Wer: Nennt es das “geheime Deutschland”, nennt es „die AfD“, nennt es deren Vorfeld.
„Uns“ gab es jedenfalls schon vor 2013, laange vor der AfD. Sogenannte Rechtsintellektuelle, Leute die abseits des Mainstreams nachdachten. Als solche waren wir seit je verfemt! Logisch waren wir schon deshalb auch immer interessant. Es braucht keine Eitelkeit, das zu konstatieren. Wer ausschert von der Norm, und zwar nicht aus Verrücktheit oder Profilierungsinteresse, erhält die Aufmerksamkeit kluger Köpfe.
Das ist nichts Neues. Auch die reizenden Kontakte zur „etablierten Welt“ sind es nicht.
Ich erinnere mich nicht, wann genau sich der „Nibelungen-Stammtisch“ etablierte, meine aber, es wäre deutlich vor der Jahrtausendwende gewesen. „Nibelungen“ hieß es bloß deshalb, weil es sich beim Treffpunkt um die (griechisch geführte) Nibelungenschänke in Frankfurt handelte, ein objektiv exzellentes Restaurant.
(Schöner Zufall, das mit den Nibelungen! „Hades-Stammtisch“ oder „Dionysos-Treff“ hätte auch sein können, aber das politisch total unverdächtige Restaurant liegt nun mal an der Nibelungenallee.)
Jedenfalls trafen sich dort über viele, viele Jahre zum Jour fixe illustre „Hinz und Kunz“. Nämlich Ex-Linke mit Neurechten. Ich mag keine Leute ins Licht rücken, aber natürlich war Günter Maschke ebenso dabei wie Matthias Beltz (beide verstorben).
Auch heute noch treffen sich Leute aus der Klasse der Verfemten mit denen aus der Klasse derer, die verfemen. Aber es ist so „geheim“, daß es kaum zu glauben ist!
Könnten Letztere eine Brücke sein? Zum Diskurs? Als Vermittler? Das ist ja die Hoffnung. Man trifft sich ja nicht, um sich was einzubilden apropos Prominenz. Man trifft sich wegen eines eventuellen Brückenschlags. Niemand weiß, was es austrägt. Man spricht (logisch heimlich), man mag einander womöglich, ist sich sympathisch. Hat eigentlich ausschließlich Übereinstimmungen. Aber dann: das große Geheimnis-Siegel!
Ein (bekannter) Schauspieler sagt uns, er würde sich gern offenbaren, aber es wäre dann halt sein Ende: Na okay, versteht man.
Ein Agent bittet höflich und unter Skrupeln, die kleine Spur, die in unserem Online-Archiv zu seinem Mandanten gelegt ist, zu tilgen. Gerne – erledigt!
Ein Autor, den wir hochgelobt haben, bittet, doch den Verkaufslink zu löschen. Klar, verstehen wir, machen wir aber nicht: Verkaufen darf jeder, da hat er doch gute Karten und kann sich rausreden.
Ein anderer Autor, „Großberliner“, den Kubitschek mehrfach getroffen hat, beendete das letzte Gespräch mit dem ultimativen Diktum: „Wir haben uns nie getroffen, (Zwinker)!“- Logisch, haha.
Ein Lokalredakteur schreibt:
Ich weiss, dass Ihr recht habt. Das einzugestehen würde mich aber echt killen, sorry.
Ich persönlich habe x weitere Beispiele, die ich mit mir selbst ausmache. Es sind dabei stets Leute, die ganz und gar „auf unserer Seite“ stehen, aber ungeheuren Schiß davor haben, dafür einzustehen. Aug´ in Aug´ sind sie allerdings ganz klar, und ich verzeihe ihnen mit Heinrich Heine:
Blamier mich nicht, mein schönes Kind,
Und grüß mich nicht unter den Linden;
Wenn wir nachher zu Hause sind,
Wird sich schon alles finden.
Dies ist ohnehin sicher – daß es sich finden wird!
Franz Bettinger
Auf Walhalla (der Ruhestätte der deutschen Helden) wird man die Übervorsichtigen jedenfalls später nicht finden.