Und dann und wann Faschismus-Alarm

Wenn der schrille Alarm wegen Faschismusgefahr nicht Ausdruck schwindender Bedeutung der Linken ist, mag es sich um eine Fixation oder Zwangsneurose handeln, denn eine moderne Variante des Faschismus wird es in Deutschland nicht geben. Dem fehlte allein schon eine mobilisierbare kritische Massen insbesondere jugendlicher Radikalität – aus demografischer Ursache, insofern es zu wenige junge Menschen gibt, nicht minder aber aus alltagskulturellen und erzieherischen Gründen:

Heino Bosselmann studierte in Leipzig Deutsch, Geschichte und Philosophie für das Lehramt an Gymnasien.

Schu­le und Eltern­häu­ser haben mitt­ler­wei­le zwei bis drei Gene­ra­tio­nen als Ego­is­ten auf­wach­sen las­sen, selbst wenn die­ser Ego­is­mus als viel­fäl­ti­ger Indi­vi­dua­lis­mus posi­tiv kon­no­tiert wird. „Die Fah­ne ist mehr als der Tod!“ – Sol­che Losun­gen wür­den heu­te von den „Kids“ – glück­li­cher­wei­se – über­haupt nicht verstanden.

Wenn jetzt unter Jugend­li­chen sehr ver­zö­gert AfD-Sym­pa­thien deut­lich wer­den, hat das weni­ger mit geleb­ter Radi­ka­li­tät als mit emp­fun­de­ner Abnei­gung gegen­über staats­bür­ger­kund­li­cher Indok­tri­nie­rung an den Schu­len zu tun, eben­so mit wach­sen­der Distanz gegen­über den Figu­ren, die sie dort betreiben.

Womit denn lie­ße sich gegen­wär­tig wirk­sa­mer pro­vo­zie­ren als mit einem auch nur ver­ba­len Bekennt­nis zur AfD. Die soge­nann­ten Junior­wah­len unter­la­gen einem inner­schu­li­schen Wahl­ge­heim­nis. Wer die AfD ankreuz­te, wuß­te, daß der Sozi­al­kun­de­leh­rer kon­ster­niert sein wird und weh­kla­gend die Welt nicht mehr ver­steht. So drück­ten die Jun­gen flott mal genau dort, wo’s dem Sys­tem spür­bar weh­tut, um dann still dar­über zu fei­xen, wel­che Echauf­fiert­heit im Leh­rer­zim­mer losbricht.

Wur­de ja auch Zeit, denn seit 2015 sind bald zehn Jah­re ver­gan­gen, in denen die Schul­ju­gend ihrem Hedo­nis­mus und mehr noch den Screens ver­haf­tet blieb, an der Schu­le sediert wur­de oder – nach­voll­zieh­bar – Kar­rie­ren vor­be­rei­te­te, die artig elter­li­che Ent­wür­fe kopier­ten. Alter­na­ti­ve Ange­bo­te hat­te es längst gege­ben, etwa die­se beein­dru­cken­de Erklä­rung im Video. Ich hat­te sie damals kom­men­tar­los Schü­lern gezeigt. Einen Moment lang waren sie berührt, aber die Sache brauch­te Zeit …

Nur bekom­men die Jun­gen end­lich mit, daß ihre Lebens­welt drau­ßen völ­lig, ver­mut­lich irrever­si­bel ver­än­dert ist. Zuge­wan­der­te Volks­grup­pen kau­fen ihnen spür­bar den Schneid ab. Da gilt’s Ent­schei­den­des nach­zu­ho­len, ange­fan­gen mit Kraft und Aus­dau­er, wenn man dar­wi­nis­tisch noch pla­ziert blei­ben will.

Wenn aber Faschis­mus Vor­schub geleis­tet wird, dann durch eine Herr­schafts­rhe­to­rik der „Demo­kra­ten“, die sogleich reflex­ar­tig alles als faschis­tisch dif­fa­miert, was prin­zi­pi­el­len Wider­spruch wagt – zuvör­derst gegen­über einer jahr­zehn­te­lang fehl­lau­fen­den Migra­ti­ons­po­li­tik, aber neu­er­dings auch grund­sätz­lich gegen­über dem vor­ver­ord­ne­ten Men­schen­bild und den damit zusam­men­hän­gen­den Fehl­stel­lun­gen in Bil­dung und Wirtschaft.

Auf deut­li­chen oppo­si­tio­nel­len Ein­spruch reagiert die Exe­ku­ti­ve hoch­ner­vös. Sie bemerkt die enor­me Dis­kre­panz zwi­schen den Tole­ranz-Viel­falt-Bunt­heit-Phra­sen und der schwin­den­den Pres­se- und Mei­nungs­frei­heit nicht, weil ihre Mei­nung ja omni­prä­sent und offi­zi­ell über­all durch­zu­schal­ten ist. Sie bemerkt nicht ein­mal ihre Selbst­ent­blö­ßung, wenn sie inner­halb der von ihr viel­be­schwo­re­nen Demo­kra­tie die Oppo­si­ti­on ein­fach ver­bie­ten las­sen möchte.

Wunsch­vor­stel­lung für die Ber­li­ner Repu­blik: Ohne Oppo­si­ti­on regiert der Block mun­ter durch. Erin­nert nicht das ten­den­zi­ell an Faschis­mus? Min­des­tens so dem Ansatz nach?

Im Deutsch­land-Moni­tor stell­ten bereits 40 Pro­zent der Befrag­ten die Gewähr­leis­tung der Pres­se­frei­heit, 39 Pro­zent die der Mei­nungs­frei­heit in Fra­ge. Das sind ver­hee­ren­de Wer­te in einem Land, des­sen Füh­rung voll­mun­dig vom Plu­ra­lis­mus der Mei­nun­gen tönt.

Wo die Demo­kra­tie noch leben­dig erscheint, dort ist sie es aus ideo­lo­gi­scher Anfeue­rung und meist mit irgend­wie direkt oder indi­rekt hono­rier­ter Anhän­ger­schaft, also als Inszenierung.

Rock gegen rechts und Jamels rocken­der Förs­ter: Daß diver­se Bands und Künst­ler betont alter­na­ti­ven Selbst­ver­ständ­nis­ses vom Staat als Agit­Prop-Grup­pen ein­ge­spannt und hono­riert wer­den, ent­behrt nicht unfrei­wil­li­ger Komik. Wenn sich zudem die Minis­ter­prä­si­den­tin Meck­len­burg-Vor­pom­merns beim Wahl­volk über ihren Freund Roland Kai­ser anbie­dert, paßt das, so wie Kitsch immer auch poli­tisch ein­zu­set­zen ist, rührt er doch Vol­kes See­le an. Wie herz­er­wär­mend: Schnul­zen-Kai­ser und Lan­des­mut­ter Schwe­sig im Duett.

Das ist das freund­li­che Gesicht der Ver­ein­nah­mung. Was aber erklärt die Hys­te­rie? Ins­be­son­de­re die staats­tra­gen­de „Zivil­ge­sell­schaft“, also der Gesamt­kom­plex all der mit öffent­li­chen Gel­dern finan­zier­ten Polit-Ver­ei­ne, fürch­tet offen­bar Wen­de-Ereig­nis­se, in deren Ergeb­nis min­des­tens deren Ein­künf­te aus­ge­dünnt wür­den oder zuguns­ten sinn­vol­le­rer Ver­wen­dung weg­fie­len, sobald der ideo­lo­gi­sche Stark­strom abge­stellt wäre.

Kaum jemand über­blickt mehr die­sen – im Wort­sin­ne – „deep sta­te“, der in der Viel­ge­stalt von Ver­ei­nen und Pro­jek­ten als Stüt­ze gegen­wär­ti­ger Herr­schaft fun­giert. Die AfD hat hin­ge­gen kein sie tra­gen­des Netz­werk auf­zu­bie­ten; sie agiert ris­kant mit eige­nen Kräf­ten, die ihre beruf­li­che und somit finan­zi­el­le Exis­tenz gefährden.

Die AfD ist alles ande­re als eine radi­ka­le, sie ist nicht mal eine beson­ders cha­ris­ma­tisch wir­ken­de Par­tei. Zudem spielt sie abso­lut nach Regeln. Ihr wesent­li­cher Ver­dienst liegt dar­in, Pro­ble­me über­haupt zu benen­nen und in sich per­so­nell wie intel­lek­tu­ell Kräf­te zu sam­meln. An poli­ti­scher Wirk­sam­keit inner­halb der soge­nann­ten Demo­kra­tie wird sie von allen ande­ren gera­de­zu panisch gehindert.

Die­se Ver­hin­de­rung brüs­kiert ihre Wäh­ler, die regis­trie­ren, daß mit der Ver­un­glimp­fung der Par­tei sie selbst als Men­schen gemeint sind. Die Bot­schaft: Ihr soll­tet bes­ser nicht sein! Das kränkt die Leu­te, dann aber weckt es ihren Zorn. Bei gerin­ger Anhän­ger­schaft wohl zu ver­nach­läs­si­gen, bei zwan­zig bis drei­ßig Pro­zent AfD-Wäh­lern jedoch nicht. Beschimpft man, dis­kre­di­tiert man Mil­lio­nen Men­schen, gene­riert man so auch Mil­lio­nen Gegner.

Faschis­mus-Vor­wür­fe die­nen der Patho­lo­gi­sie­rung. Es geht nicht dar­um, den dif­fa­mier­ten Geg­ner nur als poli­tisch ver­wach­se­nen Krüp­pel zu bezeich­nen, nein, er soll aus­ge­grenzt, in Qua­ran­tä­ne befoh­len, als gefähr­lich und anste­ckend mar­kiert wer­den, durch­aus als anders­ar­tig und wider­lich – im Sin­ne von wider­na­tür­lich. Übri­gens: Ist nicht auch das ten­den­zi­ell min­des­tens Gedanken-Faschismus?

Denn ande­rer­seits wird lau­fend dar­ge­stellt, was als natür­lich gel­ten darf. Wenn man näm­lich zu den „Anstän­di­gen“ gehört, wenn man die vor­for­mu­lier­ten Bekennt­nis­se nach­spricht, dann ist man nicht nur oppor­tun, son­dern guter Bür­ger fürs Bür­ger­fest des Bun­des­prä­si­den­ten. Was für infan­til anmu­ten­de Mus­ter doch!

Zwi­schen den nächs­ten Weih­nachts- und Oster­fe­ri­en soll der Film „Schind­lers Lis­te“ von meh­re­ren Kino­be­trei­bern für Schü­ler kos­ten­los gezeigt wer­den. Als Motiv dafür müs­sen wie­der­um die Wahl­er­fol­ge der AfD her­hal­ten. Es wird also sug­ge­riert: Wer AfD wählt, beför­dert ganz direkt die Gefahr eines nächs­ten Holo­caust. Dar­über hin­aus die übli­chen Worthülsen:

‘Wir hof­fen sehr, dass jun­ge Men­schen, die die­sen Film über eines der fins­ters­ten Kapi­tel der Mensch­heits­ge­schich­te auf der Lein­wand inten­siv erlebt haben, ein grö­ße­res Ver­ständ­nis dafür ent­wi­ckeln wer­den, wie erbar­mungs­los die Fol­gen von Haß sein kön­nen und dass man sich ihm ent­schlos­sen ent­ge­gen­stel­len muss und wie sehr akti­ves Han­deln, Empa­thie, Tole­ranz, Mensch­lich­keit und Ver­zicht auf Vor­ver­ur­tei­lung zäh­len‘, erklä­ren die Kinobetreiber.

Haß? Kein Haß ist gegen­wär­tig prä­sen­ter als der gegen­über der AfD und rech­ten Kri­ti­kern. Nie­man­den trifft „grup­pen­be­zo­ge­ne Men­schen­feind­lich­keit“ mehr als sie.

Zwei­fel­los ist „Schind­lers Lis­te“ ein famo­ser Spiel­berg-Film. Dar­auf zu ver­wei­sen, daß einem Hol­ly­wood-Strei­fen – inklu­si­ve frag­wür­di­ger, aber dra­ma­tisch hoch­wirk­sa­mer Rühr­se­lig­kei­ten – nicht die glei­che Gel­tung wie einer Doku­men­ta­ti­on zukom­men kann, genüg­te heu­te für den Ver­dacht poli­ti­scher Blasphemie.

Die Faschis­mus-Vor­wür­fe durch­weg vor­brin­gen, ken­nen glück­li­cher­wei­se kei­nen Faschis­mus, sie haben sich nie mit den tie­fe­ren Ursa­chen und aus­lö­sen­den Zusam­men­hän­gen die­ses dra­ma­ti­schen Phä­no­mens befaßt, ja, man dürf­te gar erwar­ten, sie ord­ne­ten sich selbst will­fäh­rig in eine stark vor­mund­schaft­li­che Gesell­schaft ein, denn sie ver­ste­hen sich schon jetzt dar­auf, beflis­sen und kri­tik­los den For­de­run­gen der Zen­tra­le zu ent­spre­chen und sehen es sogar als cou­ra­giert an, ande­re zu denunzieren.

Es fehlt ihnen das Bedürf­nis, nach den genau­en Grün­den der Ent­ste­hung des his­to­ri­schen Faschis­mus zu fra­gen, u. a. in Unter­schei­dung vom Natio­nal­so­zia­lis­mus. Sie deu­ten ihn als spon­tan auf­tre­ten­de Muta­ti­on der Gesell­schaft. Aber er hat­te Ursa­chen, und die anzu­schau­en braucht es Mut, u. a. weil dabei jeder auch in einen Spie­gel blickt.

Mich bewegt:

Phä­no­me­nal, zu wel­chem Faschis­mus-Alarm das von der AfD arti­ku­lier­te Kor­rek­tur­be­dürf­nis bei all den bes­ser­ge­stell­ten, ideo­lo­gie­er­weck­ten und selbst­ge­rech­ten Demo­kra­ten führt. – Wer über Faschis­mus mit­re­den will, soll­te sich jedoch gründ­lich his­to­risch bil­den oder über “Viva la muer­te!” meditieren.

Zudem fra­ge ich mich bei­na­he, ob man den so per­ma­nent wie aggres­siv vor­ge­tra­ge­nen Vor­wurf, “Faschist” zu sein, nicht sou­ve­rän anneh­men soll­te, wenn es als “faschis­tisch” gilt, für dring­lich erfor­der­te Ver­än­de­run­gen ein­zu­tre­ten, die selbst­er­klär­te “Demo­kra­ten” weder vor­neh­men kön­nen noch wollen. –

Heino Bosselmann studierte in Leipzig Deutsch, Geschichte und Philosophie für das Lehramt an Gymnasien.

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Kommentare (58)

Franz Bettinger

30. September 2024 19:49

Glänzender Artikel!
HB fragt sich, ob man den so permanent wie aggressiv vorgetragenen Vorwurf, Faschist zu sein, nicht besser souverän annehmen sollte.  Davon rate ich ab. Das würde missverstanden und wäre den Dummköpfe da draußen schwer zu vermitteln. Den Begriff F zu definieren ist das  Schwierigste, was ich kenne. Nicht also den Begriff F sollte man souverän annehmen; wohl aber den Begriff Rechts. Rechts ist, um es zum x-ten Mal zu wiederholen, das Eigene hegen & verteidigen, sowie Unterschiede zu erkennen und anerkennen. 

das kapital

30. September 2024 19:52

Linke bringen es nicht. Sie zerstören dieses Land. Und damit sie das nicht zugeben müssen, organisieren sie einen Krieg gegen Rechts. Der "Faschismus" wird zum Popanz aufgebaut, alle, die nicht links sind, haben nur noch einen Plan: sofort die Demokratie abschaffen und Hitler ein Riesendenkmal vor den Reichstag zu setzen. Die wollen auch sofort wieder alle deportieren und neue KZs auf polnischem Boden errichten und endlich den Krieg gegen Stalin gewinnen. (Ach nee, das erledigen ja jetzt Hofreiter, Baerbock und Strack-Zimmermann nebst Roderich Kiesewetter) /// Wer nicht links ist, wer keine grenzenlose Migration will, wer nicht von Tunesiern, Marokkaner, Syrer oder Afghanen abgemurkst werden will, ist ein Rechtsextremist. Die neue SA und SS marschieren schon durch die Straßen, ja wussten Sie das etwa nicht ? Gerade in Thüringen lässt der Gauleiter schon alles aufmarschieren zur Machtergreifung. Mario Voigt, Andreas Bühl, Ramelow, Jörg Hopfe, alle werden demnächst mal wieder in Buchenwald bei Weimar zusammengeführt. Und das ist nur der Anfang. Der Röhmputsch wird schon vorprogrammiert, um klare Verhältnisse zu schaffen. Da werden dann noch ein paar lästige Weggefährten aussortiert und dann aber ... /// Die wirklich Mächtigen inszenieren eine Farce ohne Gleichen.

Mitleser2

30. September 2024 20:06

@Bettinger: +1

Laurenz

30. September 2024 20:40

@HB ... auch wenn ich jetzt (aus gegebenen Anlaß) den Fokus leicht gen Süden verschiebe, gibt sich das nichts. Hier ein 3 Min. Video https://youtu.be/WeQyE7h39xk des Handelsblatts (Eigentümer siehe hier https://www.handelsblatt.com/unternehmen/it-medien/in-eigener-sache-handelsblatt-eigentuemer-regelt-fuehrung-neu/100035844.html#:~:text=Die%202009%20gegr%C3%BCndete%20DvH%20Medien,an%20der%20Hamburger%20Zeit%2DVerlagsgruppe.) Die entscheidende  Aussage eines jungen Kultur-Marxisten erfolgt bei 00:02:55. Mir persönlich stellt sich die Frage, wie weit ist es von dem Parteiverbot einer Volkspartei bis hin zur Lager-/Gulag-Haltung politisch mißliebiger Zeitgenossen. Das radikalisiert zwangsläufig die Gesellschaft in Richtung Weimar. Das mangelnde Verantwortungsbewußtsein der Linken kannte wohl noch nie irgendwelche Grenzen. Stehen wir vor der Auferstehung Stalins?

Bernd

30. September 2024 20:48

Der Faschismusbegriff hat für die Gegenseite natürlich den großen Vorteil, unscharf und schwer greifbar zu sein. Versuche mal jemand, einen Vorwurf abzustreiten, der überhaupt nie klar definiert wurde! Konkret wird der Begriff nur, wenn vom Italien der Zwanziger- bis Vierzigerjahre die Rede ist.
Nun war aber Mussolinis charismatisch überspielte Amalgamierung einer diffus sozialistischen Massenbewegung mit der Interessenwahrung industrieller, monarchistischer und kirchlicher Einflussgruppen so original italienisch, dass jeder Vergleich mit deutschen Verhältnissen sich abwegig und weltfremd ausnimmt. Man könnte der AfD vorwerfen, yorkistisch, bonapartistisch oder dekabristisch gesinnt zu sein, und es wäre keinen Deut weniger ortsfremd und aus der Zeit gefallen.
Es ist wohl auch in Russland seit hundert Jahren üblich, jeden politischen Gegner als Faschisten zu bezeichnen. Wer wie HB in der SBZ aufwuchs, erinnert sich wohl noch. Dass ein abgenutzter Kampfbegriff mit solch stattlicher Bartlänge heute noch jemandes Blut in Wallung bringen kann...

Liselotte

30. September 2024 21:40

@Bernd: Seh ich auch so, aber man muß die Leute ja aus ihrem Faschismus-Tourette irgendwie wieder rausbringen. Vielleicht ist das Stärken der Eigenmarke, wie @Bettinger meint, die gangbarere Lösung.

Ahmed

30. September 2024 21:45

Damit man einigermaßen sinnvoll über "Faschismus" (als generisches Phänomen, das mit dem historischen italienischen Faschismus nicht identisch ist) diskutieren kann, wäre es zwingend, den Terminus zu definieren. Andernfalls bleibt unklar, worüber man spricht - denn es sind viele, häufig nur implizite oder unausgegorene Faschismusbegriffe im Umlauf, und zwar auch in den sogenannten Politik- und Sozialwissenschaften. (Siehe beispielhaft die Debatte in der Zeitschrift "Ethik und Sozialwissenschaften" Jg. 11/2000 Heft 2.) Für die meisten heutigen Diskutanten aus dem Umfeld der politischen Linken, die so gerne mit der "Faschismus"-Keule um sich schlagen, bedeutet "Faschismus" offenbar etwas, was "irgendwie rechts" und gaaaanz böse ist. Hin und wieder findet man eine Anknüfung an den Faschismus"begriff" der Komintern. Unter all dem befindet sich m.E. nichts, was irgendeinen Erkenntnisgewinn verspricht oder auch nur den Prinzipien klaren Denkens folgt. Einem derartigen Unsinn auch noch die Ehre zu erweisen, dass man sich selbst als Faschist bezeichnet, halte ich für vollkommen abstrus. 

hinzundkunz

30. September 2024 22:37

F. Lisson: " Wir treten von einer Phase des Nihilismus in eine Phase der Perversion über, in der fast alley genau andersherum verstanden werden muss, als es geäußert wird."
Wenn Teile der herrschenden Klasse selbstentlarvend ohne realistische Analyse pauschal die Auslöschung der Opposition und die Stigmatisierung von Dissidententum als "widernatürlich" propagieren, dann sind das wahrlich faschistische Kernelemente - vom Autor zutreffend angedeutet.
Die größte Perversion ist aber das (zeitweilige) Bündnis der stärksten Kapitalfraktionen mit woken "Linken" gegen die arbeitende Bevölkerung, wobei Erstere u.a. eine noch effektivere globalistische Verwertung des Kapitals mit global verschiebbaren billigen Lohnabhängigen anstreben, und Letztere zwar kurzfristig abgreifen, jedoch bei Zielerreichung abgeräumt werden.
Die Klugheit der potentiellen Opfer zeigt sich in ihrem Wahlverhalten.
Wo ist eigentklich die klassische Linke, die noch wusste: "Die Gedanken der herrschenden Klasse sind in jeder Epoche die herrschenden Gedanken, d.h. die Klasse, welche die herrschende materielle Macht der Gesellschaft ist, ist zugleich ihre herrschende geistige Macht." (K.M.)?

Laurenz

30. September 2024 22:48

@HB & Debattenteilnehmer ... BK mochte den Terminus (Faschismus) als Kampfbegriff noch nie, schon gar nicht die Projektion auf die Linke. Der inflationäre Gebrauch von Attributen, wie fascho & nazi oder gesichert rechtsextrem seitens der linken Einheitsfront von Union bis ausgeschiedene Grüne-Jugend-Apparatschiks, (letztere fast alle dem Schönheitsidol Ricarda Lang anhängen,) für Parteien, die historisch liberale bis konservative Werte vertreten, ist eh so absurd, daß eigentlich jede Debatte darüber einen sinnlosen Wahnsinn hofiert. Mir fällt eigenlich kein Politiker der Einheitsfront ein, inklusive Haldenzwang, dem ich zutrauen würde, einigermaßen zu wissen, was man hier Andersdenkenden überhaupt unterstellt. Selbst ein Tilo Jung, der seine Interviews geschickt führt, hat im Grunde von nichts eine Ahnung. Linke werden diesen HB-Artikel nicht verstehen (wollen). Insofern kann man im Grunde nur den Beitrag @Franz Bettingers aufgreifen & überlegen, wie man dem religiösem Wahn der post-demokratischen Inquisition & ihren Scheiterhaufen begegnet.

Waldgaenger aus Schwaben

30. September 2024 23:51

Die zum Herbstwetter-Beginn passenden Gedanken Bosselmanns und die  Ereignisse der letzten Tage in Erfurt und die Wahl in Österreich haben in mir einem Gedanken zur Geburt verholfen, mit dem ich schon länger schwanger ging. Westliche Demokratien entwickeln sich zu radikalen 2-Parteien-Demokratien, zwischen denen eine unüberwindbare Mauer steht. Der Hass ist durchaus gegenseitig. Vorreiter der Entwicklung sind, wie schon oft, die USA. In D heißt die Mauer "Brandmauer". Links von ihr gibt es einige Parteien, die scheinbar unterschiedliche Positionen vertreten, diese aber bei Bedarf schnell wechseln. Man betrachte nur das, was die Merkel-CDU alles umgesetzt hat. Rechts von der Mauer gibt es nur eine Partei, die AfD. Naheliegend wäre es, auch auf dieser Seite unterschiedliche Parteien entstehen zu lassen. Nur sind alle Versuche gescheitert: LKR, WU, Freie Wähler etc. Parteien rechts der AfD, die frühere NPD (Die Heimat), Freie Sachsen u.a., bleiben auch Splitterparteien. Die Alternative wäre, in der AfD, so wie in der früheren CDU/CSU, verschiedenen Strömungen Platz zu lassen, etwa Transatlantiker, die den Reps nahestehen, oder dezidierte Israelfreunde, ebenso wie rechte Christen jeder Konfession und auch Libertäre, die explizit einen schwachen Staat wollen. 1/2

Waldgaenger aus Schwaben

1. Oktober 2024 00:05

2/2
Langfristig sehe ich, dass uns, wie von Spengler prognostiziert, das Ende der Demokratie und das Kommen von Cäsaren bevorsteht. Die exterme Spaltung in zwei Parteien kann zum Bürgerkrieg führen. Man stelle sich nur vor, eines der Trump-Attentate hätte Erfolg gehabt. 
Ein Bürgerkrieg ruft aber sofort äußere Feinde auf den Plan, in der Gegenwart China und Russland, vielleicht auch einen muslimischen Block, der das Imperium im Bürgerkrieg, die USA, angreift. Im angegriffenen Land wird der Ruf nach einem Cäsar stark, der den Bürgerkrieg durch eine gewaltsame Machtergreifung und Diktatur beendet und das Volk gegen die äußeren Feinde verteidigt. Das sind aber eher Perspektiven für das kommende Jahrhundert. Für D gilt es nun Vorsorge zu treffen, um nicht Schlachtfeld zu werden, entweder durch eigene Stärke oder als unverzichtbarer Bündnispartner. Die erstere Möglichkeit sehe ich kaum noch als gegeben an. Die beginnende Deindustrialisierung Ds wird sich nicht aufhalten oder gar rückgängig machen lassen, dazu kommt der brain-drain.

Licht des Vaterlandes

1. Oktober 2024 05:07

Die gleichen Typen, die mit "Schindlers Liste" jetzt der Gängelei der Jugend die Krone aufzusetzen gedenken, bekommen Schnappatmung, wenn Demonstranten mit Israel-Fahne herumlaufen und damit eine klares Bekenntnis ablegen. Alles nur noch Schall und Rauch, die sind am Ende, unsere Palästinenser-Schindlers Liste-Freunde. Die haben sich totalitär verzettelt, man kann das Ende  in Ruhe abwarten, was ich auch tue. Ich mache mich derweil zum Waldgang auf, das hält mich jünger ;-).

Maiordomus

1. Oktober 2024 07:27

Der Schluss des sonst weitgehend ausgezeichneten und interessanten Artikels vom Kollege Bosselmann scheint wieder mal seine in der Regel quellenkräftige DDR-Sozialisierung zu bestätigen, was ich übrigens im Normalfall nicht mit Anpassung an den dort praktizierten Totalitarismus verwechsle. Der Schweizer Historiker W. Hofer beharrte in Berlin um 1950 auf dem Begriff des Totalitarismus als Schnittmenge von NS und Kommunismus, wohingegen an der kommunistischen Konkurrenz-Universität für Totalitarismus unter Ausschluss des Sozialismus "Faschismus" Sprachgebrauch wurde, welche Idiotenterminologie (mit Ausnahme Italien) sich bekanntlich als linksextreme Doktrin auch an Hochschulen durchgesetzt hat. Insofern ist der Replik Bettingers stattzugeben. "Rechts" heisst aber angelsächsisch und auch nach Kuehnelt-Leddihn, nicht nationalistisch, sondern "auf gesunden Prinzipien" beruhend, also in Deutschland zum Beispiel naturrechtlich im Geist von Pufendorf. Ausgesprochen "rechts" ist zum Beispiel das vom Ostfriesen Thomasius erstmals formulierte Subsididaritätsprinzip.  Für mich persönlich gehört die Höcke-Afd eindeutig zur nationaldemokratischen Linken, was ich indes ungern mit NPD verwechselt haben möchte. Aber nur Denkunfähige nennen sich heute noch im Ernst Faschisten.

RMH

1. Oktober 2024 07:42

"man kann das Ende  in Ruhe abwarten, was ich auch tue. Ich mache mich derweil zum Waldgang auf,"
@Licht des Vaterlands, dazu ein Zitat von Oswald Spengler, der eigentlich gefühlt seit der Jahrtausendwende jedes Jahr irgendein "Revival" erlebt (die Sezession, ganz Avantgarde, widmete ihm bereits im Jahr 2005 ein ganzens Sonderheft - zu finden im Archiv):
"Nur Träumer glauben an Auswege. Optimismus ist Feigheit."
Die Zeit erledigt gar nichts von alleine, die Zeit schreitet voran.
"Wir sind in diese Zeit geboren und müssen tapfer den Weg zu Ende gehen, der uns bestimmt ist. Es gibt keinen andern. Auf dem verlorenen Posten ausharren ohne Hoffnung, ohne Rettung, ist Pflicht." (Spengler)

Maiordomus

1. Oktober 2024 07:52

Fortsetzung der Kritik an Bosselmann: Es war wohl in den richtigen Proportionen kontextbezogen nicht gerade falsch, dass Bosselmann das Video der französischen Identitären mit den Bekenntnissen radikalisierter junger Leute, die ich mit Vorbehalten, wenn sie Deutsche wären, als Fichteaner durchgehen liesse, Schülern gezeigt hat. Es handelt sich eher um "konservative Revolutionäre" im Sinne Mohlers als Konservative à la Chateaubriand ,mit ihrem "identitären"Bekenntnis nach Vereinfachung dürstend. Ihr Lambda-Zeichen hat von der Beanspruchungsqualität etwas von  Hammer und Sichel, welches Symbol  bei russischen Militärparaden wie bei der Besetzung der Ukraine, wo derzeit in russischsprachigen Gebieten sowjetkommunistische Benennungen von Plätzen und Strassen wiederhergestellt werden. Für mich ist Hammer und Sichel in keiner Weise weniger "massenmordorientiert" als das im 20. Jahrhundert im Westen zur Unbrauchbarkeit geschändete Hakenkreuz. Dass das Lambdazeichen oft als Ersatz gedeutet wird, die "Identitären" dies aber nicht merken, bezeugt deren Aussenseitertum. Politiksachverständige wie Kickl werden mit dieser Art Symbolik niemals Propaganda machen. Selber hätte ich das Video der franz. Identitären nicht ohne kritischen Kommentar in der Schule abgespielt, zumal nicht in der Polizeischule, wo ich Staatskunde unterrichtete.      

Adler und Drache

1. Oktober 2024 08:33

Lieber Herr Bosselmann, Sie umkreisen das faszinierende Phänomen zum wiederholten Male, ohne den Kern wirklich zu erfassen. Mir geht es bei meinem Nachdenken ebenso. Was ist das, was wir beobachten und mit Begriffen wie "Wahn" belegen? (Auch der "Wahn" ist ja nur unserer Ratlosigkeit geschuldet.) Die Aussicht auf verloren gehende Posten und Pöstchen samt der dazugehörenden Finanzausstattung trifft nicht des Pudels Kern. Es ist ein Erklärungsversuch auf rein sozioölonomischer Ebene. Welche Ebene wäre überhaupt die richtige? Die psychologische? Die religiöse? 
Und: Müssen wir`s überhaupt erklären? Ich denke doch, denn nur das Geklärte kann auch irgendwie produktiv angesprochen, im besten Fall vielleicht sogar behoben werden. 
 

RMH

1. Oktober 2024 08:42

"Zudem frage ich mich beinahe, ob man den so permanent wie aggressiv vorgetragenen Vorwurf, “Faschist” zu sein, nicht souverän annehmen sollte, wenn es als “faschistisch” gilt, für dringlich erforderte Veränderungen einzutreten, die selbsterklärte “Demokraten” weder vornehmen können noch wollen. –"
Diese Passage hat etwas vom "Okay, ich bin ein Nazi.", was Lars v. Trier in Cannes anno 2011 sagte, als man ihn unbedingt in diese Ecke nageln wollte. Trotziges "Okay, dann bin ich eben ein Faschist." trifft es doch in den seltensten Fällen aber einfach nicht (Ich habe, nach jahrzehntelangem Mitlesen, Mitdiskutieren & des teilweise in der Szene sich Bewegens eigentlich kaum einen getroffen, auf den Faschist, zutrifft. Nationalsozialisten ja, aber Faschisten? Exoten unter den Orchideen!). Warum sollte man die unzutreffende Faschismus "ist alles, was uns nicht passt"- Definition einfach annehmen? Damit perlt nichts ab; keine Debatte wird leichter. Eventuell ist es bei vielen, die heute als rechts und/oder Faschisten gebrandmarkt werden, einfach klarer zu sagen: "Okay, ich bin Sozialist." Und beim anderen Flügel: "Ich bin Liberaler." Gerade die Rechte ist doch oft eine extreme Linke minus Wokeness & Internationalität, was auch die Schnittmengen zum BSW erklärt. Da ist "Ich bin kein Faschist, ich bin Sozialist." doch treffender.

Adler und Drache

1. Oktober 2024 08:49

@ alle
HB schreibt "souverän annehmen", nicht "sich selbst als faschistisch vermarkten". Der Schwerpunkt liegt m.E. auf "souverän". 
Der Faschismusvorwurf ist ein (noch immer) hocheffizienter Reiz, auf den die meisten doch mehr oder weniger gekränkt und mit hektischen Abwehrreflexen reagieren. Er zwingt einen in die Defensive, zudem unter die Deutungshoheit des Gegners, denn indem ich ablehne, was mir vorgeworfen wird, teile ich ja die Definition dessen, der es mir vorwirft - und werde dadurch von der gegnerischen Definition abhängig. 
Schon das gelassene Schweigen wäre hier ein Souveränitätsgewinn, das Signal, dass der Anwurf ins Leere läuft.
Ich sah vor Jahren eine kleine, sehr einprägsame Karikatur. Da steht eine Gruppe Jugendlicher schwatzend und lachend im Pulk. Irgendein frustrierter Ausgeschlossener ruft "You`re Racist!" Alle drehen sich um, konsternierte Gesichter. Einer hebt den Daumen und ruft "Okay." Danach stehen sie wieder schwatzend und lachend im Pulk.
Es ging erkennbar nicht darum, Rassismus gutzuheißen oder sich selbst als Rassist zu bezeichnen, sondern den Vorwurf durch Indifferenz zu neutralisieren. Wer aus dem polarisierenden Schema des Gegners aussteigt, gewinnt Freiraum.    
 

Gustav

1. Oktober 2024 09:12

Was ist dieser Abgrund, die Bedrohung, die das bewusste Individuum herannahen spürt? Der Wind, den er vorbeipeitschen spürt, während die Titanic vorausrast, informiert ihn, dass Fortschritt die Regel des Tages ist. Dennoch spürt er ein Bewusstsein für jene "Gräueltaten, die selten abwesend sind, wenn große Veränderungen stattfinden". Und dahinter spürt er den Marsch des Automatismus, der Technisierung der Gesellschaft und seiner selbst, die so weit voranschreitet, dass sie ihn seiner Individualität und Menschlichkeit gänzlich zu berauben droht und ihn in die unmenschliche Maschine und ihre bürokratischen Getriebe hineinzieht. Er versteht tief in seinem Inneren, dass er die Abschaffung des Menschen erlebt. Und er weiß, dass dies eine Lebensgefahr für seine eigene Person mit sich bringt, denn was "im vorliegenden Fall am meisten beunruhigt, ist, dass die Brutalität [der Maschine] droht, ein Element, ein konstitutiver Teil der neuen Machtstrukturen zu werden, und dass wir das Individuum hilflos ihrer Gnade ausgeliefert sehen". Die Brutalität ist die Magd der Maschine, denn Maschinen sind die Schöpfung des rationalen Denkens, und an diesem Punkt der Geschichte sollten wir verstehen, "vor allem, dass das rationale Denken von Natur aus grausam ist".
https://substack.com/@theupheaval/p-146246146

Gustav

1. Oktober 2024 09:18

In der Tat, wo einst eine Tyrannei mit einem Individuum beginnen und enden konnte, das sein Ende an der Klinge eines Mörders finden konnte, wird die Maschinerie der modernen Tyrannei nur noch monströser robuster durch die Tatsache, dass so oft niemand das Sagen zu haben scheint. Die "Kombination von bedeutenden Szenen mit unbedeutenden Akteuren" sei zu einem besonders charakteristischen Merkmal unserer Zeit geworden, so Jünger. Erst im Zeitalter des Automaten finden wir uns in so vielen Männern wieder, die "von so trivialer Statur mit so enormer funktionaler Kraft" sind. Doch "man muss dem Zeitgeist eine untrügliche Hand zugestehen, wenn er gerade diese Figuren auswählt", um das große "Zerstörungsunternehmen" unserer Zeit fortzusetzen. Denn in der Tat setzen alle "Enteignungen, Abwertungen, Ausgleichsmaßnahmen, Liquidationen, Rationalisierungen, Sozialisierungen, Elektrifizierungen, Landumverteilungen, Umverteilungen und Pulverisierungen weder Charakter noch Kultivierungen voraus, die beide den Automatismus tatsächlich behindern würden".

Gustav

1. Oktober 2024 09:22

"Der Mensch ist zu tief in [seine] Konstruktionen eingetaucht", warnte Jünger. "Er hat sich selbst abgewertet und den Kontakt zum Boden verloren. Das bringt ihn nahe an die Katastrophe, an große Gefahr, an die Zerstörung." Und während der Griff einer totalitären Maschine immer fester wird, scheint es für das Individuum keinen Ausweg mehr zu geben:
Der Automatismus scheint mühelos alle Reste des freien Willens zu zerstören, und die Verfolgung konzentriert sich und wird so allgegenwärtig wie ein Element. Für einige wenige Privilegierte mag die Flucht eine Option bleiben, auch wenn sie in der Regel zu etwas Schlimmerem führt. Der Widerstand scheint die herrschenden Mächte nur zu stärken und ihnen eine willkommene Gelegenheit zu offensiven Aktionen zu bieten. Angesichts all dessen bleibt nur noch die Hoffnung, dass der Prozess sich selbst verzehren wird, so wie sich ein Vulkan beim Ausbruch erschöpft. In der Zwischenzeit kann es für die Belagerten zu diesem Zeitpunkt des Spiels nur zwei Sorgen geben: Verpflichtungen zu erfüllen und nicht von der Norm abzuweichen. Die Auswirkungen setzen sich in den Bereichen der Sicherheit fort, wo die Menschen von einer apokalyptischen Panik heimgesucht werden."An diesem Punkt", so Jünger, "stellt sich nicht nur theoretisch, sondern in jeder menschlichen Existenz heute die Frage, ob ein anderer Weg noch gangbar ist."

Franz Bettinger

1. Oktober 2024 10:12

Es ist wirklich Zeit, den Spieß endlich herum zu drehen & die echten Faschisten in diesem Staat zu benennen. Meinetwegen können wir sie auch die Totalitären nennen. "Nicht an ihren Worten, nur an ihren Taten kann man sie erkennen!" H.B. und viele Kommentatoren auf SiN haben es längst erkannt. Die Regierung-Clique ist es und die von ihnen Abhängigen, darunter Staatsanwälte und Richter. Sie sind die wahren Totalitären. Konfrontieren wir die Öffentlichkeit damit, wie Kickl es vormacht! Und wir sollten es nicht nur einmal tun, hier auf dem heutigen Blog; wir sollten es von nun an ständig tun; in jedem Interview, mit oder ohne Kamera. Argumentativ ist das ja gar kein Problem. Ich verweise als Bilderbuch-Vorlage auf das Plädoyer des Buchautors CJ Hopkins vor dem Revisionsgericht in Berlin. Besser als Hopkins kann man den Totalitarismus unseres Unrechtstaat nicht vorführen. Siehe auch Aya Velàzquez ([email protected]). 

Franz Bettinger

1. Oktober 2024 10:32

CJ Hopkins Plädoyer: Meine Damen und Herren, ich bin CJ Hopkins, preisgekrönter Dramatiker, Autor und politischer Satiriker. Ich wohne seit 20 Jahren in Berlin. Mein Werk wird von hunderttausenden Menschen auf der ganzen Welt gelesen. Seit über dreißig Jahren schreibe und spreche ich mich gegen Faschismus, Autoritarismus, Totalitarismus usw. aus. Jeder kann im Internet suchen, meine Bücher finden, die Kritiken meiner Stücke lesen, meine Essays lesen und in fünf Minuten erfahren, wer ich bin und welche politischen Ansichten ich habe. Und dennoch werde ich von den deutschen Behörden beschuldigt, Pro-Nazi-Propaganda zu verbreiten. Ich werde dessen beschuldigt, weil ich zwei Tweets gepostet habe, in denen ich die offizielle Corona-Erzählung in Frage gestellt habe, und die neue, aufkommende Form des Totalitarismus, die sie hervorgebracht hat – d.h. die sogenannte „neue Normalität“ – mit Nazi-Deutschland verglichen habe. ff 

Franz Bettinger

1. Oktober 2024 10:39

Hopkins (2): Lassen Sie es mich klarstellen. Das habe ich getan. Im August 2022, als Deutschland darüber debattierte, ob die Maskenpflicht beendet werden sollte, habe ich diese zwei Tweets gepostet. Ich habe die offizielle Corona-Erzählung in Frage gestellt. Ich habe die „neue Normalität“ mit Nazi-Deutschland verglichen. Das habe ich mit dem Bild vom Cover meines Buches gemacht. Ich habe getan, was nach deutschem Recht jeder tun darf. Ich habe getan, was Karl Lauterbach getan hat, was Prominente wie Jessica Berlin getan haben. Ich habe getan, was führende deutsche Zeitungen und Zeitschriften getan haben. / Vor einigen Monaten haben Stern und Der Spiegel Covers ihrer Zeitschriften mit Hakenkreuzen veröffentlicht. (hold up images) Das Spiegel-Cover zeigt genau dasselbe künstlerische Konzept wie das Cover meines Buches und meiner Tweets. Der einzige Unterschied ist, dass das Hakenkreuz auf dem Spiegel-Cover hinter einer deutschen Flagge ist, während das Hakenkreuz auf meinem Cover und in meinen Tweets hinter einer medizinischen Maske ist. Das ist der einzige Unterschied. ff

Laurenz

1. Oktober 2024 11:00

@Franz Bettinger ... Widerspreche. Wie nannte man denn früher das DDR-Regime? Genau, man nannte es DDR-Regime. Gescheiterter real existierender Sozialismus war schon der Worte zu viel. Diese ganze Suche nach populistisch wirksamen Begrifflichkeiten ist vergebliche Liebesmüh', solange keinem von uns ein Jahrhundert-Geniestreich einfällt. Entweder bleibt man beim DDR-Regime ((Brand-)Mauer-Staat) oder erneuert (im Update) auf das BRD-Regime.
@RMH ... Ihr erster Beitrag ging in die richtige Richtung, wobei Sie den Zustand der Volkspsyche unterschätzen. Das wenige, was überhaupt an geistigem Nationalsozialismus historisch quellenkundig gemacht werden kann, wurde nur etabliert, um eine depressive Volkspsyche in eine mehr optimistische, selbstbewußte zu verwandeln. In China leben 1.379.999.980 Nazis, 20 Mio. Uiguren & 20 Dissidenten. Und? Interessiert keine Sau. Wir müssen einzig das vertreten, was wir wollen. 1. Mehr Souveränität 2. mehr völkische Selbstbestimmung. Wobei wir bei Punkt 2. schon wieder debattieren müssen. Rechte machen es sich hier gerne zu einfach.

Artabanus

1. Oktober 2024 11:26

Egal wie unzutreffend, der Begriff 'Faschismus' wird allgemein als Synonym für Nationalsozialismus bzw. Hitlerismus benutzt. Und tatsächlich versuchen Altparteien und Hauptstrommedien und der Rest des Machtapparats, die AFD mit der NSDAP gleichzusetzen und sind damit leider auch ziemlich erfolgreich. Dass diese bösartige Gleichsetzung keinem historischen Vergleich standhält, ist offensichtlich und bedarf keiner großen Diskussion. Die Agenda der sogenannten 'Transformation' ist vorgegeben und wird Punkt für Punkt umgesetzt, gnadenlos. Abweichungen davon sollen mit allen, wirklich allen Mitteln verhindert werden. Genau das ist der Grund für die Hysterie hinter dem 'Faschismusalarm'.

MARCEL

1. Oktober 2024 11:38

Aus teilnehmender Distanz verfasster, bewegt-bewegender Beitrag!
Um nicht zu verzweifeln, gilt es m. E., sich klarzumachen: Parteiarbeit (AfD) ist ein "Frontabschnitt", der dazu dient, die Aufmerksamkeit/Emotionen des Gegners zu binden, abzunutzen, zu ermüden - nicht mehr, aber auch nicht weniger. Das Gesagte ist klar auf die aktuellen Umstände bezogen, nicht auf eine idealisierte ehemalige BRD, wo es noch nach Recht und Gesetz zuging. Mehr ist hier nicht zu erwarten. Es kehrt nichts zurück!
Denn: Während in den Parlamenten gestritten, in Talkshows gequasselt und auf Bühnen gesungen etc. etc. wird, verändert sich die soziokulturelle-ethnische Basis jeden Tag mehr und mehr hin zum point of no return. Oder kürzer: Die Sintflut war schon! (Eine S-Bahnfahrt reicht als Anschauung.)
Daher: Neben AfD muss die Pflege des kulturellen Eigenwerts einer Minderheit treten. Sie darf sich dabei nicht schämen, Minderheit zu werden. Sie muss, vom deep state so unbeachtet wie unbeeindruckt, in vielen unauffälligen, unpolitischen lokalen Zirkeln u. Gruppierungen ihr Selbstbewusstsein pflegen u. tradieren, nicht vor-politisch, sondern bereits nach-politisch! Es ist eine stille, beharrliche Pionierarbeit, die durchaus einen anarchischen Zug hat, wie es z.B. die Sezession lange vor Auftauchen der AfD getan hat (für mich immer noch ihre beste Zeit).

Umlautkombinat

1. Oktober 2024 12:09

Der letzte Vorschlag von @Bettinger trifft so ziemlich mein Herangehen. Als Ossi habe ich das gekruemmte Wegzucken von Westdeutschen vor 'Nazi'- und 'Faschist'-Anwuerfen  schon immer seltsam gefunden. Jahrelang eher amuesiert, da das soweit weg von meinem Selbstbild ist, dass ich das eigentlich "nicht einmal ignorieren" kann. "Als Ossi" heisst hier wohl auch einmal Ausdruck dieses fremden Wesens durch ein ganz konkretes Beispiel. Das Schulterzucken statt dem Hang zu Selbstgeisselung; dazu haben hier naemlich viel mehr Leute als im Westen.
 
Es ist "totalitaer", das ist der Punkt, und den greife ich ohne Umweg ueber den Nazi auf, den ich dann bei Bedarf allerdings auch schnell als Vorlaeufer aus der Tasche ziehe. Das moegen Linksgruene gar nicht, die Parallelen sind viel zu schlagend, als dass sie spurlos an ihnen vorbeigingen. Gruene hatten schon immer einen Hang zu autoritaeren Dingen ("Oberlehrer"-Mentalitaet). Das ist ihr Grundcharakteristikum, welches voellig unabhaengig von ihren angeblichen anderen Inhalten (die koennten sich genauso aus Kartenspielliebhabern entwickelt haben), und das ist der geeignete Boden fuer die Steigerung zum Totalitaeren.
 
Hopkins war waehrend Corona uebrigens oft sehr lesenswert. U.a. auch wegen des Herausschaelens des Totalitaeren unter den Phrasen.

Majestyk

1. Oktober 2024 12:12

@ RMH:
Sie treffen genau den Punkt. Warum sollte man sich Begriffen oder Definitionen bedienen, die von Links geschaffen oder geprägt wurden und damit deren Sichtweise übernehmen? Man übernimmt ja schließlich auch nicht deren Gendersprech. Genauso abenteuerlich finde ich es,links mit progressiv gleichzusetzen. Die Erfindung des Automobils oder der Waschmaschine war progressiv, ganz sicher nicht die Etablierung linker Ideenwelt.
Nicht nur aus diesen Gründen finde ich es unsinnig, Faschismus aus einer rechten Postion als Erblast anzuerkennen, nur weil Linke unfähig sind, das Wort Nationalsozialismus vollständig auszusprechen, aus Angst vor der verwandtschaftlichen Nähe. 
Ich finde es zudem interessant, daß auch Sie Parallelen zwischen Teilen des rechten Lagers und links sehen. Persönlich finde ich ja, daß auch viele Rechte im Kollektiv und absolut denken, nur eben anders interpretiert. Mit Zwang kann ich z.B. weder beim Thema Impf- noch Wehrpflicht etwas anfangen. Meiner Meinung nach schließen sich nationales und liberales bzw. libertäres Denken nicht kategorisch aus. Sozialismus und Sozialdemokratie gibt es m.E. schon genug, da braucht es keinen Überbietungswettbewerb von rechts.

Majestyk

1. Oktober 2024 12:24

@ Umlautkombinat:
Totalitäres Denken bestimmt definitiv unsere Zeit. Ist auch fast egal, wohin man schaut, überall nur dieses "wer nicht für uns ist, der muß gegen uns sein".

Maiordomus

1. Oktober 2024 13:14

Zu oben: gut, dass man sich hier auf den Begriff des Totalitären geeinigt hat, womit zumal der totale Anspruch an die menschliche Person gemeint ist, ohne Rücksicht auf den Freiraum der Gewissensentscheidung und auf der Basis einer absoluten politischen Rechthaberei. Davor sollten wir uns bei aller Wünschbarkeit einer klaren Linie hüten. Eher schon wissen wir, was ganz bestimmt falsch ist, siehe das Gesetz über die jährliche Geschlechterwahl und dergleichen. Auch verlangt die Bergpredigt von uns nicht, auf das Abschliessen von Haustüren zu verzichten usw.
"Rechts" nach Pufendorf. Sein Naturrecht beruht auf einem Ausgleich von Rechten und Pflichten, wirkte auf den in der Schweiz und in den Niederlanden wirkenden Franzosen Barbeyrac mit Einfluss auf die Gemässigten der Franz. Revolution und sowieso Monarchisten. Zu den unentbehrlichen Pflichten gehört Vaterlandsliebe und Wehrpflicht vor Ort, auch einander helfen, vgl. die altisländische Graugansverfassung mit z.B. Feuerwehrpflicht und Solidarität zur Unterstützung der Brandgeschädigten beim Wiederaufbau ihres Heims usw. Dasselbe gilt für den Kampf mit den Elementen; dazu gibt es noch eine Pflicht zur Geselligkeit u. vieles andere, was das Zusammenleben erleichtert, so gute Nachbarschaft usw..    

Le Chasseur

1. Oktober 2024 14:02

@Majestyk
"Ist auch fast egal, wohin man schaut, überall nur dieses "wer nicht für uns ist, der muß gegen uns sein"."
"Every nation, in every region, now has a decision to make. Either you are with us, or you are with the terrorists." -George W. Bush, 21.09.2001

tearjerker

1. Oktober 2024 14:19

Md hat auf den PR-Coup hingewiesen, der es der vereinigten Linken erlaubt, Konkurrenten um Posten und Budgets als Feinde hinzustellen. Konflikte in der Sache sind fast Fehlanzeige, die Programmatik austauschbar. Die 'nationaldemokratische Linke' kann das nicht auflösen, weil sie dafür neue Begriffe gegen ihr Selbstverständnis setzen müsste, die sie dazu von ihrem nach links gedrehten Publikum entfernen würde. Vertrackte Angelegenheit.

Franz Bettinger

1. Oktober 2024 14:54

Allein der Titel von CJ Hopkins’ neuem Buch ist genial und sagt alles: „The Rise of The New Normal Reich“. 

Gustav

1. Oktober 2024 15:50

1.
Als Ungarns junge, rechte Fidesz-Partei in den späten 90er und frühen 2000er Jahren mit ihrem eigenen tief verwurzelten linken postkommunistischen "tiefen Staat" konfrontiert war, reagierte sie mit einer brillanten Strategie der parallelen Organisierung. In dem Bewusstsein, dass das ungarische bürgerliche Leben von den Kommunisten systematisch korrumpiert und zerstört worden war und das Volk atomisiert und entmutigt zurückblieb, wandte sich die Partei bewusst von der "hohen" Politik ab und gründete die sogenannte Bewegung "Bürgerkreise".
Diese Civic Circles-Bewegung konzentrierte sich auf die Gründung von Gemeindeorganisationen im ganzen Land, um Menschen in bürgerschaftlichen Basisaktionen, Freiwilligenarbeit und Bildung in praktischer Selbstverwaltung zusammenzubringen. Die Ortsgruppen der lokalen Freiwilligen sammelten Müll und halfen bei der Kinderbetreuung. Sie gründeten parallel neue Bildungs- und Medieninstitutionen und boten Foren für intellektuelle Diskussionen. Sie förderten Kunst und Kultur, die Nationalstolz und konservative Werte feierten, und dienten als Mäzenatennetzwerk, um vielversprechende junge Talente in der gesamten Gesellschaft zu fördern.

Gustav

1. Oktober 2024 15:56

2.
Auf diese Weise gelang es dem Fidesz, eine völlig neue Machtbasis an der Basis in der ungarischen Arbeiter- und Mittelklasse aufzubauen, die er dann leicht einbeziehen und für politische Massenaktionen mobilisieren konnte. Seitdem hat sie politische Erdrutschsiege errungen. Die Partei eroberte erfolgreich die institutionellen Hochburgen des postkommunistischen Regimes, kehrte die kulturelle Hegemonie der Linken um und verwandelte Ungarn sogar in eine Art Leuchtturm für verzweifelte Konservative auf der ganzen Welt. All dies wurde jedoch durch eine Strategie der vorpolitischen Organisierung von Gemeinschaften erreicht, die eine Grundlage paralleler gesellschaftlicher Macht und Legitimität schuf.
Anstatt innerhalb der Beschränkungen eines Staatsapparats zu arbeiten, der von seinen Feinden kontrolliert wird, schwenkt eine dissidente Opposition um, um direkt auf die Ebene des Volkes zurückzukehren. Es baut ein Netzwerk von Gemeinschaftsinstitutionen auf, die sich nicht auf offene politische Aktionen konzentrieren, sondern auf den Aufbau von Gemeinschaften selbst: Menschen zusammenzubringen und wirklich daran zu arbeiten, ihnen zu helfen. Auf diese Weise fördert sie eine widerstandsfähige Machtbasis der Klienten an der Basis und baut direkt die Legitimität der Bevölkerung auf. Irgendwann wenden sich immer mehr Menschen eher an dieses Netzwerk, um Unterstützung und Schutz zu erhalten, als an den Staat. Sie übertragen dann ihre Loyalität entsprechend. Irgendwann hat der parallele Schattenstaat plötzlich mehr Legitimität als der Staat.

Majestyk

1. Oktober 2024 16:01

@ Le Chasseur:
Eben. So betreiben ja auch die USA gefühlt seit Urzeiten Außenpolitik, nicht erst seit 9/11, und da wundert sich so mancher Amerikaner, daß er im Ausland gar nicht so beliebt ist.
Ich mag ja naiv sein, aber mit der Einstellung kann man weder innerhalb einer Gesellschaft zusammenleben, so können auch Nationen nicht kooperieren.
@ Umlautkombinat:
Ich finde, daß gerade die Linksgrünen eine Art Spiegelbild der Nationalsozialisten sind. Nur erscheint in einem Spiegel alles seitenverkehrt. Auf ihre verzerrte Art huldigen die Grünen auch einer Blut- und Bodentheorie. Nur eben mit Erniedrigung des Eigenen statt Überhöhung und ein Raum braucht Volk, statt ein Volk braucht Raum. Selbst so ein Unsinn wie die Deutsche Physik findet sich verzerrt in deren Bilderstürmerei.

RMH

1. Oktober 2024 17:55

"Fakten, welche die Linke fürchtet wie der Teufel das Weihwasser.  https://www.achgut.com/artikel/warum_erst_jetzt_herr_oezdemir"
Diese offene Brief des Vaters einer ermordeten Tochter sollte nicht als Debattenzitat hier untergehen, er sollte an geeigneter Stelle deutlich veröffentlicht werden.
@all, bitte weiter verbreiten. Herzzerreissend. Rund 300 Eltern, die sich beim Verfasser gemeldet haben und denen das gleiche Schicksal wiederfahren ist. Alles totgeschwiegen, alles "nur Einzelfälle".

Oberlausitz

1. Oktober 2024 18:27

@Liselotte "Faschismus-Tourette"
Was den Herrschaften von der Antifa fehlt, ist eine leibhafte Anschauung dessen, was sie immer heraufbeschwören. Die Begegnung mit einer braven Pegida und AfD kann ihnen dies auf keinen Fall vermitteln. Deshalb sind sie auch so "heldenmutig" frech. Über die Umgangsformen des von ihnen herbeihalluzinierten Gegners auf den Straßen Italiens in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts gibt der Roman "M" von Antonio Scurati sehr gute Auskunft. Die Lektüre des ersten Bandes genügt.

Laurenz

1. Oktober 2024 19:07

@Oberlausitz @Liselotte ... Jeder historisch Interessierte weiß, was die gewalttätige Eskalation mit der Linken für jegliche politische Strömung bedeutet. Das ist der Grund, warum die heutige Rechte sie völlig vermeidet. Antifa-Zentren abzufackeln wäre ein Leichtes. Wir tun es nicht aus gutem Grund.
@RMH ... Herzlichen Dank für Ihre Unterstützung. Als ich den Brief mit dem dazugehörenden Bild & der Bildquelle las, blieb mir fast das Herz stehen.

Hesperiolus

1. Oktober 2024 19:19

@ Majestyk - Das mit der obenhin selbstverständlich absurden „Deutschen Physik“ hat freilich auch eine andere, hintergründigere Seite. Die kulturellen Ausprägungen „naturwissenschaftlicher“ Erkenntnisse samt ihren technischen und gesellschaftlichen Folgewirkungen sind nicht beiseite zu tun. Versprachlichung und Ästhetik. Von Spengler her die „faustischen“ Wissenschaften gegen die magischen und anderen gehalten. Zu den Weltbildwirkungen etwa die Darwinrezeption in Ostasien. Oder der slawische Kosmismus. - Halte die angelsächsische, mit einer nicht zu nennenden Komponente einhergehende, hegemoniale Ausprägung des wissenschaftlichen Universalismus für einen wesentlichen Teil der Weltbewußtseinskatastrophe.

Adler und Drache

1. Oktober 2024 19:27

@ Majestyk
Das meinte Nietzsche, als er schrieb "Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehn, daß er dabei nicht zum Ungeheuer wird. Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein." 
Die zwanghafte Fixierung auf ein Negativbeispiel löst eine Anpassung und Wiederholung dieses Beispiels aus, wenn auch - wie Sie richtig feststellen - gleichsam spiegelverkehrt. Es gab diese kleine Karikatur, in der ein Schlapphutträger mit Sonnenbrille einem daherkommenden Mann sagt: "Wir haben jetzt eine Liste, auf der wir alle erfassen, die im Verdacht stehen, faschistisches Gedankengut zu hegen", woraufhin der Passant sagt: "Aber ist nicht gerade das eine faschistische Methode ..." - und prompt kommt er auf die Liste. 
Das aus den 68er-Generation erwachsene Politkartell ist heute jedenfalls wesentlich näher an diesem Abgrund als wir Rechten. Ich hoffe, dies ist uns eine Lehre, auf dass wir nicht denselben Fehler machen und uns am Ende wiederum in Abziehbilder derer verwandeln, gegen die wir heute aus guten Gründen ins Feld ziehen.  
 

Majestyk

1. Oktober 2024 19:52

@ Gustav:
"Es baut ein Netzwerk von Gemeinschaftsinstitutionen auf, die sich nicht auf offene politische Aktionen konzentrieren, sondern auf den Aufbau von Gemeinschaften selbst (...)"
Ähnlich wie bei der Arbeiterbewegung mit ihren Vereinen im 19 Jh. Dazu müßte man aber mal raus aus dem digitalen Hamsterrad und rein ins analoge Leben mit Wänden ohne Ohren. 

Olmo

1. Oktober 2024 20:09

@Oberlausitz
Ein Professor aus Bologna kommentierte irgendwann einmal im Corriere della Sera spöttisch, daß all die öffentlichen Bekenntnisse zum Antifaschismus, die linken Aufmärsche usw. gute Indizien dafür seien, daß vom Faschismus keine Gefahr mehr ausgehe. 

Laurenz

1. Oktober 2024 20:26

@Olmo @Oberlausitz ... ob dem Professor aus Bologna sein Landsmann, der linke Literat Silone bekannt war?

RMH

1. Oktober 2024 20:31

Zu den ganzen Faschismus-Sirenen fällt mir eine nunmehr fast 30 Jahre alte Aufnahme ein:
We live in the age of the asshole

Maiordomus

1. Oktober 2024 21:04

29. April 2024: Predigt mit Bezug auf die Sitzung des Landtages von Thüringen mit Hinweis auf den "Respekt vor dem Alter". Hielt es nicht für möglich, dass es eine solche Predigt in einer deutschen katholischen Kirche noch gibt. Fast hätte er, falls er es gekannt hätte, noch vom "bösesten Recht" beim Schweizer Friedensheiligen Bruder Klaus gepredigt. Kann leider die Predigt, im Internet schaltbar, nicht näher angeben, vielleicht kann es ein anderer. 

hinzundkunz

1. Oktober 2024 21:30

Graf Schwerin:"Ich dachte an die vielen Morde."
Freisler: "Sie sind ja ein schäbiger Lump!"

https://www.youtube.com/watch?v=D3qsImhAswo

Eine Assoziation, die sich einfach aufdrängt, wenn man die Kälte und Unmenschlichkeit der Protagonisten, die bei der fanatischen Durchsetzung ihrer Ideologie (Inverser Faschismus?) bedenkt, wenn sie Kritiker der massenhaften  Morde- darunter viele Kinder- zum Schweigen bringen wollen und z.T. auch noch beschimpfen. Manchmal klingen sie Freisler nicht unähnlich.
Nicht von ungefähr haben sie oft Nazitäter als Vorfahren. Beispiele spare ich mir lieber- sind ja bekannt. Interessant dabei die psychologischen Mechanismen wie Projektion, Schuldumkehr und sadomasochistische Triebstruktur.

Franz Bettinger

2. Oktober 2024 09:21

Kernstück aus Hopkins’ Plädoyer: 2020 riefen die deutschen Behörden einen nationalen Ausnahmezustand aus, für den sie keine konkreten Beweise vorlegten, und setzten die verfassungsmäßigen Rechte außer Kraft. Das hat Nazi-Deutschland auch getan. Von 2020 bis 22 zwangen die Behörden die Menschen, Symbole ihrer Konformität mit der offiziellen Ideologie zu tragen und öffentliche Rituale der Loyalität durchzuführen. Das haben die Nazis auch getan. Die deutschen Behörden haben Proteste gegen ihre willkürlichen Erlasse verboten. Mithilfe der Medien bombardierten sie die Massen mit Lügen & Propaganda, die die Öffentlichkeit terrorisieren und zu gedankenlosem Gehorsam zwingen sollten. Sie trennten die Gesellschaft danach, wer der offiziellen Ideologie entsprach, und wer nicht. Sie zensierten politisch Andersdenkende. Sie haben Menschen ihrer Arbeitsplätze beraubt, weil sie sich weigerten, sich der offiziellen Ideologie anzupassen und sinnlosen Befehlen zu folgen. Sie haben Massenhass gegen eine „Sündenbock“-Klasse von Menschen geschürt. Sie haben Kritiker der Regierungs-Verordnungen dämonisiert und verfolgt. Sie schickten Polizisten, um sie zu brutalisieren. Sie instrumentalisierten das Gesetz, um Dissidenten zu bestrafen. Nazi-Deutschland hat all das auch getan, wie die meisten anderen totalitären Systeme. 

Maiordomus

2. Oktober 2024 09:47

@1. Okt. 21.04 Die von mir genannte eindrücklichste im Internet dieses Jahr verbreitete Predigt wurde natürlich am 29. September, dem Tag des heiligen Erzengels Michael, von einem katholischen älteren Priester gehalten. Freilich nicht vordergründig politisch, zum allerhöchsten Teil spirituell. Wäre dankbar, jemand könnte die genauen Internet-Daten dieser Predigt angeben, damit sie von den hier Eingeloggten zur Kenntnis genommen wird. Die Kritik war grösstenteils indirekt, es bleibt dabei, dass sich eine Predigt, auch wenn man sie gutheisst, als politisches Plädoyer an sich schlecht ist. Wäre noch am Echo des Herrn @L interessiert, aber nicht mit herkömmlichen Klischees, auch von Frau @Monika, die ich leider vergangenes Wochenende nicht treffen konnte. 

Maiordomus

2. Oktober 2024 09:49

@Bosselmann. Würde mich nicht wundern, dass sie für das Abspielen des Identitären-Videos hätten Ärger bekommen können. Haben Sie das an einem öffentlichen Gymnasium gemacht? 

Le Chasseur

2. Oktober 2024 10:08

@Maiordomus
"Wäre dankbar, jemand könnte die genauen Internet-Daten dieser Predigt angeben, damit sie von den hier Eingeloggten zur Kenntnis genommen wird."
Dazu müsste man wissen, wo oder von wem die Predigt gehalten wurde. Katholische ältere Priester gibt es mehrere. ;-)

Laurenz

2. Oktober 2024 10:14

@Hinz&Kunz ... Warum bleiben Sie nicht bei dem, was Roland Freisler tatsächlich war? Genau, ein Jurist. Meine Befürchtung ist es, daß Freisler eher Symptomatik & weniger eine Ausnahme unter den historischen & gegenwärtigen Juristen Deutschlands darstellt. Das hat vor allem mit der Herkunft unseres Rechtswesens aus dem imperialen Römisch-Katholischen Kirchenrecht zu tun, welches nur hier & da auf politischer Ebene durch föderales Germanisches Recht unterbrochen wird. Nur unser Staatsrecht garantiert den völlig überflüssigen Juristen einen völlig unnötigen Staat im Staate, der grundsätzlich im Strafrecht zwischen Täter & Staat klärt & nicht zwischen Täter & Opfer, letzteres nur Sinn ergibt. Ihr Debattenansatz gibt Freisler im nachhinein auch noch Recht, starb er doch im Februar '45 durch einen alliierten Bombenangriff & hat, nach Ihrer Sicht der Dinge, durch seine linken Nachfolger in der Justiz Rechtfertigung gefunden. Sie glauben doch nicht allen Ernstes, daß auch nur die Hälfte aller depperten Linken wissen, wer Roland Freisler überhaupt war, gemäß dem Motto, Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich oft.

FraAimerich

2. Oktober 2024 10:22

@Maiordomus  -  Meinen Sie diese Predigt von Pater Franz Maria Schwarz - Priorat St. Wigberti in Werningshausen / Thüringen?

Umlautkombinat

2. Oktober 2024 10:36

@Maiordomus
 
Fuer eine Hilfe zur Suche muessen Sie mehr Fleisch liefern. Wo haben Sie das Video her, ist die Quelle oeffentlich zugaenglich (link, offener Telegramkanal, was auch immer)? Dann kann man ueber Informationen zum Veroeffentlicher, Bildersuche, Wortlaute, Inhalts- moeglicherweise Stil- und Sprachanalyse,  indirekten geographische Verortungshilfen aus dem Bildmaterial, usw. unter Umstaenden (!) den genauen Ursprung feststellen. Bis jetzt haben wir nur Datum und aelterer Priester, generelle Sprache wahrscheinlich Deutsch. Das genuegt nicht.

Diogenes

2. Oktober 2024 10:41

@hinzundkunz
 
Wenn Sie schon das Sittliche; das Recht und den Anstand, also die Moral als Gefühl von dem was Gut/Böse im Volke ist, als Argument für die eigene Sache zu Felde führen, sollten Sie sich auch in Ihrem Beispiel rückversichern bzgl. dem, was uns Deutschen vorgesetzt und im Schulkörper gelehrt  wird; das was Sie als Schlussfolgerung bzgl. Freisler-Schwerin anführen ist in seiner volkspsychologischen Dimension zu hinterfragen (die Phänomenologie der Fremdinjektion "Ihr Deutschen seid die Bösen" die von Nürnberg 1946 ausgeht, welche die antideutsche Negativauslese der Gegenwart in der Staatsführung säugt). Die Dogmatik des Nürnberger Diktats (das vom Feindgericht Einbetonierte) geht in jedem Fall bei Organisation von Staat und Volk, der Reichsführung und sämtlichen Gesetzen und Handlungen 1933-1945 als "Das Böse" (die Unmoral, jene, denen man nicht folgen soll) aus und eben jene Feindmächte und deren Kollaborateure werden grundsätzlich als "Die Guten" verherrlicht und sind nicht infrage zu stellen (wie das von Schwerin gemeinte).
 
Das Argument was wir als stolze Deutsche die sich ihres Volkes bewusst sind anzuführen haben und was  eben von jener Moral handelt, mit der der politische Gegner als eigentlicher Täter in seinen Zurufen "Haltet den Dieb!" (Agiprop) von den eigenen Verbrechen, dem eigenen Diebstahl (wie in jüngst im Thüringer Demokratieschauspielhaus), ablenken will, ist richtig, aber Ihr Beispiel an Hand von Schwerin finde ich falsch. 

Ekstroem

2. Oktober 2024 13:10

Danke für den guten Artikel. Ein Satz ist mir als fragwürdig aufgefallen: "Zweifellos ist `Schindlers Liste` ein famoser Spielberg-Film." Die veraltete Bedeutung von famos ist "berüchtigt, verrufen". In dem Sinne ist der Film famos. Spielberg ist eine typische Hollywood-Größe voller Haß auf die Deutschen und alles Deutsche.

RMH

2. Oktober 2024 14:49

"Spielberg ist eine typische Hollywood-Größe voller Haß auf die Deutschen und alles Deutsche."
Ich glaube nicht, dass er hasst. Als Erfolgsfilmemacher wusste er aber,
a) dass so einen Film viele Menschen ansehen werden, auch die Deutschen.
b) dass bei diesem Thema ihm, dem Massenunterhalter und Mr. Blockbuster, der Academy Award nicht verwehrt werden kann. So ist es dann auch bekanntermaßen eingetreten (Oscar Regie und bester Film).
Der Autor N. Finkelstein würde es evtl. als kleinste, denkbare Variante seiner "Holocaust-Industrie" sehen (keine Ahnung, stehe nicht in Kontakt mit dem Autor, war nur eine Vermutug von mir). Man nutzt das Menschheitsverbrechen für die eigene Karriere aus.

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