Ein Wahlabend in Erfurt – vier Bilder

Als um 18 Uhr die Prognose aufgerufen wird, ist es so, als hätte es sowieso nicht anders kommen können. Die Stimmung war darauf ausgerichtet, auf Sieg, spätestens die Simson-Tour um Greiz wirkte wie mehr als 30 Prozent für die AfD, und so kommt es nun und wächst sich sogar noch aus.

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

Nach einem ers­ten Jubel­schrei und eini­gen Wor­ten an die ver­sam­mel­ten Par­tei­freun­de und Wahl­kämp­fer tritt Björn Höcke aus der ers­ten Rei­he her­aus auf die Sei­te und senkt den Kopf.

Er ist erleich­tert, ohne Zwei­fel, und er weiß, daß er wie­der Geschich­te geschrie­ben hat: Er ist nun der ers­te Chef eines Lan­des­ver­bands der AfD, der bei einer Wahl zur stärks­ten Kraft gewor­den ist.

Aber Höcke wird auch der bis­her ein­zi­ge mehr als kla­re Wahl­sie­ger in der Geschich­te der Bun­des­re­pu­blik sein, mit des­sen Par­tei die ande­ren, abge­schla­ge­nen Par­tei­en Koali­ti­ons­ge­sprä­che von vorn­her­ein aus­ge­schlos­sen haben – nicht tak­tisch und als Teil eines poli­ti­schen Geplän­kels, son­dern ganz und gar, grund­sätz­lich, “unver­han­del­bar”.

Höcke wird der ers­te glas­kla­re Wahl­sie­ger sein, der nicht regie­ren darf.

Sehen wir also einen Höcke, der erleich­tert dar­über ist, daß die Och­sen­tour des Wahl­kampfs gemeis­tert und die Ern­te ein­ge­fah­ren ist? Oder sehen wir den­je­ni­gen, der an die Füh­rung einer rie­si­gen Frak­ti­on denkt, an die Sperr­mi­no­ri­tät, die ihm ein Gestal­ten durch Ver­hin­dern ermög­licht, und dar­an, daß nun die Abge­schla­ge­nen sich ihren “Regie­rungs­auf­trag” zurecht­quat­schen? Wir sehen beides.

Auch in Sach­sen ist die AfD über 30 Pro­zent stark gewor­den und wird mit einer Frak­ti­on in den Land­tag ein­zie­hen, der zunächst eine Sperr­mi­no­ri­tät zuge­rech­net, dann aber wie­der abge­nom­men wur­de. Sperr­mi­no­ri­tät zu besit­zen, bedeu­tet, Ver­fas­sungs­än­de­run­gen ver­hin­dern zu kön­nen und bei der Benen­nung höchs­ter Rich­ter gefragt wer­den zu müs­sen. Bei­des ist wesent­lich, bei­des bedeu­tet, daß man berück­sich­tigt wer­den muß und in den poli­ti­schen Tausch­han­del ein­stei­gen kann.

Die neue Berech­nung der Sit­ze im Säch­si­schen Land­tag erfolg­te am Mon­tag, nach­dem auf einen Soft­ware­feh­ler hin­ge­wie­sen wor­den war.  Sie hat wohl Hand und Fuß, wur­de manu­ell geprüft und soll­te als trans­pa­ren­tes Ver­fah­ren von einem Mathe­ma­ti­ker nach­voll­zo­gen wer­den. Jörg Urban äußer­te sich bereits in die­sem Sinne:

Wie wol­len haar­ge­nau wis­sen, was genau schief­ge­lau­fen ist. Wir ver­lan­gen eine exak­te Feh­ler­ana­ly­se und haben bereits Kon­tak­te zu wis­sen­schaft­lich arbei­ten­den Demo­sko­pen und Mathe­ma­ti­kern auf­ge­nom­men, die die­sen Vor­gang nach­prü­fen wer­den. Soll­te es zu Unre­gel­mä­ßig­kei­ten kom­men, lei­ten wir juris­ti­sche Schrit­te ein.

Aber stärks­te Par­tei ist die AfD in Sach­sen nicht gewor­den, obwohl sie in den Wahl­um­fra­gen lan­ge so gehan­delt wur­de. Natür­lich war ihr die CDU stets dich­ter auf den Fer­sen als den Par­tei­freun­den in Thü­rin­gen. Und natür­lich hat Jörg Urban von hohem Niveau aus noch ein­mal drei Pro­zent zuge­legt. Aber in Thü­rin­gen waren es eben neun Pro­zent, obwohl das Bünd­nis Sahra Wagen­knecht hier viel stär­ker abschnitt als in Sachsen.

Der Thü­rin­ger Erfolg der AfD hat Grün­de. Höcke und sei­ne Leu­te haben ihre Par­tei plas­tisch her­aus­ge­mei­ßelt. Die AfD ist dort greif­bar gewor­den, wo sie von sich ein run­des, durch­dach­tes, zuver­sicht­li­ches Bild zeich­nen konn­te. Sie hat sich als Volks­par­tei prä­sen­tiert und wirk­lich Markt­plät­ze gefüllt, etwas, das kei­ne ande­re Par­tei vermag.

In Nord­hau­sen bei­spiels­wei­se war das mit Hän­den zu grei­fen. Dort ver­an­stal­te­te der Lan­des­ver­band der AfD eines von dut­zen­den Fami­li­en­fes­ten, die Höcke per­sön­lich besuch­te. Buden und Stän­de, Musik und Reden, hal­be Schul­klas­sen mit Deutsch­land­fah­nen und AfD-Wim­peln, Sel­fie­stim­mung und ein stän­di­ges Sich­be­grü­ßen, manch­mal noch über­rascht, weil man plötz­lich den Nach­barn ent­deck­te, oft aber schon wie ver­ab­re­det für einen Gang über ein Volksfest.

Auf der Büh­ne über­gab ein elo­quen­ter, best­ge­laun­ter Mode­ra­tor das Mikro­phon an die Direkt­kan­di­da­tin Kers­tin Düben-Schau­mann, die einen Fri­sier­sa­lon führt und sehr authen­tisch wirkt. Sie reich­te wie­der­um an Jörg Pro­phet wei­ter, der erst vor Mona­ten als “Einer gegen Alle” nur knapp nicht zum AfD-Ober­bür­ger­meis­ter von Nord­hau­sen gewählt wur­de und nun im Umland antritt. Jeder kennt ihn.

Bei­de Nord­häu­ser gewan­nen am Sonn­tag Direkt­man­da­te, denn sie ver­kör­pern das Alter­na­ti­ve, und die Pro­ble­me waren und sind offen­sicht­lich: Über­frem­dung, Inne­re Sicher­heit, Kos­ten­ex­plo­si­on, sozia­le Unsi­cher­heit, dem Expe­ri­ment aus Ber­lin aus­ge­setzt, ohne ech­te Oppo­si­ti­on dage­gen. Die Stim­mung, daß nun doch etwas mög­lich sei, fand bei der AfD in Thü­rin­gen auch einen Ort: Ihren Kan­di­da­ten fehlt das Glat­te, zumin­dest in Nord­hau­sen tra­ten sie volks­nah auf, gehö­ren zu den­je­ni­gen, die sie ver­tre­ten werden.

Und natür­lich: Der CDU-Spit­zen­kan­di­dat Mario Voigt ist ein dank­ba­rer Geg­ner im Ver­gleich zu Micha­el Kret­schmer aus Sach­sen. Dafür war es in Thü­rin­gen schwe­rer, die Eisen­acher Ober­bür­ger­meis­te­rin Kat­ja Wolf und ihr BSW als Schein-Alter­na­ti­ve weit genug von sich abzu­gren­zen. Das BSW hat kaum Stim­men von der AfD abge­wor­ben, aber Wech­sel­wäh­ler, die noch vor acht Mona­ten zur AfD gewan­dert wären, sozu­sa­gen ein Feld frü­her abgefangen.

Das BSW ist als eine Aus­grün­dung der Lin­ken Fleisch vom Flei­sche. Das wur­de noch am Wahl­abend deut­lich, als Kat­ja Wolf den Anti­fa-Sprech über­nahm, Voigt als dem Wahl­sie­ger inner­halb des Blocks “aller demo­kra­ti­schen Par­tei­en” gra­tu­lier­te und damit die AfD kate­go­risch ausschloß.

Nun hört man aus Sach­sen und Thü­rin­gen die Signa­le. In bei­den Bun­des­län­dern will die CDU mit dem BSW koalie­ren. Das BSW wird sich von sei­nen weni­gen welt­an­schau­li­chen Radi­kal­po­si­tio­nen ver­ab­schie­den müs­sen. Etwas Sym­bol­po­li­tik wird blei­ben, aber das reicht nicht mehr weit. Es wird also wei­ter­ge­hen wie bis­her, nur anders heißen.

Der ent­schei­den­de Aspekt des Erfolgs in Thü­rin­gen ist Höcke selbst. Er hat sei­nem Lan­des­ver­band bei­gebracht, daß es nicht aus­rei­che, an die CDU von vor zwan­zig Jah­ren zu erin­nern. Er hat begrif­fen, daß Selbst­ver­harm­lo­sung kei­ne Stra­te­gie ist, son­dern eine Fal­le sein kann. Wer vom Wech­sel erzählt, muß ihn ver­kör­pern, muß signa­li­sie­ren, aus­strah­len, daß es sich loh­nen wer­de, alter­na­tiv zu wählen.

Höcke und sei­ne Mann­schaft haben begrif­fen, daß die CDU bei Wah­len der Haupt­geg­ner ist. Welt­an­schau­lich mögen es nach wie vor die Grü­nen sein, aber sie sind so sehr eine städ­ti­sche Kli­en­tel­par­tei, daß sie dort, wo die AfD abräumt, kei­ne Rol­le spie­len. Man kon­kur­riert nicht wirk­lich, denn man begeg­net sich kaum.

Der CDU aber begeg­net man. In fast allen Wahl­krei­sen gab es einen Zwei­kampf mit ihr um das Direkt­man­dat. Mario Voigt hat sei­nes gegen die AfD-Frau Wieb­ke Muh­sal ver­lo­ren, und auch Höcke hat sei­nes nicht geholt. Er zieht als Spit­zen­kan­di­dat über die Lis­te in den Land­tag ein.

Ich sit­ze mit Dani­el Hasel­off, des­sen Sieg im Kampf um das Direkt­man­dat in Söm­mer­da sich abzeich­net, am Gelän­der auf der unte­ren Ter­ras­se des Restau­rants, in dem die Wahl-Par­ty statt­fin­det, und sehe, wie ihn die mög­li­che Nie­der­la­ge Höckes im Wahl­kreis Greiz erschüttert.

Er macht sich kei­ne Sor­ge um den Ein­zug Höckes in den Land­tag – es wird min­des­tens zwei Lis­ten­plät­ze geben, die “zie­hen”, und wenn nicht, dann wird einer Platz machen und auf sein Man­dat ver­zich­ten; es ist die Unge­rech­tig­keit, die Hasel­off anfrißt.

Das zivil­ge­sell­schaft­lich finan­zier­te und gegen “rechts” aus­ge­rich­te­te Kam­pa­gnen-Netz­werk Cam­pact hat rund eine Mil­li­on Euro in den Wahl­kampf in Thü­rin­gen inves­tiert, und die­ses Enga­ge­ment hat­te zwei Zie­le: Zum einen soll­te der Ein­zug der Grü­nen in den Land­tag des­we­gen unbe­dingt gelin­gen, weil dadurch die Sperr­mi­no­ri­tät der AfD fast sicher ver­hin­dert hät­te wer­den kön­nen. Der Ein­zug der Grü­nen hät­te den Land­tag ver­grö­ßert und damit auch die Sit­ze­an­zahl des not­wen­di­gen Drittels.

Zwei­tens war die Cam­pact-Initia­ti­ve aus­drück­lich gegen Höcke als Per­son gerich­tet und soll­te durch Unter­stel­lun­gen und Kri­mi­na­li­sie­run­gen abschre­ckend auf die­je­ni­gen Wäh­ler wir­ken, die zwar den Wech­sel woll­ten, aber nicht mutig genug waren, das ver­meint­lich Böse zu wäh­len. In einer Pres­se­mit­tei­lung hat­te Cam­pact sei­ne Maß­nah­men lan­ge vor der Wahl skizziert:

Cam­pact wird die eige­nen Unterstützer*innen hier­für per E‑Mail anschrei­ben und infor­mie­ren, Anzei­gen online aus­spie­len und den Thü­rin­ger Grü­nen über 60 Pla­kat­wän­de in Erfurt und Jena über­las­sen, die Cam­pact für eine eige­ne Kam­pa­gne bereits gebucht hat­te. Zusätz­lich wird Cam­pact für ihre Mobi­li­sie­rungs­kam­pa­gne im länd­li­chen Raum u.a. Post­wurf­sen­dun­gen ver­tei­len, Anzei­gen online und in Umsonst­zei­tun­gen schal­ten sowie Pla­kat­wän­de nutzen.

Man darf davon aus­ge­hen, daß allei­ne in den Wahl­kreis Greiz, in dem Höcke antrat, über 150 000 € aus dem Cam­pact-Bud­get geflos­sen sind. Unter ande­rem hat der Direk­tor der Stif­tung Gedenk­stät­ten Buchen­wald und Mit­tel­bau-Dora, Jens-Chris­ti­an Wag­ner, 350 000 Brie­fe an Thü­rin­ger Wäh­ler aus­sen­den las­sen, in denen er Höcke eine Mit­ver­ant­wor­tung dafür unter­stell­te, daß es in den KZs zu Schmie­re­rei­en und ande­ren Delik­ten gekom­men sei.

Finan­ziert hat die­se Brief­sen­dun­gen unter ande­rem Cam­pact, und natür­lich müß­te ein Anwalt prü­fen, ob es sich bei die­sen vie­len Vor­gän­gen nicht längst um ver­deck­te Par­tei­en- und Wahl­kampf­fi­nan­zie­rung und, im Fal­le staat­lich finan­zier­ter Stif­tungs­di­rek­to­ren, um eine Ver­let­zung des Neu­tra­li­täts­ge­bots handelte.

Aber Höcke und ande­re, die in den ver­gan­ge­nen Jahr­zehn­ten der eng­ma­schi­ge Ver­knüp­fung sol­cher Netz­wer­ke unter­ein­an­der haben zuse­hen kön­nen, wis­sen, daß juris­ti­sche Fall-Erfol­ge nichts am grund­sätz­li­chen Pro­blem ändern wür­den: an einer staats­na­hen Struk­tur, die welt­an­schau­lich gegen fast alles auf­ge­stellt ist, wofür die AfD vor zehn Jah­ren antrat und seit­her kämpft.

Hasel­off jeden­falls ver­zwei­felt, wäh­rend wir am Gelän­der ste­hen, fast dar­über, daß dem­je­ni­gen, “der uns alle mit­ge­ris­sen und für uns alle so sehr gekämpft hat”, die per­sön­li­che Genug­tu­ung wohl nicht zuteil wür­de, selbst gegen die gan­ze Wucht einer inhalt­lich dre­cki­gen Kam­pa­gne den­noch das Man­dat direkt erobert zu haben.

Der Wahl­sie­ger steht fest. Nun pras­selt es Rat­schlä­ge. Was nicht alles zu tun sei! Noch Tage vor der Wahl erzähl­ten mir zwei CDU-Män­ner (einer mit Man­dat, einer nicht mehr), daß die Wer­te-Uni­on Hans-Georg Maa­ßens das Züng­lein an der Waa­ge spie­len wer­de und daß es sehr, sehr sinn­voll sein könn­te, ihn noch vor dem Sonn­tag auf der Büh­ne als den­je­ni­gen zu prä­sen­tie­ren, der ver­mit­telnd minis­te­ria­bel zwi­schen CDU und AfD ste­hen kön­ne. (Die Wer­te-Uni­on sahn­te in Thü­rin­gen 0,6, in Sach­sen 0,3 Pro­zent der Stim­men ab.)

In Sach­sen und Thü­rin­gen lie­ßen sich sehr vie­le CDU-Wäh­ler mit dem Argu­ment mobi­li­sie­ren, daß damit die AfD ver­hin­dert wer­de – oder wenigs­tens ihre Sperr­mi­no­ri­tät. Aber in Sach­sen wur­de den­noch aus den Rei­hen der AfD gleich nach der Wahl die For­de­rung laut, nichts läge näher als ein Bünd­nis mit die­ser Partei.

Nach wie vor gibt es Stim­men, die ein Pro­blem in der Pola­ri­sie­rung sehen, mit­hil­fe derer Höcke sei­ne Alter­na­ti­ve gegen die “Kar­tell­par­tei­en” zu einem his­to­ri­schen Wahl­sieg führ­te: Wer so kon­fron­tie­re, dür­fe sich nicht wun­dern, daß hin­ter­her nie­mand koalie­ren wol­le. Der Publi­zist Robin Alex­an­der äußer­te sich so, und man fragt sich immer, ob die­se Leu­te blind und taub sind für das, was die Front aus Alt­par­tei­en, Staat und Zivil­ge­sell­schaft gegen den ein­zi­gen Geg­ner auf­fährt, der nicht klein bei­geben woll­te und wird.

Höcke spielt vie­le Spie­le nicht mit, von denen all jene, die von die­sen Spie­len pro­fi­tie­ren, den­ken, daß jeder sie am Ende mit­spie­le. Wel­cher Lan­des­ver­band, wel­cher Wahl­sie­ger wäre nicht eitel genug, sich am Abend von mög­lichst vie­len Kame­ras und Mikro­pho­nen umstel­len zu las­sen und sei­ne Kraft und Stär­ke auf allen Sen­dern aus­ge­leuch­tet zu sehen?

Höcke und sei­ne Leu­te sind so nicht. Als sich Medi­en­ver­tre­ter in die Wahl­par­ty hin­ein­zu­kla­gen begin­nen, also dort­hin, wo aus ihrer Sicht der­je­ni­ge fei­ern wür­de, den es zu ent­stel­len galt – da erklärt Höcke die Ver­an­stal­tung zur Pri­vat­sa­che nur für gela­de­ne Gäste.

Man ging also auf den Ein­gang des Restau­rants zu, durch lagern­de, rat­lo­se, war­ten­de, um einen Insi­der-Abend gebrach­te Jour­na­lis­ten. Sie erhiel­ten kein Inter­view, kei­ne O‑Töne, sie hat­ten sich auf­ge­teilt, aber auch die­je­ni­gen, die im Land­tag auf Höcke war­te­ten, beka­men nicht viel zu hören – von Groß­zü­gig­keit und Schwamm-drü­ber-Ges­te des Sie­gers kei­ne Spur, denn zuviel Gül­le war aus­ge­kippt, zu viel Dreck gewor­fen worden.

Als Höcke gegen halb neun von sei­nen Ter­mi­nen im Land­tag zurück­kommt, macht er mit sei­nen eige­nen Leu­ten noch ein paar Sel­fies und führt ein paar Gesprä­che. Dann läßt man ihn in Ruhe essen. Er weiß zu die­sem Zeit­punkt bereits, daß er mehr als ein Drit­tel der Sit­ze haben wird und daß er selbst in den Land­tag ein­ge­zo­gen ist.

Natür­lich freut es mich, daß Höcke mich vor allem auf­sucht, wenn er nicht prag­ma­tisch, son­dern grund­sätz­lich spre­chen möch­te, und noch anders: wenn er sei­ne Ruhe haben will. Wir müs­sen näm­lich nicht immer reden.

So war es dann am spä­te­ren Abend noch ein­mal, und ich kann sagen, daß mir in die­ser knap­pen hal­ben Stun­de, in der wir auf einem Gras­strei­fen unter­halb des Bier­gar­tens saßen, eines erneut klar wur­de: Höcke ist nicht Poli­ti­ker, weil dies sein Lebens­ziel war; er ist zu einem der bekann­tes­ten Män­ner der deut­schen Poli­tik gewor­den, weil er die­sen Weg für not­wen­dig hält. Höcke ist ein sehr guter Poli­ti­ker, ohne nur Poli­ti­ker zu sein.

Er frag­te mich, ob ich der Mei­nung sei, es fal­le aus­rei­chend genug auf, daß er nicht in jeder Wahl­kampf­re­de das­sel­be sage; daß er auch über die Jah­re hin­weg nicht nur stra­te­gisch argu­men­tie­re, son­dern als jemand, der wirk­lich lese, wirk­lich nach­den­ke, wirk­lich wei­ter­kom­men wol­le, geis­tig; ob das auf­fal­le, daß er jemand sei, der den Zuhö­rern, den Wäh­lern davon berich­ten wol­le, wor­über er nach­den­ke und wel­che Fra­gen er habe.

Ich ant­wor­te­te, daß das nicht aus­rei­chend genug auf­fal­le, denn es kön­ne in einer Zeit wie unse­rer gar nicht so auf­fal­len, wie man es sich wün­sche. Die Gesell­schaft des Spek­ta­kels habe eine Durch­lauf­ge­schwin­dig­keit erreicht, in der für die Ruhe des Spre­chens, Zuhö­rens, Abwä­gens, des Ver­ste­hen­wol­lens und Nach­den­kens kaum mehr Platz vor­han­den sei.

In aller Dif­fe­ren­ziert­heit und Ambi­va­lenz gehört und ver­stan­den zu wer­den, das sei für uns noch schwie­ri­ger als für ande­re: Hun­der­te Stel­len­su­cher sei­en unter­wegs, um jeden Satz und jede Rede auf die eine denun­zier­ba­re Phra­se zu durch­leuch­ten. Du, Björn, bist von Wän­den umstellt, die den Blick auf Dich ver­stel­len sol­len. In die­se Wän­de haben die­je­ni­gen, die es  sich anma­ßen, Guck­lö­cher gestemmt, die wie­der­um nur frei­ge­ben, was sie vorsehen.

Das ist nur eine Beschrei­bung, und sie ist nicht nost­al­gisch: Den denun­zia­to­ri­schen Anspruch, den die Pres­se von sich selbst hat, wird man so rasch nicht ver­än­dern kön­nen. Der Wunsch lau­tet: Wir alle soll­ten aus­füh­ren kön­nen, was wir zu sagen haben, denn das wenigs­te ist Paro­le. Aber Höcke ist Prag­ma­ti­ker genug, um zu wis­sen, wann es sich lohnt, sich etwas ande­res, bes­se­res vorzustellen.

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

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Kommentare (18)

lxndr

3. September 2024 16:25

Voigt und Ramelow jetzt mal spiegelverkehrt im Erfurter Landtag, lol😃

Dr Stoermer

3. September 2024 17:21

Höcke und seine Leute haben mit der Kraftanstrengung, die mit der schon jahrelangen geistigen Orientierungsarbeit von ihnen und Ihnen geleistet wird, dem bis heute ungebrochenen Durchhaltevermögen sowie angesichts der gegen den eigenen Komfort gerichteten Konsequenz im Alltag den Eignungstest für die Überführung Deutschlands in geordnete Verhältnisse mit Bravour längst bestanden. In Höcke vereinen sich, noch mehr als bei anderen auf dem Parkett, die notwendigen Kraftlinien, die, so wie ein Samenkorn Betondecken zu durchbrechen im Stande ist, zu gegebener Zeit aus hochschießenden Fasern einen festen Stamm ausbilden. Soweit man Prognosen in Zeiten des Wandels sinnvoll anstellen kann, sehen wir hier einen Mann, der das Zeug - vor allem: Das sittliche und ethische Zeug! - hat, einer Regierung Deutschlands vorzustehen. Ein Mensch seiner Integrität wird den Respekt der auch noch zukünftig Großen der Welt genießen, den die Figuren des heutigen Staatshandelns sich als Voraussetzung des Spieles auf dortiger Ebene nicht einmal vorzustellen fähig sind.  Der Zuspruch, den Herr Höcke zunehmend erfährt, gibt ihm hoffentlich die Energie, Zuversicht und innere Ruhe, aber auch weiterhin die richtige Mischung aus Selbstvertrauen und Demut, die auf seinem weiteren Weg für und mit dem deutschen Volk erforderlich sein werden. Er hat die richtigen Gefährten und immer mehr Menschen sind bereit, sich von den Denkschablonen des weltweit abzuräumenden Kultes zu lösen. Deswegen wird es gut!

Dieter Rose

3. September 2024 18:17

@Dr Stoermer
Das sagen Sie mal den Medien "unserer" Demokratie: die bewusst voller Hass ausgesuchten Fotos von Herrn Höcke sollen ihn herabwürdigen (gerade auf gmx z. B.).  Da wird ein Mensch fertiggemacht. Ich versuche, diese Kampagne an mir abtropfen zu lassen. Ich weiß nicht, wie Freunde hier das sehen...

Zauberer von Oz

3. September 2024 18:22

"Aber in Thüringen waren es eben neun Prozent, obwohl das Bündnis Sahra Wagenknecht hier viel stärker abschnitt als in Sachsen."Es waren nicht 9%, sondern 9%-Punkte. Das ist ein riesiger Unterschied.
Neues Ergebnis: 32,8% (und 9,4%-Punkte Zuwachs, daher altes Ergenis 32,8-9,4= 23,4%)
Diese 23,4% sind der Grundwert. Der prozentuale Zuwachs beträgt 9,4/23,4= 0,4017= 40,17%!
Die AFD hat zur letzten Wahl relativ gesehen 40,17% zugelegt, was einen absoluten Zuwachs von 9,4%-Punkten entspricht.
Wenn man die Einheit % durch kg oder Liter ersetzt wird es verständlicher.

Oberlausitz

3. September 2024 18:45

Mein Glückwunsch an Björn Höcke, den verdienten Sieger des Wahltags!
Wer allerdings den Wahlabend und die medialen Reaktionen vor der "Glotze" verfolgte, hat eine Ahnung davon bekommen, was jetzt bevorstehen könnte. In fast allen Interviews, welche die Öffentlich Selbstgerechten mit AfD Prominenz aus Berlin führten, wurde als etstes gefragt, ob es jetzt nicht an der Zeit sei, Höcke aus der ersten Reihe zu entfernen, da ja niemand mit ihm als Verhandlungsführer, den man bekanntlich gerichtsbeschlußfest als "Faschisten" bezeichnen müsse, Koalitionsgespräche führen wolle. Chrupallas Reaktion zumindest war interessant. Er zögerte, druckste auf seine bekannte Art herum und meinte schließlich, daß Höcke ja ähnliches schon selbst angeboten habe. Die Westverbände lassen grüßen.
Ansonsten: Wenn es in unserem Land noch den guten Geist eines Gewissens gäbe, so müßte der Satz "Herr Vogt, Sie und Ihre Partei haben ja in Thüringen die meisten 'demokratischen Stimmen' bekommen" für große allgemeine Entrüstung sorgen.
 

Laurenz

3. September 2024 19:13

Der historische Wahlsieg Höckes ist vor allem deshalb so süß für uns & so bitter für den politischen Gegner (auch intern), weil explizit der angeblich so polarisierende Höcke (& Co.) ihn errungen hat, damit allen widerspricht, die einer Appeasement-Politik (zu Lasten des Deutschen Volkes) das Wort reden. Sahra Wagenknecht hatte in diesem Sinne sehr wohl Recht. Es geht hier oft nicht wirklich um überdeckte politische Positionen im Detail, sondern um generelle Interessenlagen & deren Wahrnehmung. Sie sprach von einer politischen Repräsentationslücke des Wählers, die abzudecken sei. Gemäß Wagenknecht muß man sich um eine konsequente AfD keine Sorgen machen. Linke Politik in Deutschland sorgt dafür, daß die große Gruppe der Wähler, die nur noch von der AfD repräsentiert wird, stetig am wachsen ist. Was in Thüringen passieren wird, werden wir erst noch sehen. Ob das BSW Lust hat, mit dem Ex-Genossen Ramelow eine Koalition einzugehen, bleibt abzuwarten. Das hat vor allem viel damit zu tun, wie der wahre Chef des BSW, Oskar Lafontaine, die politische Situation bis zur BTs-Wahl einschätzt & zu steuern gedenkt. Denn, was gibt es in einer Regierung mit Voigt & Ramelow zu gewinnen? Oskars Frau muß Schlagzeilen produzieren, von den Medien gefragt werden.

Franz Bettinger

3. September 2024 19:15

Die Wahl hätte gar nicht besser für die AfD ausgehen können. Jetzt steht Wagenknecht im Rampenlicht. Nun muss sie mehr tun als gut aussehen & gut reden. Sie muss liefern. Welche Kröten wird sie schlucken? Welche nicht? Sie kann vom Osten enormen Druck auf Berlin ausüben, wenn sie will. Will sie? Die Drohung, bei Fehlverhalten der Regierung in Sachen Krieg und Migration immer auch mit der AfD koalieren zu können, könnte enorme Fernwirkungen entfalten.  

Laurenz

3. September 2024 19:16

@GK ... In den Bundestagswahlen 1976 & 1980 hatte die SPD weniger Stimmanteile als die Union & stellte trotzdem, Dank FDP, den Kanzler.

zeitschnur

3. September 2024 19:21

Weitere Wahlunregelmäßigkeiten, Behinderungen von Wahlbeobachtern übelsten Ausmaßes, eine Wahlbeteiligung von über 100% in Strehla u.a. weisen darauf hin, dass hier so einiges völlig aus dem Ruder läuft. Man muss da ja förmlich vermuten, dass die AfD in Wahrheit noch erheblich besser abgeschnitten hat, aber genau das um jeden Preis umgebogen werden soll.
Dazu dieser Chor an dummdreisten, verlogenen und hetzerischen Medienartikeln - das ist nicht nur alles sehr undemokratisch, sondern durchaus mutmaßlich hochkriminell.
Ich habe mir Höckes Interview mit Müller-Mertens GANZ angehört. Ein schönes Gespräch. Und das sage ich, obwohl ich viele Positionen Höckes zu Staat, deutscher Kultur und Repräsentanz-Idee durchaus nicht teile. Man lernt von Höcke, wie ein zivilisiertes Gespräch in Deutschland verlaufen könnte.

Diogenes

3. September 2024 19:42

"(...) Die Drohung, bei Fehlverhalten der Regierung in Sachen Krieg und Migration immer auch mit der AfD koalieren zu können, könnte enorme Fernwirkungen entfalten. " - Franz Bettinger Dagegen sollte man sich mit dem strategischen Hintergedanken Glaubwürdigkeit und Stabilität (nicht des "Weiter-so" aber des "Staatspolitik-änderns") zu repräsentieren bzw. im Selbstbewusstsein auszustrahlen - wenn solche "Drohungen" denn wirklich von der bolschewistischen Parteienmischpoke geäußert werden - als AfD verwehren, sonst macht sie sich zum Spielball der Wagenknechtpartei (als "deren" Druckmittel). 
Also langfristiges Denken "Vom Spielball (oder Spielfigur)" zum "Spieler/Spielleiter" auf dem "Spielfeld" werden sollten sich die Parteistrategen in der Abteilung Außendarstellung & PR hinter die Sonnenbrille klemmen.  

Liselotte

3. September 2024 19:58

@Franz Bettinger: Die Überlegung hat was.

Der mit dem Wolf tanzt

3. September 2024 20:11

Über 60% aller Wahlberechtigten haben im Osten dem Altparteien-Kartell ihre Stimme gegeben. Der schmerzhafte Niedergang des "weiter so" führt jedem vor Augen, daß eine Rettung (über eine absolute Mehrheit) nach wie vor in weiter Ferne liegt.
Verlieren wir niemals die Tatsache aus den Augen, daß sich die Schicksalfragen unserer Zukunft sich im metapolitischen Umfekd entscheiden werden. 
Höckes Sieg ist wohl verdient, nötigt höchsten Respekt ab. Trotzdem darf dieser Sieg nicht über die Tatsache hinweg täuschen, daß ein Kurswechsel über Wahlen in diesem System nicht vorgesehen ist.
Wichtig ist es daher, mit unerschütterlichem Willen weiter Kurs zu halten, gerade dann, wenn im Zuge anstehender Koalitionsverhandlungen der Gegner versuchen wird, die inhaltliche Aushöhlung der AfD durch Teilhabe zu betreiben.

Ingelore

3. September 2024 20:20

Ich bediene mich in dieser Siuation meines einfachen Hausverstandes.Die AfD hatte es mit vielen Gegnern zu tun und befand sich bis zm Schluß im Kampfmodus. Presse und Medien , Verfassungsschutz ,Altparteien, BSW, Demos gegen Rechts, CDU , Ampel, ideologisierte ,intrigante Dumpfbacken usw...In meinem Umfeld gibt es viele gute  Christen ,ich meine nicht die Konzilssekte .Sie  sehen in der bisherigen  Regierung  den Begin der Apokalypse  und haben noch ein letztes mal die  CDU  gewählt ,  letzter Versuch, man gibt ja die Hoffnung nicht so schnell auf. Den Zahn muß man ihnen ziehen. Wer CDU wählt , wählt grün , das muß man bei jeder Gelegenheit wiederholen .Die ideologisch Verblendeten bekommt man nicht mehr umgestimmt , bei den schwankenden Christen sehe ich durchaus  ein großes Wählerpotential.Und bei der Jugend übrigens auch, die lassen sich nämlich auf Dauer nicht an der Nase herumführen. Bei der politischen Bildung müssten Grundlagen vermittelt werden , da braucht es ein Fundament!.Maximilian Krah hatt unter beiden Personengruppen viele Anhänger, der darf nicht hinter der Hecke vesteckt  werden. Björn Höcke ist ein hervorragender Politiker ,der Widersacher hat allerdings mit allen Mitteln daran gearbeitet , ihn zum Feind zu erklären und diese Position  kostet enorm viel Kraft. Wer jetzt mit der CDU koalieren will , wird früher oder später abgestraft.Die AFD hat noch lange nichr fertig .wir müssen alle mutig sein und kämpfen , jeder an seinem Platz.

Mitleser2

3. September 2024 20:23

Wenn es wirtschaftlich weiter bergab geht (was sehr wahrscheinlich ist), dann ist es für die AfD besser, jetzt nicht in Verantwortung zu gehen. Abwarten und zu gegebener Zeit zuschlagen. Da reicht erst mal die Sperrminorität, hoffentlich doch auch in Sachsen.

Le Chasseur

3. September 2024 21:10

@Mitleser2"Wenn es wirtschaftlich weiter bergab geht (was sehr wahrscheinlich ist), dann ist es für die AfD besser, jetzt nicht in Verantwortung zu gehen."
Man schiebt der AfD schon jetzt die Schuld in die Schuhe: "Nach AfD-Wahlerfolg: „Das ist die Beschleunigung der Deindustrialisierung Ostdeutschlands“"

RMH

3. September 2024 21:27

Ich lag mit meiner Einschätzung in der letzten Woche, dass es am Ende in Thüringen womöglch nicht zum Mindestziel der sog. "Sperrminorität" langt, daneben. Aber selbst dann wären Glückwunsche fällig gewesen & daher jetzt erst recht: Glückwunsch! Das man einem BSW nicht mit einer Umarmungstaktik begegenen kann, dabei bleibe ich. Evtl. "entzaubert" sich das BSW jetzt durch zu schnelle Koalitionen, man wird sehen. In den Wahlanalysen etc. zeigte sich zwar, dass das BSW nominell nicht so viel von der AfD abgenommen hat, wie vermutet, aber es sind doch nicht gerade wenige, die jetzt BSW wählen. Im Kampf um eine neue mitteldt. Identitätspartei konnte die unbestreitbare Graswurzelarbeit der AfD in Thüringen & Sachsen noch obsiegen, aber ein starker Konkurrent ist da & sorgt für 5 Jahre Verlängerung der langen Wege. Sachsen wäre ohne freie S. für die AfD vermutlich besser ausgefallen, auch hier hat sich der Drang, etwas eigenes zu wählen, kontraproduktiv für eine noch effektivere Opposition erwiesen. Es wird sich zeigen, was jetzt daraus wird. Am Personenkult um Höcke, der auch clever genug war, sich Platz 1 der Liste zu erhalten, beteilige ich mich jedoch genausowenig, wie an seiner Verteufelung. Mich hat er bereits 2016, als ich in Live gesehen habe, als glaubwürdiger Patriot überzeugt. Auf einen Sockel muss ich ihn dafür nicht stellen, mir gefällt er auf dem Boden besser.

Adler und Drache

3. September 2024 21:36

@ Der mit dem Wolf tanzt
Verlieren wir niemals die Tatsache aus den Augen, daß sich die Schicksalfragen unserer Zukunft sich im metapolitischen Umfekd entscheiden werden.
Was soll das denn bedeuten? Was soll das "metapolitische Umfeld" überhaupt sein, und wann wurde da irgendetwas entschieden? Freilich, das Theater ist auf Impulse aus dem echten Leben dringend angewiesen, und je weniger diese durchdringen (was ich als krassen Unterschied zwischen Landtag SA und Bundestag wahrgenommen habe), desto selbstreferentieller und bekloppter wird die Show. Ich denke dennoch: Dieser Tanz wird auf dem Parkett des Parlaments entschieden. 
Jünger schrieb (sinngemäß, der Bademeister möge mich korrigieren!): "Der Mann, der das Entscheidende tut, geht nicht um die gegebenen Konfliktzonen herum, sondern mitten hindurch." (Ich finde die Sentenz nicht mehr ...)
Politik ist nun mal Sache des Parlaments. Metapolitik versucht, diesen Ort zu umschiffen. Schauen Sie sich z.B. Markus Krall an: Er wollte von außen in die Werteunion hineinrufen, aber sich nicht selbst ins dreckige Geschäft begeben, sondern bei seinem Gold bleiben. Hat nicht funktioniert. Nun versucht er es beim "Bündnis Deutschland.". Schaumermal

Laurenz

3. September 2024 22:10

Möchte dem SiN-Forum grundätzlich nochmal ein paar Gedanken mitgeben. Da DF im Artikel zuvor keine absoluten Zahlen gepostet hatte, hier noch mal die Ergebnisse u.a. für Thüringen. https://www.deutschlandfunk.de/afd-gewinnt-landtagswahl-in-thueringen-cdu-gewinnt-in-sachsen-100.html BSW & Linke erzielten zusammen 28,9%. Wieso sollte die bis vor kurzem noch vereinte Linke einen CDU-Ministerpräsidenten (mit 23,6%) akzeptieren? Warum nicht Wolf, Schütz oder Ramelow? Auch bei einer Koalition mit der AfD würde Höcke Ministerpräsident werden. Es sieht für Voigt & die Thüringer CDU so oder so nicht gut aus. Auch für Kretsche in Sachsen ist die alte Koalition nicht mehr mehrheitsfähig. Die zukünftigen Koalitionspartner müssen mindestens 20 Sitze liefern. https://www.landtag.sachsen.de/de/aktuelles/landtagswahl-2024/wahlergebnisse-und-sitzverteilung-29953.cshtml