Habermas und der “historische Block” der BRD

Am 12. April wurde in Deutschland das „Selbstbestimmungsgesetz“ beschlossen. Elf Tage zuvor wurde Haschisch legalisiert. Am 17. brannten Linksextreme den Fuhrpark von Sven Ebert ab. Einen Tag später überfiel eine Zelle der Hammerbande einen rechten Aktivisten in Berlin. Kurz nach seinem eindeutigen Debattensieg über den linken Journalisten Thilo Jung läßt man gegen Maximilian Krah einen Spionageskandal hochgehen.

Martin Sellner

Martin Sellner ist Kopf der österreichischen Identitären Bewegung.

„Die alte Welt liegt im Ster­ben, die neue ist noch nicht gebo­ren. Es ist die Zeit der Mons­ter“. Das notier­te Anto­nio Gramsci vor bald hun­dert Jah­ren. Der „Mons­ter“ gibt es heu­te vie­le, das wür­de kei­ner bestrei­ten. Doch liegt die alte Welt wirk­lich im Ster­ben? Erle­ben wir heu­te nur eine Kon­junk­tur­kri­se oder den Unter­gang einer Ideologie?

Der ein­gangs zitier­te Gramsci hat uns mit dem Begriff des „his­to­ri­schen Blocks“ (bloc­co sto­ri­co) eine grif­fi­ge For­mel hin­ter­las­sen. Auch Gramsci­kri­ti­ker kön­nen sich mit dem Ter­mi­nus anfreun­den, wur­de er ja eigent­lich von Geor­ge Sor­el geprägt.

Der „homo­ge­ne, öko­no­misch-poli­ti­sche geschicht­li­che Block“ ist ein dau­er­haf­tes poli­ti­sches Bünd­nis unter­schied­li­cher sozia­ler Schich­ten und Grup­pen. Die Leit­idee für ein sol­ches Bünd­nis ent­spricht auch eher Sor­els Mythos als Marx’ abs­trak­ter Ideo­lo­gie. Die Metaer­zäh­lung des his­to­ri­schen Blocks legi­ti­miert die bestehen­de Ord­nung. Sie ver­bin­det Herr­scher mit Beherrsch­ten und ermög­licht so gera­de in Kri­sen­zei­ten den „spon­ta­nen Kon­sens“, der den Zer­fall verhindert.

Das mythi­sche Zen­trum unse­res his­to­ri­schen Blocks ist ohne Zwei­fel sein Schuld­nar­ra­tiv. Die „Poli­tik der Schuld“ (Paul Gott­fried) beein­flußt die Innen- und auch die Außen­po­li­tik. Intern ist man anti­deutsch, extern „femi­nis­tisch“ und west­lich gestimmt. Die BRD pro­fi­lier­te sich mit die­ser Kom­bi­na­ti­on als nerv­tö­ten­der Stre­ber des „Wer­te­wes­tens“. Ohne Rück­sicht auf natio­na­le Ver­lus­te trieb man als Wie­der­gut­mach­tung his­to­ri­scher Schuld die glo­ba­le links­li­be­ra­le Agen­da voran.

Doch der Schuld­block ist nur eine deut­sche Son­der­form der west­lich-libe­ra­len Ideo­lo­gie. Sein Kern ist weni­ger ideo­lo­gisch als mate­ri­ell. Vor allem die BRD wur­de als „Schau­fens­ter“ des Wes­tens mit Wohl­stand sediert.

Anti­deut­sche Lar­moy­anz ging Hand in Hand mit Wirt­schafts­wun­der und sozia­lem Auf­stieg. Im eth­no­ma­so­chis­ti­schen „Grand Hotel Abgrund“ resi­dier­te man luxu­ri­ös. Natio­na­ler Selbst­haß: eine Form der Ver­wahr­lo­sung, die man sich leis­ten kön­nen muß.

Der Bevöl­ke­rungs­aus­tausch, wie wir ihn heu­te erle­ben, wäre unvor­stell­bar, wür­den die Ein­hei­mi­schen nicht per­ma­nent durch Kon­sum und Wohl­stand ruhig­ge­stellt. Haber­mas sah deut­li­cher als vie­le Lin­ke, daß im Wes­ten der ame­ri­can way of life „die Ideo­lo­gie in der heu­te herr­schen­den Form“ gewor­den war.  Ein „staats­bür­ger­li­cher Pri­va­tis­mus“ ver­band die Ori­en­tie­rung auf Fami­lie und Waren­kon­sum mit Leis­tungs- und Kar­rie­re­ori­en­tie­rung.  Wohl­stand und Schuld waren die Kern­be­stand­tei­le des his­to­ri­schen Blocks der BRD. 

Zur Rech­ten des „Geists der Rache“, den Heid­eg­ger beklag­te, thron­te der Gott des moder­nen Wes­tens: Mer­kur, der Patron des Han­dels, der Waren­strö­me und des Cyber­space. Sie­fer­le nann­te die ent­ste­hen­de Gesell­schaft „sys­te­misch“. Die gut funk­tio­nie­ren­den Sys­te­me erset­zen eine herr­schen­de Ideologie.

Dage­gen waren frü­he­re Gesell­schaf­ten „nor­m­in­te­griert“, was sie anfäl­lig für ideo­lo­gi­sche Revo­lu­tio­nen mach­te. In akze­le­ra­tio­nis­ti­schen Zir­keln raun­te man bald von der „Anti­fra­gi­li­tät“ die­ser sys­tem­ti­schen Gesellschaft.

Die Achil­les­fer­se die­ser Wohl­fühl­dik­ta­tu­ren ist jedoch die Wirt­schafts­kri­se. Ihre Legi­ti­ma­ti­on lei­tet sich nicht nur vom Hal­ten eines Niveaus, son­dern von der stän­di­gen Stei­ge­rung des Wohl­stands ab. Bleibt die­se Stei­ge­rung aus, so berührt das den Legi­ti­ma­ti­ons­kern west­lich-libe­ra­ler Gesellschaften.

Eine „nor­m­in­te­grier­te“ Gesell­schaft, in deren Zen­trum eine Ideo­lo­gie oder eine Reli­gi­on steht, weist dage­gen mög­li­cher­wei­se eine höhe­re mate­ri­el­le Kri­sen­re­si­li­enz auf. Die kom­men­den Kri­sen könn­ten für den „Wer­te­wes­ten“ daher eine schär­fe­re Bedro­hung dar­stel­len als für alter­na­ti­ve Gesell­schafts­for­men. Ich will nur zwei der dro­hen­den Gewit­ter­fron­ten kurz beleuchten.

1. Deglo­ba­li­sie­rung: Vor Jah­ren war es ein Schlag­wort belä­chel­ter Kas­san­dra­ru­fer wie Peter Zei­han. Mitt­ler­wei­le sind sich fast alle Öko­no­men einig: Wir befin­den uns in einer Pha­se der Frag­men­tie­rung und Deglobalisierung.

Die Grün­de dafür sind zahl­reich. Die auf­fla­ckern­den Kon­flik­te sind Sym­pto­me eben­so wie Ver­stär­ker die­ses Pro­zes­ses. Es kommt zu Aut­ar­kie­be­stre­bun­gen und neu­en Block­bil­dun­gen. Welt­han­del und Aus­lands­in­ves­ti­tio­nen gehen zurück. Die glo­ba­len Waren­strö­me wer­den vola­til, teu­er und unsi­cher. Das bedeu­tet gera­de für Län­der, die auf ein „Ende der Geschich­te“ setz­ten und Geo­po­li­tik für „Tam­tam“ (Haber­mas) erklär­ten, ein böses Erwachen.

Der „Expor­t­eu­nuch“ BRD ist denk­bar schlecht auf die Rück­kehr der Geschich­te vor­be­rei­tet. Die unmit­tel­ba­ren Fol­gen lau­ten für ihn: höhe­re Import­kos­ten, gerin­ge­re Export­mög­lich­kei­ten, weni­ger Aus­lands­in­ves­ti­tio­nen, höhe­re Infla­ti­on und all­ge­mei­ne Verarmung.

 2. „Baby­bust“: Dazu kommt der soge­nann­te „Baby­bust“, der auf den „Baby­boom“ folgt wie der Kater auf den Rausch. Die Baby­boo­mer, also die gebur­ten­star­ken Jahr­gän­ge der 1960er Jah­re, waren die größ­te, am bes­ten aus­ge­bil­de­te „work­force“ der Mensch­heits­ge­schich­te. Es waren jene „alten Män­ner“, die von Japan über Korea bis Deutsch­land, Aus­tra­li­en und die USA die moder­ne Welt aus dem Boden stampf­ten. Nun gehen sie alle in Rente.

Glo­bal betrach­tet wer­den sie vor allem durch Inder, Ara­ber und Afri­ka­ner ersetzt. Es fehlt daher in fast allen Indus­trie­na­tio­nen an nach­rü­cken­den Fach­kräf­ten. Die Erset­zungs­mi­gra­ti­on aus der Drit­ten Welt ver­schärft die­se Kri­se nur. Auch ohne Mas­sen­ein­wan­de­rung wür­de der „Baby­bust“ einen gro­ßen wirt­schaft­li­chen Ver­lang­sa­mungs­schock aus­lö­sen. Inno­va­ti­on und Inves­ti­tio­nen könn­ten zurück­ge­hen, die Kos­ten für Sozi­al­sys­te­me explodieren.

Bei­de Pro­blem­fel­der über­la­gern sich und ver­stär­ken die Wir­kung poli­ti­scher Fehl­ent­schei­dun­gen wie der „Ener­gie­wen­de“ und der Sank­ti­ons­po­li­tik. Eine glo­ba­le Wirt­schafts­kri­se könn­te dazu eine gro­ße Migra­ti­ons­wel­le aus­lö­sen. Vie­le afri­ka­ni­sche Län­der hän­gen von Nah­rungs­im­por­ten und Geld­ge­schen­ken aus dem Wes­ten ab. Die­se neh­men im Zuge der Deglo­ba­li­sie­rung ab. Völ­ker­wan­de­run­gen könn­ten die Fol­ge sein.

Laut „Afro­ba­ro­me­ter“ sind fast 40% aller Afri­ka­ner aus­wan­de­rungs­wil­lig. 2015 war nur wohl ein „Vor­spann“. Schon im Som­mer 2024 könn­te es los­ge­hen, wenn man den War­nun­gen von Migra­ti­ons­exper­ten glaubt.

Para­do­xer­wei­se wird eine Ver­ar­mung west­li­cher Län­der den Migra­ti­ons­druck auf die­se Län­der erhö­hen. Ein Szenario:

In dem Augen­blick, in dem sich der Bevöl­ke­rungs­aus­tausch und die eth­ni­schen Span­nun­gen ver­schär­fen, gehen den Eli­ten gleich­zei­tig „Brot und Spie­le“ aus. Das ver­ste­tigt in West­eu­ro­pa die bestehen­den Ver­tei­lungs­kämp­fe, die sich wohl ent­lang eth­nore­li­giö­ser Bruch­li­ni­en abspie­len wer­den. Wohl­stand, Wirt­schafts­wachs­tum und Sicher­heit klin­gen wie Mär­chen aus alten Zei­ten. Sozi­al- und Schul­sys­tem ver­sa­gen in wei­ten Teilen.

Die impor­tier­ten, per­spek­tiv­lo­sen jun­gen Män­ner schlie­ßen sich zu gro­ßen Tei­len isla­mi­schen Erwe­ckungs­be­we­gun­gen oder kri­mi­nel­len Clans an. Jede Woche erschüt­tert ein „eth­ni­scher Schock“, sei es ein Clan­krieg, eine Grup­pen­ver­ge­wal­ti­gung, eine Mas­sen­schlä­ge­rei oder ein Ter­ror­an­schlag, das Land.

Wem traut das Volk zu, eine der­ar­tig ver­fah­re­ne, chao­ti­sche Lage wie­der in den Griff zu bekom­men? Dem brä­si­gen Block der Alt­par­tei­en oder jener AfD, die seit Jah­ren als radi­kal und kom­pro­miß­los dar­ge­stellt wird? Auch an den angeb­li­chen „Mas­ter­plan“ zur Remi­gra­ti­on erin­nert man sich nun immer häu­fi­ger, und das Wort ver­liert Woche für Woche sei­nen Schrecken.

Die­ses Kri­sen­sze­na­rio muß nicht genau so ein­tre­ten. Vie­les deu­tet aber dar­auf hin, daß es in Tei­len Wirk­lich­keit wer­den wird. Eine tie­fe wirt­schaft­li­che Kri­se könn­te, wenn man Haber­mas beim Wort nimmt, bereits für sich genom­men das Ende der herr­schen­den Ideo­lo­gie besie­geln. Ein Sys­tem ohne ech­te tran­szen­den­te Wer­te, des­sen inners­ter Kern ein huma­nis­ti­scher Mate­ria­lis­mus dar­stellt, ist effek­tiv, wenn es tra­di­tio­na­lis­ti­sche Kon­kur­ren­ten mit Wohl­stand aus­sticht. Doch es muß­te sich noch nie in einer ech­ten, tie­fen Kri­se bewäh­ren. Die­ser Streß­test steht nun bevor.

Zu die­sen nahe­lie­gen­den mate­ri­el­len Pro­ble­men tritt ein ideo­lo­gi­scher Wider­spruch des „Wer­te­wes­tens“, der vie­len nicht aus­rei­chend bewußt ist. Er könn­te den herr­schen­den his­to­ri­schen Block von innen spren­gen. Das wird mein nächs­tes The­ma sein.

– –

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Martin Sellner

Martin Sellner ist Kopf der österreichischen Identitären Bewegung.

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Kommentare (39)

Monika

25. April 2024 12:01

Dieser Text voller Plattitüden ist eine Zumutung für jeden  Intellektuellen. Ich fasse das Geschwurbel mal zusammen: "Unser Platz ist im Werdenden. Wir sollen uns hineinstellen, jeder an seinen Ort. Nicht uns gegen das Neue stemmen und eine schöne Welt zu bewahren suchen, die untergehen muss. Auch nicht abseits, aus phantasierter Schöpferkraft eine neue bauen wollen, die gleich von den Schäden des Werdenden frei sein möchte. Wir haben das Werden umzuformen. " (Romano Guardini, Briefe vom Comer See , 1929) Soll jeder das Werden umformen nach seinen Talenten und Fähigkeiten, aber nicht mit einem "hysterischen Blick" (ähm, "historischen Block") . Man kann nicht Aktivist und zugleich Philosoph sein, das können nur Linke. Die Folgen sind bekannt. 

Uwe Lay

25. April 2024 12:04

Wenn man Habermas und die jetzige Lage diskutieren wollte,müßte man von einer radicalen Abkehr von Habermas Philosophie der kommunikativen Vernunft sprechen. Statt des Ideales des alle reden mit allen, allein vertrauend auf die Durchsetzungskraft des vernünftigen Argumentes, kapriziert sich der politische Diskurs auf die Frage, wer aus dem öffentlichen Diskurs auszuschließen sei. Außenpolitisch redet man nicht mehr mit Rußland, das Verstehenwollen Putins gilt schon als moralisch verwerflich und mit China auch nicht mehr. Innenpolitisch wird auch klargestellt, mit wem man nicht mehr reden dürfe. Es ist so, als wenn  der politische Diskurs Carl Schmitt für sich neu entdeckt hätte, also es als seine eigenste Aufgabe ansieht, den Feind zu markieren, den man nur noch im Geiste Machiavellis zu bekämpfen habe. So kann auch jede Opposition zum Feind erklärt werden.

das kapital

25. April 2024 12:37

Wertewesten ist, wenn im Irak eine Million Zivilisten umgebracht wird. Wertewesten ist, wenn Nordstream gesprengt und nichts aufgeklärt wird. Wertewesten ist Kolonialismus. Wertewesten ist, wenn Barack Obama weltweit 7 Kriege anzettelt. Wertewesten ist, wenn das Volk nix zu melden hat. Wertewesten ist, wenn alle nach "unseren" Spielregeln leben sollen. Dass die da nicht auf falsche Ideen kommen. Afghanen, die nach afghanischen Werten leben wollen, wo gibt es denn sowas ? Wir sind hier die fortschrittliche Besatzungsarmee. Wir werden denen schon beibringen, wie es sich nach westlichen Werten lebt. Und wenn wir die alle abknallen müssen. Auch der Gazastreifen wird demnächst voller Freude nach westlichen Werten leben. Das wird denen der Netanyahu schon beibringen. /// Sind inzwischen auch 40 Prozent der deutschen Kernmannschaft auswanderungswillig ? Wer jetzt 20 ist und nicht auswandert, macht einen Fehler. So irre wie unsere Politik ist sonst nur noch Nordkorea. Deutschland ist kein lebenswertes Land mehr, sondern nur noch ein Klotz am Bein. Die Irren wirst du nicht los. Du musst dich von ihnen ausplündern und zerstören lassen und wirst sie durch Wahlen nicht los. Und die werden auch nicht alle gemeinsam versehentlich mit einem Regierungsflieger abstürzen. Also ist es an der Zeit, zu gehen. 

Volksdeutscher

25. April 2024 13:14

"Jede Woche erschüttert ein „ethnischer Schock“, sei es ein Clankrieg, eine Gruppenvergewaltigung, eine Massenschlägerei oder ein Terroranschlag, das Land."
 
Nur das davon betroffene deutsche Volk wird nicht erschüttert, zumindest nicht in dem Maße, daß es seiner ihm zustehenden Rolle als Subjekt der Geschichte und Souverän seines Staates gewahr würde. Von Zeit zu Zeit mault es herum, verhält es sich jedoch passiv darauf wartend, daß die "einzige Opposition" im Lande schon etwas gegen die Mißstände unternehmen werde. Alle Kultur- und Aufklärungsarbeit des politischen Widerstandes ist vergeblich, wenn es nicht gelingt, dieses instinktlose, eingeschüchterte, vom Wohlstand verblödete Volk zum Denken und Handeln zu bewegen, worunter nicht zuletzt auch die Wahl der "richtigen" Partei zu verstehen ist, denn selbst davon scheint es maßlos überfordert zu sein. Was glaubt es eigentlich, in der Wahlkabine zu riskieren? 

rotenburg

25. April 2024 13:55

„Ein System ohne echte transzendente Werte, dessen innerster Kern ein humanistischer Materialismus darstellt, ist effektiv, wenn es traditionalistische Konkurrenten mit Wohlstand aussticht.“
Wenn die Wirtschaft in China, Saudi-Arabien oder Russland abschmiert, wird es für die Regime dort auch eng. Nicht umsonst erhöht Putin die Renten und zahlt hohe Summen an die Familien der gefallenen Soldaten. Ein Grund für die Proteste im Iran ist die schlechte wirtschaftliche Lage. Die Legitimität der Kommunistischen Partei in China beruht fast ausschließlich auf dem hohen Wirtschaftswachstum. Wenn in Deutschland die AfD eine Regierungsbeteiligung erreicht und nicht für Arbeit, Wachstum und Wohlstand sorgt, ist sie auch ganz schnell weg vom Fenster.
„It´s the ecnomy, stupid“ gilt für jedes System, ob westlich oder nicht westlich, „transzendent“ , „humanitär“ oder was auch immer. 

Laurenz

25. April 2024 14:57

@MS ... Ich will nicht schreiben, daß der Inhalt Ihres Artikels falsch ist. Das wäre bei diesem komplexen Thema vermessen. Aber, nehmen wir alle Namen, die Sie zitieren. Gramsci, Habermas, Sorel, Marx, Gottfried, Heidegger & Zeihan. Die hatten & haben alle so viel Ahnung von Wirtschaft & unternehmerischer Tätigkeit, wie das Regime des Grünen Reichs, nämlich 0. Korrigieren Sie mich. Aber keiner von denen ging jemals einer direkt wertschöpfenden Arbeit nach. Auch bei Fachleuten der Wirtschaft gilt dasselbe, wie für Wissenschaftler, Aktivisten & korrupte Politiker. Von wem wird der Protagonist bezahlt? Max Otte wurde bekannt, weil Er einer der wenigen war, welche die Finanzkrise, 2007-09, vorhersahen. Die Bekanntheit versetzte Otte in die Lage Fonds zu managen & zu verkaufen. Aber die Performance Seiner Fonds ist nur Durchschnitt. Ich selbst teilte schon 2017 aus meinen Kontakten zur Finanzbranche dem SiN-Leser mit, alle (mit Geld) wissen, der Euro scheitert, aber keiner weiß, wann.

das kapital

25. April 2024 15:28

@ Monika Ich sage euch: Dieser ging gerechtfertigt hinab in sein Haus, nicht jener. Denn wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden. Lukas 18,14 /// Dieses Forum hat doch durchaus insgesamt überdurchschnittliche Qualität, wenn der geneigte Leser und Mitforist mal vergleicht, was sonst so am Markte unterwegs ist. Da braucht es keinen "Vertreibungsdruck" für den Sellner. Den erlebt er und erleben "die Rechten" bis hin zur bürgerlichen Mitte an anderer Stelle schon tagtäglich. /// Der Text mag ja nun nicht ganz rund und nicht ganz zuendegedacht sein. Wer aber genügend sucht, wird auch was brauchbares drin finden. /// Wenn die Linke es bar jeder Sachkunde schafft, zugleich falsch zu gestalten und falsch zu denken, warum sollte das auf rechts nicht gehen ? Mit etwas Glück wird da sogar mal was Richtiges draus. Aktivismus braucht auch geistiges Futter. Romano Giuardini wird das für die Jetztzeit nicht liefern können. Wer dann ? /// Alles fließt, panta rhei hatten wir ja nun schon bei den alten Griechen. So wie heute ist aber in D. seit 78 Jahren nichts zerflossen und verlaufen. Es ist zum davonfließen. Kennzeichen D steht für Dekadenz. Ja wussten Sie das etwa nicht ?!

Liselotte

25. April 2024 15:47

"Deglobalisierung+Babybust"
Ja, das sind die wirklichen Langfristtrends, die uns auf die Füße fallen. 4 Großeltern, und nur 1 Enkel. 
"Die importierten, perspektivlosen jungen Männer schließen sich zu großen Teilen islamischen Erweckungsbewegungen oder kriminellen Clans an."
Das in den Griff zu bekommen, ist das Schwierigste.

rotenburg

25. April 2024 16:13

@das Kapital. "Wertewesten ist Kolonialismus."
Gut das zu erwähnen, denn nicht westliche Völker haben praktisch nie andere Völker kolonialisiert, Terror begangen, das Volk unterdrückt oder anderen ihre "Spielregeln" aufgezwungen. 
Ohne den "Wertewesten" würde die Welt in Frieden, Glück und Harmonie leben. Der Perser seinen gütigen Arm in Brüderlichkeit um die Schulter des Arabers schlingen, der Russe und der Chinese in Eintracht mit dem Gesetz des Himmels aus purer Selbstlosigkeit Afrika zu Wohlstand und Fortschritt führen. 
Ach, waren das noch Zeiten als der gütige Mongole, der lebensfrohe Azteke, der menschenliebende Mohammedaner, der barmherzige Samurei und der freundliche Moskowiter das Angesicht der Welt bestimmt haben, ganz ohne Sklaverei, Knechtschaft, Unterdrückung und Kolonialismus. 
Bis dann dieser miese "Wertewesten" kam und das alles versaut hat.

Oberlausitz

25. April 2024 16:19

@Volksdeutscher
Wer heute nachmittag die Gelegenheit hatte, auf "Phoenix" der Aktuellen Stunde im Bundestag zum Thema Krah/Bystron zu folgen, muß unbedingt ihrem erschütternden Satz zustimmen, daß "das davon betroffene deutsche Volk nicht erschüttert (wird), zumindest nicht in dem Maße, daß es seiner ihm zustehenden Rolle als Subjekt der Geschichte und Souverän seines Staates gewahr würde". Wie schon zwei Stunden vorher, bei der Debatte über einen Antrag der AfD zur EU, verwandelte sich das "Hohe Haus" in eine Arena , wo Haß und Hetze gegen den unliebsamen Gegner in anmaßender Triumphgebärde vorgetragen werden durfte. Dabei war man sich keiner Verdrehung und Lüge zu schade. Wie kann all dies von der großen Öffentlichkeit fast ungehört durchgehen?
Es ist mittlerweile eine unleugbare Tatsache, daß die etablierten Parteien der AfD  einen unerbittlichen Krieg erklärt haben. Jetzt geht es aufs Ganze. Die Parole kann jetzt nur sein: "Offensive!" Einigkeit. Keine Gefälligkeiten mehr. Schluß mit jeder Form von Distanzeritis. Und schließlich: die Unvereinbarkeitsliste gehört in den Eimer!

kikl

25. April 2024 16:54

Ich bin auch eher ein einfaches Gemüt und blicke mit Skepsis auf die fantastischen Schlösser aus Worten, die sich Habermas und Co. zusammengezimmert haben. Mir scheint da viel Schein und relativ wenig Substanz zu sein.
Der Versuch den "Nationalstaat" durch den multiethnischen Staat aus Verfassungspatrioten zu ersetzen, scheitert vor unseren Augen. Die muslimischen Migranten halten sich nicht an das Drehbuch. Sie wollen den Kadaver Deutschland durch ein Khalifat ersetzen, nicht alle, aber viel zu viele.
 Gleichzeitig wirbt das AA auf Arabisch mit beschleunigter Einbürgerung von Immigranten. Damit niemand das kritisiert, werden die Begriffe "Umvolkung", "Bevölerungsaustausch",... allesamt verschwefelt. Herr Haldenwang wacht über unserer aller Gesinnung mit Argusaugen.
Die verblendeten "Eliten" marschieren traumwandlerisch auf ihr Multikulti-Luftschloss zu und führen ganz Deutschland in den Abgrund. Das Volk in seiner Mehrheit marschiert ein weiteres mal in sein Verderben.
Nachher werden sie wieder behaupten, man habe das gar nicht wissen können...

Utz

25. April 2024 16:59

@ rotenburg: ja, das mußte mal gesagt werden! :)> Das verstetigt in Westeuropa die bestehenden Verteilungskämpfe, die sich wohl entlang ethnoreligiöser Bruchlinien abspielen werden.<
Das ist sehr wahrscheinlich. Wenn sich die Menschen sortieren, dann werden auf einmal Religion und Rasse die sichtbaren Unterscheidungsmerkmale, das woran man sich erkennt. Aber mit dem nächsten Satz bin ich nicht einverstanden:
> Auch an den angeblichen "Masterplan" zur Remigration erinnert man sich nun immer häufiger, und das Wort verliert Woche für Woche seinen Schrecken.<
Das ist reines Wunschdenken, so wird es nicht kommen. Es werden so viele Migranten da sein, daß jedem klar sein wird, daß es zu spät ist. Als letzte Nothilfe wird man den Islam unterstützen, weil der garantieren wird, daß er wieder für Ordnung sorgen wird. 
 

Maiordomus

25. April 2024 16:59

@Monika. Sie wissen, dass ich MS kritisch sehe; glaube nicht, dass man Heidegger als irgendwie politischen Philosophen erwecken kann; eher schon als Kritiker des "man:, ein Gesichtspunkt, welcher zur Kritik der Meinungsbildung in der heutigen Medienlandschaft bedeutender wird denn je. Zu meiner Zeit als Gegner der 68er brauchte ich keinen Gramsci, um den Marsch durch die Institutionen via Wohlstandsverwahrlosung zu sehen, eine Art historischen Kompromiss zwischen Keynesschem Kapitalismus und pseudoemanzipatorischem Hedonismus bei gleichzeitiger Demontage der christlich-bürgerlichen Werte. Der Artikell hier enthält aber doch einiges Bedenkenswerte. MS merkt an, dass es mental eher um Sorel gehe als um Marx; das Schlagwort "Kulturmarxismus" trifft's wohl nicht.
Aber: Was heute in Weltwoche eine karrierebeflissener Akademiker der Jung-SVP über die Identitären, Rechtsextremismus mit Massendeportation von Migranten mit vielem widerlegten Blödsinn über "Wannsee.2" absondert, ist im Niveau der Recherche und Schlagworten unter allem, was je Übereifrige unter den Identitären abgesondert haben, er bringt sogar den Neuseeland-Attentäter. Wenn Köppel einen Funken Anstand hat, lässt er Sellner eine Replik schreiben. Aber natürlich braucht es MS nicht, um die Schweizer Jung-SVP weiterzubilden.     

Maiordomus

25. April 2024 17:14

@Oberlausitz. "Die Deutschen als Subjekt der Geschichte". Es taucht hier wieder mal ein leeres unreflektiertes Hegelsches Schlagwort auf, so wie die Marxiten hegelisierend das Proletariat und dessen beauftrage (selbsternannte) Partei und Bewegung zum "Subjekt der Geschichte" erhoben haben als diejenigen, welche die Gesetzmässigkeit der Geschichte verstanden hätten und deren Vollstreckung als ihres Programmes und ihrer Rechthaberei wähnen. Das Subjekt, und zwar nur des Einzelnen, ist nach Kant Subjekt seiner Handlungen, aber doch auch nur auf Gesinnungen und Motivationen bezogen, was das einzige ist, wofür man nach dem Königsberger die Verantwortung wirklich übernehmen kann. Die Deutschen sind in diesem Sinn nur "Referenzsubjekt ihrer Geschichte" (Lübbe), als es die Geschichte der Deutschen gibt,  aber nie und nimmer als Kollektiv "Handlungssubjekt", das Marx-Hegelsche "Subjekt der Geschichte." Natürlich fusst der "Schuldkult" (MS) auf philosophisch falschen Voraussetzungen.
H. Lübbe; Geschichtsbegriff und Geschichtsinteresse. Analytik u. Pragmatik der Historie, 2. Aufl. Basel 2012. Lübbe war notabene der methodisch gründlichste Habermas-Kritiker. Auch Popper hielt den Begriff "Subjekt der Geschichte" für historizistischen Unsinn. eine Art hölzernes Eisen.      

Maiordomus

25. April 2024 17:38

@Laurenz. Dass Sie es zwischendurch treffen, muss man Ihnen lassen.
Natürlich lohnt es sich aber trotzdem, sich mit Philosophie zu befassen, sagen wir mal, um mit Sprache und Logik einen vertretbaren Umgang zu gewinnen. Am stärksten sind die Philosophen, die Theologen inbegriffen, wenn sie sauber nachweisen können, dass die oder jene Theorie einen sicheren Widerspruch oder sonstigen logischen Fehler enthält. Dann ist sie nämlich als Begründungssystem "gesichert falsch". Nicht unterschätzen sollten Sie, dass ausgerechnete die deutschen Mystiker, so Eckhart, die Theologia negativa entwickelt haben. Wir wissen demnach am ehesten, "was Gott nicht ist". Für Thomas von Aquin sind Aussagen über Gott immerhin in proportionaler Analogie möglich. Bei Eckhart, später Kierkegaard, sind Aussagen über Gott auf jeden Fall "unproportional". 
Eine vergleichbare, aber mehr empirische kritische Methodik müsste auch für den Nachweis angestrengt werden, dass es sich bei ethischen Aussagen über Wetter und Klima nicht nur rein kulturhistorisch, sondern auch im Hinblick auf eschatologische Aussagen, den Verlauf der nicht mehr durch überprüfbare Daten gesicherten Zukunft (im Gegensatz zur Berechnung von Planetenbahnen) um allenfalls intersubjektiv gültige religiöse Aussagen handelt, die innerhalb eines Vereins ohne Zwangsmitgliedschaft durchaus in die Statuten aufgenommen werden können.
 

Gustav

25. April 2024 17:38

@ rotenburg @ alle
Werfen Sie bitte mal einen objektiven Blick auf den Zustand der Infrastruktur des "Wertewesten", und dann z.B. einen auf China, ganz unabhängig von der Politik:
https://youtu.be/XC7OQt6Pw8M
Wer sich danach nicht vom "Wertewesten" verarscht fühlt, lebt vermutlich ganz zufrieden in einer Mülltonne....

Mitleser2

25. April 2024 18:22

@Oberlausitz: Ja, der Krieg ist da, nur natürlich ohne offenes Visier mit Kriegserklärung, sondern hinterfotzig von hinten. Vom Eindruck her will das die AfD-Führung aber gar nicht erkennen. Stattdessen laviert man wegen Krah, Bystron, Höcke herum. Verstehe einer. Reichen die Verbindungen von Schnellroda nicht weit genug zu gleichgesinnten Entscheidungsträgern, das Aufwachen in Gang zu setzen? 

Volksdeutscher

25. April 2024 20:01

@Oberlausitz - Ich habe, nachdem ich den Kommentar abschickte, befürchtet, ich würde die Lagebeschreibung maßlos übertreiben. Erfreulich, daß auch Sie die Lage ähnlich sehen.

heinrichbrueck

25. April 2024 20:08

Eine Empfehlung an alle christlichen HiWis: https://nuada2.wordpress.com/2024/04/24/das-qualende-phanomen-der-mehrschichtigen-lugen/ Abgesehen davon, ist Sellners Text keine Zumutung. 

Robespierre89

25. April 2024 20:19

Auf Herrn Sellners TELEGRAMELITE lese ich gerade, dass der Schattenmacher nach Wien kommt um einen Vortrag über KI zu halten.
Meiner Meinung nach trägt es nicht zum Renommee und zur Seriosität der Rechten bei, wenn Sie wie viele andere anfangen über Sachverhalte zu reden und zu schreiben, wovon sie im Grunde nichts verstehen.
KI ist ein Modewort, weil es keine neuen Erfindungen in der Softwareentwicklung gibt. Lediglich gibt es eine Geschwindigkeitssteigerung und eine Vergrößerung der Datenbanken.
Peinlich sind Artikel von Lichtmesz über das Thema oder nicht zuletzt das gescheiterte Projekt Patriot Peer.
Herr Sellner hat vermutlich die Komplexität des Patriot-Peer-Projekts unterschätzt (was ich ihm nicht vorwerfe) und erkannt, dass man so was nicht mit 2-3 Hobbyprogrammierern realisieren kann. Seitdem hält er sich, wenn es um IT geht, klugerweise etwas zurück.
Der Artikel selbst ist gut, ich teile nicht die Auffassung von @Monika.

Uwe Lay

25. April 2024 20:30

Das Problem der Analyse Sellners ist sein mikrokosmischer Provinzialismus:1.Die Nato  und die spätere EU wurden unter der Anleitung der USA gegründet, damit die östlichen sozialistischen Staaten in die von Westeuropa gegründete EU und Nato integriert werden und daß (West)Deutschland als besiegte Nation kleingehalten wird und Rußland rausgehalten wird, damit dies Europa von den USA majorisiert werden kann. Westdeutschland sollte dabei einerseits kleingehalten werden und andererseits als der Frontstaat gegen den Osten stark gemacht werden. 2. Nach dem nun fast alle osteuropäischen Staaten in die EU und die Nato integriert sind, die Integration der Ukraine verläuft nun nicht so problemlos ob des russischen Widerstandes, hat Deutschland seine Funktion als Frontstaat verloren. Jetzt gilt es nur noch,das wiedervereinte Deutschland klein zu halten. Dazu dient die Bekämpfung aller patriotischen Tendenzen in Deutschland und die Politik der Deindustriealiesierung Deutschlands. Die Wirtschaftsboykottpolitik soll dabei isb der deutschen Exportwirtschaft  schaden, und die EU führt dabei die Oberaufsicht über Deutschland wie gegen das renitente Ungarn.
 
 
 

FraAimerich

25. April 2024 21:52

@Monika - Danke für das schöne Guardini-Zitat. Aber Mißgestimmten könnte es wohl ebenso platitüdenhaft und "unintellektuell" erscheinen, wie Ihnen der Text Sellners.
Persönlich übrigens finde ich die einst von einem hochgebildeten und sehr geschätzten Rosenkavalier hier eingeführte und regelmäßig erneuerte Kritik an Sellners intellektuellen Fähigkeiten weit ermüdender und "unphilosophischer" als selbst noch dessen schwächere Texte, die immerhin als Diskussionsgrundlage taugen könnten - zumal sie in der Regel keine herablassenden Untertöne aufweisen.
 

Nemo Obligatur

25. April 2024 22:27

Passend zum Thema und auf einer geringeren Flughöhe als Sellner möchte ich den YouTuber Boris von Morgenstern empfehlen, der das wirklich gut auf den Punkt bringt:
 
https://www.youtube.com/watch?v=w1v3HrmvcJ0
 
Eigentlich belügen die Politiker und Medien uns seit Jahren; wir Normalbürger belügen uns selbst - jeder für sich - ebenfalls. Manche brechen alle Brücken hinter sich ab. Mut? Übermut? Liebe zur Wahrheit? Angst vor der Zukunft?
Sehr schön ist übrigens die Verwandlung des Markus Lanz auf offener Bühne. Da sieht man Risse im System. Man müsste sie sammeln, die vielen kleinen Risse, welche die ganze Blase unserer Staatsordnung demnächst womöglich platzen lassen.

das kapital

26. April 2024 00:08

@ rotenburg Erstmal Daumen hoch für @gustav . "Wer sich danach nicht vom "Wertewesten" verarscht fühlt, lebt vermutlich ganz zufrieden in einer Mülltonne...." Hätte ich nicht so böse formuliert. Der Wertewesten aber ist eine gefährliche Form von bevormundendem Egoismus. Andere sind auch bevormundende Egoisten. Sie wissen aber, dass sie unmoralisch sind, und machen nicht auf Moralinski. Der Westen lebt seit 1492 seinen weltweiten Egoismus und beglückt die Welt mit seiner Kultur. Das blieb dann auch so. Jetzt schlägt die beglückte Welt halt zurück und sagt dem Westen, dass sie keinen Bock mehr auf ihn hat. Die USA haben das England schon mal um 1776 gesagt, andere sind später dran. /// Die USA haben in 2 Kriegen als "Wertewesten" etwa eine Million Zivilisten im Irak umgebracht. Die hätten lieber nach irakischen Werten gelebt, anstatt zur us-amerikanischen Verzückung zu sterben. /// Und bei uns selbst ? NATO und EU schützen uns nicht davor, dass Nordstrean weggesprengt wird. Und sie helfen uns auch nicht, dieses Verbrechen aufzuklären. Der "Wertewesten" ist Kolonialismus für Schönredner. Du zwingst ihnen eine fremde Kultur auf, das ist alles. Hier in Deutschland scheint das niemand so recht zu merken, dass die USA unser Land kolonialisiert haben. Das ist ein Treppenwitz der Geschichte. Erst befreit sich die USA vom Kolonialherren. Dann kolonialisieren sie Europa.

Oberlausitz

26. April 2024 00:46

@ Maiordomus
Ihre fundierten Kenntnisse in allen Ehren, aber Sie holen meines Erachtens bei Ihrem kritischen Einlaß zum Begriff "Subjekt der Geschichte" und Ihrem diesbezüglichen Exkurs zu Hegel, Kant und Lünbe etwas zu weit aus. Ich hatte den Kollegen "Volksdeutscher" dahingehend verstanden, daß er vom deutschen Volk als dem Souverän seines Staates und dem Subjekt seiner Geschichte sprach und dabei anmerkte, daß aus der Region des Souveräns zu wenig Willensimpulse zur Korrektur des so offensichtlich vorliegenden Dramas kommen. Ich glaube nicht, daß Sie in Ihrer (immerhin noch) viel freiheitlicher angelegten Schweiz mit derart vielen Bruchstellen des demokratischen Systems wie in D konfrontiert sind. In meinem Text verwies ich auf Abschnitte der heutigen Bundestagssitzung, wo man zivilisiertes parlamentarisches Verhalten gegenüber der Opposition (AfD) nirgendwo mehr erkennen konnte. So verlief auch die heutige Abendsendung beim ZDF ("Illner"), erneut mit Tribunalcharakter. Positiv allein: T. Chrupalla schlug sich bestens.
Wäre in unserem Volk auch nur noch ein gerütteltes Maß an gesundem Menschenverstand vorhanden, dann müßten solche "Hinrichtungsrituale", wie sie heute wieder in diverser Weise zu bestaunen waren, bei breiten Schichten - im Osten und Westen unseres Landes - die größte Empörung und einen starken Gegenimpuls auslösen. Man wundert sich. Ich glaube, ähnlich meinte es auch der vorher erwähnte Kollege.

Wahnsinnistkeinemeinung

26. April 2024 08:00

Die Pläne für ein eurasisches Infrastrukturnetzwerk werden mit allen Mitteln bekämpft. Ob per Bahn (Neue Seidenstraße) oder über den Seeweg (Suezkanal), wird diese Konsolidierung die neuen, alten Handelswege auf dieser Super-kontinentalplatte, in eine heute noch kaum absehbare Bedeutung überführen. Ob diese Entwicklungen in eine Deglobalisierung münden, kann bislang niemand wissen. Alles wird von den russisch-chinesischen Beziehungen abhängen. Der Hunger Chinas nach Land und Bodenschätzen lässt Sibiren bzw. den Fernen Osten Russlands, als verlockende Lösung aufscheinen. Die wechselseitigen Abhängigkeitsverhältnisse zwischen den USA und China sollte niemand unterschätzen. Taiwan wird dabei keine Rolle mehr spielen. Im Falle einer neuen isolationistischen US-Politik ist man bereits am Auslagern wichtiger Industrie-zweige (Halbleiter). Alle globalen Schlüsseltechnologien stehen unter Kontrolle der USA. Das sog. Internet und alle damit verbundenen Technologien sind immer noch eine Domäne der USA. Das internationale Finanzsystem wird weiterhin von den USA kontrolliert, da ein Zusammenbruch für alle fatale Folgen hätte. Durch den Import vieler Probleme und die Auslagerung der Schlüssel-technologien, kann die Bundesrepublik bald nicht mehr Europa anführen. Nicht nur die 2015 angezettelte Flüchtlingskrise sorgt für schlechte Stimmung innerhalb der Grenzen des alten Europa. Alte, längst überwundene Gräben brechen erneut auf.

RMH

26. April 2024 08:02

Ich beurteile die Haltung, die manche hier versprühen, dass die angebliche Masse nichts kapiere und nur sie eine Art Kreis von Iluminierten bilden, die wüssten, wo der Hase läuft, als klare Überschätzung. Um Platons Höhlengleichnis einmal wieder etwas zu strapazieren, ist es doch eher der Fall, dass mancher eben in der gleichen Höhle eine etwas andere Position hat und daher andere Schattierungen wahrzunehmen meint. Das alte Thema der USA wird nicht besser, wenn man als Alternativen nur Russland und China hat, aber keine eigenen. Manchmal wünschte man sich mehr echte & alte Rechte zurück, denn die würden den Begriff des Kolonialismus nicht in der linken, pejorativ-zersetzenden Deutung unreflektiert in den Raum werfen sondern wären stolz auf diese Leistungen europ. Kultur. Was will man dann? Viele, kleine selbstständige & stolze Nationen, die am besten in ihren jeweiligen Einzelstaaten souverän ihre Dinge selber regeln und über diese hinaus kooperativ mit anderen zusammenarbeiten oder hat man die alte Faszination für Imperien? Ja dann wiederum ist es die selbe Naivität, die man den "Unerwachten" dieses Landes in Bezug auf die USA vorwirft, die man gegenüber den anderen Imperialisten zeigt, Russland & China. Leben in Imperien ist viel mehr vergleichbar, als Leben in echten Nationalstaaten. Dies war doch mal eines der Grunderkenntnisse des offenbar von fast allen neurechten aufgegebenen Ethnopluralismus.

Monika

26. April 2024 08:19

"Besser als ein Mann versteht das Weib die Kinder, aber der Mann ist kindlicher als das Weib. Im echten Manne ist ein Kind versteckt: das will spielen. Auf, ihr Frauen, so entdeckt mir doch das Kind im Manne !" (Nietzsche, Zarathustra) Nichts gegen die Spielereien der Identitären, da bin ich absolut gegen die Streichung des Paragraphen 218 ! Denn: Auch das Kind im Manne gehört geschützt. Philosophisch schlicht und genial fand ich gestern den Ausspruch Chrupallas zu Laschet: "Sie haben keine Angst um die Demokratie, sie haben Angst vor der Demokratie." Und lustig auch die ...Eilmeldung... von Klonovsky: "Der chinesische Agent im Büro Krah hatte den Auftrag, die letzten deutschen Atomkraftwerke zu zerstören. " Etwas mehr Humor, meine Herren...Etymologisch hängt Humor mit Humus (Erde) zusammen. Humor braucht man jetzt, denn für einen rechten Gang durch die Institutionen wird es langsam knapp. :))))

kikl

26. April 2024 08:58

@Monika
Danke für diesen humorvollen Beitrag. Mir wurde der Ton hier allzu ernst und auch unnötig ruppig gegenüber Martin Sellner.

Laurenz

26. April 2024 09:32

@Maiordomus @L. ... mein noch wesentlich härterer Angriff auf die Philosophie wurde Ihnen vorenthalten. Der Unterschied zwischen Ihnen, Monika, Das Kapital (Erklärer der Offensichtlichkeit), FraAimerich, Robespierre89 (extrem beschissener Beitrag, unter aller Sau), Mitleser2 (radikalisierter Nörgler) & Kikl, wie mir, ist die Art der Kritik am MS-Artikel. Die meisten fangen hier an, Eulen nach Athen zu tragen & Wasser in den Rhein zu kippen, über Sachen zu referieren, die MS selbst weiß, im Westen nichts Neues. Folgte man dem Rat @Nemo Obligaturs mit von Morgenstern, machen wir in diesem Leben nichts mehr anderes. Tim Kellner macht zwar dasselbe, unternimmt aber wenigstens den Versuch, unterhaltsam zu sein, Amateur & Profi. MS wendet sich der Philosophie zu, weil es einerseits Tradition in Schnellroda ist, andererseits um Seine Thesen zu untermauern, weniger durch linke Holzköpfe angreifbar zu machen. Da kommt einem Gramsci gerade recht. Sieferle hatte ich zum Glück vergessen. Für den trifft meine Kritik natürlich auch zu. GK hatte es neulich beim Video-Gespräch genauso bemerkt, wir sind hier philosophisch, aber ökonomisch unterbelichtet. Das ist auch extrem schwierig zu beheben.

RMH

26. April 2024 09:54

"So verlief auch die heutige Abendsendung beim ZDF ("Illner"), erneut mit Tribunalcharakter."
@Oberlausitz,
die Etablierten freuen sich, jetzt die AfD mal richtig schön in den Punkten, die ja zu Kernthemen und Kernvorwürfen der AfD zählen, Patriotismus und Landesverrat "grillen" zu können. Den sich überschlagendem Gekreische sollte man nüchtern entgegenhalten:
Befinden wir uns im Krieg mit Russland?
Befinden wir uns zumindest in einem veritablen Wirtschaftskrieg mit China?
Wenn Ja, dann wäre die Empörung über Kontakte mit dem "Feind" nachvolziehbar, den in einem Krieg besteht auch die Pflicht der Opposition, Feindkontakte zu unterlassen, wenn Nein, ist es reine Parteipolitik, denn dann sind Kontakte zu diesen Ländern zulässig, wenn auch politisch eventuell unklug. Also, liebe Regierung, lieber Parteienblock aus UNION/SPD/GRÜNE/FDP/LINKE, Farbe bekennen und den Wählern die Wahrheit erzählen: Kriegszustand ja oder Nein? Ein bisschen schwanger gibt es nicht ...
Ggf. sollte man das einmal als förmliche Anfrage an die Regierung etwas besser ausformulieren, aber es wird Zeit, dass die Regierung den Bürgern reinen Wein einschenkt. Wenn wir in keinem Krieg sind, dann Maul halten in Bezug auf die AfD. Wenn wir in einem Krieg sind, tja dann, liebe AfD, dann hat man Feindkontakte zu unterlassen.

Volksdeutscher

26. April 2024 10:31

@Oberlausitz - "Ich glaube, ähnlich meinte es auch der vorher erwähnte Kollege."
Genau. Genau so habe ich es gemeint. 

Mitleser2

26. April 2024 11:13

@RMH: Natürlich sind Kreise im Westen (nennen wir sie mal Transatlantiker) in einem Krieg mit Russland, und einem Wirtschaftskrieg mit China (vielleicht abgesehen von Scholz und Mützenich). Das hat aber mit "wir" überhaupt nichts zu tun, sondern trifft auf Teile der Ampel und der CDU als Parteien zu. Der deutsche Bürger wird ja nicht gefragt. Und deswegen sollten die Feinde das Maul halten in Bezug auf die AfD.

Maiordomus

26. April 2024 11:29

@Oberlausitz. Respektiere Ihre Replik, die zur Klärung beiträgt. Meine eigenen Ausführungen zum "Subjekt der Geschichte" nach  Hegel  und Marx in der Spiegelung Lübbes sind eher für Vorlesung als für Blog kompatibel, im Verständnis ähnlich schwierig wie die "Kritik der reinen Vernunft" in Verbindung mit Kants praktischer Vernunft, was nach meiner Lehrerfahrung nur 5% Abiturienten annähernd schaffen. Ihre @Ausführungen, die Souveränität betreffend, sind im alltagspolitischen Verständnis zutreffend, auch wenn es sich beim Begriff der Souveränität um die wohl fatalste "fausse idée claire" der modernen Philosophie handelt: hier kamen selbst Hobbes, Rousseau und Carl Schmitt an den geistigen Anschlag. Sellner argumentiert tagespolitisch nicht unbrauchbar. Habe ihm nie mangelnde intellektuelle Fähigkeiten unterstellt, was auch bei Kant-Missverstehern nicht zutreffen muss.
Würde es auch bei Kadern der Grünen von Habeck bis Joschka Fischer nicht annehmen. Aber die philosophischen u. studienmässigen Grundlagen regierender Grüner sind, was täglich kritisiert wird, nicht so, dass sie für Lehrbücher politischer Vernunft zitierbar wären, das schafft auch MS nicht. Eher schon der von ihm zitierte Sieferle bei Fragen der Demografie. Über letzteren äusserte sich Prof. Münkler inkompetenter als MS beim abendländischen Universalienproblem mit seinem Halbwissen. Doch sieht MS richtig, dass es sich dabei um eine Basis weltanschaulicher Meinungsverschiedenheiten handelt.

Maiordomus

26. April 2024 12:21

@RMH. Der Versuch hier, philosophische Unterhaltungen zu führen, nicht mit Gesprächen zu verwechseln, führt zu Erörterungen einsahmer Thesen. Der Wahn, "man" wisse es besser als die "Masse", trifft bestenfalls für einzelne Sätze zu, wobei verborgen bleibt, welche die wahren sind, wohl irgendwo eingestreut.  Erklärungen über das "Subjekt der Geschichte" waren an dieser Stelle ungenügend. Die Pointe, dass ich nicht mal das Subjekt meiner eigenen Geschichte bin, liegt etwa darin, dass ich die Zukunft, sogar im Fall des Suizids, die genauen Umstände, Folgen und Wirkungen meines Todes nicht kenne, also Ungewissheit.  Nahe am sicheren Wissen ist jedoch,  vgl. die 1977 veröffentlichten "Analytik und Pragmatik der Historie" u. dem Popperschen "Elend des Historizismus", dass Klimaprognosen über 50 Jahre u. länger bezüglich beeinflussender Massnahmen auf der Basis von Niveau Einstein und "Logik der Forschung" keinen wissenschaftlichen Anspruch als "Aufklärung" erheben können. Wie der Glaube an Auferstehung oder Wiedergeburt wollen sie aber im Rahmen einer Gruppenidentität von Gläubigen ernst genommen werden.

herbstlicht

26. April 2024 12:46

@Maiordomus 25. April 2024 17:38»..., den Verlauf der nicht mehr durch überprüfbare Daten gesicherten Zukunft (im Gegensatz zur Berechnung von Planetenbahnen) ...«
Langzeitprognosen sind übrigens selbst bei den Planetenbahnen schwierig:  Chaotic Evolution of the Solar System .  Die Keplerschen Gesetze sind nur eine Näherung: Wechselwirkung zwischen den Planeten und relativistische Effekte werden vernachläßigt.

rotenburg

26. April 2024 13:09

@das kapital 
"Der Westen lebt seit 1492 seinen weltweiten Egoismus"
Annalena Baerbock hätte das nicht besser sagen können. 
"Andere sind auch bevormundende Egoisten. Sie wissen aber, dass sie unmoralisch sind, und machen nicht auf Moralinski."
Ich glaube, den Leuten, denen die Azteken das Herz herausgeschnitten haben, war es egal, ob die sich für moralisch gehalten haben oder nicht. 
Im übrigen glaube ich nicht, dass sich die Römer, Mongolen, Muslime, Wikinger und afrkanischen Stämme für unmoralisch gehalten haben, als sie erobert, geplündert und versklavt haben. 
Aber wie Klonovsky richtig gesagt hat, ohne den Westen hätten seine Gegner nicht einmal die Begriffe, um ihn zu kritisieren.

rotenburg

26. April 2024 13:12

@Gustav "Werfen Sie bitte mal einen objektiven Blick auf den Zustand der Infrastruktur des "Wertewesten",
Werfen Sie mal einen objektiven Blick auf den Überwachungsstaat und Sozialpunktesystem der Chinesen. Wenn Sie so etwas gut finden, dann brauchen Sie über die EU ja nicht zu klagen, die nimmt sich das offensichtlich als Vorbild. 

Robespierre89

26. April 2024 13:37

@Laurenz
„extrem beschissen“ oder „unter aller Sau“ ist nicht besonders sachlich.
Was gefällt Ihnen an meinem Kommentar nicht?
Halten Sie KI für real? KI ist nicht nur ein Modewort sondern auch ein Marketing-Wort, ein Gütesiegel. Überall ist jetzt KI drin.
Mit KI verhält es ähnlich wie mit CO2: Es wird etwas herbeigeredet, was nicht real ist.

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