Kritik der Woche (57): Jörg Seidel bespricht Sándor Petöfi

Unter den vier politisch motivierten Feiertagen in Ungarn stellt der 15. März laut einer Volksbefragung mit Abstand den bedeutendsten dar, selbst den Sankt Stephanstag – den eigentlichen Nationalfeiertag am 20. August – ausstechend. Heute stehen hunderttausende Ungarn an einem örtlichen Gedenkplatz und erinnern an die Revolution von 1848, deren Verlauf und hektische Abfolge an Ereignissen jedes Schulkind im Schlaf aufsagen kann.

Beitrag aus der Druckausgabe der Sezession. Abonnieren Sie!

In den meis­ten Fäl­len ver­sam­melt man sich – die Kokar­de in den Lan­des­far­ben am Revers – vor einem Denk­mal des Natio­nal­schrift­stel­lers Sán­dor Pető­fi und über­all wird sein legen­dä­res „Natio­nal­lied“ skan­diert wer­den – „Tal­pra magyar, hí a haza! Itt az idő, most vagy soha! Auf, die Hei­mat ruft, Magya­ren! Zeit ist’s, euch zum Kampf zu scha­ren!“. Dann legt man Blu­men vor sei­ner Sta­tue ab, Krän­ze und Papierfahnen …

Pető­fi ist in Ungarn all­ge­gen­wär­tig, war es die letz­ten 180 Jah­re und ist es noch immer – ohne Grund­kennt­nis sei­nes Wer­kes und sei­ner Ver­eh­rung, auch der Legen­den­bil­dung, kann man das geis­ti­ge Ungarn nicht ver­ste­hen. Obwohl sein Werk schmal ist, sei­ne Schaf­fens­zeit kurz war, ist er die Iden­ti­fi­ka­ti­ons­fi­gur gewor­den und hat ande­ren Dich­tern – wie Mór Jokai etwa –, die eben­falls in der Revo­lu­ti­on her­vor­tra­ten und ein viel­fach umfas­sen­de­res Werk, eher einem Goe­the ver­gleich­bar, her­vor­brach­ten, den Rang abgelaufen.

Daß die Deut­schen einen Goe­the in den höchs­ten lite­ra­ri­schen Olymp hoben und die Ungarn einen Heiß­sporn, der Mit­te Zwan­zig sein Leben im Wider­stand gegen die Rus­sen gege­ben hat­te, sagt viel­leicht eini­ges über den Cha­rak­ter der Völ­ker aus. Im Grun­de war das den Deut­schen eben­so wie den Ungarn ein Rät­sel geblie­ben. Die­ses ist nun zum Groß­teil durch einen unga­risch-deut­schen Autor gelöst wor­den: Ador­ján Kovács mit sei­nem Buch Sán­dor Pető­fi. Dich­ter sein oder nichts sein. Dich­tung und Deutung

Kovács gelingt es, die unglaub­li­che Viel­fäl­tig­keit und schie­re Fül­le des schma­len Wer­kes und kur­zen Lebens über­zeu­gend dar­zu­le­gen und er fin­det dafür ein pas­sen­des Bild, das des Pro­teus. So auch der Titel des unga­ri­schen Ori­gi­nals – „A pró­teus­zi Pető­fi“ –, anläß­lich des 200. Geburts­ta­ges 2023 erschie­nen, das nun in erwei­ter­ter und vor allem mit zahl­rei­chen illus­tra­ti­ven Gedich­ten des Dich­ters ver­se­hen, auf Deutsch erschie­nen ist. Es soll­te zur Lek­tü­re aller Freun­de Ungarns, der Poe­sie, über­zeu­gen­der lite­ra­tur­theo­re­ti­scher Arbeit und aller Frei­heits­lie­ben­den gehö­ren. Mich hat das Buch regel­recht durch die Man­gel gedreht!

Kovács stellt uns einen „mul­ti­plen Pető­fi“ vor, der frei­lich nichts mit moder­ner „Viel­falt“ und „Belie­big­keit“ zu tun hat, auch wenn es natür­lich Ver­su­che gege­ben hat, ihn dekon­struk­ti­vis­tisch und post­mo­dern zu lesen. Im Gegen­teil, Kovács hält den Dich­ter auch im heu­ti­gen Ungarn als „aus der Zeit gefal­len“ und die Ver­eh­rung, sei­ne Popu­la­ri­tät für ein Mißverständnis!

Dies besteht vor allem in der bio­gra­phi­schen Reduk­ti­on auf den Revo­lu­tio­när und den Frei­heits­kämp­fer und der lite­ra­ri­schen Kon­zen­tra­ti­on auf sei­ne „Volks­dich­tung“, die Situa­tions- und die Lie­bes­lie­der. Die Ver­eh­rung ist oft im Ritu­al ver­stei­nert und stark auf ein sehr schma­les Reper­toire redu­ziert, die gan­ze Fül­le scheint auch den meis­ten Ungarn nicht mehr prä­sent zu sein. Die­se zu ent­fal­ten – noch immer in Andeu­tung, denn „die Gedich­te von Sán­dor Pető­fi ber­gen noch vie­le unent­deck­te Schön­hei­ten und Beson­der­hei­ten … bei denen wir an kein Ende kom­men“ – ist die selbst­ge­stell­te Auf­ga­be Kovács‘. Not­wen­dig sei das auch, „weil sei­ne Sicht auf eine aus den Fugen gera­te­ne Welt zeit­ge­mäß ist.“

Dabei wirft Kovács nicht nur den magya­ri­schen, son­dern auch den euro­päi­schen und inter­na­tio­na­len Blick und erweist sich neben­bei als emi­nen­ter Ken­ner sei­ner bei­den Natio­nal­li­te­ra­tu­ren, die er immer wie­der ver­glei­chend her­an­zie­hen kann, sowie über­haupt der euro­päi­schen Lite­ra­tur. Er geht dabei vor­nehm­lich werk­im­ma­nent vor, ohne die oft domi­nie­ren­de bio­gra­phi­sche Her­an­ge­hens­wei­se gänz­lich zu negie­ren. Das Aprio­ri ist das Aner­ken­nen und Affir­mie­ren der Viel­schich­tig­keit, Wider­sprüch­lich­keit und Ori­gi­na­li­tät des Wer­kes. Man kön­ne die­ses nicht als Gan­zes fas­sen, denn es besteht aus deut­lich getrenn­ten Text­grup­pen, und die­se sind oft so schwer einer Quel­le zuzu­ord­nen, daß man sie zuerst ana­ly­sie­ren muß, bevor eine Syn­the­se sinn­voll erscheint. Man kann daher schwer­lich zu einem Urteil kom­men oder muß die­se Schwie­rig­keit selbst zum Urteil erheben.

Pető­fi streb­te kein kohä­ren­tes Werk an und war sich sei­ner Wider­sprüch­lich­keit bewußt, er streb­te nach for­ma­ler, sprach­li­cher, inhalt­li­cher Viel­falt, blieb aber im je ein­zel­nen Werk oder auch in gesam­ten Schaf­fens­pha­sen durch­aus streng. Er ist damit weder „dia­lek­tisch“ noch „post­mo­dern“ zu lesen; er war wider­sprüch­lich im Gan­zen und kon­se­quent im Ein­zel­nen, ihm gelang – in der Les­art sei­nes Kri­ti­kers – die leben­di­ge Ver­ei­ni­gung des Unver­ein­ba­ren im nicht­dia­lek­ti­schen Sinne.

Vor allem aber war er immer ori­gi­nell, in allem, was er anfaß­te, exzel­lier­te er. Das ist das Goe­the­sche Ele­ment an ihm, wenn man so sagen darf, doch lief alles viel schnel­ler und kom­pri­mier­ter ab.

Wie aber will man dann über­haupt über ihn spre­chen? Der viel­leicht am meis­ten funk­tio­na­li­sier­te Dich­ter soll ent­funk­tio­na­li­siert und aus den Klam­mern sei­ner Inter­pre­ten befreit wer­den. Kon­stant sind nur zwei Enti­tä­ten: Frei­heit und Lie­be; aber gera­ten die­se in Kon­flikt, so gewinnt immer die Frei­heit, auch bei sich ändern­den poe­ti­schen Mit­teln. Pető­fi ent­warf in sei­ner Dich­tung und in sei­nem Dasein als Lebens­kunst­werk – so wird man fol­gern kön­nen – einen neu­en Typus Mensch, einen neu­en Men­schen­typ: das Dividuum.

Die­ses Teil­ba­re mani­fes­tiert sich in der Viel­falt der Gedich­te, und Kovács buch­sta­biert eine gan­ze Rei­he davon durch. So wird uns der Dich­ter in sei­ner gan­zen Fül­le faß­bar, die vom klas­si­schen und am grie­chi­schen Vor­bild geschul­ten Sän­ger über den ero­tisch inspi­rier­ten, selbst ins „Per­ver­se“ und „Unge­sun­de“ abglei­ten­den, den Natur­dich­ter und reli­giö­sen Beter bis hin zum Sur­rea­lis­ten, dem Meis­ter der „Kunst der Kunst­lo­sig­keit“, der auch das „lyri­sche Par­lan­do“ beherrscht, oder dem Zau­be­rer eine „Poé­sie pure“ usw. reicht – ich bre­che hier ab, stre­be kei­ne voll­stän­di­ge Wie­der­ga­be an.

Die prot­e­i­schen Wider­sprü­che gestat­ten auch, in der athe­is­ti­schen Ableh­nung des Chris­ten­tums noch das Affir­ma­ti­ve, das tief Gläu­bi­ge zu sehen, einer­seits eine Reli­gio­si­tät „im bibli­schen Sinn“, dem Wil­len zum Glau­ben, ande­rer­seits in einer Frei­heits­re­li­gi­on. Aber allein die Wie­der­ga­be der Lyrik, von Kovács aus den bes­ten Über­set­zun­gen zusam­men­ge­stellt und bei Bedarf auch ver­bes­sert, ist ein Genuß.

Es dürf­te ersicht­lich sein, daß sowohl Pető­fi als auch sein Inter­pret selbst die phi­lo­so­phi­schen Höhen nicht scheu­ten. Geson­der­te Kapi­tel wer­den etwa Nietz­sches Aus­ein­an­der­set­zung mit dem Ungarn gewid­met oder Sar­tres Bli­ckes-Onto­lo­gie. Das „frag­men­ta­ri­sche Indi­vi­du­um“ oder das Divi­du­um, wie man es auch nen­nen könn­te, fällt aus­ein­an­der und wird vom Autor auch aktiv aus­ein­an­der­ge­nom­men, aber das „bedroht nicht sei­ne Iden­ti­tät, son­dern stellt eine höhe­re poe­ti­sche Seins­wei­se dar.“  Indem uns Pető­fis Geheim­nis­se offen­bart wer­den, gelingt Kovács zugleich eine Wie­der­ver­zau­be­rung des Poe­ten: Man will ihn erneut lesen, mit neu­en Ver­ständ­nis­schlüs­seln ver­se­hen, mit neu­en Augen sehen, vom sach­kun­di­gen Kri­ti­ker geöff­net – um plötz­lich mehr zu schauen!

So schafft und löst Ador­ján Kovács auch das obi­ge Para­dox: Indem er das Miß­ver­ständ­nis der Popu­la­ri­tät bei den Ungarn und auch bei den Deut­schen an die­sem Dich­ter erläu­tert und besei­tigt, bekommt Pető­fi die Macht ver­lie­hen, noch popu­lä­rer zu wer­den, als er eigent­lich ist. Kovács hat ihnen und uns erklärt, wes­halb Pető­fi trotz sei­ner Wider­sprü­che, trotz sei­ner Eigen­ar­ten und trotz der Über­schau­bar­keit des Wer­kes voll­kom­men zu Recht der Natio­nal­dich­ter der Magya­ren wer­den konn­te, ist und auch blei­ben kann.

Wenn sie heu­te zu hun­dert­tau­sen­den vor sei­ner Büs­te oder sei­ner Skulp­tur ste­hen und gemein­sam sechs­mal deklamieren:

A magyarok istenére,
Esküszünk,
Esküs­zünk, hogy rabok tovább
Nem leszünk!

(Beim Gott der Ungarn/Schwören wir/Schwören wir, Gefangene/wir nicht blei­ben werden!)

dann wis­sen sie viel­leicht nicht mehr, war­um die­ser gro­ße Dich­ter und Kraft­mensch so tief in ihnen sitzt, aber sie kön­nen es jetzt wis­sen, wenn sie den „Pro­teus Pető­fi“ lesen.

– – –

Ador­ján Kovács: Sán­dor Pet­ö­fi – Dich­ter sein oder nicht sein. Dich­tung und Deu­tung, Neu­stadt an der Orla: Arnshaugk 2023 – hier bestel­len.

Beitrag aus der Druckausgabe der Sezession. Abonnieren Sie!

Nichts schreibt sich
von allein!

Das Blog der Zeitschrift Sezession ist die wichtigste rechtsintellektuelle Stimme im Netz. Es lebt vom Fleiß, von der Lesewut und von der Sprachkraft seiner Autoren. Wenn Sie diesen Federn Zeit und Ruhe verschaffen möchten, können Sie das mit einem Betrag Ihrer Wahl tun.

Sezession
DE58 8005 3762 1894 1405 98
NOLADE21HAL

Kommentare (35)

Phil

15. März 2024 17:51

Nietzsche hat Gedichte vertont (Nachspiel, Ständchen, Unendlich, Verwelkt).

Nemo Obligatur

15. März 2024 18:36

A magyarok istenére,Esküszünk,Esküszünk, hogy rabok továbbNem leszünk!
(Beim Gott der Ungarn/Schwören wir/Schwören wir, Gefangene/wir nicht bleiben werden!)
 
Das ist für mich mal eine gute Gelegenheit, einen Übersetzer zu fragen, wie er übersetzt (ich hoffe, JS liest hier mit). Warum heißt es in der Schlusszeile "wir nicht bleiben werden"? So spricht doch kein Mensch.
Ich hätte da eher erwartet: "werden wir nicht bleiben" oder noch kürzer "bleiben wir nicht". Grammatisch wohl nicht korrekt ist, aber eher dem heutigen deutschen Sprachgebrauch entsprechend. Ich muss wohl nicht eigens betonen, dass ich null Kenntnisse der ungarischen Sprache zu haben. Daher danke für die Erklärung. Das Gedicht gefällt mir gut, vor allem die deutsche Übersetzung. 

Volksdeutscher

16. März 2024 08:33

Ich muß leider die zitierte Strophe von Petőfis Kiáltvány korrigieren. Ich tu dies nicht, um mich wichtig zu machen, sondern deshalb, weil der Sinn ein anderer ist. 
A magyarok istenére,Esküszünk,Esküszünk, hogy rabok továbbNem leszünk!
-
Beim Gott der Ungarn,schwören wir,schwören wir, daß wir nicht längerSklaven bleiben!
 
 

Volksdeutscher

16. März 2024 09:14

Weitere biographische Details zur Person Petőfis sollen zum besseren Verständnis des Umgangs der Ungarn mit ihrem Nationaldichter und dessen Persönlichkeit erhellen. Petőfi wurde als Alexander Petrovič geboren, er entstammte einer slowakischen Familie im ungarischen Oberland/Felvidék und nahm den ungarisch klingenden Künstlernamen Petőfi an, seinen Geburtsnamen ließ er jedoch niemals offiziell magyarisieren. Als er sich im September 1839 in Sopron/Ödenburg zur Armee meldete, hatte er sich für älter ausgegeben als er war, damit man ihn aufnehme.

Warum die Ungarn einen Heißsporn in den höchsten literarischen Olymp hoben, könnte man einerseits mit ihrer konservativen Geschichtsinterpretation erklären, wonach Ungarn seine nationale Unabhängigkeit nach dem Tode Matthias Corvinus´, des letzten ungarischen Königs eigentlich verloren hatte und seitdem nur noch Freiheitskämpfe gegen die Habsburger und die Osmanen führte (an diese Auffassung knüpft auch Viktor Orbán mit seinem "Freiheitskampf" gegen Brüssel an, zumindest auf der Ebene der Worte). Andererseits deshalb, weil Petőfi ein Dichter der Romantik und zugleich des antihabsburgischen Widerstandes war, in dem die ungarische Sehnsucht nach Freiheit und nationaler Souveränität sich narzistisch widerspiegelnd fortleben kann.
 

Maiordomus

16. März 2024 10:11

Petöfi war und ist im 20. und 21. Jahrhundert für Ungarn womöglich wichtiger geworden, seine Selbstbehauptung betreffend, als er es im 19. Jahrhundert tatsächlich war. Gewiss war er mitgemeint im skeptischen Diktum Grillparzers: "Der Weg der neuen Bildung geht von der Humanität zur Nationalität zur Bestialität". Desgleichen war auch der Dichter des Böhmerwalds, Stifter, von den Auflösungserscheinungen in der Donaumonarchie aufgrund von deren voraussehbaren Nebenfolgen nicht begeistert. Noch Churchill verglich das Schicksal dieser Länder nach dem 2. Weltkrieg mit "Zuständen, welche die mittelalterlichen Theologen die Hölle nannten. " Davon kann indes im Moment nicht gerade die Rede sein, aber nur, weil Ungarn stärker als andere EU-Mitglieder auf Selbständigkeit bedacht ist, mit Grenzen, die mit Subventionen zusammenhängen. 
Dass Oesterreich seinerzeit vom 150. Todestag Grillparzers wenig wissen wollte, spricht nicht für jenes Land. Er war einer der tiefsinnigsten Denker der grossen Dichter deutscher Sprache, nicht unähnlich Friedrich Hebbel, dessen Tagebücher eine unerschöpfliche Fundgrube bilden, gerade auch für längerfristige Orientierungen, lieber Kollege aus der Rautenklause, ein Begriff, der mir 1965 erstmals bei der Jünger-Lektüre auffiel. 
"" 

Laurenz

16. März 2024 12:56

Wie die länger ansässigen Teilnehmer der SiN wissen, ist Weltliteratur nicht mein Pflaster, obwohl ich entsprechende Artikel & EK-Buchvostellungen als extrem unterhaltend schätze. Spannung erzeugt sich aus der Art der Darstellung von anderen Welten. Ich wollte hier nur bemerken, auch Georg Büchner starb zwar nicht im Kampf, aber doch sehr jung. Auch Gorch Fock fiel in seinen 30ern, als Ausguck im Vortopp des Kleinen Kreuzers Wiesbaden diensttuend in der Skagerrak-Schlacht. Hermann Löns fiel in Seinen 40ern 1914 an der Westfront. Von Löns' Werken wurden mehr als 10 Mio. verkauft. Unter Literaten ist das eine gewaltig große Hausnummer. Wir haben als Volk, im Gegensatz zu den Ungarn, wohl unsere Bindung zu unseren Dichtern & sonstigen großen Autoren verloren. Es ist legitim, diese Bindung, die quasi auch Bindung zu uns selbst darstellt, wieder herstellen zu wollen.

A. Kovacs

16. März 2024 13:06

@Volksdeutscher
In der Tat zeigt die ethnische Abstammung Petőfis, dass Ungar zu sein a) eine Willensentscheidung sein und b) über die Beherrschung der Sprache (und Kultur) vermittelt werden kann. Das betraf ja auch die sog. Donauschwaben. Als kleine Korrekturen möchte ich anführen: Die Familie lebte nicht mehr im Oberland (heutige Slowakei), sondern im Tiefland zwischen Theiß und Donau, und strebte die Assimilation an. Der Geburtseintrag im Kirchenbuch lautete, da lateinisch, Alexander Petrovics; eine slowakische Schreibweise kam nie vor. 

Nemo Obligatur

16. März 2024 13:56

@ Volksdeutscher
Beim Gott der Ungarn,
schwören wir,
schwören wir,
daß wir nicht länger Sklaven bleiben!
 
Gefällt mir als Übersetzung richtig gut. Danke sehr!

Volksdeutscher

16. März 2024 14:08

@A. Kovacs - "Das betraf ja auch die sog. Donauschwaben."
Das möchte ich bezweifeln, aus meiner Sicht drückt sich durch obige Behauptung eher das Wunschdenken der Ungarn aus, d.h. sie hätten gerne, daß in Ungarn nur Ungarn leben oder wenigstens, da es nun mal nicht so ist, daß alle Nicht-Ungarn sich als Ungar bekennen. Auch an einem anderen Punkt möchte ich Ihnen widersprechen: Daß die Deutschen Ungarns in den Kriegsjahren Scharenweise in deutsche Armeeverbände, insbesondere die Waffen-SS wechselten, erfolgte nicht nur auf Betreiben des Volksbundes, sondern verdankte sich in erster Linie dem ungebrochen erhaltenen deutschen ethnischen Bewußtsein - dem Anderssein. Wenn Sie mit Ihren Ausführungen jedoch meinen, daß die Volksdeutschen das Land Ungarn als ihre Heimat betrachteten, stimme ich Ihnen gerne zu. 

Laurenz

16. März 2024 14:51

@A. Kovacs @Volksdeutscher ... Die Ungarn bestehen aus 12 Volksgruppen, von denen mit 25% die Magyaren die größte sind. Heute nicht mehr, aber bis 1918 war Deutsch, wohl aus dem Verhältnis Österreich-Ungarn, verhaßt, obwohl es viele Ungarn sprachen. Lange war daher Lateinisch die schriftliche Amtssprache Ungarns, allerdings konnte das nur die Bildungsschicht lesen. Die Ungarn wechselten, im Gegensatz zu uns, schon im Mittelalter zur Lateinischen Schrift. https://unipub.uni-graz.at/download/pdf/5920214
http://www.rovasirasforrai.hu/Forditasok/Karpat-m_Piramisok_Glozel-NEMET.htm
Mittlerweile gibt es Kneipen oder Ortschaften, die wieder die alte ungarische Runenschrift nutzen.

Der Gehenkte

16. März 2024 16:02

@ Phil "Nietzsche hat Gedichte vertont" 
Dazu gab es aus unserem Milieu mal einen ausführlichen Beitrag, zu Nietzsche und Petőfi überhaupt: Nietzsches Ungarn, Nietzsches Petőfi
@ Übersetzungsprobleme
Dazu kann man hier mehr finden: Sándor Petőfi und das Nationallied
 

KlausD.

16. März 2024 18:07

@Laurenz 16. März 2024 12:56
„Wir haben als Volk, im Gegensatz zu den Ungarn, wohl unsere Bindung zu unseren Dichtern & sonstigen großen Autoren verloren.“
Um diese Bindung wieder aufzunehmen und zu befördern möchte ich das Stichwort „ungarischer Nationalschriftsteller Sándor Petőfi“ aufgreifen und quasi in dessen Sog, gleichsam die Kurve „Ungarn“ nehmend, an den deutschen Schriftsteller Theodor Fontane und seinen Roman „Graf Petöfy“ erinnern. In Anlehnung eines aktuellen Falls der gehobenen Gesellschaft in Österreich/Ungarn von 1880, in dem Kronprinz Rudolf, die 32-jährige Schauspielerin des Wiener Burgtheaters Johanna Buska und der 68-jährige ungarische Feldmarschalleutnant Graf Nikolaus Casimir Török von Szendrö verwickelt waren, behandelt er darin das ihn immer wieder interessierende Thema der Ehe zwischen einem alternden Mann und einer jungen Frau. 

Osterhase

16. März 2024 23:47

@Nemo Obligatur, Übersetzer haben auch eine dichterische Freiheit, ohne die es nur selten genießbare Übersetzungen gäbe. Vergleichen wir Ihre (berechtigte) Frage mit einer anderen Übersetzung des Nationalen Liedes, so sehen wir, wie weit diese Freiheit gehen kann. Schwören wir beim Gott der Ahnen: Nimmermehr beugen wir uns den Tyrannen! Nimmermehr! Im Original steht A magyarok istenére Esküszünk, Esküszünk, hogy rabok tovább Nem leszünk! - wortwörtlich Auf den Gott der Ungaren schwören wir, schwören wir, dass Häftlinge weiter wir nicht sein werden! - was auf Deutsch weniger eindrucksvoll klingt. ... 

Osterhase

16. März 2024 23:49

... Auf eine allgemein gebräuchliche Wortstellung verzichten ja Dichter selbst, wenn "die Musik" ihrer Dichtung das notwendig macht, z.B.: Fünfhundert Barden, jung und alt, den Scheiterhaufen betraten, nicht einer war dazu bereit, zu preisen Eduards Taten. - s. Original mit Übersetzung Die Barden von Wales Ötszáz, bizony, dalolva ment Lángsírba walesi bárd: De egy se bírta mondani Hogy: éljen Eduárd. - was im alltäglichen Ungarisch eher wie folgt geschrieben wäre Ötszáz walesi bárd, bizony, dalolva ment lángsírba ... = 500 ... so wahr, singend betraten das Flammengrab ... 

Volksdeutscher

17. März 2024 20:11

@A. Kovacs - "eine slowakische Schreibweise kam nie vor."
Das weiß ich und damit haben Sie auch recht. Die slowakische/westslawische Schreibweise verwendete ich, um seine ethnische Herkunft zu betonen.

Nemo Obligatur

17. März 2024 20:25

@ Osterhase
Danke für die vielfältigen Hinweise. Das ist das Reizvolle in Dichtung, Sprache und Literatur, dass es auf solche Nuancen ankommt. Im Beispiel mit den Barden kommt es offenbar auf den Endreim an, da gibt es nicht viele Möglichkeiten. Das Gedicht von Petöfi hat in meinen Ohren etwas entschlossen Lakonisches. Wobei mir die Wortstellung in der Seidel'schen Übersetzung nicht zusagt. Aber auch über die Substantive Gefangene, Sklaven und Häftlinge muss man nachdenken. Dafür wäre dann der konkrete Hintergrund zu erörtern.
 
Heute müsste ein deutscher Petöfi vielleicht dichten: 
"Beim Gott der Deutschen
schwören wir, 
schwören wir,
dass wir nicht länger Bevölkerung bleiben."
 
Wobei man dann deutlich sieht, was für ein schwaches Wort das heute politisch-amtlich so beliebte "Bevölkerung" ist.
 
"Die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt." (Wittgenstein)
 

Volksdeutscher

17. März 2024 20:48

1. @Laurenz - "Die Ungarn bestehen aus 12 Volksgruppen...." 
Sonderbar, ich habe noch nie etwas davon gehört.... Wenn Sie jedoch mit Volksgruppen nationale Minderheiten meinen, dann haben Sie sich etwas unglücklich ausgedrückt, da die Ungarn die nationalen Minderheiten nicht als Ungarn betrachten und auch nicht bezeichnen. Bei den Ungarn besteht eine scharfe Trennung zwischen ethnische Herkunft und Staatsangehörigkeit. Der liberale Schwindel zum Zwecke der Auflösung der ethnischen Definition der Nation, wonach jemand aufgrund seiner Staatsangehörigkeit "Ungar", "Deutscher" oder "Pole" sei, ist der ungarischen Mentalität vollkommen fremd (das ist unabhängig davon auch in Russland so). Nicht die Ungarn bestehen aus 12 Volksgruppen, sondern in Ungarn leben 12 Volksgruppen.... Verstehen Sie den großen Unterschied? Und so ist es sowohl formal als auch inhaltlich richtig, denn die Deutschen, Slowaken, Serben, Kroaten, Rumänen, Juden und Zigeuner sind keine Ungarn, so können sie keine ungarischen Volksgruppen bilden, selbst wenn sie die ungarische Staatsangehörigkeit haben: Es gibt eine deutsche Volksgruppe, eine slowakische Volksgruppe, eine kroatische Volksgruppe und so weiter. Und so sprechen die Ungarn von "ungarnländischen Deutschen" (magyarországi németek), aber niemals von Ungarn.

Volksdeutscher

17. März 2024 22:03

@Nemo Obligatur - Danke. Ich bin kein studierter Übersetzer, ich verlasse mich in solchen Fällen auf mein Gefühl für die dichterische Sprache. Es wundert mich jedoch nicht wenig, daß SiN diesen Artikel über Sándor Petőfi veröffentlicht hat, wo doch Sándor Márai (geb. Alexander Karl Heinrich Grosschmid) dem Geist des deutschen Konservativismus nicht zuletzt auch wegen seiner deutscher Herkunft viel näher steht.

Volksdeutscher

17. März 2024 22:25

@Osterhase - "Schwören wir beim Gott der Ahnen: Nimmermehr beugen wir uns den Tyrannen! Nimmermehr!"
Die von Ihnen zitierte Übersetzung ist pure Willkür eines Dilettanten. Diese Übersetzung ist umständlich, sinnentstellend und sperrig! Als des Übersetzers eigene Dichtung ginge sie freilich noch durch.

Volksdeutscher

17. März 2024 22:33

@Der Gehenkte - Was in dem von Ihnen verlinkten Artikel "Nietzsches Ungarn, Nietzsches Petöfi" vom ungarischen "Antisemitismus" steht, insbesondere vom Prozess von Tiszaeszlár ist in vielerlei Hinsicht falsch bis erlogen, voller Entstellungen und Halbwahrheiten. Es ist hier nicht der Platz, es auszuführen, warum. 

Volksdeutscher

17. März 2024 23:29

@Nemo Obligatur - "Aber auch über die Substantive Gefangene, Sklaven und Häftlinge muss man nachdenken. Dafür wäre dann der konkrete Hintergrund zu erörtern."
Das ist richtig. Rab bedeutet auf ungarisch Häftling und nicht Gefangener, denn Gefangener bedeutet fogoly, z.B. hadifogoly = Kriegsgefangener. Bei Gefangenen denken auch wir im Deutschen an Kriegsgefangene und bei Häftlingen an Verhaftete, bzw. an zur Freiheitsstrafe Verurteilte. Diese Wörter sind zu speziell, es mangelt ihnen auch an Poesie, Sklave ist hingegen viel allgemeiner, auch assoziativer. Sklave bedeutet auf ungarisch rabszolga, wörtlich einen dienenden Gefangenen (rab = Gefangener + szolga = Diener), also jemanden, der irgendwann mal geraubt wurde und seitdem als Diener für seine Herren tätig ist. Das Hauptwort Sklaven wäre den Hauptwörtern Gefangene oder Häftlinge aus Gründen der Kürze, des Rythmus, des Klanges und der Frappanz vorzuziehen. Es geht im Gedicht auch nicht um das Schicksal eines Individuums, sondern um das einer Nation, die man nicht gefangen nehmen und auch nicht verhaften, wohl aber (in übertragenem Sinne) in Sklaverei halten kann. Die Verwendung der Hauptwörter Gefangene oder Häftlinge wäre so auch sinnwidrig.

anatol broder

18. März 2024 00:58

nach vorliegenden hinweisen würde ich petöfis schwur auf deutsch so darbieten.
(1) mit rabok = gefangene. (kovacs)
beim gott der ungarn // schwören wir. // schwören, dass wir // nicht gefangen bleiben.
(2) mit rabok = sklaven. (volksdeutscher)
beim gott der ungarn //schwören wir. // schwören, dass wir // keine sklaven bleiben.

Volksdeutscher

18. März 2024 13:29

@anatol broder - Ihr Vorschlag 2 ist gut rhythmisiert, besser als der erste, klingt auch fließender.

Maiordomus

18. März 2024 16:58

@Laurenz. Obwohl vieles, was Sie in letzter Zeit schreiben, oftmals zutrifft, haben Sie doch vielfach die Neigung, auch richtig Gesehenes per Vereinfachung zu verfälschen. War selber vor 52 Jahren wegen Zusammenarbeit betr. ein Filmdrehbuch gut bekannt mit dem ungarischen Schriftsteller Istvan Bekefy, der nun mal ein ungarischer Jude war und jedenfalls in dieser Eigenschaft literarische Werke und Filmdrehbücher schrieb, als Ungar alter Schule war er deutsch-ungarischer Bilingue. Jedenfalls verstand er sich als Ungar, floh freilich 1956 schon zur Phase, als der Aufstand noch in der euphorischen Phase war, weil Aufständische ihn nämlich, weil er als Kommunist vom Regime unterstützt worden war, mit entsprechenden Zugeständnissen, lynchen wollten. Habe bei ihm in der Schweiz viel über ungarische Literatur und Kultur gelernt, ging nie davon aus, dass er kein Ungar war, er reiste dann übrigens wieder in seine Heimat zurück, wo er als vergleichsweise liberaler Gulaschkommunist weiterpraktizierte. Als Kulturschaffender genoss er ähnlich wie Bekannte von mir aus der DDR-Literatur- und Filmszene durchaus Reisefreiheit, was natürlich mit dem Ausfüllen von Formularen verbunden war.   

A. Kovacs

18. März 2024 18:25

@anatol broder 18. März 2024 00:58
(1) mit rabok = gefangene. (kovacs): Ich habe doch gar keinen Übersetzungsvorschlag gemacht. Aber ich erlaube mir als ungarischer Muttersprachler den Hinweis, dass im Kontext von Petőfis Gedicht Sklave die korrekte Übersetzung ist.
@Volksdeutscher 16. März 2024 14:08
Ihre Einlassung atmet etwas von den "Magyarisierungs"-Vorwürfen gegenüber den angeblich so intoleranten, in Wahrheit und besonders im Vergleich zur Praxis der Trianon-Nachfolgestaaten auf jeden Fall liberalen Gesetzgebung betreffs der Nationalitäten in der kuk Monarchie. Es war in Ungarn immer klar, dass jemand, der Zrínyi heißt, ethnisch Kroate ist, aber er sollte wenigstens so viel Ungarisch sprechen, um auf dem Amt usw. seine Angelegenheiten regeln zu können.
Gegenüber Laurenz haben Sie ja die Frage der Volksgruppen behandelt, bei der zwischen uns lediglich ein Missverständnis vorlag: Wenn ein Ungarndeutscher sich nicht (wie z. B. Márai) assimilieren wollte, blieb er natürlich deutsch, mit Ungarn als seiner Heimat.

Laurenz

18. März 2024 18:29

@Volksdeutscher @L. ... 1. Bewundere Ihre Sprachkenntnisse 2. 25% der Ungarn sind also Ungarn? Der Rest nicht, spricht nur ungarisch? https://www.derstandard.de/story/2000114515995/als-niemand-ungarisch-lernen-wollte-sprachenpolitik-im-koenigreich-ungarn-um

Der Gehenkte

18. März 2024 22:16

@ Volksdeutscher
"wo doch Sándor Márai dem Geist des deutschen Konservativismus ... viel näher steht."
Zu Márai und seinem Konservatismus finden Sie hier etwas (neben vielen anderen Stellen):
Der Großmeister der Melancholie
Wo ist unsere Unschuld hin?

Volksdeutscher

18. März 2024 22:18

@Laurenz - Von den ca. 10 Millionen Bewohnern Ungarn sind etwa 8 bis 9 Millionen ethnisch Ungarn. Das entspricht nach meiner Rechnung ca. 80% bis 90%. Der restliche 1 bis 2 Millionen Einwohner (10% bis 20%) verteilen sich auf die nationalen Minderheiten, die selbstverständlich ungarisch sprechen, aber deshalb noch lange keine Ungarn sind. Wer Ungar ist, wird ethnisch definiert. Im geistigen Sinne zum Ungar werden, wie @A. Kovacs ausführt, gehört auf ein anderes Blatt. Angehörige nationaler Minderheiten werden von den Ungarn weder als Ungarn angesehen noch als Ungarn bezeichnet, sondern sie sind einfach das, was sie sind: Deutsche, Slowaken, Juden plus ungarische Staatsangehörige. In Ungarn zählt man Birnen nicht zu den Äpfeln und umgekehrt wie hierzulande, verstehen Sie? Ich befürchte, Sie sind gefangen in einer in Westeuropa sehr verbreiteten falschen liberalen Begrifflichkeit. In Ungarn gibt es keine "ungarischen Deutschen, Slowaken, Juden", es gibt nur "ungarnländische Deutschen Slowaken, Juden". Diese Bezeichnung ist richtig, denn sie beläßt dem Angehörigen der nationalen Minderheit seine ethnische Herkunft, betont gleichzeitig jedoch dessen Staatszugehörigkeit durch den Landesnamen. Niemand wird ausgegrenzt, aber auch niemand umbenannt.

Laurenz

18. März 2024 22:44

@Maiordomus @L. ... Katarina Witt durfte so viel reisen, wie Sie wollte. Es gab auch immer genügend Kinderschokolade (Ihre Lieblingssorte) für unsere größte Eisprinzessin. Aber fragen Sie doch mal den großen SiN-Autoren HB, was Er bei den Grenztruppen der DDR gemacht hat? Als Reiseführer für Grenzgänger fungiert?

Laurenz

19. März 2024 09:54

@Volksdeutscher @L. ... Von den ca. 10 Millionen Bewohnern Ungarn sind etwa 8 bis 9 Millionen ethnisch Ungarn. ... Unglaubwürdig. Da schreibt jeder was anderes. Es kann natürlich sein, daß der Vertrag von Trianon zu eine Magyarisierung geführt hat, was sich sofort bei einer Revision des Vertrages ändern würde. Lesen Sie hier https://de.wikipedia.org/wiki/Ethnische_Gruppen_in_Ungarn auch ganz interessant hier https://de.wikipedia.org/wiki/Magyarisierung
 

Der Gehenkte

19. März 2024 11:49

@ Laurenz
Ihre Guugelei hat Sie wieder mal in die Irre geführt: https://osteuropa.lpb-bw.de/ungarn-gesellschaft

Volksdeutscher

19. März 2024 12:12

@Laurenz - Ich konnte das nicht zu Ende lesen, es ist voller Unsinn, Verfälschungen und Übertreibungen, es ist nicht empfehlenswert, solche Pamphlete vor dem Mittagessen zu lesen. Außerdem glaube ich darin den Duktus eines bestimmten Geistes, bzw einer Geisteshaltung herauslesen zu können, den ich weder benennen noch kommentieren möchte, damit Sie meine Erwiderung in voller Länge lesen können. Was meine Angaben hier betrifft, gehen sie auf ungarischsprachige Quellen des nationalen Lagers zurück. Es ehrt Sie, sich die Mühe mit der Suche gemacht zu haben.

Maiordomus

19. März 2024 18:40

@Laurenz. Sie wissen, dass HB für mich im Ernst zu den wertvollstten Beiträgern auf dieser Seite gehört, auch als gebildeter Bürger, schätze seine Bedeutung um Welten höher ein als diejenige des sog. Stars der Rechten, wie er im Moment verkauft wird, wiewohl glücklicherweise nicht gerade hier bei SiN. Dass er unterrichten dürfte, wäre für mich von mindestens gleich grosser Bedeutung für ein freies Deutschland wie man dieselbe für Russland betr. Nawalny zugeschrieben hat.  

Volksdeutscher

20. März 2024 00:51

@Der Gehenkte - Haben Sie vielen Dank für den Hinweis, es freut mich, daß auch Sie Werke Márais mögen, die ich vorziehe, lieber auf ungarisch zu lesen. Nicht minder interessant und noch in größerem Maße aufschlußreich sind Márais Tagebücher, die seinen konservativen, von manchen auch dandyistisch genannten Blick auf die Welt offenbaren als seine Prosawerke. Márai mochte weder die Juden noch die Homosexuellen. Ob die literarisch interessierten SiN-Leser diese Tagebücher kennen? Leseprobe aus dem Ungarischen (in meiner Übersetzung): 
"Ich kann Homosexuelle nicht leiden; ihre Gesellschaft, wenn ich manchmal mit ihnen zusammen sein muß, löst in mir Ressentiments aus. Mein Einwand richtet sich nicht gegen das, was für sie die Formel für die Lösung des Sexuallebens ist, dies ist vollkommen bedeutungslos, sondern gegen ihren Charakter, ihr Wesen, die allesamt verzerrt, krank, unharmonisch sind." (Sándor Márai: Sämtliche Tagebücher, 1947. Budapest, 2007, S. 81)“
 

Laurenz

20. März 2024 02:42

@Maiordomus @L. ... Für mich muß jemand nur gut schreiben. Bei HB sind es eher Seine Berichte über das direkte Erfahren, weniger der leicht manische Hang zum Liberalismus. Am emotionalsten verbindet mich mit HB Sein Verhältnis zu Seiner Großmutter, welches Er einfach gut in herzerwärmende Worte gefaßt hatte. Hier kommt die schlichte Kunst in der Deutschen Sprache zum tragen, ganz abseits großer Weltliteratur & Philosophie. Und was ist mächtiger als die Liebe zu den Altvorderen? Ich bedaure jeden, der sie nie sein eigen nennen konnte. Ich mutmaße, uns NeuRechten, Freiheitlichen, geht es nicht viel anders, als den Revolutionären 1848/49. Wir opponieren gegen privilegierte Stände. Hier, Maiordomus, könnten Sie in Erwägung ziehen, daß unsere Protagonisten unterschiedliche Aufgaben & Schicksale erfüllen, die über jeden Vergleich erhaben sind. Jeder da, wo er kann & das Talent zum tragen kommt.
@Volksdeutscher & Der Gehenkte @L. ... Ich weiß in keiner Weise, was Sie Beide wollen? Im Beitrag vom Hänger las ich nichts Widersprüchlches zu meinen Beiträgen & Beutedeutscher passen manche Veröffentlichungen nicht. Ich frage mich, wie Sie es schaffen noch nicht am Herzkasper verreckt zu sein? Bei meinem Relotiuskonsum hätte ich mich schon vor Jahren hinter den Zug schmeißen müssen...

Für diesen Beitrag ist die Diskussion geschlossen.