Läßt sich “das Vorfeld” von der AfD “aussuchen”?

Björn Höcke ist am Montag vom Landgericht Halle/Saale für dieselbe Sache als Wiederholungstäter zu einer weiteren Geldstrafe verurteilt worden und wäre, sollte die Revision mißlingen, zum zweiten Mal vorbestraft. Höcke war vor zwei Wochen bereits für den Satzanteil "alles für Deutschland", der sich an "Alles für Sachsen-Anhalt" undsoweiter anschloß, verurteilt worden. Nun warf man ihm vor, er habe den verbalen Steigerungslauf durch ein dankbares Geraer Publikum vollenden lassen, habe die Aussage also erneut propagiert.

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

Die Par­tei­füh­rung (Ali­ce Wei­del und Tino Chrup­al­la) hat Höcke an kei­nem der mitt­ler­wei­le sechs Pro­zeß­ta­ge in Hal­le auf­ge­sucht, um ihm, wie es im Film “Der Pate” so schön heißt, “in die­ser schwe­ren Stun­de bei­zu­ste­hen”. War­um eigent­lich nicht? Höcke hat immer­hin eine der drei ent­schei­den­den Land­tags­wah­len im Sep­tem­ber zu bestehen, als am längs­ten die­nen­der Lan­des- und Frak­ti­ons­chef eines AfD-Lan­des­ver­ban­des überhaupt.

In Thü­rin­gen wird eben­so wie in Sach­sen und Bran­den­burg im Sep­tem­ber ein Exem­pel sta­tu­iert wer­den. Die aus dem Sys­tem gebo­re­ne Alter­na­ti­ve zur Alter­na­ti­ve, das BSW, wird gegen die eigent­li­che Alter­na­ti­ve auf­ge­baut, Koali­tio­nen wer­den “unter Umstän­den” erwo­gen wer­den, und die Umstän­de wer­den so sein: Der über­ra­gen­de Wahl­sie­ger AfD wird in allen drei Bun­des­län­dern nicht an der Regie­rung betei­ligt wer­den, hin­ge­gen das längst im Estab­lish­ment eta­blier­te BSW-Per­so­nal schon.

Es wer­den erneut ver­lo­re­ne Jah­re sein, bis zur nächs­ten Wahl. Wie­der wer­den “die Men­schen in die­sem Land” älter, ernüch­ter­ter, zyni­scher und hoff­nungs­lo­ser sein als zuvor.

Die Pro­zes­se gegen Höcke? Das sind poli­ti­sche Pro­zes­se, die Ver­tei­di­gung ist Teil der Show – war­um betei­ligt sich die Füh­rung, die den Show­cha­rak­ter der Demo­kra­tie ken­nen­ge­lernt haben muß, nicht daran?

Ali­ce Wei­del hat in ihrer Auf­takt­re­de zum Bun­des­par­tei­tag vom ver­gan­ge­nen Wochen­en­de ein Bild bemüht, das sie einem Spek­ta­kel ent­nom­men hat­te – dem EM-Spek­ta­kel näm­lich, das mit aller Kraft zu einem zwei­ten Som­mer­mär­chen auf­ge­pumpt wer­den soll. Wei­del beschrieb sich und ihren “gelieb­ten Tino” (auf des­sen “Antrag ich gewar­tet hat­te”) als Trai­ner­ge­spann, das für die Mann­schafts­auf­stel­lung ver­ant­wort­lich sei.

Wei­del beschrieb sich und ihren Kol­le­gen mit die­ser Meta­pher als pas­si­ve Figu­ren in einem Bild. Sie zumin­dest steht näm­lich am Ran­de, wie Trai­ner eben am Ran­de ste­hen. Sie ist nicht an der Basis, sie wirkt abgeschottet.

Das Spiel der Trai­ner geht nicht auf, aber Ideen haben sie kei­ne. Wei­del sprach in ihrer Rede davon, man müs­se als Trai­ner­ge­spann auch mal jeman­den aus­wech­seln, jeman­den, der sich ver­drib­belt habe und eine Ein-Mann-Show abzie­he, die nicht zu einem Mann­schafts­sport wie Fuß­ball pas­se. Also wechs­le man aus, weil man das als Trai­ner kön­ne und dür­fe, und dann die lei­se Dro­hung: Wer auf der Ersatz­bank sit­ze, sei noch im Kader (aber auch das kann in Fra­ge gestellt werden).

Fra­gen über Fra­gen: Hat man mit den Ein­wechs­lun­gen denn etwas geris­sen? Hat man Leu­te in der Reser­ve gehabt, die wenigs­tens ein Unent­schie­den her­aus­hol­ten? Stand es über­haupt so schlecht, wie vom Spiel­feld­rand aus ver­mu­tet? Von außen wirk­te es so, als habe man dem Geg­ner mit der “Aus­wechs­lung” des Top­stür­mers Maxi­mi­li­an Krah das Ange­bot eines Nicht-Angriffs­pakts unter­brei­tet. So etwas liebt das Publi­kum, wahr­lich, wahr­lich, Quer­paß-Mut­lo­sig­keit, Angst vor Kör­per­kon­takt und dre­cki­gem Trikot.

Ich will das anma­ßen­de Bild vom Trai­ner­ge­spann nicht stra­pa­zie­ren, aber die Vor­la­ge ist aben­teu­er­lich: Wei­del und ihr Co-Trai­ner waren auf das Umschalt­spiel des Geg­ners, des gan­zen Sys­tems von Abwehr auf Angriff nicht vor­be­rei­tet. Sie waren und sind auf das Wahl­jahr 2024 nicht vor­be­rei­tet. Sie wer­den nicht grim­mig, wenn der Geg­ner zur Blut­grät­sche ansetzt, sie hal­ten nicht gegen, sie peit­schen nicht vor­an, sie hol­zen nicht zurück, sie sind Trai­ner ohne Trai­nings­be­trieb, ohne akri­bi­sche Vor­be­rei­tung, sie schie­len zu sehr nach der Pres­se­tri­bü­ne, sie wech­seln lie­ber aus – und wäl­zen auch dann noch die Ver­ant­wor­tung für gefühl­te Nie­der­la­gen auf ihren Kader ab.

Schluß mit dem Bild. Die Lage ist klar, alles ist hun­dert­mal gesagt. Jedes sozia­le Gebil­de mün­det in Olig­ar­chien, in Vet­te­rei, Ver­sor­gungs­netz­wer­ke, in Ver­tei­ler­lei­tun­gen und Zapf­häh­ne. Par­tei­en kris­tal­li­sie­ren aus, sind von Anfang an das sowie­so gefrie­ren­de Was­ser, aus­ge­här­tet nach Frist, nicht mehr beweg­lich, in die Form ein­ge­paßt, in die es floß und flie­ßen durfte.

Natür­lich kann man mit die­sem Bun­des­vor­stand leben – “und doch, indem ich die­ses niederschreibe/ schon warnt mich was, daß ich dabei nicht blei­be” (aus dem Kopf, nach­schla­gen bit­te): Denn was soll es hei­ßen, man “kön­ne” damit leben? Eher “muß” man, oder? Aber: Muß man wirklich?

Als Par­tei­mann ja, als Teil des­sen, was “das Vor­feld” genannt wird: nein.

Ich mag den Begriff “Vor­feld” nicht. Bene­dikt Kai­ser, der das aus lin­ken Lek­tü­ren über­nom­me­ne Bild einer “Mosa­ik­rech­ten” ein­führ­te, unter­teil­te die­ses Mosa­ik grob in die Par­tei und ihr Vor­feld und schrieb dar­über ein Bänd­chen für die Rei­he Kapla­ken, in der über­haupt vie­le pro­gram­ma­ti­sche und stra­te­gi­sche Tex­te erschie­nen sind.

Kai­ser wird mir mei­ne Abnei­gung gegen das Wort “Vor­feld” nach­se­hen. Ich weiß, was er meint und sehe, daß der Begriff sitzt. Aber er mani­fes­tiert ein Gefäl­le, ein Ver­hält­nis, das “dem Vor­feld” nicht gut­tut. Es nimmt dem Milieu aus Ver­la­gen, Pro­jek­ten, Initia­ti­ven, Künst­lern, Influen­cern, Musi­kern, Bünd­nis­sen, Ver­ei­nen die Eigen­stän­dig­keit. Es redu­ziert sie auf eine Zuträ­ger­tä­tig­keit, es beschreibt sie als ein wel­li­ges Vor­ge­biet vor den Höhen und Tür­men der Man­da­te und der Macht­be­tei­li­gung, des Gel­des und der Bedeu­tung. Es beschreibt “das Vor­feld” in sei­ner Aus­rich­tung auf “die Par­tei”, in sei­ner Hoff­nung, von die­ser Par­tei zu pro­fi­tie­ren und unter ihren Fit­ti­chen sat­ter zu wer­den als ohne sie.

So ähn­lich in Gefäl­len denkt auch Kay Gott­schalk, der nun neu im Bun­des­vor­stand sitzt und in sei­ner Par­tei­tags­re­de davon sprach, daß es sei­ne Par­tei sei, die sich ihr Vor­feld aus­su­che, und daß es nicht das Vor­feld sei, das dies für die Par­tei defi­nie­re. Gott­schalk erhielt Applaus dafür.

Das ist Par­la­ments­pa­trio­tis­mus, das ist man­geln­de Sou­ve­rä­ni­tät, das ist Unlust am Krea­ti­ven, am Stich, an der Kon­sens­stö­rung. Es ist die For­de­rung nach geis­ti­ger Par­tei­dis­zi­plin, also: eine Ver­ken­nung der selb­stän­di­gen, muti­gen, unab­ge­si­cher­ten Arbeits­wei­se derer, die Man­da­te nicht unter‑, vor allem aber nicht überschätzen.

Die rech­te Sze­ne, die es schon gab, als es die AfD noch nicht gab, ist ein Kos­mos, ein Durch­ein­an­der, ein Expe­ri­men­tier­feld. Es ist im Gegen­satz zu einer Par­tei nicht schi­zo­phren, muß in sich nicht den bekämp­fen, der um das­sel­be Man­dat kon­kur­riert, obwohl er doch ein Freund ist, ein guter Freund…

Ein Milieu ist inter­es­san­ter als eine Par­tei, weil es von Selb­stän­di­gen lebt, weil in ihm wirk­lich etwas gekonnt wer­den muß, wenn man erfolg­reich sein will – und weil Erfolg nicht heißt, zwei Drit­tel sei­ner Zeit damit zu ver­brin­gen, den Erfolg ande­rer zu verhindern.

Der Satz, es sei unse­re Auf­ga­be unter ande­rem, das soge­nann­te Vor­feld vor der Par­tei zu ret­ten, brach­te mir den Vor­wurf stra­te­gi­scher Dis­zi­plin­lo­sig­keit ein. Ich wie­der­ho­le ihn hier­mit. Ich will gar kei­ne Soli-Abos und Soli-Käu­fe von Man­dats­trä­gern, die nicht lesen wol­len, was ihnen “das Vor­feld” anbie­tet. Ich will kei­ne Almo­sen und Absi­che­run­gen für unse­re Sze­ne. Ich will von Leu­ten umge­ben sein, die früh auf­ste­hen und spät ins Bett gehen und bes­ser sind und unter mehr Span­nung leben als das sat­te Milieu der Gegner.

Weni­ger Vor­feld, mehr Sze­ne, weni­ger Par­tei­nä­he, mehr Radi­ka­li­tät in Kön­nen, Anspruch, Wort und Gespür. Laßt Euch nicht “aus­su­chen”, Leute.

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

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Kommentare (39)

HagenAlternat

3. Juli 2024 16:46

Auf diese "Reflexion" habe ich schon wie verrückt gelauert und bedanke mich!
"Die Professionalisierung der AfD scheint weitgehend geglückt", jubelt DIE WELT und meint damit aber nicht die Verbesserung der Administration, der Verwaltung, sondern die Angleichung an die Altparteien. 
"Parteien kristallisieren aus." Stimmt die These wirklich? Ist das gesetzmässig??? Ich bin mmer noch so blauäugig und hoffe, basisdemokratische Elemente zu erhalten, z.B. durch die einfachen technischen Möglichkeiten, elektronisch abzustimmen. 
Diese Leserzuschrift möge als grosses Dankeschön verstanden werden...

Beta Jas

3. Juli 2024 17:24

Auch Sellner nahm Bezug auf die von Gottschalk getätigte Aussage und seine Kommentierung ließ nicht darauf schließen, das man begreift worum es jemandem wie Gottschalk wohl gegangen ist.
Wäre ich "eine Partei" hätte ich auch gerne die "Kontrolle" über ein sogenanntes "Vorfeld" bzw. ein "Umfeld". Weil sich grundsätzlich jeder ansonsten als sogenanntes Vorfeld bezeichnen und sich in dieses stellen kann. Die Presse freut sich dann jedes mal aufs neue über besondere Vorkommnisse in diesem "Vorfeld".
Auf die schnelle fällt mir als banales Beispiel ein Mensch ein, der blaue Ballons in Sonnnenberg an Kindergarten Kinder verteilt hat. Der machte auch auf "Vorfeld". Auch ein Treffen das im Umfeld der AfD stattfand und als "Geheimtreffen" später von der Presse hochgejazzt wurde. 
 

das kapital

3. Juli 2024 17:30

Nachdem Höcke und der gar nicht mehr existierende Flügel in Essen Burgfrieden gehalten haben und Höcke sogar Krah eine Ansage gemacht hatte, wäre es wohl richtig gewesen, wenn zumindest einer aus dem (erweiterten) Bundesvorstand mal dort vorbeischaut. /// Wenn ich es recht verstehe, steht hier Kay Gottschalk ein wenig in der Kritik. Nun ist es ja auch in andere Parteien so, dass sich Kreise bilden und Vorfelder / Umfelder, die mit hineinregieren, wie z.B. bei der SPD der Seehei-mer Kreis oder diverse Parteistiftungen und Grüppchen oder ein Wirtschaftsrat der CDU, der so halb drinnen und halb draußen ist oder eine Werteunion, die als Verein bei der Partei gerade rausfliegt und als Verein bei der "eigenen" Partei noch nicht ganz angekommen ist. /// Bei der AfD ist ja nun die inzwischen aufgelöste Struktur der Flügel gerade in den mitteldeutschen Verbänden sehr wirkmächtig gewesen und diese Struktur hat wohlmöglich auch mit euch zu tun, da doch viele von dort gerne und oft mit euch sprechen. Wenn nun ein Gottschalk sagt, dass es notwendig ist, dass eine Partei aus sich selbst heraus gesteuert wird und nicht von außen, dann könnte da schon trotzdem was wahres dran sein. Ihr seid wirkmächtiger als die eigene Parteistiftung. Das ist Ausweis eures Erfolges aber eben auch für manche Grund zur Besorgnis. Den genau wie ihr hat auch die Partei Haldenwang und Co zu fürchten und muss sich wappnen, damit nichts abfärbt zu Lasten der Partei.

Nadja

3. Juli 2024 19:20

Mehr Radikalität in Können und Anspruch. Mehr Temperaturerhöhung. Mehr Thymosspannung. Eberhard Koebel über den gespannten Bogen:
"Der gespannte bogen ist eines der sinnbilder, die wir immer zur hand haben sollten. er ist verhaltenheit, ungestillte sehnsucht, dauernder wunsch, das holz möchte, solange es ein bogen ist, gerade sein, und kann nie. daraus kommt die kraft, immer wieder pfeile absenden zu können." 
Der gespannte Bogen: Eine Flugschrift zur deutschen Jungenschaft, 1931

Martha

3. Juli 2024 20:01

Diesem Artikel kann man nur zustimmen. Endlich wird mal der Arroganz gewisser AfD-Kreise was entgegengesetzt. Wir sind älter, besser und vor allem intellektueller als jede populistische Partei. Ich würde mich beleidigt fühlen, als Vorfeld bezeichnet zu werden. Zeigen wir unsere Unabhängigkeit und Stärke. Sorgen wir für noch mehr Vernetzung, noch mehr Aktivität und vor allem auch mehr finanzielle Unterstützung der parteiunabhängigen Personen, Gruppen und Medien. Die AfD ist für uns nur ein Mittel zum Zweck. Wir bleiben selbstbestimmt und selbstbewußt. 

RMH

3. Juli 2024 20:21

Starker Beitrag. Die Sezession war am stärksten, als es noch keine AfD gab. Sie wird noch stärker, wenn sie sich nicht als nützliches Glied, als Wegebereiter oder gar Vordenker oder Vorfeld sieht. Die Bezeichnung G.K.s als "rechter Vordenker" oder von Schnellroda als rechte Ideen- und Kaderschmiede mag auf den ersten Blick schmeicheln. Auf den zweiten Blick weiß aber jeder, dass kein Vordenker irgendjemanden das Nachdenken abnehmen oder ihm irgendwas mundgerecht und vorgekäut servieren kann. Die letzte Ausgabe der Sezession hat wieder einmal ein echtes Ausrufezeichen gesetzt. Alleine, dass man mit der Reihe von Uwe Wolf, "Im Umkreis" die begonnene Perlenschnur fortgesetzt hat oder mit Lehnerts Artikel "Politik im Widerstand" Pflichtlektüre für jeden politisch aktiv sein Wollenden in der Ausgabe hat, spricht dafür, dass eine Abkoppelung von der Partei kein Schaden sein kann. Weiter so. Ihr seit keine Vordenker, ihr seit Selberdenker. Ihr seit kein Vorfeld, ihr bestellt Euer Feld und ihr seit Kulturvermittler erster Güte. Und gerade darauf kommt es zukünftig noch mehr an, als auf jede Partei, die über den Status Stachel im Hintern der Großen nicht hinaus kommt (unverschuldet, aber das ist egal, es ist Fakt).

Adler und Drache

3. Juli 2024 21:01

Ein Unterschied zwischen der AfD und den anderen ist wohl, dass die anderen sich etwas geschaffen haben, das man mit Fug und Recht "Vorfeld" nennen kann - parteinahe Stiftungen, Gewerkschaften, die sog. "Zivilgesellschaft". Man weiß eigentlich nicht, ob das eine der "politische Arm" des anderen ist oder das andere der "gesellschaftliche Arm" des anderen. Jedenfalls wäscht eine Hand die andere, und das ist dann vermutlich "die Demokratie" (die durch die AfD Ach-so-Gefährdete).
Im Umfeld der AfD sehe ich Leute, die sich auf unsicheren Grund begeben und trotz Gegenwind einsetzen. Ich kenne einen, der in seiner Freizeit von Stadt zu Stadt fuhr und zehntausende Flugblätter in Briefkästen verteilte, natürlich komplett auf eigene Kosten, der dabei auch bedroht und in Handgemenge verwickelt wurde. Sowas ist nicht Vorfeld, sowas ist Fundament. - Die Parteigranden feierten derweil auf einem Schiff auf der Elbe. 
Mir behagte der Begriff jedenfalls auch nie, ich fand ihn etwas erniedrigend. Aber klar, auch die AfD mag sich ihr Vorfeld schon schaffen. 
 

LotNemez2

3. Juli 2024 21:09

Die Abneigung gegen den Vorfeldbegriff teile ich. Es schwingt ein Gefühl der Fremdscham mit, wenn jemand aus der rechten Blase ihn nutzt. Denn was ist schon das Vorfeld? Warum ist es eben kein Millieu, keine Szene? Warum wirkt es mehr künstlich als organisch? Ist es nicht so, dass Teile den Vorfeldes extra auf die Partei zugerichtet wurden? EinProzent z.B. Oder nehmen wir das Magazin "Die Kehre". Es glaubt doch kein Mensch, dass da ernsthaft jemand schlaflose Nächte wegen des schlechten Standes des Umweltschutzes in Deutschland durchmacht. Sondern man dachte sich, dass es eine Alternative zur linksgrünen Klimaerzählung braucht. Dann sind mir in den letzten Jahren so einige Freunde des Vorfeldes untergekommen, die Bücher zwar kaufen, auch Abos laufen haben, aber nichts oder kaum etwas davon je lesen. Zu guter Letzt: Der permanente und starre Blick auf "die Partei" nervt, ist aber ein Fakt. In allen rechten Magazinen, in allen Blogs und Podcasts, dem Kontrafunk etc. kann man sich dem täglich azussetzen. Vermittelt wird dies: Die AfD ist unsere letzte Hoffnung. Wir leben und sterben also mit der Partei? Gewinnt sie die Wahlen bzw. wird sie verboten, packen wir dann ein? Die linke Szene hat hingegen keine spezielle Partei, der sie zuarbeitet und als deren Corona sie sich wahrnimmt. Seien wir doch ehrlich: Vieles wurde einfach sehr zweckgebunden aus dem Boden gestampft und man merkt dem Ding dann auch seine Gestelztheit an und deshalb ist der Begriff "Vorfeld" schon doch ganz passend.

Blue Angel

3. Juli 2024 21:42

Sie haben das zunehmende Unbehagen vieler AfD-Wähler perfekt auf den Punkt gebracht, Herr Kubitschek.
Als Gärtner fällt mir dazu folgender Vergleich ein: Nicht dem gebührt das Verdienst einer schönen Gartenanlage, der zum Schluß die Pflanzen einsetzt, sondern demjenigen, der zuvor in jahrelanger Mühe den Boden für deren Gedeihen vorbereitet hat. Im Idealfall arbeiten beide Hand in Hand. Fest steht aber, daß selbst die besten Pflanzen eingehen wenn das Substrat nichts taugt während auf gutem Boden eine Vielzahl von Pflanzen erfolgreich wachsen kann. 
- Oder profaner: Wo kein Hund ist kann kein Schwanz wedeln. 

Gelddrucker

3. Juli 2024 22:06

Mir ist die AfD-Führung nicht geheuer, genausowenig wie Le Pen, Meloni usw.
Wenn ich das dauerende Gerede gewisser Leute höre, was uns da als "Migrationswende" verkauft wird: Lauter Maßnahmen, die den Bevölkerungsaustausch etwas verlangsamen werden, aber niemals stoppen. Was wollen diese Leute? Wollen sie das richtige und verstehen sie die Lage nicht? Oder wollen sie die Rettung überhaupt nicht?
Um zu verhindern, dass “die Menschen in diesem Land älter, ernüchterter, zynischer und hoffnungsloser" werden, sollte nun ENDLICH einmal die massiv angelegte Kampagne zum Volksaustausch starten. Ich frage mich worauf das patriotische Lager eigentlich wartet. 90% aller Europäer wollen kein islamisch und fremdvolkdominiertes Europa. Rechnen wir den Leuten bitte endlich vor, wann es soweit sein wird, wenn sie nicht anders wählen. Unser bestes Argument fristet nach wie vor ein Schattendasein zwischen all dem Gemecker über die neuste Messerattacke, die Wirtschaft, etc.
Und wer ein Problem dabei sieht, mache sich folgenden Vergleich klar und nutze ihn, um den Gegner auszuhebeln: Was wenn Europäer die ganze Welt besiedeln würden (ohne Krieg & Waffen), wären dann farbige Völker auch rechtsradikal, extrem, Nazi usw. wenn sie dagegen wären? Das ist das Totschlagargument und die Zerstörung des linken Weltbildes.
 

Volksdeutscher

3. Juli 2024 23:58

 
".... man müsse als Trainergespann auch mal jemanden auswechseln, jemanden, der sich verdribbelt habe und eine Ein-Mann-Show abziehe, die nicht zu einem Mannschaftssport wie Fußball passe."
Weidels Prabel mit der Fußballmannschaft war freilich schief und hätte einfach gekontert werden können. In einer Fußballmannschaft gibt es nämlich auch einen Libero oder man kann einen als solchen spielen lassen, wie ehemals Gerd Müller, mit dessen Tor Deutschland 1974 Weltmeister wurde. Auch ein Libero ist Teil der Mannschaft, nur ohne feste Aufgaben. Konnten Weidel und Chrupalla nicht ertragen, daß Krah ihnen die Schau stiehl? Denn man kann nicht gerade behaupten, die beiden sprudeln nur so vor Ideen. Woher haben sie überhaupt ihre Vorstellung davon, wie Spitzenpolitiker ihrer Partei aufzutreten und zu wirken haben? Wie tickt jemand eigentlich, der Jahrzehnte lang in der Bankenbranche oder im Handwerk tätig war? Wie beeinflußt dies seine Erwartungen an seine Mitarbeiter?
Der BuVo mangelt es vor allen Dingen an Intellektualität, aber auch Rückgrat wäre kein falsches Wort an dieser Stelle. All diese Dinge hat aber Krah. 

das kapital

4. Juli 2024 04:55

Wo wir sind, ist immer vorne, egal was sich davor, dahinter und daneben so entwickelt.

Ein interessanter wenn auch elitärer Ans atz.Angesichts der Praxis der Parteien im Jahre 2024 ja wohl auch ein realistischer Ansatz. Nie seit Kriegsende haben die Parteien parteiübergreifend soviel Schaden gestiftet, wie bei längerfristig betrachtet seit 1998 mit der faktischen Abschaffung der "Deutschland AG" und der Einleitung der Energiewende ins Nichts, die uns heute ganz und gar zerstört. Wer aus der Mittelschicht normal arbeitet und denkt, kriegt heute durch die politische Zerstörung seiner geistigen wie materiellen Existenzgrundlage immer schwerer ein Bein an den Boden. Die politische Elite ist geistig verarmt und verwahrlost. Dieser Verar-mung und Verwahrlosung lässt sich alleine mit Parteien nicht beikommen. Ganz im Gegenteil lässt sich nur außerhalb der Parteien gegensteuern.

RMH

4. Juli 2024 07:36

Dazu, sich auf das eigene zu konzentrieren, gehört aber auch, das ständige Herumhacken & Beckmessern in Bezug auf die AfD einfach einzustellen. Lasst sie machen (& sie machen das aus meiner Sicht so, wie man das unter den gegebenen Bedinungen nur machen kann & aus meiner Sicht machen sie es nicht schlecht sondern besser, als jedes andere, patriotische Parteiprojekt zuvor). Das Deutsche lebt schon immer ohne Parteien und Staaten. Die AfD erfüllt einen Zweck und zumindest kann man mit ihr auch noch an Wahlen teilnehmen.
@Gelddrucker, "wann es soweit sein wird,": Irrtum, es IST bereits soweit. Die Sache ist gelaufen. Die Woche erst wieder einen Syrer, seit 15 hier, im Laden gehabt. Er ist jetzt deutscher, Frau ist nun seit Anfang 2024 auch da, schwupss, schon schwanger ....
@Volksdeutscher, lassen wir den Fußball im Stadion, denn da gehört er hin. Gerd Müller war Stürmer, der Libero war Beckenbauer. Wenn Krah Kultur & Intellekt bedienen will, sollte er nicht Parteisoldat werden & sich nicht zur Wahl aufstellen. Das will er aber nicht, insofern braucht er sich nicht zu beschweren, wenn er kurzzeitig kalt gestellt wird, so wie er auf dem Weg zu "seiner Liste" auch andere kalt gestellt hat (das Ganze hat karmische Züge).

Wahnsinnistkeinemeinung

4. Juli 2024 08:08

Wie wahr, wie wahr. Ein „Linker“ Martin Stobbe, Autor der u.a. der Bahamas, schrieb vor Jahrzehnten einmal in der ZAP, einem Hardcore Punk Fanzine, diesen denkwürdigen Satz: Erziehung zum Mittelmaß. Leider hat sich während der Ära von Frau M. das Mittelmäßige und wie Sie hier auch manchmal schreiben, dieses Bräsige durchgesetzt. Der ewige Verwaltungsstaat, ein Land geprägt durch Einwurfbroschüren für Grillfleisch, dem kommenden Webergrillabend inklusive langweiliger Fußballkost entgegenfiebernd. Gegenüber den Bartträgern im öffentlichen Raum ist eine Nation der vollversicherten Verwaltungsbeamte:innen machtlos. Leider setzt die einzig verbliebene Partei auf genau diese Klientel. So wird sich nie etwas ändern. Das Progressive scheint nun mehr von den Landnehmern auszugehen. Kreativität wird sowieso konsequent im Keim erstickt, dass ist zum Prinzip aller Fernsehdemokratien des Westens geworden. Ich muss dabei auch immer an Sieferle denken, an seine Beobachtungen zum Migrationsproblem. Identitäre Kultur ist kein durch Werbeagenturen ersonnenes Rubbelbild, abwaschbar und austauschbar. Ich habe auch keine tollen Ideen mehr, es mangelt an Freiraum für die Umsetzung. Schreiben, beschreiben und Rückzug in die innere Emigration und sich angewidert abwenden. Strategie könnte ich nur im konsequenten Voranschreiten auf dem Pfad des bereits Erreichten erkennen, stattdessen schlägt man sich erneut in die Büsche. Traurig aber wahr.

Mitleser2

4. Juli 2024 09:03

Interessant finde ich die These, dass es zu CDU+BSW(+XY) Koalitionen im Osten kommen wird. Dann können die BSW-Wähler ja feststellen, wie ihre Positionen umgesetzt werden (oder eben nicht). Kann 2025 der AfD sogar helfen. Aber eine Machtoption wie sie Höcke und Berndt mal bei einer Diskussion in Schnellroda gesehen haben, ist wohl erst mal weg.

Adler und Drache

4. Juli 2024 09:25

Das Konstrukt der "Bundespartei" sollte abgeschafft werden. 

das kapital

4. Juli 2024 09:29

Die Art der Selbstpreisgabe, die wir in Deutschland erleben, ist weltweit und historisch einzigartig. Sie ist auch eine Folge der "Reeducation". Die transatlantischen Turboegoisten haben nicht freie Menschen zur Freiheit erzogen, sondern Sklaven zur Sklaverei ohne Widerspruch. Widerspruch kommt nur noch aus Moskau. Aber dem "irren" Putin werden die auch noch den Widerspruch austreiben. Wir leben in kollektiven Wahnsystemen. Die NATO und die Blackrockagenda des Kapitalismus der Gott ersetzt sind 2 der besonders wirkmächtigen der Gegenwart.

Valjean72

4. Juli 2024 09:33

@Gelddrucker: "Mir ist die AfD-Führung nicht geheuer, genausowenig wie Le Pen, Meloni ..."
---
Mir geht es ebenso. Man klopft sich auf die Schulter ob des erreichten Grades an Professionalisierung und gleicht sich doch nur noch mehr dem Altparteienkartell an.
Gesternvormittag sah ich zunächst auf YouTube das NTV-Interview mit A. Weidel von vor einer Woche. Darin äusserte Sie sich über eine mögliche neue rechtskonservative Fraktion im EU-Parlament folgendermassen:
"bevor wir hier mit Obskuranten zusammengehen, werden wir dann doch sehr selbstbewust auch alleine bleiben"
Am Nachmittag dann brachte die JF die Meldung, dass die AFD keine gemeinsame Fraktion mit FPÖ, Viktor Orbans Partei und der tschechischen ANO bilden wird. Die JF bezeichnetet die Begründung Weidels zu dieser Absage als "vage".
Das ist mE mindestens eine vertane Chance und ich kann nur vermuten, dass die Beweggründe dieser Absage in der - um es höflich zu formulieren - ausgeprägten Westbindung vieler AFD-Spitzenpolitiker (West) zu verorten sind.

das kapital

4. Juli 2024 09:56

@ RMH Deutschland braucht mehr Beckenbauer und weniger Rüdiger. /// Dass Krah sich entscheiden müsse, ob er nun Intellektueller oder Politiker sein wolle, ist schon ein interessanter Ansatz. Als Intellektueller hätte er mehr Gedanken- und Handlungsfreiheit, aber weniger finanzielle, als Politiker eben umgekehrt. Als Politiker müsste er sich in seinem Handeln und Denken mehr in die bestehenden Strukturen einfinden und einfügen, als er es im Vorfeld der Wahlen getan hat. /// Es ist nun tatsächlich so, dass der "liberalere" Teil der AfD auf der Europaliste kaltgestellt worden ist. Wer auf Platz 1 der Liste ist, könnte schon irgendwas mit der Mehrheitsfindung insoweit zu tun haben. Ich bedauere konkret den Abgang von Joachim Kuhs. /// 

Maiordomus

4. Juli 2024 11:08

 Erfreulich die Rückweisung des Vorfeld-Gedankens. Wegen "Vorfeld" hatte ich noch nie eine Zeitschrift abonniert, keinen Verlag loben wollen. Buchhandlung in Dresden ist gewiss nicht "Vorfeld", sowieso nicht Autoren von Format. Hier wehrt sich GK zurecht. Ebenfalls hat sich Gottschalk nur arrogant geäussert, zugleich qualifizierteren Gegenkandidaten aus Ba-Wü ausgebootet, einen der handfesten Redner an jenem Parteitag, welcher was von praktischer Politik versteht, als mentaler Schwabe einen Ausgleich zu AW darstellen würde, mit der aber leider die Chemie nicht stimmt. Dabei hat Weidel nun mal, im Gegensatz zu GK und MS, hohe polit. Begabung incl. Instinkt. Es war es nicht ihre Sache, BH und MK dort zu verteidigen, wo sie nicht alles richtig gemacht haben.

Karl Otto

4. Juli 2024 11:26

Nach und nach werden euch alle zu kompromisslerisch, erst Meuthen, jetzt auch Weigel und Chrupalla. Meloni, Le Pen und sogar Orban ebenso. irgendwei bewegt ihr euch immer mehr in eine Ecke. Ich fürchte das bringt nichts Gutes.

Karl

4. Juli 2024 11:52

Grundsätzlich möchte ich RMH zustimmen: Das ständige besserwisserische Herumhacken, wenn in der AfD wieder mal nicht alles so läuft, wie „man“ es sich wünscht, hat nicht nur konstruktive, sondern auch destruktive Seiten. Ich möchte für die Förderung einer solidarischen, konstruktiven, optimistischen, freundlichen Stimmung plädieren, wobei das keinesfalls gleichbedeutend mit „Friede, Freude, Eierkuchen“ sein muss.
Zum Thema AfD und „Patriots for Europe“: Die Frage, weshalb die AfD nicht fraglos Teil dieser „Patrioten“ werden soll/darf/kann, beantwortet der Essayist Dushan Wegner in seinem sehr lesenswerten Blog recht schlüssig:
 „Ungarn und Tschechien sind EU-Nettoempfänger (de.statista.com). Deutschland ist der mit gruseligem Abstand größte Nettozahler. Weder Orbán noch der Unternehmer Babiš wollen ihr Land wirklich vom deutschen Geld abschneiden. Genau das will aber die AfD – was sie bei den »Patrioten« der übrigen Länder potenziell unbeliebt macht. Den hehren Worten konkrete Verantwortung für die eigene Wirtschaft folgen zu lassen, so weit geht der Patriotismus mancher europäischen »Patrioten« nicht.“
https://www.dushanwegner.com/warum-nur/
Und: Vorfeld, Umfeld, Nahfeld, Blickfeld, Ackerfeld, Bohrfeld, Absatzfeld, Bezugsfeld, Blumenfeld, Fußballfeld etc.: Strukturen bilden sich heraus oder werden gebildet. Man kann sie beschreiben, definieren, umdefinieren. Es kommt darauf an, sie zu bespielen (vor allem das Fußballfeld).

Le Chasseur

4. Juli 2024 11:58

@Mitleser2"Interessant finde ich die These, dass es zu CDU+BSW(+XY) Koalitionen im Osten kommen wird."
Interessant finde ich auch die These, dass das BSW das Ergebnis einer Verschwörung des Systems gegen die AfD sei. Gibt es dafür irgendwelche Anhaltspunkte?
Ja, das BSW stellt einen möglichen Koalitionspartner für die Altparteien dar. Allerdings muss man aber auch konstatieren, dass das BSW ganz gehörig Wählerstimmen von den Altparteien abzieht und weniger von der AfD. Letzten Endes ist es doch eine Art Nullsummenspiel, und ich behaupte, dass viele dieser BSW-Wähler nicht für die AfD erreichbar sind. Man muss sich eben mal anschauen, woran eine Koalition zwischen AfD und BSW momentan noch scheitert: Sind es die Inhalte? Oder sind es Personen? Andrerseits muss man auch abwarten, wie sich die Situation in der Ukraine entwickelt. Ich behaupte, ohne den Krieg gäbe es das BSW nicht, und wenn der Krieg beendet wird, werden auch die Zahlen des BSW wieder sinken.

rotenburg

4. Juli 2024 12:09

Andere Parteien haben das Problem auch. Die Grünen zum Beispiel. Die haben ein sehr starkes Vorfeld. Das Problem: Dieses Vorfeld verschreckt bürgerliche Grünenwähler mit ihren radikalen Forderungen. Das grüne Vorfeld möchte am liebsten den sofortigen Ausstieg aus der Industriegesellschaft. Die bürgerlichen Grünenwähler wollen ein angenehmes Leben führen, mit bisschen mehr Öko und einer Klimapolitik, die ihnen nicht weh tut. Mit den Forderungen des Vorfeldes kommen die Grünen auf 10 %, aber eben nicht auf 20%.
Das gleiche Bild bei der SPD. Da gibt es natürlich die Gewerkschaften, Wohlfahrtsverbände, Antifa, feministischen Frauengruppen, Ausländerräte etc. Dieses Vorfeld hindert die SPD daran, dass sie pragmatische Politik betreiben kann. Wollte die SPD als Volkspartei überleben, müsste sie eine harte Migrationspolitik betreiben, das Bürgergeld wieder einkassieren, auf die Reform des Staatsbürgerrechtes und unsinnige Gender-Politik verzichten. Stattdessen ist die SPD in der Geiselhaft ihrer Basis und ihres Vorfeldes. 
Das Dilemma ist immer dasselbe: Es gibt einen harten Kern ideologisch gefestigter Unterstützer, die ihre politischen Ziele ohne Abstriche verfolgt sehen wollen und es gibt die breite Wählerschaft, die sich für Ideologie nicht interessiert, sondern einfach nur will, dass Probleme praktisch gelöst werden. 

Carsten Lucke

4. Juli 2024 12:45

Diese immer wiederkehrenden Fußballvergleiche (u.ä.) von Politikern - gleich welcher Partei - gingen mir schon immer enorm auf den Sack. Da will man Volksverbundenheit demonstrieren und offenbart doch bloß das Gegenteil ; die arrogante Auffassung nämlich, das Volk verstünde es anders nicht und bräuchte Bilder in "einfacher Sprache" - zum Kotzen !
Daß hier bei der SiN an solche Zumutungen angeknüpft, diese sogar noch "verfeinert" und "weiterführend" aufgenommen werden, macht mich einigermaßen sprachlos.
Weiter so - dann "verliert man manchmal, und manchmal gewinnt der andere " !

Le Chasseur

4. Juli 2024 12:46

@Karl Otto"Nach und nach werden euch alle zu kompromisslerisch, erst Meuthen, jetzt auch Weigel und Chrupalla. Meloni, Le Pen und sogar Orban ebenso. irgendwei bewegt ihr euch immer mehr in eine Ecke."
Falsch. Die anderen bewegen sich. Die Frage ist, warum. Glauben sie, dass sie mehr bewegen können, wenn sie sich bewegen?
"Be water, my friend." --Bruce Lee

Tarik

4. Juli 2024 13:04

@ LeChausseur
Tatsächlich sehe ich die AfD - zumindest deren Führung - eher als Scheinopposition, zumindest wenn man sich die Position zu Palästina betrachtet: Wer ist hier  im Einklang mit dem Mainstream, AfD oder BSW? dies vergleiche man mit der nationalpopulistischen Riege in anderen EU-Ländern (Jordan Bardella: "Ein unabhängiger palästistinensischer Staat wäre eine Belohnung des Terrors"). 
Freilich sehe ich dies ausdrücklich aus der Sicht eines konservativen Muslims und basierend auf subjektiven stichprobenartigen Umfragen unter "meinesgleichen": Hier sieht man die BSW als einzig mögliche Alternative, trotz, dass Frau Wagenknecht sich links verortet. Klar habe ich gehofft, es ergäbe sich mit Tradionalisten in Europa eine religionsübergreifende alliance sacrée, nur entwickelt die sich wohl eher mit jener christl. Konfession, die so beschrieben ist:
"Und du wirst wahrlich finden, dass die Menschen, die den Gläubigen in Liebe am nächsten stehen, die sind, die sagen: "Wir sind Christen." Dies, weil unter ihnen Priester sind und Mönche und weil sie nicht überheblich sind." (5:82) 
D.h. sich primär als Christen verstehen und eben nicht von dem hierzulande vorherrschenden kulturellem Hochmut befallen ist, bekanntlich der schlimmsten aller Todsünden. 
 

Monika

4. Juli 2024 13:04

Gelobt sei Jesus Christus. Meine Gebete wurden erhört. :))) Im Ernst: Vielen Dank für diesen Text!!! Das Selbstverständnis als "Vorfeld" empfand ich schon lange als dysfunktional und einengend und vor allem als vom politischen und weltanschaulichen Gegner unnötig zu instrumentalisieren. Das "böse Schnellroda als Kaderschmiede", dieses Feindbild hat unzähligen linken Schreiberlingen ohne Not  Lohn und Brot u. Ansehen beschert. Ich empfinde dieses "statement" deshalb als Befreiungsschlag und hoffe, daß nun auch der letzte Linke begreift, daß er durch diese Ansage mitbefreit wurde ( Herr Kubitschek ist wahrhaft kein Stratege und Taktiker). Auch ich finde das Milieu wesentlich spannender als eine Partei.  Interessant wird sein, wie sich etwa Herr Krah neu "erfindet". Nachdem er in  seinem  Buch "Politik von rechts!" eine "weltanschauliche Alternative zum dominierenden Linksliberalismus vorlegen wollte" ( ein ziemlich anspruchsvolles Unterfangen) lautet die Frage: Philosoph oder doch Politiker, im Falle Höckes vielleicht: Rosenzüchter oder doch Politiker.......)

RMH

4. Juli 2024 13:09

Das Dilemma ist immer dasselbe: Es gibt einen harten Kern ideologisch gefestigter Unterstützer, die ihre politischen Ziele ohne Abstriche verfolgt sehen wollen und es gibt die breite Wählerschaft, die sich für Ideologie nicht interessiert, sondern einfach nur will, dass Probleme praktisch gelöst werden. 
@rotenburg, das haben Sie mustergültig formuliert. Hier darf ergänzend wieder auf die letzte Ausgabe der Sezession verwiesen werden. Im Interview mit dem Bronce Age Pervert sagt dieser klar, seine Nietzscheanertum hat keinen Anspruch auf 1 : 1 Umsetzung durch einen politische Partei, ihm ist es auch egal, welche Partei am Ende Probleme löst & er weist konkret auf die Sozialdemokraten Dänemarks & deren Kurs bei der Migrationspolitik hin. Ergänzend ist der von mir schon oben erwähnte Artikel von Lehnert zu lesen. Mir persönlich ist auch egal, wer am Ende Probleme löst, so lange sie gelöst werden. Deutschland prokrastiniert aber absichtlich. Für Schnellroda ist eine Abkehr von der konkreten Parteipolitik im Sinne einer Unterstützung der AfD als was auch immer für ein "Feld" oder Kaderschmiede wieder die Rückkehr zur Metapolitik und damit das, was man schon immer machen wollte und womit man begonnen hatte. Ich sehe hier auch keine Verrennen in irgendwelche Sackgassen.

Frieda Helbig

4. Juli 2024 13:15

Hört sich nach (geistiger) dritter Halbzeit an, um im Bild zu bleiben 😉
Gut so! 

Frika Wies

4. Juli 2024 13:29

Ich bin nun seit über 20 Jahren in diesem "Milieu", oder in dieser Bewegung, wie man es nennen möchte.
Der Rechte ist dem Rechten ein Wolf, das war schon immer so.
Wo zusammengearbeitet wird, herrscht Futterneid, stellenweise distanziert man sich hektisch voneinander, in der Hoffnung auf Anschlußfähigkeit bei Menschen, die man ohnehin nie überzeugen wird. Es fehlt am gemeinsamen Korpsgeist, am Mut und am Durchhaltevermögen. Fähige Leute werden verprellt, es setzt sich nicht der Beste durch, sondern der Lauteste.Immerhin dominiert inzwischen nicht mehr so stark die "Szene", die gerne Szene bleiben möchte, weil sie aus Personen besteht, die alles tun um Anschlußfähigkeit an ein breiteres, offenes Publikum zu verhindern. Weil sie ganz gerne ein bißchen gehaßt werden, nach dem Motto : Wenn man uns schon nicht respektiert, soll man uns wenigstens fürchten.
So wie jede Fußballmanschaft einen Kevin Großkreuz oder einen Stefan Effenberg hat, so bestand die Bewegung früher zum großen Teil aus solchen Rowdies.
Ich hatte gehofft, daß das durch die AfD als einende Partei überwunden werden kann, aber leider nein. Es sind die gleichen Probleme wie früher, nur tragen heute mehr Beteiligte einen Maßanzug.
 

FraAimerich

4. Juli 2024 13:55

@rotenburg: "Das Dilemma ist immer dasselbe..."
Richtig. Es besteht darin, daß die "breite Wählerschaft" sich nicht für die Hintergründe der Politik interessiert, unter der sie leidet, Symptome mit Ursachen verwechselt und den Verantwortlichen noch die durchsichtigsten Auskunftstitel und Scheinargumente zur Verschleierung der herrschenden Agenda abkauft. Ähnlich wie die Leute, die nach wie vor mit Huntington hausieren gehen, aber nicht wahrhaben wollen, welchem Milieu er entstammte. 

Valjean72

4. Juli 2024 14:05

@rotenburg: "... und es gibt die breite Wählerschaft, die sich für Ideologie nicht interessiert, sondern einfach nur will, dass Probleme praktisch gelöst werden."
---
 
Eine zur CDU 2.0 gewandelte AFD light wird keine Probleme lösen, sondernfalls abddämpfen und so den Niedergang und die Schleifung Deutschlands  ein wenig verlangsamen.
 
Und das ist beileibe keine Frage von Ideologie, sondern allein von einer nüchternen und schonungslosen Analyse des Ist-Zustandes mit Projektion in die mittelfristige Zukunft und daraus abgeleitet eine konkrete und konsequente Politik.
 

Le Chasseur

4. Juli 2024 14:44

@Tarik"Tatsächlich sehe ich die AfD - zumindest deren Führung - eher als Scheinopposition, zumindest wenn man sich die Position zu Palästina betrachtet: Wer ist hier  im Einklang mit dem Mainstream, AfD oder BSW? dies vergleiche man mit der nationalpopulistischen Riege in anderen EU-Ländern (Jordan Bardella: "Ein unabhängiger palästistinensischer Staat wäre eine Belohnung des Terrors")."
Die Palästinenser sind die Opfer eines Großen Austauschs. In der Tat sehe ich die offizielle Position der AfD zum Nahost-Konflikt äußerst kritisch, zumal die Stimmung an der Basis geteilt ist. Bei 75% der durch israelische Bomben im Gaza-Streifen getöteten Menschen handelt es sich um Frauen und Kinder. Hinzu kommen 21.000 (!) Kinder, die als vermisst gelten (von denen ein großer Teil vermutlich tot unter den Trümmern der zusammengebombten Häuser begraben liegt). So etwas kann man als ethisch halbwegs normal empfindender Mensch nicht als legitime Selbstverteidigung bezeichnen.

Volksdeutscher

4. Juli 2024 15:29

@RMH - "...insofern braucht er sich nicht zu beschweren, wenn er kurzzeitig kalt gestellt wird, so wie er auf dem Weg zu "seiner Liste" auch andere kalt gestellt hat."
Ich weiß nicht, ob das wahr ist oder ob das so wahr ist, wie Sie das behaupten, Sie nennen immerhin keine Namen, Sie dienen nicht mit Beweisen für Ihre Behauptung. Tatsache ist, daß Krah sich bewährt hat, daß er geliefert hat, er ist gut und über die Maßen bei der Jugend beliebt. In intellektueller Hinsicht ist von Weidel und Chrupalla nichts zu vernehmen, Krah stahl ihnen die Schau. Unverzeihlich, nicht? Der BuVo tut nichts anderes, als einen Spitzenkandidaten nach dem anderen abzusetzen, willkürlich, ohne Begründung. Diese mangelnde Transparenz ist beunruhigend. Weder Weidel noch Chrupalla besitzen jenen intelektuellen Hintergrund, Unterbau plus psychische Präsenz, die erforderlich wären, sechs Stunden in einem Interview standzuhalten. In dem Metier, aus dem sie kommen, ist das auch nicht erforderlich. Was wollen sie dann? Wenn Weidel im Interview mit Müller-Mertens sagt "don´t change a running system", so stellt sich aber die Frage, warum der BuVo ständig Kandidaten absetzt, die hervorragend "rennen". Wir können darüber leider nur spekulieren, da es Weidel und Chrupalla an Mut und moralischer Integrität mangelt. 

paterfamilias

4. Juli 2024 16:41

Hoffnung auf eine Partei zu setzen, ist im System der reifen Parteien-Scheindemokratie zum Scheitern verurteilt. Das System oszilliert zwischen Kartell und Intrigantenstadl, meist ist es beides zugleich, nur die Anteile verschieben sich wie in kommunizierenden Röhren. Als 2020 die Partei "Die Basis" gegründet wurde, hatte ich kurz Hoffnung, deren betont basisdemokratische Konzeption werde etwas frischen Wind bringen. Ein Jahr später, die Partei war bereits zur nach Köpfen neuntstärksten in Deutschland aufgestiegen, war es mit dieser Hoffnung vorbei. Intern tobten die Grabenkämpfe und Schlammschlachten, die Seilschaften zerrten an den Seilen, und viele Funktionäre waren nur wegen der Aussicht auf die Tröge der Parteienfinanzierung überhaupt im Ränkespiel dabei. In Konsequenz ist die Partei heute in der Bedeutungslosigkeit versunken, aus der sie kam, noch bevor jemand ihr Wirken überhaupt zur Kennnis nehmen konnte. Und die "Basis" war noch nicht einmal die Zielscheibe für den Rest des Kartells. Umso heftiger ist der Druck, sich anzugleichen oder unterzugehen. Käme er nur von außen, würde er womöglich die Stärkung der Wagenburg bewirken. Aber bei gleichzeitigem Destruktionstrieb von innen ist keine Chance für eine wirkliche, wirkmächtige Alternative. Leider.

H. M. Richter

4. Juli 2024 16:50

Mag alles richtig, alles berechtigt sein, und doch rollt derzeit zeitgleich Oskar Wagenknechts Zug wie weiland Lenins Sonderzug, der Eisenwagen der Genossen, durch Deutschland. Von Blochs Prinzip Hoffnung zum neulinken Prinzip Taquiya im Dienst der guten Sache, vermutlich in Kamingesprächen Wagenknechts mit Hacks früh schon konzipiert und später auf höchster Ebene abgenickt. Ob Lustspiel oder Tragödie wird sich noch zeigen, jedenfalls als Dummen- wie Stimmenfang jetzt schon Ärgernis genug.

Laurenz

4. Juli 2024 17:39

@Rotenburg ... Ein Vorfeld der Grünen existiert nicht. Es existiert ein immer größer werdender Unterbau, der von Steuergeldern schmarotzt & als Überbau eine industrielle Lobby, welche die Grünen treibt. Überlegen Sie, wo die (Deutschen) Grünen einst herkamen. Davon ist nur noch die Anti-AKW-Haltung übrig. Man gibt Rheinmetal dauerhafte Garantien für riesige Investitionen, vor ein paar Jahren noch undenkbar.
@alle AfD-BuVo-Kritiker ... es geht hier nicht um politische Details. LePen & Co. fischen in der Wählerschaft mit Anti-Deutschem Gen. In Erkenntnis dieser Situation, die wieder mal beweist, daß die Rechte keinen Konsens findet, war es unprofessionell, ein Bauernopfer zu liefern & LePen auch noch Recht zu geben, anstatt die Anti-Deutschen Ressentiments LePens anzuprangern. Der BuVo hält sich jetzt mit eingezogenen Schwanz arg zurück, damit seine völlig falsche Einschätzung der Situation unauffällig schnell vergessen wird.

Maiordomus

4. Juli 2024 20:43

Zu diversen Kommentatoren hier: die Fussballer-Metapher Weidels war, wiewohl Vergleiche immer hinken, nicht voll daneben, wobei die Trainer aber selber auf Schleudersitzen hausen. Aber bei Krah geht es nicht um rein Parteiinternes, was es auch gibt, sondern dass er in Brüssel bei Auseinandersetzungen im eigenen Lager sich nicht richtig durchgesetzt hat, was nicht nur eine Frage des Rechthabenwollens ist, sondern der polit. Geschicklichkeit und nicht gemerkt hat, dass jede Frage nach der Banalität, dass es innerhalb selbst totalitärer Strukturen, in jedem Lager Anständige oder einigermassen Vernünftige geben mag, hier nur als Falle zu verstehen ist und dass man in England und Frankreich nur auf verfängliche Solidarität wartet, auch bei jenen Rechten, welche die deutsche Rechte in Europa unten halten wollen. Insofern war Krah reif zur (vorübergehenden) Auswechslung, und es ist nicht an Weidel , über das als Falle gestellte Stöcklein zu springen. Aber es ist für mich klar, dass Weidel von einem Teil der Partei genau so abgelehnt wird wie die bisher schon Abgehalfterten, die aber meistenteils dumme Fehler gemacht haben und politisch weniger begabt sind.

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