Jedes Gemeinwesen tendiert auf Dauer zur Entartung, indem es beispielsweise selbstverantwortetes Handeln beschränkt, abweichende Meinungen ächtet oder Willkür statt Recht walten läßt.
Ohne eine nennenswerte Zahl an Dissidenten droht der Gesellschaft somit ihr baldiger Übergang in autoritäre bzw. totalitäre Strukturen. Von daher erklären sich zeitübergreifende Wünsche nach realen wie künstlerisch imaginierten Vorbildern und ‑kämpfern, die sich unter Inkaufnahme erheblicher Nachteile dem freiheitsfeindlichen Trend entgegenstemmen.
Die folgende Typologie solcher Protagonisten der Weltliteratur zeigt exemplarische Formen des Widerspruchs und die ihnen zugrunde liegenden Motive. Die Skala reicht von bloßem Zweifel an der Richtigkeit einer vom Regierungssystem favorisierten »Wahrheit« über trotziges Beharren in einer Mehrheitstyrannei bis zur Bereitschaft, für das (eigene) Recht gegen dessen Mißbrauch notfalls auch mit der Waffe einzustehen.
Wer in Sachen Belletristik üblicherweise eher fremdelt (vgl. G. Scholdt: »Konservative und Literatur«, in: Sezession 39/2010, S. 22 – 26), möge sich immerhin bewußt machen: Die hier empfohlenen Texte behandeln auf – abgesehen von Orwell – gerade mal 450 Seiten (teils brandaktuelle) Politmodelle in höchster Anschaulichkeit und Konzentration. Das erspart die Lektüre etlicher soziologischer Lehrbücher.
George Orwell: 1984 (1949)
Mit diesem Werk können wir es kurz machen. Gibt es doch im alternativen Lager wohl kaum jemanden, dem dieser Klassiker eines modernen Politromans unbekannt wäre. Einschließlich seiner sich aufdrängenden aktuellen Parallelen in Sachen staatlich gefördertes Spitzelwesen, »Wahrheitsministerium«, Neusprech-Gebote, retrospektive Zensur und Geschichtspolitik, »Gedankenverbrechen« und ‑Polizei.
Nicht zu vergessen eine (auch heute geläufige) propagandistische Rundumbeschallung mit täglichem »Zwei-Minuten-Haß« gegen die Opposition. In dieser Volldiktatur bleibt für die Zentralfigur Winston Smith nur die undankbare Rolle, Opfer statt Held sein zu können. Die von ihm kurzfristig ersehnte Dissidenz hätte sich ohnehin nur im Untergrund realisieren lassen. Doch wird er schnellstens enttarnt, seelisch gebrochen und gehirngewaschen.
Eugène Ionesco: Die Nashörner (1957)
Was passiert, wenn sich eine Gemeinschaft Schritt für Schritt in eine dumpf trampelnde Nashornherde verwandelt, alles bedrohend, was zuvor humaner Verständigung und einem zivilen Herrschaftsdiskurs zugänglich war? Diese gerade einmal 17seitige Erzählung spielt diesen sozialen Erosionsprozeß im Sinn einer massenpsychologischen Fallstudie durch.
Ihn förderten gutmenschliches Verdrängen, sprachliches Bemänteln und dialektische Infragestellung des Problems im Verbund mit behördlicher Untätigkeit. Bald setzt ein Run (der Eliten) auf inzwischen mehrheitsfähige Positionen ein. Schlagworte wie »Gleichheit«, »Toleranz«, »Antidiskriminierung« oder »Auf der Höhe der Zeit bleiben« erweisen sich als argumentative Einfallstore für neue Ideologen. Als diese an die Macht gelangen, fackeln sie nicht lange, und am Ende bleibt einzig der Ich-Erzähler als unverwandelter Mensch übrig.
Bedrängt von Selbstzweifeln und Angstträumen, schließt er sich zu Hause ein. Isolation unterminiert seine Überzeugung und drängt ihn zur Anpassung. Einzig sein Charakter hindert ihn daran, ins Mehrheitslager zu desertieren. »Ich konnte es einfach nicht.« Die äußerst reduzierte Hoffnung dieser Fabel lautet somit: Echte Nonkonformisten werden durch Gewissen, Ekel, Trotz oder was auch sonst vom Übertritt ins Lager der Massenmenschen abgehalten. Sie sind zahlenmäßig klein, aber so unausrottbar wie für den Rest die Neigung zur Herde.
Christian Andersen: Des Kaisers neue Kleider (1837)
Darf man in diesem Kontext eine Märchenfigur anführen, gar noch ein Kind, das sich in seiner unschuldigen Reaktion der Brisanz seiner Äußerung gar nicht bewußt ist? Ich glaube, ja. Denn solche Naivität repräsentiert ja den (wieder zunehmenden) Anteil unseres Volkes, der sich den gesunden Menschenverstand noch nicht gänzlich hat abdressieren lassen – Pfahl im Fleisch einer Talmi-Elite, die sich nur mehr durch Ausgrenzung, Zensur und Verleumdung zu helfen weiß, wo etliche uns von »Experten« (in künstlicher Renommiersprache) applizierte Narrative auf dem Prüfstand stehen.
Darunter ein halbes Dutzend Globalagenden, die uns vom Segen einer überbordendenden Eurokratie und der Massenimmigration über das Gender-Unwesen und das Einknicken vor CO2- und Corona-Narrativen bis zu diversen angeblich erforderlichen Bellizismen überzeugen wollen – von Cancel Culture und Sprechverboten ganz zu schweigen.
In Andersens Geschichte verkaufen wortmächtige Betrüger dem Kaiser vermeintliche Wunderkleider, so fein, daß nur Amtstaugliche sie wahrnehmen. In Wirklichkeit gibt es sie nicht. Doch das auszusprechen, wagt kaum jemand. Alle schreckt die Behauptung, nur intellektuell Erleuchtete seien in der Lage, diese Innovation zu würdigen.
Als die heuchlerische Kollektivverdummung ihren Höhepunkt erreicht und der Kaiser nackt eine Prozession anführt, erweist sich einzig ein Kind noch als fähig, das Offensichtliche auszusprechen. Der Kaiser selbst unterwirft sich entgegen besserer Ahnung der Unvernunft und dem Machtkalkül. Auch er will sein Prestige nicht gefährden. Und wenig spricht dafür, daß unsere heutigen »Volksvertreter« stets verstehen, was sie angeblich verantworten. So kommt es zum lemminghaften »Augen zu und durch!« wie in Andersens Märchen: »›Aber er hat ja gar nichts an!‹ rief zuletzt das ganze Volk. Das ergriff den Kaiser, denn es schien ihm, sie hätten recht; aber er dachte bei sich: ‚Nun muß ich die Prozession durchhalten.‘ Und die Kammerherren gingen noch stolzer und trugen die Schleppe, die gar nicht da war.«
Sophokles: Antigone (Uraufführung der Tragödie um 442 v. Chr.)
Thebens König Kreon verbietet bei Todesstrafe, die Leiche des im Kampf gegen die eigene Polis gefallenen Polyneikes zu beerdigen. Sie bleibe unbestattet, den Tieren zum Fraß. Aus Schwesterliebe und treu dem göttlichen Gebot der Familienpflicht verstößt Ödipus’ Tochter Antigone gegen die Anordnung, worauf man sie lebendig in ein Felsengrab einschließt. Seher Teiresias und der Staatsrat stimmen Kreon zwar schließlich um, doch läßt sich die Familientragödie mit drei Selbsttötungen nicht mehr verhindern. Zurück bleibt ein vereinsamter Herrscher, dem Wahnsinn nahe.
An diesen Konflikt zwischen Offizialmoral und zeitübergreifendem Sittengesetz erinnern vergleichbare Peinlichkeiten der Gegenwart. Exemplarisch die Anti-Bitburg-Kampagne von 1985, als Bundeskanzler Kohl und US-Präsident Reagan auf dem dortigen Soldatenfriedhof eine Versöhnungsgeste beschlossen, um den Zweiten Weltkrieg auch emotional zu beenden.
Unter dem Vorwand, daß sich dort auch Gräber (rangniedriger) SS-Männer befanden, kam es zu weltweiten Protesten gegen eine angebliche deutsche Schuldnivellierung. Vergleichbare politische Lemurentänze mit der Exhumierung oder Anonymisierung der Gräber wiederholten sich nach dem Tod von Rudolf Heß oder des SS-Hauptsturmführers Erich Priebke. Selbst das Totengedenken eines langjährigen Mitglieds von Waldhof Mannheim, der für die NPD im Stadtrat saß, führte zum sofortigen Rücktritt des Pressesprechers. Im Umgang mit vergangenheitspolitisch heiklen Toten fehlt es uns also noch heute an Souveränität.
Sophokles’ Haltung gegenüber solch volkspädagogischer Abschreckung ist eindeutig: Tote nochmals zu »morden« bzw. ihr Ableben tagespolitisch auszubeuten, sei schmählich: »Nach Ermordeten / Stich nicht; Gestorbne wieder morden, welcher Ruhm?« Das spürt Antigone, die nicht zögert, ihrem Bruder, was immer er getan haben mochte, die letzte Reverenz zu erweisen. Und dies macht den über Jahrtausende währenden Ruhm dieser Rebellin aus.
Heinrich von Kleist: Michael Kohlhaas (1810)
Der Titelheld der Novelle von einem, der auszog, sich das ihm durch Adelsintrigen verweigerte Recht per Selbsthilfe zurückzuholen, ist zur mythischen Figur der Rechtsgeschichte geworden. Alles beginnt mit zwei unzulässig als Pfand einbehaltenen Pferden, die sich bei Rückkehr des Roßhändlers Kohlhaas in jämmerlichem Zustand befinden und am Ende der Handlung auf kurfürstlich-brandenburgischen Gerichtsentscheid hin vom Junker von Tronka als Sühne wieder aufgefüttert werden müssen.
Dazwischen liegt eine leidenschaftliche, teils juristische, teils gewaltsame Auseinandersetzung, geprägt von Kabalen und Vermittlungsversuchen. Als Kohlhaas’ Frau dabei zu Tode kommt, zieht er sengend und mordend gegen Schlösser und Städte. Am Ende sieht er frohgemut der Vollstreckung seines Todesurteils entgegen, weil auch sein Prozeßgegner dem Recht unterworfen wurde.
Um seinen Typus zu kennzeichnen, haben sich leider zwei ungleichwertige Bedeutungen durchgesetzt. Als Kohlhaas-Natur gilt einerseits ein mutig-kompromißloser Rechtskämpfer, andererseits ein bloß querulatorischer Eiferer um Nichtigkeiten. Doch mit dessen Verhalten hat Kleists Kohlhaas nichts gemein. Auch wo wegen zweier malträtierter Pferde Hunderte Menschen ihr Leben lassen müssen, gilt sein Kampf einem der höchsten ideellen Güter, indem er den Staat an seine vornehmste Pflicht der Rechtswahrung erinnert.
Kohlhaas’ Replik auf Luther, der sei verstoßen, »dem der Schutz der Gesetze versagt ist«, berührt noch heute, wo die aktuelle Rechtsstaatsgefährdung durch eine zunehmend politisch instrumentalisierte Justiz täglich sinnfälliger wird. (Man denke an den Prozeß gegen Höcke in Halle.) Das wahrt seinen Status als imponierender Sympathieträger, so ambivalent und problematisch sich sein Handeln auch erweist.
Schließlich zeigt Kleist in ihm zugleich ein unaufhebbares Dilemma und eine tragische Paradoxie, insofern die couragiert versuchte Heilung der Gesellschaft diese erneut verletzt. Denn der Unbeugsame, der herrschaftsbedingte Ungerechtigkeit nicht hinnimmt, schafft durch solche Selbsthilfe nicht schlicht Gerechtigkeit. Auch taktisch spricht wenig für ihn. Denn natürlich nutzen die Mächtigen Gewaltaktionen weidlich zur Selbstrechtfertigung.
Tatexzesse gelten ihnen als Scheinbeweis für das von Anfang an Abwegige von Kohlhaas’ Anliegen. Und die etablierte Macht verfügt über Mittel, Informationen entsprechend zu filtern. Das ist die Zwickmühle, in die jeder gerät, der sein Recht selbst in die Hand nimmt. Es sei denn, er siegte als Revolutionär, eine Chance unter Tausenden, die alles ändert, nicht zuletzt die Wahrnehmung der »Wahrheit«.
Henrik Ibsen: Volksfeind (Uraufführung 1883)
Das Drama veranschaulicht das Verhältnis von Wahrheitssuche und politischer Repression sowie den schnellen Umschlag von »Hosianna!« zu »Kreuziget ihn!« am Schicksal des Kurarztes Dr. Tomas Stockmann. Die von ihm initiierte Badeanstalt hat wesentlich zum Aufschwung seiner Gemeinde beigetragen. Doch etliche Typhusfälle nötigten ihn zu einer Untersuchung. Sie ergibt eine Vergiftung des Wassers durch die Gerberei seines Schwiegervaters.
Die zunächst dankbare Anerkennung der Bürger für diese Aufklärung schmilzt in dem Maße, wie die Stadtverwaltung die hohen Sanierungskosten ins Spiel bringt. Und da Stockmann es trotz finanzieller Avancen ablehnt, ein beschwichtigendes Gutachten zu verfassen, wendet sich das Blatt.
Die anfangs am Skandal interessierte Presse arrangiert sich mit der Macht und verweigert Stockmann den Abdruck seiner medizinischen Analyse. Einstige Oppositionelle hängen ihr Fähnchen nach dem Wind und provozieren ihn zur heftigen Parteienschelte. Auch in der Volksversammlung verliert der politisch Unerfahrene die Zustimmung, als er sich zu demokratieskeptischen Fundamentalismen und pauschalisierenden Schmähungen der wankelmütigen Bürger hinreißen läßt. Sie seien willfährige, eine Diktatur fördernde Massenmenschen. Der »gefährlichste Feind der Wahrheit und der Freiheit« sei »die kompakte Majorität«. Daher müsse nicht nur die giftige Sickergrube, sondern die »ganze Gesellschaftsordnung« »gereinigt« werden.
In der Folge erklärt man ihn öffentlich zum »Volksfeind«, und die (auch heute gängigen) Repressalien setzen ein. Anonyme Schmähbriefe, Gewalt gegen ihn und sein Haus, Belästigung seiner Familie, die gesellschaftlich wie beruflich in Sippenhaft genommen wird. Angeekelt denkt er ans Auswandern, bevor er sich trotzig zum Bleiben entschließt. Seines Amts und sonstiger Bindungen beraubt, wähnt er sich nun als übermächtig, da er nur mehr für sich selbst stehe.
Immerhin will er sein Aufklärungswerk mit unverbildeten, einfachen Menschen fortsetzen. In Stockmann zeichnet Ibsen kein Vorbild schlechthin. Eher das lehrreiche Psychogramm eines Rebellen, dessen Verbitterung ihn auch mal zu unüberlegten Wortradikalismen treibt. So schließt sich der Teufelskreis im Sinne der Herrschaft, die auf solche Provokationen nur wartet, um die medial verhetzte Masse scheinmoralisch zu manipulieren.
Jean-Paul Sartre: Die Fliegen (Uraufführung 1943)
Ausgangspunkt der Dramenhandlung ist der Mord an König Agamemnon, dem Sieger über Troja. Er wurde von seiner Frau Klytämnestra und ihrem Liebhaber Ägisth erschlagen, die in Argos herrschen. Orest, Sohn des Ermordeten, kehrt in eine graue Stadt voller Fliegen zurück, Symbole von Unterdrückung durch einen von den Machthabern etablierten Reuekult. Orest als existentialistischer Freiheitsheld tötet das Regentenpaar und begreift dies als eine stellvertretend für die Bürger von Argos vollbrachte emanzipatorische Tat, mit der er die Gemeinde vom Übel des schlechten Gewissens befreit.
Das 1943 im besetzten Paris uraufgeführte verdeckte Résistance-Stück sollte die Franzosen aus der Depression ihrer Niederlage erlösen. 1947 hatte es auch in Deutschland Premiere im Kontext von alliierter Deutschlandpolitik, ReEducation, Nürnberger Prozeß, Entnazifizierung und Kollektivschuld-Anklagen, die über Generationen in immer neuen Sprachvarianten (wie etwa »Kollektivscham«) weitertransportiert werden.
Dagegen bekämpft Sartres Orest die Pseudomoral eines Schuldkults, der jenseits von selbstkritischer Erinnerung zu einem Herrschaftsinstrument verkam. Zur deutschen Erstausgabe 1947 schrieb der Autor: »Nach unserer Niederlage […] verfielen zu viele Franzosen der Mutlosigkeit […]. Ich aber schrieb Die Fliegen und versuchte zu zeigen, daß Selbstverleugnung nicht die Haltung war, die die Franzosen nach dem militärischen Zusammenbruch unseres Landes wählen durften […]. Heute haben die Deutschen das gleiche Problem.«
Auch für sie sei Selbstverleugnung »unfruchtbar«. In diesem Sinne bereut Orest seine Befreiungstat nicht und stellt Jupiter gegenüber klar: »Ich bin kein Schuldiger, und du wirst mich nicht dazu bringen, für etwas zu sühnen, was ich nicht als Verbrechen anerkenne.« Soziale Isolation akzeptiert er, den man ächten wird wie ein räudiges Schaf, weil er manche aus der politischen Reue-Apathie gerissen hat, die zugleich ein Stück emotionale Sicherheit bot.
Gabriel García Márquez: Der Oberst hat niemand, der ihm schreibt (1957)
Charakterfragen stellen sich parteiübergreifend. So sei auch dieser Kurzroman gepriesen, den Márquez, ein Freund Fidel Castros, verfaßt hat. Sein Titelheld verkörpert den wohl traurigsten Don Quijote, der sich denken läßt.
Nur seine Klappergestalt wie sein nicht mehr standesgemäßes Äußeres im Kontrast zur noblen Haltung, mit der er Krankheiten, Demütigungen und Schicksalsschläge erträgt, weisen die Spur zu seinem Ahnherrn: Miguel de Cervantes’ (gegen Windmühlen und den Zeitgeist kämpfenden) Ritter von La Mancha. Mit diesem romantisch-versponnenen Vertreter eines längst korrumpierten Konservativismus verbindet den Oberst das unerschütterte Festhalten an Werten.
Seit über 50 Jahren vertröstet man ihn (den ehemaligen Schatzmeister der Revolution im kolumbianischen Bezirk Macondo) hinsichtlich seiner Veteranenpension. Sein Sohn Augustín wurde beim Austeilen von Flugblättern durch Schergen der Militärjunta erschossen. An ihn erinnert einzig ein Kampfhahn, dessen Futterkosten den völlig Verarmten zusätzlich belasten. Seine schwer asthmatische Frau drängt daher zum Verkauf, und an der Grenze zum Verhungern geht der Oberst darauf ein. Doch als er ihn im Trainingscamp kämpfen sieht und die Begeisterung bei den Untergrundkameraden seines Sohnes spürt, ändert er den Entschluß.
Im tapferen Tier sieht dieser »kindliche Rebell, der eine saubere und gerechte Welt sucht« (so der Übersetzer Curt Meyer-Clason), ein Zeichen der Verbundenheit mit den aufbegehrenden jungen Kräften, ein Signal neu erwachten Muts.
Der Text endet mit der völlig verzweifelten Frage seiner Gattin, was man in den verbleibenden Wochen bis zum ersehnten Wettkampfgewinn denn essen solle, und der provozierenden Schlußpointe: »Der Oberst hatte […] fünfundsiebzig Jahre seines Lebens, Minute für Minute gebraucht, um diesen Augenblick zu erreichen. Er fühlte sich rein, unbedingt und unbesiegbar in der Sekunde, als er antwortete: ›Scheiße.‹« Er und sein Kampfhahn sind nicht (ver-)käuflich.