus­wei­sung deut­scher Staats­bür­ger oder einer Aus­wei­sung nach ras­sis­ti­schen Kri­te­ri­en gespro­chen worden!,

kün­dig­te Medi­en- und Pres­se­an­walt Cars­ten Ben­ne­cke am Sams­tag auf X an – Teil einer umfas­sen­den juris­ti­schen Gegen­wehr, die nun ins Rol­len kommt. Pas­send dazu mel­den sich auf einer Netz­sei­te die Teil­neh­mer des Tref­fens selbst zu Wort und unter­zie­hen die selbst­er­nann­ten „Fak­ten­che­cker“ einem „Fak­ten­check“. Das Fazit? „Cor­rec­tiv mani­pu­liert und lügt“. Cor­rec­tiv-Chef Schra­ven sieht sich ange­sichts des­sen genö­tigt, offen zu dro­hen:

Ich wei­se freund­lich dar­auf hin, dass die Abga­be von fal­schen eides­statt­li­chen Ver­si­che­run­gen straf­bar ist. Ich wäre an der Stel­le der Leu­te sehr vor­sich­tig. Wir haben unse­re Arbeit sorg­fäl­tig gemacht. Und wir haben kein Pro­blem damit, 7 Leu­te zu über­füh­ren.

Doch Cor­rec­tiv steht vor einem Dilem­ma: Eine der­ar­ti­ge Klä­rung der Fak­ten­la­ge müss­te zur Offen­le­gung der tat­säch­lich vor­han­de­nen Infor­ma­tio­nen und deren Quel­len füh­ren. Dage­gen hat­te man sich mit Ver­weis auf den „ele­men­ta­ren Grund­satz des Quel­len­schut­zes“ stets ver­wehrt. Womög­lich aus gutem Grund: Denn in den letz­ten Wochen gibt es ver­mehrt Indizien,

 dass Cor­rec­tiv und Green­peace Infor­ma­tio­nen vom Ver­fas­sungs­schutz durch­ge­sto­chen bekom­men haben könnten,

wie es auf „potsdam-treffen.de“ heißt. Ein Ver­dacht, der durch das „spon­ta­ne“ Zusam­men­tref­fen zwi­schen der Cor­rec­tiv-Geschäfts­füh­re­rin, Jean­nette Gus­ko und Bun­des­kanz­ler Olaf Scholz nur acht Tage vor dem bespit­zel­ten Tref­fen zusätz­li­chen Nähr­bo­den erhält.

Klar ist: „Die Wahr­heit bricht sich lang­sam Bahn“, wie Ver­an­stal­ter Ger­not Mörig in sei­ner Stel­lung­nah­me schreibt. Die Cor­rec­tiv-Kam­pa­gne habe

längst das Poten­zi­al, sich zu einem der größ­ten Medi­en­skan­da­le der Bun­des­re­pu­blik auszuwachsen.

Und mehr: Denn die­ser Medi­en­skan­dal ist zugleich ein Poli­tik­skan­dal. Er ist das Zusam­men­spiel von Par­tei­en­staat, staats­fi­nan­zier­ter Medi­en­macht und staat­s­a­li­men­tier­ter Zivil­ge­sell­schaft. Die nächs­ten Mona­te wer­den zei­gen, was dem ent­ge­gen­zu­set­zen ist.

– – –

Phil­ipp Hue­mer ist Chef­re­dak­teur der rech­ten Platt­form “Hei­mat­ku­rier” – erreich­bar unter heimatkurier.at.

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Kommentare (12)

Dr Stoermer

14. Februar 2024 10:11

Mittlerweile wird's witzig, T-Online so:
"Noch einmal langsam, zum Mitschreiben: Der Verfassungsschutz bezieht seine Informationen über die AfD aus den Medien. Daraus entsteht ein Bericht, in dem die AfD als mehr oder weniger rechtsextrem eingestuft wird. Diesen Bericht zitieren die Medien als quasi amtlichen Beleg für die Gefahr, die von der AfD ausgeht. Erkennen Sie das Problem?"
 

Avalon

14. Februar 2024 11:03

Wenn Correctiv behauptet, daß die Erde eine Scheibe sei,- dann ist das sauber recherchiert und Nobelpreisverdächtig. Wenn Martin Sellner oder andere behaupten, daß auf Erden Schwerkraft herrscht, dann ist das idealerweise inhuman, menschenverachtend, rechtsradikal, Verschwörungsgeschwurbel. Alles bekannt. So what? Das Problem bei der Schwerkraft: leider hinderlich beim schnellen Start ins Paradies...

Karl Otto

14. Februar 2024 11:24

Klingt ja wirklich als käme da eine größere Sache ans Tageslicht. Bitte dranbleiben.

A P Weber

14. Februar 2024 12:26

Zur BT - Wahl 1969 gab es ebenfalls eine fake - Aktion. Ein Personenschützer Adolf von Thaddens, des damaligen NPD - Vorsitzenden, sollte einem Versammlungsbesucher in den rechten Oberarm Arm geschossen haben. In den Medien gezeigt wurde allerdings ein linker Oberarm mit blutverschmiertem Verband gezeigt. Infolge solcher Aktionen wurde die Partei mit einem 4,7 % - Ergebnis unter die 5 % - Hürde gedrückt. Mangels ausreichender Alternativmedien gelang das damals. Heutzutage ist der Erfolg angesichts Netz pp. zweifelhaft. Die bisherigen Methoden ziehen offenbar nicht mehr, was die jüngsten Wahlvorhersagen aufzeigen.

anatol broder

14. Februar 2024 12:45

@ dr stoermer 10:11
der optimist ist nicht in der lage, den zirkelschluss zu erkennen. in einem dialog mit ihm bekommt der pessimist das gefühl, die zeitachse des optimisten sei verdreht. das gewünschte kann eben nicht schon gegeben sein.
optimisten rotten sich zusammen, um ihre wünsche zu verketten. die rotte zerlegt sich aber fortwährend beim streit über die farbe des drachenbluts, wobei niemand von denen je einen drachen gesehen hat.
 

Mitleser2

14. Februar 2024 12:53

Alles richtig, es ist ein Skandal auf vielen Ebenen. Aber die Deutungshoheit ist nicht rechts. Sieht man ja daran, was Paus, Faeser und Haldenwang gerade veranstalten. Die werden nicht so einfach zurückweichen. Letztlich liegt es leider an der unsäglichen FDP, ob das durchgeht.

Maiordomus

14. Februar 2024 13:46

Skandale setzen bekanntlich Medienhoheit voraus, und dieser ist nun mal so inszeniert, dass es als ein Attentat auf die Sicherheit Deutschlands gesehen wird. Desgleichen ist die Sicherheit Liechtensteins durch ein allfälliges Referat von Alt Verfassungsschutz-Chef Massen bedroht, der seinerseits wenn nicht mit Einreiseverbot, so doch zumindest mit Rederverbot im Ländchen bedroht wird. Es gibt keinen Skandal ohne die Herrschaft über die Skandalhoheit.  Siehe nicht nur Dresden, vgl. den wertvollen Artikel auf den hier benachbarten Spalten; natürlich müsste auch über den eigenen Umgang mit diesem Skandal noch mehr und bessere Orientierungsarbeit " im eigenen Lager" geleistet werden.

GerdNeuenfels

14. Februar 2024 14:02

Am besten ein eigenes "Correctiv" auf die Beine stellen, das gezielt die gröbsten Falschaussagen und falsche Vorhersagen von Politikern und ÖRR dokumentiert und seriös widerlegt. Absolut neutral bleiben ohne politische Wertungen, keine nicht belegbaren Aussagen. Auswahl nicht nach links/rechts Schema sondern nach Relevanz. In X-Twitter immer wieder erwähnen, dass die Aussage ... sich als "gesichert falsch" herausgestellt hat. Desgleichen auf ÖRR Plattformen, soweit die Zensur dort es zulässt. Vielleicht gibt's sowas schon?

Uwe Lay

14. Februar 2024 14:04

Der "Correktiv-Skandal" zeigt Wesentliches der postmodernen Gesellschaft auf:Wenn im Geiste der Aufklärung die Differenz zwischen dem, was da real sich ereignete und dem, was daraus die Medien machten als eine Kritik formuliert wird,zeigt die Realität, daß das Bild, das die Medien darüber verbreiten, wirksam war und bleibt, auch wenn es als ein Phantasieprodukt entlarvt wurde und wird.Die Wirksamkeit der Aufklärung findet so ihre Grenze in der Wirkkraft der von den Medien produzierten Sicht der Ereignisse. Hinter dem Schein verschwindet das Sein- das ist ein Merkmal der Postmoderne.
 

GerdNeuenfels

14. Februar 2024 14:18

PS: "Rote Karte Staatsfunk" und "Netzwerk Wissenschaftsfreiheit" habe ich mittlerweile als Webseiten mit ähnlicher aber speziellerer Zielrichtung gefunden.

RMH

14. Februar 2024 16:13

Einfach den im Artikel genannten Link
https://potsdam-treffen.de/
weiterleiten, teilen, teilen, teilen, so oft und gut es geht weiterverbreiten.
Dieses Lügen-Gate muss aufgedeckt werden, mit dieser Inszenierung darf das Establishment nicht durchkommen. Bis heute wird es aber von allen MSM ständig aufs neue wiederholt. Wenn Personen, die an den Demos "gegen Rechts" teilnehmen, interviewt werden oder eine Stellungnahme geben, warum sie da sind, dann merkt man, wie alle diesen Lügen aufgesessen sind, denn Potsdam wird zu allererst genannt.
Ohne Rechts ist die Mitte Links. Das sollte auch der Letzte irgendwann einmal begreifen.

Der_Juergen

15. Februar 2024 08:51

Die NZZ, von allen Mainstream-Zeitungen der Schweiz die am wenigsten verlogene (die "Weltwoche" ist längst nicht mehr Mainstream), hat kürzlich anerkannt, dass die Geschichte von der "Geheimkonferenz" eine freie Erfindung ist. Dass die BRD-Lügenmedien dies ebenfalls eingestehen werden, ist ausgeschlossen. Der Prestigeverlust wäre verheerend, und die Hetze gegen die AFD bekäme einen argen Dämpfer.
 
@Dr. Stoermer
Der VS bezieht seine "Informationen" über die AFD bestimmt nicht aus den Medien. Er fabriziert sie selbst. Dass die AFD "antidemokratisch" sein soll, ist der Gipfel der Lächerlichkeit, wenn man bedenkt, dass sie in ihrem Programm die Einführung von Volksentscheiden nach Schweizer Vorbild fordert. Fazit: Die Forderung nach Volksentscheiden ist antidemokratisch...

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