Die Deutschen und die Russen

PDF der Druckfassung aus Sezession 118/ Februar 2024

Erik Lehnert

Erik Lehnert ist promovierter Philosoph.

Geschich­te wie­der­holt sich nicht. Das wis­sen wir und sind den­noch davon über­zeugt, daß uns die Geschich­te bei der Beant­wor­tung aktu­el­ler Fra­gen hel­fen könne.

Eine die­ser Fra­gen betrifft das Ver­hält­nis zu Ruß­land. Die Hal­tung der deut­schen Rech­ten dazu ist unein­heit­lich, aber durch den Ukrai­ne­krieg ist die Ant­wort zu einer Ent­schei­dungs­fra­ge gewor­den. Die Band­brei­te reicht von kla­rer Geg­ner­schaft im Sin­ne des trans­at­lan­ti­schen Bünd­nis­ses über Neu­tra­li­täts­for­de­run­gen bis hin zu aus­ge­spro­chen ruß­land­freund­li­chen Vor­stel­lun­gen. Alle sind auf der Suche nach his­to­ri­schen Bele­gen, mit denen sich ihre Sicht als die wah­re und trag­ba­re her­aus­stel­len könnte.

Die Freun­de Ruß­lands wer­den Tau­rog­gen und Rapal­lo bemü­hen, die Geg­ner eher Pots­dam und But­scha. Aber der Name Bis­marck kann auf bei­den Sei­ten in Anschlag gebracht wer­den. (1) Denn Bis­marck hat­te es eben­falls mit einem Ruß­land zu tun, das in der Öffent­lich­keit äußerst umstrit­ten war. Er kann­te Ruß­land, sprach sogar etwas Rus­sisch  (2) und war als prag­ma­ti­scher Poli­ti­ker bemüht, den Koloß nicht gegen das Deut­sche Reich auf­zu­brin­gen. Er eta­blier­te das Kon­strukt des Rück­ver­si­che­rungs­ver­trags. Damit soll­te die Ein­krei­sung Deutsch­lands ver­hin­dert wer­den: Kei­ne Alli­anz zwi­schen Ruß­land und dem auf Rück­ge­win­nung von Elsaß-Loth­rin­gen drän­gen­den Frankreich!

Aber auch dar­über hin­aus bestand damals die Not­wen­dig­keit, sich mit Ruß­land zu ver­stän­di­gen. Es gab eine gemein­sa­me Gren­ze, die gegen­sei­ti­ge Unter­stüt­zung bei der Bekämp­fung pol­ni­scher Auf­stän­de und (nicht nur) in den bal­ti­schen Pro­vin­zen Ruß­lands eine star­ke deut­sche Min­der­heit, die durch Rus­si­fi­zie­rungs­kam­pa­gnen bedroht war.

Im Jahr von Bis­marcks 200. Geburts­tag waren in Mos­kau Pla­ka­te zu sehen, die für ein patrio­ti­sches Geschichts­por­tal war­ben. Dar­auf war ­Bis­marck nach dem berühm­ten Len­bach-Gemäl­de vor einer Land­kar­te abge­bil­det und fol­gen­des Zitat ange­führt: »Man kann die Rus­sen nicht besie­gen, das haben wir über Jahr­hun­der­te gelernt. Aber man kann den Rus­sen fal­sche Wer­te ein­bläu­en, dann besie­gen sie sich von selbst.« Bis­marck hielt es tat­säch­lich für nahe­zu unmög­lich, eine Nati­on zu besie­gen. Das hat er im Hin­blick auf die Polen, die trotz ihrer feh­len­den Staat­lich­keit zäh an ihrer Nati­on fest­hiel­ten, immer wie­der betont.

Die Otto-von-Bis­marck-Stif­tung konn­te kei­nen Beleg für die Urhe­ber­schaft Bis­marcks an die­sem Zitat fin­den. (3) Wor­an das fal­sche Zitat anknüpft, ist eine Erfah­rung, die Ruß­land 1917 machen muß­te, als die west­li­chen Ideen des Libe­ra­lis­mus, Natio­na­lis­mus und schließ­lich Kom­mu­nis­mus das Land an den Rand der tota­len Nie­der­la­ge brach­ten – ohne Zwei­fel eine Schwä­chung von innen her­aus. (Daß Ruß­land zu die­sem Zeit­punkt nicht ohne Grund eine Revo­lu­ti­on erleb­te, weil die Zustän­de an der Front und in der Hei­mat unhalt­bar gewor­den waren, muß dabei natür­lich aus­ge­blen­det werden.)

Die rus­si­sche Febru­ar­re­vo­lu­ti­on, die nach unse­rem Kalen­der im März 1917 statt­fand und die das Ende der Zaren­herr­schaft bedeu­te­te, weck­te in Deutsch­land bezüg­lich eines Sepa­rat­frie­dens gro­ße Hoff­nun­gen, die von der pro­vi­so­ri­schen Regie­rung nicht erfüllt wur­den. Daher ver­such­te man Ein­fluß zu neh­men. Nach außen nicht erkenn­bar, soll­ten »unter der Hand« die Gegen­sät­ze zwi­schen den bür­ger­li­chen und den extre­men Kräf­ten ver­stärkt wer­den, um letz­te­re zum Sieg zu füh­ren, weil man so rascher zum Ziel, dem »Zusam­men­bruch der rus­si­schen Macht«, gelan­gen wür­de. (4) Des­halb ließ man Lenin durch Deutsch­land nach Schwe­den und von dort nach St. Peters­burg (das aus anti­deut­schen Grün­den im August 1914 in ­Petro­grad umbe­nannt wor­den war) reisen.

Für Ruß­land bedeu­te­ten die nächs­ten vier Jah­re Krieg und Bür­ger­krieg, von dem Edwin Erich Dwin­gers Zwi­schen Weiß und Rot berich­tet. Im rus­si­schen Bür­ger­krieg, den Dwin­ger auf sei­ten der wei­ßen Trup­pen des Admi­rals Kolt­schak mit­ma­chen muß­te, deu­te­te sich der Welt­bür­ger­krieg der Ideo­lo­gien, der das 20. Jahr­hun­dert prä­gen soll­te, bereits an. ­Dwin­gers Buch ist einer der weni­gen Augen­zeu­gen­be­rich­te, die es von deut­scher Sei­te dazu gibt. Das Buch sorg­te bei Erschei­nen für Auf­se­hen, weil Dwin­ger, der den Bol­sche­wis­mus als unmensch­li­che Ideo­lo­gie erlebt hat­te, nicht ver­schweigt, daß die­se Saat nur auf dem Boden einer rück­sichts­lo­sen Stän­de­ge­sell­schaft gedei­hen konn­te. Trotz der bru­ta­len Rea­li­tät der Bol­sche­wis­ten gelang es den Wei­ßen nicht, Rück­halt im Volk zu finden.

Die Erfah­rung des bol­sche­wis­ti­schen Ter­rors, der sich zunächst vor allem im Bal­ti­kum, in Polen und der Ukrai­ne aus­tob­te, hat Ernst Nol­te als ursäch­lich für die natio­nal­so­zia­lis­ti­sche Welt­an­schau­ung ange­se­hen und deren Bestand­teil, den Anti­se­mi­tis­mus, auf die Tat­sa­che zurück­ge­führt, daß an der bol­sche­wis­ti­schen Revo­lu­ti­on und dem fol­gen­den Ter­ror zahl­rei­che Juden in füh­ren­der Posi­ti­on tätig gewe­sen waren. (5) Nol­te ver­wies aber auch dar­auf, daß die hin­ter dem Bol­sche­wis­mus ste­hen­den Ideo­lo­gie, der Mar­xis­mus, eine deut­sche Erfin­dung war. (6)

Daß die pro­le­ta­ri­sche Revo­lu­ti­on zuerst in Ruß­land statt­fin­den und Erfolg haben wür­de, hat­te Marx nicht vor­aus­ge­se­hen. 1860 wun­der­te er sich dar­über, daß aus­ge­rech­net an der Mos­kau­er Uni­ver­si­tät eine Vor­le­sung über sei­ne Kri­tik der poli­ti­schen Öko­no­mie statt­fand. Über­haupt gab es ein gro­ßes Inter­es­se der rus­si­schen Intel­lek­tu­el­len, revo­lu­tio­nä­re Theo­rien ken­nen­zu­ler­nen, der Mar­xis­mus mach­te da kei­ne Aus­nah­me. Die ers­te Über­set­zung des Kapi­tals erschien 1872 auf rus­sisch (und wur­de gleich ver­bo­ten). Grund für das star­ke Inter­es­se war die zuneh­men­de und schnel­le Ver­brei­tung kapi­ta­lis­ti­scher Pro­duk­ti­ons­ver­hält­nis­se im agra­risch gepräg­ten Ruß­land. Gleich­zei­tig gin­gen die Intel­lek­tu­el­len davon aus, daß die Rus­sen einen natür­li­chen Hang zum Kom­mu­nis­mus hät­ten, weil es dort eine lan­ge Tra­di­ti­on des Gemein­ei­gen­tums gebe.

Ent­deckt hat­te die Exis­tenz des »Mir«, wie das bäue­ri­sche Gemein­eigentum genannt wur­de, wie­der­um ein Deut­scher, Baron von ­Haxt­hau­sen, der Mit­te des 19. Jahr­hun­derts sei­ne Stu­di­en über die inne­ren Zustän­de Ruß­lands ver­öf­fent­lich­te. Marx und Engels ver­stie­gen sich daher zu der Aus­sa­ge: »Wenn die rus­si­sche Revo­lu­ti­on das Signal zu einer Arbeiter­revolution im Wes­ten wird, so daß bei­de ein­an­der ergän­zen, dann kann das heu­ti­ge rus­si­sche Gemein­ei­gen­tum zum Aus­gangs­punkt einer kom­mu­nis­ti­schen Ent­wick­lung die­nen.« (7) Es blieb aber klar, daß es eine pro­le­ta­ri­sche Revo­lu­ti­on in Ruß­land zunächst nicht geben wür­de. Ganz in die­sem Sin­ne hat Lenin 1918 Deutsch­land und Ruß­land als »zwei getrenn­te Hälf­ten des Sozia­lis­mus« bezeich­net: »wie zwei Küken unter der Eier­scha­le des Impe­ria­lis­mus« (8), die bei­de gemein­sam zer­bre­chen sollten.

Damit die­ser deut­sche Import sei­ne Wir­kung ent­fal­ten konn­te, brauch­te es den Welt­krieg, der sich nach anfäng­li­chen Erfol­gen für Ruß­land zu einer Kata­stro­phe aus­wuchs. Die deut­sche Erin­ne­rung an den Ers­ten Welt­krieg ist auf die West­front fixiert, weil der dor­ti­ge Stel­lungs­krieg das Beson­de­re des Krie­ges aus­mach­te. Die ers­te deut­sche Kriegs­er­klä­rung ging aller­dings am 1. August 1914 an Ruß­land, das schon am 30. Juli die Gene­ral­mo­bil­ma­chung ver­kün­det und auf ein deut­sches Ulti­ma­tum zur sofor­ti­gen Been­di­gung nicht reagiert hat­te. Im Osten fan­den auch die ers­ten schwe­ren Kämp­fe statt, und Ost­preu­ßen war der ein­zi­ge Teil Deutsch­lands, der wäh­rend des Krie­ges vom Feind besetzt war.

Es konn­te im Rah­men der Tan­nen­berg­schlacht, der Schlacht an den Masu­ri­schen Seen und der Win­ter­schlacht in Masu­ren schließ­lich im Febru­ar 1915 wie­der befreit wer­den. Die Ver­hee­run­gen, die durch die Rus­sen ange­rich­tet wur­den, und die Behand­lung der deut­schen Bevöl­ke­rung, die einen Vor­ge­schmack auf das bot, was drei­ßig Jah­re spä­ter fol­gen soll­te, sorg­ten für ein Auf­flam­men anti­rus­si­scher Gefüh­le. Sven Hedin, der sich im Kriegs­ge­biet auf­hielt, resü­mier­te: »Das Vor­ge­hen der Kosa­ken und der übri­gen rus­si­schen Trup­pen in Ost­preu­ßen ist und bleibt ein unaus­lösch­li­cher Schand­fleck in Ruß­lands Kriegs­ge­schich­te und eben­so ein Schand­fleck auf dem Wap­pen­schild der Chris­ten­heit im 20. Jahr­hun­dert.« (9)

Am Ende des Krie­ges führ­te die Ost­front zu einer para­do­xen Situa­ti­on: Wäh­rend man im Wes­ten kapi­tu­lie­ren muß­te, war der Krieg im Osten gewon­nen. Nicht nur, daß die bol­sche­wis­ti­sche Regie­rung den Frie­dens­ver­trag von Brest-Litowsk unter­zeich­net hat­te, deut­sche Trup­pen beherrsch­ten zudem ein rie­si­ges Gebiet, wel­ches das Bal­ti­kum und Tei­le Weiß­ruß­lands und der Ukrai­ne umfaß­te, und stan­den auf einer Linie zwi­schen Ples­kau im Nor­den, Gomel in der Mit­te und Ros­tow im Süden. Hier schien sich eine alte deut­sche Sehn­sucht zu bewahr­hei­ten: Ord­nungs­macht und Schutz­macht im Osten zu sein und die Völ­ker vom rus­si­schen Joch zu befreien.

Die­se Sehn­sucht kor­re­spon­dier­te mit einem ande­ren Phä­no­men, das in Deutsch­land eine lan­ge Tra­di­ti­on hat­te: die Sehn­sucht nach dem Osten als der Him­mels­rich­tung, in der man den noch kul­tu­rell unver­dor­be­nen, den eigent­li­chen Men­schen zu fin­den hoff­te, wenn nicht gar die Erlö­sung erwar­te­te. Der Dich­ter Rai­ner Maria Ril­ke ist aus die­sem Grund zwei­mal Anfang des 20. Jahr­hun­derts in Ruß­land gewe­sen und such­te dort die bäu­er­li­che Ein­fach­heit. Die­se hielt er für so typisch rus­sisch, daß ihm der ­arri­vier­te Schrift­stel­ler Maxim Gor­ki bei einer Begeg­nung in Ita­li­en sehr unrus­sisch vor­kam. Noch kurz vor sei­nem Tod bekann­te Ril­ke, daß ihn der Anblick der Pil­ger vor einer Kathe­dra­le erschüt­tert habe: »zum ers­ten Mal in mei­nem Leben hat­te ich ein unaus­drück­ba­res Gefühl, etwas wie ›Heim­ge­fühl‹ – ich fühl­te mit gro­ßer Kraft die Zuge­hö­rig­keit zu etwas, mein Gott, zu etwas in der Welt«. (10)

Etwas von die­ser Hal­tung schwingt, trotz aller Ereig­nis­se die seit­her gesche­hen waren, in dem 1938 erschie­ne­nen Buch Euro­pa und die See­le des Ostens von Wal­ter Schub­art mit. Er ent­wi­ckelt dar­in »die Ansicht, daß die Ost­kir­che ein drit­tes, das johannei­sche Chris­ten­tum her­vor­brin­gen wird«. (11) Ernst Jün­ger schreibt wei­ter, daß der Autor im »letz­ten Krieg in Ruß­land ver­schol­len« sei, was die Tra­gik die­ses Erlö­sungs­ge­dan­kens, der sich auch durch den Bol­sche­wis­mus nicht irre machen ließ, noch ein­mal unter­streicht. Denn Schub­art, der mit einer aus dem Bal­ti­kum stam­men­den Jüdin ver­hei­ra­tet war, wur­de 1941 von der sowje­ti­schen Geheim­po­li­zei depor­tiert und starb 1942 in einem Lager.

Als der Phi­lo­soph Max Sche­ler wäh­rend des Ers­ten Welt­krie­ges über die »Natio­nal­ideen der gro­ßen Natio­nen« phi­lo­so­phier­te, cha­rak­te­ri­sier­te er die Rus­sen als das »frei­wil­li­ge Opfer­lamm der Mensch­heit«. Im Gegen­satz zu den Fran­zo­sen, die die Welt mit ihren Idea­len anfüh­ren woll­ten, und den Bri­ten, die sich selbst für das aus­er­wähl­te Volk hiel­ten, hin­gen die Rus­sen einer christ­lich-ortho­do­xen und sla­wi­schen Brü­der­lich­keits­idee an, die aller­dings äußerst aggres­siv vor­ge­he: »Und willst Du nicht mein Bru­der sein, so schlag ich Dir den Schä­del ein.« (12)

Das Aggres­si­ve bezieht sich zwei­fel­los auf die zahl­lo­sen Bele­ge rus­si­scher Grau­sam­keit, deren letz­ter ja gera­de in Ost­preu­ßen erbracht wor­den war. Das Brü­der­lich­keits­pa­thos bezieht sich auf eine Aus­sa­ge von Dos­to­jew­ski aus der berühm­ten Pusch­kin-Rede, die auch Tho­mas Mann in den Betrach­tun­gen eines Unpo­li­ti­schen zitiert, wonach ein ech­ter, gan­zer Rus­se zu wer­den hei­ße, »ein Bru­der aller Men­schen wer­den, ein All­mensch«. Für Tho­mas Mann gehö­ren Ruß­land und Deutsch­land zusam­men: »ihre Ver­stän­di­gung für jetzt, ihre Ver­bin­dung für die Zukunft ist seit den Anfän­gen des Krie­ges der Wunsch und Traum mei­nes Her­zens.« (13) Die rus­si­sche Revo­lu­ti­on spielt kei­ne Rol­le, Rus­se bleibt Rus­se. Eben­so­we­nig konn­ten die rus­si­schen Grau­sam­kei­ten Mann von sei­ner Über­zeu­gung abbringen.

Rus­si­sche Dich­tung und Schrift­stel­ler spiel­ten schon für deut­sche Intel­lek­tu­el­le des 19. Jahr­hun­derts eine ganz beson­de­re Rol­le. Das trifft auf die Rezep­ti­on der Mensch­heits­lie­be Tol­stois eben­so zu wie auf die des Nihi­lis­ten Basarow aus Tur­gen­jews Väter und Söh­ne, beson­ders aber auf die Wer­ke Dos­to­jew­skis, die in Deutsch­land Epo­che gemacht haben. ­Nietz­sches Phi­lo­so­phie legt davon Zeug­nis ab, wenn er im Wil­len zur Macht schreibt: »Eine pes­si­mis­ti­sche Denk­wei­se und Leh­re, ein eksta­ti­scher Nihi­lis­mus kann unter Umstän­den gera­de dem Phi­lo­so­phen unent­behr­lich sein: als mäch­ti­ger Druck und Ham­mer, mit dem er ent­ar­ten­de und abster­ben­de Ras­sen zer­bricht und aus dem Wege schafft, um für eine neue Ord­nung des Lebens Bahn zu machen.« (14)

Dos­to­jew­ski traf den Zeit­geist in dem Moment, als die west­li­che Kul­tur sich sel­ber fremd wur­de. Die von Arthur Moel­ler van den Bruck zwi­schen 1906 und 1919 in 22 Bän­den her­aus­ge­ge­be­nen Wer­ke Dos­to­jew­skis waren dem­entspre­chend popu­lär: »Die roten Piper-Bän­de der Dos­to­jew­skij­schen Roma­ne flamm­ten auf jedem Schreib­tisch.« (15) Über­setzt wur­den die Schrif­ten Dos­to­jew­skis von E. K. Rah­sin, ein Pseud­onym für Eli­sa­beth Kaer­rick, mit deren Schwes­ter Lucy Arthur Moel­ler van den Bruck ver­hei­ra­tet war.

Moel­ler beob­ach­te­te die Ent­wick­lun­gen im Osten sehr genau und schrieb am 3. April 1918, nach dem Abschluß des Ver­trags von Brest-­Li­towsk: »Als der Krieg aus­brach, war der Osten ein Dog­ma. Es hieß Ruß­land. Die­ses Dog­ma muß­te zer­schla­gen wer­den, um die Pro­ble­me frei­zu­ma­chen, die Ruß­land nicht lösen konn­te.« Jedoch sei nicht Ruß­land zer­schla­gen wor­den, son­dern nur das dor­ti­ge »West­ler­tum«. Das eigent­li­che Ruß­land wer­de dar­über hin­weg­ge­hen: »auch hier wird am Ende Tol­stois rus­si­scher Bau­er wie­der zu Tol­stois rus­si­scher Erde zurück­fin­den«. (16) Wor­auf Moel­ler hier Bezug nimmt, ist die Euro­päi­sie­rung Ruß­lands, die schon vor Peter dem Gro­ßen ein­setz­te, mit ihm aber Fahrt auf­nahm und zur Moder­ni­sie­rungs­agen­da wur­de, die Oswald Speng­ler dann im Unter­gang des Abend­lan­des als den Beginn der rus­si­schen Pseu­do­mor­pho­se ausmacht.

Peter unter­nahm nicht nur eine Rei­se nach Euro­pa, hol­te vie­le Deut­sche in das neu­ge­grün­de­te Peters­burg, son­dern rück­te Ruß­land auch in das Bewußt­sein der deut­schen Intel­lek­tu­el­len der dama­li­gen Zeit. Das Land, zu dem es zwar seit den Zei­ten der Han­se und des Deut­schen Ordens einen Bezug gab, der aber nicht zum Aus­tausch führ­te, bekam ein Gesicht. Aber nicht nur das: Ruß­land ent­wi­ckel­te sich unter Peter zu einer euro­päi­schen Macht, mit der zu rech­nen war. Es kamen nicht nur Deut­sche nach Ruß­land, son­dern auch die Bal­ten­deut­schen gerie­ten unter rus­si­sche Herr­schaft, zunächst nur die in Est­land, spä­ter, nach den pol­ni­schen Tei­lun­gen, auch der Rest.

Aus die­sem deut­schen Bevöl­ke­rungs­teil, zu dem unter Katha­ri­na der Gro­ßen noch die reli­giö­sen Sied­ler kamen, ent­wi­ckel­te sich eine beson­de­re Dyna­mik. Die Deut­schen gal­ten als »pri­vi­le­gier­te Min­der­heit des Rei­ches«, da sie im Mili­tär, im Staats­ap­pa­rat über­haupt und im Han­del eine her­aus­ra­gen­de Posi­ti­on ein­nah­men, was ent­spre­chen­de Vor­be­hal­te in natio­na­lis­ti­schen Krei­sen för­der­te. Der Sturz der Roma­nows wur­de nicht zuletzt damit begrün­det, daß die Zarin Deut­sche war. (17)

Nach der Kon­so­li­die­rung Ruß­lands als Sowjet­uni­on im Innern folg­ten ers­te Schrit­te zur außen­po­li­ti­schen Eta­blie­rung. Da die West­mäch­te als trei­ben­de Kraft hin­ter den Ver­su­chen, das bol­sche­wis­ti­sche Regime zu stür­zen, aus­ge­macht wur­den, wand­te man sich dem ande­ren Paria, den Deut­schen zu. Hier hat­te man zunächst ver­sucht, den kom­mu­nis­ti­schen Umsturz zu beför­dern. Dies gelang nicht, und so stell­te man die­se Ver­su­che ein und such­te den Kon­takt auf Grund­la­ge gemein­sa­mer Inter­es­sen. Daß Deutsch­land bereit war, den Anti­bol­sche­wis­mus hin­ten­an­zu­stel­len, hat mit der »nach­hal­ti­gen Schock­wir­kung« des Ver­sailler Dik­tats zu tun. (18) Inso­fern war der Ver­trag von Rapal­lo, der 1922 am Ran­de der Kon­fe­renz von Genua geschlos­sen wur­de, Aus­druck einer Annä­he­rung, die nicht auf­grund über­spann­ter Sym­pa­thie erfolg­te, son­dern weil bei­de Sei­ten einen gemein­sa­men Geg­ner hatten.

In die­ser Pha­se trat ein his­to­ri­sches Ereig­nis wie­der in das Bewußt­sein deut­scher Öffent­lich­keit, das zwar zum fes­ten Bestand vater­län­di­scher Geschichts­schrei­bung gehör­te, des­sen erzäh­le­ri­scher Schwer­punkt sich jetzt aber änder­te: Tau­rog­gen. Die­ses mit dem mitt­ler­wei­le in Litau­en lie­gen­den Ort bezeich­ne­te Ereig­nis wird heu­te als ein »blei­ben­des Sym­bol deutsch-rus­si­scher Freund­schaft« ange­se­hen. (19) Damals, im Dezem­ber 1812, waren die Preu­ßen unfrei­wil­lig Ver­bün­de­te Napo­le­ons und mach­ten den Rück­zug sei­ner Gran­de Armée im Bal­ti­kum mit. Die Rus­sen setz­ten den Fran­zo­sen nach und ver­such­ten, die Preu­ßen zum Sei­ten­wech­sel zu bewe­gen. Es wur­den zahl­rei­che Brie­fe zwi­schen Gene­ral Yorck, dem preu­ßi­schen Befehls­haber, und der rus­si­schen Sei­te gewechselt.

Yorck ver­such­te als guter Offi­zier, die Erlaub­nis sei­nes Königs ein­zu­ho­len. Die­ser, über die kata­stro­pha­le Lage der Fran­zo­sen nicht im Bil­de und auch kein Freund spon­ta­ner Aktio­nen, woll­te sich nicht fest­le­gen. Am 28. Dezem­ber kam der in rus­si­schen Diens­ten ste­hen­de Clau­se­witz als Unter­händ­ler zu Yorck, der sich schließ­lich über­zeu­gen ließ und am 30. Dezem­ber mit dem rus­si­schen Gene­ral Die­bit­sch, der aus schle­si­schem Adel stamm­te, die Kon­ven­ti­on von Tau­rog­gen unter­zeich­ne­te. Die­se Insub­or­di­na­ti­on, die vom König zunächst miß­bil­ligt wur­de, gilt seit­her als Signal zur Erhe­bung Preu­ßens gegen Napo­le­on, als bei­spiel­haf­tes Zeug­nis für den frei­en Ent­schluß eines Offi­ziers und eben als Zeug­nis deutsch-rus­si­scher Freund­schaft. Von letz­te­rer zeugt noch die Sied­lung Alex­an­d­row­ka in Pots­dam, die ursprüng­lich für rus­si­sche Vete­ra­nen der Befrei­ungs­krie­ge errich­tet wor­den war.

In der rus­si­schen Geschichts­schrei­bung spielt die­se Tat heu­te kei­ne grö­ße­re Rol­le, 1944 spreng­te die Rote Armee den 1912 gesetz­ten Gedenk­stein. In Deutsch­land wur­de die Kon­ven­ti­on von Tau­rog­gen ver­schie­de­nen Deu­tun­gen unter­wor­fen. Vor dem Ers­ten Welt­krieg rekla­mier­te das deut­sche Heer als Ret­ter des Vater­lands die­se Tat für sich, nach dem Krieg gab es eine neue Lage. In der Zeit zwi­schen dem Waf­fen­still­stand im Novem­ber 1918 und Ver­sailles gab es fol­gen­lo­se Über­le­gun­gen, einen Mili­tär die Yorck-Rol­le über­neh­men zu las­sen, um die Poli­ti­ker nicht mit dem Wider­stand belas­ten zu müs­sen. (20) Im August 1920 wur­de die Rote Reiter­armee sei­tens der Deut­schen in Sol­dau (Ost­preu­ßen) als Befrei­er von den Polen begrüßt, ohne daß sich dar­aus ein neu­es Tau­rog­gen ent­wi­ckel­te. (21) Und auch Rapal­lo wur­de kein zwei­tes Tauroggen.

Denn allen dies­be­züg­li­chen Annä­he­run­gen stand mit Polen ein neu­ge­schaf­fe­ner Staat im Wege, der von den Alli­ier­ten ganz bewußt zu den bei­den Kriegs­ver­lie­rern in Stel­lung gebracht wur­de. Es ist daher zwei­fel­haft, daß Hit­ler sich von his­to­ri­schen Bei­spie­len wie Tau­rog­gen lei­ten ließ, als im August 1939 der Hit­ler-Sta­lin-Pakt unter­zeich­net wur­de. Alle spä­te­ren Ver­su­che, die Rus­sen gegen den Bol­sche­wis­mus in Stel­lung zu brin­gen und mit ihnen gemein­sam zu kämp­fen, schei­ter­ten am Glau­ben an die eige­ne Höher­wer­tig­keit. Es war das kom­mu­nis­ti­sche Natio­nal­ko­mi­tee Frei­es Deutsch­land, das sich bei sei­nem Abfall von Deutsch­land auf Tau­rog­gen berief. Im kon­ser­va­ti­ven Wider­stand spiel­te es so gut wie kei­ne Rol­le, das Sym­bol war zu zwei­deu­tig: Ging es dar­um, sich mit einer ver­fein­de­ten Macht zu ver­bün­den, oder um den frei­en Ent­schluß? (22)

Am Ende des Drit­ten Rei­ches geriet ein ande­res Ereig­nis der deutsch-rus­si­schen Geschich­te in den Blick­punkt. Seit Sta­lin­grad beton­te man die Beharr­lich­keit Fried­rich des Gro­ßen als Tugend, der es nach­zu­ei­fern gel­te. Denn nur ihr habe er es zu ver­dan­ken gehabt, daß ihm in der kri­tischs­ten Pha­se des Sie­ben­jäh­ri­gen Krie­ges das »Mira­kel des Hau­ses Bran­den­burg« zuteil wur­de. Mit die­sem Wun­der war der Tod der rus­si­schen Zarin Eli­sa­beth am 5. Janu­ar 1762 gemeint, die sich bis dahin als aus­ge­spro­che­ne Fein­din Fried­richs gezeigt hat­te. Ihr Nach­fol­ger, Paul III., bewun­der­te Fried­rich, zog sei­ne Trup­pen ab und unter­schrieb schließ­lich einen Frie­dens­ver­trag. Fried­rich konn­te anschlie­ßend die allein wei­ter­kämp­fen­den Öster­rei­cher besie­gen. (23) Auf einen ähn­li­chen Befrei­ungs­schlag hoff­te Hit­ler nach dem Tod von Roo­se­velt vergeblich.

Erst­mals ver­wen­det wur­de die For­mel vom »Mira­kel« aller­dings am 1. Sep­tem­ber 1759, auch im Zusam­men­hang mit den Rus­sen. Die hat­ten es näm­lich ver­säumt, nach dem Sieg bei Kun­ers­dorf wei­ter in Rich­tung Ber­lin vor­zu­sto­ßen, und Fried­rich damit zunächst vor Schlim­me­rem bewahrt. Als die Rus­sen 1760 Ber­lin schließ­lich doch noch besetz­ten, blie­ben sie vier Tage und zogen dann in Rich­tung Frank­furt (Oder) ab, weil sie den preu­ßi­schen König auf ihrer Fähr­te wähn­ten. Die Beset­zung blieb eine Epi­so­de des Sie­ben­jäh­ri­gen Krie­ges, auch wenn es damals mas­si­ve Plün­de­run­gen, Brand­schat­zun­gen und Zer­stö­run­gen gab. Auch das war 1944 anders, als die Sowjets mit Ost­preu­ßen deut­sches Gebiet erreichten.

Es wur­de eine nie dage­we­se­ne Orgie der Zer­stö­rung und Gewalt ent­fes­selt. Stell­ver­tre­tend sei hier das Tage­buch des Gra­fen Lehn­dorff zitiert, der in dem gera­de von den Sowjets erober­ten Königs­berg resü­miert: »Kann man über­haupt von die­sen Din­gen schrei­ben, den furcht­bars­ten, die es unter Men­schen gibt? Ist nicht jedes Wort eine Ankla­ge gegen mich selbst? Gab es nicht oft genug Gele­gen­heit, sich dazwi­schen­zu­wer­fen und einen anstän­di­gen Tod zu fin­den? Ja, es ist Schuld, daß man noch lebt, und des­halb darf man dies alles auch nicht ver­schwei­gen.« (24) Aber selbst in die­sem Moment hat er noch die Kraft zur Dif­fe­ren­zie­rung zwi­schen Bol­sche­wis­mus und Ruß­land: »Das hat nichts mit Ruß­land zu tun, nichts mit einem bestimm­ten Volk oder einer Ras­se – das ist der Mensch ohne Gott, die Frat­ze des Men­schen.« (25)

Als sich die Sowjet­ar­mee im April 1945 anschick­te, dem Deut­schen Reich mit der Erobe­rung Ber­lins den Todes­stoß zu ver­set­zen, begann eine Besat­zungs­zeit, die bei­na­he 50 Jah­re dau­ern soll­te. Eine Son­der­stel­lung neh­men dabei die Jah­re zwi­schen 1945 und 1949 ein, als die sowje­ti­schen Sie­ger auf dem Gebiet der spä­te­ren DDR die Sowje­ti­sche Besat­zungs­zo­ne (SBZ) ein­rich­te­ten und Sta­lins Ter­ror­re­gime auf deut­schem Boden installierten.

Das Kriegs­en­de voll­zog sich als Fort­set­zung der Lei­den der ohne­hin schon ermat­te­ten und gequäl­ten Bevöl­ke­rung. Die im Febru­ar 1945 in Jal­ta fest­ge­leg­te Demar­ka­ti­ons­li­nie an Oder und Nei­ße bedeu­te­te den Ver­lust der deut­schen Ost­ge­bie­te und die Ver­trei­bung von Mil­lio­nen Deut­schen, die west­lich der Oder Zuflucht such­ten. Der Ein­marsch der Sowjet­trup­pen ging über­all mit Plün­de­run­gen und Ver­ge­wal­ti­gun­gen ein­her, vie­ler­orts kam es auch zu Erschie­ßun­gen von Zivi­lis­ten. Die Erleich­te­rung über das Ende des Krie­ges wich schlag­ar­tig der Ernüchterung.

Neben die­sen unko­or­di­nier­ten Fol­gen der rus­si­schen Besat­zung eta­blier­ten die Sowjets bald ein Sys­tem, mit dem sie bereits in Ruß­land von Beginn an ihre Herr­schaft gesi­chert hat­ten: staat­lich koor­di­nier­ter Ter­ror gegen Anders­den­ken­de und soge­nann­te Klas­sen­fein­de. Das durch Will­kür gekenn­zeich­ne­te Sys­tem sorg­te für umfas­sen­de Ein­schüch­te­rung, da es im Zwei­fel jeden tref­fen konn­te. Ziel war die »Säu­be­rung« des von der ­Roten Armee erober­ten Lan­des. Die zu ver­haf­ten­den Spio­ne, Ter­ro­ris­ten, Divers­an­ten, so der NKWD-Jar­gon, sowie Mit­glie­der von NS-Orga­ni­sa­tio­nen soll­ten in Lagern und Gefäng­nis­sen unter­ge­bracht wer­den. Dies führ­te noch 1945 zur Errich­tung von drei­zehn der soge­nann­ten Spe­zi­al­la­ger in der SBZ, in denen mehr als ein Drit­tel der Inhaf­tier­ten starb, wor­über wäh­rend der DDR-Zeit geschwie­gen wer­den muß­te. (26)

Die sowje­ti­schen Trup­pen blie­ben in der 1949 gegrün­de­ten DDR und schlu­gen den Auf­stand am 17. Juni 1953 nie­der. Am Ende des Arbei­ter-und-Bau­ern-Staa­tes befan­den sich noch über eine hal­be Mil­li­on sowje­ti­sche Sol­da­ten und Mili­tär­an­ge­hö­ri­ge auf deut­schem Boden, die letz­ten ver­leg­ten 1994 in ihre Hei­mat. (27) Bis heu­te ste­hen hier die Sie­ges­denk­mä­ler der Sowjets. Über­strahlt wer­den die oft­mals nega­ti­ven Erin­ne­run­gen an die sowje­ti­schen Besat­zer von der Dank­bar­keit, schließ­lich mit dem Abzug die deut­sche Wie­der­ver­ei­ni­gung ermög­licht zu haben. Die US-ame­ri­ka­ni­sche Trup­pen sind bis heu­te in Deutsch­land sta­tio­niert. Im Wes­ten war man aller­dings froh, ledig­lich von den Ame­ri­ka­nern (sowie Bri­ten und Fran­zo­sen) besetzt zu sein. Nur als Natio­nal­pa­zi­fis­ten ver­un­glimpf­te Zeit­ge­nos­sen sahen den Schlüs­sel zur deut­schen Wie­der­ver­ei­ni­gung in Mos­kau. (28) Die Sta­lin-­No­te vom März 1952, die ein neu­tra­li­sier­tes, wie­der­ver­ei­nig­tes Deutsch­land in Aus­sicht stell­te, traf nicht ohne Grund auf wenig Gegenliebe.

Für die Sowjets war die deut­sche Schuld, von ein­zel­nen Aus­nah­men abge­se­hen, mit der Über­nah­me des kom­mu­nis­ti­schen Sys­tems erle­digt, wenn­gleich »der Deut­sche« als Feind­bild erhal­ten blieb: »Als Kin­der haben wir immer Krieg gespielt. Die Fein­de waren die Deut­schen, wie in allen Fil­men, die uns gezeigt wur­den.« (29) Die Umer­zie­hung der Deut­schen blieb an der Ober­flä­che, die Män­gel des neu­en Sys­tems waren zu offen­sicht­lich. Das erklärt viel­leicht auch, war­um man im Osten, trotz der unmit­tel­ba­ren Erfah­rung der sowje­ti­schen Besat­zung, immer noch geneigt ist, zwi­schen den Rus­sen und ihren jewei­li­gen Herr­schern zu unter­schei­den. Den Glau­ben, daß ein gan­zes Volk ver­dor­ben sein kann, haben die Sowjets nicht gepre­digt, die Ame­ri­ka­ner schon.

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(1) – Vgl. dazu pars pro toto zwei Arti­kel aus der Jun­gen Frei­heit: Hans-Chris­tof Kraus: »Gegen Ruß­land eisern blei­ben« (JF 2/22), der Bis­marck für die gegen­wär­ti­ge Poli­tik der Bun­des­re­gie­rung requi­riert, und Thors­ten Hinz: »Dop­pel­te Ver­lie­rer« (JF 15/22), der Bis­marck den euro­päi­schen Weg ein­schla­gen sieht.

(2) – Vgl. Wer­ner Leh­feldt: Bis­marck und die rus­si­sche Spra­che, Ber­lin 2019.

(3) – Vgl. Ulf Mor­gen­stern: »Bis­marck und die rus­si­schen Wer­te«, in: bismarck-stiftung.de vom 22. Janu­ar 2016.

(4) – Vgl. Wer­ner ­Hahl­weg: »Lenins Rei­se durch Deutsch­land im April 1917«, in: Vier­tel­jahrs­hef­te für Zeit­ge­schich­te 5 (1957), S. 307 – 333.

(5) – Vgl. Ernst Nol­te: Der euro­päi­sche Bür­ger­krieg 1917 – 1945. Natio­nal­so­zia­lis­mus und Bol­sche­wis­mus, Mün­chen 51997.

(6) – Vgl. Ernst Nol­te: Deutsch­land und der kal­te Krieg, Mün­chen 1974, 57 f.

(7) – Zitiert nach: ­Valen­tin ­Giter­mann: Geschich­te Ruß­lands, Bd. 3, Zürich 1949, S. 319.

(8) – Zitiert nach: Gerd ­Koe­nen: Der Ruß­land-Kom­plex. Die Deut­schen und der Osten 1900 – 1945, Mün­chen 2005, S. 171.

(9) – Sven Hedin: Nach Osten! Leip­zig 1916, S. 100.

(10) – Zitiert nach: Gun­nar Decker: Ril­ke. Der fer­ne Magi­er. Eine Bio­gra­phie, Mün­chen 2023, S. 107.

(11) – Ernst Jün­ger: An der Zeit­mau­er, Stutt­gart 1991, S. 252.

(12) – Max Sche­ler: Krieg und Auf­bau, Leip­zig 1916, S. 112 f.

(13) – Tho­mas Mann: Betrach­tun­gen eines Unpo­li­ti­schen, hrsg. und text­kri­tisch durch­ge­se­hen von ­Her­mann Kurz­ke, Frank­furt a. M. 2009, S. 479 f.

(14) – Zitiert nach: Dmit­rij Tschi­zew­skij, Die­ter Groh (Hrsg.): Euro­pa und Ruß­land. Tex­te zum Pro­blem des west­eu­ro­päi­schen und rus­si­schen Selbst­ver­ständ­nis­ses, Darm­stadt 1959, S. 514.

(15) – Hans-Georg Gada­mer zitiert nach: Horst-­Jür­gen Gerigk: »Dos­to­jew­skij und Deutsch­land. Swet­la­na Gei­er zu Ehren«, in: horst-juergen-gerigk.de vom 10. Juli 2007.

(16) – Arthur Moel­ler van den Bruck: »Der Auf­bruch nach Osten«, in: ders.: Der poli­ti­sche Mensch, hrsg. von Hans Schwarz, Bres­lau 1933, S. 156, 159.

(17) – Vgl. Koe­nen: Ruß­land-Kom­plex, S. 442.

(18) – Sebas­ti­an Haff­ner: Der Teu­fels­pakt. Die deutsch-rus­si­schen Bezie­hun­gen vom Ers­ten zum Zwei­ten Welt­krieg, Zürich 1988, S. 94 f.

(19) – Wulf Wag­ner: »Tau­rog­gen«, in: Erik ­Leh­nert, Karl­heinz Weiß­mann (Hrsg.): Staats­po­li­ti­sches Hand­buch, Bd. 4: Deut­sche Orte, Schnell­ro­da 2014, S. 188 ff.

(20) – Vgl. Micha­el Fröh­lich: »Die Kon­ven­ti­on von Tau­rog­gen und die Instru­men­ta­li­sie­rung eines Mythos«, in: portal-militaer­geschichte.de vom 13. August 2014.

(21) – Vgl. Koe­nen: Ruß­land-Kom­plex, S. 292 f.

(22) – Vgl. Fröh­lich: Konvention.

(23) – Jan von Flo­cken: »1762. Der Tod der Zarin Eli­sa­beth von Ruß­land am 5. Janu­ar wird zum Mira­kel des Hau­ses Bran­den­burg«, in: Erik Leh­nert (Hrsg.): Staats­po­li­ti­sches Hand­buch, Bd. 5: Deut­sche Daten, Schnell­ro­da 2017, S. 92 f.

(24) – Hans Graf von Lehn­dorff: Ost­preu­ßi­sches ­Tage­buch. Auf­zeich­nun­gen eines Arz­tes aus den ­Jah­ren 1945 – 1947, Mün­chen 1961, S. 75.

(25) – Ebd., S. 70.

(26) – Vgl. Micha­el ­Klo­novs­ky, Jan von Flo­cken: ­Sta­lins Lager in Deutsch­land 1945 – 1950. Doku­men­ta­ti­on – Zeu­gen­be­rich­te, Frank­furt a. M. 1991.

(27) – Vgl. Chris­toph ­Meiss­ner, Lutz Priess: »Sowje­ti­sche Trup­pen im Land Bran­den­burg von 1945 bis 1994«, in: Die Mark Bran­den­burg, Heft 108/2018: Rus­sen in Bran­den­burg, S. 32 – 39.

(28) – Zu ihnen gehör­te etwa Richard Sche­rin­ger, vgl.: »Lie­ber brum­men«, in: Der Spie­gel 10/1960.

(29) – Michail Schisch­kin: »Das sind ja die Deut­schen! Die Faschis­ten!«, in: ders., Fritz Pleit­gen: Frie­den oder Krieg. Ruß­land und der ­Wes­ten – eine Annä­he­rung, Mün­chen 2019, S. 18.

Erik Lehnert

Erik Lehnert ist promovierter Philosoph.

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