Krah, Europa und ein deutscher Standpunkt

Wer den Fall Maximilian Krah auf innerparteiliches Konkurrenzdenken und politisches Ungeschick reduziert, liegt falsch. Die Attacken gegen Krah lenken vom Eigentlichen ab. Die "Gesellschaft des Spektakels" funktioniert so, und leider gehört auch ein Teil der AfD zu dieser Gesellschaft.

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

Was ist das Eigent­li­che dahin­ter? Es ist der Kampf um die geo­stra­te­gi­sche Aus­rich­tung Euro­pas, vor allem der Tei­le Euro­pas, die auf­grund Geschich­te, öko­no­mi­schen Bedin­gun­gen und geo­gra­phi­scher Lage ein gutes Aus­kom­men mit Ruß­land brau­chen und ein­ge­hen wür­den – wäre es ihnen gestattet.

Der Aus­schluß der gesam­ten AfD-Dele­ga­ti­on aus der ID-Frak­ti­on im EU-Par­la­ment erfolg­te auf Betrei­ben Mari­ne Le Pens und ist eine Ent­schei­dung für ein trans­at­lan­ti­sches und gegen ein mit­tel­eu­ro­päi­sches Euro­pa-Kon­zept. Le Pen wur­de in den ver­gan­ge­nen Mona­ten und Wochen unter immensen Druck gesetzt – nun hat sie sich ent­schie­den: für einen US-ame­ri­ka­ni­schen Able­ger, der in Gestalt einer kon­ser­va­ti­ven Groß­frak­ti­on nach dem 9. Juni (der Euro­pa­wahl) in Brüs­sel kon­sti­tu­iert wer­den könnte.

Man kann dies am Bei­spiel der CPAC-Kon­fe­renz zei­gen, die am 25. und 26. April die­ses Jah­res in Buda­pest auf Ein­la­dung Vik­tor Orbáns statt­fand. Wer also vom Fall Maxi­mi­li­an Krah spricht, darf von die­ser Kon­fe­renz nicht schwei­gen. Denn Frank­reich und Deutsch­land waren nicht eingeladen.

CPAC steht für Con­ser­va­ti­ve Poli­ti­cal Action Con­fe­rence. Ihre Grün­dung geht ins Jahr 1973 zurück, sie wur­de von der Ame­ri­can Con­ser­va­ti­ve Uni­on orga­ni­siert und war eine jener typisch kon­ser­va­ti­ven Reak­tio­nen auf die lin­ke Stu­den­ten­be­we­gung, die sich in allen west­li­chen Staa­ten intel­lek­tu­ell durch­ge­setzt hat­te und sich anschick­te, das Mei­nungs­kli­ma zu bestimmen.

Die CPAC ist längst auf Regie­rungs­ebe­ne ange­kom­men. Fünf­mal hin­ter­ein­an­der bestimm­te sie Trump zum wich­tigs­ten und belieb­tes­ten Poli­ti­ker, außer­dem wird sie von mäch­ti­gen und finanz­star­ken US-ame­ri­ka­ni­schen Lob­by­or­ga­ni­sa­tio­nen unter­stützt – die Natio­nal Rif­le Asso­cia­ti­on ist viel­leicht die pro­mi­nen­tes­te unter ihnen.

Die CPAC ver­tritt pro-ame­ri­ka­ni­sche, anti-rus­si­sche, anti-chi­ne­si­sche Posi­tio­nen. Sie ver­tritt den Anspruch der “ein­zi­gen Welt­macht” und arbei­tet an der Ein­bin­dung Euro­pas und Süd­ame­ri­kas in einen Macht­block gegen jene auf­stre­ben­den Blö­cke, die eine mul­ti­po­la­re Welt­ord­nung nicht nur anstre­ben, son­dern mit Sicher­heit her­bei­füh­ren wer­den: Ruß­land und China.

Die CPAC hat des­halb Able­ger gegrün­det. In Euro­pa ist Vik­tor Orbáns Ungarn der Kno­ten­punkt, von dem aus den kon­ser­va­ti­ven natio­nal­be­wuß­ten Kräf­ten Eigen­stän­dig­keit und Unab­hän­gig­keit “zwi­schen den Blö­cken” unmög­lich gemacht wer­den soll.

Es ist frap­pie­rend und wich­tig, sich hier die Lis­te der Poli­ti­ker, Publi­zis­ten und Pro­jekt­ma­na­ger anzu­schau­en, die Orbán in Buda­pest ver­sam­mel­te. Neben den Ver­tre­tern aller klei­nen und grö­ße­ren euro­päi­schen Staa­ten waren Spre­cher aus den USA und Isra­el ein­ge­la­den, Kon­greß­mit­glie­der aus meh­re­ren US-Bun­des­staa­ten eben­so wie der Prä­si­dent der Ame­ri­can Con­ser­va­ti­ve Uni­on, Matt Schlapp, und Ami­chai Chi­k­li, der Minis­ter für israe­li­sche Belan­ge in der Diaspora.

Aus Ita­li­en: hoch­ran­gi­ge Ver­tre­ter der Fratel­li D’I­ta­lia und der Lega, aus den Nie­der­lan­den Geert Wil­ders und die Influen­ce­rin Eva Vla­ar­din­ger­br­oek, aus Öster­reich der FPÖ-Gene­ral­se­kre­tär Vilims­ky, außer­dem Ver­tre­ter aus Kolum­bi­en, Bra­si­li­en, Chi­le und Australien.

Nie­mand aus Frank­reich. Nie­mand von Rele­vanz aus Deutsch­land, nur Hans-Georg Maa­ßen, in des­sen Kiel­was­ser Die­ter Stein, Jun­ge Frei­heit, für die Bericht­erstat­tung anreiste.

Man kann es so sagen: Orbán ver­sam­mel­te in Buda­pest die­je­ni­gen kon­ser­va­ti­ven Kräf­te aus Euro­pa, die in der kom­men­den Legis­la­tur eine gemein­sa­me Frak­ti­on bil­den könn­ten – eine tat­säch­lich gro­ße, umfas­sen­de, mäch­ti­ge Frak­ti­on. An die­ser Frak­ti­on wür­de die rechts­kon­ser­va­ti­ve Oppo­si­ti­on aus Deutsch­land, die AfD, nicht betei­ligt sein. Frank­reichs Oppo­si­ti­on wie­der­um wür­de sich betei­li­gen dür­fen, wenn sie zuvor mit der AfD brä­che. Das hat Le Pen nun getan.

War­um hat sie das getan? Sie kann sich auf die­se Wei­se an einem anti­deut­schen Pro­jekt betei­li­gen, das sich zu einem auch anti­fran­zö­si­schen Pro­jekt wür­de aus­wei­ten kön­nen, wenn die­se bei­den maß­geb­li­chen euro­päi­schen Natio­nen sich ihre his­to­risch vor­züg­li­chen Kon­tak­te nach Ruß­land nicht voll­stän­dig kap­pen ließen.

Sol­che Über­le­gun­gen sind nicht an den Haa­ren her­bei­ge­zo­gen. Wer den Abfluß deut­scher Fir­men, deut­schen Know-hows, deut­schen Kapi­tals, deut­schen Volks­ver­mö­gens und deut­scher best­aus­ge­bil­de­ter Arbeits­kraft vor allem in die USA bilan­ziert, steht vor einer natio­na­len Kata­stro­phe. Wer sich noch dar­an erin­nert, daß wir über Pipe­lines ener­gie­po­li­ti­schen Spiel­raum vor­be­rei­tet hat­ten, eine der Mit­tel­la­ge Deutsch­lands und dem sei­nem Bedarf ange­mes­se­nen Spiel­raum, der weiß, was es geo­stra­te­gisch bedeu­tet, ener­ge­tisch nun ganz und gar vom Wes­ten abhän­gig zu sein.

Wer sich dann noch klar macht, daß in Buda­pest die­je­ni­gen feder­füh­rend ein­lu­den und tag­ten, die als Net­to-Pro­fi­teu­re ihr natio­na­les Pro­gramm von den­je­ni­gen finan­ziert bekom­men, die NICHT ein­ge­la­den waren, muß über die deut­schen Optio­nen noch ein­mal nachdenken.

In aus­führ­li­chen Gesprä­chen mit Publi­zis­ten und AfD-Ver­tre­tern (natür­lich auch mit Maxi­mi­li­an Krah) schäl­te sich eine kata­stro­pha­le Inter­pre­ta­ti­on der Lage her­aus, die zwei Hand­lungs­we­ge eröff­net. In Stichpunkten:

+ Deutsch­land ist, wenn über­haupt, an der sich bil­den­den rechts­kon­ser­va­ti­ven Groß­frak­ti­on in Euro­pa nicht betei­ligt. Das Fei­gen­blatt Maa­ßen spielt kei­ne Rolle.

+ Mari­ne Le Pen hat sich gegen einen mit­tel­eu­ro­päi­schen Block ent­schie­den, der mäch­tig genug hät­te sein kön­nen, um zu ver­hin­dern, daß Euro­pa erneut und deut­lich von Ruß­land abge­schnit­ten wird.

+ Die klei­nen zwi­schen Deutsch­land und Ruß­land auf­ge­reih­ten Staa­ten pro­fi­tie­ren ent­schie­den von die­sem neu­en eiser­nen Vor­hang. Sie bil­den einen US-unter­stütz­ten Keil zwi­schen Ruß­land und Deutsch­land und pro­fi­tie­ren maxi­mal von der deut­schen poli­ti­schen Schwä­che und öko­no­mi­schen Rest­kraft. Sie wer­den auf die­sen Trans­fer aus Deutsch­land nie­mals frei­wil­lig ver­zich­ten und über­flü­geln dadurch Deutsch­land poli­tisch auf Kos­ten Deutschlands.

+ Ver­ne­belt wird dies durch die innen­po­li­ti­sche Anzie­hungs­kraft, die nament­lich das Modell Orbán auch auf deut­sche Rech­te aus­übt. Orbán hat sein Kon­zept auf der CPAC-Kon­fe­renz erneut als anti­glo­bal, tra­di­tio­nell und kon­ser­va­tiv bezeich­net und dafür auch aus dem deut­schen rechts­kon­ser­va­ti­ven Milieu viel Applaus erhal­ten. Daß die­ses Kon­zept aber in Ver­bin­dung mit einer kla­ren pro-ame­ri­ka­ni­schen Posi­ti­on und damit ent­lang einer US-domi­nier­ten Euro­pa-Stra­te­gie ver­wirk­licht wer­den kann, muß die deut­sche Rech­te begrei­fen. Im ent­schei­den­den Moment hat sich Orbán immer gegen das ent­schie­den, was im Sin­ne Deutsch­lands und eines us-unab­hän­gi­gen Euro­pas gewe­sen wäre.

+ Für die AfD (und den von ihr hof­fent­lich ver­tre­te­nen deut­schen Stand­punkt) erge­ben sich zwei Möglichkeiten:

  1. Man könn­te dem Druck nach­ge­ben, zum deut­schen Ver­tre­ter der US-Inter­es­sen wer­den, deut­sche Inter­es­sen an die zwei­te Stel­le set­zen, den wei­te­ren Abstieg akzep­tie­ren und sozu­sa­gen im Abstieg das Best­mög­li­che für unser Land versuchen.
  2. Man könn­te dem Druck nicht nach­ge­ben, das anti-deut­sche Pro­jekt ableh­nen, mit lan­ger Per­spek­ti­ve an einer Alter­na­ti­ve arbei­ten, vor allem an einer deutsch-fran­zö­si­schen Opti­on arbei­ten, das gan­ze geknüpft an die Hoff­nung, daß die welt­po­li­ti­sche Lage neue Optio­nen eröff­nen könnte.

Es gibt inner­halb der AfD Ver­tre­ter bei­der Mög­lich­kei­ten. Es gibt die­je­ni­gen, die bereit sind, grund­sätz­li­che Posi­tio­nen zu opfern und sich gegen fun­da­men­ta­le deut­sche Inter­es­sen und für ein Mit­ma­chen in der neu­en, gro­ßen, trans­at­lan­ti­schen Frak­ti­on zu ent­schei­den, um zu ret­ten, was zu ret­ten ist und den Draht zu den regie­ren­den und gro­ßen oppo­si­tio­nel­len, natio­nal­be­wuß­ten Par­tei­en Euro­pas nicht zu verlieren.

Es gibt aber natür­lich auch die­je­ni­gen, die von einem fun­da­men­ta­len deut­schen Inter­es­sen­stand­punkt nicht las­sen wol­len, dabei sogar in euro­päi­scher Dimen­si­on den­ken und von einer Über­zeu­gung nicht las­sen wol­len: Es gebe ein Aus­kom­men mit Ruß­land, das die Sicher­heits­be­dürf­nis­se der klei­nen ehe­ma­li­gen Ost­block­staa­ten eben­so berück­sich­ti­ge wie das euro­päi­sche Inter­es­se, vom rie­si­gen kon­ti­nen­ta­len Hin­ter­land zu profitieren.

Vor allem aber hät­te es ein Aus­kom­men mit Ruß­land geben kön­nen, für das nicht eine euro­päi­sche Nati­on ver­blu­ten müß­te: Denn aus die­ser Per­spek­ti­ve ist der Krieg in der Ukrai­ne der Preis für den neu­en eiser­nen Vor­hang. Preis und Vor­hang sind eine euro­päi­sche Kata­stro­phe, kei­ne amerikanische.

Was hat das alles mit Maxi­mi­li­an Krah, der Waf­fen-SS und einem chi­ne­si­schen Mit­ar­bei­ter zu tun? Krah ist einer der weni­gen AfD-Poli­ti­ker, die das, was nun unter Füh­rung Orbáns umge­setzt wird, vor­aus­ge­se­hen haben. Er hat bereits vor Jah­ren vor die­ser Ent­wick­lung gewarnt.

Ihn scheib­chen­wei­se los­zu­wer­den und dies so zu spie­len, daß Le Pen einen völ­lig bana­len Grund haben wür­de, sich gleich von der gesam­ten AfD-Grup­pe zu ver­ab­schie­den, ist das Pro­jekt der ver­gan­ge­nen Monate.

Es geht nicht um den Poli­tik­stil Krahs oder um geschichts­po­li­ti­sche Fra­gen. Es geht dar­um, daß sich in Euro­pa ein mäch­ti­ger kon­ser­va­ti­ver Able­ger der US-ame­ri­ka­ni­schen Rech­ten gebil­det hat, der das rechts­kon­ser­va­ti­ve Euro­pa prä­gen will und wird – auf Kos­ten Deutsch­lands und unter Betei­li­gung deut­scher kon­ser­va­ti­ver Irrelevanz.

Es sieht so aus, als ob die AfD Gefahr gelau­fen sei, den wich­tigs­ten Euro­pa-Poli­ti­ker, den sie hat, auf­grund von Ober­flä­chen­kam­pa­gnen kalt­zu­stel­len. Es sieht mitt­ler­wei­le so aus, als sei die­se Gefahr gebannt – noch nicht ganz, aber fast. Ver­mut­lich setzt sich näm­lich gera­de doch noch ein­mal die Über­zeu­gung durch, daß es die “Auf­ga­be” der Wer­te­Uni­on ist, sich an Pro­jek­ten zu betei­li­gen, die letzt­lich wie­der gegen Deutsch­land gerich­tet sind. Des­we­gen war Maa­ßen in Buda­pest, nicht Wei­del oder Chrup­al­la, geschwei­ge denn Krah, Höcke oder Bystron.

Jeden­falls: Wer Krah los­wer­den will, um sich geläu­tert am Pro­jekt der CPAC zu betei­li­gen, soll erklä­ren, daß er für eine fun­da­men­ta­le deut­sche und euro­päi­sche Geo­stra­te­gie, die den bru­ta­len Kon­flikt mit Ruß­land been­det, kei­ne Mög­lich­keit mehr sieht.

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

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Kommentare (54)

Blue Angel

26. Mai 2024 18:52

Danke für diese klare Analyse. - Hoffentlich entscheidet die AfD sich für den richtigen Weg, den *für* statt gegen Deutschland.

Le Chasseur

26. Mai 2024 18:55

Ergänzend zu "Wer sich noch daran erinnert, daß wir über Pipelines energiepolitischen Spielraum vorbereitet hatten, eine der Mittellage Deutschlands und dem seinem Bedarf angemessenen Spielraum, der weiß, was es geostrategisch bedeutet, energetisch nun ganz und gar vom Westen abhängig zu sein"
>>>Eine Schiffslieferung mit Flüssigerdgas aus den USA für das LNG-Terminal auf Rügen schlägt hohe Wellen. Das Gas (...) ist sehr wahrscheinlich durch das umstrittene Fracking gefördert worden. (...) Noch im April hieß von den Betreibern im Beisein von MV-Umweltminister Till Backhaus bei der Übergabe für behördliche Genehmigungen für das Terminal, es würde auf Rügen nur Gas aus Norwegen anlanden. Jetzt teilt die Deutsche Regas mit, man habe nie versichert, dass vornehmlich Gas angeliefert werde, das nicht gefrackt worden sei. Das sei auch nicht möglich, und es obliege auch nicht den Betreibern der Terminals darüber zu entscheiden, sondern den Lieferanten.<<<
https://www.nordkurier.de/regional/ruegen/lng-auf-ruegen-ein-versprechen-nach-dem-anderen-wird-gebrochen-2545303

kikl

26. Mai 2024 19:03

Das ist alles denkbar und möglich. Aber was folgt daraus? Viel wichtiger ist der innere Kompass!
Denn all das könnte die AFD nicht erschüttern, wenn Sie zusammenhielte. Im Sturm muss man zusammenrücken, um sich gegenseitig zu verteidigen. Man muss natürlich auch schlau sein, und die Winkelzüge des Gegners vorausahnen.

deutscheridentitaerer

26. Mai 2024 19:32

Der Lageskizze stimme ich im Wesentlichen zu. Auch bezüglich der Wertung hätte ich jahrelang zugestimmt. Mittlerweile sehe ich das deutlich differenzierter.
Welche "vorzüglichen Kontakte" Frankreichs und Deutschlands sind z.B. genannt? Die Geschichte zwischen allen drei Staaten war primär von Feindschaft geprägt, und das nicht aufgrund der besonderen Schlechtigkeit des einen oder anderen, sondern wegen einer nicht in Einklang zu bringenden Interessenlage, die im Kern auch heute weiterbesteht.
Frankreich kann von einem Bündnis mit Deutschland nichts gewinnen. Für Russland aus seiner Position der Schwäche gilt das nicht. Daher auch die derzeitigen Offerten. Aber ein starkes Russland hat Deutschland genauso im Griff wie jetzt die USA.
Ein Balanceakt zwischen USA und RU kann vielleicht gelingen, birgt aber die Gefahr, dass man bei einem Fehltritt richtig schlecht dasteht.
 
Insofern ist eine rationale, undogmatische Debatte darüber angebracht, ob man den Bündnisschwerpunkt eher auf die USA oder auf RU setzen sollte - ohne den jeweils anderen dabei zu düpieren, wie es die Ampel gerade tut.

Daniel

26. Mai 2024 19:32

Die AfD steht hier wahrscheinlich am Scheideweg, aber eine pro-russische Ausrichtung dürfte die Wahlergebnisse im Westen auf lange Sicht zuverlässig deckeln. Man zerschießt sich ggf. auch die Möglichkeit, im Verbund mit anderen Rechtsparteien zu einer baldigen Lösung der Migrationskatastrophe zu kommen. Mit den geostrategischen Optionen kann man sich dann immer noch befassen. Das ist mE sowieso eine Frage, die man erst dann aufwerfen kann/sollte, wenn man im politischen Gefüge fest verankert ist und eine breite Unterstützung der Öffentlichkeit hinter sich hat - also alles, was auf die AfD gerade nicht zutrifft. Im Übrigen spielt ein wirtschaftlicher Abschwung immer den nicht-etablierten Kräften in die Hände.

deutscheridentitaerer

26. Mai 2024 19:41

Bezüglich Krah: Ich kenne ihn nur aus seinen öffentlichen Auftritten. Hier macht er aber einfach eine sehr gute Figur. Er wirkt sehr authentisch. Sympathisch, aber auch sehr souverän.
Unabhängig davon, dass ich den starken pro-RU und pro-CH-Kurs für problematisch halte (wobei Krah auch hier einer der differenziertesten Vertreter ist), wünsche ich ihm daher jeden politischen Erfolg. Was die Partei sich in dieser Personalie geleistet hat, ist einem Außenstehenden unbegreiflich.
 

RMH

26. Mai 2024 19:43

Nur einmal zu den Maßstäben: Bislang galt es als wichtigstes Ziel der deutschen Patrioten, irgendwie den ununterbrochenen Zustrom an Migranten nach D. zu stoppen & zu regulieren. Sehen wir in die europ. Länder, dann erkennen wir, dass überall dort, wo man die guten Beziehungen zu RUS nicht so hoch hängt, wie sie in diesem Artikel als klar notwendiger Standpunkt für D dargestellt werden, dass es mittlerweile Stück für Stück voran geht, bei der Begrenzung & Einhegung der Migration. Der in anderen Debattenräumen als hier gerne als Israelknecht geschmähte Wilders hat ein Bündnis geschmiedet & mit großen Ankündigungen (auch, dass Migr. natürlich nach D. zurück geschickt werden) zum Thema Migration aufhorchen lassen. Man wird sehen, was daraus wird. Was man also diskutieren darf, ist die Frage: Ist es primäres Ziel für D, die Migr. einzudämmen und ist das mit der existierenden westeurop., Nato-Einbindung schnell zu schaffen, wie es in allen anderen Ländern Europas vorgemacht wird, oder ist es wichtiger, in einem jahrelangen Prozess (das Kind ist bekanntermaßen in den Brunnen gefallen) der Schaffung guter Verhältnisse zu RUS erst die Handlungsspielräume zu bekommen, um Problem Nr. 1 zu regeln.  In der Zwischenzeit wird D weiter mit Migranten geflutet, während die anderen Länder die Sache geregelt haben. Bei einem Sieg RUS in der Ukr. werden wir zudem Millionen weiterer Flüchtlinge in D haben. PS: Die mulitpolare Welt existiert bereits.

Laurenz

26. Mai 2024 19:55

Cooler Artikel. Es scheiden sich nicht nur die Geister in der AfD, sondern auch unter der SiN-Teilnehmerschaft. Mit einer Trillion Euro Schulden an Deutschland haben Salvini & Meloni gar keine Wahl als gegen Deutschland zu politisieren. LePen hingegen fehlt es an historischem Bewußtsein. Der Bruch zwischen dem II. Reich & dem vor-sowjetischen Rußland entstand durch die hohen Zollschranken (Trumpismus) Deutschlands, wie dem Schließen der Deutschen Börsen für Russische Neu-Emissionen an Aktien & vor allem Anleihen, was sich alles nach Paris verlagerte & Deutschland isolierte. Aktuell, nachdem Rußland & China die historische Rolle Deutschlands & Japans geo-politisch übernommen haben, isoliert sich der Westen. Fast dystopisch mutet mich die Ignoranz Europäischer Staatschefs gegenüber den politischen, wie militärischen Konsequenzen einer militärischen Niederlage der Ukraine an. Dauernd versucht man sich mit Flickenschusterei irgendwie vor dem Untergang der NATO wahnwitzig Zeit zu erkaufen. https://www.zerohedge.com/markets/nato-country-says-goal-should-be-breakup-russian-federation & https://www.telepolis.de/features/USA-und-ihre-Alliierten-koennen-globale-Sicherheit-nicht-gewaehrleisten-9730201.html Besteht denn ein Zweifel daran, daß die Zerschlagung der NATO in Europa ein politisches Ziel der Russischen Föderation ist?

Paul Aner

26. Mai 2024 19:58

Meiner Meinung nach ist das ganze gar nicht so schwer zu analysieren:
Die USA versuchen seit 1871 mit ALLEN Ihnen zur Verfügung stehenden
 Mitteln ( inkl. 2er Weltkriege, Sprengung Northstream ) eine Achse Berlin-Moskau zu verhindern. Koste es, was es wolle.
Davor haben die geradezu panische Angst!
Seit ein paar Jahren sind die USA dabei, die Länder vom Baltikum ab bis zum Schwarzen Meer hinunter als eine Art Pufferzone zwischen Deutschland und Russland zu errichten (Polen, Ungarn, Rumänien, Bulgarien etc.)
Das war schon mal die Idee eines Polen namens Pilsudski ( 1930er), der mit denselben Ländern das "Intermarium"  begründen wollte.
Deutschland könnte das  verhindern, in dem es selbst die genannten Länder in einer strategischen Koalition "einfängt".
Nur, wer kann mir verraten, ob es auch nur eine einzige Person innerhalb des bundesrepublikanischen Altparteienkartells gibt, der das überhaupt weiss und noch besser, der  dagegen vorgeht?
Besten Gruß 

Parsifal

26. Mai 2024 20:27

Der Artikel ist sicher zu großen Teilen richtig. Trotzdem war Krah maximal ungeschickt. Von einem Spitzenkandidaten erwarte ich Cleverness und Geschmeidigkeit. Was will er bitte schön mit dem Thema "Waffen-SS" gewinnen? Da gehört ein Deckel drauf und fertig. Es gibt doch wohl genug akute Probleme in Europa. Relativierungen über die SS sind absolute "B-Note", ein verbissenes Festhalten an der "reinen Lehre". Und das vor dem Hintergrund, daß alle (!) relevanten Mainstreammedien in der Hand des Gegners sind und unser Lager überhaupt keine Deutungshoheit besitzt.
"Wir" müssen jetzt das Spiel gewinnen, denn uns läuft die Zeit davon. Lieber ein dreckiges 1:0 (= hohes Wahlergebnis), anstatt in Schönheit zu sterben.

clauwaert

26. Mai 2024 20:46

Das Buch des Verlags Antaios: Warum Konservative immer verlieren sollte nun von jedem gelesen werden.

RMH

26. Mai 2024 20:53

"Deutschland könnte das  verhindern, in dem es selbst die genannten Länder in einer strategischen Koalition "einfängt"." @Paul Aner, den Standpunkt habe ich hier bereits in früheren Debatten vertreten & wurde dafür heftig kritisiert, u.a. mit dem Argument, dass die Polen ja die D. so sehr hassen, dass da nie etwas draus wird. Das "gute" Verhältnis zu RUS wäre damit aber sicher nicht mehr so einfach machbar. Dennoch bleibe ich dabei: Ds Interessen liegen primär auf einer Eindämmung der Migration, vor jedem Blockwechsel & europapolitisch viel mehr auf den Räumen des ehem. k.u.k und Preußens, als auf der Schaffung eines Blockes D-RUS mit den genannten Ländern dazwischen (die dann in Folge immer eine andere, raumfrende Macht einschalten werden). Das bedeutet, es macht mehr Sinn, an einer Aussöhnung & Verständigung mit diesen mittleren bis kleinen Ländern zu arbeiten, als sich an das imperial denkende RUS heranzuarbeiten. China ist mittlerweile ganz klar auf Augenhöhe mit den USA. Die beiden Mächte sind enger verwoben, als es sich uns darstellt & es ist vollkommen ungeklärt, ob China überhaupt eine Art eurasischen Block zwischen D & RUS, wie er vielen bei den deutschen Rechten vorschwebt, dulden würde. Ich denke, China hält aktuell nur zu RUS, weil es die asiatischen Grenzregionen zu China zusammenhält & es das boykottierte RUS für billige Rohstoffe ausnutzen kann.

Amos

26. Mai 2024 20:56

Hätte sich Le Pen nicht auch ohne "Geostrstegie" gegen die AfD entschieden, einfach, weil sie Wahlen gewinnen will und antideutsche, zumal antirechte antideutsche Ressentiments in F gut ankommen? Orban wird hierzulande gern als Putin- und neuer Seidenstraßenfreund dargestellt, während er mit Soros und dem woken US-Kapital scheinbar auf Kriegsfuß steht. Die AfD hingegen ist nicht zu 100% putinfreundlich, kann es also sein, dass die Nicht-Einladung noch andere Gründe hat? Trump mag für den von ihnen beschriebenen Machtblock stehen, allerdings auch für einen gewissen Isolationismus, den gerade die woken Kinderseelen hierzulande fürchten, denn ihre Dekadenzspielwiese konnte nur unter dem Schirm des großen Hegemons gedeihen. Steht Trump in diesem Sinne nicht für ein Erwachsenwerden der europäischen Nationen? Ebenfalls fern von jeder Trumpverehrung: Wollte Trump das Ausbluten der Ukraine nicht binnen 24h beenden? Und last but Not least, Fehler hat man im Hause Krah keine gemacht? Auch nicht, wenn man Ziele hat, wie Wahlen/ Wähler zu gewinnen? 

Laurenz

26. Mai 2024 21:05

@Parsifal ... Sie haben nicht verstanden. Die nüchterne Bewertung der SS im Italienischen Krah-Interview spielt überhaupt keine Geige. Hier altlinker Artikel https://www.telepolis.de/features/Horst-Tappert-haette-Maximilian-Krah-nicht-gefeuert-9732348.html Ohne dieses Interview wäre die Opposition gegen die deutschen Radwege in Peru der Auslöser in der Argumentation LePens  geworden, eben am Arsch die Waldfee. Auch die JF muß wohl klein beigeben & sich mit der Nachahmung der Relotius-Mechanik beschönigend eingestehen, sich selbst ins Knie geschossen zu haben. https://jungefreiheit.de/politik/deutschland/2024/trotz-wahlkampfchaos-afd-werte-bleiben-laut-umfrage-stabil/

Mitleser2

26. Mai 2024 21:07

was mich sehr erstaunt und mir neu ist, wie hier von GK die Rolle Orbans eingeschätzt wird. Bisher war doch z.B. Benedikt Kaiser ein glühender Verfechter Orbans? 
Unabhängig davon: Es sieht so aus, dass große Teile der europäischen "Rechten" (bewusst in Anführungszeichen) eine sehr andere Position als die AfD und die FPÖ einnehmen.

Antwort Redaktion:
Kaiser ist nicht Kubitschek.

das kapital

26. Mai 2024 21:15

@ Paul Aner (prost!) Da hat Bismarck wohl nicht aufgepasst bei der Reichs-gründung. Der ist immer noch von 5 Mächten ausgegangen und hatte die USA nicht mit auf dem Schirm. 1871 waren die schon noch ziemlich mit sich selbst beschäftigt. Immerhin 13 Bundesstaaten sind den USA erst nach 1871 beigetreten. /// Das Problem ist ja, dass wir in die EU und EZB eingebunden, oder dort gar gefesselt sind, aber dort reichlich Politik zu unserem Schaden betrieben wird. /// @ RMH "Die multipolare Welt existiert bereits." Ja. Nur ist Deutschland kein Pol, sondern am A. Wir haben eine rechtliche Regelung zur Eindämmung der Migration (sichere Drittstaatenregelung). Die hat von etwa 1993 bis 2015 funktioniert. Danach nicht mehr. 2015 wäre eben Österreich migrationstechnisch abgesoffen, wenn Deutschland seine Grenzen wirkungsvoll verteidigt hätte. Das war technisch machbar, aber politisch nicht gewollt. Der politische Wille, das Recht anzuwenden ist auch bis heute nicht da. /// Die schlimmste zerstörerische Wirkung hat nach wie vor die Energiewende ins Nichts. Da muss auf nationaler Ebene eine Wende her. Die EU hält Deutschland nicht davon ab, Dutzende moderner Atomkraftwerke zu bauen.

das kapital

26. Mai 2024 21:35

@ Laurenz 26. Mai 2024 19:55 Vorsicht vor den (zu) großen Zahlen. Im Dezember des Jahres 2023 verzeichnete die Bundesbank einen positiven Target2-Saldo in Höhe von etwa 1.093,4 Milliarden Euro. Dies bedeutet, dass die Bundesbank rund 1.093,4 Milliarden Euro grenzüberschreitende Forderungen gegenüber den anderen am Target2-System teilnehmenden Zentralbanken hatte. Das sind Billionen, 1,1 Billionen rund. Die Trillionen kommen später dran (nach der Hyperinflation). /// Dass die Zerschlagung der NATO in Europa ein politisches Ziel der Russischen Föderation sei, gestatte ich mir zu bestreiten. Dazu haben die nicht genug konventionelle Machtmittel. Mit dem Beitritt von Finnland und Schweden ist gerade das genaue Gegenteil passiert. Die wollen keine auf sie gerichteten Raketen in der Ukraine. Und die wollen die russische Minderheit in der Ukraine wirkungsvoll schützen. Etwas kippelig wird es auch noch in Transnistrien. Das reicht dann aber auch.

Der mit dem Wolf tanzt

26. Mai 2024 22:09

Hervorragende Analyse, Vielen Dank Herr Kubischek! 
Einen Aspekt vermisse ich jedoch in diesem Kontext: Die Erwähnung der kulturellen, spirituellen Dimension beider "Brudervölker" Deutschland und Russland, und deren heilsamen Impuls auf die Entwicklung, hin zu einem freien, selbstbestimmten Europa. 
Ich bin der Meinung, dass alles, was auf weltpolitischer Bühne geschehen ist (und geschieht), von seiner Zielsetzung her, okkulten Ursprungs ist. Wenn sich die neue Rechte - im Zuge eines gesellschafts-politischen Neuanfangs - eine Kulturrevolution auf ihre Fahnen schreibt, so sollte dieser Aspekt m.M.n. auch bei geo-strategischen Themen immer kurz Erwähnung finden.

Monacensis

26. Mai 2024 22:09

Wenn das stimmt, müsste Orbán seine strikte Neutralität aufgeben und sich mit der Ukraine arrangieren, trotz der Schikanen gegen die Ungarn in der Karpathoukraine. Und die Einwerbung chinesischer Investitionen, die Ungarn unabhängiger von Brüssel machen ? Bin natürlich kein Insider, aber nach den regierungsnahen ungarischen Medien zu schließen steht Ungarn nicht kurz davor, dem kalten Krieg gegen Russland und China beizutreten.
Abgesehen davon hätte für mich die Migrationsfrage Vorrang, und gegen Kontakte zu Trump ist nichts zu sagen. Deswegen können wir uns ja trotzdem um ein ordentliches Verhältnis zu Russland bemühen - so wie bisher auch Orbán.

Liselotte

26. Mai 2024 22:16

Das ist also der Hintergrund... Die CPAC hatte ich zwar bemerkt, aber die Bedeutung auch für Orban war mir nicht klar...

Gracchus

26. Mai 2024 23:17

Der Verdacht hat sich bei mir auch die letzten Tage verfestigt, ohne dass mir die hier geschilderten Hintergründe bekannt waren. Allerdings, wie passt ins Bild, dass Orban sich bislang gegen den harten Sanktionskurs gesperrt hat und m. W. weiterhin russisches Gas bezieht, und Trump, den CPAC unterstützt, den Ukraine-Krieg sofort beenden will? 
Ich bin natürlich für Option 2; USA und die scheußlichen transatlantischen Seilschaften haben viel zu viel Einfluss, nur eben deshalb ist Option 2 derzeit kaum zu vermitteln. Ich sehe auch nicht die Notwendigkeit, dass sich die AfD derzeit festlegen müsste. Sie kann Option 2 im Hinterkopf behalten und sich geopolitisch bedeckt halten oder Option 1 camouflieren.

Parsifal

26. Mai 2024 23:25

@Laurenz: Ihr Kommentar erinnert etwas an den Ausspruch: "Würden Wahlen etwas ändern, wären sie längst verboten!" So begibt man sich von vorne herein in eine Opferrolle. Demnach hätte Krah "Guten Morgen" sagen können und Le Pen & Co. hätten genauso gehandelt.
Aber hätte Krah nicht mit der SS gezündelt, wäre es für Weidel und Chrupalla deutlich leichter gewesen, sich vor ihn zu stellen. Vielleicht stimmen wir ja in dieser Einschätzung überein?! 

Gracchus

26. Mai 2024 23:26

@Der mit dem Wolf tanzt
Sie haben vollkommen Recht. Was sich derzeit abspielt, wurde im Geistigen lange vorgebahnt. Wir leben sozusagen immer in der Vergangenheit. Will man sich Russland wieder annähern, muss dies spirituell vorbereitet werden, und dafür ist es unerlässlich, dass sich die Deutschen auf die mystische Tradition besinnen, die ich im vorherigen Strang skizziert habe; wie @Maiordomus ja schrieb, hat sich Franz von Baader um gute Beziehungen zu Russland bemüht. 

rotenburg

26. Mai 2024 23:52

Die AfD befindet sich auf dem Weg in die totale Isolation. Bisher waren die Mainstream-Parteien in Deutschland, die Linken und bei der Sezession auch die "Liberalen" der Gegner. Jetzt steht schon Le Pen und Victor Orban auf der Feindesliste. Wer bleibt dann in Europa außer einige unbedeutende Kleinstparteien als Partner noch übrig?
In dem Text steht etwas von einem "mitteleuropäischen Europakonzept" und Zusammenarbeit mit Frankreich. Mit wem, will man denn ein "Mitteleuropakonzept" verwirklichen, wenn selbst die Ungarn dafür schon nicht mehr in Frage kommen? Und eben noch wird man von Le Pen aus der gemeinsamen Fraktionsgemeinschaft geworfen und im nächsten Moment fantasiert man über ein deutsch-französisches Bündnis gegen die USA?
Geopolitik ist in diesem Fall ein anderes Wort für Wunschdenken.

Waldgaenger aus Schwaben

26. Mai 2024 23:58

Als tiefsten Grund sehe ich den Kampf um die richtige Antwort auf die Frage: Hat das Elend der Völker Europas überwiegend intrinsische oder extrinsische Ursachen? Wer extrinsische Ursachen am Wirken sieht, mag geopolitische Fragen in den Mittelpunkt stellen. Wobei ich nicht sehe, wie andere geopolitische Ausrichtungen, etwa in Richtung Russland und China, auf absehbare Zeit etwas ändern könnten. 
Wer, wie ich, intrinsische Ursachen für die Schwäche Deutschlands vorrangig am Wirken sieht, dem sind geopolitische Ausrichtungen nicht so wichtig, als dass deswegen eine Spaltung der Rechten angestrebt werden soll.
Zur meiner Wahlentscheidung: Ich schwanke noch zwischen der AfD und der ÖDP. Die ÖDP steht für klassischen Naturschutz, Bewahrung der Schöpfung und den Schutz des ungeborenen Lebens. Den Verlust konservativer Werte wie Liebe zur Heimat und Familie sehe ich als intrinsische Ursache des aktuellen Elends. Die ÖDP steht vielleicht mehr für diese Werte als die AfD. Auf der anderen Seite muss man ihre Machtlosigkeit sehen. Ich schwanke noch.

Ordoliberal

27. Mai 2024 01:13

Ich stimme mit @Amos und @RMH. Erstens ist Trump ein Isolationist, dem es egal ist, ob die USA die einzige verbliebene Weltmacht sind, solange die Wirtschaft brummt. Der Ukraine-Krieg ist für ihn Geldverschwendung. Da steht er der AfD sehr nahe. Zweitens sehe ich keine Notwendigkeit, als 18%-Partei, die darum kämpft, überhaupt als seriös wahrgenommen zu werden, Großmachtszenarien durchzuspielen. Das verstehen die Wähler doch gar nicht. Die katastrophale Energie-, Finanz- und Migrationspolitik der Ampel verstehen sie aber durchaus. Hier muss die AfD punkten. Drittens sind am Niedergang Deutschlands nicht die Amerikaner schuld. Weder haben sie sie uns gezwungen, die Grenzen zu öffnen, noch, unsere Kernkraftwerke abzuschalten und Verbrennerautos zu verbieten. Das ganze Elend der Eurozone ist hausgemacht. Deutschland hätte seine Währung nicht aufgeben müssen. Die Amerikaner haben damals über uns gelacht. Wie Trump auch jetzt über unsere Energie- und Flüchtlingspolitik lacht. Dieses ständige US Blaming geht mir auf den Nerv. Wir sollten vor unserer eigenen Haustür kehren, bevor wir ein Land verurteilen, dessen Kreativität, Innovationskraft und Freiheitsdurst uns seit seit 80 Jahren in den Schatten stellt.

Ordoliberal

27. Mai 2024 03:02

https://amgreatness.com/2024/05/26/defying-the-odds-trumps-bronx-speech-and-its-impact/
Falls mal jemand den Standpunkt amerikanischer Konservativer im Original lesen will.

Wahnsinnistkeinemeinung

27. Mai 2024 05:54

@1: Wer Frieden und Wohlstand in Europa will, der muss sich nach Alternativen umschauen. Eine solche Alternative stellt die AfD dar. Eine reine US-Anbindung schadet Deutschland und wer dies nicht versteht, der versteht sehr wenig von dem was gerade wirklich passiert (politisch, philosophisch u. soziologisch). Deutschland, die Bundesrepublik hat als Bollwerk gegen den Sowjet-kommunismus ausgedient. Diese Zielrichtung wurde bereits mit dem Fall der Mauer gut erkennbar. Die Karawane zog weiter und damit verschoben sich auch die Interessen der US-Strategen. Polen wurde zum Zentrum einer anti-russischen Haltung, Geschichte wurde rekapituliert und dem Volk wurde wie zuvor im Westen, Sand in die Augen gestreut. Der große Freund aus Nordamerika zeigte sein wahres Gesicht, dieses Abschminken alter Illusionen wurde überall sichtbar. Vor Jahrzehnten sagte man oft, dass Deutschland mit Verzögerung die Entwicklungen in den USA ebenfalls durchlaufe. Multikulturalismus, Entfremdung des Individuums, Zerstörung gewachsener Strukturen aufgrund neuer „Sachzwänge“ im Rahmen der Zwangsglobalisierung, Beseitigung und Diffamierung von oppositionellen Gruppierungen (REPs, Schill Partei, z. Z. AfD etc.). 

Wahnsinnistkeinemeinung

27. Mai 2024 05:54

@2: Das Ziel für alle klar erkennbar: Es gibt kein Volk, keine Kultur, keine Geschichte und keine Individualität. Stichwort: Die Gesellschaft des Spektakels. Was früher einmal radikal links war, ist heute Konsens. Allerdings leben wir nicht in einer Gesellschaft in der vermeintliche Neonazihorden die Bevölkerung terrorisieren, sondern in der der Einzelne unbedeutend, überflüssig und in vielen Teilen nicht einmal mehr Konsument sein darf. Das letzte Refugium sozialer Gerechtigkeit, sozialer Absicherung und gesellschaftspolitischer Mitsprache-rechte wird für immer zerstört. Der Aufstieg der sozialen Marktwirtschaft als antikommunistisches Bollwerk ist beendet - gecancelt! Die Dummen, die Mittelmäßigen, die Dummschwätzer bestimmen das Gesicht unserer an sich selbst irre gewordenen Gegenwartskultur. Vereinsamung, Hoffnungslosigkeit und geleitete Konsenslosigkeit spalten unser Wertesystem in eine Zielgruppen- und Konsumentenkultur. Krah machte in der Folge 35 von am Rande der Gesellschaft, keine schlechte Figur. Im Gegenteil, er steht für einen aufrechten Menschen, dem man eine miese Falle stellte und ein Denken unterschob, welches mehr über seine Kritiker aussagt, als über ihn selbst.

MARCEL

27. Mai 2024 06:28

Orbans Position überrascht dann doch etwas oder hat auch er plötzlich Angst vor einem Attentat....? Man erkennt auch an dieser internationalen, innerrechten Rochade, dass die Europäisierung des Konflikts vorbereitet wird. Das niedergehende Imperium USA zieht uns in den "erweiterten Suizid". Nur noch abstoßend!

RMH

27. Mai 2024 07:17

Im Artikel wird uns Krah als geopolitische Zusammenhänge verstehender Seher dargestellt, der die Weichen in eine als für D gut dargestellte Richtung stellen will. Es stellt sich dennoch die Frage, warum man solche  geopolitischen Erkenntnisse nur mit der Zusammenarbeit & den Kontakten zu, vorsichtig ausgedrückt, zwilichten Personen haben kann bzw. für ein Werben für einen entsprechenden Kurs braucht & damit sich & die gesamte Partei angreifbar gemacht hat. Weitere Fragen werden durch die hier nicht mehr wiederzugebenden Äußerungen Krahs, bspw. zum Jahrestag Chinas, zur Verzögerung der Munitionslieferungen in der Ukraine etc (lässt sich fortsetzen), aufgeworfen, die ihn nicht gerade als neutral oder als ehrlichen Makler im Sinne Ds dastehen lassen. Während im gesamten, die Westbindung mal mehr, mal weniger als gegeben akzeptierenden Europa die patriotischen Kräfte Erfolge feiern & im Sinne ihrer Wähler abliefern, stellt sich die AfD, dank Krah, Bystron & Co. als normale, skandalbehaftete, altparteilich werdende Gruppierung dar, der Ostkontakte wichtiger als Ortskontakte zu sein scheinen. Da bleibt man in Thüringen bei strahlendem Sonnenschein lieber auf seiner Datsche & legt nen Roster auf den Grill, als zur Wahl zu gehen. Miese Wahlbeteiligung geht dann immer mit durchwachsenen Wahlergebnissen für die AfD einher. Darauf ein gesegnetes Druschba.

Herr K aus O

27. Mai 2024 07:51

@das Kapital:
"Die EU hält Deutschland nicht davon ab, Dutzende moderner Atomkraftwerke zu bauen."
Ich habe den Eindruck, dass das irgendwo vertraglich hinterlegt ist. Ein wichtiger Eckstein zur europäischen Einigung ist, dass D. keine eigene Währung hat und energiepolitisch abhängig von seinen "Partnern" sein muss.
Das ist natürlich reine Spekulation von mir, aber die "Politik" von Merkel kann man sehr gut summieren mit Aufgabe der Souveränität von: Grenzen, Energie, Währung und Verteidigung (und sogar Bildung im Bologna Prozess) 
So bleibt Deutschland nur noch die Flucht in die EU - ein demokratischer Totalausfall. War es das wert?

das kapital

27. Mai 2024 08:24

@ Herrn K Es gibt Vorschriften zu sogenannten "transeuropäischen Netzen". Die rütteln aber in Sachen Energie gerade nicht an der deutschen Eigenständigkeit. Sondern der internationale Stromverbund ist auch zum deutschen Nutzen. Ohne polnischen Kohle- und französischen Atomstrom wären  wir jetzt schon versor-gungstechnisch erledigt. Wir haben das Atom abgeklemmt, nicht die EU, die Atomstrom sogar ausdrücklich für wünschenswert und zukunftsfähig erklärt hat. /// Bei der militärischen Verteidigung hat Brüssel als EU nichts zu melden, sondern nur als (ein) Nato Hauptquartier. /// Ein "common market" mit einheitlichen Spielregeln, einheitlichen Patenten, einheitlichen Normungen und einer einheitliche Zulassung von Arzneimitteln ist und bleibt sinnvoll. Die Steckdose und das Aspirin müssen nicht 27 mal neu erfunden werden. Der demokratische Totalausfall ist eine Katastrophe. In Brüssel fehlt wirksame demokratische Kontrolle. Statt dessen kontrollieren die uns. Das Schweigegeld für die Mitglieder des Scheinparlaments sind eine unverschämte Zumutung. Gut überbezahlte schlechte Schauspieler wirken im Wesentlichen bei der Ver** des Volkes mit ohne auch nur irgendetwas zu bewirken. Aus dem "eigenen" Lager nenne ich da mal Guido Reil. In schlechter Erinnerung ist mir auch noch Silvana Koch-Mehrin.

Laurenz

27. Mai 2024 08:49

@Parsifal ... Krah hat nicht mit der SS gezündelt. Frankreich hat im Indochina-Krieg auch die Hilfe von SS-Leuten bei der Fremdenlegion in Anspruch genommen. Sie sind doch auch gegen die Verbrennung von Hexen, oder? Oder schauen Sie der Verbrennung lieber schweigend zu?
@Das Kapital ... Sie haben natürlich Recht wegen der Zahlen, ich las vorher wohl einen englisch-sprachigen Wirtschaftsarktikel.

Valjean72

27. Mai 2024 09:21

Vielen Dank für diesen Artikel. Den dargelegten Handlungsstrang hatte ich bez. der französischen AFD-Ausbootung gar nicht auf dem Radar.
 
Es zeigt sich einmal mehr, dass es geboten ist, sich nicht von einer Effekt haschenden, emotional übermässig aufgeladenen Berichterstattung mitreissen zu lassen, sondern eine sachlich nüchterne Position einzunehmen, um zu ergünden, was möglicherweise hinter diesem Theater-Spektakel tatsächlich an Kulissen verschoben wird.
 
Es ist offensichtlich, dass uns eine europäische Rechte schmackhaft gemacht werden soll, die die ein oder andere "Wahrheit"  ansprechen darf (z.B. Migration, Gender-Unsinn etc.) aber geopolitisch voll auf Linie ist (pro USA / pro Israel aber auch anti-RUS und vor allen Dingen "anti-deutsch").
 
Ebenso ist klar zu erkennen, dass massgebliche Kräfte in den USA  entschieden haben, Deutschland wirtschaftlich massiv zu schwächen.
 
Es ist ein denkbar schwieriges Umfeld für eine ernsthaft patriotische deutsche Partei aber ein "weiter so" der kompletten und alleinigen Westbindung unter diesen Vorzeichen wird Deutschland massiv schaden.

Adler und Drache

27. Mai 2024 09:27

Interessanter, wenn auch verwirrender Artikel - die (Neu-)Einschätzung Orbans vor allem verwirrt mich, denn sie passt nicht mehr zu dem Bild, das sonst von ihm bzw. "seinem" Ungarn (auch hier, auch von GK) gezeichnet wurde. (GK war doch mal in Ungarn zu einer Konferenz eingeladen, von der er mit wichtigen Anstößen zurückkam.) Das andere: Die "Wahlmöglichkeit" wird als zwei Optionen dargestellt, die auf gleicher Ebene liegen. Ist das richtig? Ist die zweite Option überhaupt realistisch möglich? Die anderen, namentlich Orban, sind ja nun auch nicht dämlich; es muss also Gründe haben, warum sie sich nach zähem Ringen nun doch für den ersten Weg entscheiden und den zweiten verwerfen. Zudem frage ich mich, ob beide Optionen einander tatsächlich ausschließen, sodass man eine aufgeben müsste, wenn man die andere wählte - denkbar wäre ja auch, kurzfristig das Mögliche auszuschöpfen, ohne sich auf lange Sicht den anderen Weg zu verbauen. Freilich steht einer solchen Strategie der europäische Krieg entgegen, der weitgehend zu einer Entscheidung zwingt. 
"Allein gegen die Mafia", so hieß mal eine Krimi-Serie in den 80-ern. Wie realistisch ist es, anzunehmen, Deutschland könne bei seiner jetzigen Ausgangslage de facto im Alleingang geopolitische Fakten schaffen?  

Parsifal

27. Mai 2024 09:27

@Laurenz: Sie blenden leider völlig aus, wer gerade die Deutungshoheit besitzt. Die gesamte Politik der EU (Migration /Bürokratie /Inflation /Green Deal) ist ein Elfmeter ohne Torwart und Krah hat nichts Besseres zu tun, als über die Waffen-SS zu schwadronieren. Wie blöd kann man sein?
P.S.: Indochina-Krieg? Und in Peking ist ein Sack Reis umgefallen! 

Valjean72

27. Mai 2024 09:39

Herr K aus O: "... aber die "Politik" von Merkel kann man sehr gut summieren mit Aufgabe der Souveränität von: Grenzen, Energie, Währung und Verteidigung (und sogar Bildung im Bologna Prozess)"
---
 
Das ist ja ein Hauptmerkmal der globalistischen Agenda, nämlich auszuschliessen, dass Staaten autark agieren/existieren können.
 
Ein weiteres "Schlachtfeld" in diesem Zusammenhang ist die Agrarpolitik und damit die Lebensmittelversorgung.
 
Staaten, die in diesen essentiellen Feldern Abhängigkeiten aufweisen, sind leichter unter Druck zu setzen, mithin erpressbar.

Phil

27. Mai 2024 10:07

So schwer es fällt, den mutmaßlichen Zerstörer von Nord Stream als "Großen Bruder" zu akzeptieren, so unrealistisch erscheint die Möglichkeit eines unabhängigen Europas – auch, weil Amerika das nicht zulassen würde. Wir Deutsche haben keine Freunde. Dennoch oder deshalb muss der deutsche Standpunkt "2." sein. Und wenn es nur darum geht, die Würde zu wahren.

Valjean72

27. Mai 2024 10:11

@RMH: "stellt sich die AfD, dank Krah, Bystron & Co. als normale, skandalbehaftete, altparteilich werdende Gruppierung dar"
---
 
Also nehmen Sie die gegen Krah und Bystron erhobenen Vorwürfe für bare Münze? 
 
Wie halten Sie es denn mit der Unschuldsvermutung - ist dieses rechtstaatliche Grundprinzip hier vernachlässigbar im Falle der beiden genannten Politiker? Reicht Ihnen die durch die Mainstream-Medien verbreitete Vorverurteilung aus?
 
Worin liegt denn Ihrer Auffassung nach Krahs Fehlverhalten konkret in Bezug auf die möglichen Geheimdiensttätigkeiten seines chinesisch-stämmigen Büro-Mitarbeiters (der zudem dem Verfassungsschutz im Bund und in Sachsen schon seit einigen Jahren bekannt war) ?

Franz Bettinger

27. Mai 2024 10:44

@Ordoliberal: Ihr pro-USA Beitrag 1:13 ist beachtlich. Aber: Was verstehen Sie unter hausgemacht? Sie glauben doch nicht etwa, dass Merkel im eigenen Auftrag gehandelt hat bei der Demontage D's (AKWs, Migration…)? Wer sind die Befehlsgeber, wer ist das Haus? Ist es der WEF?

RMH

27. Mai 2024 10:55

@Valjean72,
Wir sind hier in keinem Strafverfahren und was ich schildere ist der Eindruck, der sich aus dem ganzen bein Durchschnittsnürger ergibt und nicht das, was wirklich gewesen war ("stellt sich dar"). Als mittlerweile langjähriger Politiker hat man keinen Welpenschutz, da hat man aufzupassen, mit wem man sich umgibt, wer einen bewundert etc. Im übrigen geht mein Vorwurf dahingehend, dass man überhaupt die Hybris hat, als Opposition bereits eine Art Schattenaußenpolitik betreiben zu wollen. Der Durchschnittswähler will Politiker, die sich hier und jetzt um sie bemühen. Auf Vortragsreisen von seinen Abgeordneten in China oder auf Wahlbeobachtungen in RUS kann er gut verzichten,  insbesondere, wenn all diese Kontakte nur zum Ergebnis führen, dass sog. Kompromat erzeugt wird. Mal nutzt es die eine Seite aus, mal die andere.

Le Chasseur

27. Mai 2024 10:58

@Adler und Drache"die (Neu-)Einschätzung Orbans vor allem verwirrt mich, denn sie passt nicht mehr zu dem Bild, das sonst von ihm bzw. "seinem" Ungarn (auch hier, auch von GK) gezeichnet wurde."
Ich denke, Orban will möglichst das Maximum für Ungarn herausholen. Deswegen ist man (noch) um ein relativ gutes Verhältnis zu Russland bemüht. Außerdem braucht der Westen trotz aller Konfrontation immer noch jemanden, den man nach Moskau schicken kann und der dort auch von jemanden empfangen wird (und zwar nicht am Ende eines zehn Meter langen Tisches sitzend). Orban hofft auch auf einen Zerfall der Ukraine, damit Ungarn sich dann ein Stück davon einverleiben kann (Polen und Rumänien hegen insgeheim vermutlich die selben Hoffnungen). Würde die Ukraine so wie sie ist EU-Mitglied, würde ein großer Teil EU-Fördergelder, die momentan nach Budapest, Warschau und Bukarest fließen in Kiew landen. https://www.tagesschau.de/ausland/europa/ukraine-ungarn-rumaenien-100.html
Die neuen ost-europäischen Frontstaaten hoffen dann genauso von den Amis gepampert zu werden wie die BRD im ersten Kalten Krieg gepampert wurde.

Monacensis

27. Mai 2024 11:18

Kulturell habe ich mich Rußland schon immer näher gefühlt als den USA.
Dennoch sprechen die angloamerikanischen Bombardements genausowenig gegen ein gutes Verhältnis zu Trump wie die Untaten der Roten Armee gegen einen Ausgleich mit Rußland. Entsprechendes gilt übrigens für eine Zusammenarbeit mit polnischen und tschechischen Konservativen. Einen etwas anderen Blick auf die Geschichte dürfen wir uns dabei durchaus vorbehalten.
Realpolitisch sollten wir an der NATO-Zugehörigkeit anders als an der EU nicht rütteln, uns aber vom "Vasallen" zum "Verbündeten" entwickeln. Auch hier empfinde ich die ungarische Politik bislang als vorbildlich.

Adler und Drache

27. Mai 2024 11:19

@Paul Aner
Seit ein paar Jahren sind die USA dabei, die Länder vom Baltikum ab bis zum Schwarzen Meer hinunter als eine Art Pufferzone zwischen Deutschland und Russland zu errichten (Polen, Ungarn, Rumänien, Bulgarien etc.)
Diese Pufferzone dürfte genauso von Russland gegen den Westen gewollt und geplant sein, nur halt unter russischer Vorherrschaft, wie es im "Warschauer Pakt" ja der Fall war. Die Länder, welche 1989 die SU-Knechtschaft abschüttelten, haben alle die Westbindung gewählt. Aus Gründen. 
@Amos
Trumps Position wird immer wieder "Isolationismus" genannt, hat aber damit eigentlich gar nichts zu tun. Man gebraucht den Terminus wohl eher als Schimpfwort, um seine Zurückhaltung hinsichtlich Kriegen zu diskreditieren. 

paterfamilias

27. Mai 2024 11:38

Ich verstehe nicht: Wie können Staaten wie Ungarn oder auch Frankreich "nationalbewusst" handeln, indem sie als Transatlantiker lediglich von der linksliberalen auf eine konservative Spielart der US- und WEF-Gefolgschaft umschalten? Vasall bleibt Vasall. Und es ist ja nicht einmal wahrscheinlich, dass die US-Wahl eine republikanische Machtübernahme bringen wird, sogar alles andere als das. Eine deart opportunistische Strategie würde sich doch die Option offenhalten, etwa als Ungarn dann zukünftig auch mit den Democrats zu paktieren, worauf nichts hindeutet. Außerdem würden europäische Staaten, die sich fortdauernde deutsche Transferleistungen sichern wollen, ihr "Wirtstier" doch nicht sehenden Auges verbluten lassen. Das scheint mir alles keinen Sinn zu ergeben.  

kikl

27. Mai 2024 12:55

Mir ist das alles ein wenig zu hoch gegriffen. So lange man in Deutschland noch nicht einmal in der Lage ist, die nationalen Interessen zu definieren, müssen wir uns über das internationale Schachbrett keine Gedanken machen. 
Wenn wir wissen, was wir wollen, dann werden wir auch Verbündete dafür finden. 
Der Ausschluss aus der Fraktion im EU-Parlament wurde derart dilettantisch vollzogen und begründet, dass es letztlich ein Eigentor für Le  Pen darstellen wird. Niemand glaubt, dass Herr Krah der Grund dafür war. Damit wissen zukünftig alle, dass auf Le Pen kein Verlass ist als Koalitionspartner.

Paavo

27. Mai 2024 13:09

Ja, es geht im Kern um die geopolitische Ausrichtung Deutschlands und Europas. Das genau ist die Gretchenfrage, nicht nur in der AfD sondern im fast gesamten Spektrum der Rechten:Auf der einen Seite stehen diejenigen, die weiterhin transatlantisch orientiert sind, unbedingt und uneingeschränkt an Westbindung und NATO-Mitgliedschaft festhalten wollen; auf der anderen Seite sind jene, die unter dem Schlagwort "Multipolarität" künftige eurasische Perspektiven bevorzugen und die Nähe zu Russland und China, ja selbst zum Mullah-Regime im Iran suchen. Beide Seiten handeln letztlich gegen Europas und damit auch Deutschlands Interessen.Der zielführende Weg müßte vielmehr lauten, weder transatlantisch noch eurasisch! Es geht um Äquidistanz zu West und Ost, es geht langfristig um ein starkes, antimperiales eigenständiges Europa vereint unter dem Motto: "Einheit in der Vielfalt“! Doch diese Position scheint (nicht nur) in der AfD eher ein Mauerblümchendasein zu fristen.

Uwe Lay

27. Mai 2024 13:37

Eine beeindruckende Analyse ist hier vorgelegt worden, aber fällt sie nicht ein wenig zu reduktionistisch aus? Eine Konstante der französischen Außenpolitik ist doch ihre antideutsche Ausrichtung. Einen zweiten "Versailler-Vertrag" verhinderte doch nur die Feindschaft gegen die Sowjetunion, um deren willen Westdeutschland nun als der Frontstaat gegen den Osten ausgebaut stark gemacht wurde. Jetzt braucht man Deutschland nicht mehr dazu und kann die alte antideutsche Karte ausspielen, was in Frankreich sicher zu Stimmgewinnen führen wird gerade für eine patriotische Partei. Zudem wäre ein Europa ohne Rußland und sich den USA unterordnendes eines, in dem dann England unter den Europäern die Nr.1 ist- das muß Frankreich mißfallen. Ist evtl eine antideutsche Haltung die Primärmotivation der Disanzierung von der AfD, zumal das Thema der Waffen-SS gut zu dieser Richtung paßt? Die "Eintracht" zwischen den westeuropäischen Staaten verdankte sich ja in erster Linie der gemeinsamen Feindschaft gegen Rußland und jetzt revitalisieren sich eben die nationalen Interessengegensätze. 

Utz

27. Mai 2024 14:37

@ Waldgänger aus SchwabenZu Ihren Wahlüberlegungen: Ich war mehr als 25 Jahre Parteimitglied der ÖDP und ich würde Ihnen entschieden abraten selbige zu wählen. Der Partei fehlt der Mut, sie hofft nochmal über die 5 % zu kommen und verzichtet dafür auch mal auf Grundsätze. Als 2014 das Ukrainethema aktuell war, war keinerlei differenzierte Sicht zu finden. Es wurde im Gegenteil nur recht plump auf Rußland draufgehauen. 2015 in der Flüchtlingskrise stellte man sich auf die Seite des Mainstreams und organisierte einen Bus für eine PEGIDA-Gegendemo.

Der Gehenkte

27. Mai 2024 15:03

Höchste Zeit, daß man sich in Schnellroda ehrlich macht über Orbán – ein animale politico, mit allen Instinkten versehen, die der geborene Opportunist, Manipulator und Korrupte besitzen muß, um sich lange an der Macht zu halten. Jetzt könnte es dennoch bald ernst für ihn werden, sollte Péter Magyars Protestpartei „Tisza“, die erst wenige Wochen alt ist, aber viel Zulauf erhält, am 9. Juni ein signifikantes Ergebnis einfahren. Magyar setzt an Orbáns schwacher und starker Flanke zugleich an: der Korruption, und weil er aus dem eigenen Lager kommt, greifen die üblichen Propaganda-Werkzeuge nicht. Die Korruption ist aber Orbáns politisches Fundament, sie durchsäuert die gesamte Gesellschaft und schafft ihm die Abhängigkeiten, den polit-ökonomischen Apparat zu zügeln. Die Kritik sollte auch den Spindoktor Márton Békés nicht ausschließen, dessen „kulturelle Hegemonie“ ein Zaubertrick ist. Sein Buch beschreibt diese nicht, sondern i s t sie.
Wie aber sollte man sich zu Orbán verhalten? Genauso wie dieser sich zur AfD verhält: taktisch. Wo man mit Orbán übereinstimmt, sollte man zum eigenen Nutzen zusammenarbeiten - und ihn fallenlassen, wo er suspekt wird.

Heinrich Loewe

27. Mai 2024 15:08

Nachdem jetzt etwas Ruhe eingekehrt ist, noch eine Anmerkung. Ich halte es für falsch, daß Maximilian Krah in die Defensive gegangen ist. Sprich der Rückzug von Wahlkampf und BuVo. Selbst einen offenen Machtkampf in der AfD hätte man führen müssen, jetzt. Egel, die aktuelle Wahl, die nächste kommt bestimmt. So gärt das bloß weiter. Oder wir büßen am Ende Krah ein. Man muß immer in die Offensive gehen! Das beste Beispiel ist Aiwanger, wie er die Kampagne gegen ihn gekontert und anschließend ein Rekord-Wahlergebnis eingefahren hat. Ich beobachte das seit fast vier Jahren nun in Amerika. Immer Offensive! Nur so gewinnt man.

Maiordomus

27. Mai 2024 15:24

GK: Die Analyse klingt so messerscharf, dass es erst recht als Kopfgeburt lesbar scheint. Über die europapolitische Bedeutung Krahs glaube ich, dass die wenigsten, die ihn ausgebootet haben, bzw. die AfD eliminiert, sich genau so langfristige Gedanken gemacht haben. Bin mir auch nicht sicher, ob Krah politisch so begabt ist, wie ich ihn noch vor 4 Jahren vermutete. Sein europäisches Gewicht wird nicht höher veranschlagt als das von Massen, dessen Einladung nach Budapest Sie aber rchtig interpretiert haben dürften. Sowieson beginnt, sollte Trump Wahl wider Erwarten gewinnen, ein neues Kapitel auch des westeuropäisch-amerikanischen Verhältnisses. Trump wird mehr gefürchtet als alle medial nutzbaren Popanz-Nazis, hat freilich zu wenig politische Orientierung, konservative sowieso nicht. Natürlich weiss man nicht, was er machen wird. Le Pen, Meloni u. Co. rechnen wohl eher mit Biden und gehen davon aus, dass ihre Wähler bei der AfD nun mal über Mainstream-Medien bedient sind, Hypothek für ihren Wahlkampf.     

Götz Kubitschek

27. Mai 2024 15:47

wir beenden die diskussion hier nun schon - diese gedanken sind nur ein aspekt unter mehreren. wir setzen fort. dank an alle.

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