Uwe Wolff. Geniale Paare

von Jörg Seidel --

Uwe Wolff ist immer inspiriert – wer seine Bücher liest, spürt die Beseelung und Begeisterung, wenn nicht Liebe, die sie antreibt, ganz gleich, ob es um Edzard Schaper, Hans Blumenberg, das Meer, Dänemark, Engel oder Heilige geht.

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Und inspi­rie­rend, denn das Ent­zü­cken und das Ent­rü­cken rei­ßen mit – und die Wei­te der beacker­ten Fel­der läßt nie­man­den unbe­lehrt zurück.

Wolffs neu­es Buch ent­hält 24 Dop­pel­por­träts – die meis­ten auf drei, vier Sei­ten gebannt – von sich durch­drin­gen­den Dya­den sel­te­ner Men­schen, deren eini­gen­des Band ihr Katho­li­zis­mus ist. Wolff selbst ist Kon­ver­tit und fei­ert die­se Befrei­ung und Erlö­sung vor dem Leser. Was er ent­fal­tet, durch­zieht die Jahr­tau­sen­de, und so beginnt sein Rei­gen des Außer­ge­wöhn­li­chen bei Jesus selbst und endet bei Johan­nes Paul II.

Die Tex­te wen­den sich in ers­ter Linie an die Glau­bens­ge­nos­sen und sol­len auch Übun­gen im Glau­ben sein; doch wagen sie den­noch die Anspra­che an alle ande­ren und dür­fen als Ein­la­dung gele­sen wer­den. Man muß sie lang­sam lesen, einen nach dem ande­ren, mit Pau­sen, bes­ser noch Näch­ten dazwi­schen. Anders wird man sich die asso­zia­ti­ons­rei­chen Arti­kel, die schnell zwi­schen Zei­ten und Orten wan­dern kön­nen, die auch eini­ges an Wis­sen und Wil­len vor­aus­set­zen, kaum in ihrer Fül­le erschlie­ßen können.

In jedem Bei­trag gibt es einen Wesens­satz, der zeit­los sein soll, aber nir­gend­wo fehlt auch der Ver­weis ins Jetzt und Hier. Wolff kon­fron­tiert so – fast neben­bei – das Ewi­ge mit dem Ver­gäng­li­chen und erdet – oder soll man bes­ser sagen: him­melt den Leser. »Genia­le Freun­de« sind für ihn »von Ewig­keit her für­ein­an­der bestimmt«, wes­halb die Tex­te auch den lan­gen Atem haben: Sie zei­gen das zeit­los Wah­re sol­cher Paa­re, aber sie wei­sen auch über das Momen­ta­ne hin­aus: »Das Leben der Kir­che ent­fal­tet sich in sehr lang­sa­men Zeit­räu­men.« Man könn­te mei­nen, Wolff wol­le sei­ne Hel­den und Hei­li­gen, deren oft »sper­ri­ges Leben«, aus dem Gewand der Theo­lo­gie, in wel­ches sie oft ein­ge­spon­nen sind, befrei­en, um einen unmit­tel­ba­re­ren Zugang zu bekom­men, einen, der auch das Wun­der nicht ausschließt.

Vie­le der Wirk­stät­ten hat sich der Autor offen­bar leib­haf­tig erschlos­sen. Neben Deutsch­land ist eine gewis­se Vor­lie­be für Skan­di­na­vi­en und die Schweiz nicht zu über­se­hen. So wer­den den meis­ten Lesern neben bekann­ten Got­tes­die­nern wie Bene­dikt von Nur­sia, Franz von Assi­si, Tere­sa von Ávila, Niko­laus von Flüe, Hil­de­gard etc. auch weit weni­ger bekann­te his­to­ri­sche Gestal­ten aus ande­ren Kul­tu­ren begegnen.

Beson­de­re Aus­zeich­nung erlan­gen schon auf­grund der unge­wöhn­li­chen Län­ge Katha­ri­na Emme­rick und Cle­mens Bren­ta­no, die Dros­te-Hüls­hoff sowie Hans Urs von Bal­tha­sar und Adri­en­ne von Speyr. Wäh­rend im letz­te­ren Fall auch eine gewis­se Skep­sis mit­schwingt, ist im Por­trät der Dros­te-Hüls­hoff wohl der ergrei­fends­te Text gelungen.

Bei aller Begeis­te­rung ist auch ein gewis­ser iro­ni­scher Ton nicht zu über­hö­ren, ins­be­son­de­re dann, wenn Wolff das Neue ins Alte ver­pflanzt, wenn er etwa von »Diver­si­tät« oder »geschlech­ter­sen­si­bler Spra­che« schreibt und gera­de dadurch das Ver­gäng­li­che greif­bar macht. Auf­fäl­lig auch die Bedeu­tung der Frau­en in die­sen Zwei­er­be­zie­hun­gen, die sich im übri­gen nicht an die Geschlech­ter­dif­fe­renz hal­ten; heu­te wür­de man von »star­ken Frau­en« spre­chen, ganz gleich, ob sie »im Hin­ter­grund wirk­ten« oder direkt die Prot­ago­nis­ten eines Gespan­nes waren.

Die »Lich­ter­ket­te gro­ßer Men­schen« mag den einen Erbau­ung sein, auch wenn sie den Pre­digt­ton mei­det, den ande­ren ein Geschichts- und Tra­di­ti­ons­buch, das bedeu­ten­de Tei­le »des abend­län­di­schen Erbes zum Leuch­ten« bringt. Es liegt am Leser, sich erleuch­ten zu las­sen oder sich zu ver­schlie­ßen, viel­leicht, weil man selbst gegen die sanf­ten mis­sio­na­ri­schen Unter­tö­ne noch emp­find­lich ist.

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Uwe Wolff. Genia­le Paa­re. Eine Kul­tur­ge­schich­te der Kir­che, Kiß­legg: Fe-Medi­en­ver­lag 2023. 208 S., 12,80 €

 

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