Normalität und Vertrauen – Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen

Die AfD-Landesverbände in Sachsen und Thüringen schreiben Parteigeschichte. Erstmals gelingt es der AfD bei gleich zwei Landtagswahlen die 30% Hürde zu knacken.

Daniel Fiß

Daniel Fiß ist freier Publizist.

In Thü­rin­gen wird die Par­tei mit deut­li­chem Abstand zugleich stärks­te Kraft und kann dort mit einem Drit­tel der Stim­men nun als Macht­fak­tor mit einer Sperr­mi­no­ri­tät in Haus­halts­fra­gen oder ver­fas­sungs­än­dern­den Initia­ti­ven operieren.

Trotz einer his­to­ri­schen Wahl­be­tei­li­gung bei einer Land­tags­wahl (jeweils 73,5%) konn­te die AfD mit dem hohen Mobi­li­sie­rungs­grad mit­hal­ten und fes­tigt sich somit in bei­den Bun­des­län­dern als Volks­par­tei, die vor allem auf eige­ne treue Wäh­ler­mi­lieus bau­en kann und zugleich aus den ver­blie­be­nen Wäh­ler­re­ser­voirs der Alt­par­tei­en Zuwäch­se erhält.

In Thü­rin­gen gewinnt die AfD im Ver­gleich zur Land­tags­wahl 135.000 Stim­men abso­lut hin­zu, in Sach­sen 120 000. In bei­den Bun­des­län­dern liegt das Erst­stim­men­er­geb­nis sogar noch höher als das Zweit­stim­men­er­geb­nis, was zusätz­lich die regio­na­le Ver­an­ke­rung unter­streicht. Aller­dings sei hier­bei ange­merkt, daß das Bünd­nis Sahra Wagen­knecht nicht flä­chen­de­ckend mit Direkt­kan­di­da­ten ange­tre­ten ist und es somit zu einer Direkt­stim­me für den AfD-Kan­di­da­ten und BSW-Zweit­stim­me gekom­men sein könnte.

Zen­trum vs. Peripherie 

Die AfD kann in allen Wahl­krei­sen pro­zen­tua­le Zuge­win­ne ver­zeich­nen. Dabei gewinnt die Par­tei vor allem in den Regio­nen hin­zu, wo es 2019 zu einem eher durch­schnitt­li­chen Ergeb­nis kam. Ver­hält­nis­mä­ßig schwä­cher fal­len die Zuwäch­se in den Hoch­bur­gen und den Dia­sporas (urba­ne Zen­tren und Umland) aus.

Grund­sätz­lich gilt: Umso länd­li­cher und wei­ter von den städ­ti­schen Zen­tren ent­fernt ein Wahl­kreis ist, umso stär­ker fällt das AfD-Ergeb­nis aus. Die Städ­te sind die letz­ten Stim­men­re­ser­voirs der Alt­par­tei­en, und anstatt lin­ke Par­tei­en haben die dor­ti­gen Wäh­ler die CDU über die Ziel­li­nie geschoben.

Auf­bau von poli­ti­schen Vertrauenskapital 

Doch neben den wach­sen­den Bal­ken am Wahl­abend oder den blau ein­ge­färb­ten Lan­des­kar­ten ist die Tat­sa­che, daß die AfD nun den Trans­for­ma­ti­ons­weg von einer Pro­test­par­tei hin zu einer volks­ver­bun­de­nen und orga­ni­schen Milieu­par­tei geht.

In ihren the­ma­ti­schen Kern­the­men wie der Migra­ti­on oder der Inne­ren Sicher­heit kann die AfD inzwi­schen die höchs­ten Kom­pe­tenz­wer­te unter den Wäh­lern ver­zeich­nen. Selbst in der „Ver­tre­tung ost­deut­scher Inter­es­sen“ oder auch der sozia­len Sicher­heit trau­en die Wäh­ler der Par­tei inzwi­schen Pro­blem­lö­sungs­kom­pe­tenz zu. Statt Affekt, Res­sen­ti­ment und Pro­test­im­puls baut die Par­tei nun poli­ti­sches Ver­trau­ens­ka­pi­tal auf, dass sich schluss­end­lich mit der Ver­wur­ze­lung in sozia­len Milieus koppelt.

Die­se Mix­tur aus milieu­spe­zi­fi­scher Rück­bin­dung, Reprä­sen­ta­ti­on von kon­kre­ten Lebens­ent­wür­fen (Haus, Hof, Gar­ten, Fami­lie, pro­duk­ti­ve Arbeit) und exklu­si­ver poli­ti­scher Ideen ver­dich­tet sich nun noch stär­ker zu einer AfD deren Selbst­ver­ständ­nis nicht mehr nur das Kor­rek­tiv einer alten CDU ist, son­dern die Impuls­ge­ber einer rech­ten poli­ti­schen Wen­de mit eige­nen Ideen und poli­ti­schen Ent­wür­fen sein möchte.

Die­ser Ver­trau­ens­vor­schuß in der poli­ti­schen Kom­pe­tenz­zu­schrei­bung wird mit­tel­fris­tig jedoch auch vom Wäh­ler ein­ge­for­dert wer­den und muss sich dann auch in der pro­gram­ma­ti­schen und welt­an­schau­li­chen Sub­stanz der Par­tei widerspiegeln.

Es über­rascht daher auch nicht, dass das Pro­test­mo­tiv weder in Sach­sen noch in Thü­rin­gen mehr eine ent­schei­den­de Rol­le spielt, son­dern die AfD inzwi­schen mehr­heit­lich aus Über­zeu­gung statt nur aus Ver­druss über die Alt­par­tei­en gewählt wird. Auch die Wäh­ler­wan­de­rungs­sal­den zei­gen klar, daß das AfD-Elek­to­rat inzwi­schen als sta­bi­le und gesi­cher­te Fes­tung steht.

Ver­lus­te an das BSW (Thü­rin­gen: 13.000 und Sach­sen: 23.000 fie­len ver­hält­nis­mä­ßig mode­rat aus. Die AfD-Stamm­wäh­ler­schaft ist somit auch für neue par­tei­po­li­ti­sche Ange­bo­te nur schwie­rig zu knacken.

In den sozio­de­mo­gra­phi­schen spie­gelt sich eben­falls das Bild einer klas­si­schen Volks­par­tei wider. Erst­mals wur­de die AfD in Thü­rin­gen auch bei weib­li­chen Wäh­lern zur stärks­ten Kraft. Knapp vor der CDU. In Sach­sen ist man bei den Frau­en zweit­stärks­te Kraft, mit deut­li­chem Abstand zum dritt­plat­zier­ten BSW.Während die Alters­struk­tur der Wäh­ler­schaft in Sach­sen rela­tiv aus­ge­gli­chen ver­teilt ist, sind in Thü­rin­gen vor allem die kla­ren Spit­zen bei den Jung­wäh­lern zwi­schen 18–30 Jah­ren zu erken­nen. Hier wird deut­lich, dass die AfD das frü­he­re Mobi­li­sie­rungs­de­fi­zit bei Jung­wäh­lern kom­plett ins Gegen­teil gedreht hat. Stärks­te Kraft bei den Jung­wäh­lern in der Alters­ko­hor­te 18–24 Jah­ren sind ein deut­li­ches Ausrufezeichen.

Über die Jugend ein Milieu formen 

Es bleibt aber bei der nüch­ter­nen Bestands­auf­nah­me, dass die Jung­wäh­ler­mo­bi­li­sie­run­gen zwar ein wich­ti­ger sym­bo­li­scher Erfolg für die Par­tei sind, aber auf­grund der demo­gra­phi­schen Über­macht der Ü60-Gene­ra­ti­on die Jugend mit­tel­fris­tig nur wenig elek­to­ra­les Gewicht auf die Waa­ge brin­gen wird. Den­noch läßt sich mit dem Rück­halt der Jugend ein dyna­mi­sches sozio­po­li­ti­sches Milieu bau­en, wel­ches dem Aus­bau kul­tur­he­ge­mo­nia­ler Vor­pos­ten die­nen kann.

Ins­be­son­de­re in den urba­nen Zen­tren, den Uni­ver­si­tä­ten und Bil­dungs­ein­rich­tun­gen gilt es über die reprä­sen­ta­ti­ve Hoheit über die Jugend sei­nen Stem­pel aufzusetzen.

Über die sozio­geo­gra­phi­schen Fak­to­ren auf Wahl­kreis­ebe­ne las­sen sich wei­te­re AfD-Wäh­ler­ty­po­lo­gien her­lei­ten. Poli­tik­wis­sen­schaft­ler haben über die Struk­tur­da­ten bereits dar­ge­stellt, dass der stärks­te Kor­re­la­ti­ons­fak­tor für ein star­kes AfD-Ergeb­nis eine hohe Dich­te von Men­schen ohne Uni­ver­si­täts­ab­schluss ist.

Anders als noch 2019 haben hohe Wahl­be­tei­li­gun­gen kei­nen ent­schei­den­den Ein­fluss mehr auf ein star­kes AfD-Wahl­er­geb­nis. Die hohe Mobi­li­sie­rung von Nicht­wäh­lern bleibt aber abso­lut betrach­tet wei­ter auf hohem Niveau und zen­tra­ler Fak­tor für die Wäh­ler­zu­ge­win­ne. Die­ses mal konn­ten jedoch auch CDU und BSW hohe Nicht­wäh­ler­zu­wäch­se verzeichnen.

Auch aus die­sen struk­tu­rel­len Grün­den sind die Erfol­ge im Osten zunächst nur schwer auf den Wes­ten über­trag­bar, der eine viel höhe­re urba­ne Dich­te und somit auch einen höhe­ren Anteil von AfD-schwa­chen Sozi­al­grup­pen wie Beam­ten und Aka­de­mi­kern auf­weist. Wer wie Tino Chrup­al­la in der Pres­se­kon­fe­renz zur Wahl­nach­le­se, die blaue Wel­le in den Wes­ten tra­gen will, muss lang­fris­tig kul­tu­rel­les Kapi­tal auf­bau­en und vor allem meta­po­li­ti­schen Boden beackern.

Sowohl in Thü­rin­gen und Sach­sen waren Zuwan­de­rung, Inne­re Sicher­heit und Kri­mi­na­li­tät die wahl­ent­schei­den­den The­men. Die­se Poli­tik­fel­der bil­den nach wie vor das Fun­da­ment der AfD-Wäh­ler­mo­bi­li­sie­rung wor­über sich nun auch deut­lich sicht­bar pro­gram­ma­ti­sches Pro­fil und Kom­pe­tenz­ver­trau­en auf­bau­en. Weni­ger bedeut­sam für die AfD-Wäh­ler waren die The­men Ukrai­ne-Russ­land sowie die Fra­ge nach „sozia­ler Sicher­heit“. Der Fokus auf Kern­kom­pe­ten­zen bringt Wahlerfolge.

Die AfD hat dabei immer wie­der einen stra­te­gi­schen Posi­ti­ons­vor­teil, dass sie ihre For­de­run­gen und Bot­schaf­ten auf den Gebie­ten von Migra­ti­on und Inne­re Sicher­heit weit­ge­hend exklu­siv für sich selbst bean­spru­chen kann. Auf die­sem Feld kann sie einen viel authen­ti­sche­ren und empa­thi­schen Zugang zu ihrer Wäh­ler­schaft fin­den, wenn sie die Migra­ti­ons­po­li­tik nicht nur mit einem öko­no­mi­schen Ver­tei­lungs­pro­blem ver­knüpft, wie es lin­ke Par­tei­en tun, son­dern sie expli­zit auch die Dimen­si­on kul­tu­rel­ler Dif­fe­ren­zen sowie eth­ni­scher Span­nun­gen und Kon­flik­te anspricht.

Die Brand­mau­er als tak­ti­sches Wählerinstrument 

Der Wahl­abend in Thü­rin­gen und Sach­sen hat schließ­lich eine Ent­wick­lung mani­fes­tiert, die in ande­ren euro­päi­schen Län­dern bereits zur poli­ti­schen Nor­ma­li­tät gehört. Das Zeit­al­ter lin­ker und sozi­al­de­mo­kra­ti­scher Volks­par­tei­en ist an ein Ende gekommen.

Ledig­lich die Christ­de­mo­kra­tie kann noch mit letz­ter Kraft einen Teil der „poli­ti­schen Mit­te“ zusam­men­hal­ten. Mehr als die Hälf­te der CDU-Wäh­ler gaben an, dass sie die CDU nur wäh­len „damit die AfD nicht zu viel Ein­fluss bekommt“. Brand­mau­er­po­li­tik durch die Wäh­ler. Somit ist die Christ­de­mo­kra­tie auch im Osten kaum noch ein poli­tisch inte­gra­ti­ver Fak­tor mehr, son­dern viel­mehr tak­ti­sches Instru­ment um struk­tu­rel­le AfD-Mehr­hei­ten zu verhindern.

Die lin­ken Par­tei­en erleb­ten der­weil ein abso­lu­tes Wahl­de­sas­ter. Grü­ne und SPD die in Sach­sen und Thü­rin­gen ohne­hin noch nicht son­der­lich stark waren, muss­ten bereits auf nied­ri­gen Niveau wei­te­re Ver­lus­te hin­neh­men. In Thü­rin­gen flo­gen die Grü­nen aus dem Land­tag und in Sach­sen gelang nur sehr knapp der Wie­der­ein­zug. Die FDP hat sich inzwi­schen zur Kate­go­rie der „sons­ti­gen Par­tei­en“ gesellt.

Gene­ra­tio­nen­ver­lust bei der Linkspartei

Bemer­kens­wert war jedoch der Zer­fall der Links­par­tei, die nahe­zu eine gan­ze poli­ti­sche Wäh­ler­ge­nera­ti­on aus DDR/Ost-Nost­al­gi­kern und PDS-Anhän­gern ver­liert, die ihr über Jahr­zehn­te die Treue im Osten hiel­ten. Bei den über 70-jäh­ri­gen ver­liert die Lin­ke fast ein fünf­tel ihrer Kern­wäh­ler­schaft. Zugleich kann das BSW genau auf die­ser Alters­ko­hor­te sei­nen Wahl­er­folg bau­en. Sowohl in Sach­sen als auch Thü­rin­gen kann das BSW sehr deut­lich Wäh­ler der Links­par­tei mobilisieren.

Vie­le Funk­tio­nä­re in der AfD waren lan­ge Zeit dar­über besorgt, dass das BSW vor allem im Osten auf die eige­ne Anhän­ger­schaft zugrei­fen könn­te. Womög­lich mag das auch für einen gewis­sen Teil der poten­ti­el­len AfD-Wäh­ler zutref­fen, die vor allem in den Spit­zen von über 20% in den Umfra­gen noch sicht­bar waren. Die AfD-Stamm­wäh­ler­schaft bleibt jedoch weit­ge­hend unangetastet.

Die AfD hat die nächs­te Etap­pe zur poli­ti­schen Macht genom­men. Mit Ergeb­nis­sen von über 30% muß selbst­ver­ständ­lich auch ein Gestal­tungs­wil­le zum Aus­druck kom­men, der jetzt noch durch die Brand­mau­er­po­li­tik auf Gren­zen stößt. Bei­de Lan­des­ver­bän­de wer­den sich auf den Aus­bau und die Fes­ti­gung ihrer sozia­len Trä­ger­mi­lieus fokus­sie­ren und ent­spre­chen­de poli­ti­sche Nach­hal­tig­keits­struk­tu­ren im Vor­feld, Gegen­öf­fent­lich­keit und regio­na­ler Gras­wur­zel­ar­beit schaf­fen müssen.

Ein AfD-Lan­des­ver­band ist sich die­ser Auf­ga­ben­stel­lung bereits bewußt, beim ande­ren dürf­te der Weg noch etwas län­ger sein.

Daniel Fiß

Daniel Fiß ist freier Publizist.

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Kommentare (24)

Gelddrucker

3. September 2024 09:55

Richtig gute Ergebnisse. Der große Durchbruch, vor allem im Westen, wird allerdings erst dann gelingen, wenn die Bevölkerung breit über den Bevölkerungsaustausch aufgeklärt wird, mit seriösen Hochrechnungen, welche besagen, wann gewisse Volksgruppen hier die Mehrheit haben werden.
Ein von 90% der Europäer unerwünschtes Szenario und das Hauptargument aller rechten Parteien in Europa.
Noch sind die rechten Parteien in Europa die Lösung für ein Problem, dessen sich die meisten nicht bewusst sind.

Laurenz

3. September 2024 10:26

@Gelddrucker ... Aufklärung bringt rein gar nichts, was Sie an den Religionen hervorragend festmachen können. Nur persönliche Betroffenheit vor Ort zählt. Denn nicht wissen, sondern fühlen ist mehr als glauben. Und wer nicht hören will, also quasi fast alle, muß fühlen.
@DF ... Danke für die wieder explizit gute Ausarbeitung.

Adler und Drache

3. September 2024 10:37

Wie immer profund und kenntnisreich ausgewertet, diesmal vermisse ich allerdings einige Bemerkungen zur Bedeutung dieser Wahlen, die sich - jedenfalls aus meiner Sicht - nicht ins "business as usual" einordnen lassen. 
Ist aber vielleicht gar nicht Ihre Aufgabe, Herr Fiß ... Vielleicht lässt sich der Bademeister noch zu ein paar Zeilen hinreißen. 
Wie immer: Dank!
@Gelddrucker:
mit seriösen Hochrechnungen, welche besagen, wann gewisse Volksgruppen hier die Mehrheit haben werden
Statistiken bleiben fürs normale Gefühl im Raum des Abstrakten, sie mobilisieren nicht. 

Gurbanguly

3. September 2024 10:54

Das sächsische Ergebnis war dann doch etwas durchwachsen. Dass man es noch immer nicht schafft an der CDU vorbeizuziehen, muss diskutiert werden. 
Abgesehen von taktischen/personellen/wahlkämpferischen Unzulänglichkeiten der dortigen AfD muss man leider auch sehen, dass Sachsen eben nicht soviel revolutionäres Potential hat wie erhofft. Auf eine Weise ist es gar das westdeutscheste Ostland, sprich man möchte partout nicht loslassen von der Partei, wie man immer gewählt hat (CDU). Ich würde fast sagen, es ist zu konservativ. 
 

Le Chasseur

3. September 2024 11:31

@Gelddrucker"Der große Durchbruch, vor allem im Westen, wird allerdings erst dann gelingen, wenn die Bevölkerung breit über den Bevölkerungsaustausch aufgeklärt wird, mit seriösen Hochrechnungen, welche besagen, wann gewisse Volksgruppen hier die Mehrheit haben werden."
Würde ich so pauschal nicht sagen. In einem Dorf in Thüringen holte die AfD 72 Prozent der Stimmen. Überfremdung war da aber offenbar nicht das ausschlaggebende Thema: Link
@Daniel Fiß
Was mich interessieren würde: Inwieweit hat die AfD ihr Wählerpotential ausgeschöpft? Ist da noch viel Luft nach oben? Wenn man bedenkt: Ukraine-Krieg, steigende Ausländerkriminalität, islamistischer Terror, Wirtschaftskrise, Inflation... - sehr viel besser, so zynisch es auch klingt, kann es doch für die AfD nicht mehr werden? Ich glaube bspw. nicht, dass die AfD noch viele Wähler von der CDU für sich gewinnen kann.

Nitschewo

3. September 2024 12:03

Was für eine reißerische Überschrift, da lässt man doch gleich alles liegen und stehen. 

Mitleser2

3. September 2024 12:07

@Gelddrucker: Der Bevölkerungstausch im Westen ist doch schon viel weitergehend als im Osten. Deswegen zieht Ihr Argument nicht. Was der Westen braucht, ist der wirtschaftliche Abstieg, und der wird kommen. Bei VW brennt es, und die Brände werden sich weiter ausdehnen.

Laurenz

3. September 2024 12:13

@Gurbanguly ... In Sachsen haben wir 2 urbane Großräume, Leipzig & Dresden. Dort sitzen relativ viele Profiteure des aktuellen Herrschaftsprinzips. Deswegen hat es die AfD in Sachsen schwerer als in Erfurt. Und aus dieser Perspektive betrachtet, ist die Leistung der AfD in Sachsen explizit hervorragend. Aus früheren Ausarbeitungen von DF wissen wir, daß die Union ihr Wählerreservoir aus den Ü-60-Wählern zieht, die (Rentner) steuerlich noch wenig belastet sind. Alle diejenigen, welche die nächsten Jahre in das Ü-60-Alter eingehen, erleiden eine wesentlich höhere Steuerbelastung. Außerdem war Kretsche gut darin, seine Wähler zu täuschen. https://youtu.be/a_QjY_sidC4

Costas Fielmann

3. September 2024 12:30

"Mehr als die Hälfte der CDU-Wähler gaben an, dass sie die CDU nur wählen ,damit die AfD nicht zuviel Einfluss bekommt.'"
Geht das so wirklich aus der Statistik hervor? Die Aussage scheint mir mit dem Wörtchen "nur" unglücklich formuliert worden zu sein, denn es ist nur einer von 4 aufgelisteten Punkten, den 55% aller Thüringer CDU-Wähler zustimmen. 79% von ihnen stimmen der Aussage zu, daß eine CDU/CSU geführte Bundesregierung ihre Aufgaben besser lösen würde. Das sind doch dann 79% Wähler aus Überzeugung und höchstens (!) noch 21% aus Angst vor der AfD. 

Majestyk

3. September 2024 12:31

@ Gelddrucker:
Der große Durchbruch, vor allem im Westen, wird allerdings erst dann gelingen, wenn die Bevölkerung breit über den Bevölkerungsaustausch aufgeklärt wird
Hier muß niemand aufgeklärt werden, es ist im Straßenbild offensichtlich. Die einen stört es nicht oder sie begrüßen es sogar, andere stört es zwar, aber nicht so sehr um gegen Prägung oder Alimentierung zu stimmen. Im Allgemeinen lernen Menschen aber auch nur durch Schmerz.
 
Zur Wahrheit bei der Betrachtung der Landtagswahlen gehört ebenfalls, fast 70 Prozent der Wähler haben sich gegen die AfD entschieden. Die AfD wird nicht regieren und in Sachsen ohne fremde Hilfe nicht einmal eine Sperrminorität haben. Ich bin der AfD und ihren Wählern in Thüringen und Sachsen dankbar, daß sie zeigen, nicht alle Deutschen sind komplett verstrahlt, aber wie man in absehbarer Zeit auch nur in die Nähe von echter Macht kommen will ist mir schleierhaft und hier im Westen rennt bezüglich der Bevölkerungsfrage eindeutig die Zeit weg.
Irgendwie scheinen manche ja zu glauben, die CDU sei einfach nur stutenbissig. Die CDU möchte Massenmigration und sie steht auch hinter der Klimapolitik, sowie der damit verbundenen Transformation, hinterm Ukrainekrieg sowieso. Das kann sie nicht so offen sagen, müßte sie aber wenn es die Brandmauer nicht geben würde.

Diogenes

3. September 2024 12:31

"(...) In Thüringen wird die Partei mit deutlichem Abstand zugleich stärkste Kraft und kann dort mit einem Drittel der Stimmen nun als Machtfaktor mit einer Sperrminorität in Haushaltsfragen oder verfassungsändernden Initiativen operieren. (...)" - Daniel Fiß
 
Dazu sei anzumerken, daß der in der "Neuberechnung" des Wahlleiters (welche die Kleinparteien begünstigt) hineingerutschte parteilose Kandidat der "Freien Wähler" wohl in die Fraktion der AfD wechselt und diese dann mit 41 Sitzen mit der CDU gleich liegt. Sollte sich das bewahrheiten bekommt die AfD über diesen Umweg erneut die Macht sich bei Schuldenaufnahme, Klimawahn, quer zu stellen. 

Costas Fielmann

3. September 2024 12:56

"Mehr als die Hälfte der CDU-Wähler gaben an, dass sie die CDU nur wählen ,damit die AfD nicht zu viel Einfluss bekommt'. 
 
Geht das wirklich aus der Statistik hervor? 79% der CDU-Wähler in Thüringen stimmen der Aussage zu, eine Unionsgeführte Bundesregierung wäre am besten. Nur 55% der Aussage, damit die AfD klein halten zu wollen. Das macht doach dann aber 79% Überzeugungswähler und höchstens (!) noch 21% AfD-"Verhinderungsfwähler".

lxndr

3. September 2024 13:30

In Thüringen hat sich AfD in einer Dekade verdreifacht. 2014 waren es 11 Sitze, 2024 die 32 Sitze, unter anderem dank sehr großem Zufluss aus gigantischem Nichtwähler-Reservoir. Demokratie funktioniert. Man kann absolute Mehrheit für Alternative nur noch mit Parteienverbot verhindern. 

Adler und Drache

3. September 2024 14:15

@Gurbanguly
Abgesehen von taktischen/personellen/wahlkämpferischen Unzulänglichkeiten der dortigen AfD
Welche wären das konkret? Die sächsische AfD hat ein starkes, fundiertes Programm, Jörg Urban bringt es pragmatisch und sachlich rüber. Ich kann da keine "Unzulänglichkeiten" erkennen.
Dennoch: Es ist nicht gelungen, 1. die CDU zu überholen (aber Sachsen ist CDU-Kernland, kaum ein Sachse trauert nicht König Kurt nach), 2. die Grünen unter 5% zu drücken und 3. das volle Potential auszuschöpfen (die Zustimmung war bei der EU-Wahl höher). Das sind Wermutstropfen. 
@Le Chasseur:
Inwieweit hat die AfD ihr Wählerpotential ausgeschöpft? Ist da noch viel Luft nach oben?
Sehr wichtige Frage - und was folgt daraus? 
Insgesamt: Die AfD klebt im Vorwurf "gesichert rechtsextremistisch" fest wie in einer Venusfliegenfalle. Sie kann sich selbst nicht daraus befreien. So lange das so bleibt, dürfte jede Hoffnung auf Koalition ein Wunschtraum bleiben.

Laurenz

3. September 2024 14:29

@Majestyk @Gelddrucker ... fast 70 Prozent der Wähler haben sich gegen die AfD entschieden ... fast 84% der Wähler haben sich gegen das BSW entschieden, knapp 77% gegen die CDU & trotzdem werden beide vielleicht regieren. Ihre negativen Schablonen führen zu nichts. CDU, BSW & Linke können auch Ramelow wieder zum Ministerpräsidenten küren. Keiner wird in Sachsen oder Thüringen eine Regierung bilden, bevor die Wahl in Brandenburg nicht gelaufen ist. Aber natürlich hätten solche Koalitionen oder von Kommunisten gestützte CDU-Minderheitsregierungen ernsthafte Konsequenzen für die Bundestagswahl in 2025 zu Lasten der Union. Mit jeder neuen Wahl verlieren insgesamt Mandatsräger & Assistenten der Alt-Parteien ihre Jobs. Denken Sie mehr in historischen Zeiträumen, üben Sie Sich in Geduld, auch über unseren Tod hinaus.

Diogenes

3. September 2024 15:54

Teil 1/2
"(...) Insgesamt: Die AfD klebt im Vorwurf "gesichert rechtsextremistisch" fest wie in einer Venusfliegenfalle. Sie kann sich selbst nicht daraus befreien. So lange das so bleibt, dürfte jede Hoffnung auf Koalition ein Wunschtraum bleiben." - Adler und Drache
 
Eine Frage des weltanschaulichen und metapolitischen Selbstverständnis, Selbstwahrnehmung und vom Selbstbewusstsein als Deutsche Volksbewegung die Staatspolitik gegenüber ihren Gegnern und Feinden gestalten und durchsetzen will: Aus unserer Sicht sind die anderen die Extremisten in ihrem antideutschen Polit-Wollen und -Wunsch Deutschland zu ertränken, zu erdrosseln; zu drücken/hindern und deren Agitieren - wenn sich für Deutschland und gegen sie Bewegung zusammenschließt und bildet - nach dem schäbigen und altbekannten Handlungsablauf "Haltet den Dieb“ - schreit der Täter! Das was man selber an Verbrechen begeht also dem Gegner und Feind in die Schuhe schieben (so die polnische Militärdiktatur nämlich im historischen Vergleich zur ukrainischen Militärdiktatur: Im Hamsterrad der plutokratischen Oligarchie des "Westens" laufend Vorwand um Vorwand als Provokation produzierend und sich dann lauthals in der eingekauften "Weltpresse" beschweren und sich als "Opfer" hinstellen. (...)

Diogenes

3. September 2024 15:54

(...)
Teil 2/2
Menschenführung heißt in Rhetorik übersetzt Offensive und nicht Duckmäusertum als ständiges Verfallen in Verteidigungshaltung und rechtfertigen von dies und das (niemand lässt sich massenpsychologisch von Defensiven mitreißen, oder wer hat schon mal eine Bewegung zum Sieg gebracht durch ständiges in die Ecke drängen lassen?). Genau das wird durch die ideologisch-antideutsch verseuchten und eingekauften Großmedien aber ständig mit stolzen Deutschen die sich ihres Volkes bewusst sind und eine gute, also deutsche Zukunft wollen, versucht.  Überwindung dessen geschieht nicht durch Anpassung an deren "Mitte" als Polit-Kompass sondern vom eigenen Kompass als Mittelpunkt ausgehend. Das setzt weltanschauliches Grundlagenerkennen (wofür u. für wen? Das Warum-Begreifen vor der Handlung braucht im Dafür-sein Nachhaltigkeit/Erneuerung aus sich selbst heraus) und ausdrücken im Sprachlichen und Schriftlichen dem Gegen-über voraus. Selbst Feinde können aus ihrem Dafür heraus Verhandlungen aufnehmen um ihr Gegensein zu überwinden. Probleme damit haben nur Leute die sich aus alleinigem Gegensein begründen (wie Antideutsche), denn sie haben keinen Grund in denen sie Halt durch Verwurzelung finden. 

Gurbanguly

3. September 2024 17:54

@Adler und Drache: Die sächsische AfD hat ein starkes, fundiertes Programm, Jörg Urban bringt es pragmatisch und sachlich rüber. Ich kann da keine "Unzulänglichkeiten" erkennen.
So wie ich das beobachte, verzichtet die sächsische AfD weitesgehend auf Stilmittel wie Provokation, Zuspitzung und Offensive - anders als in Thüringen. Kretschmer ist es gelungen, sich als Alternative zum Establishment zu generieren, völlig lachhaft, aber raffiniert gemacht. Die sächsische AfD hat noch kein Stilmittel gefunden, das öffentlichkeitswirksam zu widerlegen. Daran muss sie arbeiten und Ideen entwickeln. 

Liselotte

3. September 2024 19:30

@DF: Eine solide und wegweisende Wahlanalyse. Der Punkt "Aufbau von politischem Vertrauenskapital" hat mich sehr angesprochen. -
Ansonsten noch ein herzliches Danke an @Maiordomus für die Erwähnung des Autors von "homo necans" (konnte mir das Buch, das ich schon seit Jahren lesen wollte, nun endlich zulegen) und @Gustav für den Link zu axelkra.us mit dem unbedingt lesenswerten Essay "die China-Konvergenz" von N.S. Lyons, beides in vorherigen Artikeln.

Adler und Drache

3. September 2024 21:16

@Gurbanguly
Was Herrn Kretschmer betrifft: Sie haben schon recht, lachhaft. Ich möchte nicht mit ihm tauschen. Er sitzt zwischen den Stühlen der CDU-Basis und der Bundesparteiführung. (Ich denke schon lange, dass Bundesparteien abgeschafft werden sollten. Was haben die sich in den Wahlkampf eines Bundeslands einzumischen?) Die CDU-Basis ist in Sachsen nach meinen Erfahrungen gar nicht so weit von den Positionen der AfD entfernt, ich könnt Gschichten erzählen. Die ist hier (!) der natürliche Koalitionspartner der AfD, ganz klar. Schauen Sie sich das Wahlergebnis an: Es ist eindeutig, was die Sachsen wollen. Es gibt produktive Kontakte zwischen AfD und CDU, auch im Landtag. Das ist eine Ressource, die man nicht leichtfertig aufs Spiel setzen darf. Insofern bin ich ganz und gar nicht unglücklich über den ruhigen, sachlichen, pragmatischen Kurs, den Herr Urban fährt. - Über die Verhältnisse in Thüringen weiß ich so gut wie gar nichts, aber ich glaube nicht, dass es besser gewesen wäre, wenn Herr Urban Herrn Höcke imitiert hätte.   

Gelddrucker

3. September 2024 23:49

@Laurenz, Adler und Drache
Das ist die persönliche Betroffenheit pur, man muss es den Leuten eben wie gesagt nur seriös vorrechnen. Das wäre die komplette Zerstörung bzw Transformation ihrer Lebenswelt, und zwar der von so gut wie allen Deutschen. Wenn das nicht persönliche Betroffenheit und Mobilisation ist, was dann?
 
@Majestyk, Mitleser
Es ist überhaupt nicht offensichtlich, noch nicht mal in den Großstädten. Da lebt man halt in seinem Viertel. Alles schön "bunt", aber wo das in 20 Jahren hinführt, das wissen vielleicht 20-30% der Bevölkerung. Maximal.
Und auf dem Land ist noch viel weniger ersichtlich. Da sind jetzt in den letzten Jahren die ersten Fremdling aufgekreuzt. 
Wer glaubt, hier auf einen wirtschaftlichen Abstieg und ähnliche externe Ereignisse warten zu können, liegt komplett falsch. Das dauert wenn überhaupt Jahrzehnte.
 
Der Volksaustausch bzw dessen Resultat ist unser Haupt-Gewinnargument und wird uns den Sieg bringen. Leider fristet er nach wie vor ein Schattendasein in den Infokampagnen.
 

Ordoliberal

4. September 2024 03:41

"Irgendwie scheinen manche ja zu glauben, die CDU sei einfach nur stutenbissig. Die CDU möchte Massenmigration und sie steht auch hinter der Klimapolitik, sowie der damit verbundenen Transformation, hinterm Ukrainekrieg sowieso."
Und nicht nur das! Sie möchte auch die katastrophale europäische Währungs-, Finanz- und Haushaltspolitik, gegen die sich die AfD ursprünglich gegründet hat. Das gerät mir hier manchmal zu sehr in Vergessenheit. Der globalistische Sumpf wird durch zu hohe Steuern und Geldschöpfung bewässert. Deswegen kann er auch nur durch finanzpolitische Maßnahmen ausgetrocknet werden. Dabei löst sich das Migrationsproblem von selbst. Hätte Deutschland Vollgeld, niedrige Steuern und ein konsequentes Subventionsverbot in der Verfassung, gäbe es keinen einzigen problematischen Ausländer hier. Ebensowenig wie Windmühlen, Elektroautos und Gendertussis. It's the money, stupid!

tearjerker

4. September 2024 08:46

@Ordoliberal: Die Themen der Wahl waren Soziale Sicherheit und Einwanderung und die damit verbundene Umverteilung in die Taschen Landfremder. Das Thema 'Besser Wirtschaften' ist schon mit der Gründergeneration aus 2013 untergegangen, weil damit kein Blumentopf zu gewinnen ist. Die Akzente kann man in der Versntwortung setzen, aber angeben kann man damit nicht. Die Mehrheit will einfach Sozi-Politik zu eigenen Gunsten, und dafür nicht ständig beschimpft und herabgesetzt werden. 

Laurenz

4. September 2024 09:12

@Tearjerker @Ordoliberal ... Nochmal, Wagenknecht hat es klar formuliert. Es stellt sich nur die Frage, wessen Interessen formuliert, repräsentiert & wahrgenommen werden. Wie auch unter dem neuesten GK-Artikel hat der Teilnehmer @Gelddrucker nicht verstanden, daß Erklärungen, aus irgendeiner Vernunft heraus, keine Rolle spielen. Niemand will von Ungelernten, wie Lang, Zimiak, Hans, Omidpour, Bärbock, Esken oder Kühnert erklärt bekommen, was gut für ihn ist, vor allem dann, wenn es eigenes Geld kostet.

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