Schüler wollen echte Lehrer

Hans Giebenrath ertrank. Er war so jung! Könnte (ganz modern gefragt) „Schulstreß“ ein Auslöser gewesen sein für dieses Drama?

„Niemand wußte, wie er ins Wasser geraten sei“. War es nur der Suff - oder ein Unfall?  Vieles weist darauf hin, daß Giebenrath sich absichtlich das Leben nahm. Er befand sich Unterm Rad, wie Herman Hesses berühmter Roman (1906) titelte.

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

Ja, vor nicht all­zu lan­gen Zei­ten labo­rier­ten jun­ge Leu­te an “Schul­streß”. Es sagt mir durch­aus was. Mir selbst ist die eige­ne Schul­zeit in so leben­di­ger Erin­ne­rung, daß ich min­des­tens wöchent­lich davon träu­me – mit drei Jahr­zehn­ten Abstand! Immer wie­der muß ich das Abi (oder das Staats­examen, meist ist es eins) nach­ho­len. Ich bin traum­er­fah­ren, weil mich das Phä­no­men Traum seit Jugend­zei­ten fas­zi­niert. Sprich, ich kann längst „luzi­de“, d.h. steu­ernd träu­men – aber der nächt­li­che Prü­fungs­streß bleibt. Immer wie­der ste­he ich leer, mit Lücken, vor Lehrern.

Hans Gie­ben­rath hat­te min­des­tens zwei emi­nent (über-) for­dern­de Leh­rer. Hes­se schrieb sei­nen Roman lan­ge, bevor es das Phä­no­men der „Snow­flakes“ gab: jun­ge Leu­te, die vor gerings­ten Her­aus­for­de­run­gen zusammenbrechen.

Unse­re Schnee­flöck­chen von heu­te kol­la­bie­ren, wenn ein fal­sches Pro­no­men benutzt wur­de oder wenn har­te Tat­sa­chen ohne „Trig­ger­war­nung“ aus­ge­spro­chen wer­den. Zu Hes­ses Zei­ten, vor 120 Jah­ren, herrsch­te ein ganz ande­rer Drill!

Ich wuchs wohl in einer Dazwi­schen­zeit auf. Mit Hot Pants oder “Spa­ghet­ti­trä­gern” (wie das wohl heu­te heißt?) wur­de man nach Hau­se geschickt, zum Umzie­hen. Geschla­gen wur­de längst nicht mehr, gebrand­markt aber durch­aus. Und im Klas­sen­buch (ich war Klas­sen­buch­be­auf­trag­te) stan­den bei­de Eltern­tei­le mit Beruf. Ich fand´s höl­lisch interessant.

Ob es eine prä­gen­de Leh­rer­ge­stalt gab? Nein, nicht „eine“, son­dern min­des­tens drei, eher vier oder fünf! Natür­lich die weni­gen, die noch (und stets mit lei­den­schaft­li­chem päd­ago­gi­schen Eros) Fron­tal­un­ter­richt prak­ti­zier­ten und nie­mals “Grup­pen­ar­beit”.

Von den schreck­li­chen Leh­rern, den unbe­hol­fe­nen, den Mies­ma­chern träu­me ich nie. Sie sind wie abge­hakt. Die Päd­ago­gen aber (etli­che davon weib­lich – und übri­gens Non­nen), die damals Weg­be­rei­ter für mich waren, sind mir dauerpräsent.

Der Deutsch­leh­rer ab Klas­se 7 war so einer. Ich saß treu wie ande­rer­seits rebel­lie­rend zu sei­nen Füßen. Er lehr­te mich (gegen hef­ti­ge Wider­stän­de) gute von schlech­ter Lite­ra­tur zu schei­den. Wie ich mit 13 Jah­ren als Puber­tier alles „Klas­si­sche“ haß­te! Wie bin ich ihm ewig dank­bar, daß er mich mit Geduld über Jah­re hin­führ­te zum Wah­ren, Schö­nen, Guten!

Dank­bar auch gegen­über Schwes­ter Moni­ka, Schwes­ter Ger­tru­dis, Mater Agnes und Mater Boni­fa­tia. Sie lehr­ten mich Men­schen­kun­de und was „Gna­de“ bedeu­tet. Als Jugend­li­che war ich habi­tu­ell äußerst anstren­gend. Sie brach­ten mir Mores bei, und wie man die Las­ter bekämpft. Mit enor­mer Langmut!

Ich frag­te nun die eige­nen Kin­der, wie sehr sie sich „unterm Rad“ wähn­ten zu ihrer Schul­zeit – und ob es denn gül­ti­ge Weg­wei­ser gege­ben habe.

All mei­ne Kin­der sind oder waren Inter­nats­schü­ler. Kei­nes wur­de dazu gezwun­gen oder gedrängt. Wir hat­ten es ange­bo­ten, weil wir selbst bereits zu Jugend­zei­ten (bevor wir uns kann­ten) von die­ser Schu­le schwärmten.

Sechs Kin­der (die sieb­te ist noch am Anfang) sagen im Nach­gang uni­so­no, daß sie sich sehr gefor­dert gefühlt hät­ten, daß es anstren­gend gewe­sen sei, “total anders als das nor­ma­le Gym­na­si­um. Also: total”. Aber kei­nes will die­se Zeit mis­sen. Sie fühl­ten sich „empor­ge­zo­gen“, auch, weil sie sich an gewis­se, bedeut­sa­me Leh­rer erin­nern, die ihnen „etwas mit­ge­ge­ben“ haben.

Wäh­rend ich dies schrei­be, es ist wahr, mit­ten im Text! (der sonst etwas anders aus­ge­gan­gen wäre) klin­gelt es an der Tür, und dort steht, ein unglaub­li­cher Zufall, eine ehe­ma­li­ge (Inter­nats-) Leh­re­rin fast aller unse­rer Kinder.

Sie woll­te „mal vor­bei­schau­en“. Zufall, aber kein Wun­der – es gibt wohl weni­ge Leu­te, die so viel­sei­tig und ernst­haft inter­es­siert und gebil­det sind wie die­se mitt­ler­wei­le alte Frau, die nun am Stock geht.

Sie ist ganz defi­ni­tiv nicht rechts, aber eben gedank­lich agil, und sie beglei­te­te unse­re Kin­der etwa 15 Jah­re lang als Leh­re­rin. Ihr Anse­hen in der Schu­le war und ist him­mel­hoch. Klau­su­ren kor­ri­gier­te sie knall­hart. Sie hat­te kei­ne guten Noten zu ver­schen­ken.  Im Inter­nat kur­sier­te eine Art Witz: „Nen­ne drei Uni­ver­sal­ge­lehr­te – Goe­the, Les­sing und Frau XY!”

Frau XY ist ein typi­sches DDR-Gewächs. Sie absol­vier­te zunächst einen hand­fes­ten Lehr­be­ruf. Dann Abschluß und Dok­tor­ar­beit Bio­lo­gie, spä­ter Theo­lo­gie, eben­falls mit Promotion.

Ich weiß (von mei­nen Töch­tern), wie sie im Unter­richt und ihren phi­lo­so­phi­schen AGs ethi­sche Fra­gen durch- und durch­kau­te. Wie sie Ein­wän­de durch punkt­ge­naue Ver­wei­se auf mittelalterliche/frühneuzeitliche/zeitgenössische Den­ker ein­ord­nen und parie­ren konn­te. Sie hat­te immer recht. Daß es sowas noch gibt!

Nun – Sze­nen­wech­sel –  hat­te ich gera­de zuvor mit mei­nem Vater (84) und mei­ner jüngs­ten Toch­ter ein paar Stun­den „Olym­pia“ geschaut. (Ja, so ist es. Man trifft sich alle paar Wochen mit dem Papa, es ist immer schön, aber es geht nun­mal nicht ohne TV. Die Glot­ze ist, zumal abends, wie ange­wach­sen. Daß mitt­ler­wei­le selbst bei die­sen sehr Alten zusätz­lich der klei­ne Bild­schirm vul­go Smart­phone den All­tag prägt – Frau XY übri­gens aus­ge­nom­men! –, ist noch mal ein ande­res Thema.)

Wir sahen, wie in der „Viei­sei­tig­keit“ Pfer­de durch (aus mei­ner Sicht und der mei­nes Kin­des) höl­li­sche Par­cours gescheucht wur­den, steil berg­auf, steil berg­ab, mit Spo­ren durch Schreck­mo­men­te getrie­ben. (Wir rei­ten selbst gern aus und pfle­gen rück­sichts­voll abzu­brem­sen, wenn bloß unver­se­hens ein Ast im Weg liegt.)

Ob die­se har­ten Gelän­de­rit­te nicht furcht­bar und „eigent­lich unver­tret­bar“ sei­en, wenn man die Pfer­de­na­tur berück­sich­ti­ge, woll­te die Toch­ter (sie hat­te natür­lich ent­spre­chen­de, aktu­ell hoch­an­ge­sag­te You­tube-For­ma­te gegen “das Rei­ten” ange­schaut – es scheint gera­de eine har­te, gene­rel­le “Anti-Reit-Stim­mung” zu herr­schen) von der „Uni­ver­sal­ge­lehr­ten“ wis­sen, die seit Jahr­zehn­ten selbst Pfer­de hält und liebt.

Was wäre ein guter, klu­ger Leh­rer, der kei­ne Über­ra­schungs­mo­men­te bereit­hiel­te, etwas zum Nachdenken?

Frau XY beschied also, daß das Mili­ta­ry-Rei­ten natür­lich hoch­ris­kant sei – für Pferd und Rei­ter glei­cher­ma­ßen. Kein All­tag, son­dern eben Eli­te. Hohes Risi­ko, ja. Man müs­se aber die Emp­find­lich­keits­kul­tur der jün­ge­ren Zeit beach­ten. Was über Jahr­hun­der­te, wenn nicht Jahr­tau­sen­de für nor­mal gegol­ten habe (man den­ke nur an die Schlacht­rös­ser in all den Krie­gen, man den­ke auch, weg vom Pferd, an den Stier­kampf), wer­de heu­te problematisiert.

Und dann: Man sol­le den tra­di­tio­nel­len Pfer­de­sport mal bit­te ins Ver­hält­nis set­zen mit dem heu­te all­täg­li­chen Mas­sen­tier­hal­tungs­be­trieb. Hun­dert­tau­sen­de, Mil­lio­nen Schwei­ne und Rin­der, die nie ein Fleck­chen Grün sehen, deren Dasein rei­nes Elend zum Zwe­cke der Ver­wer­tung sei. Was, bit­te, sei dage­gen ein geheg­tes & gepfleg­tes Hoch­leis­tungs­pferd? Es gäbe nun mal Natur und ande­rer­seits Kultur.

Ich fand’s gut, wie die Toch­ter die Augen nie­der­schlug. Das war eine Lek­ti­on! Danach ging es um dies & das. Es wur­den Bücher aus­ge­tauscht und über JRR Tol­ki­en gefachsimpelt.

Beim Abschied sag­te Frau Dr. Dr. XY lachend: „Nur für die soge­nann­te Trans­pa­renz: Ich war in der DDR Mili­ta­ry-Meis­te­rin.“ Und sie schwenk­te ihren Stock zum Gruß.

Ja, es gab sol­che Leh­rer “mit Bedeu­tung”– sie wer­den heu­te drin­gend gesucht. “Gerä­dert” wür­de sich ein zeit­ge­nös­si­scher Hans G. übri­gens weni­ger durch fie­se Leh­rer noch durch eine star­re Schul­struk­tur füh­len. Längst ist der „gestren­ge Leh­rer“ ein Mythos und ein Buh­mann. Heu­ti­ge Kin­der kran­ken an ganz ande­ren Din­gen. Womög­lich hät­te Gie­ben­rath anno 2024 ein­fach sein Smart­phone in die Salz­ach gefeu­ert. Und das wäre wohl ein guter “Move” gewesen.

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

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Kommentare (34)

wolfdieter

7. August 2024 09:36

Wenn ich in meiner Schulzeit krame gibts einen Haufen Lehrer, die nicht so hoch im Ruf standen, denen ich aber aus heutiger – erwachsener – Sicht bescheinige, dass sie mich voran gebracht haben. Unterm Strich.
 
Ich war kein guter Schüler. Ich war aber ein interessierter Schüler. In erster Linie war ich ein schwieriger Schüler. Rückblickend bin ich dankbar für die Zeit in Schule und Gymnasium.

Schobbepetzer

7. August 2024 09:37

Witzig, ich habe genau den gleichen Albtraum, mit dem Abi oder dem Examen :)Vielleicht ein Merkmal unserer Generation.Ist es nicht seltsam, dass man die Lehrer, die besonders hart waren und über die man sich als Schüler aufgeregt hat, alle noch beim Namen nennen kann.
Die 68er/Ich-will-die-Welt-retten/Ich-will-auch-Euer-Freund-sein/Ich-bin-der-Jörg-und-mach-hier-den-Lehrerarsch/ Typen, habe ich alle vergessen. Bis auf Jörg H...., das war dann doch zu prägnant.
 

derPrager

7. August 2024 10:32

Frau Kositza! Danke für diesen Text! Die alte Lehrerin ist ein Vorbild. Ich beginne ab September mit Lehrtätigkeit an einem Gymnasium. Als ich bei dem Bewerbungsgespräch von dem Direktor (70) nach meinen Methoden gefragt wurde, habe ich geantwortet, ob er schon mal ein Pferd geritten hat, denn sowohl das Pferd als auch die Kinder fühlen sich am wohlsten, wenn die Zügel konsequent angezogen sind und im richtigen Moment gelockert werden. Ich weiß nicht, ob er empört oder begeistert war, aber in einer Stunde bekam ich eine Zusage :-) Gruß aus Böhmen!

Engel 0102

7. August 2024 11:18

Ja, Schüler wollen echte Lehrer. Das ging mir genauso. Mein Lieblingslehrer (Deutsch) ist vor kurzem verstorben. Ich habe unendlich viel von ihm gelernt, vor allem über Literatur. Er hat mir das Theater nahegebracht. An seinen Unterricht kann ich mich bis in die Einzelheiten erinnern. 

Le Chasseur

7. August 2024 11:33

Eine(n) Lehrer(in), den/die ich als Wegbereiter(in) bezeichnen könnte, hatte ich leider nie. Stattdessen umso mehr Kotzbrocken, die dafür sorgten, dass man nur mit Angst in die Schule ging. Ab der 7. Klasse hatte ich eine Schlafstörung.
@Schobbepetzer"Witzig, ich habe genau den gleichen Albtraum, mit dem Abi oder dem Examen"
Ich habe zwei immerwiederkehrende Albträume mit schulischem Bezug: Im ersten irre ich durch lange, schwach beleuchtete, menschenleere Korridore, mit Türen links und rechts, auf der Suche nach meiner Klasse, die aber nicht finde.
Im zweiten Traum stellt sich gegen Schuljahresende heraus, dass in einem Fach, in dem ich auf der Note 6 stehe, keine Klausur mehr geschrieben wird (obwohl eigentlich noch eine geschrieben werden müsste), und ich so keine Möglichkeit mehr habe, meine Note zu verbessern um ein Sitzenbleiben zu verhindern.

Dieter Rose

7. August 2024 11:48

Ich verfremde etwas: ich hatte einen Latein- und Deutschlehrer, der nach dem Krieg im Moor "zur Strafe" Drainagegräben ausheben musste. Bei einer abendlichen Rast auf der Heimfahrt von einem Schulausflug mit verschiedenen Zielen (im Umkreis von etwa 30km), saß er mit uns am steinigen Strand und öffnete uns Herz und Verstand für die Kulturlandschaft, in der wir aufwachsen durften...unvergesslich diese Stunde, immer wieder präsent.

Adler und Drache

7. August 2024 12:38

Hatte denselben Traum, jetzt habe ich ihn aber anscheinend nicht mehr, und kann ebenfalls luzide träumen. 

Blue Angel

7. August 2024 12:41

Im Nachhinein am prägendsten war (sicher nicht nur) für mich wohl der Rektor der katholischen Grund- (und damals noch Haupt-) schule, die ich Mitte der 60er besuchte. 
Der Rhein war damals eine stinkende Kloake und der Begriff "Umweltschutz" sicher nicht weit verbreitet als dieser Rektor mindestens einmal pro Jahr die gesamte Schüler- und Lehrerbelegschaft zu einer Exkursion ausführte. Deren Inhalt war, daß es eine sündhaft sei, durch Getreidefelder zu laufen und dabei wertvolle Brotgetreidekörner zu zerstören. Auch das Fallenlassen/Wegwerfen von Müll z. B. sei ein Verbrechen gegen die wunderbare Schöpfung, die wir zu behüten hätten. 
Ob das damals an christlichen Schulen üblich war weiß ich nicht. Die Leidenschaftlichkeit seiner Vorträge hatte jedenfalls eine, auch spirituelle, Überzeugungskraft, die sich hoffentlich nicht nur auf mein späteres, ansonsten nicht-christliches, Leben ausgewirkt hat. 

ofeliaa

7. August 2024 13:37

Bin wohl nicht die Sorte, die schnell kollabiert. Bei mir jedoch könnte man den Einsatz, den ich für mein Studium bringe, bereits als ungesund bezeichnen, denn genauer betrachtet, oder aus einer bestimmten Perspektive betrachtet, könnte man sagen, es runiert mir mein Leben. Ich musste ja unbedingt einen zulassungsbeschränkten Studiengang wählen. Was für ein Drama dies werden würde, und wie mich allein das Organisatorische an den Rande des Machbaren zwingen würde, war mir nicht klar. Nun kann ich sagen, danke für die Demütigungen, denn auch diese lehren mich ja etwas. Trotzdem wäre es schön, wenn es jetzt mal bergauf gehen würde. Ich denke die jungen Leute heutzutage sind in einer ganz schlimmen Situation. Es gibt unglaublich viel Konkurrenz. Unglaublich viele PC-Programme, unglaublich viel Digitales. Ich denke mit Büchern war es normaler, humaner, machbarer. Ja, das sage ich wirklich ganz bewusst, auf die Gefahr hin, dass man dann wieder nur zur Antwort bekommt, die jungen Leute jammerten auf hohem Niveau. Ich sehe es anders, Schüler und Studierende sind so strebsam und überangepasst wie noch nie. Ja, wir erhalten keine Prügel mehr, aber der emotionale und fachliche Druck ist extrem. An meiner Uni hat sich sogar ein 22 Jähriger das Leben genommen - er hatte das Propädeutikum nicht bestanden. 

Maiordomus

7. August 2024 13:39

@Bewegend hier die Erinnerungen gewissermassen nach dem Motto: Bildung ist, was bleibt, wenn man "alles" vergessen hat. Und dass hier jenseits von Idealisierung an Positives erinnert wird. Ist nicht mal heute ausgeschlossen.
@Alpträume. Seit Pensionierung regelmässiger Traum, entweder als Lehrer oder Schüler nicht rechtzeitig in den Unterricht zu kommen, darüber hinaus nicht angemessen angezogen zu sein, überdies unangemessen auf die Prüfung oder die Lektion vorbereitet. 

tearjerker

7. August 2024 13:57

Die Erfahrungen von Internierten haben mit denen der 95% Anderen nichts zu tun. Die werden einfach mit guten oder schlechten Lehrern konfrontiert, die zu 99% verrichten und nicht prägen, geschweige denn ein Beispiel für irgendwas geben. Bei inzwischen 50% Abiturienten ist selbst die Statuseinbildung kaum noch möglich. Die Regelschulen sind ein Riesenschwindel und ein Angriff auf das Potential der Schüler, die dort sein müssen, um gut bezahlte Positionen am Pult und in der Verwaltung für diejenigen zu rechtfertigen, die man vor 60 Jahren auf dem Schulhof noch regelmässig verhauen hat, damit sie gar nicht erst auf die Idee kommen, das Wort zu führen. Rückkehr zur Volksschule mit Schulpflicht bis höchstens 14 sind dringend geboten, damit wenigstens die Schwerpunkte Lesen, Schreiben, Rechnen als Grundvoraussetzungen für eine bessere Entwicklung fundiert werden und die 80% Blindgänger in der Lehrerschaft für eine sinnvolle Verwendung frei werden.

Maiordomus

7. August 2024 15:18

@Die Schule, an die erinnert wird, gibt es nicht mehr. Wenn ich denke, dass noch SPD-Politikerin Heide Simonis, unlängst verstorben, vor 15 Jahren geschlechtsgetrennte Gymnasien mit Internat forderte, u.a., um Mädchen bei Naturwissenschaften bis auf Spitzenniveau zu fordern und fördern; heute wären zumal Internate für begabte Knaben sehr wünschbar, deren Talent bzw. durchaus vorhandenes Genie kaum mehr abgerufen wird. Paradoxerweise bei Inflation guter Noten. Es bleibt dabei, dass über "Reparaturen"  betreffend den durch Migration  entstandenen Problemen hinaus gerade für Elitenbildung wieder Schulen eröffnet werden müssen, als langfristiges Anliegen, z.B. für einen gebildeten Politiker der Rechten ein langfristigeres Anliegen als selbst ein Ministerposten oder überhaupt eine Karriere als Berufspolitiker. Aber natürlich müssten dafür die politischen Bedingungen stimmen, statt Berufsverbote z.B. Schuldirektoren und Spezialisten für einen Bildungskanon der Spitzenklasse, auch Lehrerbildung als Persönlichkeitsbildung. Für Thüringen wäre beispielsweise das Eingearbeitetsein in die Landeskultur mit entsprechenden kommunikatorischen Vermittlungsfähigkeiten eines der Hauptkriterien für gute Lehrer, darunter genügend engagierte Männer, das Problem muss aber anders als durch Quoten gelöst werden. 

Diogenes

7. August 2024 18:06

@Adler und Drache
@Kositza
 
Streß/Druck zum Zeitabschnitt des Auswendiglernens als Ursache jenes Traumbildes - die Erinnerung an den Selbstzweifel? Intensive Beschäftigung der Gedanken/Bewusstseins mit einer Sache/Ding/Arbeit können zu Träumen führen in denen die Erinnerung an das dabei empfundene Gefühl in Geistesblumen wiederkehrt. Klarträume entstehen durch die bewusste Mitnahme eines Teils des Bewussten ins Unbewusste der Schlaf- und Traumphase. Eine besondere Technik benutzte ich nicht. Aber es würde mich als Vergleichsbeispiel interessieren, ob Sie eine verwenden? Es ist bei mir schon so ein wenig wie ein Mantra-Bildnis das im Augenblick des Loslassens der Gedanken und Übergangs ins Nirwana verwischt.

RMH

7. August 2024 21:19

Ich beneide fast schon ein wenig diejenigen, die positive oder negative Schulerfahrungen hatten oder gar Lehrer, denen sie etwas zu verdanken haben. Ich war auf der größten Schule der Region mit vielen, vielen Klassen mit jeweils über 30 Schülern pro Klasse, bei der das Ganze eben zu einer Massenabfertigung wurde. Hatte durchaus auch seine Vorteile. Aber eine prägende Lehrergestalt? Leider Fehlanzeige. Gut, ein paar der ersten 68er Maulaffen auf ihrem Gang durch die Institutioenen waren da & auch noch ehem. Kriegsteilnehmer, wobei ich letztere in positiverer Erinnerung habe. Dankbar bin ich auch dem Deutschlehrer, dessen Namen ich angesichts der Vielzahl von Lehrern, die ich hatte, vergessen habe, der statt Schiller zuerst mit Kleist begann, was mich als Kleinbürgerskind zum erstenmal ein Stück weit für Literatur jenseits der Jugendbücher, die man in der Stadtteil-Bücherei ausgeliehen hat, begeistern konnte. Ich weiß nicht, ob das bei Schiller, den ich erst schätzen lernte, als ich älter war, genau so gewesen wäre. Ebenso dann später im Studium und Beruf: Leider nie eine Art Mentor oder Vorbild gehabt, immer nur Einzelkampf.  

Diogenes

7. August 2024 23:01

@RMH
"(...) Ich weiß nicht, ob das bei Schiller, den ich erst schätzen lernte, als ich älter war, genau so gewesen wäre. Ebenso dann später im Studium und Beruf: Leider nie eine Art Mentor oder Vorbild gehabt, immer nur Einzelkampf." Ja, aber der Autodidakt in mir weiß auch, daß viele Universalgelehrte bzw. im ganzheitlichen Sinne denkende Freigeister/Philosophen sich nicht durch ihren systemischen Betrieb haben prägen lassen sondern nach dem Regeldurchgangsbetrieb als Autodidakten sich jenes Wissen selbstständig aneigneten, welches mehr ist, als was ich mit "Geschichte/Wissen ist, worauf sich die Mächtigen in Ihrem Machtbereich geeinigt haben" meine. Nehmen wir Pythagoras der auf seinen Reisen in Ägypten im "westlichen" Betrieb an Lehrkörpern nur durch sein von dort mitgebrachtes Wissen über Mathematik namentlich in Umlauf ist, während sein Wissen über Klangheilung großteils unbekannt ist. Und hier wird die Kymatik interessant, weil bestimmte Frequenzen bestimmte Formen erzeugen die damit sichtbar gemacht werden können.
 
Der Lehrbetrieb den wir haben bringt überwiegend nur Fachidioten hervor die keinen ganzheitlichen Ansatz kennen (die Überschneidung vieler Themengebiete miteinander durch tiefere Einsichten in die Abläufe würde das Verständnis und Lernen erheblich erleichtern) und mehrheitlich stumpfsinniges Auswendiglernen erleiden mussten. 

anatol broder

7. August 2024 23:14

@ rmh 21:19
in meiner philosophie sagt man: der lehrer zeigt sich, sobald der schüler bereit ist. gewiss mangelt es in bayern nicht an bemerkenswerten männern. gewiss warst du intellektuell bereit. es muss also das körperliche sein, was einer vertrauten beziehung zu einem älteren berater (mentor) im weg stand. tatsächlich erinnere ich mich an mehrere bemerkungen, die dein unbehagen bei zu viel nähe zum ausdruck brachten.

Florian Sander

8. August 2024 02:12

Alles richtig. Aber muss man sich im rechtsintellektuellen Milieu jetzt echt schon fast entschuldigen, wenn man mal 'n bisschen mit dem Vater fernsieht? Niemand ist 24/7 internatsgebildet-pferdereitend-rittergutsstandesgemäß-dauerelitär und blättert sich die ganze Zeit nur durch vergilbte alte Bücher, auch wenn der entsprechende Habitus milieuintern gewiss "soziale Sexyness" ausstrahlt. Irgendwann hat jeder mal am Tag seine Smartphone-Junk-TV-Fast-Food-(Un-)Kultur-Momente. Jeder! ;)

Adler und Drache

8. August 2024 07:37

@Diogenes
Aber es würde mich als Vergleichsbeispiel interessieren, ob Sie eine verwenden?
Ich bin auf die willentliche Beeinflussbarkeit des Träumens gestoßen bevor ich wusste, dass es "luzides Träumen" gibt oder was es bedeutet. Der Grund war, dass mich lange bis ins Erwachsenenleben hinein entsetzliche Albträume plagten. Ich begann mir vorzunehmen, es mir nicht mehr gefallen zu lassen und dachte immer wieder: "Es ist nur ein Traum". Das wurde eine Art fester Kern, den ich in den Traum mitnehmen und anwenden konnte, und dadurch war es mir möglich, die Schrecken zu neutralisieren. Im Grunde wohl schon eine Art Mantra.
Etwas anderes "kann" ich allerdings nicht.  

Monika

8. August 2024 11:24

@ Florian Sander ! Sie haben meinen Tag gemacht 😂😂😂. Ich garantiere : Etwas von dieser lockeren Einstellung und der Traum vom nächtlichen Prüfungsstress wird verschwinden.

Liselotte

8. August 2024 13:17

@ofeliaa: von meinem Studienjahrgang von ca. 60 waren vor Ende des Diploms 3 tot. Konkurrenz gab es reichlich, denn wir waren ein kopfzahlstarker Jahrgang. Insoweit also nichts Neues. Es ist mir aber aufgrund der geringeren Verfügbarkeit billiger Studentenbuden und passender Studentenjobs, der allesdurchdringenden totalitären Digitalisierung und der Verschulung des Massenstudiums durchaus glaubhaft, daß Studieren heute noch stressiger ist.

Olmo

8. August 2024 13:34

Unterm Rad? Unterm Rad. Aber nicht wir. 
Mathe, neunte Klasse, seit fünf Minuten ist es still im Raum, wir sitzen da mit halboffenen Mündern und bemühen uns darum, unsere lächerlichen Aufgaben im Bruchrechnen zu lösen. Ein Stuhl fällt um, D. ist plötzlich auf dem Tisch, er tanzt und singt: Mila kann lachen wie die Sonne über Fudschijama ... Herr B. brüllt: ja, sind wir denn in der Klapse hier!?! Alle grölen vor lachen (zugegeben ich auch) D. entschuldigend (vom Tisch aus): B. das ist voll unmenschlich,  so lange sitzen.  Chaos bricht aus, T. ruft Herrn B. zu: mach dich mal locker Jürgen (Vorname von Herrn B.)! musst doch nicht gleich ausrasten. Herr B. geht aus der Klasse, er weint. Drinnen geht die Post ab. T. und M. und ich folgen ihm, T. klopft ihm auf die Schulter, ich versuche zu trösten, M. bietet an den D. zu boxen, sei eh voll der Spasti, mit seine rote Haare.
 
 

Liselotte

8. August 2024 13:40

Als horizonterweiternd habe ich den Englischlehrer in Erinnerung, der mir "1984" und "brave new world" zum Lesen auslieh, und den Geographielehrer, der in einem unbenoteten Nachmittagskurs Bilder von Explorationen eines mit ihm befreundeten Geologen zeigte. Dort war über die Grenze gekippter Abraum einer Mine in Afrika zu sehen, und ich fragte mich, warum die Regierung des so geschädigten Nachbarlandes da nicht einschritt. - Pädagogisch bemerkenswert war der Chemielehrer, der von Anfang an sagte, man müsse 2, 3 Jahre pauken, dann könne man Zusammenhänge erkennen. Wir haben ihn in diesen 2, 3 Jahren gehaßt und er war recht streng, aber nach 3 Jahren stellte sich der versprochene Effekt tatsächlich ein und das Fach fing an, richtig Spaß zu machen. Es war kein leeres Versprechen gewesen, und im Nachhinein akzeptierten wir seine Vorgehensweise als richtig, weil sie wirklich funktionierte. - Pädagogisch sehr begabt erschien mir ein junger Tutor in einer Klasse von Älteren, der einen C++ Kurs hielt. Die Klasse war völlig desinteressiert an diesem drögen Thema, aber er trug verständlich vor, schloß dann Übungen für jedermann an, und schließlich wurde jedes einzelne Übungsergebnis besprochen. In kürzester Zeit hatte er das Interesse der Klasse geweckt und bei allen tatsächliche Fortschritte erzielt, es war äußerst erstaunlich.

Majestyk

8. August 2024 13:57

So hat jeder seine Sicht. Ich hätte mir mehr eher Lehrer gewünscht statt Pädagogen. Erzogen war ich schon, das hatte meine Mutter erledigt, manchmal mit Liebe, manchmal auch Hiebe. Ich glaube Sie dachte beides wäre eins. 
Jetzt gab es natürlich Pädagogen die meinten ich sei nicht konform genug und wüßte noch nicht wo mein Platz im Leben zu sein hat. So manch einer war ja der Ansicht ich gehöre auf kein Gymnasium, eben auch weil die Berufe meiner Eltern im Klassenbuch standen und es doch recht beschämend für die Kinder aus gutem Hause war, neben mir Proletensprößling wie der Depp auszusehen, der so manch einer später auch geworden ist. Prägend waren jene Lehrer auch bei mir, aber anders als beabsichtigt, prägend ist aber ja auch ein wertneutraler Begriff. 
Fairerweise sei angemerkt, die Nonnen die es auch bei mir gab hatten deutlich weniger Standesdünkel als die meisten weltlichen Kollegen und geschadet hat mir der neunjährige Spießrutenlauf auch nicht, da wußte ich wenigstens wie Gesellschaft funktioniert. 
Es gibt übrigens einen Unterschied zwischen Massentierhaltung und professionellem Reitsport. Das eine dient ungeachtet der Qualität der Ernährung und macht Fleisch auch für Abgehängte erschwinglich, die schon längst kein Boden mehr haben um selber ein Huhn zu halten, das andere verhilft Leute die es sich leisten können zu sportlichen Ehren und Erfolgen, die eigentlich das Pferd erreicht hat und nicht der Mensch.

Laurenz

8. August 2024 13:58

Nett zu lesen, daß ich nicht der einzige Trottel bin, der davon träumt, bei der Abiturprüfung zu sitzen (bei denselben Lehrern, wie seinerzeit) & keiner merkt, daß ich das schon mal durch hatte. Bei mir beschränkte sich das auf 2-3x im Jahr, als einstiger Schülertyp @Wolf-Dieter. Mein Problem war, daß ich einließlich die 10. Klasse, bis auf Vokabeln, nie lernen mußte. Es reichte 1x dem Lehrer zuzuhören. Dadurch lernte ich nie, im Imperativ zu lernen, nur das, worauf ich Bock hatte. Das ergab in der Oberstufe Probleme, da zuhören nicht mehr reichte. Auf Prüfungen hatte ich nie Bock. Es gibt keine Träume zur Prüfung bezüglich des Kaufmanngehilfenbriefs oder 2 Führerscheinen. Sie besitzen scheins keine Eminenz in meinem Innenleben. Das gute Lehrertum basiert auf demselben Prinzip, wie gute Künstler, Musiker & Politiker. Sie brauchen Authentizität, Glaubwürdigkeit, Berufung, Leidenschaft & Hingabe. Ohne daß, wird es nix. Vera Birkenbihl (+2011) hatte nicht immer Recht, wäre aber mit Ihren Vorstellungen von Schule & Lernen (Geschlechtertrennung) durchaus hilfreich bei sinnigen Schul-Reformen https://youtu.be/WLBfxsEIGsU. Hellinger meinte (nicht zu Unrecht), menschliche Beziehungen brauchen im Geben & Nehmen Gleichgewicht, außer Eltern - Kinder, Pfleger - Bedürftige & Lehrer - Schüler.

Olmo

8. August 2024 14:18

Unterm Rad 2.
Achte oder neunte Klasse. Letzte Stunde vor den Sommerferien. Arbeit und Technik. Herr V. , ein langer dünner Typ, erinnerte mich ein bisschen an Daniel Düsentrieb aus den Donald Duck Comics, freundlich und schüchtern. Er läßt uns einen Film gucken, den er ganz klasse findet,  wie sagt. Water World, mit Kevin Costner. Die Glocke leutet. Alle stürmen aus der Klasse. M(2) rempelt Herrn V. im vorbeigehen absichtlich und kräftig mit der Schulter an. Herr V. lacht verlegen und bietet uns an, wer wolle könne den Film noch bis zum Ende sehen, er bleibe auch noch da. Aus dem Schülermob ruft irgendwer: du Hurensohn! Herr V. lacht wieder verlegen und wünscht uns schöne Sommerferien. M(2) etwas verwundert : ich hab ihn mit der Schulter angerempelt, und er hat so gar nichts gesagt. 
Ein Lehrer könnte einmal eine Neufassung von Unterm Rad schreiben. 

Majestyk

8. August 2024 14:22

@ tearjerker:
Sehr guter Kommentar. Ich finde ja auch, daß man Lehrer eigentlich ohne h, dafür mit zwei e schreiben müßte. Die Internierten kommen im Allgemeinen auch aus einer anderen gesellschaftlichen Schicht, erklärt vielleicht unterschiedliche Erfahrungen und Perspektiven.
@ RMH:
Schule ist weit weg von Effizienz, eigentlich werden Kinder da verwahrt bis es Zeit wird sie auf den Arbeitsmarkt loszulassen. Immerhin hat der Lehrkörper so auch eine Beschäftigung.
In Deutsch hatte ich nur weibliche Lehrer oder Lehrer*innen wie man heute sagt. Unvergessen die Interpretation von Effi Briest. Der blühende Rhabarber im Garten wo Effi schaukelt, der auf den bedrohlichen Phallus hinweist und die Unterdrückung der Frau durch die männlichen Patriarchen. Das waren die 80er an einer katholischen Schule in NRW und im Rückblick fühlt sich mein Abschluß an wie Notabitur.

Maiordomus

8. August 2024 15:13

@Florian. Ertappte mich wenn auch nur nachträglich, nicht bei der gemiedenen Direktübertragung, als Bewunderer der niederländischen 400m-Läuferin, deren Leistung im  Schlusssprint in der 4 mal 400 gemischten Staffel schlicht unvergleichlich war, wohl das sportgeschichtliche Highlight dieser Spiele,  und übrigens nach menschlichem Ermessen fern vom diesmal besonders erbittert geführten, vom Deutschen Herrn Bach angeführten und verteidigten Geschlechterbetrug aufgrund eines ideologischen Glaubensbekenntnisses. 
Dabei bestreiten morgen Freitag zwei Männer den Frauenfinal im Boxen bis 66kg. Das Interesse daran ist ausschliesslich aussersportlich.

Diogenes

8. August 2024 18:33

@Adler und Drache
 
Dann waren Sie auf dem selben Wissensstand wie ich damals. Ich hatte auch kein Bewusstsein daran was es mit Klarträumen auf sich hat und man das was ich im Traum steuerte so nannte (mein Vater, der Herr Ingenieur, meinte zu mir: "Träume lenken, das gibt es nicht.“), weshalb ich überhaupt erst anfing nach anderen Referenzen als mir selbst zu suchen (es ist ein seltenes Phänomen oder zumindest eines das statistisch kaum bzw. erst neuzeitlich ein wenig erfasst ist. Vielleicht nannte man das in früheren Zeiten auch einfach nur Vision (siehe z.B. die "Seher" die es in unserem nordisch-germanischen Ahnenerbe gab und im deutschen Volke gibt). Ich kann mich noch an einen intensiven Klartraum erinnern (es war mein erster), der von einer Art gewaltigen Baum aus Licht der Raum und Materie durchzog handelte und wo ich bewusst einen Pfad/Zweig/Bahn für mich wählte. Das Thema Klarträume ist mit dem Placebo-Effekt verwandt, der ja auch wieder im tieferen Sinne etwas mit dem Quanten/Beobachter-Effekt zu tun hat (das nicht Greifbare/Flüchtige, sehe ich hin, sehe ich nicht hin...). In dem Zusammenhang finde ich Bruno Gröning oder auch Giordano Bruno interssant (neuzeitlich (auch schon viele Jahre her) befasste sich Jochen Kirchhoff mit letzteren intensiver und seiner Theorie eines "Lebendigen Universums") was wiederum u.a. die spiritualistische Gaia-Theorie von der irdischen Ökosphäre als Superorganismus/Bewusstsein und Bewusstseinsaspekte) - die ich vertrete - stützt.

Liselotte

8. August 2024 18:55

Ich dachte zwar manchmal schon mit Grausen an meine Studienabschlußprüfung zurück, aber davon geträumt habe ich mW nie. Aber ich kann mich eh fast nie an Träume erinnern, und sie interessieren mich auch nicht. Das Unbewußte darf gerne nächtens das Bauchgefühl justieren, ohne daß ich es gedanklich durcharbeite. Ich verspreche mir von Tagesgedanken mehr Erhellung als von Träumen.

Laurenz

8. August 2024 21:22

@Adler & Drache @Diogenes ... Der Klar-Traum ist wesentlicher Inhalt des Catsaneda-Werkes. Ein Teil der "Zauber-Lehrlinge" & "Zauberer" werden als  Träumer klassifiziert, die anderen als "Pirscher", wobei auch Pirscher mit einem Mindestmaß am klar träumen bewandert sein müssen & umgekehrt. Rowlings Muggles werden als Schwarzmagier bezeichnet, weil sie nur unbewußt zaubern oder träumen. Die Vollendung des Klartraums ist, wenn man sich mit (einem) anderen Klar-Träumer im Traum trifft, bzw. findet.

Kurativ

8. August 2024 22:47

In der Nachschau waren Persönlichkeiten mit Lebenserfahrung wichtiger als didaktisch geschulte Absolventen Hochschulen.
In den Ostblockstaaten wird unterrichtet, wie zuvor im erfolgreichen Westen. Frontalunterricht mit hoher Disziplin. Dennoch werden die Schüler zielgerichtet aktiviert. Aber erst wenn die Sache klar ist und die Schüler wissen, in welche Richtung sie losmarschieren sollen. Frontalunterricht bedeutet nicht Monolog, wie linke Pädagogen oft abwertend meinen.

Maiordomus

9. August 2024 11:40

@Liselotte. Zu den besten, d.h. bewusst präzisesten Traumaufzeichnern der deutschen Literatur gehört Ernst Jünger, einer der seit vielen Jahren hier mit Recht bestgeschätzten Autoren. Ausgerechnet diese Traumaufzeichnungen bleiben frei von psychoanalytischer und tiefenpsychologischer Ideologie und sind deshalb so bedeutend.
Mehr poetisch gestaltet und ausgefaltet sind die weltliterarisch gigantischen Traumskizzen von Jean Paul, am bedeutendsten der Alptraum vom toten Jesus, der "vom Weltgebäude herab", genau genommen auf erhobener Stelle über einem  Friedhof, "verkündet, dass kein Gott sei", auch kein ewiges Leben und keine Auferstehung, und wo Jesus bekennt, dass er unnütz für die Menschen gestorben sei, keine Kleinigkeit für einen Pfarrerssohn wie J.P. F. Richter, wie Jean Paul zivil hiess, seine Geburts- und Kindheitsstätten im Raum Schwarzenbach an der Saale und unweit Hof sind heute noch besuchbar, wie auch sein Grab in Bayreuth. Es gibt noch weitere Traum-Texte von Jean Paul. In der Urfassung des berühmtesten war aber nicht Jesus, sondern der tote Shakespeare als Sprecher vorgesehen. Von Karl Philipp Moritz gibt es noch ein Hitchcock-artiges Traum-Theaterstück. Calderon thematisierte tiefsinnig, dass auch die im Traum begangenen Sünden "zählen", d.h. Ausdruck schuldfähiger Gesinnungen sein können. Hätte Kant allenfalls als lehrreich eingeschätzt.

Olmo

9. August 2024 12:18

Herr L. war kein Universalgelehrter, doch er war eine Persönlichkeit, und Stil hatte er auch. Geschenkt hat er niemandem etwas. Ich glaube, er mochte mich, trotzdem mußte ich für meine drei arbeiten. Viele hassten ihn, doch wenn sie Leistung brachten, bekamen sie die entsprechende Note. Auf der Abi-Feier empfahl er mir, eine Lehre zu machen, ich solle nicht wie meine Freunde Herr J, und Fräulein K., studieren, ich sei unreif. Recht hatte er. Ich war im Studium ständing überfordert. Heute fantasiere ich , daß ich einen passablen Gesellen abgegeben hätte, Garten/ Landschaftsbau, Maler u.Lackier, sowas in der Richtung, wie sich das meine Oma gewünscht hätte.  Ich erzählte Herrn G. (68er) von dem Gespräch, der kommentierte: ach Herr L., der olle Miesepeter, warum sollten Sie nicht studieren, das wird die beste Zeit Ihres Lebens. Auch er hatte gewissermaßen recht. Doch heute schäme ich mich manchmal für dieses unverdiente Privileg, das ich hatte.

links ist wo der daumen rechts ist

9. August 2024 14:14

Gleicht unsere generelle Situation nicht einem Klassenzimmer ohne Lehrer (einem mit positiver Autorität), es tobt die übliche langweilige Kreideschlacht, der ewige Repetent (sofern er nicht via Klassenkasperl zum Klassensprecher wurde) und der Klassenprimus (Streber!) sind die Außenseiter – und irgendwer (meistens ein Mädchen) plärrt dann plötzlich: Klassengemeinschaft. Die untergründige Sehnsucht nach Beherrschtwerden aber bleibt.
Gott sei Dank war dieser Spuk irgendwann vorüber.
Was mich aber am meisten frappiert hat (und da hat sich Ö von D wesentlich unterschieden): Leistung wurde gefordert, aber nicht anerkannt; in D gab's für ein Einser-Abi zumindst ein Stipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes, in Ösiland – nüscht (ist aber für ein neofeudales Land wie Ö nicht weiter verwunderlich). Und so fanden sich die dümmsten Maturakollegen beim Studium wieder; aus diesen Gründen wäre ich für einen generellen Numerus clausus. Aber dann wären halt die ungezogenen Bürgersöhnchen und dummen höheren Töchter bald alle ohne Titel, meiner Seel, die Ösi-Gesellschaft käme ins Kippen.
Prüfungsträume haben übrigens auch Vorzugsschüler. Wobei das ganze weniger schulspezifische, eher archetypische Grundzüge hat: man wacht auf und weiß, man hat bestanden, es ist vorbei.

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