1. Wie lange gab es das IfS und was tat es?
Das Institut für Staatspolitik wurde im Jahr 2000 von mir und sechs anderen Männern gegründet. Den Anstoß hatten Gespräche im Autorenumfeld der Wochenzeitung Junge Freiheit gegeben. Ich hatte mein Studium beendet und gründete Verlag und Institut.
Das Institut war von vornherein als Verein organisiert und erlangte nach kurzer Zeit die Gemeinnützigkeit. Es war also berechtigt, Spendenquittungen auszustellen und mußte die ordentliche Verwendung der Gelder für Bildungs- und Forschungsarbeit nachweisen. Dieser Nachweis, der stets für drei Jahre galt, gelang problemlos. Das finanzielle Volumen war nicht groß, nicht im Ansatz zu vergleichen mit dem, was beispielsweise Correctiv oder Campact aus Steuergeldern zusammenkarren. Die Gemeinnützigkeit ging 2019 endgültig verloren – da war das IfS für den Inlandsgeheimdienst schon Verdachtsfall.
Das IfS hat im August 2000 seine erste Sommerakademie veranstaltet – im Februar 2023 seine letzte Winterakademie, in ununterbrochener Folge also knapp 50 solcher Tagungen. Wir kommen, wenn wir die Teilnehmerlisten durchzählen, auf rund 2230 unterschiedliche Teilnehmer. Manche davon haben an zehn Akademien teilgenommen, recht wenige nur an einer.
Es gab Salonveranstaltungen, Vortragsreisen durch Deutschland und Österreich, große Kongresse und kleine Fachtagungen.
Das IfS hat außerdem rund 30 Studien und zehn Buchpublikationen erarbeiten lassen. Vor allem aber hat es seit 2003 als Herausgeber die Zeitschrift Sezession getragen – 118 Hefte und rund 10 Sonderhefte sind unter dieser Trägerschaft erschienen, zuletzt und seit über zehn Jahren geleitet von Dr. Erik Lehnert, der Dr. Karlheinz Weißmann nachfolgte.
Aber am 29. Februar 2024 hat das IfS seinen letzten Arbeitstag erlebt: Alle Mitglieder sind ausgetreten, die Konten sind geschlossen worden, Teile der Arbeit sind anderen Händen übergeben, andere Bereiche ganz eingestellt worden. Mit Ablauf des Februars haben wir den Trägerverein aufgelöst.
2. Warum?
Vereinsstrukturen sind sinnvoll, wenn mit ihnen die Vorteile des Vereinsrechts ausgeschöpft werden können. Vereine sind ja Zusammenschlüsse, die das Arbeiten am gemeinsamen Interesse auf einem gesetzlich geregelten Fundament fortsetzen möchten. Dabei spielt es eine große Rolle, daß mit den Finanzen überprüfbar transparent umgegangen werden muß und daß Spender, die von der Arbeit des Vereins überzeugt sind, in eine staatlich anerkannte Struktur einspeisen können.
Das alles hat beim IfS gut funktioniert. Das Vertrauen in unsere Arbeit war (und ist) immens. Aber ein Verein ist auch immer eine besonders sichtbare und seltsamerweise wenig geschützte Angriffsfläche für staatliche Stellen. Niemals hätten sich Offizier 1 und Offizier 2 (Lehnert und ich) träumen lassen, eines Tages für unsere Arbeit zu Staatsfeinden erklärt und vom Staat mit allen verfügbaren Mitteln kriminalisiert zu werden.
Das IfS, ich schrieb es an anderer Stelle bereits, ist eine durchlöcherte Zielscheibe, und da es seine Gemeinnützigkeit seit Jahren und endgültig eingebüßt hat, gab es für uns keinen Grund mehr, eine komplizierte und anfällige Vereinsstruktur (Sitzungen, Abstimmungen, Protokolle, Vereinsbürokratie) aufrechtzuerhalten.
3. Wie geht es weiter?
Erik Lehnert hat die Zeitschrift Sezession gekauft. Er hat sich mit dem Kauf verpflichtet, die Zeitschrift weiterhin und im selben Rhythmus und derselben Aufmachung und Qualität erscheinen zu lassen. Die Firma, die er dafür gründete, heißt “Metapolitik”.
Für die Abonnenten ändert sich nichts, und wer genau hingeschaut hat, konnte im 119. Heft bereits die geänderte Herausgeberschaft entdecken. Das Impressum weist sie aus.
Derzeit wird am 120. Heft gearbeitet, Lehnert schickte mir vorhin drei lektorierte Texte, die ich noch einmal gegenlesen soll, und das eingespielte Netzwerk aus Korrektorat, Setzern und Vertrieb hat sich ja nicht in Luft aufgelöst.
Mein Verlag, Antaios, hat dem IfS den Restbestand an Studien und Büchern abgekauft. Die neue Buchreihe, die mit den Bänden von Maurras und Sorel startete, wird auf jeden Fall fortgeführt – Bände mit den Frühschriften Oswald Spenglers und Texten aus dem Nachlaß Günter Maschkes sind in Arbeit.
Das diesjährige Sommerfest wird vom Verlag veranstaltet und finanziert, und ob wir im Spätsommer eine Tagung für Studenten anbieten werden, muß man sehen. Jedenfalls steht dafür ein kleines Unternehmen bereit, das ich gründete und mit dem anspielungsreichen Namen “Menschenpark” versehen habe.
4. Muß man sich Sorgen machen?
Ja, aber nicht um uns, sondern um die anderen. Denn: Wir waren ja Arbeitgeber weit über den Kreis unserer Mitarbeiter und Autoren hinaus. Dutzenden VS-Leuten und Journalisten ist nun ihr Beschäftigungsgegenstand abhanden gekommen. Natürlich können diese Leute auch weiterhin nichts Relevantes tun, aber irgendwann fällt’s halt auf.
Alle andern dürfen davon ausgehen, daß die Sezession noch in vielen weiteren Ausgaben erscheinen wird und daß unserer Kreativität in jeder Hinsicht keine Grenzen gesetzt sind. Wir sind doch von dem Schlag, dem es in der ausgebauten Stellung irgendwann langweilig wird. Aber wenn’s knallt, dann lebt man auf.
5. Was kann ich tun?
Erstens: Melden Sie sich zum Sommerfest an. Ich habe den starken Eindruck, daß es das größte und vergnüglichste Fest wird, das wir je gefeiert haben. 13. und 14. Juli, Schnellroda, noch rund 100 Teilnehmerkarten sind zu haben, Stückpreis mit allem drum und dran 50 €. Hier geht es direkt zum Anmeldeformular.
Zweitens: Abonnieren Sie, falls nicht längst geschehen, die Zeitschrift Sezession. Sie ist das Vermächtnis des IfS und mit 4000 Abonnenten, bald 120 Ausgaben und breitem Einfluß in das ganze Spektrum rechts der Mitte die wichtigste Zeitschrift der Szene im deutschsprachigen Raum.
Abonnieren Sie hier! Und wer Einzelhefte erwerben möchte: Hier geht es zur jüngsten Ausgabe und hier zum Themenheft Rußland, von dem nicht mehr viel da ist.
6. Wie geht es Ihnen beiden damit?
Machen wir unsere Arbeit oder reden wir über Gefühle? Eben.
H. M. Richter
Danke für eine unglaubliche Arbeit über viele Jahre hinweg.
Glück auf!
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Kein schöner Land in dieser Zeit,
als hier das uns're weit und breit,
wo wir uns finden
wohl unter Linden
zur Abendzeit.
Da haben wir so manche Stund'
gesessen da in froher Rund'
und taten singen,
die Lieder klingen
im Eichengrund.
Daß wir uns hier in diesem Tal
noch treffen so viel hundertmal,
Gott mag es schenken,
Gott mag es lenken,
er hat die Gnad'.
Nun, Brüder, eine gute Nacht!
Der Herr im hohen Himmel wacht;
in seiner Güte uns zu behüten,
ist er bedacht.