Ein Wahlsieg für die Reconquista

Am 29. September wurde Geschichte geschrieben. Die FPÖ hat mit über 28,9 Prozent der Stimmen den ersten Platz errungen. Erstmals in der Geschichte der 2. Republik steht keine der beiden (ehemaligen) Volksparteien am Siegerpodest. Ein altes Kapitel der Republik endet.

Martin Sellner

Martin Sellner ist Kopf der österreichischen Identitären Bewegung.

Her­bert Kickl hat dazu das bis­he­ri­ge Rekord­ergeb­nis von Jörg Hai­der von 26,91 % im Jahr 1999 klar über­trof­fen. Die FPÖ färb­te zahl­rei­che Bun­des­län­der und Gemein­den blau. Die Mehr­heit der Erwerbs­tä­ti­gen, der Jugend und vor allem der Arbei­ter (50 %) wähl­te Her­bert Kickl. Die letz­ten Hoch­bur­gen der Sys­tem­par­tei­en sind wie immer die Pensionisten.

Die Lage für den blau­en Befrei­ungs­schlag war denk­bar gut. Die ÖVP ist in einer unbe­lieb­ten Koali­ti­on mit den Grü­nen ver­strickt. Karl Neham­mer reicht nicht annä­hernd an das For­mat von Sebas­ti­an Kurz her­an. Die lin­ke Oppo­si­ti­on ist dazu gespal­ten. Nach einem zähen par­tei­in­ter­nen Rin­gen setz­te sich der Salon­mar­xist Babler gegen den Sozi­al­pa­trio­ten Dosko­zil durch. Dazu bestehen mit der neu erstark­ten KPÖ, der Sati­re­par­tei “Bier” und der Lis­te “GAZA” Kon­kur­renz­pro­jek­te im eige­nen Wäh­ler­mi­lieu. Das Ergeb­nis sind für die SPÖ kata­stro­pha­le 21,1 % . Wei­te­re Details ana­ly­sie­re ich in die­sem Video.

Die FPÖ konn­te vor allem von frü­he­ren Nicht­wäh­lern und ehe­ma­li­gen ÖVP-Wäh­lern pro­fi­tie­ren. In der his­to­risch größ­ten Wan­de­rung von ÖVP zu FPÖ wech­sel­ten rund 443.000 ehe­ma­li­ge Sebas­ti­an-Kurz-Wäh­ler die Sei­ten. Die Volks­par­tei ist wie­der dort, wo sie vor der Ära des geschaß­ten Aus­nah­me­po­li­ti­kers war und wohl in Zukunft blei­ben wird: hin­ter den Frei­heit­li­chen. Nur die Insze­nie­rung eines Kopf-an-Kopf-Ren­nens durch mut­maß­lich fri­sier­te Umfra­ge­wer­te hat wohl über­haupt die ÖVP auf 26,3 % gehievt. Ein Minus von 11,2 % im Ver­gleich zu 2019 wiegt den­noch schwer.

Zusam­men mit der FPÖ könn­te den­noch eine sta­bi­le Mehr­heit gebil­det wer­den. In die­ser Blau­schwar­zen Koali­ti­on müß­te sich die ÖVP jedoch mit der Rol­le des Juni­or­part­ners zufrie­den­ge­ben. Eine Zusam­men­ar­beit mit Her­bert Kickl haben jedoch sowohl Neham­mer als auch Babler aus­ge­schlos­sen. Wie die AfD in Thü­rin­gen, so wird wohl auch in der Alpen­re­pu­blik die stärks­te Kraft durch eine Koali­ti­on der Ver­lie­rer von der Macht ferngehalten.

Eine gro­ße Koali­ti­on zwi­schen ÖVP und SPÖ hät­te eine knap­pe Mehr­heit und wird der­zeit von den meis­ten Beob­ach­tern erwar­tet. Vor­her kommt es aber zu zähen Koali­ti­ons­ver­hand­lun­gen, die der FPÖ zahl­rei­che Mög­lich­kei­ten zur Ent­lar­vung des geg­ne­ri­schen Par­tei­en­kar­tells bie­ten. Ein Anstieg in den Umfra­ge­wer­ten über 30 % ist wahr­schein­lich und wird als wei­te­rer Unstern über der Ver­hin­de­rungs­ko­ali­ti­on der Ver­lie­rer schweben.

Nur wenn in SPÖ und ÖVP jeweils Palast­re­vol­ten statt­fin­den und die der­zei­ti­ge Spit­ze durch koali­ti­ons­be­rei­te Kan­di­da­ten ersetzt wür­de, wäre eine Koope­ra­ti­on mit der FPÖ denk­bar. Davon ist wohl nicht auszugehen.

Die­ses Ergeb­nis ist jedoch nicht das schlech­test­mög­li­che. Wäre die FPÖ auf Platz 2 gelan­det, hät­te sich die Kata­stro­phe von 2017 wie­der­ho­len kön­nen. Im schlimms­ten Fall wäre man, unter tau­send Distan­zie­run­gen, Abgren­zun­gen und mit einer Opfe­rung Her­bert Kick­ls als Juni­or­part­ner in die Regie­rung gegan­gen. Ein zwei­ter Platz hät­te den libe­ra­len Geg­nern Kick­ls, die dem Kurs von Nor­bert Hofer  nachträu­men, Muni­ti­on in die Hand gegeben.

Nor­bert Hofer, der nach sei­nem Erfolg bei den Prä­si­dent­schafts­wah­len 2017 neben Stra­che die FPÖ domi­nier­te, woll­te die Par­tei, ähn­lich wie heu­te Le Pen, „ent­dä­mo­ni­sie­ren“.  Unter sei­nem Ein­fluß distan­zier­te man sich von der Iden­ti­tä­ren Bewe­gung, feu­er­te Funk­tio­nä­re auf Zuruf der Pres­se und beauf­trag­te eine selbst­kri­ti­sche “His­to­ri­ker­kom­mis­si­on” zur Auf­ar­bei­tung der Par­tei­ge­schich­te. Dazu bie­der­te sich Nor­bert Hofer bei libe­ra­len Medi­en an. Wäh­rend er über die IBÖ gar nicht genug her­zie­hen konn­te, bekun­de­te er öffent­lich Ver­ständ­nis für „Black Lives Mat­ter“ und „Fri­days for Future“.

Die­se mut­lo­se Defen­si­ve war die Achil­les­fer­se der schwarz­blau­en Koali­ti­on. Die Leis­tun­gen des Vize­kanz­lers Stra­che gegen den UN-Migra­ti­ons­pakt und des Innen­mi­nis­ters Kickl gegen den Asyl­wahn ste­hen für sich. Doch im ent­schei­den­den Moment sieg­te die Mut­lo­sig­keit. Der Ibi­za­skan­dal feg­te Stra­che aus dem Amt. Die ÖVP for­der­te in der Fol­ge den Rück­tritt Kick­ls (wohl­ge­merkt kam ihnen kein Wort der Kri­tik gegen Nor­bert Hofer über die Lippen).

Die Par­tei opfer­te Kickl nicht und ver­ließ die Regie­rung. Das ret­te­te die FPÖ. Der lang­jäh­ri­ge Stra­te­ge im Hin­ter­grund trat nach vorn.  Er brach­te die Par­tei zurück auf einen muti­gen Kurs, frei von Distan­zie­rung und Defen­si­ve. In der Coro­na­kri­se bewähr­te sich Kickl als Freund der Stra­ße. Anders als die AfD-Spit­ze soli­da­ri­sier­te er sich mit der Pro­test­be­we­gung und trat sogar als Red­ner auf. Kickl zeich­net sich durch stra­te­gi­sche Bril­lanz und cha­rak­ter­li­che Sta­bi­li­tät aus.

Nach 5 Jah­ren der “Kick­lkur” macht der Ver­gleich sicher. Die FPÖ ist eine stär­ke­re, sou­ve­rä­ne­re, krea­ti­ve­re und sta­bi­le­re Par­tei als je zuvor. Sie wählt ihre Begrif­fe und Pro­gramm­punk­te selbst. Distan­zie­run­gen auf Zuruf der Pres­se fin­den nicht mehr statt. Auch die durch­schau­bar pri­mi­ti­ven Atta­cken vor der Wahl, von der RTL-Repor­ta­ge bei der IB-Demo bis zu einem angeb­li­chen “SS-Lied”, das bei einer Beer­di­gung gesun­gen wur­de, ver­puff­ten ohne Effekt.

Der Wahl­er­folg der FPÖ wiegt dop­pelt, weil er nicht durch Distan­zie­rung und Anbie­de­rung erkauft wur­de. Noch in der letz­ten Wahl­kampf­re­de vor einem rot-weiß-rot erleuch­te­ten Ste­phans­dom for­der­te Her­bert Kickl uner­schro­cken Remi­gra­ti­on – weni­ge Tage, nach­dem Trump das Wort in einem Post ver­wen­det hat­te. Sowohl Bloom­berg als auch die Washing­ton Post muß­ten kon­ze­die­rend ein­ge­ste­hen, daß die­ser Begriff von Öster­reich aus auch den eng­lisch­spra­chi­gen Raum beein­flußt. Vie­les davon ist auf Her­bert Kick­ls Mut zurückzuführen.Vor 5 Jah­ren im 2019 warb ich für Her­bert Kick­ls um Vor­zugs­stim­men.  Damals stand die Par­tei auf der Kip­pe. Hät­te sich Hofer durch­ge­setzt, wäre womög­lich das Ende der FPÖ als ech­te patrio­ti­sche Kraft für Remi­gra­ti­on gewe­sen. Kickl setz­te sich par­tei­in­tern durch und begann eine bei­spiel­lo­se Erfolgs­ge­schich­te. Von Wahl­sieg zu Wahl­sieg führ­te er die Par­tei ins Schicks­sals­jahr 2024.

Der letz­te gro­ße Sieg besie­gel­te, was 2019 begann. Kick­ls Stra­te­gie und die For­de­rung der Remi­gra­ti­on sind die neue Nor­ma­li­tät der Par­tei. Im Gegen­satz zum fata­len Schei­tern Éric Zemm­ours, das in Frank­reich den Kurs von Le Pen legi­ti­mier­te, bedeu­tet der 29.9. in Öster­reich auch einen Sieg der Recon­quis­tastra­te­gie. Ich füh­le mich auch in der Ent­schei­dung bekräf­tigt, kei­ne “iden­ti­tä­re Par­tei” zu grün­den, son­dern mein Enga­ge­ment wei­ter als Orga­ni­sa­tor, Akti­vist und Autor auf den meta­po­li­ti­schen Raum zu fokussieren.

Es besteht die Hoff­nung, daß der Sieg der FPÖ auch in Deutsch­land und der Schweiz Schu­le macht. Man kann Wah­len ohne Distan­zie­rung und mit Remi­gra­ti­on gewin­nen.  Jene, die ent­täuscht sind, daß die Sie­ge in Thü­rin­gen und Öster­reich nicht direkt zu poli­ti­scher Macht füh­ren, soll­ten die kon­ser­va­ti­ve Revo­lu­ti­on in Ungarn stu­die­ren. Orbáns umfas­sen­der Wahl­sieg 2010 bau­te para­do­xer­wei­se auf eine Wahl­nie­der­la­ge 2006 auf.

Hät­te er damals eine knap­pe Mehr­heit gewon­nen, gäbe es heu­te wohl kei­ne Oster­ver­fas­sung und kei­nen “natio­na­len Block”.  Sein Erfolg war mög­lich, weil er in dem Moment poli­ti­sche Macht erlang­te, als der meta­po­li­ti­sche Boden berei­tet war. Genau das muß die FPÖ jetzt tun. Der muti­ge, sou­ve­rä­ne Kurs muß fort­ge­setzt wer­den. Alter­na­tiv­me­di­en müs­sen gestärkt wer­den, patrio­ti­sche Frei­räu­me, Gegen­kul­tur und Theo­rie­bil­dung müs­sen geför­dert wer­den. Daß Her­bert Kickl nach sei­nem Wahl­sieg das ers­te Inter­view kei­nem Main­stream­m­e­di­um, son­dern dem Alter­na­tiv­sen­der Auf1 gab, ist ein Grund für Optimismus.

Ent­schei­dungs­trä­ger in der FPÖ haben in den letz­ten 5 Jah­ren den Par­la­ments­pa­trio­tis­mus abge­legt und den “Wahl­fe­tisch” über­wun­den. Die Wahl ist kein “magi­scher Akt”, der aus dem Nichts poli­ti­sche Macht pro­du­ziert. Sie ist eine Etap­pe in einem gro­ßen meta­po­li­ti­schen Rin­gen um den Dis­kurs, die Stra­ße, die Köp­fe und die Her­zen. “Das Herz sagt ja”, lau­te­te einer der über­ra­schend krea­ti­ven Wahl­slo­gans der Sie­ger­kam­pa­gne. Mein Herz sagt mir, daß wir nun die 1.403.497 Wäh­ler der FPÖ mobi­li­sie­ren und akti­vie­ren müs­sen.  Die Iden­ti­tä­re Bewe­gung steht in den Start­lö­chern. Nach einer Pha­se des tak­ti­schen Inne­hal­tens wol­len wir in den kom­men­den Mona­ten ent­schei­den­de Taten set­zen, die der Idee der Remi­gra­ti­on end­gül­tig zum Durch­bruch ver­hel­fen sollen.

Der 29. Sep­tem­ber war erst der Anfang. Ein neu­es Kapi­tel der Repu­blik beginnt.

Martin Sellner

Martin Sellner ist Kopf der österreichischen Identitären Bewegung.

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Kommentare (20)

Franz Bettinger

1. Oktober 2024 20:12

Besser als durch Kickl's erfolgreichen Kurs der Inklusion aller Eigenen (und auch der IB) hätte man nicht die Nutzlosigkeit der unter Distanzeritis leidenden AfD belegen können. Es ist höchste Zeit, diese Unverträglichkeits-Liste verschwinden zu lassen. Nebenbei ist die Liste inhuman, verwehrt sie doch einem Kerl sich zu ändern. Hat man nicht Fischer, Wagenknecht & Konsorten den Extremismus junger Jahre verziehen?! Und der Herr? Der soll sich über die Rückkehr eines verlorenen Sohnes angeblich mehr freuen als über die treu Gebliebenen. (Seltsame Geschichte, aber sie passt.) 

Parsifal

1. Oktober 2024 20:16

Die Feststellung, daß es keine Regierungsämter braucht kann man nicht hoch genug bewerten. Soll doch die ÖVP ruhig mit der SPÖ (evtl. plus NEOs) koalieren. Ihr Produkt ist einfach schlecht und die Fliehkräfte werden groß sein. Kickl ist noch jung, er kann in Ruhe abwarten. Die anderen Parteien sollen ihn bitten mit ihm zu koalieren, wer warten kann ist immer stark im Vorteil! 

das kapital

1. Oktober 2024 21:40

Historische Stunde ? Kannste knicken. Opposition ist Mist. Franz Müntefering. Ein Riesenerfolg bei den Wahlen sorgt nicht zwingend für eine bessere Politik. Vor einer Woche hat in Brandenburg Woidke mit SPD ein Riesenergebnis hingelegt. Das Brandenburg, das Potsdam, dass Herrn Sellner nun gerade ein bundesweites Einreiseverbot auferlegen wollte. Und nun, was folgt aus dem Wahlsieg ? Eine bessere Politik für Brandenburg sicher nicht, sondern ein weiter so. /// Ob sich die ÖVP zum Juniorpartner wird machen lassen, steht in den Sternen. Wenn man doch mit anderer Zusammensetzung Kanzler bleiben kann. Und gegen Herrn Kickl gibt es ja wohl auch ein paar Vorbehalte. Hofer in Reserve ? Der dürfte bei der ÖVP eher ankommen und hatte als Bundespräsidentenkandidat vor Jahren eine richtig gute Performance. /// Nun ist die Hoffnung von Ihnen, Herr Sellner, sich wieder mehr identitär betätigen zu können. Ganz so abartig, wie die Union in Deutsch-land ist die ÖVP ja nun nicht. Aber viel Spielraum wird die ÖVP auch euch weder als Seniorpartner (ohne FPÖ) noch als Juniorpartner (mit FPÖ) euch zugestehen. Ich kann euch und Ihnen ja nicht hinter den Schädel schauen. Ihr auf dem Brandenburger Tor Null Schaden, Klimakleber sechstelliger Schaden. Klingt bei euch nach harmloser Symbolpolitik.

Laurenz

2. Oktober 2024 05:56

@MS .. kann zwar Ihren Enthusiasmus verstehen, empfehle Ihnen aber mehr die Gelassenheit von Kickl, der ähnlich Krah, sich nur aufgrund von Fakten äußert & sich in Geduld übt. Das ist echter Konservatismus. Wenn Kickl das als opportun erachtet, kann Er mit der Personalie Fürst taktisch agieren. Bis auf Wagenknecht, hat die Linke solche Frauen mit Format, wie Fürst, schlicht nicht zu bieten. Die Mobilisierung der FPÖ-, bzw. AfD-Wähler für mehr, haben Sie nicht in der Hand. Hier überschätzen Sie Sich. Nur die persönliche Betroffenheit der Wähler, also verursacht durch desaströse linke Politik, hat Einfluß auf das Wählerverhalten. Die Ibiza-Affäre hat in einem anderen Maßstab viel deutlicher gezeigt, wo die Schwäche der Rechten liegt, im eklatanten Mangel an Geld. Diese klare Bekenntnis Straches muß man Ihm positiv anrechnen. Der politische Druck auf das teure Staatsfernsehen, bezüglich der Zwangsgebühren, ist enorm. Hier fehlt der Rechten trotzdem das Geld der Linken paroli bei den Alt-Wählern zu bieten, die zum Glück weniger werden.  https://www.tichyseinblick.de/feuilleton/medien/ard-zdf-rundfunkreform/

Maiordomus

2. Oktober 2024 09:14

Begriffe wie Reconquista sind unglücklich, wenn man nur schon die zwar unkompetente und klischeehafte Art bedenkt, wie heute nun mal die Kreuzzüge und der historische Kampf der Christentums mit dem Islam beschrieben wird, eine Situation, die der heutigen ideologischen Konstellation ohnehin nicht entspricht. Selber ärgere ich mich, wie MS in der Schweiz wieder  von der Mainstreampresse als "Rechtsextremist" vorgestellt wird, wiewohl er sich nie so aufgeführt hat wie Joschka Fischer oder einst SP-Präsident Wermuth. Man spricht von Einreiseverbot bei tausenden von einreisenden potentiellen Kriminellen und Sozialschmarotzern mit Asylanspruch. Dabei besteht in der Schweiz aus meiner Sicht nicht unbedingt Bedarf, von Herrn Sellner bezüglich ihrer Rettung beraten zu werden. Dies ändert nichts an der völlig ignoranten Einschätzung seiner Person. Fischer erhält für Vorträge übrigens Fr. 10 000.- und mehr, wenngleich in letzter Zeit auch nicht mehr gross gefragt.  Unvergesslich bleiben Vorträge von Lichtmesz und Sommerfeld in Aarau. Das stand nirgends in der Zeitung. So sollte man das wieder mal veranstalten. 

Maiordomus

2. Oktober 2024 09:17

@Bettinger. So viel ich weiss, gehört das Lambda-Emblem nicht zur Ausstattung der FPÖ und ist Herr Kickl auf keine Sorte von Chefideologen angewiesen. 

RMH

2. Oktober 2024 09:50

Es liegt auf der Hand, dass das österreichische Ergebnis von MS gefeiert wird. Nach jeder Feier kommt der Kater, kommt der Alltag. Wir werden sehen, ob und wie die zweiten Gewinner sich nun zusammenraufen, was sie liefern, was nicht und wie stabil die FPÖ wirklich bleibt (in der Vergangeheit war das durchaus ein Fahrstuhlverein). 
Ich würde zu dem Artikel sagen: Wiedervorlage im Jänner 25. 
In Sachsen hat die AfD - ohne Spektakel und Theaterdonner - es geschafft, dass zumindest ein AfDler im Landtagspräsidium sitzt (gewählt wohl auch mit Stimmen von Union und BSW). Das sind die leiseren, steten Tropfen, die den Stein hölen. Sollte man jetzt nicht überschätzen, aber eben auch nicht unter den Tisch fallen lassen.

Xaver

2. Oktober 2024 11:45

Ein durchaus positiv stimmender Artikel und es tut gut, so etwas zu lesen. Im zweiten Durchgang sind jedoch zusätzliche Aspekte auch zu beachten. Da wäre zuerst die Tatsache, dass alle Parteien eine Zusammenarbeit mit der FPÖ bzw. unter Kickl ausgeschlossen haben. Die gegebene Situation ist also nicht überraschend, sondern hätte durchaus antizipiert werden können. Die Frage ist, warum Kickl solange auf den Nimbus eines Volkskanzlers bestanden hat und eigentlich noch immer besteht, vor allem auch deswegen, da der Kanzler in Ö keine sachlichen Kompetenzen gegenüber anderen Ministerien hat. Vielleicht hätte der Hinweis auf Erreichung der Sperrminorität ein paar Stimmen zusätzlich lukriert. 
 
Der Bundespräsident ernennt den BK Kraft eigenen Entschlusses, nur die Minister kann er nur auf Vorschlag des zuvor angelobten BK ernennen. Er kann aber einen vorgeschlagenen Minister nicht angeloben. Natürlich wird er dabei die Mehrheitsverhältnisse im Parlament beachten, aber das Parlament hat kein Mitwirkungsrecht. Weder BK noch Minister müssen dem Parlament angehören, aber zum Parlament wählbar sein. 

Waldgaenger aus Schwaben

2. Oktober 2024 12:13

Noch ein OT-Beitrag.
Ein Jura-Professor zu Beweisen zu einem möglichen AfD-Verbot:
Frage:
Müssen die Beweise schriftlich vorliegen oder können das auch mündliche Äußerungen sein?
Das dürfen auch mündliche Äußerungen sein. Die Form der Äußerung ist egal. Das kann ein offizielles Parteiprogramm, eine Schrift der Partei oder sogar ein Artikel in einem Magazin, in einer Zeitschrift sein, die mit der AfD assoziiert ist. Das muss gar nicht offiziell von der Partei kommen, das kann auch von Anhängern und Unterstützern verbreitet werden. 
https://www.n-tv.de/politik/Interview-zum-moeglichen-AfD-Verbotsverfahren-Juristisch-sehe-ich-eine-realistische-Chance-article25264159.html
 
Ungeheurerlich! Zeitschriften, die "mit der AfD assoziert" sind, oder Äußerungen von angeblichen oder wirklichen Anhängern der AfD können als Beweise herangezogen werden. Ich errinnere mich, mal gelesen zu haben, dass bei der NPD IMs der Verfassungsschutzes die lautesten und radikalsten Schreihälse waren. Wir müssen also davon ausgehen, dass alles was hier erscheint (einschließlich der Kommentare) gegen die AfD verwendet werden kann. 

Diogenes

2. Oktober 2024 12:21

@Xaver
 
Das mit dem "Angeloben" ist hat keine festgeschriebenes Recht soweit ich mich an Kickls Ausführungen auf diesbezügliche Fragen in diversen Gesprächsrunden erinnere und der ja mehr Ahnung von dem Befugnissen des Staatspräsidenten hat als außenstehende Betrachter (immer hin führten er und Strache damals den 3. Nationalratspräsidenten (und vielleicht baldigen 1.) Hofer gegen den ideologisch-grünverpesteten Bellen ins Feld des Staatspräsidentenwahlkampfes in den Alpen- und Donau-Gauen).
 

Laurenz

2. Oktober 2024 13:49

@Maiordomus ... auch wenn ich dem Teilnehmer @RMH beim Dämpfen der Erwartungshaltung zustimme, der MS-Artikel ist viel zu euphorisch, so muß ich Ihnen bei der politischen Begriffswahl (Reconquista) diametral widersprechen, MS trifft hier voll die 12. Die SVP ist übrigens auch nicht stärker als die FPÖ. In den letzten 10 Jahren hat sich klar gezeigt, daß rechtes Appeasement nur Mißerfolge beim Wähler aufweist. Und MS ist, natürlich auch durch Eigenbeschuß der linken Einheitsfront, also etwas Glück durch Dummheit sozialistisch kultur-marxistischer Hof-Medien, der einzig ausgewiesene Nachkriegs-Rechte/Konservative im Deutschsprachigen Raum, dem eine eklatante Begriffsprägung (Remigration) gegen ein jährliche Medienmacht von 10 Milliarden Euro gelungen ist. Damit haben Sie diese Debatte bereits verloren. GK konnte zwar 2-3 Begriffe (zB Neu- oder Mosaik-Rechte) unter Polit-Suchtis prägen, aber das ist kein Vergleich zum Erfolg MS'. Kann Ihnen genau sagen, was unsere geburtenstarken wohlstandsverwahrlosten Rentner im Angesicht der AfD/FPÖ/SVP fürchten.

Laurenz

2. Oktober 2024 14:17

@Maiordomus (2) ... Aktuell kostet in Deutschland eine private Putzkraft im urbanen Raum 15-20 Euronen pro Stunde. Gibt es nur noch Deutsche Putzkräfte, verdoppeln sich die Kosten. Dasselbe gilt auch für den häuslichen - & institutionellen Pflegebereich. Um hier genügend Deutschländer nach der Reconquista zu aquirieren, werden die Kosten um das doppelte steigen. Hier muß man auch explizit unserer geliebten Sendung "Am Rande der Gesellschaft", (letzte) Folge 41, widersprechen. https://youtu.be/EorytnYI85o Hier spricht das Podium explizit von einer zukünftigen Bescheidenheit im Lebensstil. Das glaube ich nicht. Es wird nach einem Projekt Remigration eine soziale Verschiebung in Berufsbildern stattfinden. Es ist gut, wenn das so erstmal keiner in seiner Gänze auf dem Schirm hat. (Übrigens sehe ich EK in dieser Sendung in der politischen Einschätzung am weitesten vorne.)

Le Chasseur

2. Oktober 2024 15:07

Einige Beobachter aus Österreich meinen, eine ÖVP-SPÖ-Koalition würde am Widerstand der ÖVP-Landeshauptleute von Niederösterreich, Oberösterreich und Salzburg scheitern und prophezeien Neuwahlen im Frühjahr 2025 und ein Comeback von Kurz als Spitzenkandidat der ÖVP. Ich dachte eigentlich, Kurz' politische Karriere wäre vorbei, aber vielleicht ist das so ein Steh-auf-Männchen wie Berlusconi.

Adler und Drache

3. Oktober 2024 08:49

In den letzten 30 Jahren oder so schälten sich zwei polare politische Systeme heraus, die beide das Erbe der alten Nackriegs-Konsensdemokratie (eine Art Biedermeierzeit) für sich beanspruchen. Das scheint im gesamten Westen der Fall zu sein. Der Prozess scheint weitgehend abgeschlossen zu sein, die beiden Systeme haben klare Konturen. 
Aus dem Draufblick sind die Unterschiede gar nicht so gewaltig, man fragt sich, wie die ausgeprägte Feindseligkeit zu erklären ist, aber das ist in der Geschichte häufig so gewesen. Auch Nord-und Südstaaten einte mehr, als sie voneinander trennte, und Hitler war gewiss näher bei Stalin als bei südeuropäischen katholischen Reaktionären. 
Eine Einigung wäre ein Wunder. Wenn's weiter so läuft, wie es normalerweise läuft, erfolgt irgendwann ein finales Kräftemessen, bei dem ein klarer Sieger über einen klaren Verlierer triumphiert. 

kikl

3. Oktober 2024 15:53

Glückwunsch für diesen Erfolg. Mit Kickl hat die FPÖ einen hochintelligenten Politiker mit Eiern. Ich hoffe er bleibt der FPÖ und Österreich lange erhalten.
 Selbst wenn sich ein Parteienkartell gegen die FPÖ bilden sollte, um eine Regierungsbeteiligung zu verhindern, wird die FPÖ Österreich zum besseren verändern. Die Macht hat mittelfristig nicht derjenige, der im Amt sitzt, sondern derjenige, der den Zeitgeist bestimmt. Die Zeit der Linken ist zu Ende.

Xaver

3. Oktober 2024 16:43

@Diogenes: 
Bei der Darstellung des rechtlich korrekten Vorganges halte ich mich an die geltende Verfassung und nicht an Äußerungen von Vertretern politischer Parteien - egal welcher Farbe. 
 
In der Erläuterung zum gültigen Artikel 70 des B-VG heißt zur Ernennung von Bundesministern: "Der BK kann rechtswirksame Ernennungsvorschläge für andere BM erst erstatten, nachdem er selbst ernannt und angelobt wurde."
 
Mein persönlicher Rat wenn Sie ernsthaft mit mir diskutieren wollen: halten Sie sich an die korrekten Namen, die in Ö gebräuchlich sind - zb Bundespräsident und nicht Staatspräsident. 

Carsten Lucke

3. Oktober 2024 21:14

@ Laurenz  3.10. um 15.21
"Es ist schon sehr der DDR geschuldet, daß GK über die Formulierung jedes einzelnen Wortes nachdenken muß, bevor es über Seine Lippen kommt."
Diesen Quatsch müßten Sie mal erläutern !
Der Sender AUF 1 heißt sicher nicht so, weil man auf einem Auge oder Ohr blind bzw. taub sein muß, um dort etwas zu verfolgen.
Ganz hervorragendes Gespräch !
 

Laurenz

3. Oktober 2024 22:04

@Carsten Lucke @L. ... Haben Sie heute, zur Feier des Tages, getrunken oder so? Wenn ich schreibe, es ist schon sehr der DDR geschuldet, daß GK über die Formulierung jedes einzelnen Wortes nachdenken muß, bevor es über Seine Lippen kommt, heißt es nicht, es ist schon sehr AUF1 geschuldet, daß GK über die Formulierung jedes einzelnen Wortes nachdenken muß, bevor es über Seine Lippen kommt. Hätte ich das sagen wollen, hätte ich es geschrieben. Nicht nur bei uns, sondern auch in Österreich sind schon einige bekannte Schreiberlinge, wie zB David Irving, in den Bau gewandert, weil sie das falsche schrieben oder sagten. Ganze Heerscharen von linken Märchencheckern leben davon, sprachliche Stolperer Konservativer zu erhaschen. Ich erinnere Sie an die Hangar-Talkschau mit GK & Broder vor mittlerweile einigen Jahren, als es die gesamte Sendung 2 vs. 4 linke Minderbemittelte um einen Satz ging, den GK irgendwann mal gesagt oder geschrieben haben soll.

Adler und Drache

4. Oktober 2024 15:36

@ Laurenz 
aktuelles Interview mit GK auf AUF1
@ Carsten Lucke
Ganz hervorragendes Gespräch 
Ich habe das Gespräch mit Interesse verfolgt - nicht weil es etwas Neues zu erfahren gibt, sondern weil die Dinge von GK in einer prägnanten, klaren und überzeugenden Weise dargelegt werden. Mir fällt wirklich keiner ein, der das besser macht. So kommt er leider viel zu selten zu Wort. Man sieht auch, wie wertvoll der richtige Gesprächspartner ist. Hier ging es nicht um kritisches Hinterfragen und Sticheln, sondern darum, dem Befragten Anregung und Raum für begründete, belastbare, orientierende und dennoch abwägende und nie abschließende Ausführungen zu geben.
Eine Wohltat! So etwas müsste es wöchentlich geben, in jedermanns Reichweite.  

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