Grüß mich nicht unter den Linden

Ich schreibe dies aus einem aktuellen Anlaß. Wir sind „im Geheimen“ populär. Wir? Wer? Warum „im Geheimen“?

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

Wer: Nennt es das “gehei­me Deutsch­land”, nennt es „die AfD“, nennt es deren Vorfeld.

„Uns“ gab es jeden­falls schon vor 2013, laan­ge vor der AfD. Soge­nann­te Rechts­in­tel­lek­tu­el­le, Leu­te die abseits des Main­streams nach­dach­ten. Als sol­che waren wir seit je ver­femt! Logisch waren wir schon des­halb auch immer inter­es­sant. Es braucht kei­ne Eitel­keit, das zu kon­sta­tie­ren. Wer aus­schert von der Norm, und zwar nicht aus Ver­rückt­heit oder Pro­fi­lie­rungs­in­ter­es­se, erhält die Auf­merk­sam­keit klu­ger Köpfe.

Das ist nichts Neu­es. Auch die rei­zen­den Kon­tak­te zur „eta­blier­ten Welt“ sind es nicht.

Ich erin­ne­re mich nicht, wann genau sich der „Nibe­lun­gen-Stamm­tisch“ eta­blier­te, mei­ne aber, es wäre deut­lich vor der Jahr­tau­send­wen­de gewe­sen. „Nibe­lun­gen“ hieß es bloß des­halb, weil es sich beim Treff­punkt um die (grie­chisch geführ­te) Nibe­lun­gen­schän­ke in Frank­furt han­del­te, ein objek­tiv exzel­len­tes Restaurant.

(Schö­ner Zufall, das mit den Nibe­lun­gen! „Hades-Stamm­tisch“ oder „Dio­ny­sos-Treff“ hät­te auch sein kön­nen, aber das poli­tisch total unver­däch­ti­ge Restau­rant liegt nun mal an der Nibelungenallee.)

Jeden­falls tra­fen sich dort über vie­le, vie­le Jah­re zum Jour fixe illus­tre „Hinz und Kunz“. Näm­lich Ex-Lin­ke mit Neu­rech­ten. Ich mag kei­ne Leu­te ins Licht rücken, aber natür­lich war Gün­ter Maschke eben­so dabei wie Mat­thi­as Beltz (bei­de verstorben).

Auch heu­te noch tref­fen sich Leu­te aus der Klas­se der Ver­fem­ten mit denen aus der Klas­se derer, die ver­fe­men. Aber es ist so „geheim“, daß es kaum zu glau­ben ist!

Könn­ten Letz­te­re eine Brü­cke sein? Zum Dis­kurs? Als Ver­mitt­ler? Das ist ja die Hoff­nung. Man trifft sich ja nicht, um sich was ein­zu­bil­den apro­pos Pro­mi­nenz. Man trifft sich wegen eines even­tu­el­len Brü­cken­schlags. Nie­mand weiß, was es aus­trägt. Man spricht (logisch heim­lich), man mag ein­an­der womög­lich, ist sich sym­pa­thisch. Hat eigent­lich aus­schließ­lich Über­ein­stim­mun­gen. Aber dann: das gro­ße Geheimnis-Siegel!

Ein (bekann­ter) Schau­spie­ler sagt uns, er wür­de sich gern offen­ba­ren, aber es wäre dann halt sein Ende: Na okay, ver­steht man.

Ein Agent bit­tet höf­lich und unter Skru­peln, die klei­ne Spur, die in unse­rem Online-Archiv zu sei­nem Man­dan­ten gelegt ist, zu til­gen. Ger­ne – erledigt!

Ein Autor, den wir hoch­ge­lobt haben, bit­tet, doch den Ver­kaufs­link zu löschen. Klar, ver­ste­hen wir, machen wir aber nicht: Ver­kau­fen darf jeder, da hat er doch gute Kar­ten und kann sich rausreden.

Ein ande­rer Autor, „Groß­ber­li­ner“, den Kubit­schek mehr­fach getrof­fen hat, been­de­te das letz­te Gespräch mit dem ulti­ma­ti­ven Dik­tum: „Wir haben uns nie getrof­fen, (Zwin­ker)!“- Logisch, haha.

Ein Lokal­re­dak­teur schreibt:

Ich weiss, dass Ihr recht habt. Das ein­zu­ge­ste­hen wür­de mich aber echt kil­len, sorry.

Ich per­sön­lich habe x wei­te­re Bei­spie­le, die ich mit mir selbst aus­ma­che. Es sind dabei stets Leu­te, die ganz und gar „auf unse­rer Sei­te“ ste­hen, aber unge­heu­ren Schiß davor haben, dafür ein­zu­ste­hen. Aug´ in Aug´ sind sie aller­dings ganz klar, und ich ver­zei­he ihnen mit Hein­rich Heine:

Bla­mier mich nicht, mein schö­nes Kind,
Und grüß mich nicht unter den Linden;
Wenn wir nach­her zu Hau­se sind,
Wird sich schon alles finden.

Dies ist ohne­hin sicher – daß es sich fin­den wird!

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

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Kommentare (36)

Franz Bettinger

20. März 2024 09:47

Auf Walhalla (der Ruhestätte der deutschen Helden) wird man die Übervorsichtigen jedenfalls später nicht finden. 

H. M. Richter

20. März 2024 09:55

Ende der 70er Jahre, mitten in der DDR. Unterhaltung über die politische Situation im Land. Bis jemand sagte: „Eigentlich fehlen bloß noch die Lager.“ // Wir wollten da raus, wir wollten da weg, wir ersehnten ein Leben in Freiheit. // Was waren wir 1989 glücklich, freudetrunken auf der Mauer stehend, tanzend im Todesstreifen. Einen Moment lang. // Nie, nie hätten wir damals zu glauben vermocht, wohin sich dieser Staat Bundesrepublik in wenigen Jahrzehnten bewegen würde. // Nun sitzen wir, älter geworden, wieder beieinander.

Laurenz

20. März 2024 10:37

@EK ... Ihre leicht Art, über den geheimen Sachverhalt zu schreiben, hat, weiter gedacht, was zutiefst Religiöses. Sie beschreiben nichts anderes als Ihr Dasein als Ketzer, Häretiker oder Degenhardts Schmuddelkinder. Es fehlt nur noch, daß wir alle einen blauen Punkt auf der Kleidung tragen müssen. Im Kopf habe ich immer noch das Video-Bild, als BK in Gegenwart von GK, Bücher des politischen Gegners mit Referenz zu Schnellroda auf einem Tisch stapelte. Dabei waren Zeitschriften, wie der Relotius, noch nicht mal dabei. "Kauft nicht bei Rechten" ist im Prinzip schon traurige Realität. Die provozierte öffentliche Verfemung Rechts-Intellektueller, (die als Katholiken in meinen Augen gar keine Rechten sind,) ist natürlich ein geiles Geschäftsmodell. Die ganze schreibende linke Saubande stürzt sich auf das heiß ersehnte Feindbild, den Ketzer, ohne den jede Religion/linke Politik ein nichts ist. Für die Recherche o.g. Bücher muß der politische Gegner in Schnellroda Quellen bestellen, zum totlachen. Um nachher 3 namenlose linke Handwurste eine ganze Hangar-V-Sendung mit GK & Broder über ein belangloses Zitat GKs zu verschwenden, anstatt den Mut zu haben, in eine fundamentale Debatte einzusteigen. Die Linke ist krank, wenn nicht gar tot.

das kapital

20. März 2024 10:49

Die Unsichtbaren ... Die Unberührbaren ... Ihr gehört dazu ... Ihr habt zwar recht ... aber leider steht ihr unseren Chefredakteuren und den Herrschenden im Wege ... Danke, dass ihr den Mut habt, zu widerstehen. Und anderen ein Forum zu geben. /// Erik Ahrens hatte ja gerade noch mal die durchaus erfolgversprechenden Aktivitäten von Krah erläutert. Und schon wird er abgeklemmt. Jetzt frage ich mich, ob es deshalb so schnell geht, weil die Strategie genau in diesem Forum ausgebreitet und erläutert worden ist. Wären die auch so schnell darauf gekommen ohne die Aufdeckung der Strategie in den sozialen Medien ? /// Ich bin ja sehr für offene Kommunikation. Sie stößt aber an Grenzen, wenn der politische Gegner mithört und mitdenkt. Die Strategien von Haldenwang, Paus und Faeser werden meist nicht in dieser Tiefe für die Öffentlichkeit herausge-arbeitet. Die muss man sich schon selbst erschließen. Die beherrschen Facebook und Co, nicht wir hier. /// Sellner hat jetzt als Unberührbarer 3 Jahre Deutschland-verbot von der Landeshauptstadt Potsdam aufgebrummt bekommen. Wieso eigentlich dürfen die jetzt über die Freizügigkeit in ganz Deutschland verfügen ??? Endet deren Gestaltungsmacht jetzt erst an der Bundes- und nicht mehr an der Stadtgrenze ? Amtsanmaßung ?

Adler und Drache

20. März 2024 12:17

Gäbe es derlei vorauseilenden Gehorsam nicht, wären die Repressionen nicht so wirksam. (Aus der Rubrik "Konjunktive des Bedauerns".)
Kann man solche Leute wirklich "mögen"? Schwer vorstellbar. 

das kapital

20. März 2024 12:27

Nachtrag: wenn Potsdam Amtsanmaßung begeht, also behauptet, generell für das Überschreiten der Bundesgrenze zuständig zu sein, dann werden Herr Sellner und sein Anwalt wohl auch mal ein Strafanzeige gegen die Behörden ins Auge zu fassen haben. Nötigung ist es allemal, wenn eine Behörde, deren Gestaltungs-macht an der Stadtgrenze endet, sich für ganz Deutschland für zuständig erklärt. Rechtsverstoß sehenden Auges. Dafür braucht man keine 2 Examen. Realschule reicht aus.

Ein gebuertiger Hesse

20. März 2024 12:42

Ein Mensch, der dem Aug-in-Aug ausweicht, den anderen und sich aus dessen Sphäre cancelled, allemal wenn er mit ihm d'accord geht (auf etwas Drittes hin, das weder er noch du bist, sondern etwa euer Land) begeht Verrat an sich selbst. Es gibt, konservativ gesprochen, nichts Uneleganteres, Uncooleres, Würdeloseres. 
Die karierten Burlington/Falke-Socken, die man sich dann vielleicht noch anzieht, das Täschchen von Manufactum, das man als Ausweis des Gegenteils um die Schulter trägt, holen den Karren nicht aus dem inneren Schlamassel. 
Menschliche Bedingtheiten. Was soll man sagen? 

RMH

20. März 2024 12:47

"Erik Ahrens hatte ja gerade noch mal die durchaus erfolgversprechenden Aktivitäten von Krah erläutert. Und schon wird er abgeklemmt. Jetzt frage ich mich, ob es deshalb so schnell geht, weil die Strategie genau in diesem Forum ausgebreitet und erläutert worden ist."
@das kapital, kurz vor dem Beitrag von E.A., hat der Anbräuner der Nation, J.B., breits eine ganze Sendung dem TikTok- Erfolg von M.Krah gewidmet und auch andere haben das TikTok Phänomen Afd heftig kritisiert. Denke, dass hängt im konkreten Fall also nicht zusammen. Unabhängig davon braucht keiner Strategie- und Taktikbeiträge im öffentlichen Forum, es sei denn, er ist Berater/Consultant und braucht solche Beiträge fürs Eigenmarketing oder er will damit irgendetwas auslösen, Diskussionsräume verbreitern, auf eine falsche Fährte locken etc. In dem Punkt haben Sie also grundsätzlich recht. 

Eo

20. März 2024 13:01

Guter Artikel
zur Befindlichkeit dieser Zeit; sowie über die Diktatur des juste Milieu(s).
 
Kommt denn auch
umgehend in meine spezielle Sammlung 'Freiheit oder Feigheit ?!'-

Maxx

20. März 2024 14:03

Ist es nicht irgendwie enttäuschend, sich mit Leuten zu einem guten Gespräch an einen Tisch zu setzen, zu diskutieren, in vielen Punkten vieleicht auch Übereinstimmung zu erzielen, nur um dann zu hören, dass sie euch im Fall der Fälle dreimal verleugnen werden, noch bevor der Hahn kräht?Was soll's, einem Niemand, der ich zweifellos bin, steht es nicht zu, zu beurteilen, welch Unbill und existentielle Härte es einem gefeierten Schauspieler oder Autor  bereiten würde, gar als Rechter bezeichnet zu werden oder etwa vom roten Teppich der Berlinale oder vom Podium der Frankfurter Buchmesse verbannt zu werden ... wo unsereins eh nie hinkommt ....

Dr Stoermer

20. März 2024 14:20

Jeder an seinem Platz, jeder wie er kann. Prominenz kann Schutz sein und nicht jeder kann Mut "monetarisieren". Der Spass hört bei den Kindern auf. Und doch kann jeder zumindest im 1:1 klare Kanten leben. Und "Mitmachen" muss man schon gar nichts.
Ist es nicht auch gut zu wissen, wie potemkinhaft die gegnerische Phalanx tatsächlich ist?

RMH

20. März 2024 14:46

Der hier
https://www.gmx.net/magazine/politik/steffen-mau-triggerpunkte-politische-mitte-passiv-39450320
behauptet, dass Deutschland gar nicht mal so arg gespalten sei. Das mag sein, aber die Bereitschaft des unbefangenen Aufeinanderzugehens ist irgendwie geringer, sich zu Kontakten zu bekennen, nochmals deutlich geringer und was man privat liest und für Medien konsumiert, darüber spricht man gleich gar nicht, wenn es über eine Serie beim Streaming-Dienst der Wahl hinaus geht. Im Übrigen hält man vorsorglich sein Maul.
Irgendwann kommt der Zeitpunkt, wo rechte, politisch Alternative, Oppositionelle und Verfemte aller Art einmal den Rosa von Praunheim machen, und mit "Outings" beginnen. Das kann, wenn man einmal wirklich viele, einschließlich einer gewissen Prominenz, beisammen hat, durchbrechende Wirkung entfalten. Brechen muss der schwarze Bann.

Adler und Drache

20. März 2024 15:03

@Laurenz
Die ganze schreibende linke Saubande stürzt sich auf das heiß ersehnte Feindbild
Das hat aber nichts mit Politik oder Religion zu tun. Es ist schlicht ein Merkmal menschlicher Vergesellschaftung, dass es (aufgrund der gemeinmenschlichen Fehler und Schwächen?) zur Stabilisierung der Gesellschaft notwendig ist, ein Feindbild zu etablieren. Ich versteige mich jetzt mal zu der These, dass das Feindbild geradezu konstitutiv für eine Gesellschaftsbildung ist. Wer "wir" sind, erfahren wir doch immer auch in Abgrenzung zu denen, die "wir" nicht sein wollen. Auch unter Rechten gibt es ein ausgeprägtes "Wir"-Denken (das ich eigentlich als urlinks empfinde und gegen das m.M.n. nur die von Caroline Sommerfeld angeführte christlich begründete "Jemeinigkeit" hilft). Man hat dergleichen nur im Wilden Westen nicht, wo es keine "Gesellschaft" gibt, oder als Eremit in der Wüstenei. Alex Jones meinte mal, es sollte nur noch Politik ohne jegliche gesellschaftspolitische Agenda geben, damit es keine Feindbilder mehr gäbe. Man sollte die Menschen einfach machen lassen, was sie wollen - eine libertäre Utopie, aber praktisch wohl kaum durchführbar und in meinen Augen auch nicht zu wünschen.  

Freier

20. März 2024 15:29

So fing es doch auch mit Luther an, als die Theologen insgeheim nicht mehr an den Ablass glaubten, der da verkauft wurde.

das kapital

20. März 2024 15:47

@RMH Der Anbräuner ist mir so zuwider, dass ich mir von dem nichts mehr anschaue. Wer AfD-Wähler zu Schlachtvieh wegen Seuchengefahr erklärt, verdient der meine Aufmerksamkeit nicht mehr. Das ZDF auch nicht. Der ZDF Himmler nimmt den nicht vom Sender und findet nichts daran, wenn der Anbräuner Bürger zu Nazis erklärt, und wie verseuchtes Schlachtvieh keulen will.

A P Weber

20. März 2024 17:44

Die bekannte New Yorker Architektin, die mich im Zug auf meine Evola - Lektüre anspricht; ein Kunstmäzen, der den Maler Werner Peintner lobt; "wählen Sie auch diesmal wieder richtig!" durch einen Behördenleiter, der sich umschaut, ob wir alleine sind; ein Stadtarchivar, der sich von mir "graue Literatur" ausleiht und zu Carl Schmitt und Hugo Preuß befragt;  überall lebt das "geheime Deutschland" und wartet darauf, daß der vergiftete Nebel zerreißt...

Laurenz

20. März 2024 17:57

@Adler & Drache @L. ... links-grüner Wokeismus hat mit realer Politik nichts zu tun. Es ist reine Ideologie, die auf Glauben basiert & ist damit Religion.

ofeliaa

20. März 2024 19:58

Ach herrje! Das Gedicht hat nicht Heinrich Heine geschrieben, sondern gaanz sicher mein Exfreund, über mich. 100% sicher. 

ofeliaa

20. März 2024 20:07

Mein Ethikprofessor mochte mich. Im Kurs "Ethik 1" gab man mir die Bestnote. Dann, im Kurs "Ethik 2", erst ein paar Tage her, gab es einen kurze, halbwegs und zugegebenermassen, von mir selbst angestachelte Diskussion über Themen wie Extremismus, Schweinefleisch und Ramadanbeleuchtung & Co. Nur sehr kurz, unbedeutend, aber wohl bereits schockierend. Ich brach meinem Ethikprofessor wohl das zarte Herz. Er dachte bis dato so anders von mir. Ich weiss, in der Ethik 2 Prüfung gibt es keine Bestnote mehr. ;-) Aber Achtung, es könnte sich hier um überspitzte Darstellungen handeln, wobei - mittlerweile habe ich schon so viel erlebt und über mich hereinbrechen lassen, was mein angebliches Potenzial zum Skandal angeht, mich würde nicht mehr wundern, wenn meine Beschreibung tatsächlich auch seiner Wahrnehmung des Sachverhalts entspräche. 

Heinrich Loewe

20. März 2024 20:10

Der Beitrag ist 100% ins Schwarze! Der "Schiß", die Feigheit von Hunderttausenden Bürgerlichen, seit '68, hat unser Land in die Lage gebracht, in der wir sind.
Nicht die Progressiven. Die sind eigentlich eine verschwindende Minderheit. Aber sie kämpfen erbarmungslos und mit allen Mitteln für ihre Agenda. Wir sind ein freies Land. Kann man ihnen nicht vorwerfen. Faktisch sollte man großen Respekt davor haben, wie sie das machen.
Nein, es sind die bürgerlichen verhausschweinten Feiglinge, die die Freiheit stets für gratis genommen haben, denen wir die sozialistische BRD 2024 zu verdanken haben.
Jedem sollte klar sein, daß der Tag kommt, wo er gewogen und gemessen werden wird. Wo warst DU, als es drauf ankam?

Franz Bettinger

20. März 2024 21:44

Eine Statistik, die auf einer Befragung von 40.000 Menschen beruht, wies vor einem Jahr nach, dass ein Drittel der Australier nur zum Schein geimpft sind. Auf dem (Propaganda-) Papier jener Regierung, die den härtesten und längsten Lockdown des Planeten durchziehen ließ, sind es 95%. Potemkin überall! Und deshalb: Haben WIR gewonnen. Und das WEF das Nachsehen. 

anatol broder

20. März 2024 23:22

warum fand aber der stammtisch ausgerechnet in jenem restaurant statt? frankfurt am main hat doch gewiss mehrere «objektiv exzellente restaurants» (kositza) zu bieten.
wenige hundert meter entfernt ist das stets gut besuchte grab von arthur schopenhauer. die nibelungenschänke war das nächstgelegene ordentliche restaurant. ich schliesse nicht aus, dass die nähe zum pilgerort die wahl begünstigt hat.

Fonce

20. März 2024 23:39

Das geht noch viel weiter, denn es ist ein seltsames Phänomen, dass junge Frauen meist Linke sind. Wenn die Männer rein physisch den Volksnachwuchs sichern möchten, müssen sie sich, statistisch gesehen, nach links verbiegen.  

Laurenz

21. März 2024 09:38

@Fonce ... jetzt raten Sie mal, warum das Frauenwahlrecht erst vor 100 Jahren eingeführt wurde? Frauen in der Politik sind der Untergang eines jeden Staates. Legitime Ausnahmen bestätigen die Regel.

Gimli

21. März 2024 09:43

@heinrich Löwe.  ganz unironischen Dank, dass sie den freiheitlichen Staat betonen, der vielen Stimmen Raum bietet. Alles in allem geht es hier schon trennscharf und vereinfachend bipolar immer nur um rechts gegen links, als ob es keine Mitte gäbe. ich selber bin kein Linker, aber hierher treibt mich nur die Neugier und weniger die Anknüpfungsfläche. ich arbeite selbstständig, habe vier Kinder, Haus, Hof, Hunde und Hühner und würde mich so ziemlich der bürgerlichen Mitte verorten, weil ich bei allem Progressismus solche Werte wie Ehrlichkeit, Pünktlichkeit und Ordnung schätze, ordentlich viel Steuern hierzulande zahle, nicht gleich hinter jeder Meinungsbildung böse Kräfte walten sehe, "den" Politikern nicht von vornherein ihre rechtschaffene Motivation abspreche (ich wollte den Job nicht machen, ja "könnte" ihn nicht) Zu EKs Text frage ich, wo die Selbsteinsicht ehrlich formuliert wird, dass sich doch als "Szene", die von außen scheinbar ausgegrenzt wird, die Binnenzentrierung und ganz gut anfühlt. Die REibung an der Grenzfläche zum "Rest" schafft doch auch Nestwärme?! Ich selber bin froh, keiner Minderheit anzugehören, auch wenn ich glaube wahrzunehmen, dass die Gesellschaft wirklich toleranter wird (nicht schon uneingeschränkt ist). 

Olmo

21. März 2024 10:18

@Ein gebuertiger Hesse
Die karierten Burlington/Falke-Socken ...
In dem Jahr, in dem ich mich als gesichert rechtsextrem outete, schenkte mir meine Mutter karierte Burlington/Falke-Socken zu Weihnachten. Ich habe das gar nie miteinander in Verbindung gebracht. Der Witz ist damals komplett an mir vorbei gegangen. Gefreut habe ich mich, über die schicken Socken.

Carsten Lucke

21. März 2024 11:48

In Heinrich Heine etwas Günter Eich eingestreut :
"... Draußen gehen die Freunde mit ihren Gewißheiten vorbei.                                  Die Feinde mit ihrem Einverständnis."

RWDS

21. März 2024 12:16

Das Kreuz in der Wahlkabine ist (noch) geheim. Sollten alle, die sich im echten Leben nicht zur Wahrheit durchringen können (Gründe dafür gibt es genug), wenigstens dort ehrlich zu sich sein, dann wären wir schon einen ganzen Schritt weiter.

das kapital

21. März 2024 16:25

@ Adler und Drache 20. März 2024 15:03 Wir alle leben in kollektiven Wahnsystemen und werden in kollektive Wahnsysteme hineingepresst. "Zur Stabilisierung der Gesellschaft ist es notwendig, ein Feindbild zu etablieren." Das hätte weder mit Politik noch mit Religion zu tun. Hm. Da muss ich tatsächlich fünfmal drüber nachdenken. (Auch) Religion ist ein Macht-, Struktur- und Ordnungsmittel. Insbesondere in Zeiten, in denen sich Staaten noch nicht verfestigt haben / hatten. Und jetzt haben wir ja verdammt verfestigte Staaten und Menschen im Würgegriff der Staatenlenker aus der ... Parteipolitik (!). /// Stabilisierung der Gesellschaft durch Verfassung und Rechtsstaat sollte doch eigentlich das Konzept sein, oder ?! Das mit den Feindbildern führt zu Verwüstungen und zu Abermillionen von Toten. Menschen funktionieren so, o.k., aber gerade christlich geprägte Gesellschaften sollten hier und heute so nicht funktionieren. /// Sauereien, Intoleranz und Machtmissbrauch auf Grundlage verfestigter Feindbilder hat die Menschheit wahrhaftig schon genug erlebt. Nicht nur bei Stalin und Lenin, Mao , Hitler, sondern auch bei Faeser, Paus und Haldenwang. Eine lebenswerte künftige Ordnung braucht einen Rechtsstaat, der den Namen wert ist. Durch Feindbilder gespalten sind und werden wir schon mehr als genug.

Adler und Drache

21. März 2024 17:33

@das kapital
Das allzumenschliche Bedürfnis, einer Gemeinschaft anzugehören ist m.E. unabhängig von religiösen oder politischen Ideen. Eine gewisse Abgrenzung zu andersartigen Gemeinschaften gehört implizit dazu, & unter ungünstigen Umständen wird daraus Feindbild/Feindschaft. Ideen werden da eingepasst, für die Aufwertung der eigenen & die Abwertung der (vermeintlich) anderen Identität benutzt. Natürlich wurde auch das christliche Ideensystem benutzt, um Feindbilder zu erschaffen - christlich ist dies nicht, aber eben menschlich. Man benutzt eben, was im Schwange ist, was der Zeitgeist mitgibt. Vergemeinschaftung/Vergesellschaftung bringt das mit sich, dagegen ist - glaube ich - kein Kraut gewachsen.
Dass der Rechtsstaat alles regeln und hübsch machen könnte, ist in meinen Augen eine Utopie. Die technische, hier eben sozialtechnische Maßnahme kann gewiss sinnvoll einhegen, bremsen, kanalisieren, aber die Wahnsysteme sind Emanationen des Menschseins. Wir werden da nicht hineingepresst, wir bringen das mit & lassen es u.U. wild galoppieren (jaja, ich weiß - was heißt hier "wir"). Deswegen lässt sich der Wahn auch nicht technisch-politisch regeln oder gar abwickeln. Das geht tiefer, da sind ganz andere Änderungen nötig, die aber gar nicht "auf dem Schirm" sind. 
Ich bin aber doch auch wieder froh, dass das Technische das Menschliche nicht ersetzen kann. Lieber Wahn als KI!  

B Traven

21. März 2024 18:37

Gemaess Bertelsmann-Analyse der Wählergruppen ist wichtigster Faktor für die "Buergerlichen" das Ansehen, das sie in der Gesellschaft erfahren. Ist die Gesellschaft einmal links dominiert, ist Widerstand aus buergerlichen Kreisen nicht zu erwarten.
Zudem unterscheidet sich die heutige Lage auch dadurch von Russland 1917/18 und Ostmitteleuropa nach 1945, dass vorderhand die Linken dem Buergerlichen Besitz und Einkommen lassen, solange dieser nicht öffentlich aufmuckt.
Sätze von buergerlichen Menschen wie "Da wohne ICH ja nicht" oder "Da gehen ja MEINE Kinder nicht zur Schule" waren mit ausschlaggebend für mich, meine AfD-Mitgliedschaft von (sehr) aktiv in passiv umzuschalten, da mir es nicht mehr klar war, für wen oder was ich politisch kämpfe. 
 
 

Laurenz

21. März 2024 19:04

@Anatol Broder ... will Ihrer These bezüglich der Schopenhauer-Pilger aus aller Welt nicht widersprechen, aber festhalten, daß sie schon leicht weit hergeholt ist. Inklusive 2er Jüdischer Friedhöfe, ist der Frankfurter Hauptfriedhof https://de.wikipedia.org/wiki/Hauptfriedhof_(Frankfurt_am_Main) riesig. Und Schopenhauer ist nicht die einzige Größe, die der Friedhof vorweisen kann.

das kapital

21. März 2024 22:11

Der Rechtsstaat (nur) als Utopie ? Das wäre zu wenig. Der Rechtsstaat ersetzt die "Fehde". Das ersetzt nicht alle Streitigkeiten und alle Kämpfe. Aber im Wesentlichen klären sich so Fragen ohne Prügelei und Messerstecherei. In allem allerdings, was Parteien angeht, geht Macht vor Recht.

brueckenbauer

22. März 2024 00:29

Liebe Frau Kositza,
ich hoffe, ich ärgere Sie jetzt nicht wieder, aber: In der Konfiguration dieses Gedichts spielen Sie die Rolle des "schönen Kindes" und die Gegenseite (der Feigling oder wie man's nennen will) die Rolle von Heine. Wäre vielleicht ganz interessant, das Gedicht mal feministisch umzuschreiben, aus der Sicht der Frau, die überlegt, ob sie sich auf Heines Versprechen verlassen soll oder vielleicht lieber nicht?
 
 

Joerg

22. März 2024 08:15

Das ist wieder ein so interessanter Beitrag von Frau Kositza, dass ich mir die dadurch erzeugte Stimmung nicht durch das Lesen der Kommentare beschädigen will. 
Mich wundert nämlich immer, wieviele Salonrechte es gibt, die trotz der bedrückenden Realitäten in unserem Land noch auf hohen Rössern sitzen.
(Eine angenehme Abwechslung waren dagegen die Kommentare zum "Ausmisten" Beitrag. Die waren oft sympathisch und manchmal lehrreich.)

das kapital

22. März 2024 09:13

@ B Traven Für wen oder was Sie politisch kämpfen ? Sie kämpfen so oder so für kollektive Wahnsysteme, die verschleiern, was und wer wirklich regiert. /// Wir hätten da mal ein paar Angebote : Religion, Nation, Gott, NATO, EU, Kapitalismus, Sozialismus, Parteien, Parteienstaat, Rechtsstaat als Gottesersatz, "Demokratie'" durch den Kampf gegen Rechts, Antifaschismus, Klima, Klimawandel, Energie-wende ins Nichts, Kleben für das Klima, 'Fridays for 'Future, Agora, Blackrock, Bundesregierung, Wohlstand des weniger usw. Das Ganze lässt sich auch noch ein bisschen durchmischen. /// Diese Mischung beherrscht uns und sie lässt sich zumindest auf Bundesebene nicht abwählen. Merz = Christdemokrat, Blackrock-mann, will mit den Grünen regieren. /// Entweder, sie kommen in den kollektiven Wahnsystemen an die Spitze oder sie bezahlen für die (An-) Führer wie Ricarda Lang, Angela Merkel oder Höcke. Parteien haben Nutzen für alle, die im Zivilleben schlechter verdienen können. Alle anderen zahlen drauf.

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