Dann, so Schirrmann, „überfiel mich plötzlich der Gedanke: Jedem wanderwichtigen Ort in Tagesmarschabständen gleich Schule und Turnhalle auch eine gastliche Jugendherberge zur Einkehr für die wanderfrohe Jugend Deutschlands ohne Unterschied“ zu schaffen.
Jener Gedankenblitz am 26. August 1909 datiert als Geburtstag der deutschen Jugendherbergsbewegung – und zugleich dieser Initiative in aller Welt. 1910 schrieb Schirrmann einen Aufsatz, in dem er seine Gedanken über „Volksschülerherbergen“ darlegte.
Auch die Knaben und Mädchen des gemeinen Mannes müssen frischfröhliches Wandern als Gegengewicht für die Stubenhockerzeit ihrer Schuljahre üben. … Wie denke ich mir nun zweckmäßige Herbergen für das gewaltige Heer der Volksschüler? …
Jede Stadt und fast jedes Dorf hat eine Volksschule, die in den Ferien mit leeren Räumen geradezu darauf wartet, in einen Schlaf- und Speisesaal für wanderlustige Kinder verwandelt zu werden. Zwei Klassenzimmer genügen, eins für Buben, eins für Mädel. Die Bänke werden teilweise übereinander gesetzt. Das gibt freien Raum zur Aufstellung von 15 Betten. …
Jede Lagerstatt besteht aus einen straff mit Stroh gestopften Sack und Kopfpolster, 2 Bettüchern und einer Wolldecke …
Jedes Kind wird angehalten, seine Lagerstatt wieder fein säuberlich in Ordnung zu bringen“.
Heute bietet das Jugendherbergswerk Vollpension mit Endreinigung und Lunchpaket (Fanta statt Pfefferminztee) sowie Wellness‑, Outdoor- (!), Motorrad-Kreativprogramme und dergleichen Unterhaltung an. Trotz angepriesener „Familienfreundlichkeit“ und auch unter Verzicht auf Animationsprogramme wird die mehrköpfige Familie mit dem Billigflieger am Mittelmeer preisgünstiger urlauben, leider.