»Energien freisetzen!« – ein Gespräch mit Bronze Age Pervert

Gespräch mit Costin Alamariu (BAP), Vorspann, Interview und Übersetzung von Yves Strehler

PDF der Druckfassung aus Sezession 120/ Juni 2024

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»Bron­ze Age Per­vert«, kurz BAP, ist das Inter­­net-Pseud­onym des gebür­ti­gen Rumä­nen ­Cos­tin Ala­ma­riu. 1980, im Alter von zehn Jah­ren, wan­der­ten er und sei­ne Fami­lie in die USA aus.

Dort erwarb er einen Bache­lor-Abschluß in Mathe­matik am MIT, stu­dier­te Phi­lo­so­phie und wur­de 2015 mit sei­ner Schrift »The Pro­blem of Tyran­ny and Phi­lo­so­phy in the Thought of Pla­to and Nietz­sche« (Das Pro­blem der Tyran­nei und der Phi­lo­so­phie in den Wer­ken Pla­tons und ­Nietz­sches) zum Dok­tor der Phi­lo­so­phie pro­mo­viert. Seit­dem beschränkt sich sein Wir­ken auf das Inter­net. Im ech­ten Leben ist er wei­test­ge­hend abge­taucht und stän­dig unter­wegs, auch um, wie er sagt, sei­ne Loka­li­sie­rung durch Behör­den zu verhindern.

2013 leg­te BAP ein Twit­ter-Kon­to an, das der­zeit 147 000 Fol­lower hat. Er selbst sagt, der Sui­zid Domi­ni­que Ven­ners habe ihn dazu ver­an­laßt, »öffent­lich aktiv« zu wer­den. Über sei­ne Sze­ne hin­aus bekannt wur­de BAP 2018 mit sei­nem Buch Bron­ze Age Mind­set. Zu sei­ner eige­nen Ver­wun­de­rung erreich­te es in kür­zes­ter Zeit Platz 100 der welt­wei­ten Ama­zon-Bücher-Besten­­lis­te. Kurz nach der Ver­öf­fent­li­chung star­te­te BAP sei­nen Pod­cast »Carib­be­an Rhyth­ms« (Kari­bi­sche Rhyth­men). Fol­gen erschie­nen und erschei­nen auch heu­te noch im Zwei-Wochen-Takt. »Carib­be­an Rhyth­ms« hat über 6000 zah­len­de Abonnenten.

BAPs Phi­lo­so­phie ist vor allem durch Fried­rich Nietz­sche geprägt. Aus die­sem Grund wer­den bei ihm vie­le klas­sisch-rech­te und kon­ser­va­ti­ve Posi­tio­nen über Bord gewor­fen. Das stellt in der Nach­kriegs­rech­ten, vor allem in der soge­nann­ten Ang­lo­sphä­re, ein Novum dar. Es ist wahr­schein­lich der ers­te Grund für sei­nen ­Erfolg. Der ande­re Grund dürf­te sich in sei­nem exzen­tri­schen Auf­tre­ten fin­den las­sen. Allein der Name läßt ver­mu­ten, daß es sich hier um einen »Inter­net-Troll« handelt.

Und die­se Ver­mu­tung ist auch kor­rekt, nur ist BAP eben kein klas­si­scher Troll, son­dern ein sehr intel­li­gen­ter und bele­se­ner. Er pflegt einen äußerst pro­vo­kan­ten Stil. Er setzt damit bewußt nicht auf Anschluß­fä­hig­keit, son­dern auf Exklu­si­vi­tät. Er ver­faßt sei­ne »Posts« in gram­ma­ti­ka­lisch äußerst schlech­tem Eng­lisch, streut Belei­di­gun­gen ein und trägt sei­ne Mono­lo­ge mit stark geküns­tel­tem rus­si­schen Akzent vor. Ein­mal schum­mel­te er gefälsch­te Audio-Beschrei­bun­gen in eine Muse­ums­aus­stel­lung, in denen er die Hörer belei­dig­te. BAP recht­fer­tigt die­se Tabu­brü­che damit, die Rech­te so wie­der zur sub­ver­si­ven Kraft machen zu wol­len, wie sie es in der Zwi­schen­kriegs­zeit bereits ein­mal war.

Aber sein »Trol­ling« hat noch einen ande­ren Zweck: Es läßt lin­ke Jour­na­lis­ten ver­zwei­feln. Deren bewähr­tes Mit­tel ist ja bekannt­lich, sich laut zu empö­ren, wenn ihnen rech­te Inhal­te begeg­nen, um sie so zu ver­ban­nen. BAP macht sich hier die eigent­li­che, unzen­sier­te Inter­net-Öko­no­mie zunut­ze: daß näm­lich der­je­ni­ge ver­liert, der als ers­tes die Fas­sung ver­liert, weil er sich damit lächer­lich macht. Das ist es, was Lin­ke eigent­lich fürch­ten, wenn sie vor der »Ver­ro­hung des Dis­kur­ses« war­nen. BAP reißt ihnen ihre »rebel­li­sche Mas­ke« vom Ant­litz und zeigt sei­nen Fol­lo­wern die lang­wei­li­gen Spieß­bür­ger darunter.

Der »Bron­ze Age Per­vert« ist ein inter­es­san­tes und viel­leicht sogar zukunfts­wei­sen­des Phä­no­men und ein Bei­spiel dafür, daß sich der Wind lang­sam dreht. Er erreicht als Ein­zel­per­son Ziel­grup­pen, die für die Rech­te sonst als uner­reich­bar gelten.

 

Gro­ßen Tei­len der deut­schen Rech­ten sind Sie nach wie vor unbe­kannt. Die meis­ten deut­schen Rech­ten, die von »Bron­ze Age Per­vert« erfah­ren, den­ken, es hand­le sich dabei um einen »Lifestyle«-Coach, der es nicht wirk­lich ernst meint. Um sol­che Vor­ur­tei­le direkt aus dem Weg zu räu­men, möch­te ich Sie gleich zu Beginn des Gesprächs danach fra­gen, wel­che Lite­ra­tur Sie inspi­riert und geprägt hat – kurz: zu dem gemacht hat, der Sie heu­te sind.

 

BAP: Es gibt in mei­nem Buch Bron­ze Age Mind­set kei­ne »Lifestyle«-Ratschläge. Jeden­falls nicht das, was man gemein­hin dar­un­ter ver­steht: Die­ses Zerr­bild wur­de von Schwät­zern ver­brei­tet. Das Buch ist eine inten­si­ve Beschäf­ti­gung mit Nietz­sche – nicht als aka­de­mi­sche Abhand­lung, son­dern per­sön­lich und direkt. Als »Phi­lo­soph« auf­zu­tre­ten und Debat­ten über Phi­lo­so­phie zu füh­ren mag sei­ne Berech­ti­gung haben, aber oft bedeu­tet es ein­fach nur, daß man sich die jewei­li­ge Phi­lo­so­phie nicht ange­eig­net hat, daß man sie nicht »ver­daut« hat.

Obwohl ich mich nur als »Ver­brei­ter« Nietz­sches sehe, kann ich mit Stolz behaup­ten, einer der weni­gen zu sein, die Nietz­sches Erbe der euro­päi­schen Rech­ten von vor 1940 fort­set­zen. Tat­säch­lich wür­de ich sogar so weit gehen, von mir zu sagen, der­je­ni­ge Autor zu sein, der die­ses zuvor ver­fälsch­te und zen­sier­te Erbe über­haupt wie­der­be­lebt und einem brei­te­ren Publi­kum, ins­be­son­de­re jun­gen Leu­ten, zugäng­lich gemacht hat.

Ich möch­te Scho­pen­hau­er und Nietz­sche als mei­ne Haupt­in­spi­ra­ti­ons­quel­len bezeich­nen, obwohl ich auch schon immer Pla­ton las, sogar als klei­ner Jun­ge – und Alt­grie­chisch lern­te, um Homer zu lesen. Die Bibel und ihre Bil­der haben mich nie begeis­tert, Homer hin­ge­gen schon. Neben Nietz­sche und Scho­pen­hau­er wäre noch La Roche­fou­cauld zu nen­nen. Auch er hin­ter­ließ bei mir einen blei­ben­den Ein­druck. An His­to­ri­kern war ich vor allem von Jacob Bur­ck­hardt und Ernst Kan­to­ro­wicz beein­druckt, ins­be­son­de­re von sei­nem Buch über Fried­rich II. Aber auch Roman­au­to­ren haben mich geprägt – immer­hin ent­hält mein Buch bel­le­tris­ti­sche Ele­men­te, und mein zwei­tes Buch wird ein Roman wer­den. Zu nen­nen wären Yukio Mishi­ma, Lou­is-Fer­di­nand Céli­ne und Ernst Jün­ger, aber auch ­Joseph Con­rad und Stendhal. Das sind mei­ne Favoriten.

Fol­gen­de Bücher sehe ich als per­fekt an – ohne auch nur einen Satz, der fehl am Platz ist: Göt­zen-Däm­me­rung und Ecce Homo von Nietz­sche, Der See­mann, der die See ver­riet und Schnee im Früh­ling von Mishi­ma, Der Zwerg von Pär Lagerk­vist, Rei­se ans Ende der Nacht von Céli­ne, In Stahl­ge­wit­tern von Jün­ger und Nostro­mo von Con­rad. Ich lie­be Scho­pen­hau­ers gesam­mel­te Auf­sät­ze aus den glei­chen Grün­den, aus denen Nietz­sche sie lieb­te. Ich stim­me mit Scho­pen­hau­er dar­in über­ein, daß sich die Wahr­heit über die Welt oft eher in der Fik­ti­on zeigt als in abs­trak­ten Texten.

 

Sie haben mehr­fach geäu­ßert, sich nicht als »rechts« zu ver­ste­hen. Wes­halb nicht? Und was ist Ihre Kri­tik am Begriff des Rechten?

 

BAP: Das Pro­blem mit dem Begriff »rechts« liegt dar­in, daß die ame­ri­ka­ni­sche Rech­te etwas fun­da­men­tal ande­res ist als die euro­päi­sche. Und ich habe kein Inter­es­se, mit die­ser Art Kon­ser­va­tis­mus in Ver­bin­dung gebracht zu wer­den. Zwar kön­nen die­se Kon­ser­va­ti­ven eine Zeit­lang gute Ver­bün­de­te sein, weil wir uns die glei­chen Geg­ner tei­len, näm­lich Lin­ke und Rote.

Aller­dings glau­be ich, daß sie uns in bestimm­ten, kri­ti­schen Momen­ten immer das Mes­ser in den Rücken ram­men wer­den. Es ist mir also über­haupt kein Anlie­gen, das zu beför­dern, was man in Ame­ri­ka unter »rechts« ver­steht: näm­lich über­mä­ßi­ge Reli­gio­si­tät (in einer Art, die ich für Pha­ri­sä­er­tum hal­te), einen Fokus auf den »frei­en Markt« (oft­mals nur ein lau­war­mer und unehr­li­cher Fokus) und außen­po­li­ti­sche Militanz.

Letz­te­re hat viel­leicht im Kal­ten Krieg Sinn erge­ben, wes­halb auch vie­le Rech­te nach 1945 mit den USA zusam­men­ar­bei­te­ten, ins­be­son­de­re in der ­Drit­ten Welt, aber die ame­ri­ka­ni­sche Rech­te lie­fert seit 1990 nur Fehl­schlä­ge – wirt­schaft­li­che Fehl­schlä­ge, außen­po­li­ti­sche Fehl­schlä­ge und Bla­ma­gen – und ver­steckt sich dabei immer hin­ter ihrer Reli­gio­si­tät und die­ser rühr­se­li­gen, öffent­li­chen Fröm­mig­keit. Sie sind unbe­deu­ten­de poli­ti­sche Akteu­re ohne Visionen.

Sol­che »Rech­te« leh­nen die Avant­gar­de ab, die »Deka­denz« und absur­den Humor. Statt des­sen pfle­gen sie die­se lang­wei­li­ge Bil­der­spra­che der »gesun­den Wer­te«, die den Anschein erweckt, sie sei von Anfang an dar­auf aus­ge­legt, von Fein­den aus­ge­lacht und par­odiert zu werden.

Wenn man sich hin­ge­gen die Geschich­te der wah­ren Rech­ten seit 1890 anschaut, wird man sehen, daß es sich dabei um die ech­te Avant­gar­de han­del­te, die den Man­tel der Deka­denz an sich riß und so ver­füh­ren konn­te. So zum Bei­spiel ­Céli­ne, Mishi­ma oder der Geor­ge-Kreis, den ich übri­gens auch bewun­de­re, und vie­le ande­re, die ich noch nen­nen könn­te – das war die Avant­gar­de, das waren die »Deka­den­ten« ihrer Zeit, die sich nie der Wahn­vor­stel­lung der »gesun­den Wer­te« hin­ga­ben, die heu­te so groß und beliebt gewor­den ist.

Aber ja – eigent­lich bin ich rechts, echt rechts. Die Bücher und die Pro­phe­ten, denen ich fol­ge, sind Pro­phe­ten der Rech­ten. Im End­ef­fekt ist mir aber egal, wie es genannt wird.

 

Aus Ihren Über­zeu­gun­gen ging 2018 Ihr Buch Bron­ze Age Mind­set her­vor, mit dem Sie inter­na­tio­na­le Bekannt­heit erlang­ten. Was sind die Grün­de für das gro­ße Inter­es­se an Ihrem Buch und Ihrer Person?

 

BAP: Das Buch Bron­ze Age Mind­set – der Titel ist humo­ris­tisch und basiert auf der Inter­net­spra­che, die wir zu die­ser Zeit ver­wen­de­ten – war vor allem erfolg­reich, weil es lus­tig ist. Immer­hin sehen das mei­ne Leser so. Es ist ein­zig­ar­tig, was Gen­re und Auf­bau betrifft, eine Mischung aus Schwel­gen, per­sön­li­chen Anek­do­ten und Nietz­sches Gedan­ken, die die ent­schei­den­de Wahr­heit unse­rer Zeit sind, erzählt von jeman­dem, der lan­ge dar­über nach­ge­dacht hat und, wie gesagt, sie »ver­daut« und sich ange­eig­net hat, sie also nicht in theo­re­ti­scher oder abs­trak­ter Form abhan­delt. Nie­mand mag Abhand­lun­gen. Ich hat­te zwar zuvor dar­über nach­ge­dacht, ein theo­re­ti­sches und »phi­lo­so­phi­sches« Trak­tat zu ver­fas­sen, habe es dann aber doch aus den genann­ten Grün­den bleibenlassen.

Ich nahm mir vor, ein Buch zu schrei­ben, das sehr per­sön­lich sein soll­te, das die Wahr­heit ver­mit­teln soll­te, so wie sie sich mir eröff­net. Ich glau­be, daß ich aller­lei Leu­te damit geprägt habe, in ver­schie­dens­ten Lebens­la­gen und poli­ti­schen Lagern, eben weil das Buch eine Wahr­heit über unse­re Zeit offen­legt: daß wir in einem klaus­tro­pho­bi­schen Gefäng­nis leben. Ich glau­be, vie­le Leu­te haben das intui­tiv ihr gan­zes Leben lang gespürt, konn­ten aber nie wirk­lich ver­ste­hen, inwie­weit oder war­um es ein Gefäng­nis ist, sahen aber wie­der­um vie­le Lin­ke und Rech­te, die jenes Gefäng­nis nur deko­rie­ren woll­ten – bun­ten Schmuck an die Git­ter­stä­be hän­gen und so weiter.

Die Tat­sa­che des »besetz­ten Raums«, zen­tral in mei­nem Buch, läßt sich nicht mehr über­se­hen, wur­den einem erst mal die Augen dafür geöff­net. Die­ses Gefühl habe ich man­nig­fal­tig erklärt, sei­ne Ursprün­ge beleuch­tet und auch Aus­we­ge auf­ge­zeigt, indem ich his­to­ri­sche Bei­spie­le von Män­nern und Frau­en unter­such­te, die ihrer­zeit aus­bra­chen. Ich glau­be, daß das der Grund für das gro­ße Inter­es­se an mei­nem Buch ist.

Und noch etwas: Es gibt vie­le ande­re Kom­men­ta­to­ren und Exper­ten, die nur über Neu­ig­kei­ten reden oder Din­ge, über die ande­re bereits reden. Und weil mir schnell lang­wei­lig wird, ver­su­che ich, mich und ande­re zu unter­hal­ten, mit mei­nen eige­nen spe­zi­el­len Inter­es­sen und mei­nem Wis­sen, völ­lig unab­hän­gig von mei­nen Schau­spiel­aspek­ten (die mein Allein­stel­lungs­merk­mal sind). Es gibt weni­ge Leu­te, die völ­lig unter­schied­li­che Din­ge in ein und der­sel­ben Sen­dung glaub­wür­dig bespre­chen kön­nen. Ich mei­ne aber: Wie lang hält man es schon aus, immer wie­der das glei­che zu besprechen?

 

Was unter­schei­det den »Wir­bel« um Sie von dem, der im Zuge der Wahl Donald Trumps 2016 die soge­nann­te Alt-Right umgab? Wor­in unter­schei­den Sie sich von ihr und ihren Akteuren?

 

BAP: Die »Alt-Right« ist ein fal­scher Begriff und was 2015/16 geschah, wur­de tat­säch­lich kurz vor­her ange­legt, als wir online aktiv waren, näm­lich 2014/15. Vie­les wird heu­te hin­sicht­lich der »Alt-Right« ver­fälscht. Irgend­wann muß das mal auf­ge­ar­bei­tet und rich­tig­ge­stellt wer­den. Denn kei­ne der Gestal­ten, die 2016/17 unter der Bezeich­nung »Alt-Right« auf­tra­ten, hat­te irgend etwas mit der geis­ti­gen und gefühls­mä­ßi­gen inne­ren Revo­lu­ti­on der mitt­le­ren 2010er Jah­re zu tun.

Die meis­ten waren Oppor­tu­nis­ten, die die media­le Auf­merk­sam­keit genos­sen, die man uns damals wegen der Neu­ar­tig­keit unse­rer Ideen und wegen Trump schenk­te – der übri­gens nie wirk­lich mit uns in Ver­bin­dung stand und noch weni­ger mit den Social-Media-Kas­pern, die sich an ihn anhän­gen woll­ten. Die meis­ten die­ser Leu­te hat­ten nicht ein­mal eige­ne Ideen.

Also, um die Fra­ge zu beant­wor­ten: Ich bin nicht »Alt-Right«. Ich bin Nietz­schea­ner. Mei­ne ein­zi­ge Ver­bin­dung zu den Ent­wick­lun­gen der mitt­le­ren 2010er (die sich übri­gens bis heu­te fort­set­zen, nur auf ande­rem Weg) ist die Tat­sa­che, daß auch ich das Inter­net benut­ze, um »ver­bo­te­ne Ideen« zu ver­brei­ten. Und ja, ich weiß, daß man Nietz­sche an den Uni­ver­si­tä­ten »lehrt« – ich mei­ne aber etwas grund­sätz­lich anderes.

 

Wo wir schon ein­mal bei US-Wah­len sind: Trump ent­pupp­te sich für vie­le Rech­te als her­be Ent­täu­schung, aber daß die hal­be Bevöl­ke­rung des »mäch­tigs­ten Lan­des der Erde« für eine rech­te Poli­tik – den Bau der »Trump-Mau­er« – begeis­tert wer­den konn­te, mach­te Hoff­nung. Sehen Sie in den USA und Euro­pa auch heu­te ähn­li­che Ten­den­zen? Steht uns, im »Wes­ten«, in den nächs­ten Jah­ren eine ech­te poli­ti­sche Wen­de bevor?

 

BAP: Ich schrieb kürz­lich einen Arti­kel über ­Milei, über exakt die­sen Sach­ver­halt. Ja, ich glau­be, daß die­se Art von »stö­ren­den« Kan­di­da­ten auch wei­ter­hin auf­tau­chen wird, unab­hän­gig vom per­sön­li­chen Schei­tern von Män­nern wie Trump und Bol­so­n­a­ro, die, ehr­lich gesagt, viel zu alt und zu »patrio­tisch« sind, um zu tun, was getan wer­den muß. Trotz­dem habe ich die Hoff­nung, daß eine Wie­der­wahl Trumps im Herbst eine Art Wen­de in Ame­ri­ka her­bei­füh­ren wird. Immer­hin wird die Hys­te­rie ins Unend­li­che gestei­gert – es wird Spaß machen, dem zuzu­schau­en! Jeder soll­te die­sen Moment des Poten­ti­als für sol­che »Stö­run­gen« begrüßen.

Die­je­ni­gen, die sich heu­te noch um bestimm­te Maß­nah­men der Poli­tik oder um öffent­li­che Moral sor­gen, sind größ­ten­teils fehl­ge­lei­tet – eine Aus­nah­me bil­det da natür­lich die Mas­sen­mi­gra­ti­on, die auf­ge­hal­ten und umge­kehrt wer­den muß, sonst sieht die euro­päi­sche Zivi­li­sa­ti­on einer düs­te­ren Zukunft ent­ge­gen. Die Maß­nah­men zur Umkehr vari­ie­ren aller­dings von Land zu Land. Zwar unter­stüt­ze ich Leu­te wie Trump für ihr »Störungs«-Potential, aber ich sehe auch, daß etwa Däne­mark die Mas­sen­mi­gra­ti­on durch sei­ne pro­fes­sio­nel­le »sozi­al­de­mo­kra­ti­sche« Poli­tik umkeh­ren kann, was ich eben­so begrüße.

Der kon­kre­te poli­ti­sche Weg ist mir eigent­lich ziem­lich egal. Ich wer­de da auch oft miß­ver­stan­den: Für mich ist Poli­tik rein prag­ma­tisch und instru­men­tell. Auch in mei­nem Buch schrieb ich, daß Trump höchst­wahr­schein­lich nicht erfolg­reich sein wird, daß es aber viel stär­ker auf die »Ener­gien« ankom­me, die er frei­set­zen werde.

Um die Fra­ge zu beant­wor­ten: Die ­Kri­sen unse­rer Zeit wer­den anhal­ten, weil wir von Schwach­köp­fen regiert wer­den. Irgend etwas ist defekt an unse­rem Sys­tem der »Eli­ten-Aus­wahl«, am »meri­to­kra­ti­schen« Sys­tem moder­ner, fort­schritt­li­cher Staa­ten. Ein defek­tes Auswahl­system sorgt dafür, daß lau­ter Dumm­köp­fe und Oppor­tu­nis­ten in die Regie­rung und an Schlüs­sel­po­si­tio­nen gespült wer­den. Es gibt auch wirk­lich intel­li­gen­te Leu­te, die in Regie­run­gen und Unter­neh­men erfolg­reich sind, ins­be­son­de­re in der Technik­bran­che, aber es sind zu weni­ge, und ihre Umwelt ist gegen sie gerich­tet – die meis­ten »Tech-Mil­li­ar­dä­re« haben tat­säch­lich kei­ne wirk­li­che Macht.

Solan­ge das glo­ba­le Regime des Schwach­sinns vor­herrscht, wer­den Kan­di­da­ten wie Trump, Bol­so­n­a­ro und Milei auf­tau­chen – und ich begrü­ße das, unab­hän­gig von ihren per­sön­li­chen Ver­feh­lun­gen oder ihren hin und wie­der unaus­ge­reif­ten Maßnahmen.

 

Wel­che welt­his­to­ri­schen Trends beob­ach­ten Sie dar­über hin­aus im allgemeinen?

 

BAP: Eine ziem­lich umfas­sen­de Fra­ge – in kurz­fris­ti­ger, mit­tel­fris­ti­ger oder lang­fris­ti­ger Zukunft? Die Ant­wor­ten sind meist sehr unter­schied­lich. Ich ver­su­che, in allen drei Zukunfts­aspek­ten zu den­ken – manch­mal beob­ach­te ich dabei unter­schied­li­che Trends, je nach Aspekt. Als Komö­di­ant und Autor inter­es­siert mich aber vor allem die lang­fris­ti­ge Zukunft, denn ich kann nur auf eine geis­ti­ge Ver­än­de­rung Ein­fluß neh­men: eine Ver­än­de­rung der Men­ta­li­tät, der Wün­sche und Ansich­ten der Leser. Und das auf das ech­te Leben zu über­tra­gen ist ziem­lich kompliziert.

Ich ant­wor­te trotz­dem: Ich glau­be, daß das lang­fris­ti­ge Feh­len von »Human­ka­pi­tal« zum Schei­tern der meis­ten gro­ßen Staa­ten füh­ren wird. Damit ver­bun­den ist die Tat­sa­che, daß die­se gro­ßen Staa­ten ihre jewei­li­gen Natio­nal­iden­ti­tä­ten größ­ten­teils aus­ge­saugt und homo­ge­ni­siert haben, sie zu etwas gemacht haben, das sie vor­her nicht waren, und sie dadurch geschwächt und ver­fälscht haben. Ich glau­be, daß trotz der geschwell­ten Brust vie­ler »kon­ser­va­ti­ver« Aka­de­mi­ker, Intel­lek­tu­el­ler und Exper­ten tra­di­tio­nel­le Grup­pen wie Natio­nal­grup­pen, eth­ni­sche Grup­pen und Reli­gio­nen kei­ne lang­fris­ti­ge Zukunft haben.

Ins­be­son­de­re moder­ne Reli­gio­nen sehe ich als unehr­lich an: Ich glau­be nicht, daß heu­te noch irgend jemand an etwas glaubt, außer an die mate­ri­el­le Rea­li­tät. Jeden­falls benimmt sich nie­mand so. Eini­ge den­ken, zwei Jahr­hun­der­te der Skep­sis am Glau­ben lie­ßen sich unge­sche­hen machen, indem man ein­fach laut genug schreit. Aber die, die am lau­tes­ten reli­gi­ös schrei­en, haben meis­tens die pri­mi­tivs­ten Grün­de dafür, sei­en es poli­ti­sche, sexu­el­le oder Grün­de der Nützlichkeit.

Ich sehe eine Vers­lu­mung als ein fast unaus­weich­li­ches Schick­sal für einen Groß­teil der Welt an. Bio­lo­gisch gese­hen ist das sowie­so eine natür­li­che Fol­ge des unkon­trol­lier­ten Wachs­tums der Mensch­heit. Ich beob­ach­te also einen Trend zu wacke­li­gen, schei­tern­den Mega­staa­ten, die eine rie­si­ge Vers­lu­mung des Lebens über­wa­chen. Viel­leicht wird es Aus­nah­men in eini­gen Tei­len der Welt geben, mit Sin­ga­pur-arti­gen Refu­gi­en, wobei selbst das bei dem der­zei­ti­gen »Human­kapital« und dem feh­len­den poli­ti­schen Wil­len frag­lich ist. Inner­halb die­ser Slum-Welt wird es jedoch für klei­ne Grup­pen von Män­nern neue Mög­lich­kei­ten geben, die ich auch in mei­nem Buch beschrei­be – ein neu­er Temp­ler­or­den wäre denk­bar –, um Netz­wer­ke zu erschaf­fen, sogar inner­halb der ver­fal­le­nen Zivi­li­sa­tio­nen oder an ihren Rän­dern. Viel­leicht nicht von der Grö­ße Sin­ga­purs, aber wenigs­tens klei­ne Fes­tun­gen, in denen das Licht des Wis­sens und des Poten­ti­als für die Zukunft bewahrt wird.

Zusam­men­fas­send könn­te man also ­sagen: Ich beob­ach­te Trends der Zer­set­zung gro­ßer Staa­ten und zen­tra­ler Macht, aber ich sehe dar­in auch neue Chan­cen. Ich glau­be also nicht, daß moder­ne Staa­ten geret­tet wer­den kön­nen, unter­stüt­ze aber Freun­de, die das so sehen. Es ist auch mög­lich, daß mit dem Fall der heu­ti­gen Staa­ten Nach­fol­ge­re­gime ent­ste­hen, die den Erhalt der euro­päi­schen Zivi­li­sa­ti­on und Exzel­lenz ernst nehmen.

Irgend­wann fällt jedes Sys­tem, und auch das der­zei­ti­ge Sys­tem wird irgend­wann nach­ge­ben. Was danach pas­siert, weiß ich nicht. Es könn­te die Slum-Welt sein, es könn­ten aber auch bes­se­re Regime in eini­gen Tei­len der Welt ent­ste­hen. Die gro­ße Fra­ge, die Län­der und ­Regio­nen wie Euro­pa, Ruß­land, Ame­ri­ka und Japan ver­eint, ist, ob sie den glo­ba­len Süden ­außer­halb ihrer Gren­zen hal­ten können.

Übri­gens: Ein wei­te­rer, inter­es­san­ter Trend, der mir neu­lich auf­fiel, ist, daß es schein­bar eine Art »bio­lo­gi­scher Weg­ga­be­lung« bei Jugend­li­chen gibt, jeden­falls in Ame­ri­ka und Euro­pa. Die meis­ten Zoo­mer sind gene­ti­sche und bio­lo­gi­sche Wracks, aber eine klei­ne Min­der­heit ist extrem beein­dru­ckend in jeder Hin­sicht – Aus­se­hen, Geist, Intel­li­genz, Kreativität.

 

Wie ste­hen Sie zu Deutsch­land, zu sei­ner Rol­le in der Geschich­te und in der Poli­tik? Wor­auf müß­ten wir, die wir an einer poli­ti­schen Wen­de in Deutsch­land arbei­ten, abzie­len, Ihrer Mei­nung nach?

 

BAP: Ich glau­be, Deutsch­land war ein­mal dazu bestimmt, die euro­päi­sche Zivi­li­sa­ti­on anzu­füh­ren, wie es Rom einst tat, und daß durch Deutsch­land (und Frank­reich) Euro­pa die Welt anfüh­ren wür­de. Das war Nietz­sches Visi­on, inklu­si­ve einer neu­en euro­päi­schen Herr­scher­schicht, die natio­na­le und dynas­ti­sche Ein­schrän­kun­gen über­win­den wür­de. Die EU ist eine absur­de Paro­die die­ser Vision.

Eini­ge Leu­te sagen, Deutsch­land hät­te den Ers­ten Welt­krieg gewin­nen sol­len. Ich hal­te die­sen Krieg für eine unver­meid­li­che Kata­stro­phe. Neu­lich habe ich erfah­ren, daß Nietz­sche eine teil­wei­se Erho­lung in der Ner­ven­heil­an­stalt durch­mach­te, aber den­noch dort fest­ge­hal­ten wur­de – nicht weil er unheil­bar krank war, son­dern weil er den Kai­ser kri­ti­sier­te, den Schwach­kopf Wil­helm II.

Und das ist nicht ein­mal ein mora­li­sches Urteil mei­ner­seits, son­dern eine Fest­stel­lung der Tat­sa­che, daß die­ser dum­me Herr­scher es fer­tig­brach­te, Frank­reich und Ruß­land in ein Bünd­nis zu trei­ben. Über­haupt ergab die deut­sche Mili­ta­ri­sie­rung kei­nen Sinn – Deutsch­land hät­te Euro­pa durch sei­ne über­le­ge­ne Demo­gra­phie, Wirt­schaft und sei­nen unnach­ahm­li­chen Intel­lekt über­nom­men. Es ist scha­de, daß die »Nietz­schea­ner« nicht das Ruder über­neh­men konn­ten, bevor der Ers­te Welt­krieg ausbrach.

Ja, ich glau­be, daß durch eine Anein­an­der­rei­hung von unglück­li­chen Unfäl­len Euro­pas eigent­li­ches Schick­sal als Her­rin der Welt – unter einer ver­ein­ten euro­päi­schen Aris­to­kra­tie, viel­leicht mit Deutsch­land als Zen­trum, sicher als intel­lek­tu­el­les und spi­ri­tu­el­les Zen­trum –, die­ser deut­sche Hel­le­nis­mus abge­bo­gen wur­de, das hal­te ich für ein gro­ßes Unglück für die Welt.

Ob das noch mal mög­lich sein wird, weiß ich nicht, ich hof­fe es aber. Mei­ne deut­schen und euro­päi­schen Freun­de sind zuver­sicht­lich, aber die Zei­ten haben sich seit 1890 oder 1900 eben geän­dert. Kurz­fris­tig ist es jeden­falls wich­tig, die Mas­sen­mi­gra­ti­on zu stop­pen – wodurch auch immer, sogar wenn man dazu »­cucken« muß wie in ­Däne­mark – und einen Pro­zeß der fried­li­chen Rück­füh­rung aus Deutsch­land und Eu­ropa einzuleiten.

Mit­tel­fris­tig ist es wich­tig, die Herr­schaft des »EU-Men­schen« zu bre­chen, einer beson­ders ver­ächt­li­chen Ver­si­on von ­Nietz­sches »letz­tem Men­schen«, der nicht nur Euro­pa beherrscht, son­dern auch gro­ße Tei­le sei­ner Bevöl­ke­rung aus­macht. Das sind Wesen ohne Geist, per­fekt dar­ge­stellt im Film L’auberge ­espa­gno­le – da kann man den Cha­rak­ter und die Men­ta­li­tät die­ses Typus wun­der­bar erken­nen. Jeder, der in Euro­pa Zeit ver­bracht hat, kennt die­sen Men­schen­schlag, er ist sehr häu­fig anzu­tref­fen. Solan­ge das der prä­gen­de Geist euro­päi­scher und deut­scher Kul­tur ist, wird nichts Gro­ßes geschehen.

Mit­tel­fris­tig muß die­ser Men­schen­ty­pus in den Hin­ter­grund rücken. Ich schrieb mein Buch teil­wei­se aus die­sem Grund – um einen ande­ren Men­schen­schlag auf­zu­we­cken. Beim Anblick sol­cher Men­schen fällt mir kein Sinn ein, den ihr Lebens haben könn­te, Exis­tenz, ja, aber dar­über hin­aus kein Grund. Dar­aus rüh­ren kei­ner­lei Gewalt­phan­ta­sien, eher ein nüch­ter­ner Blick: Der »EU-Mensch« hat nicht ein­mal selbst irgend­einen Grund für sei­ne Exis­tenz – effek­tiv schafft er sich damit also selbst ab, löscht sich selbst aus. Das Heil­mit­tel dage­gen kann nicht sein, »Fami­li­en­wer­te« oder die Reli­gi­on wie­der­zu­be­le­ben, denn das begrüßt er selbst ja auch. Es bedarf einer erwe­cken­den, ande­ren Visi­on der Zukunft, kompromißlos.

 

Wir haben zwar zu Anfang bereits fest­ge­stellt, daß Sie eigent­lich kei­ne Life­style-Tips geben. Den­noch möch­te ich Sie zum Schluß fra­gen: Was kann und soll der ein­zel­ne tun, der heu­te die glei­che tie­fe Unzu­frie­den­heit mit den Zustän­den fühlt wie wir?

 

BAP: Den vier­ten Teil von Bron­ze Age Mind­set schrieb ich mit die­ser Fra­ge im Hin­ter­kopf. Ich wür­de sagen: Es kommt auf die Inter­es­sen und den Cha­rak­ter an. Ich glau­be, der Ansatz der »Infil­tra­ti­on« ist wich­tig für die­je­ni­gen, die es kön­nen und zu denen er paßt. Er bie­tet ein rela­tiv nor­ma­les Leben und nor­ma­len Erfolg für die­je­ni­gen, die sich das wün­schen. Ich rede von der Infil­tra­ti­on, der Durch­drin­gung ver­schie­de­ner staat­li­cher Büro­kra­tien, nicht nur des ­Sicher­heits­ap­pa­rats auf allen Ebe­nen, inklu­si­ve Staats­an­wäl­ten und Rich­tern, son­dern auch ande­rer Orga­ne staat­li­cher Bürokratie.

Der Grund, ­war­um Trump sei­ne Agen­da in Ame­ri­ka nicht fried­lich durch­set­zen kann, ist die dau­ern­de Sabo­ta­ge und Befehls­ver­wei­ge­rung der per­ma­nen­ten Büro­kra­tie, die ihr eige­ner Regie­rungs­zweig gewor­den ist. Ich wün­sche mir auch die Infil­tra­ti­on des Mili­tärs, wo auch immer das mög­lich ist – in Ame­ri­ka ist es der­zeit sehr schwie­rig und unan­ge­nehm. Ich den­ke, ein erfolg­rei­cher Mili­tär­putsch in einer mit­tel­gro­ßen Nati­on, nicht etwa Bur­ki­na Faso, son­dern auf dem Niveau von Por­tu­gal oder Süd­ko­rea, der eine ver­nünf­ti­ge Regie­rung an die Macht bringt, könn­te Nach­ah­mer in ande­ren Län­dern auf den Plan rufen – aber das steht uns kei­nes­wegs bevor.

Ich selbst war nie geeig­net für so etwas, habe dar­aus aber auch nie einen Hehl gemacht. Ich mag Stö­run­gen des öffent­li­chen Frie­dens, Unru­he­stif­tung, aber Gerüch­te, daß ich jemals eine Mafia anfüh­ren könn­te, sind absurd. Ich den­ke aber trotz­dem, daß infor­mel­le und gehei­me Netz­wer­ke geschaf­fen wer­den müs­sen. Ich möch­te eigent­lich das Wort »Mafia« nicht ver­wen­den, aber die Mafia ent­stand aus einem Man­gel an guten Regie­run­gen und der unpar­tei­ischen Anwen­dung von Geset­zen her­aus. Dem­nach wird sich also ein oder wer­den sich meh­re­re Geheim­or­den von Män­nern bil­den, also wirk­lich gehei­me, die nicht auf den sozia­len Medi­en bewor­ben werden.

Ich den­ke, daß sich inzwi­schen jeder zumin­dest mit zwei oder drei Freun­den zusam­men­tun kann. Natür­lich muß auch hier aus­sor­tiert wer­den, aber sol­che Kleinst­grup­pen sind im Prin­zip immun gegen staat­li­che Durch­drin­gung und kön­nen extrem effek­tiv sein. Damit mei­ne ich übri­gens nichts Omi­nö­ses – eine klei­ne Grup­pe von hoch­ran­gi­gen Beam­ten in ver­schie­de­nen Regie­rungs­be­rei­chen kann, ganz legal und rech­tens, aller­lei Din­ge erreichen.

Dann gibt es noch Leu­te wie mich, die ein­fach kein nor­ma­les Leben leben kön­nen oder ­lite­ra­ri­sche, artis­ti­sche oder komö­di­an­ti­sche Ambi­tio­nen haben. Das wäre für mich »geis­ti­ge Kriegs­füh­rung«. Damit mei­ne ich kei­ne Pro­pa­gan­da, kei­ne Pre­dig­ten oder »beleh­ren­de Kunst«, son­dern ehr­li­che Kunst, die die Leu­te an eine poten­ti­el­le, gol­de­ne Zukunft erin­nert, die sie zur Wahr­heit inspiriert.

Humor ist da der bes­te Ver­bün­de­te, den­ke ich. Man soll­te sich auf die Deka­denz ein­las­sen und dabei die Wahr­heit pre­di­gen, so wie Céli­ne es tat und wie Hou­el­le­becq es heu­te noch tut. Mishi­ma war kein »tugend­haf­ter Min­ne­sän­ger« – er reis­te in die Tie­fen des moder­nen Lebens, in sei­nen Kern und noch wei­ter, und war so in der Lage, die Bedeu­tung des Schick­sals sei­nes Volks zu bewah­ren – und die Flam­me des Lebens der Mensch­heit über­haupt, für die kom­men­den Generationen.

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