Europäische Notizen (1): Französisches Stühlerücken

Nicht nur in Deutschland, Estland oder Tschechien gibt es Krach in den Rechtsparteien – vor allem in Frankreich hat das große Stühlerücken begonnen. Das hat, wie bei uns, mit dem EU-Wahlabend zu tun. Ein Wendepunkt in der französischen Geschichte naht, so Kritiker der politischen Rechten wie ihre Protagonisten in seltenem Einklang.

Benedikt Kaiser

Benedikt Kaiser ist Politikwissenschaftler und arbeitet als Verlagslektor.

Wer es nicht ver­folgt hat: Die Wahl brach­te den erwar­te­ten Sieg des Ras­sem­blem­ent Natio­nal (RN) unter Mari­ne Le Pen und dem Spit­zen­kan­di­da­ten Jor­dan Bar­del­la. 31,4 Pro­zent der Stim­men bedeu­ten für den RN 30 Sit­ze (+12), wäh­rend die iden­ti­tä­re Lis­te La France Fiè­re (d.i. die Rechts­par­tei Recon­quête von Éric Zemm­our) 5,5 Pro­zent erziel­te, d.h. künf­tig über 5 Sit­ze ver­fü­gen soll­te. Fast 37 Pro­zent haben damit für patrio­ti­sche Par­tei­en optiert, zu denen noch die Sar­ko­zy-Libe­ral­kon­ser­va­ti­ven der Repu­bli­ka­ner hin­zu­kom­men: 7,3 Pro­zent bzw. 6 Sit­ze erhö­hen das Mit­te-rechts-Bud­get auf 44 gemein­sa­me Prozent.

Mit­ent­schei­dend für das, was in den letz­ten Tagen folg­te und aktu­ell fort­ge­setzt wird – die gro­ße Umsor­tie­rung der Rech­ten – ist aber auch das Abschnei­den des Renais­sance-Bünd­nis­ses des Prä­si­den­ten Emma­nu­el Macron, das nur auf 14,6 Pro­zent kam, also ledig­lich 13 Sit­ze für sich bean­spru­chen darf. Macron presch­te umge­hend nach der Wahl­schmach nach vor­ne: Neu­wah­len zur Assem­blée Natio­na­le, die am 30. Juni und am 7. Juli statt­fin­den werden.

Jetzt wur­den schon län­ger schwe­len­de Über­le­gun­gen um Mari­ne Le Pen beschleu­nigt auf­ge­grif­fen: Ist nicht der Zeit­punkt gekom­men, in der Natio­nal­ver­samm­lung eine Mehr­heit für die patrio­ti­sche Sze­ne­rie her­zu­stel­len, indem sich ande­re kon­ser­va­ti­ve und rech­te For­ma­tio­nen dem RN anschlie­ßen oder unter­ord­nen? Die Fra­ge beant­wor­te­te der RN geschlos­sen mit »Ja«, was einem Selbst­ver­trau­en ent­springt, das ange­sichts der EU-Ergeb­nis­se selbst­er­klä­rend sein dürfte.

Wer sich fragt, wes­halb der star­ke RN indes nicht allei­ne antre­ten möch­te, sei an das strik­te fran­zö­si­sche Mehr­heits­wahl­recht erin­nert, das Mehr­hei­ten in den Wahl­krei­sen ein­for­dert: Nur der zieht ins Par­la­ment ein, der im zwei­ten Durch­gang (also: am 7. Juli) die meis­ten Stim­men erhält. Zusam­men­schlüs­se gleich­ge­sinn­ter und ähn­lich ori­en­tier­ter Par­tei­en sind daher Usus. So sol­len dies­mal Grü­ne und Lin­ke ver­schie­de­ner Par­tei­en sowie Post­kom­mu­nis­ten eine gemein­sa­me Lis­te bil­den; Macron schielt auf eine gro­ße »Mitte«-Allianz zwi­schen sei­ner Par­tei, den Grü­nen und der alten Sar­ko­zy-Par­tei Les Répu­bli­cains (LR); und auch der RN steu­er­te als ers­tes die LR an, die EU-weit im Rah­men der EVP orga­ni­siert sind, also gemein­sam mit CDU und CSU operieren.

Bei LR ist seit­dem ein hef­ti­ger Kampf inklu­si­ve juris­ti­scher Schach­zü­ge im Gan­ge: Éric Ciot­ti, seit 2007 Abge­ord­ne­ter und seit 2022 Prä­si­dent der LR, ver­ein­bar­te eine patrio­ti­sche Alli­anz für die Neu­wah­len: RN und LR sol­len gemein­sam für eine Wen­de nach rechts sor­gen. Der Par­tei­vor­stand setz­te den eige­nen Prä­si­den­ten umge­hend ab, was die­ser bei »X« (ehe­dem »Twit­ter«) prompt als ille­gi­tim ver­warf. Nun kla­gen die Kon­flikt­par­tei­en; Aus­gang offen, eine Par­tei­spal­tung in die eine oder in die ande­re Rich­tung dürf­te in jedem Fal­le zu erwar­ten sein.

Das droht auch auf der ande­ren Sei­te des RN, bei der wei­ter rechts ste­hen­den Recon­quête (die auf EU-Ebe­ne iro­ni­scher­wei­se in der libe­ral­kon­ser­va­ti­ven EKR par­tei­po­li­tisch orga­ni­siert ist, wäh­rend der RN rechts davon bei der natio­nal­kon­ser­va­ti­ven ID behei­ma­tet ist).  Die Ereig­nis­se auch hier zusam­men­ge­faßt: Das Tan­dem Mari­on Maré­chal und Éric Zemm­our zeig­te sich nicht wirk­lich zufrie­den mit dem EU-Ergeb­nis (5 Man­da­te), was Maré­chal, die Nich­te Mari­ne Le Pens, dazu brach­te, ihre vor­han­de­nen Bezie­hun­gen zum RN zu akti­vie­ren und die Lage zu son­die­ren. Man teil­te ihr mit, daß die Per­so­na­lie Zemm­our ein Pro­blem für die RN-Spit­ze dar­stel­le. (Die Wun­den der teils eska­lier­ten Kon­kur­renz­si­tua­ti­on aus den Urnen­gän­gen 2022 sind noch frisch.) Zemm­our kün­dig­te dar­auf hin, nicht im Wege zu ste­hen und auf eine Kan­di­da­tur zu verzichten.

Mari­on Maré­chal teil­te dies dem RN mit, doch die­ser woll­te das dar­ge­brach­te Opfer nicht als aus­rei­chend akzep­tie­ren und ver­wies dar­auf, mit Recon­quête wei­ter­hin nicht zusam­men­ar­bei­ten zu wol­len, da Zemm­our dort nun­mal die rele­van­te Ein­fluß­grö­ße dar­stel­le, einer­lei, ob er selbst auch bei einer Wahl antre­te. Maré­chal, gera­de ins Euro­pa­par­la­ment gewählt als Zemm­ours Spit­zen­kan­di­da­tin, zog die Reiß­lei­ne und kün­dig­te an, für die Ein­heit der Rech­ten bei den Neu­wah­len die Kan­di­da­ten des RN (+ LR) zu unter­stüt­zen, so daß Zemm­our reagie­ren muß­te und sie samt ihren Mul­ti­pli­ka­to­ren aus der Par­tei warf.

Nun ver­fügt Zemm­ours Par­tei, die für »Remi­gra­ti­on« und Markt­li­be­ra­lis­mus steht, wäh­rend der RN seit eini­gen Jah­ren stär­ker »inte­gra­tiv« und gewohnt sozi­al­pa­trio­tisch agiert, nur noch über ein ein­zi­ges Euro­pa­man­dat. Denn vier Man­dats­trä­ger sind fort­an par­tei­los und dürf­ten gen RN-Auf­nah­me schie­len – bzw. Wie­derauf­nah­me, denn in der Regel sind die Man­dats­trä­ger aus der Zemm­our-Par­tei aus­ge­tre­te­ne RN-Aktiv­pos­ten. Übrig bleibt Zemm­our in Brüs­sel ledig­lich Sarah Kna­fo, sei­ne Bera­te­rin und Part­ne­rin; auch die zahl­rei­chen ehe­ma­li­gen und aktu­el­len iden­ti­tä­ren Akti­vis­ten, die geschlos­sen aus dem RN zu Zemm­our wech­sel­ten, ste­hen nun vor ihrer Heim­kehr in den RN oder zumin­dest in das Vor­feld des RN.

Was das Stüh­le­rü­cken kon­kret bedeu­tet, ergibt sich aus den Ver­schie­bun­gen der Kräf­te­ver­hält­nis­se: Zemm­our wird mar­gi­na­li­siert und dürf­te die Sinn­haf­tig­keit sei­nes Par­tei­pro­jek­tes ernst­lich hin­ter­fra­gen; die Repu­bli­ka­ner ste­hen vor unge­ahn­ten recht­li­chen und poli­ti­schen Tur­bu­len­zen zwi­schen Macron-freund­li­chen Libe­ra­len und Le Pen-freund­li­chen Law-and-Order-Kon­ser­va­ti­ven; der RN wird so oder so (mit oder ohne Rechts­al­li­anz) Zuge­win­ne und Aus­wei­tun­gen sei­ner Reso­nanz- und Wir­kungs­räu­me erzielen.

So sehen ers­te Pro­gno­sen aus:

Visu­ell:

Geht man von die­ser – spe­ku­la­ti­ven! – Ein­tei­lung der Natio­nal­ver­samm­lung aus, gäbe es zwei Vari­an­ten: Ent­we­der gibt es eine soge­nann­te Koha­bi­ta­ti­on, d.h. Jor­dan Bar­del­la wird für den tri­um­phie­ren­den RN Minis­ter­prä­si­dent, Macron bleibt Prä­si­dent. Dann wäre Frank­reichs Poli­tik in vie­len Tei­len blo­ckiert. Oder Macron trä­te vor der regu­lä­ren Prä­si­dent­schafts­wahl 2027 zurück; dann gäbe es nach den Neu­wah­len zum Par­la­ment auch die Neu­wahl des Prä­si­den­ten­am­tes – und dar­auf zielt ja Le Pens gesam­te Neu­sor­tie­rung des rech­ten Lagers von den Libe­ral­kon­ser­va­ti­ven bis zu den Recon­quête-Dis­si­den­ten ab.

Der Aus­gang der Ver­ei­ni­gungs­pro­zes­se ist unge­wiß, die Flur­be­rei­ni­gung steht fest: Der RN ist rechts der LR-Kon­ser­va­ti­ven nun der allei­ni­ge Platz­hirsch und hat über geschick­tes Vor­ge­hen das erreicht, was elek­to­ral aus­blieb: Recon­quête als Kon­kur­ren­ten zu zer­stö­ren. Für Mari­ne Le Pen ist das schon jetzt ein Sieg; sie will freie Bahn für die RN-Kan­di­da­ten bei gewähr­ten Plät­zen für die Über­läu­fer aus ande­ren Rechtsparteien.

Das ist nicht das, was Mari­on Maré­chal als Nah­ziel ver­folgt. Sie strebt, ganz idea­lis­tisch, eine neu­ar­ti­ge »Uni­on der Rech­ten« ein, die sich einer der wich­tigs­ten Vor­den­ker der außer­par­la­men­ta­ri­schen fran­zö­si­schen Rech­ten, der Schrift­stel­ler Juli­en Roche­dy, als gleich­be­rech­tig­tes Drei­eck aus Maré­chal, Bar­del­la und Ciot­ti vor­stellt. Ob das rea­lis­tisch ist, oder ob einer sei­ner (vir­tu­el­len) Kri­ti­ker und Zemm­our-Anhän­ger recht behält, der die tota­le Domi­nanz des RN anti­zi­piert und ein­wen­det, es hand­le sich dabei nicht um eine neue rech­te Ein­heit, son­dern um »Erpres­sung, Demü­ti­gung und eine Pis­to­le am Kopf«, wer­den die kom­men­den Tage und Wochen zeigen.

Fest steht schon jetzt: So geräusch­los und bei­na­he schon har­mo­nisch wie der inner­rech­te Tri­umph Gior­gia Melo­nis über Matteo Sal­vi­ni und die anschlie­ßen­de Bil­dung eines Mit­te-rechts-Blocks in Ita­li­en wer­den die Neu­sor­tie­run­gen im fran­zö­si­schen Kon­text nicht voll­zo­gen wer­den. Dafür gibt es zu viel Streit und diver­gie­ren­de Inter­es­sen, und jen­seits der rei­nen Macht­ori­en­tie­rung spre­chen übri­gens auch pro­gram­ma­ti­sche Din­ge gegen eine gro­ße Rechts­al­li­anz, wor­auf mit den élé­ments das Zen­tral­or­gan der fran­zö­si­schen »Neu­en Rech­ten« hinweist.

Dort for­mu­liert Xavier Eman, daß »der Wirt­schafts­li­be­ra­lis­mus der LR nicht wirk­lich mit dem sozi­al­po­pu­lis­ti­schen Dis­kurs ver­ein­bar« sei, »den der RN bis jetzt geführt hat und der die Arbei­ter- und Mit­tel­schicht des Lan­des so sehr ange­spro­chen hat«, daß der Ras­sem­blem­ent Natio­nal über­haupt erst in die Pole Posi­ti­on von heu­te gelan­gen konn­te. Auch sind LR dezi­diert trans­at­lan­tisch, der RN (bis­her) nicht min­der ent­schlos­sen sou­ve­rä­nis­tisch und »mul­ti­po­lar«. Aber domi­nie­ren bei Le Pen und Bar­del­la über­haupt poli­tisch-welt­an­schau­li­che Fra­gen oder setzt sich, was um eini­ges rea­lis­ti­scher scheint, die macht­ori­en­tier­te und inhalt­lich fle­xi­ble Nach­ah­mung des Vor­bil­des aus Ita­li­en durch?

Es bleibt, nein: es wird spannend.

Benedikt Kaiser

Benedikt Kaiser ist Politikwissenschaftler und arbeitet als Verlagslektor.

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Kommentare (25)

Volksdeutscher

14. Juni 2024 08:54

Ja, das ist richtig spannend, ich hätte mir nie erträumen können, daß das Elend des Parteienstaates so spannend sein kann. 

Adler und Drache

14. Juni 2024 09:23

Die Verhältnisse sind, so lese ich heraus, beweglicher als bei uns (keine "Brandmauer").
Schön zu sehen, welchen Lohn Standhaftigkeit und Beharrlichkeit haben! Idealistische Triumvirate sind Übergangserscheinungen ...
@Volksdeutscher: Dieses Elend haben Sie in jeder Art Politik. Parteien gibt es auch, wo sie nicht als Parteien verfasst sind. Ich empfehle Robert Harris' Cicero-Trilogie - die ist nicht nur historisch instruktiv und spannend, man lernt dabei auch jede Menge über Politik.  

Laurenz

14. Juni 2024 09:33

Danke an BK für den Artikel. David Engels hingegen hat einen überlangen, trotzdem fast nichtssagenden Artikel auf Tichys hingelegt, der aber nach einem Tag schon wieder von der Frontseite verschwand. https://www.tichyseinblick.de/kolumnen/aus-aller-welt/macrons-falle-frankreich-am-rande-der-implosion/ Allerdings ist der Artikel in einem Punkt stimmig. Macron ist noch sehr jung (*1977). Deswegen kann es sehr wohl sein, daß er zurücktritt. Macron gilt in Frankreich zwar als Austeritätspolitiker, hat aber die Schulden Frankreichs extrem nach oben geballert, auf über 110% des BSPs/GDPs. Frankreich ist quasi pleite. Dagegen wirkt Lindner fast wie eine Lichtgestalt. Das ist das, was LePen mit oder ohne Präsidentenamt vorfindet. Dazu kommen noch Unruhen in den Kolonien & das extrem teure Militär Frankreichs. Wie soll LePen mit leeren Taschen Wähler & Anhänger zufrieden stellen?

t.gygax

14. Juni 2024 10:10

Einfache Sache: Marine le Pen will an die Spitze, und sie musste ja lange genug warten.Also sorgt sie für klare Verhältnisse.Vom französischen Standpunkt aus gesehen  folgerichtig strategisch perfektes Handeln.Von Deutschland aus gesehen: die alte Erfahrung, wir sind eben doch nur die Barbaren östlich des Rheins.All diese gutgemeinten Floskeln deutsch-französischer Freundschaft gehen immer nur von uns aus, kein Franzose redet je davon, la France ist ja die große Zivilisationsmacht.....

KlausD.

14. Juni 2024 11:53

Dieses Hauen und Stechen jetzt unter den Rechten in Frankreich erinnert mich an das kürzlich gelesene Buch „Joseph Fouche“ von Stefan Zweig. Darin wird der Werdegang des eiskalt berechnenden Machtmenschen Fouche unter den Revolutionären während der französischen Revolution von 1789 bis 1794 erzählt. Bereits damals fand von Anbeginn ein erbarmungsloser Machtkampf statt, in dem bis zur schlussendlichen Ermordung Robespierres nacheinander alle führenden Köpfe beseitigt wurden.

Boreas

14. Juni 2024 12:29

@t.gygax Volle Zustimmung! Unsere Traditionskompanie singt weiterhin "Argonnerwald" und "Ist es denn nun wirklich wahr". Man muss gegenüber den meisten "Froschessern" misstrauisch bleiben. 

Der mit dem Wolf tanzt

14. Juni 2024 13:13

"Höcke greift Krah an" -- Zwei aus dem gleichen Lager -- was ist denn da los??
https://www.tichyseinblick.de/meinungen/hoecke-greift-krah-an-droht-der-afd-ein-interner-machtkampf/
 

Allnichts

14. Juni 2024 15:09

Der mit dem Wolf tanzt, das ist tatsächlich ein interessanter Aspekt. Rückblickend entsteht der Eindruck, dass Krah Höcke ein wenig den Rang abgelaufen hat. Zwar lag der Fokus sicherlich auch wegen der Europawahlen auf Krah, allerdings wirkt Höcke mittlerweile ganz allgemein im Vergleich zu Krah blass und scheint auch bei den AfD-Rechten samt Vor-und Umfeld etwas an Gunst verloren zu haben. Ein Machtkampf käme nicht überraschend und liefern müsste eher Höcke, Ansatzpunkte wie z.B. eine gewisse Abgehobenheit Krahs sind ausreichend gegeben. Und was bspw. auf Rechtstwitter zu lesen ist, ist bereits jetzt ganz grosses Kino.
 
Die Entwicklung in Frankreich ist äusserst interessant, so schnell kann es manchmal mit der Neuordnung gehen. Ich traue Le Pen der Älteren nicht, inhaltlich ist das etwas lasch, die Putin-Freundlichkeit ist schäbig. Angesichts der neuerlichen Blockkonfrontation und des Mangels an wirklich handlungsfähigen Vertretern eines eigenständigen europäischen Weges wäre es wünschenswert, würden sich Le Pen und Anhang von ihrem "multipolaren" Kurs abwenden und fortan die Ukraine, damit auch NATO und EU unterstützen, aus Sicht der Neuen Rechten also "umfallen". Pragmatisch betrachtet wäre damit noch am meisten gewonnen. Vielleicht wird sich Trump als Geburtenhelfer eines Neuen Europas erweisen. Das dürfte dann allerdings eher eine Angelegenheit der Mitte sein, nicht die irgendwelcher randständigen Akteure.

Realist

14. Juni 2024 15:47

Interessant, allerdings viel interessanter wäre, wenn sich Kubitschek zu den aktuellen Entwicklungen äußern würde. Der "Flügel" zerfleischt sich gerade selbst. Höcke schlägt sich auf die Seite von Aust greift Krah direkt an, und geht damit in Opposition zu Kubitschek, Compact, PI-News, AfD Sachsen,..., die sich pro Krah positioniert haben!

Mitleser2

14. Juni 2024 15:53

@Wolf: Hat doch Kubitschek alles geschrieben: in "Die Pläne des kleineren Übels".
Höcke muss Aust einfach verteidigen. Blöde Situaution. Ich hoffe, alle beruhigen sich bald. 

Suedburgunder

14. Juni 2024 18:54

Von wegen "keine Brandmauer"! In Frankreich heißt das "cordon sanitaire" und reicht weit hinein bis ins angeblich konservative Lager. Der in jeder Hinsicht skrupellose Mitterand hatte den damal. Front National Jean-Marie Le Pens medial geschickt als Popanz aufgebaut und damit bis heute die frz. Rechte gegeneinander ausgespielt. Was zur Zeit bei den Republikanern (LR) los ist, paßt perfekt in dieses Bild. Gewerkschaften und Linksparteien aller Couleur, die sich gestern noch aufrichtig hassen konnten, bringen in nur 24 Stunden eine Allianz zustande (Front populaire - Volksfront (sic), unter dem machen sie's nicht). Schließlich geht es für sie darum, ein neues Vichy, Braunhemden, einem Hitler-Wiedergänger heroisch die Stirn zu bieten. Natürlich mit tatkräftiger Unterstützung von ANTIFA, Black Blocs und von stark linkslastigen Systemmedien aufgehetzten Schülern und Studenten. Schon morgen werden sie zigtausendfach Strassen  und Plätze unsicher machen. Insofern wird ein durchaus möglicher politischer Machtwechsel ein Muster ohne Wert sein, da die "Zivilgesellschaft" das Land ins Chaos (Bürgerkrieg?!) stürzen wird. Spannend wird's allemal.

tearjerker

14. Juni 2024 19:46

@dmdWt: Höcke unterstützt als Fraktionschef seinen Thüringer Gefolgsmann Aust im Konflikt mit Krah. Liegt nahe.
Was kann die EU bei einem Sieg des FN erwarten? Werden Kapitalmarktbewegungen als Folge eine neue Schuldenkrise erzeugen? Das könnte der Kanzler wohl nicht ignorieren. Durchaus möglich, dass die Franzosen dann die Freund/Feind-Frage neu stellen und die Situation auf mehreren Ebenen eskaliert.

Sandstein

14. Juni 2024 19:47

"@Volksdeutscher: Dieses Elend haben Sie in jeder Art Politik. Parteien gibt es auch, wo sie nicht als Parteien verfasst sind. Ich empfehle Robert Harris' Cicero-Trilogie - die ist nicht nur historisch instruktiv und spannend, man lernt dabei auch jede Menge über Politik."
Ja, großartige Bücher, unbedingt lesen!
@wolftänzer
Willkommen in der Politik: Korpsgeist von seiner schwachen Seite und Eitelkeiten. Viel mehr braucht's nicht. Naja vielleicht noch eine Prise Narzismus und Kamerageilheit.

Adler und Drache

14. Juni 2024 22:49

Rechte und Streit ...
Streit ist normal. Wer dauernd drauf pocht, dass alle in einer Reihe stehen, "einig sind", dasselbe denken und machen usw., wird natürlich nie gescheit streiten lernen. Statt eines gepflegten, erwachsenen Streits gibts dann halt Vorwürfe wie "Verräter!" (und was es noch so an Feindzeugenmarkierung gibt) und unter Umständen schlimmste, irreperable Verwerfungen. 
Ich kenne das aus besonders frommen Gemeinden. Da darf man auch nie streiten. War mir schon damals zu bekloppt. 
Erwachsen werden!
 

Der mit dem Wolf tanzt

15. Juni 2024 00:49

@Sandstein
@tearjerker
@Mitleser2
Vielleicht wäre es tatsächlich mal an der Zeit - ganz im Sinne Kubitscheks -ganz grundsätzliche Fragen zu stellen, wie zB zur  Existenzberechtigung  eines Parteien-Staates.
Vielleicht überwinden wir gesellschaftliche Spaltung, Amts-und Machtmissbrauch durch fremde Einflußnahme und Eitelkeit, tatsächlich nur auf diesem Wege... 
Ich meine: Die schmerzhaften Umbrüche des Great Reset stellen für uns nur dann eine Bedrohung dar, wenn es uns nicht gelingt, diese als Chance  in unserem Sinne zu nutzen.
 

RMH

15. Juni 2024 09:59

Ich oute mich jetzt, dass ich mittlerweile ein kleiner Fan von Macron bin. Der kleine Mann an der Spitze Frankreichs hat Eier. Er bittet beim Kneipenzoff die anwasende Gang umgehend zum "klärenden Gespräch" nach draußen, wohlwissend, dass er dabei ordentlich aufs Maul bekommt und das erste was draußen passiert ist, dass sich die Gang erst einmal selber rasieren muss, um überhaupt auf den Kleinen einprügeln zu können. Unser kleiner Mann an der Spitze hat nur ne Glatze statt Eier und versteckt sich hinter dem Schein des "Staatstragenden", statt die überfällige Vertrauensfrage zu stellen.
Im Konflikt Krah vers. Höcke und jeweiliges Gefolge bin ich klar im Team Höcke. So geht Führung, dass ist Ehre, Höcke liefert 100% das, wofür er steht. Krah tut jetzt so, als ob die Kampagnen von E.A. , Compact etc. alle nur und ausschließlich auf deren jeweiligen eigenem Mist gewachsen sein, nach dem Motto, was kann ich für "Volkszorn". Das bestätigt mich voll darin, dass mein Rat von vor der EU-Wahl, dass der Mann erst einmal eine zeitlang ins Abklingbecken muss, richtig war. Und das ist jetzt noch das höflichste, was ich zu dieser Person schreiben kann.

Adler und Drache

15. Juni 2024 10:00

@Der mit dem Wolf tanzt
Stellen wir uns einfach mal vor, wir könnten im jetzigen Elend nicht mal AfD wählen. Auch nicht so knorke, oder? 

Frika Wies

15. Juni 2024 11:32

Die für uns relevante Frage ist, wie sich die französischen Rechtsparteien künftig gegenüber der AfD positionieren.
Taktische Ausgrenzung trotz inhaltlicher Nähe? Der RN täte gut daran, jetzt keine Brüdken einzureißen.

Mitleser2

15. Juni 2024 13:41

@Frika Wies: Für RN und andere dort ist die AfD (derzeit) völlig unwichtig. Und allgemein geht es den Rechtsparteien in der EU um nationale Interessen, die oft nichts sehr deutschfreundlich sind. Deutsche EU-Gelder abgreifen gehört dazu. Ausnahme ist vielleicht die FPÖ.

Laurenz

15. Juni 2024 16:15

@Mitleser2 @Frika Wies ... Sie haben es exakt benannt. Hier handelt es sich nicht um ein NeuRechtes Problem in Europa, sondern um die Unvereinbarkeit der Interessen von Nationalstaaten im EU-Land. Selbst die Kultur-Marxisten in der BuntenRegierung zu Berlin haben noch keiner vollen Schuldenunion zugestimmt & die Sicherungsfonds der Banken sich gegen die Europäisierung bisher gewehrt. 
@RMH ... Die mediengemachten Skandale Potsdam & SS sind längst den Bach runter. Interessiert keine Sau. Vor der Wahl nicht & jetzt erst Recht nicht. Unprofessionell war es von der AfD-Spitze sich nicht an das Konzept gehalten zu haben, was absehbar die Spaltung in der eigenen Anhängerschaft hervorrief. Daß der Deutschlandkurier & Elsässer jetzt die Reichweite-Optionen dieses hausgemachten AfD-Disputs belebt, war doch ebenso zu erwarten. Die AfD-Spitze nutzte die Mainstream-Medien & Höcke die JF um hier Stellung zu beziehen. Daß Sie den Gegenangriff der alternativen Medien jetzt Krah anlasten, der sich bisher mit keinem schlechten Wort über seine innerparteilichen Gegner geäußert hat, ist fast schön schäbig oder gar widerwärtig.

FraAimerich

15. Juni 2024 18:06

@RMH - Ich bekenne meinerseits freimütig, daß mir inzwischen wirklich etwas fehlen würde, wenn ich hier nicht fast täglich erfahren könnte, was Sie gerade für gut, schlecht, unverzichtbar oder abklingbeckenreif halten - und wodurch Sie sich stets und immer wieder selbst bestätigt sehen. 

Der mit dem Wolf tanzt

15. Juni 2024 20:52

@Adler und Drache: 
Ich meine, daß eben diese Sichtweise im Kalkül des Systems liegt: Das rechte/bürgerliche  Lager gibt sich mit der Hoffnung auf  einen politischen Neuanfang solange zufrieden, und hält still, bis das System irreversible Fakten geschaffen hat.
Für mich  ist die AfD nur dann eine Alternative, wenn sie ernst macht mit der Überwindung jeglicher Form systemischer Spaltung, sprich, wenn sie für einen gesellschafts-politischen Neuanfang eintritt, der mittelfristig eine Abschaffung des Parteienstaates zum Ziel hat. Alles andere ist nur Restauration, allenfalls Verschlimmbesserung der herrschenden Zustände.
Wo sind unsere Ansprüche im Hinblick auf historische Dimension und Verantwortung, wo sind unsere sozialstaatlichen, kulturellen Zukunfts-Visionen, die über alle völkerrechtlichen Fragen (wie die Souveränitätsfrage) hinaus gehen? 
Das Wahlprogramm der AfD kann hier nur ein Anhaltspunkt, ein politisches Versatzstück, hin zum eigentlichen Ziel einer neuen Staatspolitik sein.
Ohne Idealismus keine Kulturrevolution von Rechts!

RMH

15. Juni 2024 21:13

@Laurenz,
wenn man die 3 Artikel eines E. A. auf SiN, in der er sich als I-Kampagnen Mastermind hinter Krah ausgibt, mit seiner begonnenen shit-storm Kampagne zusammenzählt, dann lastet man nichts an, dann entsteht eher Erklärungsbedarf auch bei Herrn Krah, der sowas nicht direkt starten würde, außer er wäre blöd oder wollte, dass er komplett raus fliegt. Erklärungsbedarf, der eindeutig pro Höcke & Aust spricht und gegen den Trump aus Dresden. 
Aber es ist doch immer wieder schön, wenn man einen echten Fra auch mal zum Schmunzeln oder Kommentieren bringt. Normalerweise geben die sich mit uneingeweihten Sterblichen ja gar nicht erst ab, auf ihrem Weg in die Sphäre des Göttlichen.

Adler und Drache

15. Juni 2024 23:21

@Der mit dem Wolf tanzt
Ich denke, da erwarten Sie zuviel von der Politik. Mit solchen Erwartungen können Sie eigentlich nur herb enttäuscht werden.
Politik im Sinne von Herrschaftspraktik kann ja im Grunde nur scheitern, und je mehr sie mit ideologischen Ansprüchen (meinetwegen auch Idealismus) überfrachtet wird, umso schneller und gründlicher wird sie scheitern. Die Grünen lernen diese Lektion gerade (oder auch nicht). 
Was man erwarten sollte, ist Sicherheit nach außen und Recht nach innen. Und damit ist es auch genug, alles übrige hat das Volk in seiner ihm gemäßen Freiheit selbst zu verantworten.
Hat man ein Ein-Parteien-System wie in China, werden sich innerhalb dieses Großverbunds parteiähnliche Fraktionen herausbilden. Hat man keine Parteien, werden sich Menschen dennoch zu parteiähnlichen Gruppen zusammenschließen. Die Spaltung liegt nicht in den Parteien begründet, sondern in den unterschiedlichen Interessen und Vorstellungen, die nun einfach mal gegeben sind.
Das soll aber nicht heißen, dass es nicht dringlich geboten wäre, Macht- und Geldausstattung der Parteien deutlich herunterzufahren. Ich hielte es auch für förderlich, Bundesparteien abzuschaffen - es genügte, wenn die Parteien im Rahmen der Länder tätig wären. Das wäre besser kontrollierbar, und kein "Bundesfurze" (Stefan Raab) könnte Landesverbände dazu verdonnern, Brandmauern oder sonstigen Kokolores einzuhalten. 

Laurenz

16. Juni 2024 01:20

@RMH @L. ... Tja, RMH, Sie haben Recht. Ahrens wurde im Mainstream als ehemaliger TikTok-Kampagnenmacher Krahs/AfD beschrieben. Daß Rechte in Regierungsverantwortung der beiden EU-Schuldenriesen Frankreich & Italien (nach Griechenland) andere Interessen haben, als Rechte dort in der Opposition, sollte auch einem Winkeladvokaten, wie Ihnen, klar sein. Es ist also ganz egal für uns (Deutsche), wer in Italien oder Frankreich dran ist. Wichtigstes politisches Ziel ist die Schuldenunion der EU. Wo anders (als aus der Bonität Deutschlands) soll noch Geld noch herkommen, um Anhänger & Parteigänger zu belohnen? Italien mag einer Streichung von Sozialleistungen zustimmen, denn der Italiener ist 3-4 x so reich, wie der Deutsche. In Frankreich brennen indes die Barrikaden, wenn Macron die Spritsteuern erhöht. Niemand will daher in beiden Staaten oder auch Polen & Rumänien (den größten Profiteuren) die AfD als Vernichter Deutscher Nettozahlungen in Regierungsverantwortung sehen. Das weiß auch Weidel & Höcke sollte zumindest jemanden haben, der ihm das sagt.

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