Ich möchte in diesem Beitrag gar nicht so sehr die Policy-Aspekte bewerten oder analysieren. ob Trump nun ein „rechter Politiker“ ist, der einem bestimmten Ideal entspricht. Das gesamte US-amerikanische Politshowgeschäft ist intellektuell flach, bizarr und vulgär. Unter den grundsätzlichen Rechten dürfte Einigkeit darüber herrschen, daß allein die Person Trump weniger wichtig ist als die dahinterstehende Bewegung des „Trumpismus“.
Diese Bewegung und ihre Anhänger ähneln in ihren demographischen, politischen und kulturellen Eigenschaften und Einstellungen durchaus auch den Wählerprofilen rechtspopulistischer Parteien in Europa. Schon deshalb lohnt der nüchterne analytische Blick auf die US-Wahlen.
Als Trump 2021 das Weiße Haus verlassen musste, setzte er sich recht schnell mit einem Beraterteam zusammen, um die Feldoperationen für eine erneute Präsidentschaftskandidatur 2024 zu planen und zu koordinieren. Seine Kampagnenmanager Susie Wiles und Chris LaCivita versuchten bereits früh, die MAGA-Bewegung kommunikativ auf ein eher moderates und an die politische Mitte angeschlossenes Fundament zu stellen.
Sie sahen die Wachstumspotentiale für Trump vor allem bei Wähler der Latino-Community und den Schwarzen und versuchten, Trump in ein eher staatsmännisch wirkendes Korsett zu pressen. Man wollte die Fehleranfälligkeit und das Skandalpotential der Kampagne möglichst minimieren und den Kandidaten lieber geschliffene Reden vom Teleprompter ablesen lassen, anstatt Trump einfach Trump sein zu lassen. Als Joe Biden noch im Rennen war, ging diese Strategie zuweilen auf. Nicht, weil die Trump-Kampagne besonders stark wirkte, sondern weil der Amtsinhaber ein dankbarer Gegner war.
Mit dem Einstieg von Kamala Harris kippten jedoch die Umfragen zuungunsten der Republikaner und Trumps Kampagnenteam wurde zunehmend nervöser. Der tatsächliche Strategiewechsel, der Trump am Ende in den Umfragen zu Harris gleichauf ziehen ließ, kam laut Insiderberichten durch Trump selbst. Trump hat eine außerordentlich gute Sensorik dafür, wie er die Gesetze der Aufmerksamkeitsökonomie zu seinem Vorteil nutzen kann. Mittels dem McDonalds-PR-Termin, dem Müllmann-Auftritt und einem Auftritt beim weltweit reichweitenstärksten Podcaster Joe Rogan konnte Trump auf den letzten Metern der Kampagne die kommunikative Lufthoheit zurückerobern.
Er setzte sich zuletzt in unkonventionelle Medienformate und sandte entscheidende Solidaritäts- und Identifikationssignale an die weiße Arbeiter- und Mittelklasse aus. Während Trump in einem McDonalds Pommes verteilte, inszenierte sich seine Konkurrentin in dem Hochglanz-Modemagazin „Vogue“ und holte sich auf ihren Wahlpartys die Unterstützung der gesamten amerikanischen „Celebrity-Szene“.
Dieser kulturelle und lebensweltliche Kontrast dürfte gegen Ende des Wahlkampfes nochmal ein entscheidender kommunikativer Faktor gewesen sein, der Trump unter anderem auch in den wichtigen Arbeiter-Swing-States wie Wisconsin und Michigan den Gewinn gesichert hat.
Trotz aller Umfragen, die bis zum Wahlabend ein knappes Kopf-an-Kopf Rennen prognostizierten, waren sich die Strategen und Analysten der Demokraten ihres Triumphs über Trump selbst am Wahlabend noch gewiß. Anhand der registrierten Frühwähler und Briefwahlen gingen sie davon aus, daß Trump seine eigene Wählerbasis im Vergleich zu 2020 kaum erweitert haben dürfte.
Das Harris-Team war sich sicher, daß man bei den absoluten Stimmen mindestens das Rekordergebnis von Joe Biden 2020 übertrumpfen würde. Diese Hoffnung wurde durch die langen Schlangen vor den Wahllokalen weiter genährt. Da die Trump-Kampagne diesmal außergewöhnlich viele Brief- und Frühwähler mobilisieren konnte, ging man fest davon aus, daß am Wahltag selbst keine republikanische Wählerbasis mehr übrigbleiben würde, die in die Lokale geht. Eine hohe Wahlbeteiligung am Wahltag würde daher ausschließlich den Demokraten nützen. Doch es kam bekanntlich anders.
Trump konnte im gesamten Land deutliche Zuwächse verzeichnen. Erstmals seit 20 Jahren konnte ein Republikaner auch den „Popular-Vote“ (absoluter Stimmenanteil) gewinnen.
Im Schnitt haben sich die Stimmen um 4,6% in Richtung Republikaner verschoben. Dies ist die größte politische Trendverschiebung in den USA seit der Obama-Kampagne 2008 (7,3% in Richtung Demokraten). Verantwortlich dafür waren vor allem überraschende Demobilisierungseffekte bei den Demokraten und wachsende Wählergruppen für Trump bei jungen Männern, Latinos (+13%) und in urbanen Regionen. Insbesondere letzterer Punkt dürfte den entscheidenden Ausschlag zum Gewinn der wichtigen Swing-States gegeben haben. In Städten wie Las Vegas (Nevada) oder Detroit (Michigan) konnte Trump teilweise um mehr als 6% zulegen.
Dies reicht aber noch lange nicht, um die Städte auch zu gewinnen. Doch in einem faktischen Zweiparteiensystem kommt es darauf an, die gegnerische Wählerbasis zu demobilisieren und die eigene mindestens zu halten. Deutlich wurde dies auch in New York City – eine Hochburg der demokratischen Partei –, wo sich ebenfalls die Stimmengewichte um 3–4% in Richtung Trump bewegten.
Die Stadt vs. Land-Konfliktlinie wird die politische Landschaft in den USA jedenfalls auch in den kommenden Jahren weiter prägen. Für die Demokraten war dieser Wahlabend jedoch gerade deshalb so vernichtend, weil sie innerhalb ihrer Hochburgen und Kernmilieus deutlich schlechter performten als erwartet. Mit einer Kandidatin wie Harris, weiblich und schwarz, wollte man eigentlich die Mobilisierungskraft der Biden-Kampagne von 2020 noch übertrumpfen. Doch keine der entscheidenden demographischen Gruppen entschied sich für die Demokraten. Lediglich in weißen Vororten konnte Harris leicht zulegen, was aber die Trump-Dominanz in dieser Wählergruppe keineswegs brechen konnte.
Die sozialen Muster und dazugehörigen Gegensätze zwischen Trump und Harris sind ähnlich wie auch in den westeuropäischen Parteisystemen. Harris mobilisiert wohlhabende und sozial bessergestellte Milieus mit einem deutlichen Überhang bei jungen Frauen und farbigen Wählergruppen, während Trump die enttäuschte Mittelschicht, Arbeiter und Männer mittleren Alters abholt. Je geringer der Akademikeranteil und je höher der Anteil an ärmeren Menschen in einem County (Wahlkreis), umso höher steigt die Beliebtheit für Donald Trump.
Auch bei den thematischen Priorisierungen zeigten sich deutliche Unterschiede. Für Trump-Wähler waren es vor allem konkrete Themen wie die Wirtschaft und die Migrationspolitik, während Harris-Wählergruppen sich für die klassischen linksliberalen Klientelthemen wie das Recht auf Abtreibung interessierten.
Im Vorfeld gab es auch auf Seiten der Republikaner einige Bedenken, ob man die strukturellen Nachteile der steigenden Urbanisierung und der wachsenden Anteile farbiger Gruppen mit der eigenen Wählerbasis ausgleichen könne. Wahlkämpfe sind zwar kommunikative Schlachten. Doch die Schlüsselfaktoren bleiben organisatorischer, logistischer und demographischer Natur.
Trumps Wählerkoalition mit der durchschnittlichen unzufriedenen Arbeiterschaft ermöglicht es ihm, über lebensweltliche Kontrastbilder eine gemeinsame Identifikation zu schaffen – “Wir gegen das abgehobene Establishment in Washington” – Wir gegen die selbstgerechte Woke-Blase. Dieses Bild hat eine identitätsübergreifende Anziehungskraft.
Trump bleibt in diesem Fall nur die Projektionsfläche eines tiefsitzenden Unbehagens über Transformationsprozesse des Globalismus und der Moderne. Die Figur Trump ist für seine Wähler kein klassischer politischer Problemlöser, sondern zuerst jemand, der ihre Sprache spricht. Genau deshalb waren über die gesamte Kampagne auch seine eigenen PR-Berater völlig verwundert, wie ihm keiner der endlosen Vernichtungsfeldzüge der Mainstreammedien irgendwas anhaben konnte. Trump ist populär, weil er sprachlich und habituell eine Identifikationskette zu seinen Anhängern aufbauen kann, aber dennoch autoritär genug wirkt, damit er als Führungsfigur einer großen Bewegung respektiert bleibt.
Das alte neokonservative Republikaner-Establishment mußte einmal mehr einsehen, dass Trump und die MAGA-Bewegung ihr einziger Trumpf ist, um Wahlen zu gewinnen. Trump hat ihnen schließlich nun auch die Mehrheiten im Senat und dem Repräsentantenhaus gesichert.
Kaum ein GOP-Kandidat ist in der Partei ohne die Unterstützung Trumps noch mehrheitsfähig. Trump hat nun alle Gestaltungsmittel auf dem Tisch liegen. Er ist Präsident, hat seine Partei unter Kontrolle sowie die Mehrheiten in den Parlamentskammern und am Supreme-Court geschaffen. Und er hat die Erfahrungen aus der ersten Präsidentschaft, die sehr deutlich die Machtlimitierungen bei fehlenden Personalressourcen unterstrichen haben. Die Erwartungen bei einer derartigen Machtfülle sind hoch.
tearjerker
Trump hat gewonnen, weil er die ultimative Rampensau ist und Personen und nicht Programme gewählt werden. 2016 hat er das Wettbewerbsfeld der Roten im Vorbeigehen pulverisiert, trat gegen eine in Teilen ihrer Stammwählerschaft unbeliebte Kandidatin an und fuhr die bessere Kampagne. 2020 war eine irreguläre Wahl in jeder Beziehung und 2024 wäre nicht passiert, wenn man den Ausfall Professor Hastigs weiter hätte vertuschen können um dann aus Not eine Kandidatin zu benennen, die sich nie öffentlich profilieren konnte. Der fähige Nachwuchs der Roten wie der Blauen hat sich ab 16 zurückgezogen, weil nunmal jeder gegenüber einem Immo-Haifisch, der sich seit mehr als 50 Jahren gg die NY-Justiz und das Mafia-Umfeld in seiner Stadt behauptete, alt aussieht. Das haben die Mumien wie Pelosi, Schumer und Co genutzt um ihr Mandat um 10 Jahre zu verlängern. Jetzt haben sie's komplett versaut.