Einst war der Dissident eine heldische Figur. Das war zu sowjetkommunistischen und sozialistischen Zeiten, als sich oppositionelle Künstler und Intellektuelle querstellten zum Regime.
Da es in der bundesdeutschen Jetztzeit offiziell kein Regime mehr gibt, sondern eine tolerante, wehrhafte Demokratie, ist die Rolle des Dissidenten für die einen obsolet geworden, für die anderen zumindest erklärungsbedürftig.
Der Dissident »sitzt abseits«, so die lateinische Wortbedeutung. Früher konnte er diesen Außenseiterposten mit einigem Stolz einnehmen. Heute ist der Abseitssitzende einer, der sich schämen soll dafür, daß er nicht einstimmt ins offiziöse Grundrauschen. Der »Puer robustus«, der Störenfried (Dieter Thomä), war in den 1960er bis 1990er Jahren der BRD noch ein hochwillkommenes Phänomen. Wider den Stachel zu löcken, mit normativen Mythen aufzuräumen, das war schick. Seit die »Robusten« von rechts kommen, ist diese Euphorie passé. Verstörungen sind zwar weiterhin hoch willkommen (man denke nur an die tatsächlich verstörende Agenda LGBTQIA**) – aber bitte nur im Rahmen der Neuen Weltordnung!
Nach der Dissidenten-Mode gab es im freien Westen den »Querdenker«-Trend. Leute wie Heiner Geißler (CDU) und Wolfgang Thierse (SPD; Quelle: bundestag.de) galten in der Nachwende-BRD als rastersprengende Querköpfe. Warum? Peinlich und vielsagend für den beschränkten Horizont der neunziger Jahre: weil sie ein kleines bißchen, in wirklich winzigen Nuancen, über die eigene Parteilinie hinausdachten. Das ließ sie ihrerzeit bereits als »Freigeister« gelten. Oh, die Neunziger waren ab ihrer Mitte eine verdammt betonharte Zeit. Hier wurde der Stillstand zelebriert. Hier wurde ein kleiner, aufmüpfiger Zwischenseufzer als Orgasmus gefeiert.
Sind wir nun weiter? Ja und nein. Nein, zumal wir wissen, wie der Begriff des Querdenkers in den letzten Jahren semantisch aufgeladen und umgepolt wurde. Damit benennt man (also: die Presstituierten) längst nicht mehr »wahnsinnig interessante« Pseudo-Unkonventionelle, sondern Aufmüpfige, die infamerweise ein ganzes System in Frage stellen. Gegen den Strich zu denken gilt heute nicht mehr als instruktiv oder als kreative Beteiligung an Entscheidungsprozessen, sondern als »Delegitimierung« des Staates. Wer heute »querdenkt«, eckt gleich beim Strafrecht an – so weit sind wir gekommen.
Andererseits aber: ja, weil das Spektrum des Sagbaren sich ungeheuer erweitert hat. Durch den Erfolg von Thilo Sarrazins Deutschland schafft sich ab (2010) und die Gründung der AfD (2013) sind vordem tabuisierte Positionen sagbar geworden. Der Echoraum erweiterte sich jäh. In den Nullerjahren, erst recht in den 1990ern, war es für jede bürgerliche Existenz noch undenkbar gewesen, sich rechts der Mitte zu positionieren. Einzelne Vorkämpfer (an zwei Händen abzuzählen; damals waren es das Junge Freiheit-Milieu und unsere Projekte) hatten ordentlich einzustecken! Mittlerweile hat sich das sogenannte Overton-Fenster ein Stück nach rechts verschoben.
Bis zur Zeitwende (2015, Stichwort »Migrationskrise«) gab es keine alternative Medienlandschaft, sondern eine eher trostlose Steppe mit sehr vereinzeltem, ruppigem Auswuchs. Man mußte damals schon »sehr besonders«, sehr trotzig, extrem widerständig sein, um sich als nichtlinks, nichtliberal zu verorten. Aber in den letzten knapp zehn Jahren kam es zu einem Aufwuchs an politischer Diversität von rechts, an Neuvergrünung (also: jenseits der Parteienfarbskala) und zu ungezähmtem Wildwuchs. Boris Reitschuster, Alexander Wallasch, Kontrafunk, Achse des Guten, nuoviso, Multipolar-Magazin etc. pp. – diese Formate, allesamt übrigens betrieben von Herren jenseits der 50 (ein nicht unwichtiger Nebenbefund), ploppten plötzlich auf. Es war, als ob Hunderte Leute zugleich aus dem Winterschlaf erwachten, und mit ihnen Hunderttausende, die sich anstecken ließen von der neuen Dissidenz.
Ein alter Kumpel von mir, den ich übrigens anno 1993 auf einer Hasch-Party (wir beide: Nichtkonsumenten) kennengelernt hatte, frotzelte neulich: »Wir waren ja als Offenbacher Teenies schon in den frühen Neunzigern auf dieser Erkenntnisebene, die heute so betrieben wird. Wir waren damals schon rechte Outsider. Wo waren in dieser Zeit eigentlich all die Leute, die zwanzig Jahre später das große Wort führen?« Gute Frage!
Ernsthafte Dissidenz erfordert Resilienz. Ersteres Wort ist eher altmodisch (Ernsthaftigkeit ist völlig out, es lebe die Ironie und die »Performance«), letzteres ist hoch modern – und »im Diskurs« schwer angesagt. Die Vokabel »Resilienz« ist ähnlich populär wie »Achtsamkeit« und »Selbstwert«, und all diese Begriffe hängen eng zusammen. Nun, wir leben aus »guten« Gründen (in Wahrheit sind es schlechte) in einer psychotherapierten Gesellschaft! Wer und was ist resilient? In der Physik ist resilient ein elastischer Stoff, der sich nach einer äußeren Einwirkung in seinen Ursprungszustand zurückversetzen kann.
In der menschlichen Welt ist resilient jemand, der Druck von außen widersteht, der Rückgrat beweist, auch wenn die Last drückend ist, der den Kopf hochhält, auch wenn das Umfeld ihn ducken will. (»Etiam si omnes, ego non«– das ist unser Wahlspruch: »Auch wenn alle es tun – ich nicht.« Dazu haben wir unsere Kinder erzogen, dahin wollen wir auch unsere Leser leiten.) Resilienz fällt nicht vom Himmel, und man kann sie auch nicht befehlen.
Resilienz ist eine Art Immunsystem der Seele – man kann sie sich nicht jäh, aus einer Entscheidung heraus, aneignen. Man kann nur darauf hinwirken: auf eine positive Selbstwahrnehmung, auf Vertrauen in Selbstwirksamkeit, auf ein stabiles Umfeld. Wer resilient ist, sollte damit umgehen könne, daß es auch Opfer zu bringen gibt. Das muß man tapfer aushalten. Nämlich mit einer unverbrüchlichen Hoffnung im Rücken.
In der Demoskopie, der Meinungsforschung, gibt es selten so heftige Sprünge wie diesen: Als man (und »man« ist hier statista.com, also der tonangebende Demoskopiemonitor) im Sommer 2022 die Deutschen fragte: »Welches sind Ihrer Meinung nach die wichtigen Probleme, denen Deutschland derzeit gegenübersteht?«, antworteten sieben Jahre nach der »Migrationskrise« acht Prozent mit dem Stichwort »Einwanderung«. Im Herbst 2023 hatte sich dieses Problembewußtsein dann jäh quasi radikalisiert: 44 Prozent der Deutschen empfanden Einwanderung nun als Hauptproblem. Es war plötzlich das Spitzenproblem überhaupt!
Woran liegt das? Im Jahr 2019 gab es rund 191 000 Asylanträge. 2022 waren es rund 244 000, und 2023 über 326 000. Gibt es also den berühmten Tropfen, der das Faß zum Überlaufen bringt? Es muß eine ulkige Wasserlogik sein, die rational nicht ganz zu ergründen ist. Jäh bekannten sich Leute zu ihrem Unbehagen – ob sie dadurch zu Dissidenten geworden sind, sei zunächst dahingestellt. Mit Sicherheit hat sich die Gegenöffentlichkeit gerade in diesen Jahren eminent verändert. So etwas bleibt nicht ohne Wirkung.
Im Mai 2024 hat der Verlag Antaios das Buch Meinung, Pranger, Konsequenzen veröffentlicht, herausgegeben von meinem Weggefährten (seit 35 Jahren! Davon lebten wir zwei Jahrzehnte quasi Tür an Tür als Nachbarn) Claus‑M. Wolfschlag. In diesem Buch werden 22 Menschen porträtiert (oder: sie kommen zu Wort), die sich den Luxus leisteten, auch gegen Widerstände eine eigene, vom Hauptstrom abweichende Meinung zu vertreten. Niemand von ihnen hat Gesetze übertreten, aber sämtliche dieser Leute mußten – teils hartes – Lehrgeld für ihre Dissidenz bezahlen.
Die Bandbreite reicht von Kaltstellung über Berufsverbot bis hin zu lebensgefährlicher Körperverletzung. All diese Leute, darunter auch echte »Promis« wie Uwe Steimle oder der Geschäftsführer des Großbetriebs Hentschke Bau, sind dennoch standhaft geblieben. Sie sind nicht eingeknickt, haben sich nicht für »schuldig« erklärt. Sie erwiesen sich als resilient. Woraus solche Resilienz, solche Widerstandskraft im einzelnen resultiert – das wäre Thema für einen weiteren Band.
Kommen wir zu den Gegenbeispielen, zu den traurigen Einknickern, denen mit »Schiß«. Denen es an Resilienz fehlte. 2015, auf dem Höhepunkt der Migrationskrise, veröffentlichte der überaus populäre Musiker Heinz Rudolf Kunze das Lied »Willkommen liebe Mörder«, der Text steht auf der Randspalte. Kunze galt als ein (selten genug) nichtlinker Liedermacher. Bitte: Deutlicher geht es kaum.
Es hagelte sofort hart gegen Kunze. Er hielt nicht stand, sondern erfand eine sehr besondere Geschichte: »Angesichts einiger Kommentare zum Song ›Willkommen liebe Mörder‹ aus dem Räuberzivil-Album ›Tiefenschärfe‹ aus dem Jahr 2015 möchte ich folgendes klarstellen: Es ist mir unbegreiflich, daß Leute aus dem rechten politischen Spektrum mein Lied ›Willkommen liebe Mörder‹ für sich vereinnahmen wollen. Es scheint diesen Leuten schon zu genügen, daß im Titel das Wort ›Mörder‹ vorkommt, um den Song für ihre Zwecke zu mißbrauchen. Das Lied greift die Thematik von Max Frischs Bühnenstück ›Biedermann und die Brandstifter‹ auf und handelt davon, daß die schweigende deutsche Mehrheit auf dem rechten Auge blind ist. Anlaß für dieses Lied waren die NSU-Morde und nicht etwa Fremdenfeindlichkeit.« Alles klar! Man schmunzelt und hat Mitleid.
Nächster Fall, Jan-Josef Liefers. Man muß sich seinen Anti-Corona-Maßnahmen-Auftritt unter #allesdichtmachen (leicht auf YouTube zu finden) anschauen, weil er in seiner Ironie und seinem Schauspiel unschlagbar ist! Jedoch: Herr Liefers ruderte Wochen später völlig peinlich per Bild-Schlagzeile zurück. Er ließ sich im Astronautenanzug abbilden, wie er auf der Intensivstation Corona-Patienten besichtigt, Motto: »Mit Impfung wäre es nie soweit gekommen!« Ah, hier hat einer mustergültig reagiert …!
Noch ein Fall: Ich erinnere mich eher fern an den katholischen Pfarrer Georg Alois Oblinger. Ah – das war der, der so intensiv Kontakt suchte, einer dieser schicken katholischen Priester, die fast wie Dress Men wirken. Oblinger wurde 2011 von seinem Bischof Konrad Zdarsa zu einem Schreibverbot vergattert. Warum? Oblinger hatte für »rechte« Medien geschrieben. Auch für uns. Oblinger schreibt heute, anno 2024, in der Tagespost vom 11. April, bußfertig: »Ich habe dann auch bald mein Abonnement der Jungen Freiheit gekündigt. Ich will keine Zeitung lesen, die meinem Bischof nicht gefällt. […] Natürlich tat ich mich erst schwer mit dem Schreibverbot durch meinen Bischof, aber heute bin ich dafür sehr dankbar. Bischof Konrad Zdarsa hat mich vor einem weiteren Abdriften nach rechts bewahrt. […] Auch ich habe in Ulm teilgenommen an der Demo ›Gegen Hass und Hetze der AfD‹. Ich positioniere mich klar gegen ›rechts‹.«
Interessant ist, daß Oblinger in seinem etwas konfusen Text wie zur nachträglichen Selbstbeweihräucherung viele Namen derer nennt, die ihn damals mutig verteidigten. Er zitiert Passagen, in denen sein Schreibstil gerühmt wird. Daß er diesen redlichen Leuten (die sich anders als er nicht »geändert« haben) damit nachträglich in den Rücken fällt, ist ihm offenkundig nicht bewußt.
Was sagt man also zu Oblingers peinlicher Distanzierung? Daß es Feigheit sei? Sagen wir es mit der Bibel: »Amen, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten.« (Mt 6, 16)
Das nächste Beispiel für mangelnde Resilienz möchte ich anonymisieren, weil die betreffende Person nur eine halböffentliche ist. Jakob Rosner, der sich seit kurzem Jakob von Liebenstein nennt, heißt eigentlich anders. Ich lernte ihn 1991 in Frankfurt am Main kennen. Ich, damals 17jährig, war zu dieser Zeit ganz frisch im rechten Milieu. Jakob war auf jeder Veranstaltung dieser Frankfurter Burschenschaft, die ich damals besuchte. Wir nannten ihn damals »den Engländer«. Denn: Er sah aus wie eine Mischung aus Hugh Grant und einem (beliebigen) Mitglied der britischen Königsfamilie. Jakob war sehr charmant, sehr eifrig, ja, beflissen!
Irgendwann gab es diese Burschenschaftstreffen nicht mehr, dafür andere Kreise. Erst Junge Freiheit-Kreise, dann wieder andere, etwa den legendären Nibelungen-Stammtisch mit Günter Maschke, Matthias Beltz und etlichen anderen, die noch nicht tot sind und daher wohl lieber nicht genannt werden wollen. Jakob Rosner war immer dabei! Wahnsinnig nett, aber auch ein wenig servil. Er fand alles »großartig« und »ganz, ganz großartig«, was wir auch taten und veröffentlichten, und er spendete stets großzügig seinen Honig. Bis zuletzt bewunderte er uns über alle Maßen. Rosner blieb auch nicht untätig. Er veröffentlichte zwei Bücher (Kultursachen, nicht wirklich »verdächtig«) und organisierte dies und das im »metapolitischen Raum«. Unter anderem einen weiteren, deutlich bürgerlicheren »Stammtisch« im Rhein-Main-Gebiet. Irgendwann kamen Schnüffler aus den Reihen der FAZ Rosners extrem harmlosem Tun auf die Spur. Rosner wurde »unterstellt«, mit der AfD zu sympathisieren! Tja, wie reagiert man da?
Es gibt bekanntlich Männer, und es gibt Memmen. Rosner, der nun aus sicher unterhaltsamen Gründen plötzlich von Liebenstein heißt, entschied sich für letztere Option. Für mich war es eher traurig (nein, im Grunde belustigend!) als ärgerlich, seinen »Abschiedsbrief« via Leserzuschrift in der FAZ zu lesen. Was schrieb er? »Weder bestehen von mir und meiner Frau Verbindungen zu politischen (insbesondere rechten) Rändern, noch haben wir uns jemals in den letzten Jahren politisch geäußert oder engagiert. Ich verwahre mich in aller Form [!] dagegen, mit der AfD in Verbindung gebracht zu werden. Ich distanziere mich nachdrücklich von den Forderungen der AfD und lehne diese explizit ab. Ich stehe fest auf dem Boden des Grundgesetzes und trete energisch ein gegen Antisemitismus, Rassismus und jede Form von Ausgrenzung« etc. pp. Chapeau!
Und weiter: Die Sezession gibt es seit 2003. Sie hat heute rund 4000 Abonnenten, hinzu kommen Ausgabe für Ausgabe ein paar hundert Einzelkäufer. Deutlich mehr als 150 Autoren haben in diesen 21 Jahren für uns geschrieben. Wir drucken aus ernsthafter Überzeugung keine Texte, die uns in irgendeiner Art als überspannt (vulgo: »extremistisch«) erscheinen. Nebenbei – solche werden auch kaum je eingereicht, der »Markenkern« der Sezession ist dafür zu klar herausgeschält. Manche Autoren kommen aber gemäß der offiziösen (natürlich vagen und willkürlichen) Wertungsskala »rechter« daher, als wir selbst es sind.
Es sind Nuancen, über die man streiten kann. Einer argumentiert vielleicht autoritärer, als wir Herausgeber es täten, oder skeptischer über die Rolle der Frau oder islamkritischer oder islamfreundlicher oder bellizistischer. Wir haben, wie man so sagt, einen »guten Magen«, aber auch einen sicheren Instinkt. Manchmal ist ein Text an der Grenze des Sagbaren. Wir sind trittsichere und harte Redakteure. Heftige, nicht wirklich anschlußfähige Thesen – warum nicht, wenn der Autor dafür einsteht?
Aber nun: Wir hatten in den letzten Jahren knapp zehn eindringliche Streichungsbitten. Wie? Es geht um Autoren, die bei uns publiziert hatten und die das gern ungeschehen machen würden. Ja, es gibt ein paar »Promis«, die in unseren frühen Ausgaben Texte veröffentlicht, bei uns referiert oder Interviews gegeben haben – und die das heute aufgrund unseres »Ruchs« (aber ohne, daß wir uns seither verändert oder »radikalisiert« hätten!) nicht mehr täten. Das sind Leute wie Herwig Birg, Arnold Vaatz, Gerald Hüther, Birgit Kelle und Erich Vad. Diese alle sind aber nicht gemeint.
Es geht bei dieser guten Handvoll an Streichungsbittenden fast durchweg um Leute, die etwas »radikaler drauf« waren als wir, Leute, die uns teils als »feige« titulierten, wenn wir im Lektorat diese und jene Spitze ihrer Texte abmildern wollten. Jahre später und vor dem nächsten Karriereschritt flehen uns solche Menschen an, ihre Beiträge doch bitte aus dem Online-Archiv zu tilgen. Es gehe heute in ihrem Lebensweg gleichsam um »alles oder nichts«, eine Familie hänge daran – nun: In ihrem Text vor neun Jahren ging es ja auch um »alles oder nichts«. Nur flutete man damals testosterongeladen durch utopische Welten mit fraglichem Realitätsbezug, und wir hatten das seinerzeit unter Kämpfen auf ein kluges Maß zurechtgestutzt! (Drei oder vier dieser genannten Tilgungsbitter hatten stets Moderates eingereicht, sie hielten aber den familiären Druck nicht aus. Ist es nicht verrückt?)
Zurückrudern und Umdenken sind das eine, Feigheit ist das andere. Die Grenzen verschwimmen. Es gibt zig Renegaten von links nach rechts. Sture Köpfe wie Günter Maschke, Frank Böckelmann, Bernd Rabehl, Karin Struck, Werner Olles, Horst Mahler und viele mehr. All diese Leute waren resilient genug, dem fraglos linken Zeitgeist zu widerstehen. Man möge mir adäquat Denker nennen, die von rechts auf links geschwenkt sind. Es gibt allenfalls Leute, siehe oben, die sich aus äußerem Zwang neutralisiert haben. Es ist eben eine Charakterfrage, ob man sich in den Widerstand wagt.